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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. V 252. Erscheint mit Au-nabme der Sonn- und Festtage tigltch Abend- und tsr durch alle Postanstalten zu bezirken. Freitag, -en SV. Oktober. Preis für daS Vierteljahr l^ Tbaler. Insertion--Gebübren für den Raum einer gespaltenen Zeile l Neugroschen. 1857 Amtlicher Theil. Dresden, 29. Oktober. Seine Königlich» Hoheit der Sroßherzog von Oldenburg ist gestern Nachmittag Uhr von Wien hier ringrtroffen und im Hotel Bellevue abgetreten Nichtamtlicher Theil. Aedersicht. Tagesgeschichtt. Telegraphische Nachrichten. — Wien: Die Majestäten au« Ischl erwartet. Baron v. Budberg. Feldmarschallleutnant Fürst Jablonowsky — Prag: Kaiser Ferdinand zurück. Eisenbahnlonkession«- uikunde. Der Gesellenverein. — Berlin: Unbegründete Gerüchte. Die bevorstehende Einberufung der Finanzcom- mission. Lustbarkeiten wieder gestattet- — München: Da« Nationalmuseum. Falschmünzer verhaftet. — Wei« mar: Freisprechung. Pfarrer Steinacker bestätigt. Kuno Fischer zum ordentl. Prof ernannt. — Gotha: Hofrath PertheS — Pari«. Neue Gäste in Compiögne. Beruhigendere Bör- sennackrichten aus Amerika. — Brüssel: Der Handels vertrag mit den Niederlanden unterzeichnet. — London: Zu den Zuständen in Indien. Die „Times" über die Donaufürstrnthümerfrage. Die Truppensrndungen nach Indien. Eine diplomatische Confer,nz in Aussicht. — St. Petersburg: Die Expedition gegen Dido. — Belgrad: Adresse d,S Senats an den Fürsten. — Ostindien: Ergänzende Nachrichten der neuesten Ueber- landpost. Lord Elgin zurück. — Amerika: Dir Grld- ralamität. Local- und Proviuzialaugrlegeuhrite». Dresden. Verhandlungen der Stadtverordneten. Neue Einrichtungen brim LandpostbrstellungSdienstt. Nachttag zur städtischen Wahlliste. Abänderung der Eisenbahnfahrpläne. ssEetou. Vermischte». Inserate. Tageskaleuder. B-rseunachrichte». Beilage. Otffeuttiche kSerichtsverhaudlungen. (Dresden. Leipzig. Freiberg. Zittau.) Feuilleton. Vermischte». Inserate. Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. Paris, Donnerstag, 28. Oktober. Im heutigen „Constitutionnel" findet sich ein vom Oderrrdacteur DnS unterzeichneter Artikel, worin auSeinandergesetzt »ird, der Pariser Congreß werde sowohl den Wün schen der Diwan» »ä Koc, al» der Integrität des tür kischen Reichs, als auch dem europäischen Gleichge wicht Rechnung tragen. Der Verfasser glaubt, die Mächte würden, indem sie sich auch etzt versöhnlich zeigten, die Frage in einer alle Interessen.befriedigen den Weise lösen. Wien, 27. Oktober. (W- Bl.) Ihre Majestäten der Kai ser und die Kaiserin werden am 31. Oktober von Ischl hier erwartet. — Der kaiserlich russisch» Gesandte, Baron v. Bud berg, ist gestern von Vöslau nach Wien übergesiedelt und hat den Aufenthalt in dem prachtvoll eingerichteten Paar'schen PalaiS in der Wollzeile genommen. — DaS Leichenbegängniß d,S FeldmarschallleuinantS Fürsten Felix Jablonowsky hat heute Nachmittag stattgefunden. Der Verstorbene war k. k. wirk licher Kämmerer und Geh. Rath, Feldmarschallleutnant und Inhaber deS 57. Linien-Jnfanterie-RegimentS, Erzieher Sr. k. k. Hoheit deS Erzherzogs Ludwig Viktor. o Prag, 28. Oktober. Gestern ist Se. Majestät der Kaiser Ferdinand von seiner Sommer-Residenz Ploschkowitz in unsre Stadt zurückgekehrt. Derselbe wurde bei seiner An kunft im Bahnhöfe zu Bubentsch von den höchsten Civil- und Militärautoritäten ehrfurchtsvoll begrüßt und zu Ehren seiner Ankunft war von den verschiedenen Musikchören der hiesigen Garnison ein großartiger Fackelzug veranstaltet. Morgen wird auch Ihre Majestät di, Kaiserin Maria Anna auS Italien zurück,rwartet. — Dir heutige „Prager Zeitung" bringt die Bestimmungen der ConcessionSurkunde für die Zittau-Reichenberger Bahn, die am 29. vorigen Monats die allerhöchste Sanktion erhalten hat, insoweit genannt, Bahn in daS österreichische Staatsgebiet fällt. — Der von dem be kannten Peter Kolping aus Köln auch hier gestiftete Ge- sellenverein hat dieser Tage sein neues koral, welches zwei Stockwerke umfaßt', bezogen und hat der Unterricht in den Abendstunden, welcher in den zwei Landessprachen ertheilt wird, diese Woche seinen Anfang genommen. OO Mailand, 26. Oktober. Infolge anhaltender Re gengüsse schwollen die Wässer deS Tirino und Po und sind theilweise aus ihren Ufern getreten. Der Po erreichte bei Pavia in der Nacht vom 22 auf den 23. b. M die Höhe von 7 84 Meter, um 0.84 Meter mehr als der höchste Was serstand vom Jahre 1846; bei Mantua stieg er am 25. früh auf 7.95 Meter, den höchsten Stand vom Jahre 1839 um 0.36 Meter überschreitend. Seither ist er überall im Fal len, »S ist jedoch heute wieder Regenwetter »ingetreten. In Pavia wurde di« Vorstadt Borgo-Ticino überschwemmt; des gleichen die Ortschaften Spessa, S. Zenon,, Costa, Zenon,, Zrrbo, S. Christina, Pirr,, Porta Morone, Mezzano, Badia, Chignolo, Monticrlli und Cantonal, mit ,in,m Terrain von 88,000 Pertich,. Ueber 200 aus ungebrannt,» Ziegeln erbaut, Colonienhäuser sind ringestürzt und 300 Familien obdachlos, die anderwärts untergebracht wurden und versorgt werden; auch ist der Verlust von drei Menschenleben zu be klagen. Der Schaden an Dammdurchbrüchen beträgt 350,000 Lire. Ein Statthaltereirath ist in Pavia seit vorgestern exponirt, um Abhilfe zu schaffen und die nölhigen Anträge zu stellen. Se. k. k. Hoheit der Erzherzog-Generalgouverneur fand sich sofort bewogen, sich an Ort und Stelle zu begeben und ist gestern Nachmittag in Pavia eingetroffen. In der Provinz Lodi wurde ein Theil d,S Bezirkes Codogna über schwemmt. Der Schaden beträgt beiläufig 150,000 Lire. Der Delegat ist an Ort und Stelle. Zum Schutze der Dämme ist die zeitweilige Sistirung der Dampfschifffahrt ver fügt worden. In den Provinzen Cremona und Mantua ist bisher kein Dammdurchbruch vorg,kommen und k«in Unfall zu b,klagen. U Berlin, 28. Oct. DaS in den letzten Wochen durch die allerdings vorhanden gewesene Unbestimmtheit der in die Oeffentlichkeit gekommenen Nachrichten so thätige Gerücht, ist auch bei der jetzt eingetretenen Wendung der Dinge nicht unthätig geblieben und täglich treten neue Combinationen über Personalveränderungen rc. hervor. Alle diese vielfach verbreiteten Angaben, wovon Manches vielleicht zu Ihrer Kenntniß gekommen sein möchte, kann ich nach zuverlässigen Mittheilungen als vollständig leer, Erfindungen bezeichnen. ES liegt nicht im Entferntesten in der Absicht Sr. k- Hoheit des Prinzen von Preußen, di, Grenzen der Stellvertretung, welche er auSgesprochenermaßen nach den „Intentionen" Sr. Maj. d,S Königs zu führen beabsichtigt, irgendwie zu überschreiten Am allerwenigsten aber konnte schon in den ersten Tagen davon die Red, sein, seit denen der Prinz die Oberleitung der StaatSgefchäfte übernommen hat. Die Zahl der uner- lediglen Geschäfte, welche einer oberberrlichen Bestätigung und Vollziehung bedurften, ist so gross, daß in der aller nächsten Zeit wohl nicht einmal irgend »in Erlaß von grö ßerer Wichtigkeit und umfangreicherm Belang zu erwarten ist. Ganz haltlos ist daher auch die von sonst besser unter richteten Zeitungen gegebene Nachricht von einer Einberufung unserS Landtags im Lauft des nächsten MonalS, da auch nicht im Entferntesten eine Veranlassung zu einer außer ordentlichen Session der Kammern vorliegt. Dir durch die Krankheit deS Königs allerdings etwas gehemmten Vorberei tungen für die nächste Session sind jetzt mit verdoppelten Anstrengungen wieder ausgenommen worden, und trotz Alledem wird man Mühe haben, wenigsten« ein vorläufig ausreichen des Material für die beiden Häuser deS Landtags bis zu dem gesetzlich äußersten Termin ihrer Einberufung, d. h. spätestens bis zum 15. Januar k. I., bereit zu halten. — Wie man hört, ist auch di, Einberufung der Finanzcommission, welche bekanntlich im September bereits zusammentreten sollte, noch nicht aufgegeben, vielmehr sind erneute Berathungen über die dieser Commission zu unterbreitenden Vorlagen einge- treten. Namentlich sollen in dieser Beziehung zwischen dem Ministerpräsidenten und dem Finanzmimster wiederholte Be sprechungen stattgefunden haben. — Mit Rücksicht auf den gegenwärtigen verhältnißma'ßig erfreulichen Zustand in dem Befinden Sr. Maj des Königs ist, der „N. Pr. Z." zufolge, bereits vor einigen Tagen die Anordnung getroffen worden, daß allen öffentlichen Lustbar keiten in der Hauptstadt in früherer Weise freier Lauf ge lassen werde. Entsprechende Anweisungen sollen auch den Provinzialbehörden zugegangen sein. München, 27. Oktober. (A. Z.) Nach einer neuen aller höchsten Entschließung Sr. Majestät d,S Königs wird daS bayrische Nationalmuseum nicht nach Schleißheim kommen, sondern in der Herzog-Max-Burz dahier ausgestellt werden. — So viel man hier vernimmt, sind die falschen lOGulden- Banknoten im Städtchen Kitzingen in Untrrfranken fabricirt worden und ist von den zwei dabei am meisten Gcavirten einer bereits zur Haft gebracht. / Weimar, 28. Oct. In den beiden letzten Tagen wurde vor den Assisen hier der Proceß gegen die Witwe Bezold von Weimar verhandelt. Die Angeklagte, welche beschuldigt war, ihren Ehemann, den Fleischermeister Bezold, infolge eines mit Vorbedacht und Ueberlegunq gefassten Ent schlusses dadurch, daß sie ihm wiederholt im April und Mai d. I. Arsenik beibrachte, getödtet zu haben, wurde gestern Abend mit 8 gegen 4 Stimmen freigesprochen. — Der be kannte vormalige Pfarrer Steinacker zu Triest ist nunmehr als Pfarrer in Buttelstedt, zu welcher Stelle ihn der Patron vorgeschlagen hatte, von der obern Kirchenbehärde bestätigt worden. — Kuno Fischer, bisher außerordentlicher Professor in Jena, ist von den durchlauchtigsten Erhaltern der Univer sität zum ordentlichen Professor in der philosophischen Fakul tät ernannt worden. ? Gotha, 28. Oktober. In der verflossenen Nacht starb nach längern Leiden infolge d,S Nervens»,berS der Hofrath Bernhard PertheS, Chef deS berühmten geograpbischen In stitut« unter der Firma JustuS PertheS, in der schönsten Kraft Feuilleton. Mittwoch, 28. Oktober: Lioirse musicule, gegeben von Clara Schumann und Joseph Joachim. Der übermäßig gefüllte Saal bewir« die hohe Schätzung und die warme, persönlich» Tbeilnahme, weiche der genialen Bi» uwsin hier verehrend und aufrichtig gezollt wird, und zeigte eben so sehr die Empfänglichkeit, mit der man die Leistungen Joachim'« nwarteie, der zu den Geigern ersten Range« in der »dein klas sischen Richtung gehört. Die künstlerische Meisterschaft der Pianistin, deren vollendete Technik nur zum schönen Ausdruck >»er klar durchgeistigten und poetisch empfundenen Auffassung NN, bedarf keiner neuen Darlegung für da« hiestge Publicum ; wohl aber sei die Bewunderung ausgesprochen, daß sich Frau Cchumann diesen Schwung ihrer Phantasie, die immer rege, senk Beseelung und Energie ihre« Vortrag«, die besonnene <larheit und Objektivität ihrer Intentionen und die männliche Üuskauer ihrer Technik nicht bloS so voll erhalten, sondern viel mehr gesteigert zu haben scheint. Ihr Spiel hat dir seltene tiigenschast einer wahrhaft künstlerischen Individualität, stet« qiiftig zu interesstren, und nur durch die Musik selbst, nie durch virtuose Effecte. Dies» Eigenschaft ist auch Joachim eigen. Ein stiner, voller und weicher, im Piano sanft verschleierter Ton, eine ganz vorzügliche Bogensührung, rin durchau« edler, ge diegener Styl der Behandlung und eine musterhafte, fllberklare Intonation zeichnen sein Spiel au«; rbrnsosrbr tiefe Innerlich keit, Wärme und hohe Anmuth de« Au-druck-, der sich durch »in« geistreiche, mit feinstem Gefühl und Geschmack durchbildete, meisterhafte Technik zu vollendeter Wirkung gestalte». Die korrekte Klarheit, symmetrische Abrundung und saubere Reinheit der Passagen und Tonleitern sind tadellos, und die nie getrübt«, reizvolle Schönheit de« ToncoloritS, sowie die Leichtigkeit und ruhige Haltung, mit welcher der Spieler sei» Instrument b«. herrscht, macht den wohlthuendsten Eindruck und fesselt die empfindende Hingebung der Zuhörer ungestört. Von außer ordentlicher Schönheit ist in der Lantilene Joachim'- Heraus, ziehen, Verbinden und Tragen der Töne, frei von jedem zerren den Hinüberziehen und jedem sentimentalen Affekt, voll Schmelz, elegischem Kolorit und einfach zartestem Gefühl. Nach den ge hörten Vorträgen zu urtheilen, herrscht in Joachim - Spiel eine weiche, träumerische und lyrische Stimmung vor, obwohl diese vorwaltende Neigung seine- Naturell« einen charakteristische» Reichthum seiner Vortrag-art und Auffassung nicht ausschließt. Wir hörten von beiden Spielern Mozart'« A-ckur-Sonate und Beethoven'« große Sonate op 47, Ausführungen, die durch Geist, künstlerische Vollendung und die innigste Einigung deS Zusammenspiel« höchsten Genuß gewährten, auch wo eine andere Wendung der Auffassung und Wiedergabe im Einzelnen denkbar blieb. Bon wunderbarster Wirkung waren ohne Zweifel Beetho ven'» Andante und Bariationrn und dessen Romanze in 6-ckur für Violine. I. G. Bach'« „Liarconna" für Violine allein zeigte den Lirtuosen in älterer rlasfischrr Richtung und in voller llebrr- Windung ungemeiner Schwierigkeiten. Der Charakter Bach'schrr Musik war in der Behandlung allerding« nicht völlig eigenthüm- lich und entschieden wiedergegeben; e« «rat dafür eine moderne Romantik de« Au«bruck« «in, die indeß mit edelm Geschmack, künstlerischem Sinn und geistvoller, ftiner Nuancirung der Form dem alten Meister angepaßt war, dem e« alle Ehre macht, daß stiller Musil auch der poetische Schnitt unsrer Empfindungs weise vollkommen kleidsam und zierlich steht. Fran Clara Schu mann spielte noch zwei interessante Claviersiücke von Domenico Scarlatti und symphonische Etüden (vz». 13) von R. Schumann, die sich jedtnfall« nicht für den Conkertsaal eignen ; sie machen einen peinvollen Eindruck durch da- Spiel mit stofflosen, träumerisch brütenden, musikalischen Abstraktionen und durch die Ermüdung, welche sie der Virtuos!« durch enorme resuliatlose Schwierigkeiten bereiten müssen. Hoffentlich haben wir noch ein zweite« Coneert von beiden Künstlern zu erwarte», welche« da« musikalische Publikum gewiß mit regster Theilnahme entgegennehmen wird. C. Banck. Dresden, 2V. Oktober. Zweite« Theater. Indem vielbesprochenen Stücke „ThereseKroueS" von Karl Haffner gastirte gestern Frau Hermine Wölfl« vom Friedrich-Wildeln» städter Theater in Berlin. Die löblichen Eigenschaften dieser routinirten, ansprechenden Soubrette find in diesem Blatte bereit» besprochen worden. Leichte-, gewandte» Spiel, charakteristische Anwendung mimischer Begabung, möglichster Anschluß der Sprache und Stimmlage an die zu gewährende Leistung zeich- rieten Frau Wölfl« au«. Dab«i muß erwähn» werden, daß eine gewisse Schwäche der Stimme auf der kleinern Bühne vollständig unbemerkbar blieb und die gesungenen Couplet» hier nur Leichtig keit, nicht Anstrengung verrirthen. Eine überaus feine Toilette hob die körperlichen Vorzüge und die angenehmen Bewegungen der vielfach durch Applau« begünstigten Künstlerin. Da« Theater hätte reichern Besuch verdient. — Die übrigen Darsteller de» Stücke« find bereit« hinlänglich besprochen. Doch ist Herrn