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Mer Tageblatt Anzeiger für das rrzgebirge «l»»m »«V--U, <»ih«lt«>» »I« «MchoS^mmMochmi^» »« «at« »«,«al >m»»« Mxttgnlcht,M» M. »ch»,«.»» «» ISS Montag, den 23. Zull IS2S IS. Zahegaug Der Existenzkampf äes Mittel standes und der Ruhrkonslikt. Nicht zu Unrecht hat man da» Unfriede nsdokument von LersaUleS die uSteAbeurkunde des deutschen Volles-'^ genannt. Hatten wir schon während Les Krieges schwer in den letzten Zatzven immer härter Mden und entbehren müssen. — alle» war doch nur ein Kinderspiel gesen die Leide» und Entbehrungen, .die unÄ in der so tzeitz ersehnten „FrieLenszett" ausgchstrdet wurden., Große und wertvolle Teile unseres strebsamen und arbeitS- sreudtoen Volkes verarmten unk verelendeten »immer mehr. Bon Jahr zu LaW Wetz.esu so kann eS nicht weiter gehen l Und eA Uingt -och weiter, unaufhaltsam unabwendbar, wie es die aberhundert Unglücksparagxa, vhen vorschrieben, die wir. in BersaWle« zu unterzeich nen gezwungen wurden. War lange Zeit hindurch Jei- der nur viel zu Wenigen die ganze Schwere unserer Lag« und die immer.furchtbarer werdende Not und Ar mut recht zum Bewußtsein gekommen, so wurden auch d ese teils leichtfertigen^ teils selbstsüchtigen Ignoranten allmählich belehrt. Ter deutsche Mittelstand führt heute einen Kampf.um sein nacktes Tasein. Ter in der Nuhrbesetzung in all seiner rücksichtslosen Schärfe zur Auswirkung Kommende systematische Vernichtungskrieg des imperialistischen Frankreichs gegen die deutschen Wirtschaftskräfte traf gerade jene Kreise am unmittel barsten, hie angesichts der.fortschreitenden Geldentwer tung »nicht imstande sind, den Materiellen und geistigen Verfall ihres Lebens auch, nur annähernd durch ent» sprechende EinkommenSerhöchnng aufzuhalten. Ter . lturelle Werte schaffende Teil dieser Schicht mußte d e bitter« Erfahrung machen, daß. ein wirtschaftlich gc- schwächteS Volk nicht in der Lage ist, .sich den „Luxus" geistiger Produktion zu leisten. Ter wirtschaftliche Mit telstand hinwieder suchte vergeblich die Mittel, um sich auch nur einigermaßen gegen die vernichtende Seuche der EntwertungSIchwindsucht zu wehren. So sehen die Lebensbedingungen, unter denen di« für unser sp Überaus wichtige Mittelstandsbevölkerung mühselig ihr Tasein fristen mutz, schon im unbesetzten Deutschland überaus trostlos aus.' Sie werden in der Härt« ihrer Lage jedoch noch beträchtlich bon den Ver hältnissen Übertroffen, in denen ihr«. Standesgenossen in den alt. und neubefetzien Gebieten unseres Vater. landeS zu leben gezwungen sind. Tew furchtbare, .stän dig auf.jedem Einzelnen lastende Drucks der fremden Herrschaft hat dort — und dies soll uns ein Trost mnd eine Hoffnung im Uebermatz all des Leides sein — eine Aktivität und Festigkeit nach innen und außen hervor gerufen. die deutlich , in! der von unbeugsamem Verant wortlich kettSgefÜhl getragenen Pflichterfüllung dieser wirtschaftlich vor allem notleidenden Kreise wie an der Ruhr zum Ausdruck kommt. Neben der Arbeiter- und Beamtenschaft welch letztere sa imi eigentlichen Ginne auch als zum Mittelstand .gehörig, bezeichnet werden «nutz, .trägt gerade auch in erweiterter Bedeutung des Worte» die wirtschaftliche wie geistige Mittelschicht der Bevölkerung in den besetzten Gebieten trotz ihrer ma- sriell wie seelisch immer schwieriger werdenden Lage getreulich das Ihre zum heldenhaften Abwehrkampfe bet. Lesen wir in den Zeitungsberichten auch nur we nig von dem zähen und harten Ringen der Mittelständ ler. (der kleinen Kaufleute, der Handwerker, der Aerzte oder Schullehrer wie der Angehörigen anderer wirt schaftlicher oder geistiger Berufsarten) — sie alle halten auf -em wichtigen Posten stand, auf den sie diese Not zeit gestellt hat, als Vertreter deS Deutschtums für deutsches Sein unk Wesen, unbeeinflußt von Drohun gen und Lockungen den schweren Kampf,biS rum guten Ende durchzuhalten.' Mr selbst haben hier gewiß.Schwe re« zu tragen und hart um das tägliche Brot zu ringen aber — ,fo müssen wir angesichts deS Heroismus jener Schichten im besetzten deutschen Westen Wohl zugeben: auf.unseren Brüdern und Schwestern, .dazu auch un serer MittelstandStuaend, lastet noch viel, viel härtere» Schicksale und sie tragen es doch in schweigender Geduld, weil sie es für Deutschland — und für uns — trage«. Sollen wir uns da von diese« Getreuen beschämen lassen? Die Devisenpolitik äes Deichs. Ekn« innere Golüanlelhe. Wie wir hören, tzrird da» Reich schon sehr bald dem Plan der Ausgabe einer Goldanleihe de» Reiche» in kleinem Umfange näher treten. Der Grund liegt darin, daß in wetten Kreisen de» Publikum» da» Bedürfnis nach wertbeständigen Anlagen wächst. Man hofft ferner, die Sp?» kulatton auf dem Effektenmarkt und die Vorkäufe in War n dadurch etndämmen zu können und will da» Bedürfnis der Sparkassen nach wertbeständigen Anlagemögltchkeiten im An tereffe de» SparbetriM» t« begrenztem Maß« befriedigen. Eka, -entfchr Pnaazmrtorltäl über üro Seutsiheu finanziell»« Zusammenbruch. Ueber dtt Tatsache, die zu den jetzt wieder behobenen Dif ferenzen zwischen Retchsbank und Devisenbanken führten, er klärte der Direktor der Devisenabteilung der Deutschen Bank, Dr. Kaufmann, einem Zeitungs vertreter: Ich war lange Optimist, muß aber jetzt sagen, daß wir dem Zusammenbruch entgegentreiben, wenn nicht in letzter Stunde ein Wunder geschieht. Als Kaufmann vtn ich ein An hänger des Freiverkehres, also auch des freien Devisenverkehrs. Die österreichischen Zustände aber, die fast über Nacht über uns hereingebrochen sind, und die schließlich dazu führten, daß feder Hausangestellte Devisen handelte, ließen die Maßnahmen der Regierung gerechtfertigt erscheinen, die auf Ausschaltung der reinen Spekulation hinzielten. Sie hätten zweifellos auch zum Erfolg geführt, wenn der wirtschaftliche Zersetzungspro zeß noch nicht so wett Vorgeschritten, wäre. Heute liegt der Fall so, daß die lebenswichtigen Betriebe außerstande sind, sich mit Devisen etnzudecken. Die Disparität zwischen Berliner und Newyorker Notierung ist nicht aus der Welt zu schaffen und bildet immer wieder den Anreiz, hier zu kaufen. Mit einer Stabilisierung der Mark, die allerdings nicht zu den heutigen Kursen erfolgen dürste, wäre viel erreicht. Die Ret tung kann nur, wie in Oesterreich, durch Gewährung einer in ternationalen Anleche erreicht werden. Solange aber die in ternationale Finanzsvelt der Ueberzeugung ist, daß die Fran zosen ihr frevelhaftes Spiel bis zur Zertrümmerung Deutsch lands sortsetzen werben, bleibt uns jeder Kredit verschlossen. Bei den Engländern liegt die Entscheidung. Diese werden sich aber sehr beeilen müssen, wenn nicht jede Hilfe zu spät kommen soll. Die englische Note. Forderung eine» GachverftändigenauSschuffe». Keim direkte Verurteilung des passiven Widerstande». Der diplomatische Berichterstatter des „Daily Telegraph* .behauptet, über den englischen Entwurf der Antwort an Deutschland und die Mantelnot« folgende Angaben machen zu können: Der Antworitentwurs sei ein Dokument von - bis 6 Gri ten, die Mantelnote beträchtlich länger, ha der Inhalt eines ausführlichen Memorandums mjt ihr verschmolzen wurde. Der Entwurf der Antwort enthält die grundsätzliche Zustimmung zur Forderung der deutschen Regierung betreffend die Fest stellung der deutschen ZMungsfähigkeit durch eine unpartei ische Körperschaft internationaler Sachverständiger. Er ver meide es aber sorgsam, sich bezüglich der schließlichen Zusam mensetzung dieser Körperschaft und der Rechte der Reparati- onskommtsston vorzeitig festzulegen. Er schlage vor, drei Arten der von Deutschland angebotenen Garantien in Erwä gung zu ziehen. Die Note enthalte keine Verurteilung deS passiven Widerstandes. Solche Verurteilung würde eine Verleugnung der bishe rigen britischen Politik in der Ruhrangelegenhett bedeuten. Der Entwurf der Antwort enthalte anscheinend eine Anspie lung auf die Ruhr und den Passiven Widerstand, aber wenig mehr. Das bedeute, daß in England der Wunsch nach baldi ger Einstellung des passtvene Widerstandes verbreitet fei. Sollte diese etntreten, dann müßte Deutschland in der Lage sein, auf die Zusicherungen einer gerechten Behandlung durch die Alliierten sich verlassen zu können. Eine solche Zusiche rung würde sicherlich von der Mehrzahl der letzteren gegeben werden. Es sei zu vermuten, dqß in der Mantelnote ein konkreter britischer Vorschlag, betreffend die Mäßigung deS französischen DxuckeS im Ruhrgebiet enthalten sei. Die Mantelnote wendet sich an das moralische Gewissen der Well. Gleichzeitig sei sie praktisch, geschäftsmäßig un geschickt und vermeide die vorzeitige Erwägung nebensächlicher Punkte, welche unüberwindliche Hindernisse für eine Einigung werden könnten. Der praktische Angelpunkt der britischen These sei der Vorschlag einer Sachverständigenkommission, die in dem von -dem Versailler Vertrag gegebenen Rahmen arbeiten könne. Diese Körperschaft wer-e festzüstellen haben, bis zu welchem Maße die deutschen Hilfsquellen für die Reparationen heraus- geschlagen werden sollen. Sie werde sodann die Zahlungs methoden zu erwägen haben. Einzelheiten, wie die Frage der alliierten Schulden, würden in der Mantelnote nicht erwähnt. Zum Schluß HM die Mantelnote hervor, baß der Entwurf der Antwort an Deutschland keinen endgültigen Text darstelle und der Inhalt auf Grund von Besprechungen unter den Allt- irrten abgeändert werden kann. Der Berichterstatter schließt: Wem trotz de» aufgewende ten TakteA und der VerMnltchkett der britischen Diplomatie eine interalliierte Krifi» entstehen sollte, werde die Frage der Entwicklung einer freimütigen britischen Politik in den Vor dergrund treten. Diese Politik würde nicht nur von der britischen Regierung, sondern auch von den Regierungen der überseeischen Dominion» und Indien», die beide den Friedens- vertrag mttunterzetchnet haben, erwogen werden. Der An fang hierzu wurde bet dem letzten Meinungsaustausch zwi schen London und den Regierungen der Dominion» über die europäisch« Kttfl» gemacht. Die», sei ein Punkt, den die Alli ierten nicht übersehen könnt«. Vte Üeberrrkchaag iS Paris. Die englischen Dokumente über die Deutschland auf seine Vorschläge zu übermittelnde Antwort sind am Somabend um 12 Uhu mittags im Ministerium für auswärtige Angelegenhei ten übergeben worden. Entsprechend dyn Angegangenen Der- psltchtungen wird, wie HavaS feststellt, das Außenministerium das—absolute Geheimnis über den Inhalt dieser Dokumente wahren. Poincare wird sich nach der gleichen Agentur nach Kennt- niSnahme der Dokumente auf diplomatischem Weg: mit der belgischen Regierung in Verbindung setzen, um ein Einver ständnis darüber zu erzielen, welche Folge den englischen Vor schlägen gegeben weiden soll. vorläufig keine flutrvort Zraakrelchs. Das Reuterbüro meldet, eS werde al» unwahrscheinlich angesehen, -äß während der allernächsten Tage irgend eine Antwort auf die britische Note von den Alliierten zu erwart« sei. Maua enüet Ser pafilve wlöerfiaaö! Ein vom Wolff-Bureau veröffentlichter englischer Sttm- munasbericht zur Frage der Räumung- des Ruhrgebiete», ist, wie WTB. erfährt, insofern zutreffend, als der deutsche Bot schafter in London am Donnerstag erneut dahin instruiert wurde, daß keine deutsche Regierung der Bevölkerung der rechtswidrig besetzten Gebiete den Abbau ihre» Widerstande» zumuten könne, ohne Näß die Bevölkerung gleichzeitig vor allem eine sichere Garantie für die Räumung der Gebiete tu kürzester Frist gegeben witd. Der deutsche Diplomatenbesuch lu Patt». Einige Pariser Morgenblätter berichten in sensationeller Aufmachung, der deutsche Geschäftsträger, Botschaftsrat von Hoesch, habe im französischen Ministerium für auswärtig; An gelegenheiten eine Demarche, betreffend die Einstellung de» passiven Widerstandes im Ruhrgebiet, gemacht. Der Partsex Vertreter deS WTB. erfährt von zuständig« Stelle, daß von Hoesch tatsächlich im Ministerium am Quai d'Orsay Vorgesprächen habe. Ex. habe jedoch Vorstellung« wegen der Verhaftung deutscher Persönlichkeiten im besetzt« Gebiet erhoben, die in den lebten Tagen durch die französischen Befatzungsbehörden als Repressalie auf die Inhaftierung ei niger französischer Staatsangehöriger in Deutschland vorge nommen wurde. El» amerlkanlfihrs Zlnanzgutachtra. „Deutschland kann jetzt nicht zahl«!" „Deutschland kann jetzt nicht zahlen", das ist da» Resul tat des „Institute of Economies", welche soeben eine ein gehende Untersuchung beendet hat. DüS Institut hat von der Carnegie-Stiftung eine Unterstützung von zwei Millionen Dollar erhalten. Zu seinen Mitgliedern zählen der früher« Präsident der Harvarduniverfität, Lowell, ferner der frühere Innenminister unter Wilson, John Barton Payne und d;r bekannte amerikanische Bankt« Paul M. Warburg. In dem Bericht des Instituts wird festgestellt, daß die 26 Milliarden Goldmqrk, welche bisher von Deutschland gezahlt worden sind, vom Kapital und nicht vom Einkommen her rühren und daß kein Kapital außer den Papiermark mehr vorhanden ist. Die Alliierten sollten bedenlen, daß sie ihr« Kuchen nicht gleichzeitig essen und dabei aufbewah cen könnten, und daß sie nicht» erhalten! werden, wenn sie Deutschland da ran verhindern, Geld durch Exporthandel zu verdienen. Die hohen Schutzzölle verschließen dem deutschen Export fast alle Märkte. Deutschland hat nicht» mehr al» die Arbeitskraft seiner Arbetter^-te nur Papiqrmark verdienen, so lange die deutschen Erzeugnisse nicht tnA Ausland gelangen und mtt.ftem- der Paluta bezahlt werden können. Nur durch einen Expott überschuß können die jährlich« Zahlungen auSgeführt werden. Um Deutschland zu gesundes, sind für Lk Milliarden Dollar Nahrungsmittel und Rohmaterialien, die jedes Jahr nach Deutschland geschickt werden müßten, notwendig. Um diese Summe bezahlen zu können, muß Deutschland die Erzeugnisse seiner Industrie exportieren dürfen, damit e» von dem Ueber- schuß die Reparationen bezahlt. Der Bericht stützt sich nicht auf Beobachtungen von Juri sten, sondern auf sorgWig zusammeqgestellto statistische Zah len, von denen viele Ms dem feindlichen Lager stgmmeu. Alle diese Zahlen sind nachgeprüst worden. Tie Meinung der Sachverständigen, so schließt der Bericht, gipfelt in der Ueber- zeugung, daß Deutschland bedeutsame Opfer zur Erfüllung de» VerscMr Vertrages gebracht hat. Non» Todesopfer. Bon Angehörig« der französisch« Besatzung wurde am Freitag nachmittag der 16jährige Paul Schuchmann erschoss«. Er hatte sich trotz des VerboKs auf das Gelände de» Kugel- fange» vom früheren Kavallerie-Exerzierplatz begeben, auf dem -ie Franzos« ihre Schießübung« Malten und Geschoßtetle au» Messing und Kupfer gesucht, die bekanntlich sehr aut be zahlt werden und deshalb von vielen Beschäftigungslosen ge sucht werden. Ob der Erschossene vorher angerufen worden ist, war nicht festzustellen. Die marokkanische Wache bracht« die Leiche nach dem Friedhof ohne wettere Auskunft zu geb«. In d« vorig« Woche wurde, in Trier ein tgubstumme» Kind, da» nach, dem verlassen der Kirche unter ein« Zug Späht» gettrt, well es, die Gollxtten rächt gehört HM«, di» »