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Sonnabenä» äen 9. Februar 1918 Nr. 34 Muer Tageblatt für >1 >n» y-u» »I,kt«lI«hrUch. . _ ML'Z?«L mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsblatt. MWM« Ä.r un» a".g°b-Wn°?»w'! Spr»chstund» »er N-Saktlon mit Mu-nahm» »»r Sonntag» nachmittag» 4—- Uhr. — L»l»gramm-N»r»ss», Lageblatt ftu«»rzg»birg». Z»N>spr»ch»r SS. ».m,,oi» Lutz-»« Sür unverlangt »lng.sanSt» Manuskript» kann V.wShr nicht g»I»lst,t wrrS»n. b 13. Jahrgang Der erste ZrieSenssthluß. Scharfe Debatten in Sreft-Litowsk. — Ein Erlaß -es Kaisers an -as Volk. — Deutschland und Ungarn. Zrieäe zwischen äem Vier- Ißs HMW MW ÜMgSl>el!lht. bunä unä äer Ukraine. "Ein von uns heute bereits als Extrablatt aus- «egebenes Telegramm au» Sresk-Lktowsk vom Zebruar nelüet: Heute, am Februar, 2 Uhr Morgens, ist -e ^rieüe zwischen -em vierbun- un- -er ukrainischen -olksrepubltk unterzeichnet wor-en. * a » So haben also die Versuche Trotzkis, den Ukrainern n den Arm zu fallen und durch allerlei Manöver den sriedensschlliß der Ukraine mit den Mittelmächten aufzii- r,alten oder gar gänzlich zu verhindern, keinen Erfolg ge. abt Unser Friedensschluß mit der Ukraine ist zweifellos irrch die jüngsten Siege der Ukrainer über die Bolsche» ,viki beschleunigt worden, indessen war an dem ernstlichen Friedenswillen dec Ukrainer von Anfang an nicht zu zwei feln. Wir dürfen uns dieses ersten Friedensschlusses in diesem Kriege als eines hoch bedeulsamen und Verheißung?« vollen Aktes umsomehr freuen, als uns jetzt die reichen wirtschaftlichen Hilfsquellen der Ukraine, die für unser Durchhalteu von so großer Bedeutung sind, j ! Gute kommen werden. Auf unsere Feinde wird der rasche Friedensschluss, obwohl er vorauSzusehen war, niederschmetternd wirken, denn jetzt sind die Aussichten, uns niedcrzuringen, noch geringer als früher. Jetzt kann es uns aber auch gleichgültig sein, ob Herr Trotzki mit uns Frieden schließt oder nicht und wenn er, wie der nach folgende Bericht über die letzten Verhandlungen in Brest- Li towsk beweist, die Geduld unserer Unterhändler mit seinen Vcrschleppungskünsten, die er'in immer neuer Gestalt dokumentiert, weiter auf eine harte Probe stellen will, so kann es ihm geschehen, daß, um ein Bild des Fürsten Bülow zu gebrauchen, unsere Unterhändler die Flöte auf den Tisch legen und den Konzertsaal verlassen. Die Ver antwortung für da« dann Kommende mag Herr Trotzki sich selber zuschreiben. Aaiser unä Volk. Ein Erlaß de» Kaiser». Der „Neichsanzeiger" veröffentlicht folgenden Erlaß deS Kaisers an den Reichskanzler: Zu Meinem Geburtstag sind mir aus allen deutschen Landen und weit darüber hinaus un-ählig« treue Grüße und Wünsche dargebracht. Je ernster die Zeit und je schwerer die Verantwortung, die Mir von Gott aufer legt ist, umso wärmer und dankbarer empfinde ich diese-' Zeichen treuester Anhänglichkeit an Mich und Mein HanS. Das Vertrauensverhältnis zwischen Krone und Volk, von Meinen Vorfahren in langer Geschichte er. worben, ist gerade in schwersten Zeiten am innigsten geknüpft. LS leuchtet Mir entgegen, wenn Ich unseren heldenmütigen Kämpfern an der Front den Dank des Vaterlandes ausspreche ES rührt Mich tief, wenn Ich an den Betten uu serer Verwundeten und Sterbenden st.che. Es tritt Mir in allen Gauen der Heimat in Mich bewegender Weise entgeaen, auch da wo es sich zu offenem Ausdruck ernstester Sorge um die Zukunft de- Vaterlandes äußert. Durch 26 Jahre ist es Mein Herzen?» anregeu gewesen, das vom großen Kaiser und seinem eisernen Kanzler aeeinte Reich im Frieden a uszubauen, wirtschafllich, wisscnschafiliä, und technisch, und damit den Ausstieg d S gesamten deutschen Volkes zu immer stärkerer Teilnahme an den geistigen und wirtschaftlichen Gütern des Vaterlandes zu fördern, als derNeid unserer Feinds Büch zwang, alle Kräfte unsere- Volkes zur Verteidigung der heimischen Lande aufzurufen. Mit tiefer Dankbarke» gedenke Ich jener stolzesten Tage der Geschichte Deutschlands, al- alle Stände und Parteien bewiesen, daß unser geliebte- Vaterland ihnen jedes Opfer wert war. Seitdem sind un- dank der überlegenen Kriegführung unserer großen Feldherren, der erhebenden Taten unsere« HeereS und der Hilfe unserer un- treu zur Seite stehenden Bundesgenossen weltgeschichtliche Erf olge zuteil ge worden. Die opferwillige Ausdauer und die gewaltigen (Amtlich.) Große» Hauptquartier, s. Februar. Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Nördlich von Passchendaele und westlich von vppy » achten wir in kleineren Snfanteriegefechten Gefangene. Durch Varfiihlen einer schwachen Eicherunxsabteilung bei Fontaine Tales-Lroisille» lebte beim Feind auf weiter Front die Feuer- tätigtest auf. HecrrSgruppe Herzog Albrecht. Am Osthang der Lote Loraine hatte ein Handstreich gegen die feindliche Stellung nördlich von Ronvau» Erfolg. Die französische Artillerie war kn einzelnen Abschnitten zwischen Maa» und Mosel tätig. Nördlich von Xivrany wurden Amerikaner gefangen. Oestkicher «rteg-schaupl«tz Der Friede mit der Ukraine ist heut» 2 Uhr morgen nterzeichnet worden. H^.Von den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues. Der Erste Beneralquartiermekster SS. T. V.) Lndenvorss. Arbeitsleistungen der Heimat haben auch der Not und Entbehrung Trotz geboten, so daß unser im Feld und m Land bewährtes Volk mit Gottes Hilfe voll stärkster Zuversicht einem guten Frieden entgegensehen kann. Hierzu bedarf es aber mit der ernstesten Selbstzucht »er inneren Geschl ossenhe it, der wi Illg en Unter ordnung unter große Ziele, der Bereitschaft auch da schwerste zu tragen, des Vertrauen- auf die eigene Unbe siegbarkeit und der Einstellung oller Kräfte für das eine große Ziel der Erkämpfung einer starken und sicheren Zukunft deS Vaterlandes. Hierzu erbitte Ich die «reue Mitarbeit aller, die unser Volk liebhaben und üiner Zukunft dienen wollen. Dann wird aus der Saat dieser schweren Jahre und dem Blut der gefallenen Söhne Deutschlands ein starke- Reich und ein glückliches, mit geistigen nnd sittlichen Gütern gesegnetes Volk herooraehen. Dazu helfe un- Gott. Ich erfuche Sie, diesen Erlaß zur öffentlichen Kenntnis zu bringen. Troße- Hauptquartier, 7. Februar 1918. Wilhelm, l. K. fDie Verhandlungen Brest-Ntowsk. Dl» relcgrammfälschungeu. Staatssekretär v. Kühlmann und Gras Ezer- n t n sind Mittwoch abend in Vrest»Litvwsk eing«troffen. Am Donnerstag hielt die deutsch-vst»rr«tzchisch-un,gartsch« russisch« Kommission zur Regelung der politischen und territorialen Fragen ein« erneute Sitzung ab. Staatssekretär d. Kühlmann kam zunächst auf .di« Frage nach dem Ursprung gewisser angeblich pesälschter Telegramme der Petersburger Telegraphen-Agentur zurück. Di« Meldung Wer Ke Sitzung vom L7. Dezember sei durch das Nitzausch« Büro in Kopenhagen verbreitet worden. Das bei Ritzau vorliegende Origtnaltelegramm sei aus Petersburg ab. geschickt und trage di« Unterschrift „Wfestnik", wie alle anderen Telegramme der Petersburger Telegraphen- Agentur. Er müsse also di« weiter« Nachforschung dem deren Vorsitzenden der russischen Telega ion überlassen. Die Meldung über die Rtzv« Trotzkis auf dem drit- en Kongreß des Arbeiter, und Soldatenrate» fei auf Arund ihrer Wiedergabe tn der dänisch« Zeitung „Ber. üngske' Tibende" vom 31. d. M. nach Deutschland ge langt. Die beiden wichtigsten Pätz« in dem Berich: lauteten.» „Dle Imperialisten behaupten sälMtcherw.'tfe, daß wir Sonderverhandlungen sühren,wallt«n, mio dir russische Delegation wolle von ihren Forderun gen nicht Abstand nehmen, und wolle keinen Sepa. rat frieden schließen." — Das Wolfs-Büro hübe am 29. Ja,mar abend» au- Stockholm diese Mitteilung tn französischer Sprache al» Meldung -er Petersburger Telegraphen-Ageitztur erhalten, und au» Stockholm werde bestätigt, daß t» der Tat der frangüstsche, an Wolff wei ter gegebene Text dort al- Telegramm der Petersburger Telegärphen.Agentur eingegangen svt. wenn «ine Ml- schung also vorttege, st» müsse st« »wischen Peters burg und Stockholm begangen worden sein. Auch in diesem Fall« möchte er also dem Vorsitzenden der russischen Delegation anheim geben, fest-usteUen, daß das Wolsfsch« Telegraphen.Bllro und di« deutsche Presse tn dieser Angelegenheit völlig ^»na ftd« gehandelt hätte. Trotzki entgegnete, bezüglich -v» ersten Telegramm- Habe er sich alle Original« der Depeschen der Peters burger Telegraphen.Agentur Vorleger, lassen, da» be anstandete Telegramm ab«r nicht darunter gefunden. Die Untersuchung nach, dem -weiten Telegramm werd» fortgesetzt. Trotzki erhebt Einspruch! Bor Eintritt tn di« eigentlich« Tagesordnung, «ruf ter die Fortsetzung der Besprechungen über die Fruge der Beteiligung polnischer Vertreter an den FriedensverhandlungEn stand, erhob Trotzst Einspruch gegen die, wt« er meinte, tn der deutschen und öster reichisch-ungarischen Presse sehr gut organisiert« Campagne, die den Zweck verfolge, der russischen Delegation die Verschleppung -er Arie-enSver- handlungen oorzuwerfeu. Eine Verantwortung für di« Verschleppung falle nicht auf dir russisch« Delega tion. (!!) Gerade der Vorsitzende der deutschen Lv- legation habe «in« theoretische Erörterung der dev- fchiedenen Fragen gewünscht. Staatssekretär von Kühlmann «rklLrße hierauf, -i« deutsche Press« hab« sich au« bin ver öffentlichten Perhandlungsbertchten ihr eigene« Urteil bilden können, und wenn dies«» der russischen Delega tion nicht gefalle, so stehe SS d« russischen Press» voll kommen frei, die von ihr Pir richtig erklärten Ansichten zu verfechten. Gr müsste jedenfalls jede Unterstellung, als wären di« Vorsitzenden -er Verbündeten.De legationen für «in« Verschleppung ber Verhandlun gen verantwortlich, auf das nachdrücklichst« zurück» weisen. Allerdings sei unbedingt notwendig gewesen, die zur Erörterung gestellten Fragen auch von der theo retischen Seit« SU beleuchten. Wäre eine Einigung über di« theoretischen Punkt« erzielt worden, so wäre man einer befriedigenden Lösung der gemeinsamen Aufgaben sehr nahe gekommen. Gr glaub«, daß es den Wünschen des Herrn Trotzki entsprechen würde,,,wenn tn eine« der nächsten Sitzungen di« bisherigen Ergebnisse der Verhandlungen zusammengefaßt würden. Graf Czernin erklärte, daß auch di« österreichisch* ungarische Press« ihr« Anschauungen über die Haltung der Volschewtkt ohne Vemnslusfung fetten« der Reite rungen äußere. «ureinanderfetzun» über di« vor-eus**. Es folgte ein« AuSeinanderstchung über di» "Vor zensur. Staatssekretär von Kühlmann!>vie« darauf hin, -atz es auch tn Deutschland keine. Vvrz«nsur gäbe, und daß in Deutschland Angriffs aus die auswärtig« Politik und deren Träger nicht zu« verbot deutscher Zeitungen zu führen pflegten. Hierauf wurde auf Antrag Trotzki» da» Wort dem Mitglied der russischen Delegation, Bobtn»kt, all» Sachverständiger für polnische Angelegenheiten erteilt. Bobjnski verlas eine Auszeichnung in russischer Sprach«, die von seinem Genossen Radek in d*ut- scher Sprache wiederholt wurd«. Df« beiden Herren be zeichneten sich al» die einzig berufenen Ver treter de» polnischen Volk«» und forderten di» sofortige Entfernung «der jetzigen Regie rungsorgane in Polen und ergingen sich in An- klagen gegen di« bisherige Gntwtckluvg d»r Unabhängig keit Polen». Bobinskl und Radek beriesen sich auch, auf di« in der deutschen und vsutrreihlsch-ungartschen tzkme« kämpfenden Polen. Staatssekretär )»vn Kühlmann i richtete di« kurz« Frag« an den Vorsitzenden der russi- Jch fürcht«, die Geduld der Vorsitz»«den de« der, bündeten Delegationen wird durch Vorgänge, wt« vt« eben gehört« Red« des Mitgliedes der russischen Dele gation auf «ine sehr harte Prob« gestellt, und s» werden jetzt nicht nur Lei der deutschön Presse sehr ernstliche Zweifel darüber entstehen müssen, ob auf feiten der russischen Delegation wirklich! di« Absicht vorliegt, di« jetzigen Verhandlungen erfolgreich -um Abschluß -u bringen. Protest Smeeml Hoffuuum». General Hoffmann protestiert« hierauf dagegen, daß Bobinöh und Radek sich anmaßden, im Namen».von Au- gehörigen de» deutsch«« H»«res zu sprechen, Krch >«hm di« Soldaten de» deutschen Heere- polnischer Na tionalität .auf da» smrgßfchst» tn Schutz. Trotzki «R,