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Vellage zu Nr. SV de» vmr Tageblatt«» und Anzeiger» für da« Erzgebirge. Donnerstag, den SV. April ISIS. Vermischtes. — Va«Ntenv»M«». «tne yanültentrasvdte, de, vier Menschenleben »um Opfer gefallen sind, hat sich tm Norden Berlin «ereignet. Ezarnikauer Str. 17 wurden in ihrer Wohnung dl« Arau de» Zimmer» mann« Heidrich und ihre drei Söhne, im W. ter von drei, flyif und sechzehn Jahren, tot aufgefunden, grau Heidrich erhielt au- dem Feld« die Nachricht, datz ihr Mann gefallen war. Ttzese Mitteilung hatte die Frau derart erschüttert, datz sie den Entschluß saßt«, mit ihren Kindern au« dem Leben zu scheiden. Sie vergif tete sich und ihre Kinder mit Ga». — Ter Ofensabrt- kant Karl Brunner in Salzburg vergiftete seine SöMrige Iran sowie feine S Kinder tm Alter -wischen ö und 10 Jahren und tötet« sich darauf seihst durch einen Schutz in den Kopf. In einem hinterlassenen Brief« schreibt der Unglückliche, datz er die Tat wegen finanzieller Schwierigkeiten begangen habe. Hamsterfahrten. Tas gelobte Land für Hamsterer und Schleichhändler scheint die Pommritzer Pflege bei Bautzen zu sein. Letzthin hatte wieder eine von der Gendarmerie unternommene Razzia Ersvlg. Unter an derem wurde ein Dresdner Gastwirt ertappt, der ansehnlich« Leberttrntttelmengen mit sich führte und schon oft derartig« Hamsterfahrten nach der Lausitz unternom men haben soll. Butter, Eier, weiße» Mehl und andere viel begehrte Ting« wurden in seinem Besitz gefunden. — Einen tragikomischen Beigeschmack hat fol, gender Vorfall» Hatten sich da in dem Bahnunterfühl, rungstunnel der Bahnstation Pommrttz zwei müde Wan. derer niedergelassen, di« tm kühlen Dunkel de« Tunnel» die Abfahrt de« nächsten Zuge» erwarteten, versehen mit voller Bergau-vüstung und gefüllten Rucksäcken. Lieser Aufenthalt erregt« den Verdacht einiger Dorf bewohner, die in den beiden Spione vermuteten, di« nichts weniger Vorhalten, al» den Tunnel in di« Luft zu sprengen. Sie benachrichtigten di« Polizei, die auch! alsbald zur Stell« war. Indem sie die beiden ver dächtigen Gestalten einem Verhör unterzog, stellte sich heraus, daß es sich nicht um zwei Spione, wohl aber um zwei hamsternde Dresdner handelte, denen nun ihre im Verhältnis zur Beute mancher Schleich händler noch bescheiden« Menge Lebensmittel abgenom men Wurde. — Sin Schleichhändler der schlimm st en Art, namens Tchiwoll au» L.«Lindenau, wurd vom Gend..Ob«rwachtmeister Kühne aus Freiberg au Bahnhaltestelle Großschirma dingfest gemacht. Schiwvl hatte irr Setfersdorf, Langhennersdorf und Goßberg gc gen Eintausch b«zw. Einkauf» von Seife, Spiritus und Gummisohlen 8ö Pfund M«hl, 82 Stück Eier, 1 Schin ken, ü Stückchen Butter, 12 Pfund Quark, Milch und Brot erlangt. La« Pfund gewöhnliche Waschseife der. kaufte er mtt 18 Mk. Für da» Stückchen Butter zahlt« er 8 bi» ü MI. Di« aufgekauften Sachen verkaufte er wieder in Lindenau zu wucherischen Preisen. Fast al. ler 14 Tage erschien er in den genannten Orten, uni Nahrungsmittel -um Wiederverkauf aufzutreiben. Ties, mal wurde ihm aber das Handwerk gelegt. Die Raucherkarte in Oesterreich!. Nach! einer erschie. nenen Verordnung des österreichischen.Finanzministerz soll in Oesterreich! die amtliche Raucherkarte etngeführt werden. Danach bekommt jeder Raucher 6 Zigarren, 18 Zigaretten und ein halbes Päckchen Tabak pro Woche. Tse Verordnung tritt in 8 Woche»: in Krast. iS Isklick ^ntsnx 7 Obr. LinIaÜ b'/, Oki-. 8onnt»L von 2—b Okr Xinctir- uns »uzsnlt-Vorstsilung. ttüklickst lacket ein ^pollo-l.lcktspleltiaus frelt-e dl» 8onnt»e, cken 2b. bi» 28. ^pril. Liis öer ßenlls-koi-teii-Zerle M (AM vom 6ckMl. lZauern-D-auöckie. Oberbaz-. Vo-kWt-Lk i» 4 Hirten. unck ttarlmnnn. krcksM lisii- bM8 VörlüfWß 8. 8. l-ustspiel in 3 Hirten. In cken tiruptroilen: iNelitt» FHeti-ie l^eo «Eeukert Herbert R »ulmüller WMP-Üillinwile dUiainp-tzliiiiiniie Muiiiliuiiiili WllllltlUt, gelb u bunk.I vqnINI Mengen bis dl> Kg. frei lieferbar. Sonst gegen Fretschein der K.S.G. kröllrllllliliel, vi-lläen-L. 28. 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Und vor einem neuen Niedersinken unter freiem Himmel empfand sie ein Grausen..; Immer gewisser sah sie das Licht. An zwei, drei dunklen Häusern ellte sie vorüber ... Und nun stand sie oo» dem Gebäude, aus dessen Fenstern das Licht kam. Ein Garten, von Staketen etngezäunt, trennte das Haus von der Straße. Sing sie hinzu? Wagte sie ess ... Tastend griffen ihre Hände nach dem Zaun ... Sie wollte rufen... Aber sie vermochte nicht» mehr. Ihre Sinne schwanden, und mlt einem stöhnenden Laut sank sie zu Boden.... Wenig« Minuten später wurde die Haustür geöffnet. Mner ging di« drei, vier Stufen der Treppe hinab, und kN dtt Tür stand einer und hielt die Lampe hoch. «ad der tn der Tür Stehende sagte: „Also halb- ftünvltch «ln Pulver, Remhagen, habt Ihr gehört? Morgen früh komme ich selber." „Na io, schön, Herr Doktor", entgegnete der den mit Steinen ausgelegten Gartenweg Htnabschlurrende. „Gute Nacht und besten Dank nochmal, Herr DoktorI" „Gute Nach». Remhagen t" klang es vom Hause her zurück. Der volle Lichtschein der Lampe fiel vor dem Zurücktreten de» Doktors noch einmal auf den Garten weg und lief bi« zur Pforte hinab. Und als Remhagen dtew Miet«, schrie er auf. .Gatt'« Donner, Je'« Christ! ... He« Doktor, hier ttegtn Mensch l" In seinem Entsetzen griff « haltsuchend nach «wer Staket« und fügte seinem ersten Aueruf stammelnd hinzu: 82v-lb-blldl§ Doktor Cisellus kam schon den Gartenweg berabge- eilt und sagte halb ärgerlich, halb erschrocken: „Ihr seid komplett verrückt, Remhagen I" Die Lampe hatte er auf die Tllrschwelle gestellt. Ein Windzug ließ ihre Flamme fortwährend aufflackern» daß ein qualmender Feuerstrom hochquoll. Und in seinem Licht fah Doktor Erselius, daß Remdagen nicht „komplett verrückt" war. v Da lag wirklich ein Mensch. Und als der Doktor sich herabbeugte, hätte er auch laut aufschreien mögen, wie Remhagen vorhin; denn er erkannte tn der anscheinend leblosen Gestalt Rottraut Vollmann. „Mein Gott," murmelte der Doktor, „wie ist das möglich I Wie kommt Rottraut nach Mitternacht tn diesem Zustande vor meine Tür!" Dann überlegte er nichts mehr. „Sie ievt noch, Remhagen! Vorwärts, schnell an gefaßt l Wir wollen sie in» Haus tragen." Er grtfi schon unter idre Arme, und Remhagen faßte odne Besinnen zu. „Gleich in nieui Zimmer!" kommandierte der Doktor, als sie den Flur erreicht hatten. . . . „So,- hier aus» Sofa l . . . Und nun macht, daß Ihr zu Eurer Kranken kommt, Remhagen I" Er beugte sich während seiner letzten Worte schon über Rottiaut und vernahm kaum die Schritte des sich Ent fernenden. Al» der kundige Arzt erkannte er sofort ein hochgradiges Fieber uno ging in sorgender Eile ans Wert, um der Kranken, die ihm zu so später Stunde und auf so sonderbare Weise ins Haus gekommen war, die erst« Htlse angeoeihen zu lassen. Wie ein Junger stürmte er die Trepp« zur Schlaf kammer seiner Haushälterin hinauf. „Komin augenbitcUtch, Marlene," fordert« er, al« sie thm nach seinem ersten Klopfen «in verschlafene« „Ial" zur Antwort gab. „Wir haben «tn« Schwerkrank, tm Haus." . Marlen« Rasten leistet« tn bezua auf Schnelltgkett stet, Unglaubliches. Heute übettraf sl« sich selbst. Schon nach wenigen Minuten «ar st« unten. St« batte kein neugterigesAragen, kein verwundertes Starren und Staunen. In aller Eile und doch mit ruhiger Be sonnenheit richtete sie in einem nach dem Hof gehenden Ztmmerchen ein Bett her, entkleidete die Ohnmächtige und half ihrem Herrn, sie in die Kissen zu legen. . Al» sie tn die Küche eilte, um Wasser und Tücher für Umschläge zu besorgen, trat der Doktor mtt dem Fieber thermometer an das Bett. Er erschrak vor' der Glut, die tn Rottrauts Gesicht brannte, und zuckte zusammen, als er die Anzahl der Atebergrade festgestellt hatte. Aber die Größe der Gefahr machte ihn nicht mutlos. Er wollte mit all seiner Kunst und Kraft um die Erhal tung des jungen Lebens ringen. » Der neue Tag erwachte mit einem griesgrämigen, grauen Gesicht. Er schien es aller Welt nachzutragen, daß ihn der Herbst geboren hatte. Seine Augen waren vom Weinen in der Nacht trübe und verschwommen und fanden kein einziges Lächeln. Und als sie nur ein großes Sterben weitum sahen, rannen die Tränen von neuem. Die Erde sog sie auf. Aber ohne Dürsten. Sie war müde und arbeitssatt und sehnte sich nach einem langen Schlafe. ' . , Die Kastanien und Linden auf der Dorfstrasze standen regungslos tm Grau de» Rcgendunstes. Der Nachtwind, der so manche hrer bunten Kinder mit rohen Händen abgerissen und schadenfroh wilden Kehraus mtt ihnen getanzt hatte, schief tn den arg gelichteten Kronen und träumte von neuen Sturmrttten durch das Land. Es lag wie ein bitterwehes Sterben über der Welt. Wla ein Scheiden, das auf kein Wiedersehen hofjt. (Fortsetzung folgt.)