Volltext Seite (XML)
Beilage zu Mr. ISO de» Auer Tageblatt«» und Anzeiger» für da» Erzgebirge. Montag, den L7. Mat ISIS. dem Eendarm entdeckt worden, der sie auch mit einigen anderen Männern verfolgte; e» wurde sogar hinter ihnen brr geschossen, doch entkamen die Beutejilger. Die unltb- mmst« Entdeckung aber machte später der Bauer, der den Berlinern die Schinken verkauft hatte Der Tausend- markschein, den er eingewechselt, war nämlich ge fälscht. Und so ist er nicht nur seine Schinken lv», son dern er hat auch noch bare vierhundert Mark berlmen und steht obendrein seiner Bestrafung entgegen. Englisch» Hinterlist. Eine von den Engländern, na mentlich in den Offensivtagen bei nächtliche» Nahkämpfen, häufig angewandte Hinterlist bestand darin, deutsche S ahlbelme ausz»setzen und unseren Truppen die Nummer de» Regiments, mit den, sie gerade im Kampf lagen, oder die von Anschluhregimentern entgegen- znzurufen. Z. B.: „Hier Regiment 031 Sticht schirspn!" Infolgedessen kam es mehrfach vor, das; feindliche Ma schinengewehre in der Flanke oder gar im Nucken unserer vorstücmenden Truppen liegen blieben und dann ihr Feuer eröffneten. Ein besonders bezeichnender Vorfall dieser Art wurde beim Kampf um Ervillers am Abend des 24. Ml rz beobachtet. Die Bataillone eines niedersächsischen Regi ments hatten den Feind aus der ersten Stellung geworf, n, als sie plötzlich von der Flanke her starkes Maschinenge wehrfeuer erhielten. Leutnant V., Führer der 4. Konip. des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. T-, näherte sich mit einer kleinen Abteilung den Maschinengewehren, die sofr:t das Feuer einstellten Er sah deutlich im Hellen Mond licht die deutschen Stahlhelme der Bedienung, und seine eigene Regimentsnummer wurde ihm entgegengerufei. Mit den Worten: „Schießt doch nicht in eure eigenen Leute l" zog er sich beruhigt zurück. Als unsere Truppen weiter vordrangen, erhielten sie plötzlich wieder von den Maschinengewehren, die nun fast in ihrem Rücken läge >, schweres Feuer. Sofort vorbrcchcnde Abteilungen fanden die Maschinengewehre nicht mehr vor, da die Englänl er durch die wenig gesicherte Flanke nach rechts das We tc gesucht hatten. Leutnant V. ist bereit, seine Wahrneh mung eidlich zu bekräftigen. Bei der Häufung derartiger Fälle und dem verhcilr- niSmäßig guten Deutsch der einfachen englischen Mai u- schaften ist kaum anzunehmen, daß der Einzelne 'm Augenblick der Gefahr auf diesen Trick verfiel, sondern eher eine von höherer Stelle ungeordnete mcthodis he Kampfesart zu vermuten. Die niederträchtige Gesiunu! g, die aus dieser hinterlistigen und gemeinen Handlungswc se spricht, reiht sich würdig dem Mißbrauch des Noten Kreuz S, Flaggenschwindcl zur See und anderen ruhmreichen Taten der Engländer an. »Kennen Sie schon die neueste deutsch« Greueltat?" Im Petersburger Blatt „Wetschernij Ognii" weiß Alexis Ksjl - min einen für die Zustände in Petersburg recht b -- zeichnenden Witz mitzuteilen, der in der einstigen Zar re restdenz di. Runde macht: „Kennen Sie schon die neurst- deutsche GreueltatV" —- „-I" — „Die Deutschen wei gern sich, Petersburg zu besetzen!" Vie Perl« der -ofopernsilngerin. Wir lesen in der „Nat.-Ztg.": Bei einer Wohltätigkeitsvorstellung, die im Budapester Stadltheater veranstaltet wurde, trat Frau Marte Jeritza von der Wiener Hofoper auf. Während die Künstlerin eine große Arie sang, riß der Faden ihrer herrlichen Perlenschnur entzwei und die Per len glitten der Reihe nach auf die Bühne. Die Künstlerin hatte das Unglück bemerkt, doch sang sie ihre Arie, ohne mit einer Wimper zu zucken, zu Ende. Als dann der Vorhang fiel, machten sich alle Anwesenden aus der Bühne auf die Suche nach den Perlen, und es gelang auch, sämtliche Perlen aufzufinben mit Ausnahme der größten, deren Wert noch vordem Kriege auf 25 000 M. geschätzt worden war. Stach der nächsten Vortragsnummer fand*der Tenorist Armtdi das wertvolle Kleinod in einer Ecke. Als er die Perle Frau Jeritza überreichte, fiel ihm diese in ihrer Freude um den Hals und küßte ihn mit den Worten: „Ich danke Ihnen, lieber Armidi". Der glückliche Tenorist quittierte den Kuß schlagfertig mit der Frage: „Wann werden gnädige Fran wieder Ihre Perlen verlieren?" Lin Streik -er Bildapesier Schuhwarcnlstittvlcr. Tie Budapester Schuhwarenhändler haben gegen die vom Handelsministerium .verfügte Festsetzung von Höchst preisen für Schuhwaren einen Demonstrationsstreik veranstaltet und einen ganzen Tag lang ihre Geschäfte geschlossen gehalten. Ter Handelsminister erklärt nun, daß er unnachsichtlich dem Wucher entgegentre ten werde. Es wurden nämlich für ein Paar, zumeist roh gearbeitete, gewöhnliche Schuhe Preise bis zu .",0 0 Kronen gefordert. Ten Verfügungen der Regie rung will der Handelsminister nicht nur bezüglich, der Schuhwaren, sondern auch bezüglich, aller übrigen Be kleidungsstücke und sonstigen Gebrauchsartikel mit allen zu Gebote stehenden Mitteln Geltckng verschaffen. Tic neue Ernährungswissenschaft. Vom Fettoerbrauch, der diel zu rege, Stammt alles unser Ach und Weh. Tvch daß wir jetzt auf rechtem Wege, Beweist Hiudhede und Pirquet. Ja, nichts ist ungesunder als Kuhbuiter, Oel und Schweineschmalz. Pirquet verwirft entschlossen jede Fettkost, weil sie uns Nährwert stiehlt, Weshalb reformerisch Hindhede Kartoffeln, Brot und Kohl empfiehlt. Noch schroffer tadeln alle zwei Tie wüste Eiweißschlemmerei. Die Menschheit Überfratz sich schändlich, Und ihr Verstand versank in Nacht. Trum Heil dein Kriege, der uns endlich Zur bessern Einsicht hat gebracht! Tagtäglich raubte uns dat Sivien Annähernd tausend Kalorien. Ter handelt klug, wer sich sein Futter Nur noch mit Petersilie würzt. Go danke Gott, daß dir die Butter. Nation aufs äußerste gekürzt! Verachte Speck und^ Wurst im Rauch, Auch Gänsebrüste! Mensch, iß Lauch! Hat diese Wissenschaft erst alle Gemüter voll und ganz bekehrt, Tann wird das Borstenvieh im Stalle Bon keinem Weisen mehr begehrt, Und ich bekomm' in deutschen Staaten Mal endlich wieder Schweinebraten. Caliban im „Tag". Caliban verspottet damit sehr launig gewisse deut sche Professoren, die heute das Gegenteil von dem lehi- ren, was sie vor dem Kriege gelehrt haben. Kniest nnd Wissenschaft. Di« O p ernfestspiel e In Budapest, nn denen auch fast dl« gesamte Königs. Oper aus Dresden teilniinmt, hatten bisher nicht nur einen grohen künstlerischen, sondern auch finanziellen Erfolg. In den ersten zwei Wochen verzeichneten sie Einnahmen von «00 000 Kronen, denen Ausgaben von rund 300 000 Kronen gegcnübeesiehen. Die höchsten Honorare zwischen 8000 und 6000 Kronen täglich nhalten Selma Kurz, Mari« Jeritza, Alfred Piccaver uud Leo Slezak. Für di« Standesinteresssn der deutschen M usi k er setzen, 'ich zwei Anträge des Hamburger Musikschriftstellers H. F. Schaub ein, nie der am 28. Mai in Berlin tagenden Hauptversammlung des Allgemeinen deutschen Musikverbandes vorgelegt werden sollen. Der erste Antrag verlangt di« schlennigc Anbahnung einer Arbeitsge meinschaft der zwölf deutschen Mnsikorganisalionen, für welche die behördliche Anerkennung als „Musikerkammer" angestrebt werden soll. Der zweite Antrag wendet sich gegen die unmögliche Einbeziehung »er selbständigen.Musiklehrer, als der „Angestellten" ihrer Schüler, in die Reichsversichcrungs-Eesetzgebung. Der Antrag bezweckt eine Novelle zu diesem Gesetz, um dem gesellschaftlichen und^>ernflichen-Nuin des Musiklehrerstandes zu steuern. Die Zukunft des deutlchen Theaters. Der frühere In tendant der Leipziger städtischen Theater, Geheimrat Mar Marter- kteig, hat kürzlich in Brüssel einen Vortrag über die Gestaltung des deutschen Theater wesens nach dem Kriege gehalten. Hauptsächlich machte Martersteig gegen die seit Einführung'der Ecwcrbefreiheit im Theater immer mehr sich ausprägcnde geschäftliche Ausbeutung und Herabwürdigung der deutschen Bühne Front. Erst wenn der Theatcr- ! 'Ater von Staats- oder Gemeinde wegen wirtschaftlich unabhängig ge. macht, wenn mit Hilfe des Reichstheatergesetzes das ungebildete sSpekulantentum aus dem Theater entfernt werde, könne in Deutsch- land die Kunst wieder aufblühen. Die wirtschaftliche Theaterreform müsse einen der wichtigsten Programmpunkte einer beginnenden Frie denswirtschaft bilden. Es geh« nicht an, daß von dem Großreinemachen, da, wir jetzt in der Welt erleben, eine so tief in das Volksleben ein schneidende Einrichtung wie das Theater ausgeschlossen bleibe. Für meine Abteilung Maschinen-Verwaltung suche ich zum sofortigen Antritt tüchtige militarfreie IffMineMIM Zu melden bei Kai'I Waren-Fertigmacherei, Abt. Personal 8vk»»ai'L«nde«'g i. 8s» LiMmk LcliliiArblerkikImpiier al» Vorarbeiter bei gutem Lohn gesucht. Schriftliche Angebote mit Lohnansprüchen unter fl. T. 2232 nn das Auer Tageblatt erbeten ^NllOl'MeN ^climii-xelleinen aller Art kauft als Beauftragter für die ReichsbekleidaaqSsicllc ' ° Posten. Preisaugeb.an km» ^toUkerr kilüipp, ÜUIlr.ed, Nordpial, ii. Nleiiter« Läinitt- mit verkmgrrlillirm stttlfen sl'for? Langer sc Kunden, Annaberg i. Erzueli. M I.U W !! I! M tückll^e ^77— kniüllierbniniik VW — suokt 1^. Lmmlliensmli Lebt, prestklber, 81ol!berx 1. Lrrxeb. !!I!I!I M !!!!!»iVMWiV erkreugWM für Schnitt- und Stanzenbau sofort gesucht. Rst»evt wnsnev, Lheinnitz. WsiMelM suchen k-eekensi» L 8inobvl, empfiehlt in großer Auswahl Gustav Giern Köpke- u. ?etüärensavt>k, -tue Meuiiierfiraße 48 am Mcubiplah Aiisgekämmie Fmueulmur kau'! Üe' dm ssthi.ie Einige größere fleißige Schuljungen sofort gesucht. Oststr. 38, 1. "L'Z Mävchen als Aufwartung für den ganzen Tag gesucht. Goethestraße S, ll. BcttstSern- ,Gelcgenheit«kauf! I» reine Gänsescdera zum Schieche». 0 Psd 20.— Alk. N »i. Sack. Verwahrung einzulegen, fuhr Wolfgang, zu Nottraut ge- wandt, mit heiler Stimme, die. ein anderes Wort gar nicht auskommen ließ, fort: „Nun, Fräulein Rottraut, hat die Hoffnung, die ich auf Nemhagens Leiterwagen setzte, sich erfüllt?" „O, das Christkind ist überreich bei mir eingekehri", entgegnete sie strahlend. „Kommen Sie, Sie müssen sich zu allererst mit mir freuen l" Sie schritt Wolfgang vorauf in das Zimmer und wies ihm mit glänzenden Augen ein neben der Tanns stehendes Klavier. „Sehen Sie dieses wunderschöne Instrument! Können Sie sich vorsleilen, wie unendlich glücklich Ich bin?" Ob er das konnte I Wieder liefen seine Gedanken in die Zeit seiner Kindheit zurück. Er sah die Geige, di« ihm damals an einem Weihnachtsabende unter dem Grün des Christbaumes entgegengeleuchtct.' Er erinnerte sich seines grenzenlosen Inbels, als er das Instrument er blickte. Hatte er in seinem Leben sich se wieder so gefreut wie an jenem Abend? Ach, wohl nie, nie wieder! Ja, er empfand es Nottraut nach, daß sie unendlich glücklich sein mußte. „Das gute Christkind", sagte er nur ganz leise und sah träumerisch auf das Instrument, tn dessen glänzender Politur die Kerzen sich spiegelten. Seine Worte klangen, als kämen sie aus seiner Seele, die noch im Lande der Erinnerungen weilte, als sprächen sie die Lippen des glücklichen Kindes, das einst jubelnd die schlichte, billige Geige an sein Herz gepreßt. Galten sie nicht überhaupt seinem Glück? „Ja, da» gute Christkind", wiederholte Rotkraut, glück lich lächelnd und sah Doktor lkrsellus mit einem warmem Blick innigen Dankes an. Und dann begann sie ein stOherregtes Zeigen und Erklären und riß Wolfgang damit aus seinen Träum«». Er mußt« jede Linie, jede kleinste Schnitzerei an dem Klavier bewundern. Sie machte ihn aus die glänzend« Politur, die gewundenen Knäufe an den Füßen, di« kein, Maserung de, Holze» aufmerksam uud wie» ihm sog« dl» Lückwaud. Von einsamen Menschen. Nom.«» von FrttzGantzrr. Ü4j (Nachdruck verboten.) Auch. hier hatte man die Lichter der Tanne ange- zllndet. Ein breiter Heller Streifen siel in den toten Vor garten. Wie traulich der Glanz anmutete! - Es war Wolfgang, als wenn er eben aus der Fremde heim kehre und vor seinem Baterhause stehe. Und doch wagte er sich nicht hinzu; denn er be dachte plötzlich, daß er den Frieden dieses Hauses stören würde, wenn er von dem daheim Lorgesallenen be richtete. Aber war es denn nötig, dies zu tun? Gewiß nicht! Ls würde schon angehen, das Gespräch so zu lenken, daß niemand von dem Zerwürfnis erfuhr. Lange konnte er ohnehin nicht verweilen, da er mit dem Zehn uhrzuge von Westrup aus nach Berlin zurückkchren wollte und bi» zur Bahnstation noch zwei Stunden tüchtigen Marsch hatte. Man empfing lhn mit herzlicher Freude und schalt lachend über sein spätes Kommen. .Nottraut hat mir von Ihrem Besuche erzählt,- sagt« der Lwktor, „und mich auch über Ihr Versprechen für heute unterrichtet. Seit drei Uhr warten wir mit dem Kaffes auf Sie und batten eben vor, allein zu trinken, denn wir glaubten nicht mehr, daß Sie kommen würden. Es Hal wohl schwer gehalten, daß Sie sich loseisten?" Erseltu» lächelte verständnisinnig und enthob Wolf gang durch sein Weitersprechen einer Beantwortung dieser peinlichen Frage, ^stun dürfen Sie aber auch Io bald nicht wieder fort. Für heut« abend legen wir Beschlag auf Sie." - Wolfgang antwortet« nicht gleich. Erst als er seinen Mantel an dem Kleiderständer aufhängte und dabei sein Gesicht von dem Doktor abwandt«, sagt« er: »Bis um sieben Uhr aeböre ich Ihnen, dann muß ich fort." Cb» Erislm» dazu kam. aeae» diesen frühe« Aufbruch Sie war wie ein überglückliches, vor Ulende seliges Kind. „Und nun das beste", fagtc sie endlich. «,Dc.rTon! Der wunderbare, weiche Klang!" „Wollen wir den nicht später bewundern?" fragte Elt- selists, der an dem Jubel seiner Pflegetochter miss neue sich geweidet hatte, als sie den Deckel aufklappte. „Der Kaffee wird ganz und gar kalt." „Nur ein paar Akkorde, Väterchen", quälte sie. Und Wolfgang unterstützte ihre Bitte, war aber schon an spruchsvoller. „Nur ein Lied, Herr Doktor!" Er rückte Rottrant einen Stuhl heran und fragte: „Dars ich Sie um dasselbe bitten, das Sie mir vorgestern sangen?" Sie nickte und präludierte schon leise. Ihr« Augen gingen zum Chrtstbaum hinüber und hingen wie verklärt an seinen Kerzen. Sie spielte meisterhaft. Was Wolfgang schon au» ihrem Gesänge gelesen, das offenbarte'sie ihm aufs neue mit ihrem Spiel. Seine Augen ruhten wie gebannt aus ihrem Gesicht, und sein Ohr sog begierig jeden Ton aus.... War er noch blind? Wußte er noch nicht, was ihm das wundersam selige Gefühl ins Herz gab? . . . Nun ging sie nach einer weichen, melodiösen Kaden? zu dem gewünschten Liede über. Zart, sein abgerunde« M Harmonie und Anschlag, schwebte die Melodie durch den Raum. Jeder Akkord war wie eine Weihnachts kerze, wie ein Tannendusten und Sternenflimmern. - Sie spielt« sich ganz hinein in eine frohe, selige Welhnachtssttmmung, vergaß alles um sich, und mit dew Beginn der zweiten Strophe setzte ihre kleine, welch« Stimme ein: „Das Blümlein, das lch meine, Wovon Jesaias sagh Hat uns gebracht alleine Marte, b!o reine Magd. Nach Gotte» sw'gem Rat Hat sie ein Kind geboren Wohl zu der halben NaO/