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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redaetenr: I. G. Hartmann. -Uz- «rschttut »tt «»«nah«, der Soan- Pret« für da« »tertelj^r 1^ Ttz-ler. «/»§ I UH »Nb Fefttage tL-ltch «dend« und Ist , V0N 18. Insertion«.«»dichrrn für den Stau« U E durch alle P-st-nst-lten »u de,tehen. " einer gespaltenen ArU» 1 Reugroschr«. G « Amtlicher LH eil. Dresden. Se. Majestät der König haben die erledigte Professur für theoretische Thierhrilkunde an der Thierarznei- schul, zu Dresden, sowie die damit verbundene Steve eine« ordentlichen Mitgliedes der Commission für daS Veterinärwesen dem zeitherigen Lehrer an der Thierarjneischule zu Berlin, vr. August Gottlob Theodor Leise ring, zu übertragen geruht. Nichtamtlicher Lheil. Uebersicht. TageSgeschichte. Wien: TageSneuigkeiten- — Pesth: Der Hasenneudau. Landwirthschaftliche Lehranstalt. Dampf schifffahrt aufder MaroS.— A uS dem Hrrmannstädter Kreise: Di« Aehntfrage der Geistlichen. — Berlin: Abreise des Kaisers von Rußland- Aus den Verhandlun gen der evangelischen Freunde. Königliche Geschenke nach Rußland. Berichtigung. — München: Explosion. — Gera: Vom Hofe. Entlassung von Eisendahnarbeitern. Besteuerung der Bank. — Frankfurt: Vom Wohlthä- tigkeilScongresse. — Part«: Die St. Helena-Medaille. Em« indische Familie. Der Brand im RedactionSbureau des „Moniteur". Die Manöver in ChalonS. Reparatur der Orgel im Dom zu Straßburg. — Turin: Der Ge sandte in Florenz bei der Anwesenheit de« Papste« daselbst. — London: Eindruck der neuesten Nachrichten aus In dien. Vermischtes. — St. Petersburg: Eisenbahn bauten. Vernichtung von Papiergeld. — Ostindien: Er gänzend, Nachrichten aus der neuesten Ueberlandpost. — New-York: Die Expedition nach Utah. Aufruhr in Pucatan. Local- und Prvvinzialaugelegeuheiten. Dresden: Einweisung deS Professors Leisering. — Leipzig: Dienst- botenbelohnung. Todesfall. — Chemnitz: Feuer. — Freiberg: Vom Gewerbeverein. Sparkasse- Armen pflege. — Reichenbach: Ein jugendlicher Verbrecher. — Aii-tau: Mission-fest.—Grün Hain. Feuer. — Elster: Badefrequenz. Oeffentticbr GrrichKver-auslrmgrru (Dresden.) Feuilleton Inserate. Tagetkaleuder- Börseuuachrichten. Tagesgeschichte. BZien, 16. September. (W. Bl.) Se. k- k. Hoheit der Erzherzog Albrecht, Generalgouverneur in Ungarn, wird heute von Ofen hier erwartet, um sich gleichzeitig mit Ihren Ma jestäten dem Kaiser und der Kaiserin in daS UebungSlager der Cavalerie nächst Parndorf zu begeben, wo morgen, Don nerstag, daS erste große Manöver abgehalten wird. — Der Minister für CultuS und Unterricht, Graf v. Thun, ist ge stern von seiner kurzen Urlaubsreife nach Böhmen wieder hier eingetroffen. — Nach Vollendung deS neuen Frachten- bahnhofS vor der MatzleinSdorfer Linie wird der gesammte Frachtenzug vom Südbahnhofe dahin geleitet, und dieser aus schließlich für den Personenverkehr bestimmt werden. Der Frachtenbabnhof wird in großartigem Maßstabe au-geführt. — Dem Vernehmen nach sind die vor zwei Jahren abgebro chenen Verhandlungen wegen Uebernahme der Preßburg-Tpr- naurr Eisenbahn durch die StaatSeisenbahngesellschaft wieder angeknüpft. — RozSa Sandor ist aau> der „M. P." am 10. d. M. nach Ofen gebracht worden, wo er, da ihm noch kein Raubmord nachgewiesen werden konnte, deS Verbrechens der MajestätSbeleidigung angeklagt, vor dem Richtrrstuhle er scheinen wird. Pesth, 13. September. (Oest. 3) Der ungarische Land' wirthschaftSverein wird am 16- November behufs seiner Re organisation eine Generalversammlung abhalren. — Unter den vielen Anstalten, die neuerer seit in Ungarn inS Leben gerufen wurden, ist wohl der im Bau begriffene Hasen in Neupesth eine der wichtigsten. Der heurig, Wasserstand der Donau war dem Baue dieses Hafens sehr günstig; vom Neupesther oder eigentlich Käpoßtüsmegyerer Donauufer an gefangen bis zur obern Spitze der Pesther großen Insel wurde der VerbindungSdamm vollkommen hergestellt, so daß der Donauarm von dieser Seite her gänzlich eingeschlossen ist. Der von dem obern Theile dieses Dammes um die Insel herum auf der Seite deS HauptstromeS begonnene Schutz damm ist bereits bedeutend vorgeschritten. Die Reinigung d,S BetteS im Wasserspiegel d«S Hafens schreitet mit Hilfe zweier Baggermaschinen 'ihrer Vollendung zu; die Schutz wehren werden zumeist von dem au« diesem Bette gehobenen Erdreiche aufgeführt und deren Grund auSgepflastert. Nach dem vorliegenden Plane erhält die Insel in der Mitte einen Durchstich, woselbst da« Wasserthor gebaut wird, theilS zum Durchlässe der Schiffe, theilS aber zur Auffrischung d,S Ha- fenwasserS. — In St uhlweiß en bürg ist die Errichtung einer landwirthschaftlichen Lehranstalt in Aussicht, und wur den die einleitenden Schritte hierzu bereits gemacht. — Die Probefahrt auf der Maro« ist, wie di, „M. S." au« Makü, 5. September, erfährt, vollkommen befriedigend au-qefallen. Infolge dessen sind bereit« die Vorbereitunqen getroffen wor den, um den regelmäßigen Verkehr von Dampfern auf der Maro« einzuleiten. Aus dem Hermannstädter Kreise. (Kr. Atg.) Der Superintendent A. C. ist im verlaufenen Monat« in Beglei tung d»S Generaldechanten Fabini und de« Pfarrers Schuller in Betreff der zu erledigenden Aehrntsache abermals nach Wien adgegangen. Die Meinungen über di« künftige Be soldung der Geistlichen sind verschieden. Einige halten dafür, «S werde bei der Dotirnng nach der eingeschickten neun jährigen Durchschnittsrechnung vorgegangen werden, Andere wieder, eS werde davon abgesehen, nach der Seelenzahl eine« jeglichen OrteS die hiernach berechnete Ausstattung — die jedoch nirgend- 1200 fl. C. M. übersteigen dürfte — vor genommen werden. U Berlin, 16. September. Heute Nachmittag präcis 4 Uhr verließ Se. Maj. der Kaiser von Rußland mit „nem Extrazuge Berlin, um sich über Weimar nach Süddeutschland zu begeben. Aus dem anhaltischen Bahnhofe waren von H4 Uhr ab eine große Anzahl von Generalen lind Stabs offizieren, an ihrer Spitze die Generale v- Neumann, v. Wil- lisen und v. AlvenSleben, erschienen, ebenso hatte sich eine Anzahl von Kammerherren und Hofchargen und russischen Militärs «ingefundrn. Der Hof traf mit seinem kaiserlichen Gaste kurz vor 4 Uhr »in. Anwesend waren Se. Maj. der König, Ihr« k. Hoheiten der Kurfürst v. Hessen, der Herzog von Nassau, der Prinz von Preußen, die Prinz«n Karl, Friedrich Karl, Albrecht, Adalbert, Friedrich der Niederlande, Friedrich Wilhelm von Hessen, Georg von Mecklenburg- Strelitz. Se. Maj. der König, der Prinz Friedrich der Nie derlande und der Herzog von Nassau k. Hoh. trugen russische Generalsuniform, sämmlliche übrige Prinzen die Uniform ihrer russischen Regimenter und Alle das große Band des AndreaS-OrdenS. Nach herzlichem Abschiede von Sr. Maj. dem Könige und den prinzlichen Herrschaften, stieg Se. Maj. der Kaiser, welcher preußische Uniform trug, in den Salon wagen, an welchen sich etwa vier Personen- und ein Güter wagen schlossen. Zum Gefolge Sr- Maj. deS sKaiserS ge hörte außer dem Minister deS Auswärtigen, Fürsten Gortschakoff, so wie dem Statthalter deS Königreichs Polen, Fürsten Gor tschakoff, auch der hier accreditirte russische Gesandte, Baron v. Brunnow, welcher den Aaren bis Darmstadt begleitet. Der Aufenthalt in Weimar wird, wie ich erfahre, nur einige Stunden währen. — Der heutigen Vormittagssitzung der evangelischen Freunde wohnte Se. Majestät der König bei. Auf der Tagesordnung stand: DaS Recht deS evangelischen Bekenntnisses. Der erste Redner war Prof. Pastor Plitt aus Heidelberg. Derselbe sprach sich u. A. dahin au«: der „christliche Staat" sei so aufzufaffen, daß die Regierung des Land,« im Sinne christlicher Lehre gehandhabt werde, baß dieselbe nicht bloS das zeitige, sondern auch daS ewige Wohl ihrer Unterthanen im Auge behalte. Der Staat solle wohl rin religiöser, aber kein konfessioneller sein. Von den übri gen Rednern, unter denen sich Mitglieder aus Amerika, Frankreich und England befanden, erwähnen wir hier nur noch Prof. Vr. Schenkel au« Heidelberg. Derselbe war der Ansicht, daß der Staat allerdings nicht der unbedingtesten GlaubenSlosigkeit Unterstützung gewähren könne. Gegen den Atheismus müsse der Staat einschreiten. Aber die Grenze zu finden, wo der Staat zur Aggression, und wo er zum Schutze vorgehen solle, sei die Schwierigkeit. Die praktische Frage drehe sich um daS den religiösen Körperschaften durch den Staat zu gewährende CorporationSrecht. Dieses werde der Staat billiger Weise allen kirchlichen Vereinen, welch« sich bilden, zuzug,stehen haben- Aber dieselben durch Schutz mittel jeder Art künstlich emporrichten, wie Manche prälen- diren, könne nicht Aufgabe deS Staates sein. — Die Verhandlungen der evangelischen Allianz nehmen ihren regelmäßigen Fortgang. Eine Uebersicht derselben be halten wir uns bis nach dem Schlüsse der Versammlung vor. Von aUgemeinerm Interesse war eine Erklärung, welche k I^ic. Krummacher aus Duisburg über vr. Bunsen'« letzte Werke in der Sitzung vom Sonntag abgab. In dec ge dachten Sitzung zeigt« nämlich Pastor Krummacher der Ver sammlung an, er habe sich eine« Auftrag- zu entledigen, wel cher ihm am Tag» zuvor geworden. Am Freitag nämlich, als dir Versammlung In Sanssouci auf dem Perron d«S königlichen Schlosse- gestanden, habe der ehrwürdige Geist liche Merle d'Aubigne vor allen Anwesenden den ehemaligen preußischen Gesandten in London, Ritter Bunsen, umarmt und ihn geküßt. Dieser Act sei vielen in der Versammlung ausgefallen und habe dieselben schmerzlich berührt. Bunsen habe bekanntlich in seinen beiden letzten Werken sich theilS dem Rationalismus, theilS dem RomaniSmuS zugeneigt erwiesen und auch Merle d'Aubigne selbst darin angegriffen. Ec — Pastor Krummacher — habe e» nicht über'- Herz bringen können und Merle d'Aubigne um Aufschluß gebeten. Den habe er denn auch bekommen gleichzeitig mit dem Auf trage, ihn möglichst weiter unter die Brüder zu verbreiten. „Dor längerer Zeit seien sie, Merle d'Aubigne und Ritter Bunsen, sehr befreundet gewesen und selbst noch damals, als Bunsen das Gesangbuch schrieb, habe er vielfach mit ihm in Verkehr gestanden. Damals war Bunsen sein Freund und seine Freunde lasse er nicht fahren. Im Uebrigen habe nicht er Bunsen geküßt, sondern Letzterer habe ihn zu sich herangezogen. Er verabscheue aus dem Grunde sein,« Her zens die in den beiden angeregten Werken vorhandenen Jrr- thümer Bunsen'S und habe diesem das auch bei der in Rede Feuilleton. Dresdner Kunstausstellung von L8L7.*) (Fortsetzung de- V. Artikel«.) Plüddemann, welchem die Entdeckung Amerika- schon zu mehrern Bllvern Veranlassung gab (wir erinnern un« unter Anderm eine- recht gelungenen Bilde- in der Eonsul Wagner'« schen Sammlung in Berlin), hat die-mal „ColumbuS in der DiSputation mit der gelehrten Junta in Salamanca" (Nr. 185) ausgestellt. Der kühne Weltumsegler steht am äußersten Ende einer Tafel, um welche die Junta Platz genommen hat; auf Plinius, Aristoteles und Seneca sich stützend, sucht er an einem vor ihm stehenden Globus den Beweis von der sphärischen Ge« stalt der Erde zu liefern und der Versammlung Glauben an den Inhalt seiner Mission einzuflößen. Seine Gegner, hartnäckige Bmheiviger deS Dogmas, scharfsinnige Dialektiker fahren daS ganze schwere Geschütz der Tradiiion auf, um daraus die ketzerischen Ansichten und Lehren deS kecken Neuerer» zu wider legen und zu vernichten. Unter der gut gruppirren Zuhörerschaft erblicken wir einige recht charakteristische Köpfe; hier lesen wir Fanatismus in den Zügen, dort Beschränktheit oder den Hoch muth der Gelehrsamkeit, ja selbst aufkeimende Theilnahme an der neuen Wissenschaft; besonder- ist ein Mönch gelungen, welcher, hinter dem l^wtantiu» kirmianus verschanzt, mit lauernden Blicken, über seinen Nasenqurtscher schielend, aufmerksam der Deduktion folgt. Lolumbu» selber erscheint zu hausbacken; man wünscht sich denselben ander» aufgefaßt, man sucht mehr Geist *) Vgl. Nr. 165, 166, 17S-I75, 181—18L, 185, 186, 198, 2)2, 203, 215 d. Bl. und Unternehmung in dem Manne, sein Antlitz muß von tiefer Ueberzeugung leuchten, welche von der Hartnäckigkeit und Weis heit dieser Versammlung nicht erschüttert werden kann. WaS übrigens den Stoff deS BildeS betrifft, so steht er aus der Grenze deS malerisch Darstellbaren, denn eine DiSputation kann man nicht malen. Der Inhalt der Rede, die Ideen und Gründe deS ColumbuS sind nicht plastisch au-zudrücken, wir sehen nur einen Redenden und viele in verschiedenen Stimmungen Hörende; um wa» «S sich handelt, sehen wir eigentlich nicht, und daS Ganze fällt in lauter Einzelnheilen auseinander. Eben so wenig läßt sich Hamlet, über Sein oder Nichtsein monologi- firend, malen, oder Maria, wie sie, nach Klopstock, sich mit Por« ria, deS PilatuS Gattin, über die Glückseligkeit deS ewigen Leben unterhält, oder Uhland'S Gedicht „HanS und Grete", wo ein Witzwort die Spitze deS Ganzen ist, und selbst Lesflng'S Huß vor dem Concilium zu Lonstanz muß in dieser Beziehung al- ein Mißgriff bezeichnet werden. Immer ist e» eine Verirrung der Malerei, wenn sie malt, wa» zwar an sich anschaulich, aber ohne Wort« nicht verständlich ist: Momente, wo ein Innerliche- dar gestellt werden soll, wa- in Figuren zwar ungefähr, aber nicht in der Bestimmtheit zum Au-druck kommen kann, um welche eS sich bei dem gewählten Stoff eben handelt. DaS Bild hat beson der» in der Farbe viel Berd'tnstliche-, und je länger nur un- bet der Betrachtung diese- und deS vorhergehenden Bilde- aufge- halten haben, je mehr mag darau- hervorgehen, wie viel Achtung wir vor diesen Werken haben. „Mariä Verkündigung" von A. Diethe' Schüler deS Pro fessor« Bendemann, ist eine fleißige, mit Empfindung durchge führt« Arbeit; nur würde rin geläuterte«- Schönheit-gefühl mehr Abwechselung in die Bewegungen gebracht und di« Linien der Hauptumriffe der Figuren nicht alle nach einer Richtung ge führt haben; auch ist die materielle Seit« der Farbe, wie un- scheint, besonder- in der Gewandung deS Engel- nicht ganz überwunden. Von demselben Künstler ist ein gute- männliche- Porträt au-gestellt. (Forts, folgt.) Dresden, 17. September. In einer lUatinee wuricale im Saale deS EonservatoriumS producirten sich gestern der Violinist Herr S. Frassinetti au- Genua und Herr A. Uttner vor einem sehr kleinen Publicum; denn um die Ungunst der Jahres zeit für Conrerte zu besiegen, würde eS bekannterer Namen und sehr hervorragender Leistungen bedürfen. Herr Frassinetti spielt die Violine mit sehr sauberer Fertigkeit und ansprechendem Salonqeschmack. Der Vortrag der Eantilene, wie namentlich Prume'S „Mälancolie" zeigte, ist zart und elegant, und die sehr hübscht Ausführung deS Staccato», Tremolos rr. bewies eine leichte und gewandte Bogenfübrung. Für die eigentliche Bravour in den Passagen und einen größer» Styl de- Spiel- ist der an genehme, aber schwache und dünne Ton nicht geeignet, und die Virtuosität Herrn Frassinetti'» hat sich überhaupt mehr *der kunstfertigen Spielerei mit Flageolettönen rc. zugewendet; die „Variation-" von Paganini und der „Earneval von Venedig" von Ernst verlangen aber eine vollkommene Besiegung dieser Schwierigkeiten und zudem die Zugabe eine» geistig eigenthüm- lichen und charakteristischen Vortrag». Herr A. Uttner besitzt in der höher» Lage der Stimme einige klangvolle treffliche Töne, di« eine Ausbildung de« Material» vielleicht lohnen; aber ehe diese erlangt ist, möchte ein Auftreten in Concerten namentlich nicht rathsam sein. C- B.