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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur, I. G. Hartmann. -V186. Erscheint «lt Ausnahme der Sonn, und Festtage täglich Abend» und ist durch alle Postaaftalten zu beziehen. Mittwoch, den 26. August. Prei« für da« Vierteljahr Thaler. Insertion«.Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile l Neugroschen. I8S7. Amtlicher Th eil. Dresden, 23. August- Se. Majestät, der König, haben geruht, dem Leutnant a. D. und Rentbeamten zu Dresden, August Naundorfs, bei Gelegenheit seines 50jährig«n Dienst-JubelfesteS wegen geleisteter guten und treuen Dienst, da« Ritterkreuz de« Verdi,nst-Ordens zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. Hledersicht. ragetgeschichle. Telegraphische Nachrichten. — Dresden: Geh. Reg.-Rath Susemihl -j-. — Wien: Der Kaiser wieder nach Ungarn abgereist. — Berlin: Der bevorstehende Besuch deS Kaisers Alexander. Dir Gutachten über daS Handelsgesetzbuch. Borbereitungen zu den Manöver». Herr v. Wildenbruch. — Danzig: Eine österreichische Flottille erwartet. — AuS Kur Hessen. Die Ausgleichung mit der Linie Hessen-Philipp-ihal-Barch- feld. — Darmstadt: Die Kaiserin von Rußland. — Ko bürg: Vom Landtage. — Itzehoe: Die Sitzungen der Ständeversammlung wieder begonnen. — Pari«. Ver mischtes. — Florenz: Besuch deS Papst,«. — Genua: Waffenbeschlagnabme in Neapel. — London: Zur Reise der Königin. Peerserncnnungm. — Kopenhagen: Minister Michels,n nach Holstein. Gesandtenernennung. — Stockholm: DaS Befinden de« König«. — St. Pe, terSburg: Firmelung und Verlobung der Prinzessin Cäcilie. — Ostindien: Zur Situation. Die neuesten telegraphischen Nachrichten. Local- und Provinzialangelegenheiten. Erledigte Schulstellen. Nekrolog. (Preßler.) Feuilleton. Inserate. Taqetkalender. Börsennachrichten. Tage-geschichte. Telegraphische Nachrichten. Magdeburg, Dienstag, 2). August, Morgens V Uhr. Heute Nacht zerstörte eine große Feuers brunst di^ königlichen Magazine» die. Wittenberger (kisenbahubrücke (?) und circa 30 Häuser. Paris, Dienstag, 2S August. Der „Moniteur" meldet: Der Kaiser werde wahrscheinlich gegen Ende nächster Woche sich zu dem Lager in Chalons begeben und daselbst den ganzen September hindurch verwei len, um die zu veranstaltenden großen Manöver zu leiten. — Außerdem meldet der „Moniteur" die Er- nennung Alexander v. Humboldt s zum Großkreuz der Ehrenlegion. London, Montag, 24. August. In der heutigen Sitzung des Unterhauses erklärte Lord Palmerston, Rußland begehe durch sein Borschreiten in Cirkassien keine Verletzung des Friedensvertrags. Er stellte ferner in Abrede, daß die englische Regierung sich vom Pascha von Aegypten die Erlaubniß zum Durch gang der nach Indien bestimmten Truppen erbeten habe. Nach der Angabe des „Globe" hat die Regierung die Creirung von wenigstens zwanzig neuen Jnfan- teriedatailloucn beschlossen. Dresden, 25. August. Das königliche Ministerium d,S Innern ist vcn einem Verluste betroffen worden, welcher auch in weitern Kreisen einen um so kiefern Eindruck machen wird, al« derselbe sehr unerwartet «intrat. Heute Morgen 8 Uhr verschied nach kurzer Krankheit an UnterleibSentzün- dung der geh. Regier.-Rath Franz Susemihl im 4l. Le bensjahr,; er wurde in der Blüthe der Manneskraft einer vielseitigen und bedeutenden Thätigkeit, in welcher er schwer zu ersetzen sein dürfte, entrissen. ÄLtrn, 24. August. (W. A.) Se. k. k. apostol. Majestät sind gestern Nachmittag von hier nach Ungarn abgereist und Abend« halb 8 Uhr in Preßburg angelangt. Bei dem feier lichen Einzuge daselbst wurden Se. Majestät von der sehr zahlreich versammelten Bevölkerung- jubelnd und herzlich be grüßt. lt Berlin, 24. August. Die Nachricht von dem dem nächst bevorstehenden Besuche de« Kaisers Alexander gewinnt bereits bestimmtere Umrisse. So viel bis jetzt in unterrich teten Kreisen bekannt ist, wird der Kaiser am 5. September in Warschau erwartet, daselbst ungefähr fünf Tage verweilen und sodann über Potsdam nach Süddeutschland zu seiner Gemahlin sich begeben. Gleichzeitig taucht natürlich auch da- Gerücht von einer zu erwartenden Zusammenkunft de- Kaisers mit dem Kaiser Napoleon wieder auf, dock läßt man ,S noch unentschieden, ob diese in Potsdam oder in Stuttgart, wo Kai ser Napoleon den Besuch d,S König« von Württemberg zu er- wiedern gedenkt, stattfindrn werde. -- Im Handelsministerium sieht man täglich dem Eintreffen der von dieser Behörde ringefor- derten Gutachten aller Handelskammern und kaufmännischen Corporation,n über da- ihnen zugesandte Handelsgesetzbuch ent gegen, mit welchem zugleich die bi« jetzt zum Beschluß erhobenen Vorschläge der Nürnberger Conferenzen versendet worden sind. Der mit dem 15. k. M. bevorstehende Wiederbeginn der letzter» läßt da« Eintreffen jener Gutachten in den nächsten Tagen erwarten- So viel man au« den Aeußerungen in kaufmännischen Kreisen entnehmen kann, werden sich die ein zelnen Körperschaften überwiegend zu Gunsten deS ganzen Projekt- auSsprechen, welche- längst al- rin Brdürfniß an erkannt worden ist, und darum mit Erwägung der praktischen Vortheile auch die baldig, Herstellung ein,- allgemeinen Handelsgesetzbuch-, so viel in ihren Kräften steht, herbeizu führen bestrebt sein. Ob indessen, wie man beabsichtigte, da- Ganze in der nächsten Zeit so weil gediehen sein kann, daß dem nächsten preußischen LandA-g^ der Entwurf zur Be- rathung und Beschlußnahme wird vorgelegt werden können, ist augenblicklich noch nicht abzusehen. — Die Vorbereitungen zu den Herbstmanövern deS Gardecorps und deS 3. Armee corps fangen hier bereits an, bemerklich zu werden. Die Berliner Landwehr (20. Regiment) tritt mit dem morgenden Tage zusammen, und es steht das Einrücken der bei dem Manöver betheiligten Truppen in die zwischen Berlin, Pots dam und Nauen gelegenen CantonnementS bevor. Nach dem Plan d,S Manöver- ist Berlin von einem feindlichen Armeekorps, welches das 3- ArmeecorpS darzustellen hat, be droht und wird von dem GardecorpS vertheidigt. — Die „N. Pr. Z." hört ,S als wahrscheinlich bezeichnen, daß der auf Urlaub befindliche königl. Gesandte in Konstan tinopel, Generalmajor a. D. v. Wildenbruch, nicht mehr auf diesen seinen Posten zurückkehren wird. — Am 17. d. M. hat die Eröffnung der Dessau-Bitterfelder Eisenbahn für den öffentlichen Verkehr stattgefunden. — Die Verwaltung der Stargard - Posener Eisenbahn ist von der Verwaltung der Ostbahn getrennt und der Direktion der oberschlesischen Eisen bahn zu Breslau übertragen worden. Danzig, 22. August. DaS „D- D." meldet: In der nächsten Zeit wird, äußerm Vernehmen nach, auf der hie sigen Rhede rin österreichisches Geschwader von drei großen Corvettrn, welches eine UebungSfahrt bi- zur Ostsee macht, erwartet. Es werden dies die ersten österreichischen Kriegs» schiffe sein, welche unser Danzig und überhaupt die Ostsee je gesehen. 1> Aus Kurhessen, 24. August. Die „Kasseler Atg." bestätigt in ihrem gestrigen Blatte schon theilweise das von Ihnen als bevorstehend Gemeldete, die Ausgleichung der Differenzen zwischen dem kurfürstlichen Hause und dessen Nebenlinien, namentlich insofern diese auch die Führung deS Landgrafen titels seilen deS Aeltesten der Linie Hessen-PHIlipp-thal-Barch- feld betrafen, indem nach einer kurfürstlichen Verordnung vom 20. d- M. diese« nun geschehen soll,. Es ist somit für die Zukunft jener Linie Das gewährt, was sie bisher vermöge Hau-recht- im Widerspruch mit der Ansicht de« ge genwärtigen Lande-Herrn beansprucht hat, und auf diese Weise der Streit entsprechend vermittelt. Gleicht Vermitte lung hofft man nun auch hinsichtlich der übrigen zwei Diffe- renzpunkte, der Vermehrung der Apanage der Nebenlinien und theilweisen Erhaltung ihrer frühem, durch die neue Ge setzgebung ihnen entzogenen Gerechtsamen. Darmstadt, 23. August. (Fr. Pz.) Heute Abend um 7 Uhr erfolgt, die Ankunft Ihrer Majestät der Kaiserin von Rußland mit einem ansehnlichen Gefolge. Sie kam auf einem Extrazuge der Main-Neckar Eisenbahn an und wurde im Bahnhofe von der großherzoqlichen Familie empfangen. Koburg, 23. August. (Fr. P;) Der Gesetzentwurf über die Organisation deS Staatsministeriums kam in der gestri gen Sitzung des gemeinschaftlichen Landtag« zur Verhand lung, die aber zu einem erledigenden Beschlüsse nicht gedieh, da von Seite der koburgschen Abgeordneten die Competenz des gemeinschaftlichen Landtags in dieser exclusiven Form be stritten und die Mitcompeten; der Sonderlandtage behauptet wurde. Der Staat-Minister v. Seebach trat dieser Auf fassung entgegen, da da- Staatsministerium al- gemeinschaft liche Behörde nach Analogie de- AppellhofeS, hinsichtlich dessen bekanntlich da- Lübecker OberappellationSqericht gegen die Mitcompetenz der Sonderlandtage sich erklärt habe, nUb zu dem Ressort deS gemeinschaftlichen Landtqg« gehöre. Mehrere der gothaischen Abgeordneten verfochten die gleiche Ansicht, und e« kam schließlich bei der verfassungsmäßig für solche Fälle vorgeschriebenen itio in partes zu dem Compro- misse, da- Oberappellation-g,richt in Jena über die vorlie, gend« Comp-tenzfrage entscheiden zu lassen und binnen vier Wochen von beiden LandeStheilen die Deduction-schriften beim Staatsministerium einzureichen. Hierauf vertagte sich der gemeinschaftliche Landtag auf unbestimmte Zeit. Itzehoe, 24. August. Die dritte Sitzung der außer ordentlichen holsteinschen Ständeversammlung fand heute um 12 Uhr statt und war wieder äußerst kurz, weil der Comit« Nicht« vorlegen konnte. Auf Anrathen des JustizrathS Rötger wurden die Herren vr. Raffens und Wynecken noch al- neue Comitemitglieder erwählt. Der Präsident sprach den Wunsch aus, daß, weil die Deputirten täglich die Ein berufung zu einer Sitzung gewärtigen könnten, solche stet« in Itzehoe anwesend sein möchten. Mehrere Petitionen wurden, als nicht zu dieser Session passend, zurückgewiesen und nur dem Ansuchen der Journalisten Rechnung getragen, welche gebeten hatten, daß ihnen ein passender Platz ein geräumt werden möge. Die Anfrage d,S JustizrathS Rötger an den k. Commissar, weshalb die Regierung so willkürlich mit der holsteinschen Presse umgehe, fand keine genügende Antwort, da der Herr Commissar erklärte, sich dieserwegen erst mit einer Anfrage nach Kopenhagen wenden zu müssen. ss Paris, 23. August. Der heutige „Moniteur" ver kündet eine Reihe von Medaillenverleihunqen und Belo bigungen an Personen, welche sich durch Rettung Schiff brüchiger ausgezeichnet haben. JmUebrigen sind die heutigen Mitteilungen,desj,,Moniteur"jnicht von allgemeinemIJnteresse. Feuilleton. Heinrich Barth s Reisen in Nord- und Ceutralafrika. (Fortsetzung au« Rr. 194.) Die Gegend nahm nun wieder einen heitern Charakter an; wir passtrten mehrere Dörfer und selbst eine „marina" oder Färberei. Der Pfad war sehr belebt. Beinahe alle Leute, die uns begegneten, grüßten auf- Freundlichste und mit einnehmen- d/r Gemüthlichkeit; namentlich ergötzte mich der Gruß: „barka, ssanu ffanu, bm! hm!" — „Segen über Euch! gemach, gemach, ei! ei!' — Aber wer vermöchte die vielseitige schöne Bedeutung deS Wortes „ssanu" wiederzugeben, wie eS Geduld und Hoff nung zugleich auSjpricht, ein Trostwort im Unglücke, rin zur Demuth ermahnendes Wort im Glücke! Nur wenige stolze Fellani, ihren westlichen Brüdern sehr wenig ähnlich, gingen ohne Gruß an unS vorüber. Die Dorfschaften hier sind auf die anmuthigste und behaglichste Weise in einzelnen Gehöften und Hütten umher zerstreut, wie eS stets bei ackerbautreibenden Dörfern der Fall sein sollte, aber freilich nur bei einem Zustande von bedeutender Sicherheit und Ruhe möglich sein kann. Ein Marina von beträchtlicher Ausdehnung, mit zwanzig Farbe- töpfrn, bei Djimbedaua gab den Beweis von bedeutender In dustrie; an demselben Orte wurde auch ein kleiner Markt von den Frauen deS Bezirks gehalten. Etwa um halb 2 Uhr Nachmittag- betraten wir den reichen Distrikt Dauana. Hier war ein großer Marktplatz, der mit mebrern Reihen gut gebauter, leichter Buden besetzt und von einer großen Anzahl Menschen besucht war. Einige Marktweiber schloffen sich unS hier an und flößten un« die Hoffnung ein, daß wir die „birni" heute noch vor Sonnenuntergang erreichen würden; denn da daS äußerste Thor bald nach Sonnenunter gang geschloffen wird, wäre es vergebens gewesen, dasselbe später zu erreichen. Wir beschleunigten also unsre Schritte so viel als möglich und unsre so verschiedenartig zusammengesetzte Reise- gesellschaft mußte einen eigenthümlichen Anblick darbieten. Sie bestand aus einem sehr magern schwarzen Pferde mit grobem, wolligem Fell, im Werthe von höchstens vier Thalern; einer Mähre von etwa gleichem Werthe in ihrem gegenwärtigen Zu stande; einem Kameel, meinem treuen Vu-ffaefi, jedenfalls dem respektabelsten. Thiere in der Gesellschaft und mit einer höchst wunderlichen Ladung belastet, die meinen gesammten Reisehaus rath, Garderobe, Zelt, Kochgeschirr, Schreibtisch und Brttgestell, umfaßte; einem Saumochsen, schwer beladen einherwandelnd; endlich auS den vier dazu gehörigen menschlichen Individuen, einem halb barbarifirten Europäer, einem halb civilistrten gober- tunesischen Freigelassenen, einem jungen, schmächtigen Tebu- Burschrn und dem wohlgenährten, handfesten und ersten Auf seher auS Taghelel. Bald erreichten wir die erst vereinzelte Dattelpalme; ein büchst charakteristisches Zeichen von Kano, wohin sie höchst wahrscheinlich durch Kunst verpflanzt ist. Da nun die Land schaft offen ward, gewannen wir einen vollen Blick auf die beiden Stadthügel KanoS. .... Endlich erreichten wir daS ersehnte Ziel. Mit Zuversicht rückten wir auf den tiefen, die Thonmauer durchbrechenden Thorgang zu, vor dem sich ein gewaltiger Rimi in die Luft erhob, während ein dichter Wald von allerlei Bäumen und Büschen den Stadtgraben ausfüllte. Die Mauer ist hier nicht sehr dick, etwa IL Fuß, und mit einem stark mit Eisen beschlagenen Thor versehen. Innerhalb der Stadt, nahe am Thore, wohnt ein Wächter; diesem gaben wir an, wo wir abzusteigen beabsichtigten, und zogen rüstig, ohne Aufenthalt und Aufsehen zu machen, vorwärts, als wären wir Eingeborne de« Landes. Es kostete unS volle 49 Minuten, um daS HauS Banu's zu erreichen, obwohl eS fast an dem äußersten Rande von Daka liegt, dem nordöstlichsten bewohnten Stadtviertel. Daher war e« mittlerweile völlig dunkel geworden und wir hatten einige Mühe, von der unS durch unfern neuen Wirth angewiesenen Wohnung Besitz zu nehmen. Der Name „Kano" hatte mir nun schon länger als ein Jahr in den Ohren geklungen , denn eS war einer unsrer großen Ziel punkte gewesen: als rin Mittelpunkt deS Handels, als die große Niederlage von Nachrichten und als der Ort, der den besten Ausgangspunkt zur Erreichung entfernterer Gegenden bilden würde. Endlich, nach fast einem Jahre voller Mühen und voller Entbehrungen, hatte ich eS erreicht. Ich hätte nun glücklich und zufrieden sein sollen. Ob ich e» wirklich war, wird die Be schreibung meines Aufenthalts in dieser Stadt lehren." (Fortsetzung folgt.) Wissenschaft. DaS eben erschienene Doppelheft der „geo graphischen Mittheilungen auS JustuS PertheS' geo graphischer Anstalt, von vr. A. Petermann", enthält al« Hauptartikel die große französische Eastelnau'schr Expedition nach den Centraltheilen Südamerika- und die abenteuerlichen, langjährigen Reisen und Forschungen de« ungarischen Offizier« Ladi-lauS Magyar in Inner-Afrika. Obgleich die Castelnau'sche Erpedition zu den umfangreichsten und wichtigsten geographischen