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Vellage zu Nr. >SS d«» Au« ragsdlattes und Anzeiger« für bar ErzgiLkg«. Donnerstag, den 14. November ISIS. vis ungartstß« Siegterung antwortet« allf diese Drei« bereien mit der sofortigen Beschlagnahme der in Un garn befindlichen Güter des Xvrastn Berchcheld nnd seiner Genossen. Minister Kunst teilte iveiter mit, daß die unga risch« Re^ublit morgen oder spätesten «über morgen ausgerufen wird. vlr stepebllir Uegeni. Der ungarische Nationalrat in Budapest hat an sämtlich« Städte de« Lande« und dort gebildete National räte einen Ausruf erlassen, sich sofort dariiber zu ent scheiden, ob sie sich dem Entschluß de« Nationalrates in Budapest anschließen, wonach die künftige StaatS- form Ungarns die Republik sei. Die ungarischen Rumänen. In einer Versammlung der in Budapest lebenden Rumänen, in der mehrere Redner die Vereinigung der von Rumänen bewohnten Gegenden Ungarns mit Ru- mänien verlangten, wiesen die sozialistischen Vertreter darauf hin, daß sie eine solche Aktion nur dann unter stützen wollen, wenn sie Bürgschaften dafür bekommen, daß auch in Rumänien ein demokratisches Regime mit allgemeinem Wahlrecht, radikaler Grundbesitzreform und republikanischer Staatsform etngeführt wird. Sturrnszenen in Wien. Sie roten Gardisten im Wiener Parlament. Am Dienstag Nachmittag haben sich vor und in dem Gebäude des österreichischen RetchSrate» in Wien von den Kommunisten hervorgerufene stürmische Sze nen abgespielt, bet denen leider auch Blutgeflossen ist. E» wird darüber vom Dienstag aus Wien gemeldet r Heut« um 4 Uhr nachmittag» begaben sich der Gtaat-rat und die Nationalversammlung aus di« Terrasse vor dem Parlament, wo in Hunderttausenden die Menschenmenge stand. Präsident Dinghofer grüßte da» neue Deutsch-Oester reich und verkündigte die Annahme de» Gesetzes, da- die Republik ausruft und scn Anschluß an'Deutschland erklärt- Als aus seinen Wink rot,Weitz.rote yahnen'an'den beiden Riesenmasten vor dem Parlament aufgezogen werden sollen, beginnt ein unbeschreiblicher Tu- mult. Der Ordnungsdienst wird durchbrochen. Hun derte von Arbeitern und Soldaten stürzen vor; sie -erreitzen die deutsch.vsterre'lchrsche Flagge in Fetzen und de rrote Wimpel wird gehißt. Zugleich erklettert ein Jüngling die auf der Terasse ausgestellt« Statue der Pallas Athene und bindet eine groß« rote Fahne fest. Aus der Menschenmenge ertönt der Rust „Hoch die Internationale!" Präsident Ding hofer» Stimme ist längst verstummt. Rote Gar disten sind vorgedrungen und schreien r „Nieder mit der bürgerlichen Regierung! HochdsrKvmmuni»- mu-l" Erst al» Präsident Seitz Vortritt und in de mokratischem Geist» zur Menge spricht, verstummt da« Geschrei und man hört seine Wörter „Umringt von Feinden, erkämpft sich da» deutsche Volk sein« Frei heit." Um Halbfünf UHr stürmen rot« Gardisten und Arbeiter va» Parlament mit Gewehr schüssen. Fenster und Türen werden zertrümmert. Rot« Gardisten dringen in die Halle Lin und feuern blindlings scharfe Schüsse in di« einzelnen Gänge hinein. Sie dringen noch dem Herrenhaussaal! vor, wo sich di« deutsch-österreichische Nat ionalver- fammlung zur Beratung zusammenge'funden hat, und treiben diese auseinander. Gegen 6 Uhr sind die Schüsse verstummt. Die Rotgardisten wer den im Innern de» Parlaments aufgehaiten. Es ist wieder Ruh« etngetreten. Die Zahl der Opfer Ist noch nicht bekannt.. Der Presseletter de» Natto- nalrate» wurde schwer verwundet. Da» Parlament ist von Tausenden von Menschen umlagert. Am Abend war die Ruhe wtederhergestellt. Zu meist waven «« jung« Leute, Mädchen und zweifelhaft« Element«, die an den Kundgebungen tetlnahmen. Auch in die Redäktton der „Neuen Freien Presse" waren die Kommunisten etngedrungen und zwängten die Redaktion zur Herausgab« eine« Sonderblatte». Spä. ter wurde di« Beschlagnahme der Zeitung wieder pust gehoben. Bet der Schießerei in und vor dem Parla ment erlitten IS Personen Schvßverle-ungen, SV an der» wurden in der entstehenden Panik verletzt. Ser König von -talign in Triest. Am Sonntag war der König von Italien in Triest. Der Empfang trug durchaus militärischen Charakter. Minister Varztlai hielt «ine Red«, worin er er klärte, Italien könne nicht so viel Güdslaweu aufnehmen, und deshalb trete Italien Dalmatien an den Rah der Slowaken, Kroaten und Gerben ab, verlangt je doch dafür Triest, Istrien und Trient für sich. Der Anmarsch auf Posen. Maßnahmen de» A.» «nd S.-Rate«. Der Arbeiter- und Soldatenrat in Posen erläßt folgende Bekanntmachung: DaS Gerücht, daß polnische Legionäre auf dem Anmarsch in Posen sein sollen, beunruhigt die Bevölkerung. Der Arbeiter- und Soldatenrat hat sofort eine Kommission, der sich unter Führung deS Abge ordneten Dr. Seyd a die Vertreter der polnischen Reichs tags- und Landtagsfraktion angeschlossen haben, nach der Landesgrenze abgesandt. Die polnischen Abgeordneten erklärten, daß sie es auf keinen Fall zu einem Zusam menstoß mit den deutschen Soldaten kommen lassen werden. Die Bildung einer Bürgerwehr, bestehend aus allen Kreisen der Bevölkerung, ist beschlossen. — Beruhi gende Erklärungen liegen auch aus Beuthen und Kat- towitz vor. Gleichzeitig wird mitgeteilt, daß zum Schutz der Grenze vor etwaigen Einfällen von Bolschewisten- Banden eine starke Grenzbewachung aufgeboten sei, so daß vorläufig eine Gefahr nicht mehr besteht. ver lüettsÄlttwaxm nach äem Kriege. Das schwedische Handelsblatt „Sven-k Handelstid- ntng" schreibt» Unter Berücksichtigung der andauern den Verlust« durch den U-Boot krieg und Her an gestrengten Bautätigkeit, die gegenwärtig auf etwa 6 Millionen Druttoregistertonnen jährlich geschätzt werden kann, dürste der Weltschiffsraum am 1. 7. 1919 rund 44—45 Millionen Tonnen ausmachen, d. h. 4—5 Millionen Tonnen unter der Zahl vom Juli 1914 liegen. Angesichts der Entwicklung der SchiffSbautätig- keit während der Kriegsjahre, bä welcher die Ver? einigten -Staaten mit einer Vermehrung von 800 000 Tonnen im Jahre 1914 auf mindesten» 2—3 Millionen Tonnen im Jahre 1918 an der Spitze mar schieren, dürste innerhalb eins« Jahres nach Friedensschlutz di« Normalziffer de» JähreS 1914 nicht nur erreicht, sondern überschritten sein. Frag lich ist nur, ob nicht eine gewiss« Zurückhaltung in der Neubautätigkeit eintretem wird, zumal die Werften in größerem Umfang« sich auf Wiederherstellung«- und Umbauarbeiten etnrichten werden. Ebenso ist anzuneh men, datz Schiffe in größerem Umfange aüsrangiert' werden. Aber auch solchenfalls, ist anzunehmen, datz innerhalb einiger Jahre nach Friedensschlutz der Welt schiffsraum wieder auf 60 Millionen Tonnen gebracht sein wird. Daß nach dem Krieg« eine große und dringende Transportnachfrage etntreten wird, ist sicher. Dis Rückführung der Truppen und Kriegsge fangenen von den verschiedenen Kriegsschauplätzen wird dabei die erste Rolle spielen. Weniger wichtig ist di- Uebersührung der englischen Streitkräfte nach Groß britannien. Bet der organisatorischen und technischen Gewandtheit wird man rechnen können, daß für See transporte zu diesem Zweck nicht mehr al» höchste^» 2 Tonnen für den Mann in Anspruch genommen wer den. Der hierfür erforderlich« Schiffsraum ist also sehr begrenzt. Ander« stellt sich da- Verhältnis für den Rücktransport der 4—5 Millionen Mann au» Ka nada, Australien, Indien und Ainertka. Hierfür wür den etwa 2,25 Millionen Tonnen grachtraum erforder lich sein. Dazu kommt der Rücktransport an Material ustv., der mit 7 Millionen Donnen gedeckt fein dürft«, Li« Wiederherstellungsausgaben für die Kriegs schauplätze in Nordsrankretch und Belgien, di« vor allem di« Zufuhr von Baumaterialien erfordern, werden natürlich da» Normale übersteigende Anfprüch« an den vorhandenen Schiffsraum stellen. In großem Umfang« dürften die Amerikaner hierbei als Lieferanten austreten. Gi« würden dafür die zum Rücktransport der Truppen bestimmten Schiffe aus- nutzen. - Dazu kommt noch der allgemeine europäische Bedarf an Schiffsraum. Müßte der dringen de Rohstoffmangel unmittelbar nach dem Kriege und in vollem Umfange gedeckt werden, so würde zwei fellos der Vorrat an Schiffsraum nicht ausretchen. Aber einer sofortigen Deckung der Nachfrage nach Rohstoffen stehen gewaltige Hindernisse im Wege, denn e» stehen nur begrenzte Mengen zur Verfügung; da zu kommen die Schwierigkeiten der Bezahlung, beson der» bet den Mitternächten. Auch ist die mitteleuro päisch« Industrie vorläufig noch lange «richt in der Lage, die erforderlichen Ausfuhrwaren herzustellen. Endlich muß hierbei di« schon zur Gewohnheit gewordene all gemeine Einschränkung des Verbrauches in Nennung gestellt werden. Unter Berücksichtigung aller die'er Umstände kommt man zu dein Ergebnis, daß in der ersten Zeit nach dem Kriege die Lage vor dem Kriege nicht wieder erreicht werden wird. Kleine politische Mellmnaen. Die Gerüchte über Fochs Ermordung. Im Answäniq-m Amte in Berlin lag gestern vormittag noch keine Beltiiiignng der Nachricht der „Weser-Zig." vor, wonach der Eittemegmierolisttmn» Fach ermordet worden sei. Das Blatt hat im Zusammenhang damit berichtet, daß die Zustände in Frankreich unhaltbar geworden seien. Wiederholt« Anfragen der „Weser-Ztg." im Trotzen Haupt- quartier sollen die Richtigkeit der Meldung von der Ermordung Fach» bestätigt haben. Eine amtliche Bestätigung, das; die Negierung Tlemenceau« gestürzt und Poincare ans Paris geflohen sei, hat di« „Weser-Ztg." noch nicht erhalten können, sie meint aber, dah die Tatsache von Fachs Ermordung den Sturz der Regierung sehr glaubhaft erscheinen lasse. — Es mähte doch inzwischen wohl zuver lässig bekannt geworden sein, wenn solche gewaltige Umwälzungen In Frankreich eingetreten wären. Die Meldung über die begeisterten Huldigungen für Clemenceau in der Kammer (siehe den Artikel „Stimmen der Auslandspresse" in unserer heutigen Nummer. D. Red.) spricht ganz dagegen. Die Rückkehr der Armee Mackensen. Der Budapester „Az Est" meldet aus Erohwardein: Eins Automobilkolonne der Macken- senschen Armee von 300 Autos mit 2000 Mann traf in Erohwardein ein. Als man den deutschen Soldaten die Proklamierung der derdentschen Republik mitteilte, brachen sie In Hurrarufe auf die Republik, sowie auf die ungarische nationale Republik aus. Sie erklärten, dah sie eutschlossen seien, für das deutsche Volk den letzten Blutstropfen zu verziehen, aber für dieJunkerantokratte keine Opfer m ehr zu bringen. Die Mackensenschc Armee ist bereit« auf dem Wege. Ueber Kronstadt sind 20000, über Hermann- stadt 38 000, über Orsowa 10000 und über Szurtuckh 4000 Mann marschiert. Metz Hauptquartier der Franzosen? „Echo de Paris" meldet, dah da» französische Hauptquartier binnen zehn Tagen in Metz errichtet sein werde. Ruhestörungen in Brüssel? Wie Holl. Nieuw, Bureau m-ldet, solle« in Brüssel Ruhestörungen vorgekommen sein. Die Belgier h.rben Kioske, in denen deutsche Zeitungen verkauft wurden zerstört. Auch wurde au f deut sche So Id aten gesch o ss e u. Die Deutschen beantworteten das Feuer, wobei etwa 4 0 Person->u getötet worden sein sollen. Engländer in Odessa. Das Ukrainische Telegraph u'' ?u berichtet: Dem Gesuch der ukrainischen Negierung entsprechend, i-,!- t>!e Engländer in Odessa «ingezogen. Die militärische Jnicrv ntt-n bn Entente in der Ukraine dürfte nächstens in Fluh kommen, da sich dort der Bolschewismus weiter ausgedehnt hat. Ententestziffe vor Konstantinopel. Das französische TorpedobootMangini und das englische Torpedoboot Stark sind am 10. November in die Dardanellen eiugefahren, um sich nach Konstantinopel zu begeben. Regierungsbildung Pilsudskys. In einem Aufrufe teilte Pilsudsys mit, der polnische Regentschaftsrat habe ihn mit der Bildung der polnischen Nationalregierung beauftragt. Erreichtes Ziel. Roman von L. Waldbröhl. 4S) (Nachdruck verboten) In dem frühen Kinde-alter, bl« zu dem meine Trinne. rungen zurückreichen, war seine Person bereit» au» meinem Gesichtskreise verschwunden. Meine Mutter erhielt mich damals in dem Glauben, daß er gestorben sei, und viel später erst habe ich aus ihrem Munde erfahren, daß sie durch Gründe, die sie mir nicht nennen könne, ge zwungen worden sei, ihn zu verlassen. Jedenfalls hat er sich niemals um sie oder um mich gekümmert, und meine arme Mutter, die immer sehr schwach und kränk lich war, bat ein Leben voll Arbeit und Entbehrungen führen müssen, bi« ich imstande war, ihr durch meine Tätigkeit die schwer» Last wenigstens um ein geringe» zu erleichtern." „Haben Sie denn niemals Verlangen getragen, Ihren Vater kennenzulernen? Und haben Sie nie ver sucht, seinen Aufenthalt zu ermitteln?" „O ja, Verlangen danach hatte ich schon. Ich träumte davon, «in« Versühnung zwischen ihm und meiner Mutter herbeizuführen. Aber es ist eben immer ein Trauin ge blieben. Wie hätte ich es anfangen sollen, ihn ausfindig -u machen! Wußte ich doch nicht einmal seinen Namen!" „Wie? Sie hätten den Namen Ihres Vaters nicht gekannt? Aber da» ist doch ganz unmöglich l" »Meine Mutter hatte sich von ihm scheiden lassen und lhr»N Mädchennamen wieder angenommen, den auch ich den Behörden gegenüber noch immer führe. Denn ich heiß« eigentlich gar nicht Brunner, wie Sie glauben. Ein Jahr vor tbrem Tob« hatte meine Muttör wieder geheiratet — «tnen Freund au» ihren früheren Iugendtagen, mit d»m der Zufall st« wi«der zusammengeführt. Es war nach dsr Meinung der Leute sicherlich «ine sehr unkluge und traurig» Ehe. Denn dir Musiker Brunner, dem si« dt« Hand zum Bunde reicht«, war «in vom Schicksal schwer ge schlagener, kranker Mann und bettelarm. Nicht weil st, selber durch ihre H«irat «ine Versorgung zu finden hofft«, wurde mein« Mutter seine Gattin, sondern einzig, w«il st« '.hm für den kurzen Rest seine» Leben» «ine treu«, auf opfernde Pflegerin sein wollte. Auf ihren Wunsch nahm auch ich vor den Leuten seinen Namen an —- vielleicht weil sie dadurch zu verhindern hoffte, daß mein wirklicher Vater jemals meinen Aufenthalt ermittelte. Al» dann meine Mutter und mein Stiefvater rasch nacheinander starben, habe ich diesen Wunsch al» ein Vermächtnis der Toten betrachtet, und ich glaube nicht, daß ich mir einen Borwurf daraus zu machen habe. Denn für die Welt ist es ja wirklich gleichgültig, ««lchen Namen ich führe." Auch Herbert Voßberg konnte darin kein Unrecht er blicken, und er dachte auch nicht daran, sie nach ihrem rich tigen Namen zu fragen, obwohl er sich sehr viel Unge mach, Seelenkamvf und bittere» Herzeleid erspart haben würde, wenn er die glückliche Eingebung gehabt hätte, es zu tun. Aber seine Seele war so übervoll von Teilnahme und Mitleid für die» zarte, junge Geschöpf, daß daneben nicht Raum blieb für irgendwelche anderen Erwägungen. Herbert stellte sich vor, wieviel Fräulein Brunner schon erduldet haben mußt«; er mall« sich die Freudlosigkeit ihrer Kindheit und ihrer Mädchenzeit in so düsteren Farben au», daß schier übermächtig da» Verlangen in ihm auf stieg, sie für all« Unbill de« Schicksal» dadurch zu entschä digen, daß er ihre Zukunft hell und sonnig gestaltete. Hatte er denn nicht die Möglichkeit dazu? War ei nicht reich genug, fortan all« Sorge von ihrem Lebenswege sernzuhalten, wenn sie nur einwilligt«, da» Geschenk au» seiner Hand anzunehmen? Unsicher und zaudernd kam er mit einer schüchternen Andeutung seine» Wunsche« herau». Er sprach davon, dah er für den Dienst, den sie ihm, dem Wildfremden, einst geleistet, noch tmm«r tief in ihrer Schuld sei, und daß si« ihm eigentlich nicht verwehren dürfe, sich ihr dafür nach dem Maß« feiner Kräft« erkenntlich zu zeigen. Sein Ver mögen s«t so groß, daß er ntemal» daran denken könne, auch nur den vierten Teil seiner Einkünfte zu verbrauch««. und wenn sie ihm gestatten würde, ihr den Kampf ums Dasein ein wenig zu erleichtern Weiter aber ließ das junge Mädchen ihn in seiner >ui< beholfenen Rede gar nicht kommen. Wahrscheinlich würbe sie ihn schon früher unterbrochen haben, wenn sie geahnt hätte, worauf er htnauswollte; nun aber, da sie es be griff, klang ihre Abwehr um so bestimmter und unzwei deutiger. Mit hochroten Wangen sagte sie: „Ich weiß, Herr Voßberg, daß es nicht Ihre Absicht sein kann, mich zu kränken, und darum will ich Ihre Worte nicht als eine Beleidigung nehmen, die sie mir aus dem Munde jedes andern gewesen wären, sondern ich will Ihnen im Gegenteil von Herzen für die freundliche Ab sicht danken. Aber wenn Sie nicht wollen, daß dies unsere letzte Begegnung gewesen sein soll, so müssen Sie mir versprechen, nie wieder mit derartigen Vorschlägen und Anerbietungen zu kommen! Ich verlange, daß Sie mir Ihr Wort darauf geben." Er war ganz zerknirscht, als er sah, was er ange- richtet hatte, und er schalt sich im stMen einen tölpelhaften, taktlosen Menschen. „Ich verspreche Ihnen alles, was Sie von mir fordern, Fräulein Brunner", erwiderte er in flehendem Ton. „Nur zürnen Sie mir nicht länger! Sie würden mich damU vollends unglücklich machen und den letzten Rest von Selbst vertrauen in mir zerstören." Da reichte sie ihm mit einem bezaubernd gütigen Mtd liebenswürdigen Lächeln ihre Hand. „Sie haben doch gesehen, daß ich Ihnen nicht ge zürnt habe. So viel Menschenkennerin bin ich trotz meiner Unerfahrenheit am Ende doch, um Ihnen keine häßliche Absicht zuzutrauen. Und wenn Sie wollen, wer den wir auch künftig gute Freunde bleiben." „Ich danke Ihnen — danke Ihnen tief und innig! Sie können ja nicht ahnen, wie wertvoll Ihre Freundschaft für mich ist. Bedenken Sie doch, daß ich auf der ganzen Welt keinen Menschen habe, dem ich mein Herz ausschütten kann." (Fortsetzung folgt.)