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vetlaq« -u Nr. 70 de» vuer rageblatte» und Lnzeiger» für da» Eygebtrge. Montag, den >5. März ISIS. Vund«»paaten In weiser Voraussicht gewetteifert hat. Da» Problem der direkten Verwandlung von Zellulose m für unsere Spinnereien und Webereien geeignete Spinn stoffe scheint mir der praktischen Lösung nahe. G» m ein nationales Problem von höchster Bedeutung, für da» die Reichsleitung immer wieder da» Interesse weitester Kreis« aufrufen möchte." ' Die deutschen Hotelbesitzer -ege» die SchteichhandetS» berordn««». Am Mittwoch versammelten sich! unter Bor. sitz de» VerbandSleiters Hoher-Köln etwa 200 deutsche Hotelbesitzer in Berlin, um gegen die neueste Schleich handel-Verordnung des Krieg-ernährungSamte- Stellung zu nehmen. Lite Verordnung erfuhr von allen Seiten di« schürfst« Verurteilung. Hoher erklärte u. a. r Während in Frankreich z. B. die Regierung bestrebt sei, den Fremdenverkehr aufrechtzuerhallen, be müh« sich bet uns die Regierung, den Verkehr zu ersticken. GS herrsche doch nur eine Meinung darüber, daß den Hotels nicht genügend Lebensmittel zugewi'sen würden. Man ,sei direkt aus den Weg des Schleichhandels gedrängt worden. Man müsse entweder die Betriebe schließen oder sich die notwendigen Le bensmittel auf Schleich Handelswegen beschaffen. Heur« könne niemand ohne Schleichhandel sein« Gesundheit erhalten. Tas Kriegsernäht. rungsamt habe nach mehrfachen Vorstellungen zugesagt, daß es für eine ausreichende Lebensmittelzuteilung an dt« Hotelbetriebe Sorge tragen wolle. Erfolge eine ausreichende Zuweisung nicht, so sei die Schließung der Küchenbetriebe unvermeidlich. Ein Vertreter des Kriegsernährungsamtes erklärte, der Schleichhandel habe immer größeren Umfang ange, nommen und müsse bekämpft werden. Alle Gewerbe müßten sich gewisse Einschränkungen gefallen lassen. ES sei doch unzweifelhaft, daß die öffentliche Bewirtschaf tung am meisten die Landwirtschaft schädige, der doch jede freie Verfügung über ihre Produkte ent zogen sei. (Stürmische Gegenrufe.) Er halte es sür ausgeschlossen, daß die Anordnung aufgehoben oder geändert werden würde. Aus der anderen Sette würden die berechtigten Wünsche des Hotelge werbes geschützt werden. Ter braunschweigische Land tagsabgeordnete Südekum - Herzberg meinte, man solle sich keiner Illusionen über die Versprechungen des Sein velä verkürzt cken Arte- im Mektze«. Vein Selä Vtkirmt ckraoSen unk«r« Vesten. Vein Selck mtläert Moncken, Schmerzen an<i Leicken. Vein Selck ist tm Kleinsten nicht za beschellten. Sib ikm nur «tle rechte Melke llnck zeichne Kriegsenleike. Dann wlr«t es Solltet von eigner werkt vnck killt zum Siege in letzter Schlecht! llleknvort zur echten Krtegsenleide. 12 Zigaretten oder S bi- v Zigarren, Fernsprecher für Privatzwecke vorhanden, Lehrzeit 2 Jahre, Bücherei von 20 Bänden Schundroman« M Verfügung. Anschluß an Meistertöchter gestattet. Gest. Angebote erbeten unter .... . Was mutz der Einsender für Erfahrungen gemacht haben?! * Dresden, 2§. März. Der Mord bet Königsstein, dem am Abend de» 8. Nov. v. I. die Maurersehefrau Emm» May au» Altendorf in der Sächs. Schweiz durch die Hand ihres Ehemannes und der Geliebten desselben Martha Seibt, zum Opfer siel, beschäftigt Montag das Schwur- gericht. — Die Kriminalpolizei verhaftete fünf Steindrucker und Litographen, die Brotmarken für den Kommunalverband Dresden und Meiden gefälscht und um gesetzt haben. Die Fälschungen führten sie teils in ihren Wohnungen, teils in ihren Arbeitsstätten aus. Die Marken haben sie nicht nur für sich verwendet, sondern auch an andere verkauft. Einer betrieb dieses Geschäft seit 1918. — Mit der Fest nahme von vier Einbrechern findet ein großer Teil der seit Anfang Januar in erschreckender Weise sich mehrenden Ge flügel- und Kaninchendiebstähle ihre Erledigung. KriegsernährungSamteS hingeben. TttS Amt Hube die Slbstcht gehabt, das Hotelgewerbe zu erdrosseln. Wenn, bisher noch Zweifel darüber bestanden hätten, so gehe das aus einer Verordnung hervor, die der Bundes rat demnächst erlassen werde, einer Verordnung über die Beschränkung des Fremdenver kehrs. Auch ein Reklameverbot für Hotels stehe in Aussicht — Es wurde schließlich eine Abordnung ge wählt, die beim Präsidenten des Kriegsernährungsaints vorstellig werden sollte. Tiefer Abordnung ist vom Präsidenten eine ausreichende Belieferung der Hotels mit Nahrungsmitteln in Aussicht gestellt worden. Der LehrlinMmangel im Handwerk. Von einem Zwickauer Lehr Herrn geht dem „Zwtck. Tagebl." folgender galgenhumoristische Anzeigenentwurf eines Lehrlingsgesuches zu r Lehrling gesucht unter nachstehenden Bedingungen: Arbeitszeit 8 bis 12 und Vs 2 bis 5 Uhr, Wochenlohn 20 bis 30 Mark mit vollständiger Kost, Tanzstunde frei, täglich 10 bis Neues aus aller Welt. Ein vielseitiger Mensch muß jener betriebst. >ae Erdenbürger sein, der im „Berner Stalt-rnz<r- gcr" folgende Anzeige erläßt: „Gutbezah t-, mögest interessante, wenn auch, anstrengende Beschädigung sust« bekannter Schauspieler vom Berner Stadttheater ab 1. Mai 1918. Besagter Schauspieler verfügt über an genehmes Aeußeres, humanistische, ja akademische Bil dung, ist in Musik, im Reiten, im Motor- und Lua t- wagensähren ausgiebig geübt, war bereits in folgeren Berufen erfolgreich tätig: als Elektrotechniker, aut- scher, Chauffeur, Pianist, Sprachlehrer, Weltreiseuoer, Koch, Hausdiener, Artist, Gesellschafter, Reisebegle.ter, Detektiv, Ladensohn, Kellner, Tienstmann und anderen aufregenden und abenteuerlichen Betätigungen." Aireheiriraehrrehteir. St. rn-sl«»r. Mittwoch, den 27. März, abends '/?S Uhr Vorbereitung zum K»;o-r. gottrsdienst: Pfarrer LeßmüIIer. 1 geübter Hürlsr Lperlallst rum klärten von litatritren unä VVerk- reugeu in äpuernä« Losckäktlgung gesuobt. RetsIIvsreUlsdrUk, ^1,1.0 »IVIlacll, Sütüitr-LbrenberL-beiprlL. Einige Arbeiter (auch Kriegsbeschädigte) für leichte Arbeit sucht zum sofortigen Eintritt Lou!s SumKellov, Wasserstraße 12. 1°üekti8sr I-isirsf uncl IVlssekinisl rum sofortigen Eintritt Lssuclrt. 8. Voll«, Luv. . 6escklrrmkrer von Hilttagskost k-scisrsr L Strobs!, Hus. Gebe, planino oö. Zlügel zu kaufen gesucht. Angeb. m. Ang. d. Fabrik u. Preis. Größe u. Alter d.Jnstr.unt.G.rS an die Exp.d.Bl. Frä-tleln, 22 Jahre alt, schlanke Figur, ücht, da es-ihr an Herren- »ekanntschafi fehlt und sie hier remd ist, mit einem soliden lesseren Herrn zwecks Aus- lügen und späterer Heirat n Verbindung zu treten. Nur ernstgemeinte Zuschriften erbeten unter A. T. 1258 an die Geschäftsst. d.Auer Tagebl. Großer WebWlten am Stadtpark sofort zu verk. Näheres unter A. T. 1242 in der Eeschäftsst. des Auer Tgbl. Große, 2-schläfige mit mod.Sofaumbau noch wie neu, I«soke»«rki-Snlr. vk«n u. Verschiedene» zu verkauf. Sokmick«, Ernst-Papst-Str. 81. 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Aber heute, da ich Ihnen Auge in Auge gegenüberstehe, da ich wieder Ihre Stimme höre und Ihr Besicht sehe — heute kann ich es nicht mehr glauben. Rein, es ist unmöglich — Sie sind niemals fähig gewesen, mit den höchsten und heiligsten Dingen ein schnöde» Spiel zu treiben." „Es wäre erfreulich für mich, wenn ich Sie bei dieser lleberzeugung lassen könnte. Aber ich habe keinen Grund mehr zum Lügen. Es ist ganz buchstäblich so gewesen, wie ich Ihnen sagte: Sie waren ein armer, namenloser Künstler mit sehr ungewissen Zukunftsaussichten, und üeovold Engleder war ein reicher Mann. Was verschlug »» da, daß er mir im tiefsten Herzen zuwider war, und batz mich ein Grauen überkam, wenn ich ihn sah l" „Sie wollen Ihren Spott mit mir treiben, Maria! Aber Sie würden da» nicht tun, wenn Sie ahnten, welchen iöchmerz Ihr« Worte mir bereiten." „Könnte e» Ihnen denn wirklich eine Genugtuung ge währen, wenn ich meine damalige Handlungsweise zu rechtfertigen oder wenigsten» zu entschuldigen vermöchte? -st «» nicht tm Gegenteil viel besser für Sie, wenn Sie rus meinen» eigenen Munde dt« Bestätigung erhallen, datz Sie mir nur Gerechtigkeit widerfahren ließen, indem Sie all diese Zeit hindurch mit Verachtung an mich dachten?" „Was soll ich Ihnen darauf erwidern? Sie müssen eine sehr gering« Meinung von den Empfindungen eine» Manne» haben, wenn e» Ibnen Ernst sein konnte mit einer solchen Frage." Tiefer noch als seine Worte ergriff sie der schmerzliche Vorwurf in seinem Blick, und alle Herbigkeit war aus dem Klang ihrer Rede verschwunden, als sie nach einem sekundenlangen Zaudern sagte: „So mögen Sie denn in Gottes Namen erfahren, was ich mir damals allstündlich ins Gedächtnis zurückrufxn mußte, um mein armes, rebellisches Herz zum Schweig, i zu bringen und mein mahnende» Gewissen zu beschwichtigen. — Ja, es war einzig diese» Manne» Reichtum, dec mich bestimmte, sein Weib zu werden. Aber nicht deshalb geschah es, weil sein Reich tum mich verblendete und lockte, sonvern weil er, wie es ja schon so vielen anderen Mädchen auch gegangen ist, weil er denen zur Rettung werden sollte, die mir am nächsten standen und gegen die ich noch heiligere Ver pflichtungen hatte als gegen Sie. — Die scheinbare Wohl habenheit des Hauses, als dessen gefeierte Tochter Sie mich kennengelernt hatten, wir nur ein Trug. In Wirklichkeit war mein Vater dem geschäftlichen und gesell schaftlichen Untergange nahe. Durste ick, ihm zürnen, wenn er unter solchen Umständen in dem reichen Be werber nichts anderes sah als das winkende Glück, und wenn eine Abweisung des rettenden Freiers mich in seinen Augen zu der undankbarsten und lieblosesten aller Töchter gemacht hätte?" Wie ein Heller Freudenschtmmer war e» über da» Gesicht des Malers gegangen, und mit einer stürmischen Bewegung ergriff er die Hand der jungen Frau, um sie an seine Lippen zu ziehen. „O, Maria — Sie wissen nicht, wie 'jlückltch Sie mich in diesem Augenblick ge macht haben l" Aber nur für einer) einzigen Moment war sie durch kein unerwartetes Ungestüm überrumpelt worden. Al» sein Mund ihre Hand noch kaum berührt, hatte sie sie schon wieder befreit. „Nicht so, Rudolf — ich bitt« Siel" sagt« sie leise. „Wir dürfen heute nur noch wie verst,. cc Leute über diese Dinge reden. Die Schmerzen ui>d i Kämpfe liegen ja weit hinter uns, und es ist nicht anders, al» ob wir von den Schicksalen fremder Meni cn sprächen. Ich hatte mein Leben und die Zukunft n r Familie auf einer Lüge aufbauen wollen, und sie i zusammengebrochen, wie alles zusammenbricht, den Grundlage der Wahrhaftigkeit fehlt. Leopold En< > dcr war nicht der großmütige, opferwillige Schwiegersohn sür den mein Vater ihn gehalten. Die Katastrophe, die ich durch meine Heirat zu H-rhindern gehofft hatte, trat dennoch ein, und schon vor vier Jahren ist mein Volir all ein bankerotter, gebrochener Mann aus dem Leb-n ge schieden. Meine Mutter folgte ihm bald, und fast möchte ich sagen, daß das Schicksal es gut mit ihnen meint«, denn sie würden unter dem Martyrium, das die folgen^-!, Jahre meiner Ehe sür mich bedeuteten, viellrr, t nr y schwerer gelitten haben als ich selbst, da sie sich ja » u wesentlichsten Anteil an ihrem Zustandekommen beim-/ n mußten. Um meines Kindes willen hatte ich zuerst - ertragen wollen, aber am Ende ging es doch Uber m« « -Kraft, und mit der Verzweiflung eines gemarterten ' schöpf» begann ich den Kampf um die Freiheit, der, ! Sle sehen, mit meinem Siege geendet hat. Ich bin i bi nur der Tyrannei meines Mannes für immer sondern habe auch mein geliebtes Kind behalten So habe ich, wenn auch auf einem langen, dor. Umwege, zuletzt doch noch das Glück gefunden, aui ich kaum noch eine Hoffnung und sicherlich keinen«' ' hatte." „Das Glück?" fragte er. „Das Glück, Maria ? — Hatten wir es uns nicht ander» ausgemalt — damals in den Lagen unserer jungen Liebe?" (Fortsetzung folgt.)