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IS. Jahrgang Donnerstag, äen 24. Januar ISIS Nr. 20 /^uer Tageblatt SW Anzeiger für -as Erzgebirge VNrftrSa«» fr«I In, -au, »Urt.l- AL«L?LAs mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsbla«. Mz.-WK,*-« Uö»»'UN» -u"U,Uun«,-u^ EprechstunS» üer Nrüaktlon mit -tusnohm» der Sonntag» nachmittag« 4—z Uhr. — Telegramm.flürrff», Lageblatt ^u»»rzgrbirg». z»rnspr»chrr SS. »»n»^»1, Nutz?»,n»,,Ii a?hm»n^°o«n«llung"nbür unv»riangt «ingesanöt» Manuskript» kann s»wühr nicht o»I»iN»t wrrSrn. m^usN?E»E«!»^'»h kl«« verfrühte Zrieöenshoffnungen. Polenpolitik unä polnische Politik. Eine Rede, die der polnische Abg. v. Trampcrhu- ski im Preußischen Abgeordnetenhaus« hielt, verdient die ernsteste Beachtung. (.Sie darf als wohlüberlegte Kundgebung der offiziellen Vertretung unserer polni schen Mitbürger gelten, und darüber hinaus als Anmel dung programmatischer Ansprüche der gesamte n Pol. Nischen Nation, wie sie im Verlauf des Krieges und niit besonderer Deutlichkeit und Schärfe seit der Zwei-Kai ftr-Proklamation vom 4. November 1916 er hoben worden sind. Es handelt sich um eine Auslegung des Selbstbe« stimmungsrechts der Völker, die letzten Endes die Loslösung der Provinzen Posen, Ws st Preu ßen und Schlesien aus dem Verband Preußens und des Deutschen Reiches fordert. Der polnisch« Vertreter im Preußischen Abgeordnetenhaus hat sich gescheut, diese letzte Konsequenz auszusprechen, aber er hat den Stand punkt vertreten, , daß das Selbstbestimmungsrecht der Völker nicht an den staatlichen Grenzen halt machen dürfe, und daß ein internationales Schiedsge richt die Oberaufsicht Wer ifi« gemitschtsprachigen Gebiete des Deutschen Reiches übernehmen müsse, da Der heutige mW MgsberW. jAmtlich.) Große, Hauptquartier, 24. Januar. Westlicher KriegSstt»a»platz. RUM Neues. Rege Erkundungstätigkeit unserer Infanterie brachte an vielen Stellen der Front Gefangene ein. An der Bahn Loesinghe—Staden wurden S Maschinengewehre erbeutet. vestlicher Kriegsschauplatz. Nicht» Neue». Mazedonische Front. In einzelnen Abschnitten ArtillerietStigkeit. Südöstlich vom Doiran-See scheiterte ein englischer Vorstoß. Italienische Front. Tie Lage ist «nveründert. Der Erste Generalquarttermeifter Lndendorsf. Noch istkein unwiderruflicher Schritt geschehen, noch besteht die Möglichkeit, den unientwirrbaren Knäuel von Rivalitäten, Feindseligkeiten und Einmischungsmögltch- keiten fremder „Protektoren" in organisch« Ordnung zu Frievenshafßmnig« Nutz verfrüht! In einer Unterredung mit dem Kriegsberichterstat ter des „Neuen Wiener Tagblattes" wies der österrei chische Generalstabschef Freiherr von Arzi auf di» Unmöglichkeit der Zurückziehung der Truppe» aus den besetzten Gebieten hin und ein der Unterredung belohnender Offizier fügte zur Erläuterung bet, daß der grüßte Teil der russischen Truppen in dem noch vom Gegner besetzten Zipfel Osigaliziens ihre Schützen gräben verlassen haben, und daß Räuberhorden und russische Marodeure gSbtWet sind, dt« jetzt sengend und plündernd die GegMd durchziehen. Der Generalstavs- ches verwies sodann darauf, daß.die übrige Entente noch keinen Schritt zum Frieden getan habe. Rumänien sträubt sich hefttgj gegen oen Eintritt in Friedensverhandlungen. Italien.spricht »och immer von der Angliederung von Triest und Trient. MU keinem Wort habe die Entente bisher dse Selbstverständ lichkeit der Rückgabe der deutschen Kolonien be tont. Aus allen diesen Gründen erscheinen, so schlag die Polen kein Vertrauen zu einer Regelung ihrer kul turellen« 'und nationalen Rechte auf dem Weg unserer innerstaatlichen Gesetzgebung haben. Tie Polen innerhalb und außerhalb Preußens kön nen sich nicht dem Glauben hingeben, daß «in Staat, der sich im Vollbesitz seiner Handlungsfreiheit, seiner physischen und geistigen Kräfte befindet, je darauf ein. gehen könne, begründete oder unbegründete Beschwerden eines Teiles seiner Bürger dem Urteil und der Ein mischung fremder .Machthaber zu unterstellen. Menn diese Forderung trotzdem erhoben wird, so kann man darin nur eine kaum verschleierte Umschreibung d?r Krakauer Resolution der galizischen Polen vom 28. Mi 1917 erblicken, die im wesentlichen — neben einer Verbeugung vor dem „uns gewogenen Kaiser von Oesterreich" folgendes besagt: „Tie Versammlung der polnischen Landtags- und Reichsratsabgeordneten stellt fest, daß die alleinigen Bestrebungen der polnischen Nation in der Wieder erlangung eines unabhängigen geeinigten Polen» mit dem Zugang zum Meere bestehen und erklärt sich mit diesen Bestrebungen solidarisch. Die Versammlung der , polnischen Abgeordneten stellt ferner den internationalen Charakter dieser Frage fest und erklärt ihr« Verwirklichung als eine Garantie eines dauernden Friedens." Wir halten es für erwünscht, den Tatsachen ganz offen ins Auge zu sehen und sich nicht mit dem Hin-- Nds auf die militärische Lage, zu begnügen, die ja Gott ei Dank nicht so ist, daß d^e polnischen Wünsche, mö- >en sie auch hohe und höchste Protektion diesseits und lenseits der Meere genießen, als ausschlaggebend erach- -et werden müssen. In negativer Beziehung ist ja unser -Standpunkt mit einem Wort gesagt: Niemals! Ein Jahrhundert staatlicher Gemeinschaft auf einem Boden, der überall Deutsche und Polen in Gemengelage auf- weist, hat Beziehungen geschaffen, die schlechterdings un- Mbar sind. Wir haben durchaus Verständnis für den JdealiS- >nns, der unbekümmert um die Realitäten des Lebens, ' m einer engeren Gemeinschaft aller Söhne des pol- wachen Volkes träumt. Aber denselben Anspruch körr- '«n die Nachbarvölker erheben: die Deutschen, Litauer, Weißrussen, Ukrainer. Nirgends gibt es hier feste Gren zen, sicheren Boden. Weder in der Geschichte, noch in den geographischen Verhältnissen, nochIn der Statistik. Was in der Idee schön und einifach und natürlich er- scheint, wird in der Welt der Wirklichkeit zu einer Quelle bittersten Streites, bei dem es kein Ende und keine Lösung gibt. Tas deutsche Volk hat sich bisher Mit den Fragen ?es Ostens diel zu wenig beschäftigt. Namentlich in Süddeutschland hat man sich, überhaupt Nicht um die nationalen Sorgen de» NordostenS gekümmert. An und für sich betrachtet, erschienen di« nationalen Kämpft um ein einzelnes Rittergut, um «in Torf, um «ine Schuft hinten irgendwo in Posen al» etwas Kleinliches, Un. nütze», und für den europäischem Menschen des zwan zigsten Jahrhundert» Beschämendes. Erst der Weltkrieg hat vielen die Augen geöffnet und die Bedeutung die ser au» tausend kleinen Dingen zusammengesetzten gro be« Fragen völlig Kar gemacht ¬ verwandeln, wenn man da» historisch Gewordene und durch die wirtschaftlichen Verhältnisse fest Verbundene zum Ausgangspunkt nimmt, und darüber hinan» an einer dauernden Berständignng mit der sla wischen Vormacht arbeitet. Dieses große Ziel vor Augen ist das deutsche Volk bereit, mit verständigen Polen sich zu verständigen und allen gerechten Wünschen gerecht zu werden. Aber — und darüber mögen sich dt« Her ren v. Trampezhnski und Genossen keiner Täuschung hingeben, was preußisch ist, bleibt preußisch, was deutsch, deutsch! Politische Uebersicht. Nie kreignitte in vertelreicb. Angriffe auf Deutschland im Wiener Parlament. Bereits unter den „letzten Drahtnachrichten" unserer gestrigen Nummer haben wir von Erklärungen des öster reichischen Ministerpräsidenten v. Seidler in der gest rigen Sitzung des österreichischen Abgeordnetenhauses Kenntnis gegeben. An die Erklärung des Ministerpräsidenten knüpfte sich nun eine längere Debatte. Mehrere Abgeordnete gabT-.r namens der Deutschen Böhmens, Mährens und Schlesiens Erklärungen ab, worin sie in schärfster Weise die staatsrechtlichen Bestrebungen der Tfche. chen bekämpfen und dt« Errichtung ein« selbstän digen Provinz Deutsch-Böhmen mit eigenem Landtag auf Grundlage des allgemeinen, gleichen, di rekten Wahlrechts fordern, sowie M Mähren vollständig« Durchführung der nationalen Autonomie des deutschen Mährens. Die Tschechen und südslawischen Redner kritisierten dse Frtsdensverhandlungen in Brest-Litowsk. Ter Pole Glombinskt verwies auf di« Besorgnisse der Polen angesichts der Stellungnahme des preußischen Generals Hoffmann und protestierte gegen die beab sichtigte Grenzsicherung Deutschlands auf Kosten Po len» durch Wegnahme de» polnischen Kohlenbeckens. Ter polnisch« Sozialdemokrat DaszhnSki »vandte sich gegen die Auffassung, als ob Deutschland Oester reich gerettet hätte. Ohn« Oesterreich!, die Türkei und Bulgarien hätte Deutschland sich! der Feinde nicht erwehren können. Ein Ruthen« protestierte gegen die Angliederung ukrainischen Gebiete» an Polen. Der Sozialdemokrat Adler «klärte: Wir Sozialisten verlangen nicht einen Bruch! ob« das Unmöglich«, daß Deutschland sich plötzlich unter ,Führung Oester reich» begebe, W«nn man in Berlin sagt, für uns ist Triest wie Straßburg, dann dürfte man sich nicht auf regen, wenn Ezerntn sagt: Mr ist 'Straßburg wie Triest. Man könne nicht die Früchte des Bündnisse» einseitig genießen. D«r Christlich.Goz1al« Ma. taja betonte, auch die Thrtstlich^Sozialen strnden auf dem Boden des Verständigung-friedens. Großen Raum in der Debatte nahm die Ausstandsbewegung ein. Tie sozialdemokratischen Redner bezeichneten da» Zu- qoständnts der Regierung al» Beginn einer wirklichen Demokratisierung Oesterreich». Di« Lhristltch-Sozialen warfen den Sozialdemokraten vor, daß sie den in der Bevölkerung bestehenden Unwillen üb« die ErnährurW- veMttnW gu parteipolitischen Zwecken ««nützten. Freiherr von Ars, dft hochgespannten Frieden shassnun» gen, die sich in den letzten Wochen tu der Bevölkerung verbreitet haben, verfrüht. Von Ars macht« auch gegenüber dem Berichter statter der Arbeiterzeitung über den Ärbeiteraust- stand Mitteilungen, in denen er zunächst «klärte, daß er hofft, daß es gelingen werde, der Arbeiterschaft die Ueberzeugung betzubringen, daß weder die Regierung, noch dft Heeresleitung dem Frieden irgendwelche Hindernisse bereiten. Der Frtedenswunfch ist bei un» allgemein. Niemand , denkt an Eroberungen und Annexionen, während unsere Gegner, beson der» dt« tm Westen, noch wett davon entfernt find, auf Eroberungen und Annexionen verzichten zu wollen. Im Osten steht es einigermaßen ander». Aber da gibt es Schwierigkeiten häßlicher Natur, deren Behebung einige Geduld erfordert. Tie Arbeiterschaft müsse noch etwa» Geduld üben. Sie darf aber überzeugt fein, daß der beste Wille besteht, bald zum Friedenau kommen. Der gut« Wille ist auf beiden Seiten vorhanden.. Dft Schwierigkeiten sind nicht unüberwindlich. Nur etwa» Geduld müßt« die Bevölkerung haben. Die ArbeiterauSstänve. Laut Beschluß der Wien« sozialdemokratischen Par teileitung vom Sonntag sollte am Montag in allen Betrieben die Arbeit wieder ausgenommen werden. Die ser Aufforderung ist nicht vollständig Folge geleistet worden. In den größeren Betrieben ruhte die Arbeit. Ein großer Teil der Arbeiterschaft, besonders jener, der von den Radikalen geführt wird, gibt sich mit dem er zielten Ergebnis nicht zufrieden und versucht, auf eigne Faust den Streik fortzusetzen. In einer Versammlung wurden unter der Arbeiterschaft Aufruf« verteilt, dft sehr scharfe Angriffe gegen di« Heereslei- tung enthielten. Am Mittwoch arbeiteten ungefähr M vom Hundert der Arbetftrscha/t. Tie Ruhe wurde nid» gends gestört. Feldmarschalleutnani -veftr jf- Aus Wien wird gemeldet: Noch! einer kaum L4 Stunden währenden Krankheit ist am Dienstag d« ehe mals Stellvertreter dos Generalstabschef», SeftionSchef tm Kriegsmtnisterium Feldmarschalftutnant Fran» v. Hoefer, im Alter von ö7 Jahren gestorben. von Hoefer ist dadurch weithin bekannt geworden, daß « in den. ersten Jahren de» Weltkriege» dft I. a. k. Hee resbericht« verfaßte und uniWhftchneft. Vie Vorgänge In Nu-lana. Schwer« Niederlage der ukrainische« »rupfte». Die Petersburger Telegraphen-Agentur meldet» Dft von Charkow und Poltawa abgssandten Abteilung«» der Sowjet» haben eine Schlacht gegen die Trupvm der Rada von Kieft^gslftftrt. Dft Truftftn dest Nada wenchm vollkommen geschlagen. LftGtab- ist in den Händen der Abteilungen der Softjet», der vereinigten Sitzung der Arbeit«,, gftldatv» Bauernvöte tzft> däg WAfichneUdeu