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lk. -27 öeilage zum Murr Eageblatt. Dienstag, -en 4. -iunl 1-1S Rfltampf zwischen Bolschewisten k suna.rlchecho-Slowaken. Eine Fieberepidemie in Spanien. Meyer's Konversa- V Sie Sie Sie derö du? deck Dor äer Veichstagstagung. Die Präsidentenwahs. Fast alle Neichstagsfrciktioncn werden heute vor Vollsitzung des Reichstages zusannnentreten, um über St e u e r v orl ag e n und die Nenbesetzung R'ei chS tagspräsidiums zu beraten: Entschieden ist nael dieser Richtung noch nichts. Was bisher vvrliegt, sin> I nur Mutmaßungen und Gerüchte. Die größte Wahrschein lichkeit spricht nach wie vor dafür, daß Fehrenbach (Zenlr.)c. Präsident wird. Es ist möglich, daß die Svzialdemv-- kras en auf weitere Ansprüche verzichten und sich mit? dem Vorsitz im Hauptausschuß begnügen. Neben Ebcriz wird neuerdings für dieses Amt auch Dr. Südckum- genannt. Den Konservativen würde man in diesem Falle i den stellvertretenden Vorsitz anbieten. Herrenhaus und Wahlreä t, !s In der „Deutschen Tageszeitung" Ksen wir folgendes Erklärung: „Wiederholt erscheint in oen Tageszeitungen s die Bemerkung, daß im Herrenhan'e eine Mehrheit für- daS gleiche Wahlrecht verbunden sei. Wir erklären,! daß die- eine bisher durch -nichts begründete Willkür- ' Vermischtes, veutrctm! M kür Me cuaenasrtt-Zpentiej standen für uns in ringender Not, standen für uns in Feuer und Tod, wehrten von uns die Schrecken des Krieges,, weckten für uns die Sonne des Sieges Und warfen für uns auf blutenden Sand Den jungen Leib, den Fuß und die Hand. Wir in der Heimat mit hciRn Gliedern, Wir wollen cs lohnen den treuen Brüdern, Die uns beschützen in würgender Zeit, Die sollen nicht sagen mit Bitterkeit: „Das Häßlichste aus Erden ist Ein Volk, daS seines Dankes vergißt!" München. Ludwig Eanghofer. Meine Politische Meldungen. Der bayerische Ministerpräsident Dandt änhorte bei seiner Anwesenheit in Wien zu dein Korrespondenten der „Nürnberger Zeitung" über den Ausbau des d eut sch-äste rrci ch ich-iin g ar i« schen Bündnisses: „Draf Burian, der jetzt nach Berlin kommt, wird da« Werk zu Ende führen. Die einzelnen Verträge werden dann paraphiert werden. Nicht nur da« politische Bündnis Ist zu einem „Macher d« Bronce" geworden, sondern die Mittelmächte werden In Zukunft auch in wirtschaftlicher Beziehung eine Einheits front bilden, ohne das; darum der eine oder andere Teil gezwungen sein wird, gewisse Eigenheiten aufzugebcn. Die dcutsch-ästerrcichisch- ungarischen LVIrtschaftsvcrbände, die gerade seht tagen, verrichten gute Arbeit. Trotz mancher Differenzen, die sich naturgemäh auf manchen Gebieten von Landwirtschaft, Industrie und Handel ergeben, werden die Schwierigkeiten — ich bin fest überzeugt davon — durch gegen seitiges Entgegenkommen überwunden werden. Mitteleuropa wird kommen, ja, es ist schon da." Zur L I ch n o w s k y-Af f är e. Wie eine Korrespondenz erfährt, sind die Meldungen über eine nahe bevorstehende Hnuptvcrhandlung gegen den ArntnnPeiragraphen und die Hincinbcziehung des Direktors der Nattonaldank für D^utschlond Witting, sowie Maximilian Harden« und des Hauptmanns in: Stellvertretende» Eener,ilstab von vecrfelde in dtc Anklage unrichtig. Dem fsürsleu Lichnowskgs, der sich zurzeit in der Schweiz befindet, ist noch keine 'Anklage zugc- stellt worden, da das Ermittlungsverfahren noch nicht abgeschlossen ist, also überhaupt noch nicht fesisteht, ob Ankiag - erhoben wird oder nicht. lickst, Eve Dia WHchnb- Graf Vtenirth-Schmerltng f. Der ehemalige Minister, prüsldent und Statthalter von Nieder-Oesterreich Graf Richard Bienerth- Gchmerling ist im «ü. Lebenesahr« gestorben. Einberufung de» üsterretchischen'Abgeordneten. Hause». Der Ministerrat hat nunmehr dir Einberufung de» Abg«< ordnetenhause» beschlossen. Da« Abgeordnetenhaus wird sich im letzten drittel de« Monat« versainmeln. Ein französischer Oberlehrer wegen Sabotage ver- urteilt. Mie genau man die vanzvstschrn und wohl auch die ande ren Lrlegegefangenen bei der eit beaufsichtigen muh, zeigt« wieder einmal ein Fall, der vor d>m Lrtegsgericht der Kommandantur Berlin zur Verhandlung geb nte. Lin französischer Kriege gefangener, im Zivtlberuf Oberlehrer, hatte sich wegen Sabotage zu vernuiworien. Er hatte mit noch anderen Gefangenen auf einem ttohlfeld zu arbeiten und hatte dabei versucht, planmählg di« Kohl- vslanzen durch Vernichten der Keime zu zerstören. Dabei war er ,ber von Mitgefangenen beobachtet worden, die di« Sache zur Anzeige brachten. Das Kriegsgericht verurteilte den Kriigsgefangenen zu lü Jahren Gefängnis, wobei in der Urteilsbegründung ausge sprochen wurde, auf die verhältnismähig hohe Strafe sei erkannt worden, weil es sich um «in planmässiges, wohlüberlegtes Vorgehen gehandelt habe. Ocsterreichisch-serbischerGefangenenaustausch. Vom >8. Mai bis 1. Juni tagte in Bern (Schweiz) eine Konferenz von Ver- »rrrr zu .,vurro.. u..o sw -vmruaen nun) ^,wu z> ' österreichisch-ungarischen und der serbischen Negierung zur slnvern, hüben mehrere Eisenbahnlinien ihren gesamte x n,Handlung von J-ragcn, betreffend die Opfer des Krieges. Die öerkehr eingestellt Die Meuterer leisteten kräftigen Widec-i Arbeiten führten zu eine»! befriedigenden Ergebnis. Es wurde eine iber die Regierungstruppen gewonnen. sU- Unüns-rr.- ist bi nnritions-Lexikon schreibt über das Denguefieber, von ! welchem jetzt ganz Spanien ergriffen ist: das Denguefieber . Unterzeichnet ist dü. Scklarung von folgenden Herrenhaus-. Dengel-, Dandyfieber, Dagqeisches Fieber, Polka-, Mitgliedern : von Blankenburg, von Hertzberg, von Kletst,,!^„solationsfiebei), ist'eine akute Infektionskrankheit, welche von Vorder- und Hintcrindien, Persien, Syrien, Palästina, . al>er doch auch nicht die Herren-^ der Griechenland, Aegypten und anderen Teilen yausm eyryettl ! Afttteis, in Nord- und Südamerika, Westindien teils spo- :radisch, teils epidemisch und dann oft über weite Länder- strecken verbreitet vorkommt. Die Krankheit beginnt mit '"starker Rötung des Gesichts, des Halses und der Hände, oft verbunden mit Ausschlag, heftigem Kopfschmerz, Stechen in den Augen und Ohrensausen; der Kranke ist unfähig zu jeder körperlichen Arbeit, lichtscheu und leidet an Schlaflosigkeit. Allmählich werden auch andere Teile des Körpers angegriffen, bis sich die Krankheit mit besonderer Heftigkeit in den Beinen, hauptsächlich in den Knien fest setzt. Das Fieber ist sehr hoch, verschwindet aber mit dem Ausschlag nach 24—48 Stunden, worauf dann in Zwischen räumen von 2—4 Tagen neue Anfälle auftrcten. All mählich lassen die Symptome nach, mährend eine schmerz hafte Anschwellung der Gelenke noch wochenlang anhält und große Kraftlosigkeit des Körpers, von der sich der Patient nur langsam erholt, zurückbleibt. Das Dengue fieber verbreitet sich sehr schnell, befällt stets einen sehr großen Teil der VevölkiKung, besonders Kinder und Greise, endet aber nur in seltenen Fällen mit dem Tode. Eine sehr bösartige Form (biack fever) verläuft unter anßcroi- denNich hoher Temperatiirsleigecung mit Schlafsucht, Cuanose und führt unter Her.stähnnma zum Tode. " Aul Mölkau wird gemeldet: Eine Erhebung der tschechischen und slowakischen Truppen, die in der Richtung k auf Wladiwostok ziehen,»um von dort nach der fran-s »östschen Front übergesührt zu werdet), führte zu hes. ttaen Zusammenstößen mit Sowjettruppen in Pensa. D e Tscheche-Slowaken leisteten den Eutwaffnungsversnchrn seitens der Roten Armee erbitterten Widerstand. De? Volks-! beauftragte für den Krieg, Trotzki, schickte an alle Eisen-, bahnangestelltenverbände des OstenS einen telegraphischen s Nnnderlaß, in welchem er die Beförderung der erwähnten; Truppen auf den sibirischen Eisenbahnen verbietet. Albs Tslyecho-Slowaken, welche bewaffnet in die Gewalt de>! Roten Garde fallen, sollen nach dem neuen Befehl Trotzkis s auf derStelleersch offen werde n. Um die Men j erer zu isolieren und sie am Vorrücken nach Osten z> ! lindern, haben mehrere Eisenbahnlinien ihren gesamte j Nt-hnndluua von J-raacn, betreffend die Opfer des Krieges. " "' . ... , . c. u iand'und haben in mehreren Kämpfen die O b e r h a u d r Vereinbarung unterzeichnet, die insbesondere die Heimschafsung von ------ k invaliden Kriegsgefangenen und den Austausch von invaliden Kriegs- ------ ' i «efangenen regelt. Die Vereinbarung untersteht noch der Genehmigung ' oder beiderseitigen Negierungen. iung beschränkt sich auf eine Kalomeldosis bet Ausbruch der Krankheit, kalte Väoer und gegen Schlaflosigkeit Dar reichung von Morphium; auch Belladonna wird sehr ge rühmt. Zur vollständigen Wiederherstellung ist eine Lust- Veränderung oft das wirksamste Mittel. Ueber die Ursachen der Krankheit ist nichts Sicheres bekannt. Laughlin will im Blut der Kranken einen Mikroorganis mus entdeckt haben, den et als Ursache deS Denguefiebers betrachtet. Mit der Influenza ist das Denguefieber nicht identisch. DaS Neutersche Bureau meldet aus Madrid vom 2. Juni: Die unbekannte Epidemie, die vor etwa 14 Tagen in Madrid auftauchie, hat sich mit riesiger Schnellig keit a u 8 ge bre i t et. In Madrid allein sind über 103000 Personen daran erkrankt, und die Zahl der Kranken nimmt noch täglich zu. Die Epidemie hat bereits nach den meisten Proviuzhauptstädten und nach Marokko übergegrisfen, wo sie die spanische Garnison ergriff. Sie hat sich namentlich in den dickstbcvölkcricu Distrikten so rasch verbreitet, daß die öffentlichen Dienste dadurch ernstlich in Frage gestellt werden. Es starben an der Krankheit 1t1 Menschen, während der letzten Tage unge fähr 700. In allen Fällen mit tödlichem Ausgang handelt es sich um Komplikationen. Gesunde Personen genesen in 4—5 Tagen. Für Menschen mit schwacher Gesundheit, vor allem für Kehlkopf- und Lungenleidende, ist die Krank heit gefährlich. Die Feuersbrunst in/ Konstantinopel. Bei dem Brand vvnStambul waren auch tue in dem betreffendenStndioiertel gr rgeuen großen Spitäler, die Volksschule und die Höhere Töchterschule gefährdet. Sic wnrdcn jedoch gerettet. Ei'euso wurde dank der Anstrengungen der deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen die Tabakfnbnk der os- m-'nischen Regie vor dem Brande behütet. Die türkischen B.ättcr heben mit Worten lebhaftesten Dankes die Mit- wnckung der deutschen und österreichisch-ungari schen Truppen bei den Arbeiten zur Bewältigung des ..7r.imdes hervor. „Dakit" zufolge wird eine große, mit in- und ausländischem Kapital gebildete Gesellschaft ge gründet, um das durck' den Brand zerstörte Stadtviertel so rasch als möglich für Rechnung der Eigentümer der Baulichkeiten wieder aufzubanen. Wenn man Pech hat. Bei einer Konfektionsfirma in Pirmasens kaufte vor kurzem jemand ein Paar Bein kleider und bezahlte sie mit 62 Mark. Als- der glückliche Käufer zu Hause die Hosen anzog,.faud er in der Tasche eine Preisauszeichnung, die auf ga nze 6/,0 M ar k lautete. Diese „Wcrtsteigeruug" war dem Käufer denn doch ziemlich reichlich, er trug die Geschichte dem Pirma senser Anzeiger vor, der sie veröffentlichte und mit den nötigen Anmerkungen versah. Das war wieder der be treffenden Firma sehr peinlich, und sie schickte dem Blatt eine Berichtigung, in der sie behauptete, die Preisaus zeichnung sei nur durch ein Versehen in die Tasche der verkauften Hose gelangt, denn es sei in Wirklichkeit die Auszeichnung für einen Kinderanzug. Die Firma hatte aber Pech mit ihrer Ausrede, denn auf der Auszeichnung faud sich als Schrittlänge angegeben: 80 cm. Der angebliche Kinderauzug paßte also für einen recht ausge wachsenen Herrn von 1,80. Diese Feststellungen haben eine Anzahl früherer Käufer veranlaßt, sich die von ihnen gezahlten Preise und die Qualität der Ware näher anzu sehen, worauf sie gegen die Firma Anzeige wegen Preis- Wuchers erstatteten. Eine Stadt der Kriegsgewinner. In Breslau ist von 1916 bis 1917 die Zahl der Personen mit einem Ein kommen von über 100 000 Mark von 130 auf 441 gestiegen. Die steuerlichen Verhältnisse der Stadt werden dadurch natürlich günstig beeinflußt. Hotelgäste ohne Schuhe «nd Kleider. In eine unbe schreibliche Verwirrung hat ein Gauner die Gäste eines großen Hotels in Vad Nauheim gebracht. In der Nacht, als alles in tiefstem Schlafs lag, sammelte der Hausdiener des Hotels alle Stiefel und Kleidungsstücke, deren er habhaft wer den konnte, und verschwand damil. Mau kann sich denken, wie schwer am andern Morgen die Hiobsbotschaft die „cmsge- zogenen" Hotelgäste traf. firmen a Zrar DK s auM: Lr Ai Hebe Sch Aenera enweise «doch db ßer Ein virkte je >er gerir amen vurde. S en letzt« ämpft. l Senerale >aß allet Verfolg» Hev An ranzö größter 3 »eutschen Aegner i ranzösisti eidtgt m nen wer! Naschine >on 20 varf sich insere na lm der § chaffen. ventge ei öaurbuit benfallS truppen vunden > »et diesen Nieu vird mit Von einsamen Menschen. ! * Mou-.LN von FrttzGantzrr. tS) (Nachdruck verboten.) ,Es ist alles besetzt,'.... ,WIr engagieren nur Per« sonal mit den besten Referenzen.' Haben Sie Vor kenntnisse irgendwelcher Art für Bnreauarbejl?' Sind Sie schon in der Branche tätig gewesen? Student waren Sie? So! Und weshalb nun nicht mehr?' Nein, nein, neinl Immer wieder, überall nein! Endlich, ais schon der Hunger seinen Schritten mit gie- kigen Slügen folgte, fand er eln schmales Stellchen. Ein Rechtsanwalt erbarmte sich seiner und beschäftigte ihn mit der Anfertigung von Kopien. Dafür gabh nicht viel, aber doch so viel, daß man Nicht zu verhungern brauchte. Wolfgang war mit (einem elenden Schreiberlohn so haushälterisch, beinahe geizig um gegangen, hatte ost trockenes Brot gegessen, daß er sich eine Geige kaufen konnte. Für zwölf Mark in einem Lrödlerladen. Das war Ende Mat gewesen. Unterricht zu nehmen, war ihm bei seiner Tagesarbeit UNd den wenigen Groschen Verdienst nicht möglich. So Übte er nur und eignete sich trotz seines Fleißes und guten Willens — viele Fehler an Und dann kün digte man ihm bald darauf seine Dachkammer; denn man wollte de» Nacht» schlafen und kein „Geigenkratzen" hören. Eine Dachkammer fand er bald wieder. Aber er wagte nicht mehr, seine Hebungen lange aus- gudehnen. Und acht Tage später verlor er seine Schreiber stelle, da nicht mehr genügend Arbeit vorhanden war, um ihn zu beschäftigen. Nun begann ein neue» Suchen. Tagelang hastete er umher, voller Verzwetfeluna und Angst. Nichts mehr hoffend, halbtot vor Erschöpfung und Hunger, trat er eine» Abend» in eine Kneipe des äußerlten Norden», um stch für seine letzten Pfennig» einen kargen Imbiß zu «ul««». Mit hungrig« Ster schlang »r da» trockene Brot ;eübte D richt Se roch imn p »ich Der wn Ret tehe. Di ranMscl lach dem U- Nse chr Ofstr im Lage srt. D em neue et, von iöirkung Züihmu uns der ner m« tU«KUh0l< um Zus, .Me, »rdetter I Ltvrieuz Segens salb kurz „Tat tlson rankest neues In und die schlechte Wurst hinein. Ein in dem Lokal an wesender Mann wurde auf ihn aufmerksam und ließ sich mit ihm in ein Gespräch ein. Wolfgang erfuhr, daß der teilnehmende Fremde der Besitzer eines Tingeltangels set rind für seine „Kapelle" einen Geiger suche. Kurz.ent schlossen bot er sich ihm an und wurde „engagiert". Am nächsten Abend saß er schon in dem verräucher ten Lokal und geigte bis gegen Mitternacht Märsche und Tänze und die neuesten „Schlager" herunter. Eine Woche hindurch hielt er djes Leben aus. Dann packte ihn ein Ekel. Das Treiben in der Spelunke widerte Ihn an wie ein eiterndes Pestgeschwür. Nein, lieber verhungern, als hier noch einen Abend länger zu bringen I Er empfand einen namenlosen Widerwillen gegen sich selbst und ging mit dem Vorsatz heim, die Lasterhöhle uicbt wieder zu betreten. Das war vor vier Tagen gewesen. Und heutö schritt er nach abermaligem angestrengtem Suchen mit dem Be wußtsein durch die sonnerglühten Straßen, daher vorläufig notdürftig geborgen sei. Er hatte auf einem der Stadt- bahnhöse eine Stelle als Zeitungsverkäufer erhalten. Was darnach kommen würde, war ihm vollstän dig gleichgültig. Eine grenzenlose Apathie hatte ihn er saßt. — Ohne jegliches Interesse ordnete er tn der Frühe des nächsten Tages die Morgenblätter vor seinem Verkaufs stande. Da» bedcnklose Zusassen bet jeder sich ihm bie tenden Gelegenheit, sein Leben durch irgendwelche Tätig-. keit zu fristen, war ihm allgemach zu etwas ganz Selbst verständlichem geworden. Er hätte mit derselben Selbst verständlichkeit zur Schuhbürste und zum Straßenbejen ge griffen. Ja, er hatte es herrlich wett gebracht! Er mußte bet der Tätigkeit des Ordnens der Zeitungen an dt« Stun den der Fahrt tn Remhagenr Wagen nach Westrup denken. Da hatten seine Hoffnungen einen himmelhohen Flug genommen, da war er von dem Erreichen seines Ziele» so überzeugt gewesen, daß er jedem, der. die» bezweifelt, me> Cejtcht gelacht Hütts. ! Und nun? Ueber ein lange» halbes Jahr schon war sein ganzes Leben nur ein einziges Kämpfen uin Brot gewesen. Ntcyls weiter. Dahinter hatte alles andere zurückstehen müssen: das Kämpfen, von dem er solche ideale, begeisterte Vor stellung gehabt. Noch glühte die Sehnsucht in seiner Seele, noch wär er bereit, Jahre seines Lebens in unfreier Stellung zu opfern, um Brot zu haben, wenn er damit nur seinem Ziele näher kam. Aber wenn nun diese Sehnsucht starb, überwuchert und erstickt wurde von all den erbärmlichen Sorgen und Nöten? Wenn es nun Immer weiter ab wärts ging und schließlich die Kraft zum Ausstieg er lahmte uno schwand? Was dann? Hatte er sein Selbst überschätzt? Hatte er mit seinem starren Rechtlichteitsgefühl damals, als er mit seinem Vater brach, nicht nur einen kindischen Trotz bemän telt? Kehrte er nicht am besten zur Stunde als Reuiger um? .... Nein, nie! Er faltete die Zeitung, die er gerade In der Hand hielt, mit solcher Heftigkeit, daß ihre Blätter zerrissen, und schleuderte sie zähuetnirjchend unter den Tisch. Nein! Niel Feige wollte er nicht werden. Lieber im Elend untergehen, als mit Hilfe väterlicher Güte und Vergebung in alte Verhältnisse znrückkehren, — die ihn schließlich am allerelendesten gemacht hätten. — , Die Hast des Tages nahm mit jeder Minute zu; denn die Arbeit stand an allen Orten der großen Stadt unst wartete mit ihrem ernsten Gesicht auf den Strom ihrer Hörigen. Zug um Zug schob sich stöhnend in die wette Halle, gab Menschen ab und nahm neue auf, um dann nach sekundenlangem Aufenthalt von der fauchenden Lokomotive mettergeschleppt zu werden und nach Augen» blicken zu verschwinden im grauen, beißen Dunst des Som» mermorgen», der, ohne Tau und Kühlung gekannt zu haben, mit der alten Glut des Vortages über dem Häuser meer hing und au« grausigen, grellen Augen blickte, (Fortsetzung folgst)