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Auer Tageblatt Montag, äen N. November ISIS Nr. 2S3 13. Jahrgang Anzeiger für -as Erzgebirge 8fiDL?Wö mit Ser wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: /luer Sonntagsbla«. sUÄLN« VN. Spttchflun-, -,r Neöaktton mit -»ueeahme Senawg« nachmMags 4—s Uhe. — Telegramm-flSress»» Lag,bla« flueerrgeblrg». prnstrechtt S3. rrAL aüd>-5m ra» unv^lanat üngrsaiwtt Manuskript» kann Gewahr nicht geleistet 2«»-- Ein Ausruf au die Eisenbahner. Wir erhalten vom Leipziger A.- und S.-Rat folgenden Aufruf mit der Bitte um Abdruck: Achtung Eisenbahner! Eine Zirkular depesche, deren Herkunft uns unbekannt ist, fordert zum Eisenbahnerstreik auf. Arbeiter! Folgt dieser Aufforderung nicht! Der Verkehr ist unter allen Uniständen aufrechtzuerhalten, da die Zufuhr von Lebensmitteln und Kohle sonst bedroht ist. Der Arbeiter- und Soldatenrat verlangt von Euch, dass Ihr im Interesse der Allgemeinheit den Verkehr unter allen Umständen aufrechterhaltet. Leipzig, 10. November 1018. Lee ArbeiLtr-- und Loidatenrat Leipzig. Lipinsky, Eeschwandtner. Einstellung der Feindseligkeiten nn allen Fronten. Auszug uus Le» WOHWMs> lMguiWg K MWO. Bereits erster«» haben wir durch Extrablatt den nach>irhenden Bns.;nn aus deu feindlich«»» Wasfe»»still-' staudcöedlugungeu mitgeteilt. I»» alle» deutsche» Her» zeu dürfte angesichts dieser schmachvolle»» Bedingungen, die die schlimmsten BejUrchtnugen der Schwarzseher zu twertrnmpsen geeignet sind, Scham u nd Eurpörung anslodern. Nachte, brutale Raubgier ist e« allein, die unsere bereinigten Feiude beseelt, sie, die fortgesetzt die tönenden Phrasen vou Gerechtigkeit «nd „Rechtssrleden" tm Munde stihrten. Zwar mnsiten wir auf schwere Bedingungen gefaßt sein. Die haßerfüllte»» und unbarmherzigen Aeußerungru englischer und fran zösischer Staatsmänner und der feindlichen Presse lie hen darüber keinen Zweifel. Deutschland sollte solche Bedingungen bekommen, das, es nicht tu der Lage sein würde, die Feindseligkeiten wieder auszunehmen. Die Bedingungen sollten auch zugleich eine Bestrafung Deutschlands bilden. Wo bleibt, da der „mäßigend«' Einfluss des Präsidenten Wtlso u, der angeblich durch seinen Vertreter Oberst House auf den Konferenzen der Alliierten geltend gemacht worden sein soll? Die Be- dingungeu, die uns anserlegt wurden, sind noch schwe- rer, noch demütigender wie jens für Oesterreich- Ungarn. Was wirk nitn geschehen? Bis heute Moutagvor- luittag l i lUrr musiten wir uns für oder gegen die Bedtnnttngett der feindlichen Räuber..Koalitiou eutschle» den l>aben. De r Kaiser hat inzwischen abgedau'kt, Reichskanzler Prinz Max ist vom Schauplatz gleich falls abgetreten und an seiner Stelle hat am Sonn abend, wie wir schon durch Sonderausgaben mitgetoilt haben, der Sozialistensüyt'er Ebert die Bürde des Reichskanzleralute« übernommen. Au der neuen Re gierung, die am Sonnabend tm Wirbel der Ereignisse aus Ruder kam, ioar es, die schwere Entscheidung in dieser Frage zu treffen. In einem Augenblick, wo für die Verteidigung des Vaterlandes weder auf dal» Heer noch aus die Flotte mit Sicherheit wehr gezählt werden kann, mag den augenblicklichen, Macht habern in Berlin recht schwül zu Rillte gewesen sein, als sie Marschall Fochs Bedingungen zu Gesicht besamen. Nachfolgend deren Wortlaut« 1. Inkrafttreten 6 Stunden nach Unterzeichnung. 2. Sofortige Räumung von Belgien, Frankreich, Elsass-Lothringen, binnen 15 Lagen. 0. Abzugeben 6000 Kanonen, zunächst schioere, WOW Vöafchlnengewehre, ÜOOO Mtneuwcrser, LOW Flugzeugs. 4. Räumung des Unken Rhetnufer»s Main», Kob lenz, Köln besetzt vom Feinde auf Radius von W Kilo meter Tiefe. , > , 6. Aus ruhte« Rheinufov W V1» 60 Kilometer Tief» mmtrale Zone, Räumung in 11 Tagen 0. Auf linke« Rhetnufergebtet nichts hinweg führen. Alls Fabriken, Eisenbahnen tntackt zu lassen. 7. 6000 Lokvmotiven, '160 000 Waggon», 10000 Kraftwagen abzugeben. 8. Unterhalt de» feindlich»»» Besatz u»^St,Uppen aurch Deutschland. 0. Im Osten alls Truppen hinter Grenze vom 1. August 1014 zurtlcknehmen. Termin dafür ist nicht bekannt. >0. Verzicht aus Verträge von BrvsüLttows'k und Bukarest. N. Bedingungslose Kapitulation von Ostasvtka. 13. Rückgabe de« Stande« der belgisch«»« Bank, de« russischen und rumänischen Goldes. 16, Rückgabe der Kriegsgefangene»» ohne Gegen seitigkeit. 14. Abgabe von 100 Unterseebooten, 8 leichte,» Ikreuzern, 0 Großknmpfschiffen. Die übrigen Schiffe interniert und ilberioacht hon Alliierten in neutralen und alliierte»« Häsen. 15. Sicherheit der freien Durchfahrt durchs Katte gat. Wegräumung der Minenfelder und Besetzung aller Forts und Batterien, von denen au» dtess Durchfahrt behindert werden könnte. 16. Blockade bleibt bestehen, deutsch« Schiff« dür fen Wetter gekapert werden. 17. Alle von Deutschland für Neutral« verhäng ten Beschränkungen der Schiffahrt werden aufgehoben. 18. Der Waffenstillstand dauert 60 Tag«. »WM Neue rvinkelzUFe der Entente. Bekanntlich sind es ugsere Feinds, allen voran Herr Wilson gewesen, die immer lolsder erklärten, daß sie mit den Hvheuzollern bezw. mit einem autokra,- tisch oder militaristisch regiert«,» Deutschland keinen Frieden schließen würden. Das gab den An-, laß zu den gcivaltigen Umwälzung«», die sich In kürzester Frist unblutig und in rasendstem Tempo bet uns'vollzogen haben. Was ist da »licht alle» geschehen? Die Verfassung des Reiche» wurde dsniokrattstert, wichtige Rechte des Kaiser» lvurden beschnitten, Bun desrat ««nd Reichstag «vurden zu gleichberechtigte»» Fak toren erhöbe,», die Regierung wurde gründlich Parla mentartstert, der Kaiser mußte abdanken, da» Bott bemächtigt« sich aller Gewalten, anf den Kriegsschiffen und in den Reiher« der Landsoldaten weht di« rot« Fahne, die Republik ist ansgerufenl Will man, kann man noch mehr verlangen? Sind damit nicht dis kühn sten Wünsch« und Hoffnungen Wilson» und Llohd Ge orge» erfüllt? Viel schneller und gründlicher «r- füllt. al» st« sich e» träumen ließen? Und dennoch, st« dreho.n jetzt den Spieß nm, er- klären, so hätten st« da» nicht gemeint — was jetzt in Deutschland vorgeh«, da» sei Bolschewismus und mit einem bolschewistischen Deutschland könne inan kei nen Frieden schließen. , Di« Entente rüstet sich ^a, überall den Bolschewismus, vor allem aber in Ruß land, zu bekämpft«., St« aber, die den Hexensabbath in Deutschland so recht eigentlich cheraufveschworen hat, sucht nur nach einem Vorwande, um in Deutschlakd ein mar schieren zu können. Mn Telegramm mel det darüber« > Berlin, 10. November. Der deutsch« Gesandt« tm Haag berichtet, daß «rach Auverlässtgen Nachrichten au» Ententekretsen di« Sntent« mit einen« bolschewisti schen Deutschland keinen Frieden sch ließen würde, weil sich in einem solchen Staat keine Regierungegewalt fin den würde, deren Autorität und Dauer genügend ver bürgt wüv«. Di« Entente würde sich berufen Mftn, in diesem Falle in Deutschland «tnzumarschftrsen und in Deutschland Ordnung -u schaff««. Wahrlich, es ist schwer, bet solchen Nachrichten ernst zu bleiben. Ma», weiß nicht, soll man mehr über di« Anmaßung oder Uber di« Hinterlist der Sntent* stau-, «wn. Jedenfalls sind beide kaum mehr zu überbieten i Annahme der MsfenftWandr- bedtngungen. «Ine deutsche Not, an Präsident Wilson. Aus Berlin wird von gestern amtlich gemeldet« Heut» morgen sand eine Besprechung der Staatssekretär« statt. Nach Bekanntgabe! der Bedingungen de» Waffenstill- stande» wurd«n di« Bedingungen angenommen. Entsprechend« Weisungen sind der Friedonsdelegatton gegeben worden. Heut« Nacht ist folgend« Not« an den Staatssekretär Lansing nach Washington gefunkt wor den« Herr Staatssekretär! Ueberzeugt von der Ge meinsamkeit d«r demokratischen Ziel« und Ideal«, hat sich die deutsche Negierung an den Herrn Präsident«« der Vereinigten Staaten mit der Bitt« gewandt, de« Frieden wiederherzustellen. Dieser Frieder» sollte den Grundsätze»» entsprechen, zu denen Präsident Wilson sich stet» bekannt hat. Er sollte «in« gerecht« Lösung alle« streitige»» Fragen und ein« dauernd« Bereinigung de» Völker zum Zweck haben. Der Präsident hat fern«« erklärt, daß er nicht mit dem deutschen Volke Krieg führen und es in seiner friedlichen Entwicklung nicht behindert» wolle. Dl« deutsch« Regierung hat di« Be dingungen für den Waffenstillstand erhalten. Nach einer Blockade von 50 Monaten müssen diese Bedingungen, besonders die Abgab« der Verkehrsmittel und di« Unter haltung der Besatzungstruppen bet gleichzeitiger Fort dauer der Blockade di« Ernährungslage Deutschland» zu einer verzweifelt«»» steigern und den Hungertod von Millionen iMurwrn, Frauen »md Kindern herbetführen. Wir müsse»» di« Bedingungen annehmen. Wir machen den Präsidenten feierlich und ernst daraüf aufmerksam, daß die Durchführung der Bedingungen tm deutschen Volke da» Gegenteil der Gesinnung erzeugen muß, di« ein« Voraussetzung Mr den Neuausbau der Bviftrgu, metnschaft bildet und einen dauerhaften RechiSfrteden verbürgt. Da» deutsch« Volk wendet sich daher in letz ter Stunde nochmal- an den Präsidenten mit der Bitt», auf «ine Milderung der vernichtenden Bedingungen bet den alliierten Mächten hinzuwtrkn. Der Staatssekretär de» Aus-värttgen Amte» Mol-. Dis Oberst» Heererleitung «nd vis E-ldntenrLte. Au» dem Hauptquartier ist in Berlin di« telegra phische Nachricht etngetrosftn, daß di« Oberst« H««- reslettung di« Autorität der MrbettOr- und Soldatenväte anerkennt. Dor Kaiser in Holland. —Aus Berlin wird von» 10. November gemeldet» Der Kaiser ist in Holland angenommen. Sins AalschMOldnng. Die Meldung, daß «» auch in der »nglifchsn und französischen »rott« zur Bildung vonIol- datenräten gekommen sei, ist falsch.