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vetla-e zu St«. 19> de» Lun Loßeblatte» und Lnzeig«» Mr da» Erzgebirge. Mittwoch, den 8». Mat ISIS. Aus äem Königreich Sachsens Zwickau, 28. Mat. Ein Htlfsbeamter der Stadtverwaltung stand im Verdacht, aus einem ihm zugänglichen Tienstraume Briefumschläge entwendet zu haben. Eine deshalb in seiner Wohnung vorgenüm- mene Durchsicht förderte auch eine Anzahl Lebens mittelmarken »u Tage, die er anscheinend unrecht müßig in seinen Besitz gebracht hat. Ter Hilfsbeamte kam deswegen zur Haft. — Am Dienstag spielte das 7 Jahre alte Töchterchen des FeldzugSteilnehmerS Kreß in der Pestalozzistraße mit einem geladenen Revol ver. Hierbei entlud sich die Waffe und das Geschoß traf den 8 Jahre alten Knaben Max Rau, ebenfalls Sohn eines Feldzugsteilnehmers, in die linke Schläft. Lite Verletzung war leider tödlich. — In Wilkau «Mo »»IMWo Mowm—u. >»« Hatsee weilt«, von d« Front kommend, am Sonnabend einig« Stunden in Frankfurt a. M. um der schwer erkrankten Sanvgräftn von Hessen, welche »»sLhrlg und da» älteste Mitglied d«. Hohen,ollernhaus« ist, einen Besuch abzustatten. K»ln >rmLchtigung»g«s,tz stlr den Bunde»,«». Der »Frankfurter Zeitung" »ufolg« sollt« dem Wunsch, d«, M«Ich»tag«,, da» Ermächtigung»-«!«») für den Bund«,,«» vom 4. August 191« aufzuhe- den, stattgegeben «erden. Wie wlr au» Bunde»,««»kreisen hören, entspricht dies« Nachricht nicht den Tatsachen, während d«, Kriege kann stdenfall, von einer solchen «rmächltgung kein« Red, sein. Da» Befinden de» Staat,sekretär Dr. Sols hat sich in dischen so «eit gebessert, daß sein« bei ihm befindliche Gattin di« Sückriis« nach Deutschland antreten konnte. Mit der völligen Wieder» bnstellung de» Staat»s«kretär» und seiner Rückkehr in den Dienst wird für Ind« Sunt gerechnet. Ein Kompromiß in der preußischen Wahlrecht,frage wie di« »Tägl. Mundsch." erfährt, ist am Sonnabend auf Grund ein gehender Verhandlungen zwischen den Konservativen, Freikooftrvallven und Nationalliberalen unter Ausschaltung de» Zentrum» in der preutztschen Wahlrechtefrage »in Kompromiß zustande gekommen, wo nach da, allgemein«, gleiche und direkte Wahlrecht mit einer politischen Sicherung von zwei Zusatz st im men zur Annahme g«. langen soll. Die erste Zusatzstimme ist eine reine Alt er» stimme und wird durch Erreichung des 10. Üebenssahre» erworben. Die zweite Zusatzstimmr wird an die wirtschaftliche Selbständigkeit ge bunden. Abg schlossen wurde diese» Kompromiß namens der Natio- nalltberalen durch di« Abg. Fuhrmann und Hirsch, für di« Freikonser- vattven durch Lüdicke, für die Konservativen durch Winckler. Wie das Blatt weiter hört, sollen die Nationalliberalen geschlossen hinter diesen Abmachungen stehen Damit ist eine sichere Mehrheit für die Beseiti gung des Vakuums in der Vorlage gegeben. Zum Tode des Reichstagspräsldenten. Anläßlich des Ablebens des Reichstagspräsldenten Dr. Kaempf hat Staatsminister Graf Vitzthum v. Eckstädt dem Präsidium de» Reichstages tele- graphisch das Beileid der Sächsischen Staatsregierung ausgesprochen. Der Sächsische Gesandte in Berlin ist beauftragt worden, der im Reichs- luge stattfindenden Trau er feier für Erzellenz Kaempf beizuwohnen und dem Präsidium des Reichstages, sowie den Angehörigen des ver storbenen Reichstagspräsidenten die Teilnahme des Königs zum Ausdruck zu bringen. Reichstag svizepräsident'Paasche erhielt au, Anlaß seiner Audienzen beim König von Bulgarien in Sofia den Großkordon des Zivildtenstordens." Bulgarische» Dementi. Durch di« Vermittelung der bulga- rischen Gesandtschaft in Bern «rhirlt di« schweizerische Telegraphenin- formation «in« Depesche des bulgarischen Ministerpräsidenten, in der dt« von Amsterdam au» verbreitete Meldung dementiert wird, daß da, Eisenbahnabteil, in dem da» ö sterr «ich isch « Kaiserpaar auf der Fahrt von Konstantinopel nach Wien saß, von einem Eisenbahnzug mit bulgarischen Urlaubern mit Steinen beworsen wurd«. Rados- lawow «rklärt«, daß da» Kaiserpaar während seiner ganzen Reise Geg,nstand enthusiastischer Kundgebungen war. Ebenso unrichtig ist die Nachricht, daß eine bulgarisch e Division von der Front zurück gezogen wurde, weil sie gegen da» Resultat de» Bukarester Frieden» Einspruch erhoben hätte. Kramarsch au» Prag ausgewirsenl Di« Wiener Blätter Melden au» Prag: Dr. Kramarsch wurde von der Polizei auf unbe- stimmt, Zeit au» Prag ausgewiesen. Er hält sich gegenwärtig in einem klein«» Ort bet Prag auf. Kramarsch hat bekanntlich die letzten Ische- chtschen Kundgebungen in Prag hervorgerufen. Der Prozeß Laillau». Dt« Züricher „Morgenztg." meldet an» Pari», daß der Prozeß üaillamc End« Juni, spätesten» Anfang Sult stattfindet. Keren»« in Kanada. Dem „Matln" zufolge ist Keren»« auf einem skandinavischen Schiffe in einem kanadischen Hafen «ingetroffen. Amerikanisch« Truppen in Italien. Der MMärkritiker der «Italia" schreibt von der Anwesenheit größerer amerikanischer Truppenbeständ« hinter der italienisch«» Front, die einen T«il der neuen Manövrierarmee Italien» bildeten. Groß« Unruhen in Indien. Au» einem politischen Bericht, den dt« ,Timrs" brieflich au» Delhi erhielt, erfährt man von großen Unruhen, di« im vorigen Jahr« in vehar (Bengalen) ausgebrochen find. 41 Personen wurden getötet und 1öS verwundet, ver haftet wurden nicht weniger al« S87S, von denen 899 der Prozeß gemacht und Ü14 bi» zum letzten Januar d. I. verurteilt wurden. bei Zwickau hat Fabrikbesitzer Hgrmann Diet»! auf sein« Kosten ein öffentliche» Schwimmbad Mr di« Gemeind« errichten lassen, da» am Lö. Mai unter schlich» ter Feierlichkeit eröffnet worden ist. -arthau bei Tßemnttz, 28. Mai. Sine schreck liche Bluttat verübte heute vormittag der »roch ntchjt i achtzehnjährig* an der Klaffenbacher Straße hier wohn- hafte Schlosser vorwergk. Gr feuerte auf die Ehefrau seine» kriegsb^chüdigten Arbeitskollegen und Freunde» Ludwig Vier Revolverschüss« ab, die die Getroffene schwer verwundeten. Tv» sechs jährige Töchterchen der Verletzten, da» sich so eben anschickte, nach der Schule zu gehen, erhielt von dem Unmenschen einen Schutz in den Kopf. Nach der Flucht brachte sich Vorwergk einen Schutz in die Magengegend bet. Was den Unmenschen.zu diesen Ta ten beranlaßte, ist noch nicht aufgeklärt. Tas bedauerns werte Kind ist auf dem Wege zum Krankenhause be reits verschieden. Tie Mutter, die sich in geseg neten Umständen befand, mußte sofort operiert werden und lebt noch. Tie Wunde des Täters scheint nicht le- bensgejährlich zu sein. Leisnig, 28. Mat. Tie KriegerSwttwe Alma Sachse wurde gestern mit ihren beiden 12 und 3 Jahre alten Kindern durch Leuchtgas vergiftet leblos auf befunden. Tie sofort angestellten Wiederbelebungsver suche waren bet der Frau und der 12jährigen Tochter f von Erfolg. Ter 3 jährige Sohn wär bereits tot. (Nach Maßgabe der Umstände handelt es sich um einen Unglücksfall. Dressen, 28. Mai. Tie Oberhofmeisterin deS Kö nigs, Frau v. d. Gabelentz-Ltnstngcn, wird zu rücktreten, Gräfin Rex geb. Neichsgräfin von Pappenheim, die Witwe des ehemaligen sächsischen Ge sandten am Wiener Hose, ist zu ihrer Nachfolgerin aus- . ,ersehen. — Der Klettersport hat am Sonntag in der Sächsischen Schweiz ein Opfer gefordert. Ter 18 Jahre alte Schlossergehilfe Max AlfredGeitzler aus Dresden-Löbtau stürzte infolge eines Fehltrittes und weil er nicht angeseilt war, beim Klettern an einem Felsen unweit Rathen in die Tiefe und blieb bewußtlos liegen. Er erjag seinen schweren Verletzmrgen während der Beförderung nach Dresden. Bautzen, 28. Mai. Vom.Blitz erschlagen wur de im nahen Keula die Wirtschafterin Schim- melka, während sie im Stalle melkte. Ihre 15jährige Tochter wurde betäubt; die Kuh mußte sofort abgestochen werden. Auch- das HauS steckte der Blitz in Grand. Neues aus aller Welt. Sin Brotmarkenfälscher. Ein in Altenburg wohn Hafter Lithograph 'wurde verhaftet und der Gerichtsbehörde übergeben. Bei einer Haussuchung wurden bet ihm Mengen von selbstgrfertigten Brot- und Sptritusmarken mit Stadtratsstempel-Aufdruck vorgefunden, wovon er bereits eine Anzahl verausgabt hat. Er gestand seine Fälscherei zu. Der Kriegsanleihe-Kuß. Unsere österreichischen Bun desgenossen sind uns in der Werbung für die Kriegsan leihen entschieden über. Für Donnerstag, den 23. Mai, mittags war an die Wiener eine Einladung zu einer Ver sammlung auf der Terasse des Kursalons im Stadtpark zu einer Preisverteilung ergangen. Das Komitee hatte den Neugierigen rechtzeitig durch große Anzeigen in den Blättern bekannt gegeben, daß der bekannteste Operettentenor Wiens, Herr Hubert Marischka vom Theater an der Wien, jener Dame, welche das größte Opfet für die 8. Kriegsanleihe bringe, feierlichst einen Kuß verabreichen werde- — Das wird eine nette Hetz für die Wiener Kriegsgewinnler bezw. ihre Damen gewesen sein! Lin Polizei-Prozeß. Die Polizeiverwaltung in Dort mund hat gegen den Besitzer des Kaffees Kronprinz auf dem Westenhellweg eine Klage auf Konzessionsentziehung, wegen Ueberschreitung der Polizeistunde, unerlaubter Veran staltung gewerbsmäßiger Eesangsvorträge, verbotswidrigen Branntweinausschankes usw. erhoben. Der Bezirksausschuß hat eine Reihe von eidlichen Zeugenvernehmungen beschlossen, die ein höchst bezeichnende» Licht cuif da» Leben und Treiben in gewissen Nachtkaffees de» rheinisch-westfälischen Industrie- Viertel» werfen, in denen heute die goldene Jugend der Munitionstndustrie ihre Orgien feiert. Es wurde u. a. fest gestellt, daß trotz der Polizeistunde in dem Kaffee bis 3 Uhr nachts gezecht wurde. Junge kaufmännische Angestellte trafen sich dort mit Dienstmädchen, die ihrer Herrschaft heimlich ausgerückt waren, und zechten weit über ihre Verhältnisse. Kalt« Ente (Sekt) wurde kannenweise getrunken, wobei die Kanne 20 Mark kostete. Aamlliendrama. In Voigtsdorf bei Warmbrunn hat der Arbeiter Nir darf seine Kinder im Alter von acht und neun Jahren und sich erhängt. Er hat die Tat be gangen, weil sich seiner Heirat mit einer Kriegerswitwe Hindernisse entgegenstellten. Schurkische» Verhalten eine« Deserteur«. Aus Berlin wird berichtet: Interessante Aufschlüsse über die landesver- rtperische Tätigkeit eines deutschen Fahnenp flüchtigen in der Schweiz ergab eine Haussuchung, welche die Polizei Ende April bei dem der sozialdemokratischen Jugendmganisa« tun angehörigen 16jährigen Georg Müller in Verlin- Friedenan vornahm. Es zeigte sich, daß ein gewisser Felir Lewtnsohn, der vor dreiviertel Jahren in die Schweiz desertiert und dort der internationalen sozialistischen Jugend organisation beigetreten war, zahlreiche Versuche unternommen halte, durch Geheimschrift in äußerlich harmlosen Briefen den revolutionären Gedanken gerade in Jngendkreiscn mit allen Kräften zu fördern. Eine umfangreiche Korrespon denz und viele revolutionäre Hetzschriften und Flugblätter sie en der Polizei in die Hände. Auch wurden ihr zahlreiche Deckadressen bekannt, die Lewinsohn angegeben hatte, um seinerseits unauffällig Nachrichten aus Deutschland zu bekommen und so eine dauernde Verbindung mit seinen Ge sinnungsgenossen herzustellen. Müller, ein noch unreifer Knabe, war völlig geständig, Lewinsohn mehrfach den Empfang von Sendungen bestätigt und ihm auch seinerseits revolutionäres Material (Streikberichte, Flugblätter usw.) zu- csandt zu haben. Lin Vizewachtmeister erschossen. Während des Nacht, dienstes wurde in Posen Vizewachtmeister Fritz Theel in dec Nähe des Bahnhofes Elowno erschossen aufgefunden. Dec Regierungspräsident setzte eine Belohnung von 1000 M. für Ermittlung des Täters aus. Zum Raubmord in Wien. Die Mörder der Gesellschaft erin Carl der Baronin Vivante, die, wie berichtet, die erstere im Hotel Bristol in Wien ermordeten und beraubten, sind ermit telt. Es sind dies der Neffe der Baronin, der Versichere ungsbeamte Davidi und sein Bürokollege Frank. Das Geld und der Schmuck der Baronin, die die ermordete Ee- sellichaftrrin an sich genommen hntte, wurden bereits gefunden. Hanäel unä Verkehr. Aus Zwickau wird gemeldet: Zwischen der Vereins- bank Zwickau und der Allgemeinen Deutschen Creditanstalt in Leipzig ist vorbehaltlich der Ge nehmigung durch die Generalversammlung der genannten Zwickauer Bank ein Verschmelzungsvertrag verein bart worden, wonach das gesamte Vermögen der Vereins, bank Zwickau unter Ausschluß der Liquidation voin 1. Januar 1918 ab auf die Creditanstall übergeht gegen Gewährung von je nom. 3000 M, vom 1. Januar 1918 an gewinnberechtigten Aktien der Creditanstalt für je nom. 4000 M. Aktien der Vereinsbank. Der Geschäfts- betrieb der Vereinsbank Zwickau und deren Abteilung Hentschel <L Schulz in Zwickau wird als Niederlassung der Creditanstalt fortgeführt unter der Firma „Vereins- bank, Abteilung der Allgemeinen Deutschen Creditanstalt, Zwickau." Die bisherige» Mitglieder des Aufsichtsrates der Vereinsbank werden den Ausschuß der Creditanstalt für Zwickau bilden. Der Zwickau Geschäftsbetrieb wird weiterhin durch Direktor Ancvt geleitet. irivehennsreh* letzten. reathslisch» Uirch«. Frcchnleichnnmsfesi (30 M ü): 9 Uhr Hochamt, Prchcht, iakr. Serien Von einsamen Menschen. Roman von Fritz Gantz««. IS> (Nachdruck verboten^ „Er flunkert, Trautchen. Glaube ihm nicht! Der ceine Paganini, sage ich dir. Schade, daß sie ihn in den Hörsaal gesteckt haben." Wolfgang entgegnete auf die Neckerei des Doktors richte, sondern schüttelte nur leise den Kopf. Dabet itmmte er die Geige schon und spielte bann mit leisen strichen prüfend ein paar Passagen. Seine Stirn krauste sich, und tn sein« Augen kam »in ;eiße» Erschrecken. O weh, wo war seine Technik geblieben I Seine Finger chtenen ihm steif, ohne Gelenk«. „Es geht nicht mehr", wollte er schon entmutigt agen. Aber er besann sich zur rechten Zeit. Was sollte nan von ihm denken! Nach aller Begeisterung vorhin lies Armutszeugnisi Wie würde ihn Rottraut beurteilenl nußte sie ihn nicht für einen Worthelden halten? Er biß die Zähne au einander und setzte den Bogen von neuem an. Nach ein gen Läufen wurde der Strich fester, die Finger griffen sicherer, und die Töne kamen perlend, goldklar Heraus. Da» machte ihn mutig. Er er fand ein Thema und variierte es verschiedene Male. Es war manche» Ungelenke, Willkürliche, ja sogar Falsche in diesen Variationen, viel, da» nicht befriedigt«. Uber es war doch eine Kunst. Wenn auch eine solche, die de» Schliffs, der Politur entbehrt«, dt« mitunter den Lesetzen der Harmonie zuwideres «mb tn dir Technik zrobe Mäng«l aufwl«»» Rotkraut erkannte da« auch. St« hatte sich mit letsen Schritten in eine matt erleuchtete Ecke de» Zimmer» begeben end stand nun dort, leicht gegen die Wand gelehnt. Sie ah an dem wechselnden Ächt tn Wolfgang» Lugen, wt« »» tn ihm rang und arbeitet«, wt« er jede« Nerv anspannen nutzt* um bet dm vartattonm atcht »» mtaletjm. Lbe» sie erkannte auch, daß der wahre Künstler in ihm steckt«. Wenigstens ahnte und empfand sie es. Al» er die Geige absetzte, war sie zu ehrlich, um ihm ein glänzendes Lob zu sagen. St« wußte auch, daß ihn das verletzt hätte. Und als sie von Doktor Erselius durch die De- merkung: „Nun, Trautchen, ist er nicht ein Paganini?" zu einem Urteil aufgefordert wurde, sagte sie offen: „Nein, Väterchen I Aber man darf wohl viel Gutes von Herrn Warnicks Talent erhoffen." Wolfgang nickte ihr zu. „Ich danke Ihnen", tagte er schlicht. Und an dem Aufleuchten in seinen Augen er kannte sie, daß sie nach seinem Wunsche gesprochen. — Sie war so glücklich, in ihrem Notenschatz einige für Klavier und Geige bearbeitete Stücke zu finden. Line Romanze von Beethoven, eine Sonate von Mozart, ein paar Lieder von Schubert. Bald waren sie im besten Gange. Ost mußten sie zunächst aushören und von vorn beginnen: denn es klappte nicht. Aber >ede neue Seite brachte ein besseres Zusammenspiel und erhöhte die Freude. Wolfgang dachte nicht mehr an Zeit und Stunde. Er lebte nur dem Glück, mit Rottraut zusammensein zu dürfen. Mitunter, wenn sie eine besonders schwierige Stelle studierten, und Wolfgang, um besser sehen zu lünnen, zu den Noten sich herabbeugte, waren ihre Gesichter so nahe beieinander, daß sie sich fast berührten. Einmal glitt seine Wange sogar an ihrem Haar dahin, das krau» und keck an den Schläfen sich ausringelte. Da durchzuckte es ihn wie ein elektrischer Schlag. Er fuhr erschrocken hoch und wich ihrem erstaunten Blick au». Und dann bat er schnell, sie möchte an einer bestimmten Stelle noch einmal beginnen. Er lebte tn einem ungekonnten Glück und wünschte, daß er es durch nicht» wieder verlieren möchte. Und doch wußte er, wie bald e» ihm entschwinden mußte. Nur ein» blieb ihm: die Ertünerung. Eine Erinnerung, die er mit hinübernehmen wollt« in da» Land seine» Kämpfen» und Ringen». Vielleicht, ja, ganz aewlß stand ihm auch manche Enttäuschung bevor, manche* do» ihm sagen würde: Hu Narr, wend, umi Du wirst alle», nur i nicht da* wa» dn wsdebst/ 2dee: Ml» bet»» Mttzeefolao sind der Fluch deines Handeln», als du im Trotz und Un gehorsam von dem gingst, der dir in Treue und besserer Einsicht die Wege ebnen wollte zu einem sorglosen, ge sicherten Dasein in geachteter Stellung l' Vielleicht schlug ihm auch noch Härteres in das Gesicht. Wie aber auch immer seine Zukunft sich gestalten mochte, eines wußte er: Diese Stunden um die Wintersonnenwende unter dem glänzenden Licht der Wethnachtslanne an Rottrauts Seite so würden ihm immer eine Erinnerung sein, die Winter- Sonnenwendtage schuf und Helle Lichter wie Christkerzenjchein. Sonne in jedem Dunkel.... Und nun begann schon der Schotten. Sie harten eben eine Romanze von Schumann be endet und besprachen diese und jene Feinheit der Kom position, daß iogar der musikunkundige Doktor interessiert von seiner fachwissenschaftltchen Zeitschrift anfsah, als Marlene die Tür öffnete und zu Tsich bat. Wolfgang sah nach der Uhr und zuckte zusammen Es war bald.hatb acht. Und um sieben hatte er schon sortgewollt. Schwer aufatmend legte er die Geige hin und spannte den Bogen ab. Rottraut, die noch sprach und nach einigen Bemerkungen über den Schlußsatz der Romanzc ein paar erklärende Akkorde anschlug, sah seine Hast mch und blickte erst erstaunt auf, als er den Rock zuknopsl« und noch einmal mit einer schnellen Bewegung di, Uhr zog. Ehe sie dazu kam. eine Frage zu tun, rief de> Doktor schon vom Sofa herüber: „Nun machen Sie nbe> keine Geschichten, bester Wolfgang! Ueber den Zapfer sind sie ohnehin schon gegangen, und auf eine Stund« länger wird es nicht ankommen. Selbstverständlich essen St« mit un«l" „Ich würde Ihr« freundliche Einladung gern an nehmen, Herr Doktor, aber e» geht mit dem beste» Willen nicht." Gortsetzung folgU.