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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redaeteur: I. G. Hartmann. 1R/W Lrsch.tnt «tt «»»nahm» d» Sonn. v Pret» für da» »tertkljabr 1^ Thalir. .'US und Krsttag» tLgltch «b.nd» und ist Mtttwom, VNl 30. Tememver. Ins»tton».G,dühr»nfürdenRau« E" "E durch all» Postanstaltrn zu beztrhtn. «tn»r gespaltenen Zeil» 1 Reugroschen. » t._: Amtlicher Theil. Dresden, 29. September. Se. Majestät der Kaiser von Oesterreich sind heute Nachmittag ^4 Uhr von Wien hier »ing,troffen und im Königlichen Schlöffe abgetreten. Dresden, 29 September. Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Sachsen-Weimar ist heute Nach mittag halb 3 Uhr nach Weimar abgereist. Richtamtlicher Theil. Aebersicht. Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. — Dresden: Ankunft des Kaisers von Oesterreich. Armee revue. — Wien: Tagesbericht. Die Verpflegung der Gerichtsgefangenen. — Berlin: Reisen Sr. Maj. des Königs und des Handel-Minister-. Beabsichtigte Aende- rungen in den Telegraphengebühcen. — Stuttgart: Kaiserzusammenkunft. Kirchentag. Künstlerversammlung. — Weimar: Hohe Gäste. — Oldenburg: Vom groß herzoglichen Hofe. Wiedereinberufung deS Landtags wahr scheinlich.— Pari-: Maßregeln betreffs der Getreiderin- und Ausfuhr. Differenz zwischen Sir Campbell und Lord Canning. — Bern: Beschlüsse deS waadtländischen Großen Raths in der Eisenbahnfrage. — Madrid: Land- winhschafiliche Ausstellung eröffnet. — London: Tages bericht. Fortgang der Werbungen. — St. Petersburg: Ordensverleihungen. Bestrafungen. Ueberschwemmung. Local- und Provivzialangrlegeuheiten. Dresden: Gesindebureau. Postexpeditionen. Neue Firmen. — Leipzig: Sparkasse und Leihhaus. — Freiberg: Pastor Uhlmann« Abschied. — Großschönau: Brand. — AuS dem Voigtlande: Industrielle«. Feuilleton. Vermischtes. Inserate. Tageskalender. Börseunachrichten. Beilage. Mittherlungen über die Thatiakeit der königl. Staats anwaltschaften resp. Bezirksgerichte im 2. Quar 1al18S7. ° " Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. London, Dienstag, 2S September. Soeben hier eingelaufene amtliche Nachrichten melden auS Kal kutta, daß, soviel am 23. August dort bekannt war, Lucknow am 2. nur wenig Lebensmittel hatte und von Rena Sahib blokirt wurde. Ein Correspondent der „Post^ sagt, Nena Sahib sei ertrunken. AvS Hongkong vom 1«. Sept, erfährt man, daß Kanton scharf blokirt wurde. AuS Bombay find Nachrichten bis zum St.August angekommen. Die „Bombay-TimeS" bezeichnet die Lage al- trostlos. Delhi war am L2. August noch nicht genommen. General Nicholson stand mit be deutenden Verstärkungen einen Tagemarsch vor Delhi. Nach seiner Ankunft sollte ein Angriff auf die Stadt unternommen werden. DaS Königreich Aud befand fich »och in völligem Aufstande. General Havelock stand noch immer in Kawupur Er hatte den Feind mehrmals geschlagen und ihm etliche Kanonen ab genommen. Gulab Singh ist am 2. August gestor- veu. — In Russirabadinder Präsidentschaft Bom bay hatte ein Infanterie-Regiment entwaffnet werden müssen. In mehrer« Sipahi» Restimentern zeigten fich bedenkliche Symptome. — Auch m der Präsidentschaft Madras kamen Widersetzlichkeiten vor. Ein Ca- Valerie-Regiment weigerte fich, nach Bengalen zu marschiren, und mußte entwaffnet werden. — In La hore empörte fich ein Infanterie Regiment und mor dete den Commandanten Spencer. Doch gelang eS später, die Meuterei zu unterdrücken. — Der Rest des (33 *)?) Regiments ist von der Insel Mauritius in Bombay angekommen. Aus Hongkong wird gemeldet, daß Lord Seymour Fluß und Hafen in Belagerungszustand erklärt habe. *) Die Zahl war in der Depesche ausgelassen. Anmerk. d. Red. Dresden, 29. September. Se. Majestät der Kaiser von Oesterreich sind heute Nachmittag kurz nach ^4 Uhr mittelst ExtrazugS von Wien hier ring,troffen, begleitet von Sr. kö niglichen Hoheit dem Kronprinzen und dem hiesigen kaiserl. österreichischen Gesandten, Fürsten von Metternich, welche Allerhöchstbemselden bis Bodenbach entgegen gereist waren. Se. Majestät der König und Se. königliche Hoheit der Prinz Georg empfingen Se. k. k. apostolische Majestät bei der An kunft auf dem Perron des Bahnhöfe«, woselbst auch die zur Zeit am königlichen Hofe weilenden Gaste, Jkre königlichen Hoheiten der Kurfürst von Hessen, der Großherzog von Meck lenburg-Schwerin, Ihre Hoheiten die Herzoge von Sachsen- Altenburg und Nassau und der Erbprinz von Sachsen-Mei ningen, sowie Se. königl. Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen zur Begrüßung deS Kaiser« anwesend waren. Im Bahnhofe war eine Compagnie deS 3. JnfanteriebataillonS mit der Fahne und der BataillonSmusik als Ehrenwache auf gestellt. Wahrend Se. Majestät der Kaiser in Begleitung Sr. Majestät deS König- und des Krieg-Ministers die Front derselben abschritten, spielte die Musik die österreichische National hymne. Se. Majestät der König trugen die Jnhaberuniform Ihr,« k. k. österreichischen Kürassiere,gimentS und da- große Band de« St. StephanordenS, Se. Majestät der Kaiser öster reichische General-uniform und da- große Band der Raulenkrone. Beide Majestäten begaben Sich sodann mit Sr. königlichen Hoheit dem Kronprinzen in einem offenen Wagen und be gleitet von einem dreimaligen Hoch de« zahlreich versammel ten Publicum- nach dem königlichen Schlosse. Wie wir vernehmen, werden Se. k. k- apostolische Majestät morgen hier am königlichen Hof« verweilen, Donnerstag früh Sich nach Weimar und von dort sodann nach Ischl begeben. Zur Dienstleistung bei Allerhöchstdens,lben ist der Generalleutnant v. Mangoldt beordert; den Extrazug begleitete der StaalS- eisenbahndirector geh. Finanzrath v. Tschirschky. Dresden, 29. Sept. Die Herbstübungen d,S in und bei Dresden concentrirten königl. sächsischen ArmeecorpS be gannen gestern mit einer Revue im großen Ostcagehege. Die Truppen waren unter dem Befehle de« ältesten General-, Generalleutnants v. Mangoldt, in vier Treffen, Front nach der Elbe, nach folgender Ordre-de-Bataille ausgestellt: Die Infanterie, 20 Bataillone, incl. 4 Jägerbataillone, unter den Befehlen Sr. königl- Hoheit deS Kronprinzen, bildete da« erste und zweite Treffen, und zwar standen im ersten Treffen unter Generalmajor v. Treitschke die Kriegsschule und die zweite Infanteriedivision, bestehend aus der Lrid- und ersten Jnfanteriebriqade, dem ersten und vierten Jäger bataillone; Summa 10 Bataillone; im zweiten Treffen unter Generalmajor v. Friederici die erste Infanteriedivision, beste hend au« der zweiten und dritten Jnfanteriebrigade, dem zweiten und dritten Jägerbataillon; Summa 10 Bataillone. Die Reiterei, 20 Schwadronen als dritte- Treffen unter Generalmajor v. Radke, setzte sich auS der ersten Reiter brigade (Garde- und erste« Reiterregiment) unter Oberst Frei herrn v. Apel und der zweiten Reiterbrigade (zweit,« und dritte- Reiterregiment) unter Generalmajor v. Nostitz-Drze- wiecki zusammen. Das vierte Treffen unter Generalmajor v. Rouvroy wurde auS zwei Artillerie-Fußbrigaden ü 3 und einer reitenden Artilleriebrigade s 2 Batterien, sämmtlich » 4 Geschütze, Summa 32 Geschützen, ferner au« der Pio nier- und Ponton!,rabtheilung und der SanitätSabtheilung gebildet. Der gejammte Bestand unter den Waffen be trug 13,671 Mann, 2542 Pferde, 32 Geschütze. Seine Majestät der König erschienen bald nach 11 Uhr, beglei tet von Ihren königlichen Hoheiten dem Kurfürsten von Hes sen, dem Prinzen Albrecht von Preußen, dem Großherzoge von Sachsen-Weimar und dem Großherzog» von Mecklenburg Schwerin, sowie von Ihren Hoheiten dem Herzoge von Sachsen-Altenburg, dem Herzoge von Nassau und dem Erb prinzen von Sachsen-Meiningen. In der ebenso glänzenden als zahlreichen Suite befanden sich der Staat-mlnister Frei herr v. Beust, der diesseitige Gesandte am kaiserlichen Hofe zu Pari«, Herr v- Seebach, und «ine große Anzahl zu den Manövern hier anwesende fremde Offiziere. Nach dem Se. Majestät die Fronten abgeritten, erfolgte da erste Defiliren in offenen Colonnen; von der Infanterie in Compagnien, von der Reiterei und Artillerie in Zügen im Schritt; da« zweite Defiliren von der Infanterie in geschlos senen BataillonScolonnen in Compagnien, von der Reiterei in offenen Colonnen in Schwadronen im Trabe, von der Artillerie in Batteriefront; die Fußbatterien im Schritt, die reitenden Batterien im Trabe. Nach dem zweiten Defiliren formirten sich die sämmtlichen Truppen in einer concentrir- ren Colonnenlinie, Front nach der Friedrichstadt. Se. Ma jestät geruhten unter dem „Hoch" der Truppen nochmals vor deren Mitte zu reiten und sprachen Höchstihre vollste Zu friedenheit mit der Haltung und Ausrüstung de« Armee corpS au«. LLien, 27. Sept. (W. Bl ) Der k. k. österreichische Bot schafter am kaiserl. Hofe zu Pari«, Herr Baron v. Hübner, machte heute seine Abschiedsbesuche und wird morgen nach Paris zurückkrhren. — Der Herr Minister de« Aeußern, Graf Buol-Schauenstein, beabsichtigt seine Urlaubsreife nach Karlsbad am Montag anzutreten. — Da« Justizministerium hat eine für alle Kronländer, da« lombardisch-venetianische Königreich ausgenommen, geltende Vorschrift über da« Ver- pflegungSwesen der Gefangenen bei den Gerichtshöfen erster Instanz, bei den städtisch-delegirten Bezirksgerichten, so wie den selbstständigen Bezirksgerichten, erlassen. Danach haben die Gefangenen zur Nahrung täglich eine Suppe und eine zweite warme Speise, und an Sonn- und großen Feier tagen nebst diesen zwei Speisen auch Rindfleisch im Gewichte von einem Viertelpfund im gesottenen Zustande ohne Knochen zu erhalten. Die Lagerstätte, da« Ausmaß der Kerzen, die Kleidung und Wäsche werden nach den bisherigen Instructio nen geliefert. Berlin, 28- Sept. (B Bl.) Dem Vernehmen nach geht de« König« Majestät nicht zu den Festlichkeiten nach Dir- schau rc., wohl aber in nächster Zeit nach Schloß Sagan, Sprottau rc. — Der Handelsminister v. d. Heydt ist heute früh ^7 Uhr, in Begleitung einiger Räche seines Ressort«, darunter auch der geh. Baurath und vertragende Rath Hüben», nach Stettin abgereist. Wie wir hören, steht diese Reise mit dem Projekt der Erweiterung Stettin« in Verbindung. Schon morgen Abend gedenkt der Herr Minister von Stettin wieder nach Berlin zurückzukchren. — Ihre kaiserliche Hoheit die Feuilleton. Dresden, 28. September. Ho ft he ater. Gestern fand »ine Wiederholung der am 28. August mit unvergleichlichem Er- folge gebotenen Darstellung von Goethe'« „Jphigenia in Tauriü" statt. Bor der Anwesenheit hoher Gäste und eine« zahlreichen Publicum« entfaltete fich in rlasfischer Schöne der Geniu« von Frau Bayrr-Bürck, deren Jphigenia eine höchste Gabe deut scher Schauspielkunst sein dürfte. Die Herren Quanler (Urka«), Winzer (Lhoa«), Marimilian (Orest) und Liebe (Pylade«) gruppirten fich edel und plastisch um da« leben- spendende Gebilde der genannten Künstlerin. B. Dresden, 29. September. Zweite« Theater. Herr Direktor NeSmüller hat fich hinsichtlich seiner Abendvorstellungen seit Sonntag in die Stadt geflüchtet (Allstädter Gewandhau«), und das ist sehr wohlgethan. Für die Nachmittagvorstellungen im Freien ist da« Wetter wieder schön und warm geworden. Fräulein Frida v. Schütz, diese» früh» bereit« lebhaft be sprochene originelle Talent für die österreichische Posse, erfreute gestern Abend da« Publicum in der „weiblichen Schildwache", Baudeville von Friedrich, und in den „Zillerthalern", Singspiel von Nesmüll». Der jungen Schauspielerin reiche Gabe, ein fache, naive und naturwüchfige Mädchencharaktere auch in ihren Atußrrungen kindlichen Trotze«, kindlicher Ungezogenheit, über sprudelnder Lebhaftigkeit, Schlauheit »c. in anziehender Wahr haftigkeit darzustellen, sollte an Stücke, wie di» „weibliche Schild wache'", nicht weggeworfen werden. Die Sache grenzt hier an platt» Gewöhnlichkeit und Unzarthrit. Da« Singspiel Res- müller'S eignet sich ganz vortrefflich dazu, die südliche tiroler GemüthSwelt in den Norden zu verpflanzen. DaS Kath'l der Gästin ist von natürlicher Wahrheit und künstlerischer Ab- rundung, wie Herrn NeSmüller'« eigner, warmer Humor in der Rolle deS Silberfranzel anziehend erscheint. — Schon bei ihrem ersten Auftreten machten wir Fräulein v. Schütz auf die Schwierigkeit aufmerksam, in dem begrenzten Genre ihrer Rollen sich vor Manierirtheit und vor einem zu scharfen Auftrag de« Eolorit« zu bewahren. Der Geschmack de« Publicum«, wie er in Berlin bei den zweiten Bühnen oft hervortritt, vermindert jene Gefahr nicht, die wir von einem so bedeutenden Talent gern gemieden sehen möchten. L. Meißen, 27. September. Vor kurzem hatte die Inhaberin de« bekannten MagnuS'schen Theater« zu Dresden beim hiesigen Theatervorstand um die Erlautniß, einige Vorstellungen auf hiesiger Bühne geben zu dürfen, nachgesucht. Selbstverständlich wurde diese« Gesuch zurückgewiesen. Für heute Abend hatte ein Herr vr. Ban dem er au« Dresden unter den glänzendsten Versprechungen eine theatralische Abendunterhaltung dem Publi cum angepriesen, in einer Weise und Form, daß da« Direktorium de« hiesigen Theateractienverein« kein Bedenken zu haben Ursache hatte, ihm die Erlaubniß zu Aufführung der annoncirten Vor stellung zu geben, zumal da« Auftreten von Persönlichkeiten zu- gesichert wurde, dem man mit Vergnügen entgegensah. Die Vorstellung ist vorbei, und zu Wahrung de« Geschmacks de« Meißner Publicum» sei hier bemerkt, daß wir gewünscht hätten, da« Theaterdirrctorjum habe lieber der Witwe Magnu«, al« Herrn vr. Bandemer die Erlaubniß zu Aufführung derartiger theatralischer Auswüchse erthrilt. — Sin einziger Lichtpunkt bei der heutigen Vorstellung war da« Auftreten der Tänzerin Fräus. Crasselt au« Dresden, welche in der That Vorzügliche« leistete, und nur zu beklagen ist e«, daß diese junge Dame, welche in ihrem Fache zu den größten Erwartungen berechtigt, sich her- beigelaffen hatte, unter den Auspicien de« Herrn vr. Bandemer aufzutreten. R Theater. Berlin. Die am Hoftheater gegebene komische Oper „Der Kadi" von Thoma« behandelt einen possenhaft und albern angelegten Tert mit seichter, parodirender und carikirender Musik, die nur die Anerkennung ein» gewandten und eleganten Technik in Anspruch nimmt. — Frau Ristori hat bereit« in Madrid ihre Vor stellungen unter großer Begeisterung de« Publicum« begonnen. — In Pari« werden zum nächsten Sommer in den Champ« ölysöeS vier Theater eingerichtet. * Die Entwürfe für da« Wellington-Denkmal in derSt. PaulSkirche zu London. (Schluß de« gestern abgebrochenen Artikel«.) Die Entwürfe zum Wellington-Denk mal, soweit sie von Engländern stammten, zeigten alle ohne Ausnahme diese bedenklichen Mängel, und zwar um so ver stärkter, je größere Gruppirungen durch die größern Maßverhält- nisse geboten waren. ES ist unnöthig, diese Entwürfe näher zu beschreiben. Bereit« hat fich der „Punch" ihrer bemächtigt, und in der That ist hier einzig die Komik die richtige Waffe; ,S be durfte nur weniger Federstriche, um jene vermeintlich historischen Eompofitionrn augenblicklich zur handgreiflichsten Caricatur um- zugestalten. Die Mehrzahl derselben war dergestalt, daß kein deutsch» Künstler, auch nicht der schwächste Anfänger, fle au«, zustrllen gewagt hätte; sicher wenigsten« hätte ihnen keine deutsch,