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Mer Tageblatt MZ- Mzeiger für -as Grzgebirge MM ««>»»>. «»»-«i ««chaUot »- «mtUch«, t« KaO« .», ««« o«» »i, 5». »— Nr. iss Montag, cten iS. Zull IS2S IS. Jahrgang Politische Wochenschau. vor» Oberbllrgermetster D« «üIz, M. d. v. Rur Mv» UemM« türm«» noch im LvMl iw« fei«, -ich Frankreich.für all» Eventuiglitäten ge- rüst« W, nicht nur soweit Deutschland, sondern auch soweit England In Bewacht kommt. Lil« tüngste diplo- matischs Aktion der Briten Ist Kn ernsthafter Versuch sich von dem voltttschen AbhängigkettSver-ältni» zu Frankreich freizumachen. Lite Frag« Ist nicht die, ob di« Entente bestehen bleibt, denn dies« ist al» solch« in nerlich längst Friedigt! die Frage ist lediglich die,, ob öS zu einem offiziellen Bruch zwischen Frankreich und England kommt. Le» Franzos« hofft auch» heute noch, daß diese Eventualität durch' den Wank der Ereignisse ausgeschaltet werden wird und zwar dadurch, daß Deutschland mindestens in seinem Widerstande wenn nicht überhaupt in seiner ganzen politischen Struktur zusam- monbricht. Der Schlüssel für die kommende Entwick lung siegt desweg.n nach wie vor bet uns selbst. Im Rahmen der Vorbereitungen, die Frankreich gegenüber allen Möglichkeiten wisst, sind auch die Vor gänge hi der Tschechoslowakei zu beurteilen. Es kann seinem Zweifel unterliegen, dach die T'ch-echo lowakei an ihrer Nordostgren;« gegen Sachsen erhöhte militärische Vorbereitungen trifft. Man wird gut tun, sich in die sem Zusammenhang des Wortes Poincares zu entsin nen: „ES gibt auch noch' andere Stellen, .wo wir mit Sanktionen einsetzen können." Tier Südofte.l Sachsens muh dem Prüfenden Auge hierfür besonders geeignet er scheinen. Auch hier kann durch Beschlagnahme von Kohlen der Lebensnerv einer blühenden Wirtschaft un terbunden werden: auch hier gibt das Vorhandensein wendischer.Volksteile scheinbar die Hoffnung auf sepa ratistische ' Regungen. Die Widerstandskraft der offi ziellen Stellen in Sachsen erscheint nach den Reden, die von sächsischer Regierungsseite aus in längster Zeit ge halten worden sind, viel weniger gefestigt als im Ruhr gebiet; kommunistische Keimzellen vermögen überall sehr bald Sprengwirkungen zu erzeugen — was, liegt näher al« -atz.von französischer Sette auf.die Tschechoslowakei Einfluß nach- per Richtung genommen wird« sich in nordöstlicher Richtung bereit zu halten. Tie Reise des tschechischen Außenministers nach- Paris und die des Chef» der französischen Mi litärkommisfion nach- Prag gentde im gegenwärtigen AUgeftblick kann man beim besten Willen nicht mehr als Zufälligkeiten betrachten. ES entzieht sich unserer Kenntnis, ob von deutscher Sette aUS in Prag Aufklärung über alle diese auf fälligen Erscheinungen verlangt worden ist; im Inter esse .einer.klaren Situation zwischen Deutschland und der Tschechoslowakei und im Interesse der Sicherheit und der Würde Deutschlands ist.eine solche Sondierung un- erlätzjich. Wir dürfen nicht aus. den Standpunkt kom men,.den Dingen mit fatalistischem Gleichmut ihren Laus zu lassen. Nachdem fetzt durch den Abschluß der Verhand lungen in Lausanne Frankreich und England dort zu nächst .freie Hand bekommen Habeft, wird sich das diplo matische Spiel zwischen beiden fetzt ganz aus.das Ruhr problem konzentrieren können. Die Verhandlungen im britischen Unterhaus lassen die britisch-? Linie klar er kennen. Für den praktischen Erfolg wird alles darckdf ankommen, mit welcher Tatkraft und Konsequenz die britische Politik aus dem nunmehr eingeschlagenen Weg weiter porschreitet. Bon französischer Seite wird es aM ^weiterhin an versuchen nicht fehlen, eine endgül- tige Entscheidung England gegenüber solange aufzu schieben bis Frankreich selbst di? in Deutschland er hofften Ziele steht. Es liegt allein in unserer Hand daß die Hoffnung Frankreichs endgültig zuschanden wird und damit die Wege zu Verhandlungen geebnet werden, die uns wirtschaftliche und politische Lebens möglichkeiten schassen. Stimmen zu Baläwins Reäe. Amerika ist zufrie-en. Reut« meldet auhi Washington: Hier Ist Kn« Er klärung von zuständig« Seite veröffentlicht worden, di« besagt -atz -ie Washingtoner. Regterungl -on briti schen offiziell«« Persönlichkeiten bezüglich der geplanten britischen Antwort an Deutschland nicht befragt worden fei. Washington hob« auch keine Anregung vorgehrachi und die Presseberichte über den Meinungsaustausch durch Vermittlung des Botschafter» in London seien unbe gründet. während di» offiziellen Kreist «sl ablehnen, sich zu der Erklärung -es britischen Premierminister» zu äußern ist mast .allgemein de*. Auffassung, verschiedene feiner Darlegungen bedeuten, -atz irgfftdKn Mt?*- nomMen werd«, um einen Ausweg au» der Nepara- tioneschwstrtgkeit durch' gemeinsame internationale Mr. bett zu finden. Diese Aktion würde Mm Ziele haben Deutschland» Zahlungsfähigkeit vom wirtschaftlichen Ge sichtspunkt au» festzustellen. Wenn die» der Haupt inhalt der Vorschläge der britischen Regierung wäre^so würde der Plan, wie in Washington erklärt wird, viel Gemeinsame» mit dien Anregungen de» Staatssekretär». Hughes haben, -ie dieser im Oktober v. I. der sranzö. sischen Regierung borg«legt hckbe. Ti« amerikanischen Blätter besprechen die Erklärung Baldwin» in günstigem Ginne und bezeichnen sie als eine klare und kräftige Schilderung der Zustände in Europa. „Newhork Herald" sagt, -io Beurteilung.der Ruhrangelegenheit tn der Erklärung fei im Geiste de» wirklichen Geschäftsmannes gehalten. Newhork World" sagt voraus, die Wirkung der Rede wetde groß fein und immer größer werden. Vie holländische presse über Gal-wka. TaS „Algemeen Handeisblad" führt aus, wer ^von dieser Regierungserklärung etwa» Sensationelles erwar tet habe, habe sich7 getäuscht. RftWg und sachlich habe der englische Bustneßman für eine rein ökonomische Behandlung der Frage der Wiederherstellung plädiert. England hoffe ^mit Beibehaltung der Entente zu Posi tiven Resultaten in der Richtung der Befriedung. Euro pas und der Wiederherstellung geordneter Verhältnisse in her Welt zu kommen. „Nieuws Rotterdams Cou rant" meint, .gerade die Sanftmut der Erklärung.be« beweis«.daß eine Annäherung Mischen Pari» und Lon don zuftandekommt. Eine schroffe und harte Erklärung würde in keiner Weise Lur Folge haben, daß Frankreich die Ruhrpolitik aufgeben würde. Schwe-We Urteile. Tie Stockholmer Abendblätter, sehen den Haupt fehler der Erklärungen Baldwins, darin, -atz .sie der französischen Rfthrpolitik Zeit lassen.. ^Lllletzanda" schreibt, -io erste französische Antwort fei durch die Besetzung Barmens bereits erteilt worden. ^Afto-n- bladet" glaubt nicht an big Einigung PoincarM und Baldwins auf die Deutschland zu erteilende Antwort und meint, -ann Word« England eine Separataktion zur Befriedigung Pos Schadenersatzes und Wiederaufbau programms unternehmen, ebenso Witz Frankreich«, seins seit dem 11. Zqnuar oingeschlagen« Politik weiter ver folgen werde. Aber Frankreich, werde seins Okftrpa- tton forcieren, wie die langsam endliche erwachte Staats kunst -er Towningstreet, . Selgie« hofft auf Einigung -er Mkerten. Heber den Eindruck der englischen Regierungserklä rung in Belgien ist einem Bericht dM „Temps" zu ent nehmen, daß die Rede BaldwtnÄ in Brüssel keine ein heitliche Aufnahme oetzmden Hai. Sie wird in gewissen Kreisen als ungenügend.bezeichnet, während man in. anderen Kreisen Hervorhebt, daß.sie keine neuen und vo« Älem kein« konstruktiven Vorschläge enthalte. Zn Regierung»kreisen zeigt man sich natürlich, sehr zurückhaltend, der allgemeine Eindruck geht sedoch dahin, daß -er englische Premierminister Zeit gewinnen und die Tür für interalliierte Verhandlungen offen lassen wolle. ES müsse ihm zugute gehalten werden, daß er in seiner Rede nicht einfach erklärte, die Differenzen in der Reparationsfrage einem internationalen Schteds« gerichtshof MV Entscheidung, vorlegen zu wollen. Tie Aeußerung Baldwins über di« Ruhrbvfetzuns wird in Brüssel bedauert, aber man erinnert daran, daß schließ lich da» neue Kabinett in diesem Punkt« eine gleiche Haltung einnimmt wie die frühere Regierung und daß man deshalb eine Aenderung nicht erwarten dürfte. In gewissen Kreisen nimmt man an,, daß die englischen Antwort auf -ie deutsche Note in ihrem ersten Teil «ine Beantwortung per deutschen Vorschläge, im Metten Teil eins Aufforderung zur Einstellung -e» passiven Wider, stände» enthalten könnte. Man läßt in Brüssel durch, blicken, daß, wenn auch Frankreich, und Belgien die Auf- gab« -?» Widerstande« als Vorbedingung gestellt hätten, vielleicht doch in einer kommenden interalliierten Ver. Handlung eine EtnigungSiormel erzielt werden könnt«. Poincares Antwort r Verschleppung und neue Gewalt« ,v«rhandl«mg»*.taftft vom MinisterrM tzeschlosfen. D«v Mintstevvat vom Freitag hatte, fall» man den von -er Morgenprssst verbreiteten Berichten Glauben schenken darf, -ie Frage zu entscheiden, ob Frankreich die in der englischen Regierungserklärung ausgedrückte Auffassung unverzüglich zurückweisen und dadurch Wei- ter« Verhandlungen unmöglich machen solle, oder ob es richtiger sei. zunächst den englischen Anüvortentwurf abzuwarten und eventuell in Verhandlungen über eine gemeinsam« Antwort an Deutschland etn-utveten. Der Mtntsterrat soll sich für di« BewhandlungMtaktik ent schieden haben. was durchaus wahrscheinlich ist. da die VerhandlungStaktik tn sedem Fall« al» gleichbedeutend mit Verschleppungstaktik zu gelten hat und «ein Zweit- stl darüber hestehen kann, -atz Poineare sede Entscheid düng, wenn irgend möglich, .bi» Mm, vorherigen Ver zicht Deutsch land» aus -en passiven Widerstand hinaus. Wieben will. Poineare und sein« Kammer. Dio Fraktionen der Deputiertenkammer halten seit Sonnabend eingehende Beratungen über die durch die englische Regierungserklärung geschaffene Lage ab. ES zeigt sich feine Erregung, Pa man fest der Entschlossen- heit Poineare» vertraut. Beschlüsse sind von keiner Fraktion gefaßt worden. Dis radikale Partei schwankt noch in ihrer Stellungnahme; sie wird aber einem Ver trauensvotum für Poineare sich nicht widersetzen. Man erwartet, daß die Interpellationen Dienstag oder Mitt woch in der Kammer zur Erledigung kommen. Beim Empfang der Pressevertreter, am Sonnabend früh sagte Poineare u. a.: Heber die Londoner Regie- Mngsrede möchte ich, erst in der Kammer am Donners tag ^eden, wo man Mich über Frankreichs Stellungnahme zur Baldwinfchen Erklärung interpellieren wird. Zch will Meinungsdifferenzen mit England nicht leugnen aber vielleicht waren sie auch! .ohne programmatische Parlamentsredon zu lösen. Auch letzt bestehl unser Wille zur Verständigung. Wenn ich. aus dem Nuhn- gebiet, da» .uns in fünf Jahren alle Reparativnsbeträge Deutschlands einbringsn wird, herausgehen sgll. muh mir die Kammer vorher das Vertrauen entziehen. Verlängerung -er Grenzsperre. Tie interalliierte RHeinlandkVmMUsion hat besthlos, sen.das Verkehrsverbot für die Staatsangehörigen zwi^ Wen dem besetzten und unbesetzten Gebiet, das am 18. IM nachts 12 Uhr aufhören sollte, bis zum 26. Juli 12 Mr nachts zu verlängern. Ausdehnung -er öesatzungszone! HavaS zufolge wurde Limburg -ter Sitz eines fran zösischen Stabes was auf .eine weitere Ausdehnung der LSesatzungszone an der Lahn schließen läßt. wie-er -rel Todesurteile l Nach einer Havasmeldung auS Aachen hat . da» Kriegsgericht in Aachen drei Deutsche, die in der Mel dung, ohne nähere Angaben als Saboteure bezeichnet werden, zum Tode verurteilt. Ihre Namen sind Graf Keller.,Ludwig.Schultz und Plinsender. Ein vierter An geklagter namens Lorbeer ist zu lebenÄänglicherZwang-. arbeit verurteilt worden. Grausame Mißhandlung. In Zewen bei Trier wurden am.11. d. M. H2 Eisenbahner mit Familien unerwartet Mm Zwecke der Ausweisung in den Bergstraßen Msammengetrieben. Drei .Stunden mußten sie in glühender Litze unbeweg lich stehen und durften nicht sprechen. Sie wurden von Marokkanern bewacht. Wenn femand sprach, wurde er von dem leitenden Offizier mit der Reitpeitsche in rohe ster Weise mißhandelt. Andere Einwohner au» dem Torfe wurden gezwungen, Wagen heranzuWaffen und die Möbel der Ausgetriebenen aus den Häusern zu holen. Leute, -ie sich weigerten, wurden mit Gewehr kolben schwer mißhandelt. Tie Leute kamen um 12H Uhr in Trier an. Tort wurden sie tn glühender Hitze bis 7Vs Mr in AuSwandererzügen eingeWIosskN und durften kein Wasser holen. Vle NhelnlanükommWon bei ihrer Tätigkeit. 25 Milliarden gestohlen. Ta« HavaSbüro meldet au» Koblenz, daß der fran zösische Ueberwachungsdienst in Eltville eine Summe von 25 Milliarden „beschlagnahmt" hat, die Mr Bezahl- luftg von Eisenbahnern bestimmt waren. Ein» .^Inter- suchung" fei eingeleitet. Weiter meldet HavaS au« Koblenz, datz die Inter, alliierte Oberkommission de» Rheinland« umev dem Bark sitz von Tirard beschlossen hat, der Eisenbahnregte in den besetzten Gebieten als vorläufige „Tchadenerstat- tung" für die Körper, und Sachschäden, hi« durch Atten tate .verursacht wurden, eine Summe von 2 495 099 000 Mark M „gewähren". Im. Falle der Weigerung.einer freiwilligen Bezahlung -ieser Summe werd« -er Be» trag tn den öffentlichen Käsfen „beschlagnahmt" werden. Tie Belgier hatten tn Erfahrung, gebracht, .datz -t« Stadtkasse Aachen von de« Reichtzbank einen größeren Betrag erhallen -ab«. Darauf erschienen die Belgier bet her Stadtkass« und „beschlagnahmten" ein«« Betrag von über hrch Milliarde« Mark.