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' Nr. S08. Auer Tageblatt und Anzetger für -al SrzMrg». Donnerstag, dsn «. S-ptemL« l»N. geführten Verhandlungen zur Beilgung der Krisle sm Berg' bau nicht zu einer vollständigen Einigung geführt. Die Brr« trete» de» Zechenverbande« erklärten sich bereit, den Bergleuten tOIMillionrn Mark auezuzahlen, während diejenigen Berg' leut«, di, bereit» am Dienstag eingefahren sind, 80 Mil« Nonen Mark erhalten sollen- Diese jSumme soll noch erhöht werden bet den Bergleuten, die sich bereits in der vergangenen Woche zur Wiederaufnahme der Arbeit bereit erklärt hatten, und auch tatsächlich etngefahren sind. Hinsichtlich der Wte- deretnstellung der Gemaßregelten stellten sich jedoch die Ver treter des Zechenverbandes auf den Standpunkt, daß sie in dieser Frage überhaupt nicht zu verhandeln hätten. LNetire Melöirirse». Ans dem Wege zu einer neuen Währung. Zwischen der Negierung und maßgebenden Industrie- und Bankkreisen haben ned« Besprechungen begonnen, die sich mit den Fragen der Währungspolitik und der Markstützung befassen. Verschiedene«' Vorschläge liegen bereits vollkommen ausgearbeitet vor. Besonderes Interesse verdient ein Plan, der von einem Finanz sachverständigen des Reichstages ausgearbeitet worden ist- Wie verlautet, baut sich dieser Plan darauf auf, daß nicht das Reich, sondern die Privatwirtschaft von sich aus den Versuch machen müsse, eine neue Währung aufzubauen. Die Jndustriekonzerne selbst sollen als Garanten auftreten, für die eine Emissionsbank fungieren würde. Natürlich würde die Reichsbank irgendwie beteiligt werden müssen. Auch die In dustrie hat bereits einen Plan ausgearbeitet, um der Mark entwertung Einhalt zu bebieten- In diesem Plan spielt, wie der »Verl. Lok.-Anz." dazu berichtet, auch die Frage der Gründung einer Eoldnotenbank, von der bereits in der letzten großen Sitzung des wirtschaftspolitischen Ausschusses des Reichswtrtschaftsrates gesprochen worden war, eine wesentliche Rolle. Die Beratungen im Neichsfinanzministerium über diesen Fragenkomplex dauerten am Mittwoch den ganzen Nachmittag hindurch an. Da» Attentat auf den Brüsseler deutschen Geschäftsträger. Der Brüsseler Staatsgerichtshof hatte vor kurzem den belgischen Resrrveleutnant Met den Anrzt, der sich an dem deutschen Geschäftsträger tätlich vergangen hatte, zu vier Monaten Ge fängnis verurteilt bei bedingtem Strafaufschub von fünf Jahren. Nun kam das Appellationsgesuch des Angeklagten zur Entscheidung. Die Strafe wurde auf 100 Franken Geld buße und einen Monat Gefängnis mit Strafaufschub von drei Jahren herabgesetzt. Schweden nimmt die Verhandlungen mit Rußland wieder auf. Das Ministerium Tryger steht vor dem Beginn neuer Verhandlungen mit Rußland. Der Vorsitzende der russischen Delegation, Ossinski, hat in diesen Tagen eine Konferenz mit dem schwedischen Außenminister Hedenstierne abgehalten, und der Handelsminister Wolin hat erklärt, die schwedische Regierung sei an einer Ordnung der schwedisch-russischen Handelsbeziehungen stark interessiert. / Von Slaäl unä Lemä. Aus, 6. September. -km SchekServege. Vvrbaltungen über dts ln Wachsen unter dem Reeder offiziellen Verfassungsfeier fernblieb und ein, eigene veran- atme Zeiflner herrschende prokommunistisch« Politik zu machen. Der im FrakttonSztmmer der VSPD. Im Land» tagSaebäude stattgehabten Sitzung wohnten auch Mini sterpräsident D«. Zeigner und einige Minister, .sowie mehrere Mitglieder der Wiebenerkvmrntssion bei. Sei tens der Berliner Herren wurde unzweideutig und in scharfer Form zum Ausdruck gerächt, da- es nicht an, gehe Hatz zu einer Zett, in der die sozialistische Reichs- tagssraktton ihre besten Leute in das ReichSkabtnett be, ordert habe und eine auf politische und wirtschaftliche Gesundung -es Reiches Mielende Politik treibe .von einer Landesregierung.eine der Reichspvlittk scharf ent-, gegenstehende Politik getrieben und so. die Stellung der vier dem Kabinett Stresemann angehörenden soziali stischen Minister erschüttert und eine zum Ziele führende Arbeit hintertrieben werde. ES sei ein unmöglicher Zu stand .daß die Reichs, und die preußische Landesregie rung energisch gegen die reichsfeindlichen Auswüchse der KPD. mit allen gesetzlichen Mitteln (Haussuchungen Verhaftungen usw.) vorgehe, .um einer Durchquerung der auf Verständigung, .Ruhe und Gesundung abzielenden Retchspvlitik vorzubeugen, di« sächsische Regierung gber den Wünschen der KPD. in einer Weise nachgebe bzw, entgegenkomme, die unabsehbare Konsequenzen zur Fol ge haben müsse. Wie nie bei derartigen Aussprachen, kann von pro tokollarischer Festlegung oder gar von Beschlüssen ge sprochen werden. Nur soviel kann gesagt werden, Ha- Persönlichkeiten wie Sollmann und Wels nicht ohne „Resultat" nach Berlin zurückgekehrt sind. Daran kann auch der lediglich als Theaterdonner und Tamtam stattete. Nicht dagegen hab« «r gebilligt oder angeordnet, daß da» Metchiwehrkommando di« dienstlichen Beziehungen -u der sächsischen Land«»rrgt«rung abbräche. (?) vr. Zeig«« und -l« Jnternatioial« Franenlig«. Die Internationale Frauenltga für Fried« und Freiheit ist vom 1. bis 6. September 1923 zu einer Sitzung im Land- tagsgebäude in Dresden zusammengetreten. Vertreten sind folgend« Länder: Deutschland, Oesterreich, Tschechoslowakei, England, Frankreich, Holland, Bulgarien, Schweden, Ukraine und Ungarn. Nach einer Begrüßung durch di« zweit« Vtz«- Präsidentin Heymann (Deutschland) nahm der sächsisch« Ministerpräsident Dr- Zeigner da» Wort. Gr führt« etwa aus: Es besteht kein« Möglichkeit, au» den jetzigen Wirrnissen herauszukommen, wenn Ihr Frauen in unser« verbitterte Zeit nicht Eure ethischen Ideale hineintragrn werdet. Au» eigener Erfahrung weiß ich, wie wenig un» die Gegner verstehen wollen. Wir als Regierung, di« demokratisch sein will und es hoffentlich auch ist, sind dteRegierung der besitzlosen Klass«, deren Rechte wir gegen eine andere viel kleinere Schicht ver teidigen wollen. Nach dem Zusammenbruch haben wir groß« Hoffnungen auf die gemeinsame Arbeit der Völker gelegt- Wir haben uns getäuscht, wie es jetzt der Zwischenfall Italien- Griechenland beweist. Die Kriege zwischen den Völkern und den Klassen sind noch immer geblieben, und wenn Sie und. Ihre Schwestern Ihre Ideale nicht in die Massen tragen werden, wird es niemals gelingen, daß die jetzig« Weltan schauung eine andere wird. — Hoffentlich tritt Herr Zeigner nicht bloß vor der Frauenltga gegen di« «Kriege zwischen den Klassen" auf! . , für die Kommunisten zu bewertende „Beschluß," der VSPD. bezüglich Her Fortsetzung HeS Kampfes gegen den Retchswebrminister Tr. Getzler nichts ändern. Gerade bezüglich per Pcrsyn des ReichSwehrministerS ist unzwei deutig zum Ausdruck gekommen, daß den rein persön lichen. von der sächsischen VSPD. aus taktischen Grün den gedeckten Wünschen des Ministerpräsidenten Dr. Zeigner zuliebe eine Aenderung in der Haltung des RetchskabtnettS nicht etntreten wird. Minister Sollmann hat nach Her Aussprach« noch Gelegenheit genommen, bei einer Anzahl, leider nur sozialistischer, .Persönlichkeiten Informationen über die Zustände in Sachsen einzuholen. Bedauerlicherweise hat er versäumt, auch Hie Gegenseite zu befragen, Hie ihm einige neuerliche Ueberfälle seitens kommunistischer Trupps (am Heller usw.) zur Illustrierung hätte be- kanntgeben können die bewiesen, daß pn der Behaup tung, in Sachsen herrsche Ruhe und Ordnung, nichts Wahres ist. Der kommunistische „Kämpfer" bemerkt: „Wels' Rei se nach Dresden war also doch nicht vergebens . .. Unter diesen Umständen ist die Kampfansage Zeigner» und der sächsischen Sozialdemokratie an Geßler ein Lusthieb — um nicht zu sagen ein Täuschungsmanöver. Wenn die Regierung Zeigner vor der Bourgeoisie kapi tuliert wird ihr von den Arbeitern die Behandlung zu teil werden, die sie verdient." Li« n«n« R«!ch»fnb«»ziffer. Di« Reichrinderziffer für die Lebenshaltung (Kohlen, Ernährung, Bekleidung, Beleuch tung) beläuft sich nach den Feststellungen de» Statistischen Neichsamtes für den 3- September auf 1848261. Di« Stet) gerung gegenüber der Ziffer für di« Vorwoche (1183434- beträgt somit 66,9 Prozent. Von den Durchschnitt de» Monats August stellt sich die Retchstnderziffer auf 66046 gegen 37651 im Durchschnitt de» Monats Juli. Die Stei gerung beträgt 1467 Prozent. Die Lebenshaltungskosten und die Beleuchtung sind im Durchschnitt August auf da» 608631 fache, di« Ernährungskosten allein auf da« 670485- fache, die Bekleidungskosten auf da» 1089671 fache der Vor kriegszeit gestiegen. ' Di« vierteljährlichen Eehalt»vora«»zahlung«n werden vorläufig aufgeboben. Der Retchsftnanzmintster hat dem Neichsrat einen Gesetzentwurf über die vorübergehend« Auf hebung der vierteljährlichen Gehaltszahlungen zugehen lassen. Dieser Entwurf sieht vor, daß in Abänderung de» Reichs besoldungsgesetzes die Vierteljahrszahlungen vorübergehend außer Kraft treten, und daß alle Beamten ihr Gehalt nun mehr monatlich in bar ausgezahlt erhalten sollen. Zur Be gründung der Vorlage werden di« bekanntrn wirtschaftlichen und währungspolitischen Moment« angeführt. Di« nru« Schlüsselzahl der Reichsbahn. Di« Reichsbahn steht sich geöttgt, zur annähernden Deckung ihrer Selbstkosten vom 11.. September ab dje Schlüsselzahl für den Person«», verkehr auf 1,6 Millionen, für den Güterverkehr auf 4,6 Milli* Zu der Meldung über Verhandlungen zwischen dem Berliner sozialistischen Führer Wels und Tr. Zeigner erfährt jetzt der Telunion-Sachsendtenst.von gutunter- richteter Seite: Seitens der Berliner Fraktion der VSPD. und der anderen in Betracht kommenden Stellen waren Reichs innenminister Soll mann und Reichstagsabgeordneter Wels nach Dresden entsandt, um der sozialistischen Fraktion des sächsischen Landtages usw. die ernstesten Zum Konflikt Zeigner — Geßler. Zu dem Konflikt zwischen Reichswehrminister Dr. Geßler und dem sächsischen Ministerpräsidenten Dr. Zeigner ist fest zustellen, daß hier offenbar ein Mißverständnis zwischen Berlin und Dresden obwaltet- Bekanntlich hat ein Telephongespräch zwischen dem Kommandeur des Wehrkreises IV und dem Neichswehrminister in Berlin stattgefunden. Dabei hat der Neichswehrminister gebilligt, daß die Reichswehr angesichts der bekannten Aeuherungen Dr. Zeigners über die Reichswehr oneu festzesetzen. Falsch« R«lch»banknot«n über „Ein« Mllllon Mark" und „Fünf Millionen Mark." Von den in letzter Zett aus gegebenen, nur einseitig bedruckten Retchsbanknoten über „Eine Million Mark" und „Fünf Millionen Mark" mit dem Datum des 26- Juli 1923, die ihren Schutz in einem natür lichen Wasserzeichen und in den im Papierstoff eingebetteten Pflanzenfasern tragen, sind Fälschungen aufgetaucht, die als solche bei einer Aufmerksamkeit an der mangelhaften Nach- Die Irem Professorin. Eine Schwarzwälder Dorfgeschichte von Berthold Auerbach. (38. Fortsttzung.) Mit dem Prinzen stand Reinhard noch im alten Ver hältnisse. Er fehlte nie in den kleinen Zirkeln, die der junge Fürst um sich versammelte, aber auch hier fand er Mißbehagen genug. ,E» ist erbärmlich", klagte er häufig dem Kollaborator auf ihren nächtlichen Gängen, „ich kann mich oft vor In- grimm nicht halten, wenn ich sehe, welche Bedientenhaftig- keit gegen Ausländer an unseren Höfen herrscht. Wir Ein geborenen, wir Deutschen, müssen Adelige oder auSnahmS. weise Bürgerliche von einer Auszeichnung deS Talents sein, um bet Hofe Eingang zu finden. Jeder englische Stiefelputzer aber ist hoffähig, weil er eine weiße Hals binde tragt und englisch spricht. Man muß froh sein, wenn man nicht dem Fremden zulieb alles den ganzen Abend englisch quatscht. Diese Travellers haben recht, wenn sie ganz Deutschland wie einen einzigen Lohn bedienten ansehen; beginnen ja die Höfe mit Schändung der Nationalehre." Der Kollaborator erwiderte r „Laß doch die da drüben auf ihrem drapierten, wurmstichischen Gerüste treiben, was sie wollen, die Weltgeschichte kümmert sich nicht mehr darum. Sie legt neue Bahnen, und die besuchtesten Straßen werden leer stehen. Ich bin kein Freund der Engländer, ich halte sie für die gottloseste Nation auf Erden, trotz und infolge ihre» steifen Kirchentum». Jeder Engländer hat aber da« Recht, sich bet un« al» Adeliger zu gebärden. Die Geschichte seiner Nation ist die Ge schichte seiner Ahnen, die Größe seiner Nation ist die Grüße jede» einzelnen, und wir, wir sind Privatmenschen, mit und ohne Famtltenwappen." In solchen Gesprächen wandelten die Freunde oft bi» tief in die Nacht hinein - die Nachtwächter sahen staunend die sonderbaren Schwärmer. Immer vereinsamter ward Lorle. Eine unnennbare Sehnsucht, ein Heimweh regte sich in ihr, aber sie kämpfte, e» nichts auskommen zu lassen. Oft gedachte sie jener Stunde nach der Hochzeit, wo sie Gott gelobet hatte, alle» freudig üb«r sich zu nehmen, da st« so unendlich beglückt ma?. Jetzt fühlte sie, wie schwer es ist, um eine selige Swndr ein lange», bange» Leben htnzukümmrrn. E» ge ¬ brach ihr an Kraft zu solchem Opfer, weil sie fürchtete, daß sie den anderen, dem sie es brachte, vielleicht nicht damit beglücke. Sie geizte nach einem freundlichen Worte Reinhards. Ein kleines Lob von ihm erhob und erkräfttgte sie wiederum. Sie bedurfte einer Anerkennung, seiner vor allen. Wie Reinhard die Sicherheit des SelbstbewußtsetnS in seinem künstlerischen Lebensberuf, so schien sie solche in ihrem Charakter verlieren zu wollen. Sie horchte bin nach anerkennendem Zuruf von außen. Die Verstörtheit Rein. Hards steigerte noch ihr Wehe. Er stand ihr so hoch, so erhaben über alle Menschen, daß sie der ganzen Welt zürnte, die ihm so viel zu schaffen machte und ihn quälte. In ihrer Fürsorge für ihn bekundete sich eine solche Unter- 'tänigkeit, solch ein krankcnwärterisches Nachgeben, daß er sie oft mit stiller Wehmut betrachtete. Warum konnte er nicht glücklich sein? Wie oft müht und peinigt man sich im kleinen und vereinzelten Leben und sucht ein Notwendige« mit quä lender Angst, und am Ende liegt e» bet ruhigem Blicke vor uns offen und frei; e» ist, als ob ein Dämon uns früher geblendet und verwirrt hätte. Geht'S wohl auch im großen, ganzen Leben so? Reinhard versuchte eS, Leopoldine und seine Frau einander zu nähern, aber diese versicherte, daß sie gern allein, daß es ihr so am wohlsten sei. Tage- und wochen lang saß Lorle am Fenster bei dem Vogelbauer und strickte Strümpfe, deren ArbeitSerlö» sie den Ortsarmen in der Heimat schickte. Zur FastnachtSzeit gewann sie ein« neue, schwere, für sie aber doch erhebung-volle Tätigkeit. Die Magd erzählte, daß in dem Stockwerk unter ihnen die grau deS Kanzlet- reatstratorS, eine Mutter von fünf Kindern an der Aus zehrung darntederliege und daß Jammer und Not in der Famile herrsche. Lorle kannte die Leute nicht, sie stand nur einen Augenblick still am Fenster, mit einem Entschluß kämvfend. Dann ging sie hinab, klingelte und sagte, sie müs e zur Frau Registrator,» dieser bot sie nun Hilfe und Beistand an. Die Kranke hob die durchscheintgen Hände aus und faltete sie mit innigem Dank. Lorle verweilte nickt lange beim Reden, sondern ging alsbald durch Küche und Kammer und ordnete alle». Bon nun an war sie ihre ganze freie Zett — und da» war der größte Teil de» Tage» — Ibet der Kranken und ihren Kindern, di« mit Liebe an ihr hingen. St« waltete Überall, al» wär« st« die Schwester der Mutter. Di« Krank« war «in« grau voll ruhigen, schönen Verständnisse» für da» Wesen Lorle», da sie dieselbe nicht erst durch Reden und Unterhalten, sondern frischweg durch die Tat kennen lernte. Ohne Ahnung ihrer baldigen Auflösung sagte sie immer, wie glücklich sie sei, eine solche Freundin gefunden zu haben, und wie schon sie nach ihrer Genesung miteinander leben wollten. Lorle entnahm hieraus einen ganz besonderen Trost: eine Stadt frau batte sie doch auch verstanden und ihr solche Liebt zugewendet. UnterdeS gewann di« Stimmung Reinhard» eine immer trübere Färbung. Cr hatte seit den UntversitätSjahren nie so lange mit dem Koloborator gelebt al» jetzt. Der ätzende Geist de» Gelehrten, der immer schärfer wurde, übte einen störenden und verwirrenden Einfluß auf da» künstlerische Dichten und Trachten Reinhards. Im Glück und in der Freiheit wäre er stark genug gewesen, all« Störung von sich abzuschütteln. Nun aber bemächtigt« sich seiner oft eine nie dagewesene Grämlichkeit und Weich heit, sodaß er waffenlos erschien. Wollte er etwa» be ginnen oder ausführen, sah er eitel Mangel und Halbheit darin. Der Trost de» Kolaborator» war ein trauriger, denn er bestand darin, daß in unseren Tagen all«», was gesund«» Leben in sich hat, nur negativ sein künn«, daß e» darum kein« Kunst geben könne, vis ein« neue positive Weltord nung erobert sei. Wa» sich heut« noch zur Kunst gestalt«» könne, bestünde nur noch in Reminiszenzen der vergangenen und noch nicht völlig aufgezehrt«n positiven Welt Dies« Ansichten verfocht er mit unleugbarem Scharfsinn, und so sehr sich auch Reinhard dagegen stemmt«, sie kamen ihm doch in di« Ou«re bet mancherlei neuen Entwürfen. Gr ^wendet« sich wieder ganz der Landschaft zu — da» Natur leben blieb doch stetig und fest — innerlich aber trauert« er dennoch um da» verlassene Menschenleben. Dazu kam, daß eben dieses ihn von anderer Seite vielfach in Anspruch nahm und zwar auf die unerfreulichste Weise. Er mußte bald bet Hofe, bald in den anschließenden Kreisen lebende Bilder stellen, MaSkenzüge ordnen, und all tue» Treiben ekelte ihn an. Konnte er Lorle von den Kämpfen um da» innerste Wesen seine» LedenSberufe» etwa» Mitteilen? Sonst, wenn ihm di« Nützlichkeiten seine» Leben» zu nahe rückten, flattert« «r davon, ließ all da» kunterbunt« Treiben hinter sich und vergrub sich still in den Bergen. Jetzt «ar er festgebunden . . . (Sor tsetzmur folat )