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Dienstag, Uen iS. Juli ISIS /luer Tageblatt VW Mzeiger für öas Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsblatt. WRK «8,«» VÄ Eprrchflunö« Ser Re-aktion mit Ausnahme ter Sonntag» nachmittag» »—- Uhr. — Telrgramm-fttressrr llagrllatt fturrrzgrblrgr, gerntdrechrr SS» "eii Ä»m^Mü«n«n unv.rlangt «!ng»san»t» Manuskript, kann SrwShr nicht g»l°ig»t «,rt«n. Ur. IS3 Dienstag, äen is. Juli isis iS. Jahrgang Wiederbeginn der Offensive im Westen. Sicher 1300V Gefangene. Unbeugsamer Wille zur Zortsetzung -es Krieges bei unseren Zein-en. Mmerikanisthe Hetzarbeit in Rußland. Englischer Zliegerangriff auf Konstantinopel. Legen <len vlrtschaMlchen PGmlrmur. Weil die östlichen Friedensschlüsse nicht sofort die er. warteten Resultate brachten, sind sie — zum guten Teile allerdings auch aus innerpolitischen Gründen — von einem Teile unserer Presse sehr abfällig kritisiert worden. Dem Volke zu sagen, daß abgewartet werden müßte, bis die völlig verfahrenen Verhältnisse in Rußland wieder einiger maßen ins Geleise kämen, vor übertriebenen Hoffnungen zu warnen, das war allerdings nölig. Aber die Kritik ging leider darüber weit hinaus und verurteilte die Friedens- schlösse in Bansch und Bogen. Dabei spielte, namentlich in den Auslassungen einiger Berliner Zeitungen, sichtlich persönliche Rechthaberei eine große Rolle Sie hatten sich so scharf gegen die Bildung von Nandstaaten ins Zeug gelegt, daß sie glaubten, alles, was später gegen diese sprach, sofort 'liuinphnnend in stärkster Vergröberung mitteilen zu müssen. Der Erfolg solcher Preßagitatton ist eine gewisse Nervosität bei ven regierenden Stellen, die wohl mehr Untcrstüßnng im Jnlande erwartet haben. Herr v. Kühl mann scheint etwas da« Vertrauen zu seinem Werke verloren zu haben. Da sind vielleicht die Wurzeln seiner Haltung am 24. Juni im Reichstage zu suchen. Auch Herr von Waldow, der Staatssekretär des ReichSernäh- rungSamteö, hat gemeint, die Versorgung aus dem Osten sehr pessimistisch beurteilen -m sollen, und man möchte beinahe sagen, daß unseren Regierungsorganen -UHeit hie zupackcnde Schaffensfreudigkeit fehlt, die trotz aller Schwie rigkeiten davon überzeugt ist, daß sie bei energischem Wollen ans gegebenen Möglichkeiten das Beste herausholen wird. Cs liegt sichtlich etwas wie Druck auf unseren Re- aterungskreiscn, und man muß zu der Vermutung kommen, daß die energische Arbeit des englischen Propagandamt- nisterS Lord Northeliffe doch stärkeren Eindruck gemacht hat, als wir anzunehmen geneigt sind. Die uns durch tausend Kanäle — namentlich über Schweden — in der letzten Zeit zugegangenen Nachrichten über ein bevorste hendes Eingreifen der Entente von der Murmanküste her mit starken Kräften, das war Ententearbett von Lord Northeliffe geleistet; sein Ziel ist offenbar, den Tscheche Glowakcn-Alifstand und die bevorstehende Entente-Inter vention uns als da« Ende aller Hoffnungen auszumalen, die wir auf den Osten gesetzt haben. Man will einen aefäkrlichen wirtschaftlichen Pessimismus bet uns erzeugen, die Auffassung bet unS großziehen, als müßten wir trotz aller militärischen Stege am Ende doch wirtschaftlich zu sammenbrechen und Frieden um jeden Preis schließen. Die wirtschaftliche Sette des Krieges soll durchaus nicht unterschätzt werden; wir könnten in der Tat schließlich dahin kommen, daß wir als militärische Sieger doch die Geschlagenen sind, wenn wir nicht noch während deS Krieges jede Möglichkeit der Erschließung von Rohstoff quellen auSnutzen. Diese Möglichkeit ist, was auch die Entente und der Kleinmut bet uns sagen mögen, durchaus gegeben, und die Ermordung unseres Botschafters von Mirbach, so traurig daS Ereignis ist, sollte bei uns allen den Mut stärken, mit etwas mehr Vertrauen nach dem Osten zu sehen. Wenn die Entente, die zweifellos den Mord veranlaßt hat, schon zu derart gewagten Mitteln greifen muß, die eher gegen als für sie wirken werden, dann beweist da« doch, wie schlecht e« um ihre Sache in Rußland steht, wie wenig sie an einen Erfolg der Tschecho-Slowaken und der Landung an der Murmanküste glaubt, und wie sehr sie von den östlichen Friedensschlüssen eine Behebung unserer wirt schaftlichen Nöte befürchtet. Wir aber dürfen nicht vergessen, daß trotz aller Gegen- sätze, die sich zwischen uns und dem sozialistischen Rußland auftürmen, starke gemeinschaftliche Interesse un« zueinander weisen. So sehr uns die Räte-Negierung auch wegen des Frieden- von Brest-LitowSk zürnen möge, maß sie doch etnsehen, daß der große Gedanke, unter dem sie den Frieden schloß, Rußland die Aufnahme der friedlichen Arbeit zu ermöglichen, nur bei uns gewürdigt wird, die wir wahr, haft Interesse an einem arbeitenden Rußland haben. Di« Entente aber wünscht ein solches Rußland nicht; sie fürchtet ei, weil eS uns Lebensmittel und Rohstoffe abgeben könnte, und ihre Verzweiflungstaten zeigen, wie sehr wir Grund haben, zu hoffen. KMMcha An die Ke-eM- AM«. Di« „Neu« Frei« Presse" veröffentlicht tn einem Berliner Telegramm Aeußerungen de» dortigen türki schen Botschafter» Hakkt-Pascha, di« dich« gegen- M heutige MW MgsberW (Amtlich.) Große, Hauptquartier, IS. J«U. Westlicher Kriegsschauplatz. Heereegrupp« Kronprinz Rupprecht. In einzelnen Abschnitten l-bte di« Gesechtetätlgkeit auf. Oeftlich von Ailette wurde ein nächtlicher Vorstoß, östlich von Hebnterne «in stärkerer Angriff de« Feinde» abgewiesen. Hier haben sich «ährend der Nacht neu« Artilleriekämpf« entwickelt. He«re»grupp« Deutscher Kronprinz. Zwischen Aisne und Marn», östlich von Chateau-Lhierly lebhafter Artilleriekampf. Südwestlich von Jaulgonne brachen wir in di« feindlichen Linien «in und bracht«n Gesängen« zurück. Südwestlich und östlich von Reim» sind wir gestern früh in Lette der französischen Stellungen «ingedrungen. An d«n Vorbereitungen für di« Artillerie-Fernführung hatt«n ver- messungstruppen besonderen Anteil. Artillerie, Minenwerser und GaSwerser öffneten durch ihre vernichtende Wirkung im Verein mit Panzerwagen und Flammenwerfern der Infanterie den Weg in den Feind. Die Armee de« Generaloberst von Böhm hat zwischen Jaulgonne und östlich DormanS die Marne überschritten. Pioniere setzten im Morgengrauen di« Stoßtrupp» über den Fluß und schufen damit die Erundlagr für d«n Srsolg de» Lag«». Infanteri« «rstürmt« dl« steilen Häng« auf dem Südufer der Marn«. Unter ihrem Schutz vollzog sich der Brückenschlag. Sn stetem Kampf durchstießen wir da» zäh verteidigt« waldgeländ« der ersten feindlichen Stellungen und warfen d«n Feind auf rückwärtig» Linien b«i Land— Lomberzy—Mareuil zurück. Auch nördlich der Marn« «nkriss«n «lr Franzotin und Italienern ihr« ersten Stellung«« zwischen vrdr« und Marn«. Wir standen am Abend i» Kampf östlich der Linie Lhatillon— Luchry—Lhaumyzy. Die Armeen de» Generalobersten von Mudra und von Einem griffen den Feind in der Champagne von Prune» (östlich von Reim») bi» Lahnr« an und nahmen im Kampf mit dem sich unserem Angrlsse entfliehend«« Feind dl« «rst« feindlich« Stellung. Südlich von Nauroy-Moronviller« stießen «l» über die Höhenkett« Lornttlet-Hochbera-Keilbera.Pöhlberg durch da» Lrichterseld der vorjährigen sFeühjahrsschlachten bi» an di« Nömerstraße nordwestlich von Pro»ne» und in da» Wald gebiet südlich de» Fichtelberg«» vor. Oestlich der Suippe entrissen wir dem Feind da» Kampsseld der Champagne schlachten zwischen Auberiv« und südöstlich von Lahur«. Auf unserer Kampffront östlich von Reim- räumte der Feind seine zweite Stellung nördlich von ProSneS-Douain- PertheS. Trotz tiefer Wolken und heftiger Winde waren die Luftstrettkräste tätig. In niedriger Höhe griffen die Flieger mit Bombe« und Maschtuengewchre in de« Kampf aus der Erde ein. Sie schaffen gestern über dem Schlachtfeld 81 feindliche Flugzeuge und vier Fesselballone ab. Die Leutnants Löwen- Hardt und Menkhoff errangen ihren 86., Leutnant Bolle seinen 28. Luftsieg. Vie Zahl der bi»h«r eingebrachten Gefangene» beträgt mehr al» 18060. Heeresgruppe Herzog Albrecht. Sn kleinen Unternehmungen in den Vogesen und im Sundgai» brachten wir Gefangen« ein. , Der Erste Seneralquartiermelster Ludeud»rss. 17000 Tonnen versenkt. Berlin, 15. Juli. (Amtlich.) Im Sperrgebiet de» Mlttelmeere» wurden durch di« Tätigkeit unserer U-Boot« 4 Dampfer und 1 Segler von insgesamt 17 600 Brt. versenkt. Der Ehe) de» Admiral stabe« »er Marin«. über dem in Berlin lveilsnden Chefredakteur de» „Hi lal", Mehmed Mi T«wstk.Bet,. machte. HaM.Pascha sagt« u. a.t Ich bin fest überzeugt, daß wir mit Bulgarien zu einer vollständigen Uebereinkunst Aber alle auf der Tagesordnung stehenden Fragen kommen werden. Wa» da» politisch« Verhältnis zwischen den Mittelmächten und der Türkei betrifft, so rann ich nur sagen, daß dies« Beziehungen den höchsten Gipfel der Herzlichkeit erreichte», da ja diese drei Mächte geeinigt sind durch de» festen Vertrag, da» dte Probe sein« Kraft lieferte. Ich bin der Ansicht, daß diese» BünVni» ich nach dem Kriege nicht auflöfen, sondern von langer Lauer sein wird. Wa» die wirtschaftlichen Beziehungen angeht, ist zu wünschen, daß sie sich Immer inniger ge stalten. Ich bin überzeugt, daß Deutschland und Oester reich weit davon entfernt sind, da» türkische Reich als Gegenstand der Ausbeutung zu betrachten, und daß sie Beiträgen werden, die Türkei wirtschaftlich in die Höh« ,u bringen. Hinsichtlich der Schluchten in Frankreich! agte Hattt-Paschar Einer der beiden Feinde, nämlich Frankreich, könnte eine vollständig« und endgültige Nie- oerlage erleiden. Aber man muß zugestehen, daß Großbritannien, auch wenn Frankreich außer Ge iecht gesetzt wäre, wahrscheinlich! noch den Krieg fort setz en würde. Um nun den furchtbarsten und verbissensten unserer Feinde zu besiegen, wird eS not. wendig sein, ihn in seinem asiatischen Reiche zu treffen, wo die englisch« Herrschaft aus dem Prestige Englands beruht. Wenn die jetzigen großen Schlachten oou vollem Erfolge gekrönt fein würden, so glaube ich, saß sie unserem Bündnis ermöglichen würden, alle Maß regeln zu treffen, um England.im Orient zu besiegen. GS wird kein allgemeiner Frieden sein, solang« Eng land nicht Frieden wird machen wollen. Wenn aber diese Macht sich entschließt, den Kampf zu beendigen, so glaube ich nicht, daß Vie Bereinigten Staaten dar auf bestehen werden, Pen Kamps fortzusetzen. Ich halte somit den Abschluß eine» allgemeinen Frieden» für gesichert, wenn der Krieg im Orient die Nie derlage Großbritannien» herbetfvhren würde. * . * Zwei amerikanisch!« Flieg« durch eine« Schulkraberr gefangen genommen. T!er „Elberfelder Generalanzeiger" meldet die mu tig« Tat eine» 16 Jahr« alten Gymnasiasten Ger lach, der im nahen Torfe Schwarzen zur Mithilfe bet Trntearbetten weilte^ Er erblickte in der Höhe von .-twa 800 Metern ein ylug-eug, au» dem Stich flammen hcrausschlugen. Kur- danach landete der Apparat. E» war ein französischer Doppeldecker, der mit drei Maschinengewehren und einer Bombenabwurf vorrichtung ausgerüstet war. Tie beiden Insassen, ein amerikanischer Oberleutnant und «in Leut nant, wurden kurzerhand von Gerlach, der unbewaffnet war, gcfangengenommen und mit Hilf« zweier später hinzugekommener Personen an di« Behörde in Kirch berg abgeltefert. Nach Aussagen der Gefangenen wa ren sie mit einem Geschwader von sechs Flugzeugen aus. gestiegen, aber dann durch . Gewitterwolken von den an deren Fliegern getrennt worden. CuglWvr LustMgriff auf Konstantinoprk. Ein Bericht de» englischen Seeflugzeugdtenste» mel det r Am 7. Juli wurde Kvnstantinopel mit einer halben Tonne Bomben belegt. Alle englischen Flieger sind unversehrt zurückgekchrt. Me verlautet, ist an der Brücke und an dem Bahnhof Kulelt Burga», der schon letzthin mit einer Bierteltonne Bomben belegt wurde, ein erheblicher Schaden entstanden. '-l ' ! " i i ! ? I'.i' Die Lage in Rußlanä. Tschitscherin» Kougveßreve. „Algemeen Handelsblad" erörtert die Rede, welche der russische Volkskommissar für äußere Angelegenhei ten, Tschitscherin, aus dem Sowjetkongretz hielt. Er betonte, daß die amerikanisch« Regierung diejenige gewesen sei, welch« gegen..die Intervention Japan» in Sibirien aufgetreten sei. Rußland wünsche ebenso wie Deutschland mit Amerika und Japan gut« Beztehullgen zu unterhalten und eine Neuregelung über die künftigen gegenseitigen Verhältnisse zu treffen. Tschitscherin er klärte Wetterr Die sran- vsisch« Regierung habe noch immer nicht ihren Botschaster Noulen« au» Moskau ab. berufen, obwohl di« Sowjetregterung zu verstehen ge geben habe, daß sein Verhalten nicht geeignet sei, di« Beziehungen Mischen den Heiden Ländern zu fördern. Der Gesandt« Hielt« sich noch! immer in Wologda auf, obwohl die russisch« Regierung ihn durchaus al» Privat mann behandle. Auch die Forderung der maxinultstt- schen Regierung hinsichtlich -er Rücksendung der russi schen Truppen, Vie noch auf seilen der Entente kämpfen, sei noch nicht berücksichtigt. Man habe nur bi» Invaliden freigegeben, die anderen Nüssen ader aufge- fordert, tn ein« russische Legion einzutreten. Leut», die