Volltext Seite (XML)
Nr. 2SS Vie MM Regierung an aas Mische Volk. Muer Tageblatt MH -inzeiger für -as Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsblatt. WAWW Spnchguns» »er N-Saktlon mit Ausnahme -»» «»nntag, nachmittag» 4—S Uh». — <r»l»gramm.f»-r,ff«, Lag,blatt flu«rzg»blrg». firnstr»«-»» SS. M MM za» unverlangt »ingrfanSt» Manuskript» kann Vrwühr nicht grlrilkrt wrr-rn. Minn^VmME^«,,,!« Mittwoch» äen S. November I918 13. Jahrgang Umtriebe un- Abreise -er russischen Sotschast in Serlin. Vie Matrosenonruhea kn Kiel. Vie Vaffensiillsian-sbe-kngungea für Veutschlanö. Vie Italiener in Tirol. polnisch-ukrainische Kämpfe kn Galizien. Vas Programm -er neuen sächsischen Negierung, parlameatarisierung In Mecklenburg un- Gl-enburg. Ein Aufruf der deutschen Regierung. An da» deutsche Volk! Die Not der Zeit lastet auf der Welt und aus dem deutschen Volke. Wir müssen diese schweren Tage und ihre Folgen Überwinden. Heute schon müssen wir arbeiten sitr dl« glücklicheren Zeiten, auf die das deutsche Volk eil» Anrecht hat. Die deutsche Negierung ist am Werk«, diese Arbeit zu leisten. Wichtige» ist erreicht. Das gleiche Wahlrecht in Preussen ist gesichert. Tin« Regierung hat sich aus den Vertretern der MeyrheitSparteien de« Reichstage« gebildet. Der Reichskanzler und seine Mitarbeiter bedürfen zu ihrer Ge schäftsführung da« vertrauen de« Reichstage« nnd damit de« Volkes. Grundlegende Rechte sind von der Person de« Kaiser« aas die Volksvertretung übertragen worden. Kriegserklärung und Friedensschluss unterliegen der Genehmigung de» Reichst«»«». Die Unterstellung der Militärverwaltung unter den verantwortlichen Reichskanzler ist durchgeführt. Eine weitgehende Amnestie wurde erlassen. Pressfreiheit und VersainmlnngSrecht sind gewährleistet. Doch viel bleibt noch zu tun. Di» Um- Wandlung Deutschlands in einen Volksstaat, der an politischer Freiheit und sozialer Fürsorge hinter keinem Staat der Welt zurückstehen soll, wird entschlossen weitergesührt. Di» Neugestaltung kann ihr» befreiende und heilende Wirkung nur ausüben, wenn sie einen Geist in den Verwaltung»- und Militärbehörden findet, der ihre Zwecke erkennt und fördert. Wir erwarten von unseren Volksgenossen, die in amtlicher Stellung < dem Gemeinwesen zu dienen berufen sind, daß steun» willige Mitarbeiter sein werden. Wir brauchen in allen Teilen de« Staate» und de» Reiche» die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit durch da» Volk selbst. Wir haben vertrauen zu dem deutschen Volke. GS hat sich in vier furchtbaren KrtegSjahren glänzend bewährt. E« wird sich nicht von Phantasien sinnlos und nutzlos in neue» Elend und Verderben htnetntreiben lassen. Selbstzucht und Ordnung tun not. Jede Disziplinlosigkeit wird den Abschluß eine» baldigen Frieden» auf da» schwerste gefährden. Die Regierung und mit ihr die Leitung von Heer und Flotte wollen den Frieden. Sie wollen ihn ehrlich und sie wollen ihn bald. Bi» dahin müssen wir di» Grenzen vor dem Einbruch de» Feinde» schützen. Den seit Wochen in hartem Kamps stehenden Truppen muß durch Ablösung Ruh» geschaffen werden. Nur zu diesem Zweck, au« keinem anderen Grunde, sind di« Einberufungen der letzten Zett durchgeführt worden. Den Mannschaften de» Landheere« und der Flotte wie ihren Führern gebührt unser besonderer Dank. Durch ihren Tohesmut und ihre Manneszucht haben sie da« Vaterland gerettet. Zu den wichtigsten Aufgaben gehört der Wiederaufbau unserer Volkswirtschaft, damit die von der Front in die Heimat zurückkehrenden Soldaten und Matrosen in geordneten Verhältnissen di» Möglichkeit vorfinden, sich ihre und ihrer Familie Existenz wieder zu sichern. Alle grossen Arbeitgeberverbände haben sich bereit erklärt, ihrs früheren, jetzt etngszogenen Angestellten und Arbeiter sofort wieder etnznstellm. Arbeitsbeschaffung. Erwerbs- losennnterstütznng WohnnngSfürsorge und andere Massnahmen auf diesem Gebiete sind teil» in Vorbereitung, teils schon anSgeführt. Mit dem Friedensschluss wird sich bald »ine Besserung der Ernährung»- wie aller Lebensnsrhältniss e etnstellen. Deutsche Männer und Frauen! Kampf und Frieden sind unser» gemeinsam« Aufgab». Staat und Reich sind unsere gemeinsame Zukunft. Euer vertrauen, da» unentbehrlich in der Stunde der Gefahr, ist in Wahrheit nicht» andere«, al« da« Vertrauen de» deutschen Volke» zu sich selbst und zu seiner Zukunft. Di« gesichert« Zukunft Deutschlands ist unser Leitstern. Berlin, 4, November 1V18. Der Reichskanzler Max Prinz von Baden? der Stellvertreter des Reichskanzler» v Payer; der Vizepräsident des preussischen Staa»smtnistertum« Dr. Friedberg; di« Gtaatasekretär» Dr. Solf, Graf von Rödern, Dr. von Krause, Nüdltn, v. Waldow. Freiherr v. Stein, Gchetdemann, Groeber, Erzberger, Haussmann, Bauer, Trimborn; der StaatS- Dkretär des NetchSmarineamt« Ritter von Mann; der Krieg-minister Gcheüch. d« IHM MH II MU Terroristisch- »chltfk* W einem Msfischm Kurie« entdeckt. Au» Berlin wird amtlich gemeldet r Am 4. No vember abends traf, von Moskau kommend, der Ku rier der hiesigen diplomatischen Vertretung der Sowjetregterung auf dvm Bahnhof Fried richstrasse ein. Bet dem Heruntertragen des Gepäckes vom Bahnsteige wurde eins der Kisten durch Anstössen beschädigt, so dass darin befindliche Papiere auf den Boden fielen. Dies« Papier« waren, wie sich Herausstollk, in deutscher Sprach« gedruckt« Flug blätter, die di« deutschen Arbeiter und Sol daten zu blutigem Umsturz auffordern. Eins der Flugblätter, da» von der Grupp« International«) (der Spartacusgrupp«) unterzeichnet war, enthält Ziiwn Aufruf »um «evoluttongkamv-, kässrsqd.«tu andere» Flugblatt di« näheren Anweisungen flir diesen Kampf gibt, zum Meuchelmord nnd Terror auffordert., Auf Ansuchen der Bähnb«- hbrde wurde da» gesamte Kuriergepäck in eitlem ge schlossenen und bewachten Raum stchergestolst und da» Au»wärttge Amt benachrichtigt, um diesem di« Untersuchung und Witter« Behandlung der Mnge- gelegenhett zu ermöglichen. Abberufung der russische ««Meter au» Peutschlanv. Die deutsch« R»gi»rung hat von der russischen Ne gierung Bürgschaften dafür verlangt, dass in Zukunst von ihren Organen keinerlei revolutionär« Agitation und Propaganda gegen di«. staatlichen Einrichtungen irr Deutschland getrieben werden» und dass der noch immer ungesühute Morden dem ««sand ten Graf Mirbach ausreichend« Sühn« find«. Di« russische Regierung ist ersucht worden, bi» zur Erfüss. lung dieser Forderungen ihr« sämtlichen amtlichen «er- treter au» Deutschland zurück z uzte-en. Ebenso find di« deutschen amtlichen Werteste« in Russland ssbLssuf»« morde». M MchlllllllOll in M Kiel in der Gewatt vor Mutoofm. DK rose Flagge über deMWm Schiffe». Wir haben bereits gestern Uder bedeutsam« Un« ruhen in» Krieg-Hafen Kiel berichtet. Heut» liegen dar über folgende Wetter« Bericht« vor» Montag mittag erschien ein Erlass de» Gouverneur», in dem die aufständischen Matrosen aufgesordert Kur den, ihre Wünsch« zu äussern. Infolgedessen traten di« Abordnungen der Matrosen zu einer Versammlung im Gawerkschastshaus« zusammen und stellten «in Pro gramm ihrer Wünsch« auf. . Darunter befinden sich folgende» Di« Anerkennung de» inzwischen gebilde ten Soldatenrate», besser« Behandlung der Mannschaften, Befreiung von der Grusspflicht, Gleichheit d«r Offizier« und Mannschaften, Aufhebung der vfsizi««»kaftno», Freigabe der wegen Gehorsamsverweigerung verhafteten Per sonen, die sich zurzeit in den Arrestlokal«»» befinden und Straflosigkeit der nicht auf die Schiffe zu rückgekehrten Mannschaften. , Dies« ^Forderungen wurden dem Gouverneur durch «in« Abordnung der Matrosen überbracht, uNd ajll» Forderungen wurden vom Gouverneur gut. geheissen. Die Matrosen verpflichtet«n sich, ihren Dienst wieder aufzunehmen und Gehorsam Wen. Sie verpflichten sich auch insbesondere zur unbeding ten Aufrechterhaltung der Ordnung und geständen zu, dass jedermann, der bet Plünderungen betroffen würde, auf der Stell« standrechtlich zu erschiessen fei. Di« Matrosen sind vollständig Herren de» Schiffe. Die Offiziere find ohnmächtig und können st« nicht zurückhalten und ebensowenig in ihren Handlungen behindern. In den ersten Nachmittagsstunden de» Montag kam eS zu einer kurzen Schiesserei zwischen einer Kom pagnie der Torvedtdtvtston und Werftdivision. In kurzer Zeit stand die ganz« Garnison auf feil ten der aufständischen Matrosen. Eine.Stund» später Kun es zu.einer riesigen Freu d« nku ndg«, bung. Mn Zug von etwa 18000 bi» 80 000 Mann Soldaten zog nach dem Urrestlokal in der unteren göldstrasss. Im Zug« befindlich« Arbeiter waren b»- waffnet. Unter o«n Gesängen von patriotisch«» und Soldatenliedern ging der riesenhaft« Zug durch dm Nordtetl der Stadt. Im Zug« wurden zahlreich» rot« Fahnen getragen. Vie Gefangenen wur den entlassen und unter grossem Jubel in Empfang genommen. Ein kleiner-Teil de» Zuge» ging ßUifi Bahnhof, um dort den Staatssekretär Haussmann und den Reichstagsabgeordneten Nosk» zu empfangen. Am Abend beschlossen di« Vertrauensleute de« Gewerk schaften der Betrieb«, dass am Dienstag al» Sympathie kundgebung für die Matrosen der Bsneralstrsil beginnen soll. Ausgeschlossen find die Lebensmitt»»- Gesellschaften und die Licht- und Wasserwerk«. Vie rot» WdWg. Di« „Kiel. Ltz." M'ldet bom DienMff t frag wurde auf allen Fahrzeugen und Maschine»» vt« rpt» Flagge gehisst. La» Linienschiff „Kvln*. da» im Dock war und noch die Krteg»ftagg« Mrd», Kurde vom Land« au» vpn Matrosen »«schoss' s«n. Di« Krtegsflagge Kurde gesenkt und an ihr« Stell« die rot« Flagg« gesetzt. DK Lanz« Stad» ist voller Matrosen. , Di« meisten find VeWaffIMt und mit d«r roten Fahne und Schleifen geschmückt. G» durchziehen sie di« Strassen der Stadt, viel« Auto», gefüllt mit Soldaten, di« Gewehre tragend, fahren durch die Stadt. Pie Werften sind abgesperrt. Mqfchin.no gewehr« stehen vor den Mngangstüren «nd .verdtm dem allen Arbeitern und Beamten den Mntrift. Nur di« Direktoren und di« höheren Betriebsleiter werden durchgekasftn. Der allgemein« Au»stand ist im vollen Gang«. Di« aufständisch«» Matrosen halten streng» Ordnung. All« Offizier«, Ingenieur« und Deckoffizier» werden angehalkn. Sie müssen ihr» Kokarden abnehmen, auch wird ihnen der Sähe! an genommen. Di« Deckoftiziere können ungehindert wkikrgehen, während di« Offizier« festaehatten werden. E» ist «in Flugblatt KÜphontM nach Kkk »ttv geteilt worden, da» verbreitet wuedm still, nnVvM«