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Nr. >77. Aller Tageblatt und Anzettler für da» Erzgebirge. Donnerstag, den 28. November 1918. 2 3 ti Antrag r-'ichis Ein tm verln «rschicner geschnffei den Zci»> lender ko r Lr d«» Her W-tiin Hohifeld „KSnige" interessa« Ersoly z dellkate- Leider in näher «i Ausmerks reichsten SNlLM' die Wi in Sar schlussk! schrifter Themn B« ratssi steher z sich der Beiugni haben, toffsl- i GutSbei Gem.-N an. D» weiterm Aeltesic, den En nach au der 1, «erhi Liens und zier«, entlas ntso» bilden Lieb« der di Korps S mtnisl Mr sc ter A yändli Die Münchener Ltorrcspondenz Hoffmann erklärt: bayrischen Minister des Aeußcrn Eisner wurde Meine politische Meldungen. Besetzung Wiens durch Italiener. Der „Eorriere" in Mailand meldet, daß italienische Truppen zur Besetzung Wiens ab. gegangen seien und droht mit der Besetzung Münchens. <!) Südtirol endgültig geraubt? Wie der Bozener „Tiroler" meldet, geben die Italiener in Südtirol bekannt, daß die Besetzung des Landes bis zum Reschenschetdeck, zum Brenner und Toblnch als endgültig an zu sehen sei. Die Offensive Rumäniens gegen Ungarn. Die „Morning Post" meldet aus Jassy: D e r K ö n i g hat den Oberbe fehl über das in Siebenbürgen einmarschierende rumänische Heer übernommen. Das mobilsierte Herr Ist 4S0 000 Mann stark. General Hoffmann interniert. Wie der Züricher Anzeiger vernimmt, ist der von den Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk allgemein bekannte General Hoffmann in der Festung Kowno in Litauen vorläufig interniert worden. Prinz Leopold von Bayern, der noch Anfang November in Kiew weilte, ist in einem Dorf« in der Nähe von Kvwno Interniert. Nü ckk e h r d e r He lg ol ä nd e r. Die In Altona wohnenden Helgoländer, die seit Kriegsbeginn von der Insel fortgeschafft worden waren, haben Anweisung erhalten, in der nächsten Woche mit ihren Habseligkeiten nach Helgoland zurückzukehren. Es handelt sich um 2000 Personen. Internationalisierung Rußland,? Laut „Financial News" herrscht in der Londoner City die Auffassung, daß di« Ereig nisse zu einer Art internationaler Souveränität über Nuhland drängen, nach dem Beispiel der britischen Ucbcrwachung i» Aegypten. Bolschewistischer Anschlag in der Schweiz. Die Züricher „Morgenzeitung" erfährt, daß es bolschewistischen Schweizer Sozialisten gelungen sei, einen Anschlag gegen die staatliche Munitionsfabrik/ der Schweiz, die sich in Chur befindet, auszuüben und dort SO 000 Pa-, .tronen zu entwenden. ! Amerikanischer Wahlfeldzug. Im Staate Ohio wurde amtlich ein Wahlfeldzug für die Wahl des Generals Pershlng zum Präsidenten der Bereinigten Staaten für das Jahr 1V20 eröffnet. Keine Rückgabe d e u t s ch e r K o I o n i en. Der englische Sklinistcr Churchill sagte in einer in Vundre »shallenen Nede, daß keine deutsche K vlonl« Deutschland jemals z u r ü ck g e g e l> e n und ebenso kein eroberter Teil türkischen Gebiete» der Türkei zurückersiattet werden solle. aus r schräkt Zeitui sind 1 nur n dem 8 und 8 Drucks Briest fremdt den a mittel erhalt, « In eil Geheiri samten wolle. Tagess hunder das -v übriger h-rtien Don Staät unä Lanä. Au«, 29. November. t. Weitere TtiftWigem für hie hcimtehreudeu Lrup« t'en. Für die in Aue erwarteten Landsturmbatatllone haben weiter gestiftet r Herr Kommerzienrat Ganten berg 600 Mark, die Firma Grd mann KirchetK 600 Mark, Herr Daniel Ullmann 200 EintrittA- karten für sein Panorama. Von der Stiftung des Apollo-Ltchtspielhau« ses haben wir unseren Lesern Kenntnts gegeben, obri« dass wir dabet der Frage Gewicht peilegten, ob di«! Stiftung von der Firma, oder von dem Mitbesitzer Herrn Berthold für seine Person gemacht worden ist. Au» der Form unserer Notiz war da- ktzteve zu schliessen. Herr Berthold bittet Uns, milznktlen, das; er die Stiftung für seine Firma gemacht habe und daß er von der Abfassung unserer Notiz kein« Kenntnts batte. Leben,mittel am Freitag: Graupen, Zwieback, Kinder gerstenmrhl. Erhöhung der Brotration in Au«. Nunmehr ist die Bekanntmachung der Amt-Hauptmannschaft Schwarzenberg erschienen, durch die ab 1. Dezember eine Erhöhung der Brotration tm Bezirke Schwarzenberg eintritt. Die Bekanntmachung ist in der heutigen Stummer unsere» Blattes veröffentlicht. Versammlung der Fortschrittlichen Bolkepartei in Aue. Morgen Freitag, abend 6 Uhr wird im „Blauen Engel" hterselbst eine Hauptversammlung der Fortschrittlichen Volks« Partei stattfinden, in der u. a. über den Beitritt zur Deutschen Demokratischen Partei (nicht d- Bolkspartei) beschlos sen werden soll. Das Referat hat Herr Oberlehrer Hetz. Die Jahrmarktsbudenstadt ist über Nacht erstanden und in ihren Gassen drängen sich die Neugierigen um die Herrlichkeiten zu bestaunen, die vor ihnen ausgebreitet sind. Im Allgemeinen hat sich das Bild gegen das Vor jahr wenig geändert — es ist im wesentlichen Kriegsware zu Kriegspreisen, die angeboten wird. Die Jahrmärkte in den Städten überleben sich immer mehr und in nicht allzu ferner Zeit werden sie nur noch auf entlegenen Dörfern zu finden sein. Selbsthilfe »ei Kleingelvrnangcl. Zur Behebung des Kleingeldmangels schreibt man unS r Fast ein jedes Geschäft hat ein Konto bei der Giro lasse und kann aus dieses Platzanweisungen ausstelien, für di« die Girokasse Vordrucke bereit hält, über 5 oder 10 oder 20 Mark. Die Unterschrift des Geschäftsinhabers ist gut für seine Angestellten und Arbeiter. Sie ist auch gut für jeden anderen Geschäftsmann am Ort, der die Unterschrift kennt und deshalb gehen solche Platz anweisungen in der Stadt und ihrer Umgebung von Hand zu Hand. Auch die öffentlichen Kassen nehmen sie und lassen sie sich "bet der Giror'asse gutp schreiben. Es hat also jedermann die Möglichkeit, sich selbst zu helfen. Nehme deshalb Jeder ein Girokonti und benutze es richtig, dann gibt es keinen Geldman gel, weder für uns noch Mr das Reich. Hauofchlachtungen bi« 81. Dezember 1918 gestattet Mit Rücksicht auf die Lage der Kartoffel- und Getreide versorgung hat dor Staatssekretär dcS Reichscrnährungs« omis die Bundesregierungen ersucht, anzuvrdncn, dass die HauSschiachlungen bis zum 3t. Dezember !9I8 beendet sein müssen und nur in besonderen Ausnahmcfälleneine Verlängerung des Termins zuzulassen ist. Die nach dem 1. Januar 1919 noch in den Beständen ohne Genehmigung befindlichen schlachtsähigen Schweine sind, abgesehen von den Zuchtschweinen, auf deren Erhaltung mit allen Mitten hinzuwirken ist, und von noch nicht abgenommenen Vertragsschweinen, möglichst ohne Verzug zur Erfüllung der Schlachtviehumlage heranzuziehen. Gegen Erldhamfterei und Steuerflucht richtet sich eine Bekanntmachung, die das sächsische Finanzministe rium erläßt. Es heißt darin u. a.: Der Staatssekretär des RcichSschatzamts hat sich über das Finanzprograrsim der neuen Regierung wie folgt ausgelassen: Die neue Regierung denkt nicht daran, irgend etwas von den Be dingungen der Kriegsanleihen, sowohl was die Schuldverschreibungen, wie auch, waS die Reichsschatzan weisungen betrifft, zuungunsten der Anleihebesitzer zu ändern. Was den Besitzern der Kriegsanleihen versprochen ist, werden wir unbedingt halten. Die Noten- und ÄeId- Ha msteret hat sich zu einen Unfug ausgewachsen. Stocken die Zahlungen, so können heute mit Leichtigkeit Unruhen entstehen. Darüber hinaus schwächen diese aus derZahluugS- not sich ergebenden Zustände iu unserem wirtschaftlichen Leben unseren Kredit im Auslände und wirken auf die Gestaltung unserer Valuta an den ncuträlen Märkten ungünstig ein. Außerdem sollte man bedenken, daß in den Randgebieten Deutschlands die Neigung, beim Deutschen Reiche zu bleiben, durch kaum etwas anderes so stark geschwächt werden kann, wie durch Unsicherheit und Wirrwarr in unserem Geldverkehr und darüber hinanS in unserem Wirtschaftsleben. Ich werde gegen die Steuer hinterziehung in jeder Form mit der äußersten Schärfe vorgehen. Auch die sächsische Regierung steht auf dem vom Reichsschatzsekretär dargelegtcn Standpunkte und wird auch ihrerseits alle Mittel mit rücksichtsloser Schärfe in Anwendung bringen, um der gemeinschädlichen Noten- und Geldhamstcrei entgegcnzutreten und Steuer- hinterziehuugen in jeder Form zu unterbinden. Insbesondere wird auch die Verbringung von Vermögen außer Landes zwecks Steuerhinterziehung mit allen Mitteln be kämpft und mit strengen Strafen geahndet werden. Entlassung von Offizieren. Bekanntmachung des Ver. revol. Arbeiter- und Soldaeenrates und des Ministeriums für Miiitärwesen: 1. Offiziere des Beurlaubtenstandes aller Nangklassen, die bis zum 8. Nov. 1918 bet den Heimat« formativuen Dienst getan, diesen Dienst aber verlassen und bis zum 20. Nov. 1918 nicht wieder ausgenommen haben, werden hiermit aus dem sächs. Heere entlassen. 2. Des weiteren sind zu entlassen diejenigen Offiziere des Beurlaubtenstandes, die keine dienstliche Verwendung mehr finden können. 3. Etwaige Versorgungoansprüche haben die Entlassenen bet den für ihren Wohnort zuständigen Bezirks kommandos geltend zu machen. «ine MafsknversaMmMng Miver UutcrMzlere pe» Korp-bereWe» IS. Mehrer« hundert Unteroffiziere des KorPSbezirka 19 versammelten sich dieser Tage in Leipzig und nahmen Stellung zu den politischen Uin- ivälzungen. Es wurde eine Resolution einstimmig an genommen und an di« Ministerien für Mtlttürwesenl Berlin und Dresden, sowie an den Rat der Polks'be- austragten Berlin abgesandt, in der e» heißt l. Die ckb« tiven Unteroffiziere stehen entschieden auf dein Boden der politischen Neuordnung. Sie fordern aber» 1. Daß die neu« Regierung die von der alten Regierung übernommenen Verpflichtungen gegenüber den Unter- ofsi-ieren in vollem Umfang« aufrecht erhält und daß sie die durch den Krieg auf» schwerste betroffenen' pn» teroffizte« wirtschaftlich jich-rpellt. 2. Schadloshaltung vridmanll-WlMg Mr die Zchulü sm Wege. kin »kirne» vrNrnmnlr. Nunmehr hat auch der frühere Reichskanzler Bethl« mann,Hvlln>eg im Anschluß an die bayerischen, jetzt anscheinend aber wieder eingestellten Veröffentli chungen über die Schuld am Kriege in einer Unter haltung mit einem Vertreter der „Deutschen Allgemei nen Zeitung" sich über diese delikate Frage geäußert Nachdem er zunächst darauf hingewiesen hatte, daß und warum Deutschland verpflichtet war, sich tm serbi schen Konflikt 1914 an die Seite Oesterretch-Un, garns zu stellen, fuhr er fort: „Ich habe am 4. August offen und ehrlich über Belgien gesprochen. Ich bleibe noch heute bei jedem meiner damaligen Worte stehen. Dann Elsaß-Lothringen. Eine Aus einandersetzung darüber, ob Deutschland mit seiner Annexion tm Jahre 1871 ein Unrecht begangen hat oder ob jene Annexion von dem Standpunkte des in ternationalen Rechts und Unrechts, ähnlich wie die zahl losen Annexionen zu beurteilen sind, welche unsere jetzigen Gegner im Laufe der Geschichte für sich borge- nommen haben, eine Auseinandersetzung hierüber wür de jetzt wohl kaum zum Ziele führen. In den l4 Punk ten des Präsidenten Wilson wird aber das An erkenntnis klar ausgesprochen, daß es im praktischer Effekt die Aspirationen Frankreichs auf den Rückerwero Elsaß-Lothringens waren, welche im letzten halben Jahr hundert die Welt nicht zur Ruhe kommen lie ßen. Unsere Schuld erblicke ich darin, daß wir es nicht verstanden haben, Elsaß.-Lothringen eine Be handlung angedeihen zu lassen, welche seine Be wohner den Wechsel ihrer staatlichen Zugehörigkeit all mählich vergeßen ließ, und welche es zugleich Hütte ver hindern. können, daß in großen Teilen der Welr oll mählich das Gefühl von dem gewaltigen, von uns Jahre 1871. begangenen Unrecht entstand, ein Gefüllt, das im Jahre 1871 speziell in England und Amerika durchaus nicht Gemeingut war. Lior allem aber müs sen wir zugestehen, daß wir durch Mangel unseres Nationalcharattors und Sünden unseres allge meinen Gebarens zu der kriegerischen Hochspan nung beigetragen haben, welche die Politische Acmojphüre nicht nur im letzten Jahrzehnt.erfüllte. Worte, die als Provokation gedeutet werden konnten, sind wiederholt gefallen. Alldeutsche Treibe reien haben uns im Ausland und Inland größten Schaden zügesllgt, und vor Mein war es die soge nannte Flottenpvlitik, die uns in verhängnisvolle Gegensätze geführt hat. Wie ich die Verantwortung, die unsere Gegner trifft, nur in ihren großen Momenten skizziert habe, so auch unseren Teil ,un der Schuld-. Eie Untersuchung der Schuld «m Kriege. Die Reich sregie r ung hat beschlossen, daß alle politischen Archive, d. h. des Auswärtigen Amtes, des Militärkabinetls und des Oberkommandos in den Mar ken unter die Obhut des Rates der Bvlksbeaustraglten gestellt werden. Eisner gegen Sols. Dom bayrischen Minister dcS Aeußcrn nachstehendes Telegramm an den deutschen Gesandten in Bayern zur Uebermittelnng an das Auswärtige Amt ge sandt: Die neuerlichen Versuche, die alte Methode des Auswärtigen Amtes fortzusetzen, das deutsche Volk erneut um die Erkenntnis der Wahrheit zu" betrügen, veran laßten das Ministerium dcS Auswärtigen des VolksstaaleS Bayern, jeden Verkehr mit den gegenwärtigen Vertretern des Auswärtigen Amtes abz ulehnen. Kürt EiSner. — Eisner verlangt auch die Beseitigung des (sozialistischen) UnterstaatSsckrctärs im Ausm. Amt, Dr. David, sowie Erzbergers und Scheidemann. Verlangen nach Auslieferung führender Persönlichkeiten. „Homme iibre" in Paris veröffentlicht eine Liste der jenigen führenden Persönlichkeiten Deutschlands und Oester reichs, deren Auslieferung von den Alliierten in der Friedenskonferenz verlangt würde. Es befinden sich darunter: Ludendorff, Tirpitz, Capelle, General Hoffmann, der Kaiser, der Kronprinz, General Falkcnhayn, Hötzendorff und einige weitere zwanzig Namerff aber nicht Hindenburg und Kronprinz Rupprecht. Neu trale Staaten, wohm die Genannten sich bis dahin ge flüchtet haben sollten, würden zu ihrer Auslieferung ge zwungen werden. Churchill über die Bestrafung der Kriegsschuldigen. Im Laufe einer Rede iu Dundee erliärie der englische Minister Churchill in Beantwortung einer Frage über die FriedenSbediugungeu: Wir sind völlig ungebunden hin sichtlich der Freiheit der Meere. Die deutsche Nmiou als Ganzes war an diesem Angriffskriege schuldig. Sie haben alle dafür zu zahlen. Jeder einzelne Deutsche, der bestimmter Brüche des KrtegsrechtcS §u Laude oder zur Sec iti-erftthrt werden kann, oder nachweislich Gefangene grausam behandelt hat, sollte vor Gericht gefüllt und wie ein Verbrecher bestraft werden, wie hochgestellt er auch sei. Die juristischen Berater der Krone sind beschäftigt, diese Frage zu prüfen, damit wir imstande sind, unsere Anklage gegen die Schuldigen vorznbcreitcn. Und wie steht es mit den Varalong-Mördern usw.? Di« Schnldfrage in Oesterreich Die Untersuchung, die gegen eine Anzahl von Diplomaten und Heerführern wegen ihrer Schuld am Aus bruch dcS Weltkrieges bezw. ihrer Führung im Kriege eingeleitet werden soll, dürste sich, wie verlautet, auch aus den früheren Kaiser Karl sowie ans die Erzhcrzöge Friedrich, Eugen, Peter Ferdinand lind Joseph Ferdinand erstrecken. Die Heerführer v. Arz, v. Höhen, vorff, Potiorek, Dankl, Bruderuiann, Waldstetten, Wurm und Pflanzer-Baltin sollen unter Aufsicht gestellt ! werden, ebenso mehrere Gesandte und hohe Beamte des > KrtegSministeriumS, welch letztere sich an Krieg» liefe- rungen beteiligten. Es heißt, daß General Aussen berg mit der Leitung der militärischen Untersuchung beauftragt werden soll. Dom Rasser. Di« Frag« der ««»Ilefernng. Der „Nieurve Notterdamsche Courant" äußert sich zu der Frage der Auslieferung Wilhelms II. wie folgt: „Es ist hier und da die Meinung ausgesprochen worden, daß der Kaiser als Missetäter ausgeliefert werden soll. Wir lassen es dahingestellt, inwieweit Wilhelm II. persönlich für den Krieg verantwortlich ist und moralisch als missetäterische Persönlichkeit betrachtet werden muß. Darüber muß erst Klarheit geschaffen werd e n. Aber nehmen wir an, daß seine Schuld wahrscheinlich ist, so ist unserer Ansicht nach die Stelle, die seine Auslieferung fordern könnte, die deut sche Negierung und nicht die französische oder englische. Die Kaiserin in HoNand. Die Frage des weiteren Aufenthaltes der Kaiserin ist nunmehr endgültig entschieden worden. Die Kaiserin wird heute Donnerstag in Zevencra auf holländischem Boden ein treffen. Menvettolgiingcn In Qmlmg. Mehrere tausend Todesopfer. In Wien aus Lemberg eingetroffeue Reisende berichten über große Judenpogrome vom 22. bis 24. November. Am 22. November begannen ausgedehnte Plünderun gen der jüdischen Geschäftsräume und Häuser. Die Plünderer, unter denen sich viele Frauen befanden, standen unter dem Befehl von O ffizi ere n der polnischen Legion. Nm 23. brannte das ganze Judenoiertel in Lemberg. Wer auf der Straße erschien, wurde niederzeschosseu. Das Wasser wurde abgesperrt, um Löschversuche zu ver hindern. Der Tempel wurde zerstört. An: Morgen des 24. wurden viele Leichen meggeschasft. Am 24. wurde daS Standrecht verkündet. Das Presseburcau in Wien teilt mit, ein in Wien cingetroffener Augenzeuge berichtet, daß die Judenpogrome, welche nach dein Einzug der Polen in Lemberg slatlfanden, alle bisherigen Vorkommnisse au Furchtbarkeit und Aus dehnung meii i'bertresfen. Unter dein Kommando srü« h er er Offiziere zogen die Legionäre in Doppelreihen zu den jüdischen Straßen und begannen eine systematisch»: Plünderung. Die verschlossenen jüdischen Geschäfte wurden! mit Handgranaten und Bajonetten geöffnet und ausge-f raubt. Häuser in Brand gesteckt. Die Bewohner, die sich f zum Teil durch Hinabspringen aus den Fenstern zu retten i versuchten, wurden mit Kugeln empfangen. Drei Tempelnf und 80 Häuser sind etngeäschert. Bisher wurden etwa» 600 Tote gezählt. Etwa 10000 Juden sind vollkommen obdachlos. 80 Prozent der jüdischen Bevölkerung sind materiell zugrunde gerichtet. Der Pogrom dauerte von Freitag morgen bis Sonntag mittag, erst dann wurde das Standrecht proklamiert. — Nach neueren Nachrichten beträgt die Zahl der Toten 2000 bis 3000.