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Dresdner Journal. » Verantwortlicher Rcdacteur: I. G. Hartmann. .V193 1857 Erscheint mit Ausnahme der Sona. - Pret» f«» da» »t.rteljahr Thaler. und Festtage täglich Abend» und iß TVNNüvtNV, VtN 22. ANlNlÜ. Insertion». Gebühren für de» Rau« durch alle Postanstalten zu beziehen. " einer gespaltenen Zeil» l Reugroschen. Nichtamtlicher Thcil. Aedersicht. TagrSgeschichte. Wien. Tagesneuigkeiten. Die General' Versammlung der katholischen Vereine wird zu Salzburg abgehalten. — Berlin: Der diplomatische Verkehr mit der Pforte. Die Beschlüsse bezüglich der Rübensteuer. Sin Gesetzentwurf über die Forstcultur in Aussicht. — Mün chen: Verordnungen wegen Einführung der neuen Ge richtsverfassung — Karlsruhe: Eine außerordentliche Mission nach St. Petersburg. Eisenbahnvorlagen. — Vom Neckar: Die Heidelberg-Würzburger Eisenbahn.— Aus Kurhessen: Ausgleichung der Differenzen mit der Hessen PhilippSthal-Barchfeld'schen Linie. — Oldenburg.- Schlußsihung des Landtags. — Hamburg: Handelsver trag der Hansestädte mit Persien — Bremen u. Itzehoe: Der Verfassungsentwurf für Holstein. — Aus Holstein: Die Jtzrhoer Nachrichten. Gute Ernteergebnisse. — Paris. Tagesbericht. Werth der Grundstücke in Frankreich. Ab nahme der Einfuhrzölle. Die moldauischen Wahlen. Zu sammenkunft des Kaisers mit dem König von Sardinien. — Bern: Aufregung in derWestbahnfrage. — London: Der Stellenverkaus im Heere. Aus dem Parlamente. Ein Krieg mit den Kaffern befürchtet. — Abo: Der Einfuhr zoll auf Bücher aufgehoben- — Konstantinopel: Die beiden letzten Noten der Pforte an den französischen Gesandten. Local- u. Provinzialangelegenheiten. Dresden: Ver mischtes. — Leipzig: Verhandlungen der Stadtverord neten. — Zwickau. Hochwasser. — Aus der Lausitz: Unglücksfälle. Oeffentl. Gerichtsverhandlungen. (Dresden.) Aenilleton Inserate. Lagetkalender. Börsevnachrichten. Tage-geschichte. Wien, 19. August. (W. Bl.) Ihre k- k. Hoheiten de^ Erzherzog Franz Karl und die Erzherzogin Sophie brabsich- tigen noch in dieser Woche über Marienzell nach Ischl zu reisen. — Erzherzog Albrecht, Generalgouverneur in Ungarn, wird am Sonnabend in Preßburg erwartet, um Se. Mas. den Kaiser am darauf folgenden Tage an der LandeSgrenze zu empfangen. — Mehrere österreichische Versicherungsgesell schaften beabsichtigen im Königreiche Russisch-Polen Agrntirn zu errichten, da die dortige Regierung den Landbesitzern ge stattet hat, ihr Eigenthum bei auswärtigen Assecuranzen ver sichern zu lassen. — Die Massen der zwischen Pesth und Wien lagernden, von den untern Donaugegenden herzuge- führten Cerealien sind in jüngster Zeit so bedeutend gewor den, daß man kaum noch Magazine für die Anreicherung finden kann. — Wie die „Oest. Ztg." erfährt, wird, um die Baulust in Wien wieder zu beleben, die Steuerfreiheit innerhalb der Linien auf 30 Jahre, außerhalb derselben auf 20 Jahre aus gedehnt «erden- — (W. A.) Auf die Nachricht, daß die Abhaltung der heurigen Generalversammlung der katholischen Vereine Oester reichs und Deutschlands zu Köln zugestanden sei, fragte die Vorstehung deS RupertuS-Vereins in Salzburg bei dem Vororte in Linz an, ob etwa nun von der geschehenen Aus schreibung der Generalversammlung für Salzburg wieder ab gegangen werde? Der Vorort ertheilte unterm 16- d. M. die Antwort: „Der Vorort der katholischen Vereine Deutsch lands und Oesterreichs kann von seiner Wahl Salzburgs und von seiner amtlichen Ausschreibung der neunten Ge neralversammlung in Salzburg nicht mehr abgehen." Folgen die Gründe, deren erster lautet: „Weil bis zu dieser Stunde (also bis zum 16. August) durchaus keine königliche Geneh migung der Abhaltung der Generalversammlung zu Köln beim Vororte »ingelangt ist." Berit», 20. August. Die „Zeit" schreibt: Nachdem die Unterzeichner deS Pariser Vertrags über die Nothwendigkrit der Annullirung der moldauischen Wahlen sich geeinigt haben, steht auch der Wiederanknüpfung d,S diplomatischen Verkehrs zwischen der Pforte und dem preußischen Cabinete nichts mehr im Wege, sobald von der türkischen Regierung die Bereitwil ligkeit zum Erlaß der Anordnungen für die Vornahme neuer Wahlen in der Moldau ausgesprochen und zur Kenntniß des preußischen Cabinets gebracht ist. — Dasselbe Blatt giebl einigen weitern Ausschluß über die Beschlüsse der Zollcon- ferenz bezüglich der Erhöhung der Rüdenzuckersteuer. Die Erhöhung der Rübensteuer auf Sgr. ist nämlich von allen Regierungen zugestanden, und wenn trotzdem dieser Be schluß nicht zur Ausführung gelangen kann, so liegt daS Hin derniß in den Umstande, daß von einer Seite die Geneh migung zur Erhöhung von der Verpflichtung abhängig ge macht ist, auch schon für künftige Jahre eine weitere Erhöhung der Rübensteuer principlell festzustellen. Dieser Antrag er hielt nicht die Zustimmung aller VereinSbevollmächtigten, und die Erhöhung der Steuer wird daher bis zur Erledigung dieses Differenzpunktes, die auch im Correspondenzwege ge schehen könnte, nicht zur Ausführung kommen. — Nach der „N. Pr. Z." ist die StaalSregierung mit einem Gesetzentwürfe, die Verbesserung der Forstcultur in Privat- und Communalforsten betreffend, beschäftigt. Die bezügliche Vorlage wird indessen den beiden Häusern des Landtags in der nächsten Session wohl noch nicht zugehrn, indem vorher die Gutachten der Bezirksregierungen eingeholt werden sollen. München, 18. August. (Fr. Pz.) Das heute auSgegebene Regierungsblatt enthält zwei auf die am nächsten 1- October ins Leben tretende neue Gerichtsverfassung bezügliche, aus Brückenau vom 12. d. M. datirte königliche Verordnungen. Die erste enthält die nähern Bestimmungen über die Errich tung, Formation und Organisation rc. der Bezirksgerichte, deren Zahl in Oberbayern und Mittelfranken sechs und in den übrigen Regierungsbezirken diesseits deS Rheins je vier beträgt, sowie über die besonder» Criminalbezirke; dir zweite Verordnung betrifft die Formation der Handels- und Wcch- selgerichte in den Landestheilen diesseits des Rheins. Die Beförderungen und Ernennungen, welche infolge der neuen Gerichtsverfassung einzutreten haben und die mehr als 200 neue Anstellungen im Staatsdienste bringen werden, dürften, wie man vernimmt, in wenigen Tagen zur Publication ge langen. Karlsruhe, 19. August. (B. L.) Der großherzogliche Bunbestagsgesandte in Frankfurt a- M-, Geh. Rath Frhr. v. Marschall, und der großherzogliche LegationSrath Freiherr v. Türckheim sind in außerordentlicher Mission nach St. Pe tersburg geschickt worden, um den daselbst stattfindenoen Ver- mählungSfeierlichkeiten anzuwohnen. Die genannten Herren sind bereits in der vorigen Woche dahin abgereist. — Dem Verneh men nach werden dem nächsten Landtage von Seiten der hohen Regierung über den Bau der Odenwälder, Pforzheim-- Durlacher und Waldshut-Konstanzer Eisenbahn Vorlagen ge macht werden. Nach erfolgter Zustimmung zu den Richt ungen dieser Bahnlinien dürfte alsdann mit dem Bau der selben sofort begonnen werden. Vom Neckar, 16. August, schreibt man dem „Schwäb. Merkur": Endlich scheint es doch Ernst zu werden mit der Ausführung der Heidelberg-Würzburger Eisenbahn. Die Re gierung ist deshalb mit einer deutschen Bank in Unterhand lung getreten und hofft zu guten Bedingungen abschließen zu können. Sollte letzteres nicht der Fall sein, so wird sie wohl selbst t uen. lieber die Richtung, welche für diese Bahn gewählt werden soll, besteht jetzt kein Zweifel mehr; sie geht über Neckargemünd durch das Elsenzthal nach MoSbach, von da über Seckach, Osterburken nach Königshofen und von dort über GerlachSheim und HeidingSfeld nach Würzburg. Von Miltenberg und Werthheim geschehen zwar Schritte, um diesen Städten die Bahn zuzuführen; allein die Regierung hat wiederholt erklärt, lieber ganz auf daS Projekt zu ver zichten, wenn etwa Bayern auf jener Linie bestehen sollte. 0 Aus Kurhessen, 20. August. Glaubwürdigem Ver nehmen zufolge soll die Annäherung der Hessen-Philipptthal- Barchfeldschen Linie zu dem kurfürstlichen Hause durch die Verheirathung des Prinzen Wilhelm mit einer Tochter deS Kurfürsten u. A. bewirkt haben, daß die schon seit mrhrern Jahren zwischen dem kurfürstlichen Hause und den beiden Nebenlinien Hessen - Philippsthal und Hessen - Philippsthal- Barchfeld obschwebenden Differenzen über Apanage, über den Landgrafentitel seitens des ältesten Prinzen der letztge nannten Linie rc. einer freundlichen Lösung »ntgegrngehen. Damit ist denn auch zu erklären, daß die deSfallsigen Klagen und resp. Beschwerden seitens der Nebenlinien bei den Ge richten und dem Bunde sistirt worden sind. Oldenburg, 19. August. (Z.) Heute fand die Schluß sitzung des Landtags statt. DaS Militär-Regulativ ist nun endlich definitiv erledigt und wurde bei der letzten nament lichen Abstimmung mit 28 gegen 15 Stimmen angenommen. Die Vereinbarung über ein Bauschquantum für den Militär bedarf ist dem Anträge des Ausschusses entsprechend dem nächsten Landtage Vorbehalten worden. Die Erhöhung der Foucagegelder für die Forstbeamten wurde gleichfalls gebilligt und außerdem dem Anträge der Regierung zugestimmt, daß einer eventuell zu errichtenden Oldenburger Bank innerhalb einer von der Regierung zu ziehenden gewissen Grenze die Stempelfreiheit zugestanden werde. Durch den Austritt der s. g. LinHn sind dem Lande nicht weniger als 3500 Thlr. Kosten emachsen, welche gestern noch nachbrwilligt wurde«. Hamburg, 17. August. (H. C) Bei Gelegenheit der Anwesenheit eines außerordentlichen persischen Gesandten zu Paris hat der Senat die bereits früher über einen Handels vertrag mit Persien eingeleiteten, später aber abgebrochenen Verhandlungen wieder ausgenommen, und infolge derselben ist ein Fceundschafts- und Handelsvertrag auf zwölf Jahre zu Stande gekommen, der auf vollkommener Gegenseitigkeit beruht und durchweg die Rechte der meistbegünstigten Nation auch den Hansestädten sichert. Hanseatische Consuln werden in den drei Städten Teheran, Bender - Buschir und Tauri oder TebriS ihren Wohnsitz nehmen, sowie, persische Consuln in jeder Hansestadt. Der Senat beantragt nun Ratification deS Freundschaft-- und Handelsvertrag- zwischen den freien Städten und Persien. ^Bremen, 19. August. Die „Wes.-Ztg." bespricht heute in einem länger» Artikel den der holsteinschen Ständrver- sammlung vorgelegten VerfassungSentwurf. „Wir vertrauen — sagt sie — daß man in Wien und in Berlin den dä nischen Entwurf eines Verfassungsgesetzes für die besondern Angelegenheiten des HerzoglhumS Holstein mit kritischem Auge lesen und sich nicht durch die vereinzelten Concessionen, welche derselbe der öffentlichen Meinung hinwirft, blenden lassen wird. Für dir eigentliche Frage entscheiden diese Conces- sionen nichts. Ob die organischen Einrichtungen Holstein- Feuilleton. Heinrich Barth s Reisen in Nord- und Centralafrika. Von diesem Werke deS berühmten Reisenden ist jetzt in rascher Folge der zweite Band erschienen.*) Er enthält die Wanderungen über KatSena nach Kano, nach Bornu, den Auf enthalt daselbst, den AuSflug nach dem Tsad-See, die Reise nach Adamaua, die Entdeckung deS StrompaareS Benue und Faro, die Ankunft in Mola und die Rückehr nach Kukaua. Der Inhalt erfüllt mit der höchsten Bewunderung der Klugheit, der charakter festen Beharrlichkeit und deS ruhelos thätigen Forschergeistes Barth'S. Keine Schwierigkeiten irgend einer Art vermochten den Reisenden zu rntmuthigen, und in den hilflosesten Lagen, entblößt von allen Geldmitteln und in der Gewalt uncivilisirter Völker und der Willkür jedes einzelnen Statthalter» eine» Bezirkes prriSgegeben, fand Barth allein durch seine geistige Kraft und durch die besonnene Weisheit seiner Handlungsweise eine stelS bereite Hilfe, sein Ziel rastlos zu verfolgen. Durch sein persön lich gewinnendes und Achtung einflößendeS Benehmen gewann er stch überall unter den afrikanischen Stämmen neue einfluß reiche Freund« und durch seine diplomatische Gewandtheit und kühne Festigkeit lähmte und entwaffnete er daS Beginnen seiner Feinde. Barth reiste unter dem Schutze der großen Salz- carawanen (A>ri) nach Kano. Anfangs Januar >8Ll trennte er sich von Richardson, dem eigentlichen officiellen Leiter der Erpedition, und bald nachher auch von Overweg, welche Beide verschiedene Touren verfolgten. Schon in dem Lager bei der *) Gotha bei Perthe«. Stadt Teffaua erschienen drei bewaffnete Bornu-Reiter, welche im Namen deS ScherifS von Sindar von dem Führer der Kara wane Barth'S und Overweg'S Sendung dorthin verlangten; durch die Gunst deS Führers aber ward Dem keine Folge gegeben. Am 22. Januar erreichte man die nördliche Grenze des Ge bietes der Fellani und verließ daS streitige, unsichere Grenz gebiet. „Ein Graben von bedeutender Größe," erzählt Barth, „schnitt unfern Weg quer ab und ließ nur einen engen Durch gang übrig, den Anfang eine» schmalen PfadeS, der stch durch eine dichte Masse dornichten Unterholzes hinwand, daS gemein sam mit dem Graben eine Art Außenwerk zur Vrrtheidigung deS angebauten FeldlandeS und deS Weidegrundes von KatSena gegen einen plötzlichen Ueberfall bildete. Mit halb zerrissenen Gewändern traten wir endlich auS diesem Dickicht hervor. Die Felder waren mit schönen Bäumen geschmückt, zeigten aber nur wenig Anbau und in der Entfernung von zwei Meilen von der Stadt KatSena lagerten wir auf einem großen Stoppelfelde. Nach den Dörfern zu lagen Gemüsegärten, wo besonders Me lonen gezogen wurden. CS war ein wichtiger Abschnitt in meiner Reise. Hier hatte ich daS Gebiet jenes merkwürdigen Stamme» erreicht, der in nachweisbarem allmählichem Strome von Westen, von den Ufern deS Senegals her, stch über da ganze Innere von Eentralafrika verbreitet hat; zuerst still und friedlich in den Waldungen und Triften mit seinen Rinderheerden lebend, dann immer stärker werdend, und schon im lü. Jahr hundert in Bornu al» ein bemerklicher Theil der Bevölkerung auftretend und allmählich sich mit den politischen Brrhältniffen mischend, gründete er im Anfänge diese» Jahrhundert», vom reformatorischen Impuls deS Islam ergriffen, siegreich neue Reiche auf den Trümmern der alten." Es war für Barth'S Entdeckungsreise von der höchsten Be deutung , wie er sich in der ersten Provinz dieses herrschenden Stammes zum Statthalter stelle. Dieser sandte ihm ein reiches Geschenk, aber Barth, dessen geringer Waarenvorrath nach Kano vorausgesandt worden war, besaß zur Erwiderung de» Geschenk nicht einen einzigen werthvollen Gegenstand ; die kleinen, aller dings sehr geringen Geschenke, mit denen Barth den Statthalter unter Darstellung seiner jetzigen Mittellosigkeit zu erfreuen suchte, genügten demselben keineswegs, und der Reisende mußte sich von der Karawane trennen und in KatSena trotz seiner Geleit»- briefe zurückbleiben. Barth gewann durch ein kleine» Taschen fernrohr von 6 FrS. Werth die Gunst de» Konsul» der Araber und verschaffte sich durch eine Anleihe bei einem befreundeten Kaufmann die Mittel, um stch mit einem hinreichenden Geschenk an den Statthalter eine freie Weiterreise zu erkaufen. Allerdings konnte er seinem Verlangen nach „einem Mittel zur Erhöhung männlicher Kraft und Stärke und „nach der Arznei de» Kriege»" (Raketen) nicht Genüge leisten. Aber für ein empfangene» Rastr- messer und Scheeren hatte sich der Sultan ein Futteral machen lassen, um sie beständig — in edler Konkurrenz mit dem Bar bier — an seiner linken Seite zu tragen. Barth brachte ihn so gar zu einem Schamgefühl über seine Ungerechtigkeit und empfing von ihm für einige Arzneien noch „ein Ding zum Besteigen", nämlich ein sehr unansehnliche» Pferd mit zerbrochenem Sattel. (Fortsetzung folgt.) Literatur. „Das Aleranderbad im Fichtel- gebirge. Seine Mineralquelle und Kaltwasserheilanstalt.