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1*1». Nr. rsr l-tal. lk den "1 "K .,>r? L Ä 4-L 'M ,>I^ ' r,, U :Z. Erreichtes Ziel. Roman von«. Waldbröhl. jNuchdruck vervokmh 2ur inneren Lage. . Der Arbeiter- und Soldatenrat i in Leipzig. Der Arbeiter- und Soldatenrat meldet aus Leipzig von gestern amtlich» Am Nachmittag de» 8. November begann die revolutionäre Bewe- gnng in Leipzig. In kurzer Zett, ohne daß es ßu Blutvergießen kam, sah sich das Generalkomman do zur Kapitulation genötigt. Während auf den Straßen die Offiziere von militärischen Pa trouillen entwaffnet wurden, wurde in den Kasernen ein Soldatenrat gewählt Der Soldntenrat trat im Generalkommando zusammen. Man berief Vertreter der unabhängigen Sozialde mokraten zur Information in das Generalkommando Inzwischen hatte sich ein provisorischer Arbeit ter rat aus der Parteileitung der unabhängigen So zialdemokraten gebildet. In seinem Auftrage traten die Herren Lipinski und RetchStagSabgeordneter Geher in Verbindung mit dem Soldatenrat und der- handelten gemeinsam mit dem Soldatenrat mit den Offizieren des Generalkommandos. Sie stellten.fol gen de Bedingungen» 1. Völlige Uebergabe der Kommandantur und der militärischen Gewalt an den Arbeiter, und Soldatenrat. L. Völlige Ueber- gäbe sämtlicher militärischen Depot», ent haltend Lebensmittel, Munition und militärische» Ma terial. 8. Unterwerfung der Offiziere unter die Befehlsgewalt de« Soldatenrat«». Die Offiziere der Kommandantur, die Generale von Schweinitz und v. Kaufmann, gestanden di« ersten beiden Punkte I. üomolncke- un6 privat- keamtensekuls ru Oe^er ktaät. raodiibuls, xvgrünOst 1091, veröltet kvr ä!o Oomoloäe- dvkmtvoleut beim vor. Lowoläurigsu Mr vetorn 1919 bi» Inä« äimuar srkstiv. OtkIIsnnevtiMsi» äsr Lbxsiioievvaier. Suk- vobm«bväw8>mxou vorisuäst to»tsukr«t äl» LobsUetttutz. Amtliche Bekanntmachungen. plkfmm W fir WWmlmM. Zufolge einer Anordnung de» Königlichen Ministerium» !Innern wird da» Verfahren beim Verkehr mit den auf r *er lautenden Abschnitten der Lebensmittelkarte für Militär- » > sauber in der Weis« geändert, bah dir Kleinhändler vom November ISIS ab die von ihnen veretnnahmten Abschnitt« >t mehr wie bisher an ihren Lieferanten, sondem an d«n verband einzuretchen haben. Der Bezirksverband ge- < Ihrt dafür jedem Kleinhändler Zuckerbezugskarten in Höh« von ihuen eingereichten Kartenabschnttte. Die Kleinhändler des Bezirk» werden daher aufgefordert, die veretnnahmten, auf Zucker lautenden Abschnitte der Lebens mittelkarten für Milttärurlauber monatlich und zwar bi» zum 1. jeden Monat» für den vorhergehenden Monat mit beson derem Lieferschein an den unterzeichneten Bezirksverband ein zusenden. Auf dem Lieferschein muh der Name und Wohnort des Kleinhändlers, sowie die Zahl der abgelieferten Karten- abschnitte ersichtlich sein. Schwarzenberg, am 8. November 1S18. Sier Bezirksverband der Königlicher» Amtshauptmannschaft Schwarzenberg. Tr. Wimmer. >«n würde, nach er Helga nicht Ich, Gewiß. / >r ver- frisch und zn van neuem hz»tt »luten demokratischen Partei und der sozial»« mokvatffchen «eichstagSstaktton folgend« letzt« Forderungen an den «eichskanztevi 1, Freigabe der haut« veiBvte« ne« Versammlungen, >. Anweisung do» PolPet und Militär zur äußerstm Besonnenheit, S. Rücktrlth de» Kaiser» und de» Kronprinzen bi» Frei tag mittag, Verstärkung de» sozialdemokratischen Einflusses in der Negierung, S. Umgestaltung de« preu ßischen Ministerium« tm Sinne der Mehrheitsparteien de» Reichstage». Ist bi» Freitag mittag kein« befrie digend« Antwort erfolgt, sv tritt die Sozialdrmokrati« au» der Regierung au». Erwartet weiter« Mitteilungen von un» im Lauf« de» Freitag nachmittag. Li« Verbindungen mit Berlin waren aber bi» gestern Nacht noch unterbrochen, so daß über die vor- gtwg« dortselbst nicht« zu erfahren gewesen sei. Zurbrrlteng «rr Msttssrnuawbr«. Begegimng unserer aufständischen Kriegsschiffe mit den englischen. In Lübeck versicherte am Donnerstag «in Redner, ein Matrose au« Kiel, in einer Versammlung unter stür mischem Beifall der Anwesenden, daß Unsere Sicherung», schiffe in der Nordsee mit der englischen Kriegsmarine in Verbindung getreten feien und auf den englischen Schiffen derselbe Zustand wie auf den deutschen Schiffen herrsch«. Much di« englischen Mannschaften hätten ihre Offiziere ahgesetzt und di« Gewalt und da» Kom- ti.ündo in der Hand. AuSi Frankreich erwarte man stündlich die gleich« Nachricht. Sozialistische Republik in Breme«. In Bremen wurden aüf dem Marktplatz von zln- abhängigen Sozialisten und einigen Mytärpersonen Reden gehalten, di« zur Bildung einer sozialisti schen Republik und eine» Arbeiter. Soldaten rate» aufforderten. An di« Befreiung von Militär gefangenen schloß sich die Oeffnung auch von Zivil gefängnissen. Auf der Straß« herrscht Ordnung, Zwt- schenfälle wurden bisher nicht gemeldet, vorgestern fand in Bremen unter außerordentlich zahlreicher Be teiligung von Männern, Frauen und Militär ein« große Vollversammlung statt. Di« Ruhe wurde nirgend» ge stört. Um L Uhr bewegte sich 'ein gewaltiger Zug der Demonstrierenden nach dem Innern der Stadt, dem! Marktplatz« zu. Nach Schätzung der Weserzettung nah men an dem Zug« ungefähr 80000 Personen teil. Der Abgeordnete Henke sprach di« Ueberzeugung au», daß sich di« Bewegung, die an der Wasserkante einge setzt habe, rasch ausbreiten werd«. Henke schloß mit einem Hoch auf di« Freiheit, nachdem er di» Abdan kung der deutschen Fürstenhäuser al« und* dingt notwendig bezeichnet hatte. Nach ihm sprach de« Soldat Wilhelm» vom Poldatenrat. Gr betont«, seinerzeit hab« Wilson darauf htngedeutet, daß nur dann ein Rechtsfrieden für di« Entente möglich sei, wenn da» Bott selbe« die Macht In Händen hätte. Di« Soldaten hätte« erkannt, welche Schmach d«m Vaterland« bevorsteh* und MW» nun alle» getan, um die Voraussetzung Wilson» zu erfül len und Leuschland somit vor einer Unterjochung durch di« Entente zu bewahren. Wilhelm» schloß mit «inezst Hoch auf di« sozialistisch« Republik. Gin Aufruf an dl» Schlo»rvlg--olstelir»r. Der Kieler Arbeiter, und Soldatenrat hat einen Ausruf an die Bevölkerung SchleSwtgLolstetn« ge richtet, in welchem e« heißt: Di« politische Macht ist in unserer Hand. E» wird eine provisorische Provstnztal« regterung gebildet, d« im Zusammenarbeiten mit den bestehenden Behörden e ne Neuordnung ausrtchtet. Unser 12. Kapitel. Stille Freundschaft. Al» Herbert Voßberg da» Vorzimmer d«r Waller- stelnschen Kanzlei betrat, wurde ihm eine Ueberraschung mteil. Er hatte mit Sicherheit darauf errechnet, Klara Brunner wieder an ihrem gewohnten Platz vor der vlyreibmaschtn« zu finden, und er hatte nicht ohne An ge- Baugen und ernste Selbstvorwürse an den Augen blick de» Wiedersehen» gedacht. Nun aber mußt« er er kennen, daß er sich umsonst beunruhigt batte: denn auf »em Stuhl am Fenster saß eine iHv völlig unbekannt« junge Dame, und sie bewirkte sein« Anmeldung bet dem klnwnlt mit der geschästtmäßigen Gleichgültigkeit einer Fremd n. Der Iustizrat empfing ibn mit der Zuvor kommenheit, dl« jeder Advokat sür «inen guten Klienten rat, und er schien trotz seiner Arbeittlast durchau» ge zeigt, sich auf eln behagliche» Plauderstündchen »lnzu- klchten. Herbert aber ging ohne alle Umschweife auf den gweck seine» Besuche» los. »Von meinem Verwalter habe ich erfahren, daß del dem von Herrn Bendriner seinerzeit abgeschlossenen Kauf verträge der Baronin von Hallermund und ihrer Tochter Ar Lebenszeit dae Recht Vorbehalten worden lst, auf Schloß Eschenhagen zu wohnen. Ich darf wohl an- eehmen. Herr Iustizrat, daß dles« Mitteilung dem wirk lichen Sachverhalt entspricht." Wallerstetn bejaht,. .Hut man Ihnen da» nicht schon hier in meiner stanztti gesagt? Ich müßte «» für »in kwdanerliche» versehen halten, wenn e» unterbliebe« wäre." »Da« ist jetzt ohne Bedeutung. Aber ich hab» den Kd fasten Wunsch, dieses Recht adzulüsen, und ich wär» Ihnen PH» Lautbar, wem» Sie in «etuem «aawn die «rtörder- Auftrag» machen sollen, relfltch überlegt, und ich würde sogar bereit sein, noch erb,blich darüber htnauezugede» wenn »» notwendig erscheint." Dl, Bestimmtheit, ml» der diese Erklärung adgegeben worden «ar, veranlaßte den Iustizrat, von allen «eiter,« Vorstellungen abzusehen. Al, guter Menschenkenner ahnt« er sofort, baß btt« großmütig« Anerbieten irgendein« besonder» Ursache Haven mußt«. Und wa» ging «» am Sude ihn an, wenn der glücklich» Erbe da» Bedürfnis fühlt», feinen leicht erworbenen Reichtum mit vollen Hände« zum Fenster dinauizuwersen. Je größer da« in Be tracht kommend» Kapital war, desto größer waren ja auch di« Gebühren, di« ihm au« der Vermittlung de» Abschluss«« zuflossen. Und gegen Erwägungen solcher Art ist eia Anwalt wohl noch selten unzugänglich gewesen. »Haben St« irgendwelche Wünsch» hinsichtlich der Form, in der ich mich meine» Aufwage, entledigen soll f" stagtt er nur noch. Und Herbett Voßberg erwiderter »Keinen anderen al» den, daß «» selbstverständlich i» der rücksichtsvollsten und zartfühlendsten wets» gescheh«« muß. E» wäre mlr sehr lieb, wenn dl» Damen ihr« Ueden sledelung an einen anderen Ort schon recht bald bewirke« würden. Aber auch ln dieser Hlnstcht wünsche ich tonen keln« Bedingungen zu stellen." »Sehr wohl! Ich werd» di» Verhandlungen te diesem Sinne führen, wohin darf ich Ihnen über das Er gebnis berichten 7" Herbert nannte ihm da» Hotel, la dem er abae- stiegen war, und in dem er zu bleiben gedacht«, bi» ihn di, Abreise der Damen in den Stand fetz Eschenhagen zurückzukehren. Denn daß .. .. . Wiedersehen dürfe, stand al« »ine unumstößliche hüt in ihm fest. Di« Wund«, die ihr schmählich rat seinem Herzen a,schlagen, war noch zu frisch tief, al» daß ihr liluollck sie nicht machen müssen. lFo-q«tzm>g Mgu lichen Verhandlungen mlt der Baronln Hallermund führen wollten.* Der Iustizrat schien Überrascht. - .Sie fühlen sich also durch dl« Anwesenheit der Damen in Ihrem Haus« belästigt, Heer Voßberg 7" stagt« der Iustizrat. »In einem gewissen Sinn» — allerding,. Da» Zu sammenleben mlt den verwandten d« einstigen Be sitzer» könnt« auf di« Dauer doch zu unhaltbaren Verhält nissen führen, und ich möchte ihm »««halb sobald al» möglich ein Ende machen." .Nun, da» läßt sich am End« verstehen, obwohl es sicherlich viel« gibt, di« in der schönen Baroness« »ine sehr angenehm» und erwünscht» Hauegenojstn sehen würden. Auch Herr Bendrtner hatte den Wunsch, der beiden Damen ledig zu werden. Aber ich verhehl« Ihnen nicht, daß ich mir damals «ln» sehr entschieden» und unzwet- deuttg« Ablehnung von selten der Baronin geholt habe." »Ich Hofs«, daß dl» Verhandlungen diesmal «ln b«ss«r«s Ergebnis Haven werden. Gewiss« verändert« Um stünde lassen mich da» sogar mit ziemlicher Sicherheit er warten." »Wohl möglich, vielleicht scheiterten di« damaligen Verhandlungen ja auch nur an der Geringfügigkeit der Abfindungssumme, zu der sich Herr Vendrlner verstehen wollt». Menn Sie sich in dieser Hinsicht zu etwa» welteraehenden Zugeständnissen bereltstnden Netzen —" .Ich beoollmüchtig» Sie, den Damen «in« Abstndung von oreimaldunderttausend Mark zu bl«t«n." D«r Iustizrat sah au, wl« jemand, d«r stinrn Ohren nicht zu trauen wagt. »Drelmalhunderttaustnd Marks Da» ist doch wohl Nicht Ihr Ernst, mein lieber H«rr Voftbera! Nach mein«» festen Ueberzeugung würde schon d«r fünft« T«lt dieses Betrag«» vollkommen genügen, vet ver Mittel losigkeit der Baronin b«d«ut«n ja schon sechzta-oder fünf- «n dflebzigtausend Mark für st» «la r«cht hübsch«, ver mög««? »Solch« Erwägung«« fallen für mich nicht w» Sa- wicht. Ich hab« den Vorschlag, da» Sie ba u, »et»«« Sellage zum fluer Lagublatt. Sonnabend, -«« z. November ,u, dm letzten Punkt wollten ft« nicht bewilligen. Per Soldatenrat und di« vertrete« de» Arb«tttrratt» de-- stehen auf Ihren Forderungen. Nach Uedergake dar militärisch«« Gewalt durch da« Generattommando wur de di« verpflegungsfrag« der Lruppen und per Ur lauber so geregelt, daß die Stadtverwaltung sich ver pflichtet, Mr diese ««rpfttgung und Unterkunft Sorge zu tragen. Au« dem Soldatenrat und dem Arbeiter rat wird je ein «ngeret Ausschuß gewählt, die zusammen di« eigentlich« Macht in Händ«n had«n werden. Ihr« Beschlüsse sind dem erweiterten Solda tenrat und dem erweiterten Arbeiterrat, der morgen, Sonnabend, gewählt werden wird, zur Genehckigung vorzulegen. Di« Wähl de« Arbeiterrate« erfolgt nach Betrieben. Auf je SOO Arbeiter entfällt ein Delegier ter. Di« Post ist besetzt. Die Mbrüstung'der Polizei ist vollzogen. Arbeiter- und Sol datenrat verfügen über die tätsächliche Macht. Sie verfügen über sämtliche BerbindungS. mittel. Morgen (Sonnabend) treten sämtliche Be triebe. außer den Betrieben der Lebensmittelversorgung und des Verkehrs, in den Generalstreik. Ein« Prokla mation des Arbeiter, und Soldatenrate« wird ergehen. Die Durchführung der sozialistischen Repu blik ist also in Leipzig in di« Wege geleitet. Arbeiter- und Soldatenrat und rote Fahne in Chemnitz. Au« Chemnitz meldet da» „EheNm. Tagebl." von gesternt Di« allgemein« Volksbewegung hat seit heute abend auch aus unsere Stadt übergegrtfsen. Der Be ginn der Bewegung setzte erst in den Abendstunden «in und kam deshalb etlva» unerwartet. Eine klein« An zahl von Demonstranten begab sich nach der Zweig anstalt des AmtSgerlchtSgefängnlsse» in der Herrenstraß« und befreit« dort di« Gefan gene n. Desgleichen zogen Teilnehmer an der Kund gebung nach dem Mtlitärgefängnt« an d«r Ritter st ratz« und bewirkten auch Port die Frei lassung der MMtärgefängenen. Ferner erschienen Abgeordnete der Beivegung in den hiesigen Thea tern. Im Neuen und tm Alten Stadttheater konnten infolgedessen die Vorstellungen picht vollständig be endet werden. Offizier« wurden von den an der Kundgebung Beteiligten entwaffnet, sonst aber nicht behelligt. Bor dem Neuen Stadttheater wurde «in« rot« Flagge gehißt. Mus den Straße« wur den Flugblätter vsrttilt, in denen, di« Arbeit« und Soldaten der Stadt Chemnitz zum Besuch« «tner mvr- gen, Sonnabend, im Kaufmännischen Vereinshaus« statt findenden Volkskundgebung aufgefordert werden. Soviel sich übersetz«» läßt, sind dis Kundgebungen ohne besonder« Störungen verlaufen. Sn Berlin herrscht Ruhe. Di« Vorstände der sozialdemokratischen Partei und der sozialdemokratischen Reichstagsfraktton veröffent lichen an der Spitz« de» „Vorwärts" folgenden Aufruf» Arbeiter, Parteigenossen! Der Frieden ist gesi chert, in wenigen Stunden wird die Waf fenruhe eingetr«1«n fein. Nur jetzt kein« Un besonnenheit, welch« di« an der Front geendeten Blut vergießen im Lande Wiederaufleben machen. Di« sozialdemokratisch« Partti setzt ihr« ganz« Kraft ein, um eure Forderungen schnellsten« in Erfüllung zu bringen. Deshalb sttllttn heute die Vorstände der sozial-