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Nr. S Dienstag» cken S. Januar ISIS 13. Jahrgang Ä. -'1 'i^«» . , , , !>.- postanftalt«» uoü SrNsträzer !>-hm«n S«st»Uuna«n ,ntg«,,n. ^luer Tageblatt ^WW Myei-er für das Erzgebirge «rHau» E HischlMa «nt. mit öer wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: ^uer Sonntagsblatt. UN» ^,'ad^«u"n"*-w", SprechstunSe Ser NeSaktion mit Mlmnahme -er Sonntage nackimittags 4—s Uhr. — Telegramm.flSreffe r Tagt blatt flueerzgedlrge. Zernsprecher sr. »»«"i?uf,-ö«''U ftn!«'A Zur unverlangt eingesanüie Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werten. W^^?Ä^s»Äl^l»»daNg* Ll-Vll 6mges vellingungen lmannekmbar. Clemenceau» äer Feinä äes europäischen Fneäens. Lite Antwort Llohd Georges au, die Ein- ladung der jetzigen russischen Regierung zu den griedensverhandlungen läßt in der sauberen Umh^.rung demokratischer Phrasen von neuem den verzweifel ten Trotz der westmächtlichen Imperialisten erkennen, dis, um nicht für ihre Mißerfolge verantwortlich ge macht zu werden, bereit sind, neue Millionen auf die Schlachtfelder zu schicken. Besonders tritt neben Llohd George die Rolle Clemenceaus immer verhäng nisvoller hervor. Tiefer französische Ministerpräsident ist der Wahre Feind des europäischen Friedens. Alt, verbissen, ohne wirklichen Glauben an die Demokratie und daher in allen seinen Maßregeln stets widerspruchs voll, sucht er jetzt den großen Bankrott der demokrati schen Außenpolitik mit seinem Temperament und sei nem scharfen nationalen Instinkt hintan/»halten. Er widerspricht sich ewig und muß sich widersprechen. Im Jahve 1910, als er Ministerpräsident war und die Marokkokrise schon damals den drohenden Welt krieg ankündigte, war er einer der selbstbewußtesten Säbelraßler und erklärte mehrere Mal« entweder per-' wnlich oder durch Pichon, Frankreich fürchte keinen Krieg mit Deutschland wegen Marokkos. Mit Wohl gefallen nahm man damals in England von seinen Aeußerungen Notiz, die Stunde der Revanche sei ge kommen, und die Gelegenheit dafür komm« so günstig nicht wieder. Nun, die jetzige Bilanz der Revanche wird Herrn Clemenceau kein Tankesvotum von Frank reichs Müttern eintragen! Zur Zeit der Drehsus- krise schrieb derselbe Clemenceau, der sich heute so militaristisch wie möglich gebärdet und an nichts denkt, als Catllaux vor die Militärgerichte bringen zu kön nen, in seinem Blatte Aurore die giftigsten Artikel gegen Militärgerichte überhaupt und überhäufte das Volksheer des demokratischen Frankreichs mit Beschimp fungen. Tas ist Clemenceau, der Mann, der jetzt um jeden Preis den Frieden zu hintertreiben sucht, und der zu diesen! Zwecke die nationalen Leidenschaften in Frankreich in derselben sinnlosen Weise auspeitscht, wie dies Gambetta im letzten Teile des Krieges von 1870 tat. An seine Nolle erinnert Clemenceau immer mehr. Bekanntlich war schon im November 1870 eine Kon» fevenz in London angeregt worden zur Herbeiführung eines Waffenstillstandes, hauptsächlich oom Botschafter Grasen Chaudordh. Die französischen Radikalen unter Gambetta setzten der Konferenz den grüßten Widerstand entgegen, überhäuften Thiers, der sie befürwortete, mit Beschimpfungen und verweigerten die Pässe — genau wie heute mit Stockholm. Damals schrieb Gam betta an Favre r „Wir werden den Kamps bis zur Ausrottung fortsetzen," genau wie heute Clemenceau, Llohd George und ihre Gefolgsleute bramarbasieren. Die Fortsetzung des Kampfes kostete Frankreich ein paar hunderttausend Mann mehr, das war das ganze Ergeb nis. Genau so wird es diesmal kommen, wenn die. Perblendung der nationalen Leidenschaft in Frankreich und der Unstern Europas Clemenceau ote Rolle Gam betta wiederholen lassen. Politische Uebersicht. Vie velbanaiungen in Sreli-citowrk. Lrotzky in Brest-Lltowsk. Der russische Volkskommissar für auswärtige Angele genheiten Trotzky ist in Begleitung der russischen Delegier ten gestern vormittag in Brest-LitoivSk eingetroffcn. Die Verhandlungen dürften alsbald wieder ausgenommen wor den sein. Gegenüber russischenAu gaben ist festzu stellen, daß die Russen in Brest-LitowSk keine anderen Er klärungen abgegeben haben als die, die deutscherseits mit- aeteilt worden sind. Die deutsche Mitteilung entspricht durchaus dem, was in den Protokollen über den Stand der Verhandlungen festgelegt worden ist. Die anderslau tenden Mitteilungen de'S russischen Fernspruches beruhen auf freier Erfindung. Die Verhandlungen mit denVer- tretcrn der Ukraine in Brest-Litows? haben bisher einen günstigen Verlauf genommen. Die Ukraine wünscht den Frieden und die Herstellung freundnachbarlicher Beziehun gen zu den Mittelmächten. Wetter« Waffenstillstand? Die Frage, ob der Waffenstillstand über den 14. Ja nuar hinaus dauem soll, ist heute aktuell geworden. Der am 1v. Dezember 1S17 ln Brest-LitowSk abgeschlossene' Nk heutige MWe Kriegsbericht.! (Amtlich.) Große» Heuptqusrtker, 8. Januar.! westliche« Artea»schauplatz. i Heereegrvppe Kronprinz Rupprecht. Einzelne Abschnitte la Flandern und südwestlich von Tambrai lagen zeitweilig »nter heftige« Feuer. In der Abenddämmerung griffen englische Kompagnien westlich von Liullecourt an. Sie wurden zurückgewiesen. Heeresgruppe Herzog Albrecht. Im Sundgau entwickelte sich am Abe»d lebhafter Ar- t lleriekampf, der nach ruhig« Nacht wird« anflebte. Oestlicher Kriegsschauplatz Nichts Neues. Mazedonisch« Front. Zwischen vchrida und Prespa-See, im Ternabogen, so wie zwischen Wardar- und Doiran-See war die Artillerie, tätigtest rege. Deutsche Jager brachten von einem Erkun- dungsvorstoß in die feindlichen, bisher von den Russen ver teidigten Gräben, westlich vom Prespa-See eine Anzahl Franzosen ein. Italienische Front. Gegen den Monte Aselone und den Piaveabschnitt nördlich von Bidor richtete der Feind heftige Feuerüberfälle. Auch während der Nacht blieb das Feuer lebhaft. Der Erste Generalquartiermeister («. D. «.) Luveudorsf. Waffenstillstandsvertrag bestimmt in seinem Artikel I: Der Waffenstillstand beginnt am 17. Dezember 1917 12 Uhr mittags und dauert bis zum 14. Januar 1918, 12 Uhr mittags. Die vertragschließenden Parteien sind berechtigt, den Waffenstillstand am 21. Tage mit 7tägiger Frist zu kündigen; erfolgt dies nicht, so dauert der Waffenstillstand automatisch weiter, bis eine der Parteien ihn mit 7tägi- ger Frist kündigt. — Seit vorgestern, spätestens aber ge stern vormittag, mußte also der Waffenstillstand gekün digt sein, wenn von einer der beiden Parteien die Ab sicht bestand, die Feindseligkeiten am 14. Januar wieder zu eröffnen- Bom Hauptausschuß des Reichstage». Im Hauptausschuß des Reichstags verlas gestern ein s Regierungsvertreter eine Denkschrift über die Verhandlungen in Brest-Litorvsk. Es wurde festgestellt, daß ein Wirt schaftskrieg zwischen Deutschland und Rußland nach dem militärischen Kriege ausgeschlossen sein müsse und daß an «inen Anschluß an die Pariser Abmachungen nicht» gedacht werde. In Rußland besteht ein Vorurteil gegen den Han delsvertrag mit Deutschland, Die Russen fühlen sich durch ihn benachteiligt, weil er unter dem Druck des russischen japanischen Krieges zustande gekommen sei. Nach der Mei- nung der deutschen Negierung hat Rußland kein schlechtes Geschäft gemacht. Die Statistiken beider Länder decken sich nicht und geben deshalb voneinander abweichende Bilder. Bisher ist es nicht gelungen, die Russen für die Erneue rung des früheren Handelsvertrags zu gewinnen, dagegen sind die russische» Delegierten bereit, in Verhandlungen über einen neuen Vertrag einzutreten. Weiter ist die Frage der Meistbegünstigung erörtert worden, ferner die Stellung der aus dem russischen Reichsverbande ausscheidendcn Lan desteile. Diese Fragen sind in ihren Einzelheiten noch nicht geklärt, ebenso nicht die Frage der Dauer der Meistbegünsti gung. Die weiteren Verhandlungen des Hauptausschusses wurden für vertraulich erklärt. Die Reichstags fraktionell hielten gestern gleichfalls sämtlich Sitzungen ab. Die Sozialdemokraten beschlossen eine Kundgebung zu Gunsten des freien Selbstbestimmungs rechtes der Völker. vir Aufnahme llrr Kelle von Llovll «sorge. Line Unterredung mit LanÄdowne. Ti« von uns gestern wiedergegebene Kriegszielrede des englischen Ministerpräsidenten sLlohd George findet natürlich im feindlichen Auslande begeisterte Zu stimmung, was die unten folgenden Acußcrungen der feindlichen Presse beweisen. Zunächst sprach sich der durch seinen frtedensfreundlichen. Brief vielgenannte frühere Minister des Aeußeren Lord LanSdpwne über di« Rede aus. Er sagte, daß der Premierminister in den bestimmtesten Wendungen den Grundsatz be kräftigt habe, daß England niemals nach großer Macht gestrebt, sondern vielmehr darnach, sich« von den Hoffnungen und Plänen militärischer Herrschaft abKu- wenden, (l!) Gr stimme mit der Ansicht de» Premier minister» überein, daß ein gerecht« dauerhafter Frieden nur auf den drei vom 'Premierminister dargelegten Be dingungen gegründet werden könne. Tie Annahme die ser Bedingungen durch Deutschland würden in sich schließen, daß der alte Geist militärischer Herrschaft aus gespielt habe. Hine solche Annahme würde an sich ein Zugeständnis der Niederlage sein. Wie kann also Lord Lansdowne hoffen, daß Deutsch land die Bedingungen von Llohd George annehmen wird? Die englische Presse. Das Neutersche Büro meldet, daß. die Londoner Blätter die Erklärungen Llohd Georges als wirkliche deutliche , und endgültige Erklärung über die Mindest forderungen Großbritanniens warm begrüßen, die nicht Weiler herabgesetzt werden könnten, und die den Mittelmächten keine A u s ', lucht mehr gestatten wür ben. Tie Mittelmächte müßten jetzt, wenn sie tatsächl ich so sehr nach Frieden verlangen, diese Behauptung mit "ähnlicher Aufrichtigkeit - beantworten. „Daily Telegraph" schreibt: Tie Rede war gleichzeitig eine Herausforderung und eine Einladung, die mit Derselben Offenheit beantwortet werden muß, widrigen falls die Nationen zu dem unvermeidlichen Schluß kom men müssen, daß Hertling und Czernin deshalb nicht mit der Sprache herausrücken, weil sie nicht Wagon, ihre wahren Absichten , aufzudecken. Tas Blatt sragtr Sind die Mitternächte bereit, die in der Rede enthaltenen Bedingungen anzunehmen? Wir fürchten, daß die einzige Antwort, die aus Berlin kommen wird, ein Schrei skeptischer Entrüstung darüber sein wird, daß sie Bedingungen aufstellt, die den Sturz des preußischen Militarismus, die Niederlage der deutschen Welthvrr- schaftspläne und die Wiedergutmachung der Verbrechen gegen die Vertragsrechte internationaler Abmachungen und Gegensätze der Menschlichkeit bedeu ten. Man darf sich keiner Täuschung darüber hingeben, daß diese Kriegsziele des Premierministers Bedingun gen eines Siegers sind, und daß die Alliierten, um ihre Ziele zu erreichen, erst die Härtesten Monate und die empfindlichsten Heimstlchungcn des Krie ges zu überwinden haben werden. Nur gut, daß die englische Presse, hie, wie „Daily Telegraph" selbst fühlt, in einem Tone „unverschämter Anmaßung" die Rede des Ministers bespricht, in den '«vcen Sätzen des „Daily Telegraph" zu der Erkennt nis kommt, daß unsere Feinde, um ihre Ziele zu er» .eichen, erst noch die „empfindlichsten Heim such- «ngen" zu überwinden haben werden. Französische und italienische Urteile. Die französischen Blätter fassen die Red« Llohd Georges als wichtigen, bedeutungsvollen und zur rechten Zeit unternommenen diplomatischen Ge genangriff auf und sind der Meinung, daß darin die Friedensbedingungen Englands voll -um Ausdruck kom men. Man erwartet voll Spannung die Antwort der Mittemächte und hebt Llohd Georges Worte bezü.g^ lich Elsaß-Lothringens Hervor. Die Blätter be», grüßen, daß die Stabilität des kommenden Friedens von der Lösung großer moralischer Probleme ab hänge. „Homme Libre" schreibt) Die Beendigung des Krieges wird niemals gerecht sein, wenn dies« Beendigung keine Wiederherstellung begangenen Unrechts bedeutet. Die „Newhork Times" schreiben: ES ist unmöglich, di« Bedeutung des Versprechens Llohd Georges zu über treiben, der französischen Demokratie bis in den Tod beizustehen, denn man kann die Unterstützung Frankreichs bis zum äußersten bei seiner Forderung nach Elsaß-Lothringen nicht als einen Mißgriff bezeichnen. < . > ' ! Die Antwort der deutschen Regierung wiich nun hoffentlich nicht lange auf sich warten lassen! Tie italienischen Blätter sehen In d«r Red« Llohd Georges eine Ergänzung zu den Erklärungen Pt- chons und Orlandos.^Unabhängig und spontan seien di« Kundgebungen der alliierten Nationen erfolgt, denen die größte Bedeutung beizumessen fei. Die Rede sei eine wohlüberlegte Antwort auf di« plump« Fall» Czernin». England hab« nicht uneigennütziger auf die Grundlagen der Frtedensverhandlungen Hinweisen, noch klarer aussprechen können, datz den Alliierten jede nationale Vergewaltigung fernliegt. Die Wirkung tu Amerika. Ti« Darstellung ,der britisch«» Kriegsziel» durch Llohd George findet in Washington allgemeine Zu stimmung. Die Skye M außer durch dre Mäßigung ihre« raue« un» Ne Klarheit de» Ausdrucke» wenig