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' ' V7- Nr. ns. Amr Dagcklatt und «nzrigrr für da« »rzgrdtrg«. Dißnttag, bm S1. Juli. IS» ' - - Lin Mensch. Vor einigen Wochen hatten die Faschisten und Chauvini sten alle», was ihnen nahestehend, zu einem großen Feste in der Villa Medici, dem schützen, römischen Heim der französi schen Republik etngeladm. Auf diesem Feste sollte, wieder einmal, die ewige Freundschaft der beiden lateinischen Schwestern gefeiert werden. . . Man hat auch einen alten franMschen Kardinal eingeladen, der schon seit vielen Jahren in Rom lebt, der -um Römer geworden, und doch Franzose gebltehen ist. Der alte Priester und Ktrchenfürst nahm die Einladung unter der Bedingung an, daß auch er, wenn eS ihn ba-u drängen sollte, eine Ansprache hüten dürfe. Die Veranstalter des Festes waren entzückt r nichts konnte ihnen erwünschter sein, als die Stimme dieses achtzigjährigen Kardinal», als ein Eintreten für ihre Ziele. Die Kund», daß dieser Kardinal, der seit vielen Jahren wie ein heiliger C i dieser Kardinal, der seit vielen Jahren wie ein heiliger Ein fiedler in Stille und Zurückgezogenheit lebt, auf einem Feste erscheinen würde, daß er selbst eine Kundgebung in Aussicht gestellt hatte, lief mit großer Geschwindigkeit durch dir ewige Stadt und der alte Mann wurde, ohne daß er es ahnen mochte, zur HaManziehungskraft dieses Festes, von dem sich dir Ein- berufer viel Schönes versprachen . . . Der Festabend kam, dec französische Kardinal erschien, ein hoher, bedeutender Greis, er.wurde gefeiert, stürmisch begrüßt, wurde auf einen besonderen Ehrensitz geleitet und hörte schwet- geick und unbewegt all die vielen Reden an, die ihr Programm der nottionalistischen Verbrüderung in einem wahren Platz regen großer Morte über die Menge der Festteilnehmer Pras seln ließen. Die Redog hatten dehn auch^da sie ja nur das enthielten, was die Hörer zu hören wünschten, einen großen Erfolg. Jede fand jubelnde Zustimmung und die einzelnen Redner küßten, umarmten und beglückwünnschten sich gegen seitig. ' Endlich in ziemlich vorgerückter Stunde, nach vielen an deren Rednern meldete sich auch der Kardinal aus Frankreich zum Wort und als erfin seinem roten Mantel, geschmückt mit dem großen goldenen Kreuz seiner hohen Würde, am Redner pult erschien, begrüßte ihn ein rauschender Beifall, der kein Ende nehmen wollte, und er mußte eine ganze Weile warten, ehe ihm die Begeisterung seiner Zuhörer den Beginn seiner Rede gestattete. Dgnn erhob er endlich seine stahlklare Stimme, der die Jühre ebensowenig wie seiner stolzen, fürstlichen Haltung etwas hatten anhaben können, und er sagte, daß er zunächst als Kardinal der heiligen Kirche sprechen müsse: als solcher müßte er den Rednern,, die vor ihm gesprochen hätten, mehr als vierzig von derj Kirche verurteilte Häresien Nachweisen, zu denen sie sich in der unchrtstlichen, wahrhaft heidnischen Uebertretbung ihres Nationalismus hätten hinreiben lassen. Als er bann diese Häresien einzeln dargelegt, als er die rheto rischen Kränze der anderen grausam genug zerpflückt hatte, fuhr er fort und sagte, daß er jetzt, nachdem er als Kardinal gebrochen hätte, als Franzose reden würde, und in dieser Eigenschaft müßte er noch viel schärfer sprechen als der Kardi nal, denn alle diese Leute, die da auch im Namen Frankreichs den Haß gepredigt hätten, wären in seinen Augen schlecht- Franzosen und was sie gesagt hätten, brächte Frankreich nicht Ruhm und! Ehre, denn Frankreich wäre immer, in seinen großen Zeiten, die Heimat der Großmut gewesen, das Land der Männer mit großem kühnen Herzen, die dem besiegten Gegner ritterlich die Hand geboten hätten — Frakreich wäre deswegen groß geworden und von aller Welt geliebt, weil eS immer schnell verziehen und vergessen hätte. Als er sg gesprochen hatte, fuhr er fort, daß er sich als Kardinal zur übernationalen Kirche, die keinen Haß kennen könnte, unh! al» Franzose zu jenem alten Frankreich d.ev ruhm reichen Vergangenheit bekennen müßte, daß er aber in diesem Saal nicht länger bleibest möchte, daß er sich vielmehr sofort entfernest würde, um in der Stille seiner Wohnung für die Erlösung derj Welt von der Verblendung de» Hasses zu beten. Nach diesen Worten verließ er das Rednerpult und schritt stolz und aufrecht durch die Menge, die schweigend eine Gasse für ihn fretgäb, dem AuSgange zu. Neues aus aller Welt. Deutsch« Flottenabteilnng in Göteborg. Eine au» dem Linienschiff „Braunschweig" unter Befehl deS Kapitän» zur See Pfeiffer, fünf Torpedobooten und einem Tenberschiff be stehende deutsche Flottcnabtetlung ist in Göteborg eingetroffen. Schwere Grubeuunfälle. In einem Kohlenbergwerk bei Rotherham sirtd, wie aus Sheffield gemeldet wird, durch eine Kohlenstaubexplosion 28 Bergleute ävgesperrt worden. Man fürchtet, daß sie ums Leben gekommen fink. — Kaum vierund zwanzig Stunden nach der Grubenkntastrophe bet Maltby, bet der, einer späteren Meldung zufolge, die 28 Grubenarbeiter ihren Tot gefunden haben, hat sich ein anderes Grubenunglück bei Kilsyph in Süd-Schottland ereignet, dem zehn Bergarbeiter zum Opfer gefallen sind. Im Augenblick der Explosion waren nur 12 Grubenarbeiter im untersten Stollen beschäftigt, von denen 8 auf der Stelle getötet und 3 schwer verletzt wurden. Die beiden übrigen Arbeiter, die sich 20 Meter von der Ex plosionsstelle befanden, konnten sofort Alarmsignale geben. Der Sowjetarbeitgeber. Nach einer Moskauer Meldung hat der oberste Volkswtrtschaftsrat den Jndustrtebehörden, staatlichen Trusts und! Betrieben vorgeschrieben, beim Ab schlüsse von Kollektivverträgen mit den Gewerkschaften ledig, lich solche Verpflichtungen in Bezug auf die Höhe der Löhne zu übernehmen, die aus dem Ertrage der Betriebe oder den etatsmäßigen Krediten bestritten werden können. In Anbe tracht der Notwendigkeit einer Verbilligung der Jndustrieer- zeugnisse sei vorläufig eine Erhöhung der Löhne nur in Aus nahmefällen und nur in der Schwerindustrie zulässig, wo sie unter dem Durchschnitt stünden. Zugleich müßten die Leistungs normen erhöht und das Betriebspersonal eingeschränkt wer den. Schon der letzte kommunistische Parteitag habe in seiner Resolution über die Industrie verlangt, daß die Letter der Staatsindustrie, unbekümmert um etwaige Konflikte mit den Arbeitern, Gewerkschaften und örtlichen Parteistellen, auf die ' Rentabilität der Betriebe hinarbeitcn müßten. Die ganze l Autorität der Partei müsse ihnen hierbei den erforderlichen Schutz gewähren. Diese in der Form nur auf die Staats- Industrie gemünzten Vorschriften haben auch für die Prtvat- ' Industrie Bedeutung, »veil die Sowjetregierung aus nahelie. ' genden Gründen nicht zulassen kann, daß die Arbeiter in der Prtvatindustrie wesentlich besser gestellt sind als in der ' Staatsindustrie. Letzte Drahtnachrichten. Die Spltzenorganisationsn beim Reichskanzlei Berlin, 30. Juli. Bei einer Besprechung des Reichs kanzlers mit den Spitzenorganisationen der Gewerkschaften und, Beamten erörterte der Reichskanzler die Möglichkeiten der" wertbeständigen Anleihe, die Anpassung der Neichsein- nahmen an die wachsende Geldentwertung und die schwierige Ernährungslage. Die Vertreter der Gewerkschaften empfahlen Maßnahmen, durch welche auf Grund der bestehenden und neuer Gesetze stabile Finanzverhältnisse und Grundlagen zur Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse geschaffen werden sollen. Der Reichswirtschaftsminister, der Reichsernährungs minister, ein Vertreter des Neichsftnanzminlstexs sowie der RetchSbankprästdent beteiligten sich a» der ins Einzelne gehenden Erörterung. Der Reichskanzler dankte für die An regungen und schloß mit dem Wunsche, daß die Gewerkschaften auch weiterhin mit der RetchSregterung enge Fühlung halten möchten. Weiter« Verzögerung der Reparatlonsregelung. Lvndun^ LI. Juli. Lord .Curzon empfing ge stern,nacheinander die Botschafter Italiens. Belgiens, Deutschland» und Frankreichs. „Daily Telegraph" zu-, folge wird der Premierminister eine Erklärung Mer dis Ruhr- und Reparationsfrage am Donnerstag, hm Parla- ment abgeben. Nach her «Times" nehmen mehrere Kreise an, da» Ergebnis der französisch-belgischen Antwort sei ein weiterer Meinungsaustausch. Es sei jedoch kein Ge-, heimnis.daß Pie britischen Kreise weitere Verzögerung durch Austausch diplomatischer Noten und diplomatischer Besprechungen angesichts der mitteleuropäischen Lage bedauern. Die französisch-belgische Antwortnote in London t-mrrcicht. London x-PV. Juli. Die französischc nuö k.rs bel gische Antwortnote wurden heute im Forstgn "chsice überreicht. Sie stimmen nicht überein, über 'v>- Ar derLlbweichung wird indessen strengste» Stillschweigen beobachtet. Schwere Eksenbahnunsälle. Kassel 31. Juli. Heute früh um 4 Uhr fuhr am Bahnhof Kreiensen der Haupt-T^-Zug .Hatndurg -Ätiin chen auf den im Bahnhof haltenden Vorzug..wahrscheiw lich infolge Ueber.fahrens des Haltesignals aus. .Bis 8 V«. Uhr.konnten.27 Tote, meist.Männer, .und 25 Verletzt festgestellt werden. Beide Hauptgleise sind gesperrt Elberfeld, 30. Juli. Im Bahnhos Oberbrügm fuhr gestern ein Personenzug auf eilten dort haltenden Personenzug auf. Dabei wurden 15- Reisende leicht verletzt. Die amtliche Notierung des Dollar- öe'nrö g- ' 7 in Berlin 1100 000. —BekmintmachmiZ. LrtskraMMM Auf Grund der Verordnung de-S Neichsarbe! .-.-aü, vom 24. Juli 1923 (RGBl. 1 S. 741 vom 28. 7. 2?) h,! der Kassenv! rstaud vom 30. Juli 1923 ab die Grnndlöhne dar b4 000 Mark auf 120 000 Mark erhöht und zu diesem Zwecke eine neue dementsprechende Lohnstufeneinteilung sestg schi Uebersichten hierüber gehen den größeren Betrieben dieser Tag. zu bczw. können an Kassenstelle in Empfang genommen werden Weiter sind durch Verordnung des Reichsarbeitsministers Betriebsücamtc, Handlungsgehilfen, Angestellte, Hausgewerbe treibende usw. ab 30. Juli 1923 bis zu einem JalireSarbeitL- verdien von 48 000 000 Mark kankenversichsruugZpsticht'' Die Arbeitgeber werden zur Vermeidung. Mn Ruü . ' hierdurch aufgefordert, bis zum 10. August er. die derzr... Löhne der voll ihnen beschäftigten Versicherungspslichckhe,. ' zu melden, sowie die notwendig werdenden Anmeldungen 2 . f Betriebsbeamten usw. zu bewirken. , Aue, den 30. Juli 1923. Lek Mstand der Mm. LrtskMliW M Me Max Ficker, Vorsitzender. Druck u. Verl.: Auer Druck- u. Verlagsgcsellkch. m. b. H>, Am Verantwortlich für den gesamten Inhalt: Paul Selbmann. 8MtzkIllM8 äue. S-Ssrlsn-Aonrsrt > ausgekükrt von cker ^uer 8t->cktkspelle. > Leitung: Kapellmeister Drechsel. blaek äem Konrett: WM" pelnsi» SsII. Lei ungünstiger Witterung kincket ckas Konrert im Saale statt. Z Schreibmaschinen § neu und gebraucht taufe» tausend zu hSchften Preisen MM bei Selbstabholung WM L Sm-Gesellschaft m. b. S..» >> Deesden-R. IS. Fernruf 34811. Vi2 wurde am Montag auf dem Wege Neustäbtel-Aue einschwarzseidene» Der ehrl. Finder wird gebeten, d«-»- selbiges gegen gute Belohnung abzugeben auf der Polizei-Wache kn Aue. Gebilb., solider, verh. Mann, 35 I., mit Wohnung in Aue, guter Schreiber, flotter u. sicherer Rechner mit Hand, L« sucht V«»' Stellung bei größere« BetriebLL evtl, auch lohnende Vertretung. Angebote erbeten unter A. T. 2621 an da, Auer Tageblatt. Eigensinnige Näherinnen für Damenwäsche gesucht. -luerhammerftrafie IS, Lrdgesch., l. 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