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intiltt Mittwoch» äen 24. Äugust 1918 k. Sa i^onlor olle MM kM »mmvrjLuv er I»2 l. 5 Betrieb wird >. 8a. still« ckieii inngabe sind rr ti.7. 3491. Here An« machen. inen- i!Lxer n Mach- »artung ,r sich ,neiden, b. Str. 64. Ka88enwesen Mtl8tiken röchen Anerbieten rb. WÄ, jler )r«her«l MW nter. fleißiges Hm ht. oepel e LI. Große Reöe -es Staatssekretärs Dr. Sols. Sevoestehenöe Regelung -er polnischen Zrage, Königswahl am 2. September. — dle polnischen Mlnkmalsoröerungen. — Günstige Lage -er Sowjettruppen. — Ver vernichtungswMe -er Zein-e. — Aufstau- in Japan. Staatssekretär Dr. Solfs Abrechnung mit Balfour. Bet dem gestern Abend in Berlin stattgesundenen Empfang in der Deutschen Kolonialgesettschast hielt abend der Staatssekretär des Neichskolonialamtes Dr. Solf nach- stchrnde Ansprache: Meine Herren! Ich habe Sie hierher gebeten, um Ihnen meinen Dank dafür auszusprechen, daß Sie so ener gisch für den kolonialen Gedanken eingolceten sind. Der Krieg stellt übermenschliche Anforderungen an die Borstel- lungefühigkeit des einzelnen. Die große Kraftprobe an dm europäischen Fronten, das Kämpfen und Leiden unserer Volksgenossen, so nahe von uns- nimmt die ganze Aufmerk samkeit der Nation für sich in Anspruch. Darüber mochte wohl das Schicksal unserer Kolonien etwas in dm Hinter grund treten. Ja selbst das Schicksal derjenigen, die schon über vier Jahre lang einen verlorenen Posten mit seltenem Wagemut, mit beispielloser Erfindungskraft und Leidens fähigkeit verteidigen, liefen Gefahr, ich will nicht sagen, unserem Herzen, wohl aber unseren! Bewußtsein ferner zu rücken, als es die Gerechtigkeit verlangt. Da hat sich die Presse als ein wahrhafter Volkserzieher bewährt und das koloniale Gewissen des deutschen Volkes verschärft. Ich darf es heute aussprechen, daß die Sicherstellung unserer kolonialen Zukunft nicht allein als das Ziel unserer N-gierung aus bestimmten Interessengruppen gilt, sondern daß es ein deutsches Volks ziel geworden ist. Bis tief in die Arbeiterkretse hinein ist heute das Bewußtsein lebendig, daß die Erhaltung unseres kolonialen Besitzes eine Ehren« und Lebensfrage für Deutschland als Großmacht ist. Diest Einigung ist besonders wohltuend angesichts der Pläne unserer Feinde die in den letzten Tagen so deutlich enthüllt worden sind wie nie zuvor. Meine Herren, es liegt heute eine der bedeutsamsten Aeußerungen der englischen Politik vor. Die Red« de» Herrn Balfour im Unterhaus. Der Staatssekretär des Auswärtigen meldet in aller Form Englands Anspruch auf die Annexion unserer Kolonien an. Balfour behauptet, das intellektuelle Deutschland sei von einer Moralgewaltlehre beherrscht. Meine Herren, hüben und drüben gibt es Chauvinisten und Jingos, hüben und drüben gibt es Leute, die das ewig Gestrige anderen und mit Angst und Unverstand den herannahenden Morgen einer neuen Zeit erwarten. Vor dem Krieg bildeten diese Leute bet uns eine kleine Gruppe ohne Geltung in der Po« litik und ohne Einfluß auf die Regierung, die sie dauernd bekämpften. Während des Krieges ist ihre Zahl in der Tat gewachsen, nicht etwa weil das Streben nach deutscher Vor herrschaft in der Welt bei uns tiefer Wurzel geschlagen hätte, sondern weil sie Zuzug bekamen aus weiten Kreisen beson nener und besorgter Patrioten, unter ihnen sind viele, die vor dem Kriege die Ideale des Völkerverständigung, de» guten Willens und des Fairplay in den internationalen Be ziehungen hochhtelten, deren politische Glaubenslehre aber durch die Erfahrungen des Krieges zusammengebrochen ist. Wer trügt die Schuld? Niemand anders als die Gesinnung unserer Feinde, dieselbe Gesinnung, die den großen Ge danken des Völkerbundes durch die gleichzet'ttge Forderung des Handelskrieges gegen Deutschland entwertete und zu einer Spottgeburt gemacht haben Können wir Euch nicht militärisch vernichten, so vernichten wir Euch durch den Völkerbund. Wenn ich glaubte, daß die Gesinnung, die heute England zu regieren scheint, die aus der Rede Balfours deutlich spricht, oder die Gesinnung, die uns in dem Prozeß des PembertoN Billtng entgegentritt, wenn ich glauben müßte, daß diese Gesinnung für alle Ewig keit die Oberhand in England hätte, dann würde auch ich dafür etntreten, daß der Kampf auf Leben und Tod ausge fochten werden muß. Ich bin aber der festen Neber- zeugung, daß vor Kriegsende überall eine geistig« Auflehnung gegen di« kliock-out-G«stmmng kommen muß und kommen wird. Sonst bleibt die Verwirkli chung der Vvlkerliga ein utopisches Krtegsziel. Ich wende mich jetzt zu de» einzelnen Punkten der Rede des Herrn Balfour. Balfour sprach zuerst von Belgien. Der Herr Reichskanzler har tm vorigen Monat im Reich«, tag für jeden, der hören wollte, erklärt, daß wir nicht beabsichtigen, Belgien in irgend einer Form zu bchalten. Belgien still »ach dem Kriege al- selbständige» Staats» wesen, niemals al« Vasall unterworfen, Wiedererstehen. Meine Herren, der Wiederherstellung Belgien» Ver heutige MW MgsberW. (Amtlich, i Große« Hauptquartier, 2l. August. Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Krenprinz Rupprecht. Bei Vienne Berquin, Mervlller und südlich der Ly« schlugen di« im Borgelände unserer neuen Linien gelassenen Iufnnterieabteilungen mehrfach englisch« Vörstöße und Teil« angriffe zurück. Maschinengewehr« und Artillert« fügtrn d«m empfindlich« Berlust« zu. Jnfanteriegefecht« beider seits der Scarpe und nördlich der Anirr. Heeresgruppe Generaloberst von Boehn. Nordwestlich von Roy« schlug eine seit dem v. August an Brennpunkten des Kampfes fechtend« au» Garde und niedersächsischen Neserveregimeutttn bestehend« Division erneut« starke Angriff« des Feinde» ab. Sn eigenem Borstoß in di« feindlichen Linien machten wir Gefangene. Zwischen Avre und Oise steigerte sich der Artillerlekampf am Nachmittag zu großer Stärke. Beiderseits von Lrepeaumesnil nördlich Lassigny und auf den Höhen südwestlich von Noyon stießen die Feind« mehrmals zu starkem Angriff vor. Sie brachen in unserem Feuer oder im Gegenstoß zusammen. Auf dem Schlachtfeld« zwischen Nner« und Avr« wurden nach Meldungen der Truppen seit dem 8. August bisher mehr al« 500 feind« lich« Panzerwagen durch unser« Truppenwirkung zerstört. Zwischen Oise und Aisn« hat gestern der seit einigen Tagen erwartet» am 18. und 10. August durch starke Angriff, eingeleitet« erneut« Durchbruchsversuch de» Feinde, be gonnen. * Nach stärkster Feuervorbereitung griffen weiß« und schwarze Franzosen am frühen Morgen in tiefer Glie derung, unterstützt durch zahlreich» Panzerwagen, auf 2ü km breiter Front an. St« drangen teilweise in unser« vorderen Linien ein. Gegen Mittag war der erste Ansturm de» Feinde» in unseren Infanteriekampfstellungen in der Linie Larlepont südlich yon Blarancourt—Bezaponin—Pommiers gebrochen. Kraftvoller Gegenangrift der Sägerregimenter warf den vorübergehend auf den Jnvigny-Rücken vorstos senden Feind auf Vienry zurück. Bis in di« späten Abend« stunden hinein setzt« der Franzos« seinen erbitterten Angrift fort. Sie brachen an der ganzen Front im Feuer unserer Artillerie, teilweise in unserem Gegenstoß zusammen. Die DurchbrirchSversuche deS Feinde- sind trotz rück- sichtSlosen Krästecinsatze- und unter schwersten Verlusten tm erste« Schlachtfeld gescheitert. Schlachtslieger hatten an der Abwehr der Angriffe wirk» samen Anteil. In nächtlichen Flügen griffen unser« Bombengeschwader den tm AngrtffSgebtet dicht gedrängten Gegner in Ortschaften, auf Bahnen und Straße» erfolgreich mit Bomben und Ma- fchtnengewehrfeuer an. De« Erst« »eusrakquurtiernevifts» L«den»«rsf. steht nicht» im Wege al» der Kriegs will« unse re c Feinde! 'Eine nnc geringe Nolle aber die Rücksicht auf Belgien heute in den Rechnungen der Entente spielt, zeigt am deutlichsten ein Zitat aus der amerikanischen Presse, da- Englands Propagandaminister, Lord North« eliffe, in einem seiner Blätter mit begeisterter Zustimmung abvruckte r Die „Newyork Times" schreiben! Deutschland- Beteuerung, daß e» nicht die Absicht hat, Belgien zu behalten, hat weder Interesse noch Wert. Die Alliierten werden Deutschland au- Belgien und Frankreich vertreiben. Hierzu sagt Lord Northcliffe (»Wvening News" vom 10. Juli 1918): Mir sind hocherfreut, eine solche klare und klingende Stimme auS Amerika zu ver nehmen. So soll man sprechen: Deutschland soll vernichtet werden tm Sinne der „Newyork Times". Wir meinen Vernichtung durch blutige und absolute unheilvolle Niederlagen aus dem Schlachtfeld, so daß von Deutschland nichts übrig bleibt, als die Knochen seiner toten Sol daten in Frankreich und Belgien. GS gibt keinen anderen We^. Go sprechen die Beschützer, die um Belgiens willen da» Schwert ergriffen haben. Die zweite Altkluge Balfour» geht gegen unsere LstpottM. Ich antwortete ihm darauf: Der Brest-Lttow-ker Frieden kam zustande aus Grund der einen großen Ueberetnstimmuna -wischen der russischen und der deutschen Reaterung, daß die jahrhundertelang unterdrückten Fremd völker Rußland» da» von ihnen erstrebte nationale Eigen- dascin erhalten sollten. Unsere Auffassung ist nach wie vor, daß der Weg zur Freiheit nicht über Anarchie und Massenmord führen darf. Zwischen der ersten Sprengung der Fesseln und der vollen Selbstbestimmungsfählqkeit der Nankwölker liegt ein natürliches UeberganaSsta» di um. Bis sich die ordnenden Kräfte in den verschiede nen Ländern zusammenfinden, fühlt sich Deutschland zum Schutz dieser Gemeinwesen berufen im eigenen wie tm allgemeinen Interesse, wie denn auch tatsächlich Deutsch land von nationaler Mehrheit und nationaler Minderheit berufen worden ist Der Brest-Litowsker Frieden ist ein Rahmen, da» Bild, da« darill entstehen wird, ist erst in seinen ersten Anfängen entworfen. Tie deutsche Regien,ng ist ent» schlossen, den erbereren und gegebenen Schutz nicht zu einer gewaltsamen Annexion zu mißbrauchen, sondem den bisher' unterdrückten Völkern den Weg zur Freiheit, Ord nung und gegenseitigen Duldung zu öffnen. Meine Herren, England hat das Recht verwirkt, mora lisch für die russischen Randstaaten in die Schranke zu treten. In ihrer namenlosen LeidenSzett während de» Krieges haben sie sich einmal über da- andere an England um Unterstützung ihrer Sache gewandt, sie ist ihnen voll» ständig versagt geblieben. Es gab eine Zeit, in der Eng land das zaristische Rußland schärfer bekämpfte, al» irgend eine andere Nation. Als aber während de» Kriege» da» zaristische Rußland unterdrückte, raubte und mordete, da hat England geschwiegen, ja mehr als da», es hat den richtigen Tatbestand vor der Welt beschönigt, und gefälscht. Und so mordete Rußland dank England» moralischer Unter» stützung mit einer unerhörten, ourch da- Gewissen der Welt nicht gehemmten Schwungkraft. Der Hehler darf nicht Richter seil Da». Problem der Fremdvölker, ja da ganze russische Problem wird von England ausschließlich unter dem GesichSpunkt der Erleichterung de» englischen Kriege» betrachtet. Jede Verfassung ist England recht, die Rußland als Kriegsmaschine brauchbar erhält. Und würde Iwan der Schreckliche auf erstehen und Rußland zu neuem Kampfe zu» sammenschwethen, so würde er den Engländern ein willkommener Bundesgenosse tm Kreuzzug für Freiheit und Recht sein. Kann aber Rußland keinenKrteg gegen Deutschlandmehr führen, dann wenigsten» einen Bürgerkrieg, damit keine Nuye in Deutschlands Ost front entstehen kann. Die Anerkennung der T checho- Slowaken, dieser landlosen Räuberbande, al» ver bündete Macht ist der logische Schlußstein der eigentümlichen Form englischer Nussensreundsckaft. Die wirtschaftlich« Notlage der von uns besetzten Gebiete ist ohne Zweifel schwer, aber e» ist Zynismus tm englischen Munde, davon bedauernd zu reden, denn Englands Hungerblockade richtet sich gegen die besetzten Gebiete ebenso, wie sie sich gegen un« richtet, gegen die Neutralen gegen die ganze Welt. Ueber unser Verhältnis zu den Ostseeprovtnzen, zu Polen und zur Ukraine erhebt Herr Balfour die ungeheure Beschuldigung, wir seien mit diesen Ländern verfahren, sagen wir kurz, wie England mit Griechen land, d. h. wir hätten sie zum aktwen Heeresdienst gegen Deutschlands Feinde gepreßt. Kein einziger Soldat ist zum Heeresdienst aus diesen Ländern für Deutschlands Sache gezwungen worden! Wetter, meine Herren, Balfour- Anklage gegen die deutsch-rumänisch« Politik: Hier ist England in der Rolle deS Diebes, der ruft: Haltet ien Dieb! Aber da» Gedächtnis der Welt ist nicht so kurz. Wer Kat Rumänien von seiner gesunden Tradition abge zogene Glaubt Herr Balfour nicht, das Rumäniens Schicksal besser gewesen wäre, wenn seine Regierung an der Neutralität treu festgehalten hätte? Ich komme nun zu dem, was Balfour Uber die Ko lonien sagt und zittere ihn wörtlich: Wir haben unser Gebiet ausgedehnt, wir haben Deutschlands Kolonien ge nommen und ich glaube nicht, daß jemand, der deutsch- koloniale Methoden wirklich studiert hat, überrascht sein wird, wenn wir sagen, daß die Besserung groß ist. Dann fährt er fort: Soll man Deutschland )te Kolonien zurückgeben und dadurch Deutschland« Unter- eebasen auf allen großen Handelsstraßen der Welt und iudurch den Welthandel Deutschland zur Versügung stellen? Deutsche Herrschaft in den Kolonien würde tyranische Herrschaft über die Eingeborenen bedeuten und die Auf stellung großer schwarzer Armeen in Zentralafrtka. Meine Herren, da» heißt mit anderen Worten: Eng land erobert ein Land, behauptet, e» besser regieren zu können al- sein rechtmäßiger.Besitzer und leitet darau- Anzeiger für -as Erzgebirge s NKrWKrA» mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsblatt. U« UN» n" e--d.W«n,°'°wu SprechgunS» -«r NeSaktion mit Mu-nahm« Ser Sonntag« nachmittag« 4—s Uhr. — r»!rgramm-s,ür-ss»r Tageblatt sturer,grblrg». -«rnsprech«, sr. »M ^'^?Ä.'Üunn"n , 5ür unverlangt «tngesanüt, Manuskript« kann Gewähr nicht geleistet «erden. Nr. IS« Mittwoch, äeu 24. August ISIS 13. Jahrgang