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Freitag» äen 4. Januar 191S L^y . lr- « I - Af- : :« l-n- «ic. »stanl -. urkAia S»st«Uung,n in«-«,«». Nr. Ä uer Tageblatt M Anzeiger für öas Erzgebirge LS-MU mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: /luee Sonntagsblatt. > n1>Viob.^.Ä»''°a^ Sprechgun»« -«» Nesaktion mit Mu«nahm» 0«» Sonntag« nachmittag» 4—s Uhr. — T»l«gramm.flürrss» r Logediatt fiurrrzgtbtrg«. Z»rnspr«ch«r SS. »m» »i» Nutz?»/.»«» N»»«Ä ^ait«n UN» »../..-««er Zllr unverlangt «ingesanüte Manuskript» kann Gewähr nicht geleistet weräen. m^^pto^,'»/uMchl^»/,i^ 13. Jahrgang Vie MtkliMrdaMungen in vreft Lilolvsk. Das Millionenheer Amerikas. Man ist sich nie so recht darüber klar geworden, ob es den Vereinigten Staaten von Nordamerika überhaupt ernst gewesen ist, mit der Absicht, seinen europä ischen Verbündeten für den Frontenkrteg in Frankreich wirklich ein Landheer zur Verfügung zu stellen. (Lo witz, ein amerikanisches Versprechen, das lun zu wollen, ist zweifellos gegeben. Und Herr Wilson selbst hat des öfteren ausdrücklich, erklärt, datz, sein Land all« /eine reichen Kräfte restlos einsetzen werde, um dem chm so verhassten Militarismus Deutschlands gründlich den Garaus zu machen. Aber Wilson hat schon vieles gesagt, was man nicht gerade auf die Goldwage hätte legen dürfen; und man mutz daran denken, daß es ame rikanische Art ist, reichlich den Bramarbas zu spielen und zu blüffen. Jedenfalls ist das amerikanische Riesen heer, nach dem Clemenceau und sein englischer Kollege Lloyd George so sehnsüchtig Ausschau halten, noch im mer daheim jenseits des Ozean», und wmn macht in Washington noch nicht die geringsten Anstrengungen, öS über das große Wasser zu verfrachten, um es im Be reich der deutschen Granaten sein ruhmvolles Kampfer werk beginnen zu lassen. Und Lloyd George hat, als er Ende November bei der großen Kriegskonferenz in London an Amerika die Frage richtete, wann denn die erste Million amerikanischer Mannschaften in Frankreich zu erwarten sei, eine Antwort* noch- immer nicht erhalten. Und doch ist dieses amerikanische Milli- oncnheer, von dessen gewaltiger Tüchtigkeit inan sich schon jetzt in Paris und London Wunderdinge erzählt, die letzte italienische und französisch-englische Hoff nung, an die man sich mit einer fast hypnotischen Zu versicht klammert, daß man allein am Ende seines Kön nens ist, kann man sich nach den Erfahrungen, die man bei Cambrai machte, doch kaum noch verhehlen. So taucht denn neuerdings dieses bisher noch stark imagi näre Heer auch immer wieder in allen Ermunterungs reden auf, die von der politischen Bühne in London, Paris und Rom an die Völker des Verbandes gehalten werden. Doch wenigstens noch ein Trost, eine Aussicht! Wenn auch eine recht schwache. Selbst zugegeben, daß man in Washington"" zuerst wirklich die Absicht gehabt haben mag, den europäischen Verbündeten auch mit positiver militärischer Unterstüt zung größeren Stils zu Hilfe zu kommen; daß inan heut« noch diese Ansicht hegen sollte, ist immer zweifel hafter geworden. Man hat inzwischen auch in Ame rika ein gesehen, daß man sein Kapital an Macht in ein« schon längst verfahrene Sache stecken würde, 'wollte man das Heer, das sich geschaffen zu haben man außerordent lich stolz ist, in Europa aufs Spiel setzen, von wo man es entweder überhaupt nicht, oder doch sicher nur stark ramponiert zurückerhalten würde. Und man ist sich dessen sehr Wohl bewußt, daß es ein ungeheures Risiko für Amerika bedeuten würde, wollte man diese Wusse, die man sich unter günstigen Verhältnissen zu schaffen vermochte, jetzt sofort wieder aus.der Hand geben, noch dazu, ohne dafür einen wesentlichen Gewinn etnzutau- schen. Denn mag auch Wilson hundertmal betonen, datz die Vereinigten Staaten lediglich Ideeller Güter halber in den Kamps eingetreten sind, etwa um den Völkern die Freiheit, den Nationen das Glück zu schaffen; nicht nur wir wissen, daß kein Staat, zumal Amerika nicht, so selbstlos sein wird, datz er eigne Machtmittel sür nichts und wieder nichts riskiert. Wenn man jn Amerika wirk lich wollte, man hätte längst mit der Verschiffung des Heere» beginnen können. Statt dessen versteckt man sich hinter allerlei Gründe, die angeblich diese Verschiffung unmöglich machen sollen. Und als ein solcher Grund mutz auch der Mangel an Schiffsraum dienen. Ist man doch schon so weit gegangen, daß man die europäischen Verbündeten vor die Alternative stallt, zwischen dem ver sprochenen Millionenheer und der weiteren Versorgung mit Lebensmittel- und Kriegsbedarf zu wählen, da beide» zugleich zu leisten mit dem besten Willen nicht möglich wäre. Für Slmerika selbst sicherlich Än bewußtes Mit- tel, sich den Verpflichtungen, die es unbesonnen einging, zu entziehen. Zugleich aber doch! auch ein Grund, gegen dessen Stichhaltigkeit man in London und Parts kaum etwas Ernstliche» zu sagen vermag. Denn da» ist Tatsache, daß unser U^Vootkrieg ein« so schwere Lücke in den Schiffsraum, der den VerbandS- m-chten zur Verfügung stand, gerissen hat, daß.diese heut« kaum mehr den Anfordenmgen, die di« Leben»- mtttelversorgung der einzelnen Länder und di« heran« M heutige MW MgsbM iOotllch.) Sroße, Hauptquartier, L. Januar, westlicher Krt<gSs«a»vta». Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Fast an der gnnzen Front käme» zu lebhaften Kämpfen der beiderseitigen Artiü«rien- Klares Frostwetter begünstigte i'ire Tätigkeit Bei englischen Vorstößen, die östlich von Ypern und »ördlich vom Lg Bassee Kanal scheiterten, sowie bei eigenen erfolgreichen Unternehmungen südöstlich von Moevres und in der Champagne wurden Gefangene und einige Maschinen gewehre eingebracht. Seit de« 1. Januar verloren unsere Gegner im Lust kampf und durch Abschuß von der Erde au» 23 Flugzeuge und 2 Fesselballone. Oberleutnant Loerzer errang seinen 28. Lustsieg. Veftlicher Kriegsschauplatz. Richt» Neue«. An der mazedonischen und italienischen Front keine besonderen Ereignisse. Der Erste Generalquartiermeister m». r. «.) Ludenvorsf. Schaffung von Kriegsmaterial an sie stellen, gerecht zu werden vermögen. Wie man da noch eine Flotte frei- yiachen will, die die Herüberschaffung eines neuen Mil lionenheeres übernehmen pnd zugleich dessen Bersvr » gung sicherstellen soll, ist reichlich rätselhaft. Amerika hat «S verstanden, seinen eigenen Schiffsraum dadurch wesentlich zu mehren, daß es die deutschen Schiffe in seinen Häfen beschlagnahmte und buch, dre amerika nischen Kleinstaaten nötigte, diesem Beispiel zu folgen. Das ist aber nur «in Notbehelf, dessen Wiederholung sich von. selbst dadurch verbietet, datz heute in den sämt lichen amerikanischen Häsen kein nennenswerter Betrag von deutschen Schiffen mehr vorhanden rst. Und zudem ist der Vorteil, der Amerika aus dieser Beschlagnahme erwuchs, mehr als ausgeglichen durch die flotte Arbeit, die unsere U-Boote inzwischen wieder leisteten. Würde inan daher heute noch von dem Frachtraum der Ver bandsmächte wirklich soviel absplittern, loje ein Trans port eines Millionenheere- und dessen Bedürfnis an Verpflegung und Nachschub verlangt, e» würde das tat sächlich eine Katastrophe bedeuten, um danut den« Zu hausebleiben des amerikanischen Heere- einen plausiblen Anstrich zu geben. Und England und Frantreikh wer den sich fügen müssen. So viel aber ist heute wohl sicher, daß das Erscheinen de» amerikanischen Millionen heeres ein schöner Traum bleiben wird, den man in Poris und London bald ausgeträumt haben wird. Ihn zu verwirklichen dürfte schon heute so gut wie unmöglich sein. Und zudem fehlt es auch in Amerika an dem festen Willen, die Schwierigkeiten zu überwinden Dies« Erkenntnis wird, wenn sie wirklich einmal kommt, Wohl auch dazu beitragen, die Friedens Neigung in Frankreich und England zu fördern. Und kommen wird sie. Wann; das ist nur eine Frag« der Zett. Politische Uebersicht. ver Hairer über Sen frleüen. Ein Telearammwechfel. Beim Jahreswechsel kst vom Präsidenten des Reichs tages, Dr. Kämpf, an den Kaiser folgendes Telegramm gerichtet worden; Sure Kaiserliche und Königlich« Majestät bitte ich!, beim Jahreswechsel di« ehrfurchtsvollsten und herzlich- steu Glückwünsche des Reichstag«? entgegennehmen zu wollen. Eure Majestät blicken mit dem deutschen Volk« auf ein Jahr zurück, das den deutschen Waffen und den seiner Verbündeten zu Wasser, zu Lande und in der Luft die ruhmreichsten Erfolge gebracht, den unwiderstehlichen Ossensivgetst unserer Heere und unserer Motte von neuem bewiesen und die Wider standskraft de» deutscheu Volke» an der Front und tu der Hetmat zum glänzendsten Ausdruck gebracht hat. Lar Samenkorn He» Frieden», da» Eure Ma. jestät mit Eurer Majestät hohen Verbündeten am IS. Ttzemver ISIS gM, tkanfgegangen. wrU H»r« Majestät treten wir in da» neu« Jahr mit der Hoffs- nung ein, datz das blutige Völkerringen sich seine« Ende nähert und,uns dem gewünschten Ziel«, Änem Frieden entgogenbrtngen werd«, der unsere und un serer Verbündeten ungehinderte Entwicklung aller geistigen und wissenschaftlichen Kräfte irr der Welt ge- Währleistet. Möge des Allmächtigen Segen ruhen auf Eurer Kaiserlichen und Königlichen Majestät, dem gaiV zen Kaiserlichen und Königlichen.Hause pird unsere« geliebten Vaterland. Darauf ist folgend« Antwort eingegangenr Ich dank Ihnen herzlich für die freundlichen Wünsche, die Sie Mir im Namen de» Reichstage» beim Ausgange aus dem -alten sieg- und ruhmgetrönte.n Jahre dargebrach^ haben. In unerschütterlichem Wil len. einen die Zukunft und Wohlfahrt de- Reich«! sicherstellenden Frieden zu erkümpf«n, Wirtz ' das deutsch« Volk au<H im neue» Jahre an der Front und daheim in Treue zu Kais« und Reich kraft voll bestehen. Mit Gotte» Hilfe wird da» schwer» Werk gelingen und da» «sehnte FriedenSziel tu ab sehbarer Zeit erreicht werden. Wilhelm, l.!r, Vie flieaetirverbanaiungen. Ansprache des Reichskanzlers im HauptaußschNH. Ter Hauptausschutz der Reichstage» trat gestern nach mittag wieder zusammen. Erschienen waren von der Negierung Reichskanzler .Graf Hertling, Staat», sekretäre und Bevollmächtigte zum Bundesrat, von den Mitgliedern des Reichstage» Präsident Tr. Kämpf und zahlreiche Abgeordnete. Nach den Einleitung-Wor ten des Vorsitzenden, Abgeordneten Fehr« n bach (Ztr.) crzrifs der Reichskanzler das Wort. Er begrüßte «S mit Zufriedenheit, daß durch den Zusammentritt des HauptausschusseS die Möglichkeit gegeben sei, Livischen oer Reichsleitung und der Volksvertretung vertrauen»- oo.l über die wichtigen und folgenschweren Ent scheidungen in Verbindung zu treten, die gegenwär. ng zu erörtern seien. Die Negierung wird diese Ge legenheit benutzen, um Mitteilung über den bisherigen Gang der Friedensverhandluttgen zu machen und Wün sche und Anregungen der Volksvertreter entgegen zu nehmen. Der Staatssekretär des auswärtigen Amte», v. Kühl mann, sei wieder nach Brest-Lirowsk zurück, gekehrt. Zu seinem Bedauern künn« er daher nicht selbst über den bisherige,: Gang der Verhandlungen mit Ruß land berichten. Der Unterstaatssekretär im Auswärtig»» Am« Freiherr v. d. Bus sche teilte alsdann mit, daß dis Waffenstillstandsverhandlungen einen verhältnis mäßig glatten Verlauf nahmen; ebenso die ent sprechenden Verhandlungen für di« Süd ost front in Focsani (Rumänien). Die Friedensverhandlungsu be gannen dann ohne Verzug in Brest-LitvwSk. Al» Deist, rreter der Obersten Heeresleitung nimmt General Hoffmann an ven Verhandlungen teil. Diese waren schwierig, da auf der einen Sette «in« Koalition von vier Mächten, auf ver anderen Seit« Rußland allein steht. Tie Öffentlichkeit ist über den Gang eingehen der unterrichtet, als sonst üblich!. Auch da» bedeutet »in» Schwierigkeit, weil dadurch die Entente di« Möglich» keu erhält, störend einzuwirken. Lien ersten Elv» genstand der Verhandlungen bildet«» di» bekannten Vorschläge d« russischen Abgeordneten, woraus diegleich falls bekannte grundsätzliche Erklärung der Verbünde ten vom 25. Dezember erfolgte. Di» zunächst berate nen Einzelfragen, nämlich di« Gebietsfragen, be reiteten große Schwierigkeiten, indem di« Rus sen das Selbstbestimmungsrecht der Böll« tu den Mittelpunkt rückten. Praktisch haben es die Russtz» neuerdings Finnland zugestunden. Ueb« di» wirk sch östlichen Verhandlungen in Brest-Litowsk macht» der Unterstaatssekretär v. v. Bussche Anger« vertrau liche Mitteilungen. Die gleich nach Abschluß de» Waf fenstillstandes eingesetzten Spezialkommissionen, z. B. tzutz Regelung der Gefangenenfrag», haben eine MV schwerwiegend« Fragen zu lösen. Kein» Vollsitzung de» ReWkMM. Der Aeltestenausschutz de» Reichstags» hielt tzchsm, »ine Sitzung ab, um sich, über bi» Geschäftslage dM Reichstage» zu ««UM. M Ma ein» Linigtzng M