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MLMzeiger für Sas Erzgebirge sMNLHAst mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsblatt. un» n"V,'a" Au«Spr-chstunS» -»p N»»aktion mit Fusnahm» -»r Sonntag» nachmittag» 4—S Uhr. — T,I,gramm.F-r,ss, r Lag,blatt flu»»rzg»dirg». Znmspnch«, «. "»m^'Wllüng'!"!ntg!s?" für unv»rlangt »lng.san-t» Manuskript» kann S»wShr nicht 0»i»ig»t w»r-rn. Nr. ISS Donnerstag, äen iS. August ISIS 13. Jahrgang ZiaatrselMSr von Hintze antwortet LI-vO 6e»rge. Englanü erklürt Sie Tschecho-Slowaken als Verbündete. — Vle Kaiserbegegnung lm Veilchen Große« HauptquarÜrr. — Abwehe feln-Ucher Angriffe au -er Westfront. — Abwehr eines feiu-ltchen Sombengeschwaöers beim Angriff auf Seutsthes hetmatsgedivl. Völkerbunäsgeäanken Raiser Wilhelms. Trier« FrievenspoWik vor dem Kriege. Bon einem Engländer. Ein» det interessantesten KrtegSbücher ist kürzlich in England erschienen. Der Verfasser ist der bekannte englisch.russische .Schriftsteller Dr. A. I. Dtllon, der während seine» vierzigjährigen Aufenthalt» in Rußland lange Zeit al» Gehilfe Wittes fungierte und zu einem der besten Kenner des zaristischen Rußland» wurde Da» Buch trägt den Titel .Hie Lclipse oi stussia-. Wichtig an diesem Werk, dessen Verfasser im übrigen ein Deut, schenfetnd ist, erscheinen die Aeußerungen Witte», die ganz« Kapitel fällen und von Dillon nach seiner An!» gab« sofort nach den Unterredungen ausgezeichnet wur den. Aufsehen Hat in England besonders erregt, wa» Witte zu Dtllon äber die Motive der Politik de» Deut schen Kaiser» gesagt hat. Der Kaiser habe Witte wie» verholt erklärt, seinBe strebensei, «ine Art euro» päischen Völkerbünde» zu gründen, der Rivali tät der europäischen Mächte ein End« zu machen und dem Wettlauf im Rüsten Einhalt zu gebieten, zu wel chem Zweck vor allem die deutsch-französische Fehde für alle Zeit beendet werden solle. Da» erstemal sprach Witt« mit Tillon über diese Angelegenheit, als sie zu sammen zu den russisch-japanischen Friedensunterhand lungen nach Neuhork fuhren. Er gab ihm dabei '«in« Darstellung von der ursprünglichen Form, in der der Kaiser die Idee entwickelte. In ihrer späteren, mehr ausgearbeiteten Form hört« st« Witt« von dem Kaiser, al» er aus seiner Rückkehr au» Portsmouth Gast in Rocktnten war. Dtllon selbst erklärt aus Grund seiner russischen Erfahrungen r „Man mutz zugestehen, daß der Deutsche Kaiser «in« erstaunlich klar« Einsicht be wies für Zweckmäßigkeit, wo immer ihm daS Wohl seines Volkes in Frage zu kommen schien. La» Ziel bewußtsein und die Geschicklichkeit, di« er anwandte, sein Heer zu stärken, «ine Seewehr zu schaffen, sein politische» Ziel zu erreichen, mutz,man anerkennen, wenn man das Ziel auch nicht billigen mag. Er selbst glaubte an die Idealität diese» Zieles; da» duldet gar keinen Zweifel. Darin liegt sein« Stärke, darin liegt di« Stärke de- ganzen deutschen Volke», das seinen Glau ben teilt. In ihnen allen brennt «in Glaube, der ge genüber dem, was sie als höchste» Wohlsein der Ge samtheit „Mißverstehen", das Individualinteresse und überhaupt jedes andere Interesse verzehrt. Ta liegt einer der Hauptunterschied« zwischen der deutschen und den übrigen Rassen." Wetter heißt es; „Es ist de» Kaiser» liebe rzeugung. datz bet dem deutschen System die Natur sich besser den sozialen Notwendigkeiten unterwerf«, al» bei irgendeinem anderen System, und datz aus diesem Grunde eben wie der die höheren und edleren Elemente de» menschlichen Charakter» sich freier zu entwickeln vermögen. Deshalb schien e» ihm, e» könnten die anderen Völker einew Vorteil davon haben, namentliche das russisch«, da» fran zösisch« und da» italienisch«, wenn ihr« Beziehungen zu den Deutschen enger Würden; ja, bei einer gemeint- samen moralischen Bindung, die an Stelle des alten Zustandes träte und Kriege ausschlösse, mützten sie Ge winner sein. Aon dem Augenblick an, in dem der Kaiser sich seine eigene politische Anschauung bildete, ist die Herstellung dieser vertraulichen Beziehungen sein unverrückbares Ziel gewesen. Die Kontrollmächt« soll ten sich zu einer ziemlich lockeren Ttaatengesellschaft zusammentun, etwa wie sie da» Deutsch« Reich v?) dar- stellt. Dies schien ihm der geeignetste Weg. Gestützt aus ein« solche Liga, gedachte er den Krieg au» 5er europä- ischen Politik auszumerzen. Für die Zukunft schien e» ihm möglich, eine Art Aentralregierung aller europä- ischen Nationen zu bilden, bei der di« Völker ihre Ver tretung hätten, wie Bayern, Württemberg, Dachsen usw. sie heute zum Bundesrat haben. Ein« HofsnungSfreu- dtgkeit, ein starker Glaub« an «in« auf dies« Weise orga nisierte und geleitet« Menschheit, wir würden sagen an «ine aus diese Weis« „verdeutscht«" (Teutonised) Mensch- h«it, charakterisierten di« Gedankenflüg« Wilhelm» ll. Dein besondere» Zveal vom Völkerbund unterschied sich nur in ein oder -Wei Einzelheiten von Wilson» ,Ltga der Nation«»". Der heutige MWe MgsberW. fAmtlich.» Große, Hauptquartier, 15. August. Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. * Lebhafte Erknndungstätigirit zwischen User und Srarpe. Südöstlich von Ville scheitert» «in englischer Vorstoß vor unseren Linien. Nördlich der Amre räumten wir in den letzten Nächten «inen scharf in den Feind vorspringenden Stellungoteil d«i Puisir«, und Beaumont-Ham«!. Sr rourd« gestern nachmittag vom Feind« besetzt. Heeresgruppe Generaloberst von Boehn. Kein« großen Kampfhandlungen. Am Abend nahm di« Feuertätigleit zwischen vor« und Oise zu. leilangriffe de» Feinde, auf beiden Setten der Vvre wurden südlich von Lassignp abgewiesen. . Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. Bei einem Vorstoß auf da» südlich« ve»l««f«r nahmen wir dl« Besatzung de» Bahnhof«» vreuil gefangen. Unser, Lagbiräst, stellten «in auf dem Angriff»st»g gegen da» Heimat»g«biet befindliche» englische» Bombenge schwader vor Erreichen de» Ziele» zu« Kampf und zwangen «, unter Einbuße von fünf Flugzeugen zur Umkehr. Gestern wurden 24 feindliche Flugzeug« und «in Fessel- ballon abgeschossen. Sder Geste 8eneralquartiermelster Lndenvorsf. 12000 Tonnen versenkt. lAmtlich.) Berlin, 14. August. In den Gewässern um England Wurden durch di« Tätigkeit unserer U-Boot« 12 000 Bruttoregistertonnen versenkt. Der Chef de» AdmtralstabeS der Marine. Oer ingttrcdr NMungriultteiaileltt-r rurückgetteten. Ein« Folg, d«» U-Vootkrieg«». Lord Le« hat bekanntiich seinen Posten al» Generaldirektor der englischen Nahrungemittelerzeugung niedergelegt. Sn selber Erklärung an dl« Press« führt er über di« Gründe seine» Rücktritt» u. a. au» jLime» vom 28. Juli) r Wie di« Lag« letzt ist, will ich nur sagen, daß ich weder vom Scheitern der U-Boot« genügend überzeugt bin, noch von der Sicher heit unserer Nahrung»mitt«lv«rsorgung für die nächsten Jahr«. Wie Dtllon e» ist, war auch Witte von der rest losen Aufrichtigkeit der Pläne de» Deutschen Kaiser überzeugt. Dagegen stand der russisch« Staatsmann den Friedensplänen, oi« vom russischen Hof« au-gtngen, sehr skeptisch gegenüber. So äußert« er sich Dtllon gegen über wiederholt voll Mißachtung über die erste Haager Friedenskonferenz, in der er nicht «in große» humane» Werk, sondern einen Kniff im Interesse de» russischen Budgets sah. Staatssekretär Hintze wläerlegt Llogä George. Die „Kölnische Zeitung" meldet aus Berlin unter der Ueberschrtft „Staatssekretär von Hintz« ge gen Lloyd Georges Ge sch ichtSfälschung, ein« Antwort an Lloyd George"; Am vierten Jahrestage de» Eintritt» England» in den Krieg, am 4. August, veröffentlichte Lloyd George sine Botschaft an da» englische Volk. Darin stellt er die Behauptung aus, vor sechs Monaten hätten die Be herrscher Deutschlands absichtlich die von den Alliier ten vvrgeschlagene gerechte und vernünftige Regelung der Weltverhältntsse abgelehnt, hätten die Maske der Mäßigung abgeworfen, Rußland ausgeteilt und Rumä nien versklavt. Di« feindlich« Presse hat diele Behaup tung aufgegrtffen. „Lorriere d'Jtalta" hat die Behaup tung Lloyd George» dahin ergänzt, daß der Friedens vorschlag der Entente auf der Londoner Konferenz be schlossen worden sei. „Jdea Naztonale" fügt kinzU, der Vorschlag sei von der Entente al» Gesamtheit an Deutschland gerichtet worden. Liek« agitatorisch« Ausbeulung d«r schwerwiegenden Behauptung Lloyd George» in einer nachdrücklichen und alle Zweifel ausschltetzenden Weis» -urüchzuwetsen, fchtea geboten. Deshalb wandte sich der Vertreter der „Köl nischen Zeitung" vor seiner Abreise in» Grihe Haupt quartier an den Herrn Staatssekretär de» Auswärtigen Amte», von Hintze, mit der Bitte, sich über Lloyd Geor ges Behauptung auSlprechen zu wollen. Herr von Hintze hatte die Freundlichkeit, sich so ausführlich zu äußern, wie es dem Schwergewicht der von Lloyd Georg« ausgestellten Behauptung entspricht. Ter Staatssekretär sagte r Tie Behauptung istLügeund unbestimmt. Es ist in maßgebenden politischen und militärischen Stel len nichts bekannt über einen solchen vernünftigem Friedensvorschlag der Entente. Wäre eS den Entente- staatSmännern ernst um di« Anbahnung eine» Berstän- digungSftieden» gewesen, so hätten sie durch bevoll mächtigte Persönlichkeiten -um Zwecke von Besprechun gen an Deutschland herantreten können. Die» wäre der Weg gewesen, die beiden Gegner in Fühlung zu bring«», der Weg, welcher zu einigermaßen aussichtsreichen Be sprechungen hätte führen können. Von einer Ablehnung vernünftiger Friedensvorschläg« durch Deutschland kann keine Rede sein.. Indem er auf den Zeitpunkt Bezug nahm, auf welchen die Aeußerung Lloyd George» an spielt, wie» der Staatssekretär darauf hin, datz gerade in dieser Zeit die Staatsmänner der Entente di« Well über ihre wahren Absichten nicht im unklaren gelassen haben. Wie lagen die Verhältnisse damals? End« Dezember 1917 haben di« Mittelmächte di« Entente auftzefordert, an den Brest-Litowsker FrtedenSoerhand» lungen zum Zwecke des allgemeinen Verständigung». frieden» teilzunehmen. Li« Entent« aber hat die Frist für die Teilnahme an den Verhandlungen verstreichen lassen. Kurz darauf, am ö. Januar, hielt Lloyd Georg« eine Rede vor den englischen Gewerkschaftsführern, worin er behauptete, di« Haltung h«r Mittelmächte ließe angeblich Zugeständnisse an di« Bedingungen der Entente vermissen, dafür stellt« er tm einzelnen amwü- ttontstische und imperialistische KriegStztel« auf, die selbst in England gewissen Kreisen, zumal den Arbeitern, zu weit gingen. In derselben Red« fanden sich unverkenn bare Ansätze für da» später ausgebaut« Programm eine» Wirtschaftskriege». Am 8. Januar erließ Präsident Wilson sein« Botschaft mit den bekannten 14 Punk ten. Am 24. Januar sprach der Kanzler tm Haupd- ausschuß und erklärt«, di« Reden Wilson» und Lloyd Georges enthielten gewisse Grundsatz« für einen allge meinen Weltfrieden, denen auch wir züstimmten und welch« die Ausgangs, und Zielpunkt« für Verhandlungen billigen könnten. Wo jedoch konkret« Fragen zur Sprach« kommen, so führt« der Kanzler au», sei ein Friedens wille weniger bemerkbar. Zu demselben Zeitpunkte ent- wickelte Gras Czerntn tm Reichsrat s«tne Ansicht üb«r die Abrüstung. Ich führe wettere Daten an. Am ö. Februar wurden die Beschlüsse der BerbanLskvnferentz von Versailles bekannt. Danach erklärte der Oberst« Kriegsrat, an welchem di« leitenden Staatsmänner der Entente tetlnahmen, e» sei unmöglich gewesen, in den Reden der gegnerischen Staatsmänner irgend etwa» zu finden, wa» sich den Bedingungen der alliierten Re- gterungen genähert hätt«. Deshalb müßte der Krieg mit der äutzersten Energie in der engsten und wirk samsten Zusammenarbeit d«r Alliierten aus wirtschaft lichem Gebiete geführt werden. Am 12. Februar , er ließ Präsident Wilson eine Botschaft, in welcher er feine vier allgemeinen Punkt« al» Grundlage für «inen dauer» hasten Frieden darlegt«. Am gleichen Tag« erklärt« Lloyd George im Unterhaus, die englische Regierung könne von ihren Krieg-zielen, di« sie aufgesteltt habe« nicht abgehen. Am 2ü. Februar sprach der Reich» kanzler. Er erklärt« sich für Pi« Annahme der vier Punkte Wilson», die aber nicht nur von dem Präsiden ten vorgeschlagen, sondern auch von allen Staaten und Völkern anerkannt werden müßten. Die» fei aber noch nicht der Fall, wie di« imperialistischen Kriegsziele Eng land» bewiesen. In einer weiteren Rede am 18. Mär führte der R«tch»kanzler au», b«t den feindlichen Staa ten zeige sich Noch immer der Wille, den Krieg bi» zu unserer Vernichtung fortzusetzen. Go legte der Staatssekretär Punkt für .Punkt, Da- tum für Datum vor, wie e» in der Zeit, auf welch« sich die Behauptung Lloyd George» bezieht, mit d«r verettschaft zu Verhandlungen und vernünftiger Re gelung hüben und drüben bestellt war, und. er ist d«r Zustimmung «ine» jeden sicher, wenn er darauf hin- wie», daß die geschichtlichen Tatsachen für sich felbst