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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redactenr: I. G. Hartmann. -M/W Erscheint mit Ausnahme der Sonn. «E 192. Freitag, den 21. August. Preis für da» Vierteljahr 1^ Thaler. JnsertionS-Gedühren für den Raum einer -espaltrnenLelle 1 Reu-roschen. 18S7. Amtlicher Theil. Bekaiintnmchung de» Ministerium« de« Innern, die im inländischen Verkehre zuqelaffenen Banknoten in Appoints von zehn Thaler und darüber betreffend. In Gemäßheit §. 3 der Allerhöchsten Verordnung vom 18. Mai 1857, die Verwendung fremder Werth;,ichen al« Aahlmittrl betreffend, wird andurch bekannt gemacht, daß bi« zum 31. Juli dieses Jahres den Bedingungen der an- g,zogen,» Verordnung durch Bekanntmachung von Ein- lösunqsstellen im Jnlande genügt haben 1) die Weimarsche Bank, 2) die Privatbank zu Gotha, 3) die Lübecker Privatbank, 4) die Thüringische Bank, 5) die Geraer Bank, 6) die Anhalt-Dessauische Landesbank, 7) die Rostocker Bank, 8) die internationale Bank in Luxemburg. Die von den vorgenannten Anstalten ausgegebenen Bank noten in Appoint« von zehn Thalrrn und darüber, sind daher auch ferner bi« auf weiter,« im. inländischen Verkehr al« Zahlmittel für zulässig zu achten, wogegen rücksichtlich aller vorstehend nicht erwähnter ausländischer Werthzeichen da« in der Verordnung vom 18. Mai dieses Jahres ausgesprochene Verbot bei der in §. 6 der Verordnung ang,drohten Strafe vom 1. September diese« Jahres an in Kraft tritt. Sollte irgend eine der oben namhaft gemachten Banken ihrer Verpflichtung zu Einlösung ihrer Noten nicht oder nicht vollständig in Gemäßheit der Verordnung vom 18. Mai dieses Jahres nachkommen, so erwarlel des Ministerium des Innern unverzügliche Anzeige Seiten der Betroffenen oder der Behörden und Personen, zu deren Kenntniß ein solcher Fall gelangt. Dresden, den 3- August 1857. Ministerium des Innern. Für den Minister: Äohlsehütter. Drmuth. Nichtamtlicher Theil. Aebersicht. Tagesgeschichte. Wien: Feier des kais. GeburtsfesteS. — Verona: Beraubung eines Postwagens. — Berlin: Diskonterhöhung. — Mainz: Die Centralcommisston für die Rheinschifffahrt.— Weimar: Ausmarsch der Truppen zu den Manövern. —Frankfurt: Zur Feier des GeburtS- festeS de« Kaisers von Oesterreich. — Itzehoe: Die Mo tive des VerfasiungsenlwurfS. — Paris: Die Neube setzung verschiedener GesandtschaftSposten. Vom Hof,. Die Actiennotirungen au den französischen Börsen. Zuschlag zu den Brodpreisen. DaS Kaiserpaar in Biarritz «inge- troffen. — Haag: Die Sitzungen der Generalffaaten ge schloffen. — Bern: Streit in der Neuenburger Wahlange- legenheit. — Bologna: Abreise de« Papstes —Genua: Fremde Kriegsschiffe. — Madrid: Preßangelegenheit. Königin Christine. Polizeiliches. — London: Aus dem Parlamente. Abreise der Königin nach Cherbourg. Sinken der Telegraphenactien. — St. Petersburg: Die bevor stehenden VermählungSfestlichkeiten. StaatSrath Struve. Die Wiederherstellung der Palata in Moskau. — Bu karest: Ein fürstlicher Erlaß bezüglich der Wahlen. — Kalkutta. Zur Situation. — Tunis: Eine neue Er hebung gegen dir Juden. — Rio Janeiro: Die Dif ferenz mit Paraguay. — New-York: Verstärkung de« afrikanischen Geschwaders. Brigham Young unterworfen.. Local- u. Provinzialangelegenheiten. Leipzig: Bür gerrechts,rtheilungen. Eine Extrafahrt nach Paris. — Chemnitz: Da« Sängerfest und die Enthüllung des Kur- füist-August-Denkmale«. Oeffentl. Gerichtsverhaudlun-eu. Dresden. Bautzen. Feuilleton. Vermischtes. Inserate. TageSkalender. Börsennachrichten. Tagesgeschichte. Wien, 18. August. (Oeft. Z.) Am heutigen Tage haben Se. Maj. der Kaiser das 27. Lebensjahr vollendet, und in allen Gotteshäusern des österreichischen Kaiserreichs wurden Gebete für das Wohlergehen des Landesfürsten verrichtet. In Wien wurde Vormittags um 11 Uhr von Sr. fürstl. Gna den dem hochw. Cardinal-Erzbischof Othmar Ritter v. Rauscher ein solennes Hochamt mit Tedeum celedrirt, dem die Herren Minister und RrichSräthe, der Herr Statthalter von Nieder österreich, der Herr Bürgermeister von Wien an der Spitze des Gemeinderaths und Magistrats, sämmtliche Civil- und Militärautoritäten der Residenz, dann eine sehr große Zahl Andächtiger aus allen Ständen beiwohnten. In der Kirche bildete k. k. Militär Spalier, und wurden vor Beginn deS Gottesdienstes alle Glocken geläutet. In allen Vorstadt- Pfarrkirchen fand gleichzeitig feierlicher Gottesdienst statt, dem die Schuljugend mit den Fahnen und die Gemeindevorstände beiwohnten. In' den Bethäusern der evangelischen und griechischen Gemeinden wurden feierliche Betstunden abgehal ten; in dem Tempel der israelitischen Cultusgemeinde wurde der festliche Tag auch in feierlicher Weise begangen. Am kaiserl. Hofe wurde daS Geburtsfest Sr. Maj. deS Kaiser« im Familienkreis« zu Laxenburg gefeiert. Di« militärische Kirchenparade, welche heute früh 8 Uhr am Josephstädter Glacis stattsinden sollte, ist wegen eingetretenen RegenwetterS unterblieben. Se. Exc. der Herr Minister deS Aeußern, Graf Buol-Schauenstein, gab rin Diner, zu dem ein KceiS hoher Staatsbeamten geladen war. Se. Eminenz der Herr Cardinal-Erzbischof Othmar Ritter v. Rauscher gab au« gleichem Anlässe ein Fest-Din«, zu dem die höchsten kirch lichen Würdenträger geladen waren. — Die „W. Z." schreibt: Da« Geburt-fest Sr. k. k. apostol. Majestät gab auch in diesem Jahre Anlaß zu jener erhebenden und ergreifenden Frier, bei welcher alle Stände der Residenz sich vereinigen, um im aufrichtigen Dankgebete den Segen de« Himmels für die Lebenstage des Monarchen zu erflehen. Se- Majestät unser allergnädigster Herr unter brach die Reise in Ungarn, um im Kreise der kais. Familie, der Hauptstadt nahe, den Tag zu verleben. Es kehrt derselbe nie wieder, ohne zu einem freudigen Rückblick auf die Ver gangenheit, auf die bereits zurückgelegte Laufbahn deS kaiserl. Gebieters anzuregen. Kein Jahr vergeht, in welchem nicht in irgend einem Zweige des staatlichen Ledens eine große, entscheidende Förderung im allgemeinen Interest« e »getreten wäre. Die unausgesetzte Fürsorge de« erhabenen Monarchen tiitt in jener weisen, ruhigen und stätigen Entfaltung am Sichtbarsten hervor, in welcher seine kräftig leitende Hand alle Bedürfnisse der Zeit zu befriedigen, daS schon Gewonnene zu befestigen und stet« neue Bahnen der intellektuellen Blüthe und deS materiellen Wohlstandes zu erschließen weiß. Oester reich tritt immer mehr in jenes Stadium eines ruhigen, Innern Gedeihens, einer selbstbewußten Kräftigung ein, welche das Gefühl allgemeiner Befriedigung weckt und fördert und in der Geschichte eine« großen Reiches Epochen eröffnet, welche der Nachwelt noch al« unvergeßliche Erinnerung, als ein Bild glücklicher Tage erscheinen. Diese Uebrrzeugung ist längst ein Gemeingut aller Länder geworden, welche ein gemeinsames Band zu einem großen, blühenden Reiche ver knüpft, daraus entspringt auch jene« aufrichtige Gefühl der Thrilnahme, womit da« Fest de« 18. August in allen Krei se« der Gesellschaft mitempfunden, mitgefühlt wird. In dem Maße, al« die Geschicke Oesterreichs in ruhigen und geregel ten Bahnen wandeln, die großen Aufgaben, welche dem Staate gestellt waren, sich als gelöst erweisen, einigen sich die Wünsche deS Reich,« darin, den kaiserlichen Herrn all jenes Glückes theilhaft zu sehen, welche« der Himmel den menschlichen Kreisen zu spenden sich al« ewiges Vorrecht allein vorbehielt. 06 Verona, 16. August. Die „Gazzrtta ufficiale di Verona" meldet: In der Nacht auf den 14. d. M. wurde zwischen Codicozzi und Parona der nach Tirol gehende Post wagen von acht bürgerlich gekleideten vollkommen bewaffneten Räubern überfallen. Sie beraubten die Passagiere und be mächtigten sich eine« nicht unbedeutenden Geldbeträge« in Banknoten und klingender Münze. Berlin, 19. August. In der gestrigen Sitzung der Meistbetheiligten der königl. Bank wurde beantragt: den Diskonto für Wechsel von 5 auf 5^ Procent zu erhöhen, während der Lombard-Zinsfuß 6 Proc. verbleiben soll. Im Anschluß an die Disconto-Erhöhung der preußischen Bank hat heut, die Direktion der DiSconto-Gesellschaft beschlossen, den Diskontsatz für Wechsel dem für Lombard gleich zu stellen, so daß derselbe für beide Geschäftszweige bi« auf Weiteres 6 Pcocent beträgt. Mainz, 17. August. Die ordentliche diesjährige Session der Centralcommission für die Rheinschifffahrt ist gestern er öffnet worden. Die verschiedenen Rheinuferstaaten sind in dieser Commission wie folgt vertreten: Baden durch den Le- garionSroch Kühlenthal, Bayen durch den Geh. Rath Herrn v. Kleinschrodt, Frankreich durch den Commissar Herrn Goepp, Hessen durch den großherzoglich hessischen Geh. Rath Herrn Schmitt, Nassau durch den Geh. Rath Freiherrn v. Zwierlein, Niederland durch den Ministerresidenten Herrn TraverS, Preu ßen durch den Staatsrath Herrn Delbrück. F LLeimar, 18. August. Heute sind zwei Bataillone unsrer Truppen ausgerückt, um unter der Führung des jüngst zum Generalmajor ernannten Obersten v. Poyda an den Uebungen der achten königl. preußischen Division und später an den Corp-manövern in der Nähe von Halle Theil zu nehmen. Ehe die Truppen ausmarschirten, ist vorgestern dem dritten Bataillon eine neue Fahne von Sr. k. Hoheit dem Groß herzoge feierlich übergeben und der Act der Fahnenweihe kirchlich begangen worden. Frankfurt, 19- August. (F. Pz.) Den Solennitäten, mit welchen gestern daS Geburtsfest Sr- Maj. deS Kaiser« Franz Joseph von Oesterreich in hiesiger Stadt begangen worden ist, hat sich am Nachmittag ein diplomatische« Diner bei dem k- k. Bundespräsidialgesandten Grafen v. Rechderg- Rothenlöwen und Abend« eine glänzende Gesellschaft bei dem Präsidirenden der Bundesmilitärcommission, dem k. k. Ge neralmajor Ritter v. Schmerling, angeschloffen. Die Casernen de« österreichischen Theils der Bunde«besatzungen waren fest lich geschmückt und Abend« illuminirt, und in denselben be gingen in Lustbarkeiten die Soldaten da« Fest ihre« ritter- Feuilletou. Eine Flucht aus Delhi. (Schluß au« Nr. ISl.) Wir konnten in dem Grase nicht bleiben und wurden daher, als der Abend hereinbrach, von den Brahminen an eine Furt über die Dschumna geleitet. Wir marschirten zwei oder drei Meilen stromaufwärts, ehe wir den Fluß erreichten. Der Muth entschwand unS — was nicht zu verwundern ist, wenn man in solcher Lage Damen bei sich hat —, als wir unsre Blicke auf den breiten schnellen Strom richteten. UeberdieS wurde eS dunkel. Zwei Eingrborne gingen hinüber. Wir sahen ihnen mit Aengstlichkeit zu, wie sie einen beträchtlichen Theil deS FluffeS durchwateten und endlich nur noch ihre Köpfe auS dem Wasser hervorstreckten. In dem Uebergange über den Fluß lag unsre einzige Aussicht auf LebenSrettung, und da» Benehmen unsrer braven Damen in diesem kritischen Augenblicke war über alle- Lob erhaben. Der Strom war so tief, daß, wo ein hoch gewachsener Mann durchwaten konnte, ein kleiner ertrinken mußte. Wir wagten den gefährlichen Gang, und schon hielt ich Alle» für gewonnen, als ich, mit MrS. Forrest auf meinem linken Arme und einem Eingebornen al- Stütze für sie auf der andern Seit», da« tiefe Wasser erreicht hatte. Jetzt wurden wir stromabwärts gerissen, und nur durch die verzweifeltsten An strengungen und den Beistand eines andern Eingebornen gelang rS un«, wohlbehalten da» Ufer zu erreichen. Ich schwamm wieder zurück, um eine andere Dame abzuholen, und so gelangten wir endlich Alle glücklich hinüber. Unsre Damen hatten sich wahrhaft tapfer bewiesen. Wir brachten noch eine zweite elende Nacht zu, litten viel von Kälte und drängten unS, um nur einigermaßen warm zu werden, dicht an einander. Ringsum vernahm man kein anderes Geräusch, alS daS Aneinanderklopfen unsrer Zähne. Am näch sten Morgen wurden wir entdeckt und in einen Tope geführt, wo sich die Brahminen abermals zeitweilig als unsre Freunde er wiesen; allein bald brachten sie unS auch die Nachricht, SowarS seien hinter unS und vor unS. Wir wandten uns müde links, waren aber in die Hände der GugarS gefallen. Diese Schurken sammelten sich allmählich in größerer Anzahl um uns und griffen unS endlich mit wildem Geheul an. Unsre Gewehre waren unter Wasser gewesen und unbrauchbar geworden, sie aber waren IL gegen l. Man entwaffnete unS, beraubte unS und zog unS die Kleider aus. Ein Fakir rettete unS, wie ich glaube, unser Leben. Wir plackten unS den ganzen Tag fort in brennender Sonnenhitze, mit nackten Füßen, sich abschälender und bei sengendem Winde blasenziehender Haut. Wie sich die Damen aufrecht halten konnten, gleicht einem Wunder, allein sie murrten und bebten nie, auch setzten sie unS nie in Verlegenheit durch SchreckenSäußernngen. Wir wurden diese Nacht in ein große- Brahminendorf gebracht und in einer FakirShütte ver steckt. Drei Tage hielten wir unS hier auf, und ich hoffe zuver sichtlich, daß wir später unsre Wohlthäter werden belohnen kön- nen. Während unser- Aufenthalts in diesem Dorfe schickten wir einen französisch geschriebenen Brief nach Mirut und baten um Hilfe. Sie schien nicht kommen zu wollen. Wir wurden daher von Bhekia (so hieß diese» Dorf) nach Hartschendpur (Hur- chundpore) gebracht, und zwar auf da- Gesuch eine- alten Zemindar», der von unserm Umherirren gehört hatte und un königlich bewirthete. Er war ein geborner Deutscher, 80 oder 90 Jahr alt und jetzt in Kleidung, Sprache rc., nicht aber an Herz und Religion, ein Cingeborner. Er sandte un- reinliches Zeug zu Kleidern und gab uns wieder einigermaßen civilifirte Speisen. An diesem Abend ritten 30 Sowar« (Reiter), unter den Leutnants Gough und Mackenzie, welche infolge unserS Briefes freiwillig diefen Dienst übernommen hatten, herein, und wir genossen daS unbeschreibliche Gefühl der Erlösung auS einer fast stündlich über unS schwebenden Todesangst. Der alte Man» sorgte für Wagen und um >0 Uhr Abend-, gerade acht Tage nach unserm Entrinnen auS Delhi, erreichten wir Mirut. Welch ein Entzücken, sich umringt zu sehen von freundlichen Gesichtern und theilnehmenden Freunden.' Wir waren in einer wahrhaft beklagen-werthen Lage — lahm, voller Schmuz und aller unsrer Habseligkeiten beraubt; wir schämten unS, den Leuten inS Gesicht zu blicken. Doch eS giebt Viele, die, wie wir. Alle-, wa« ihnen gehörte, verloren haben. Ich fühle, daß Dank- barkeit für die Erhaltung de» Leben- jede andere Rücksicht auf wiegen muß. Meine Verluste find gering, denn ich habe keinen theuern Verwandten verloren. Ich habe Gott oftmals meinen Dank dargebracht dafür, daß ich weder Frau noch Kind hatte. Alle Offiziere deS 38. Regiment- find gerettet, da Holland lebend, wenn auch mit einer leichten Säbelwunde auf dem Rücken, hier ankam. Der arme Mensch, 17 Tage lang ist er herumgeirrl und verdankt sein Dasein nur der Freundlichkeit von Dorfbewohnern und andern Leuten, hj« er unterweg» antraf. Musik. Dresden, 20. August. Vor einigen Tagen wurde den Freunden de- Orgelspiel- ein hoher Genuß geboten. Der zur Zeit in Dre-den weilend« Domorganist Herr Ritter au» Magdeburg gab vor einem Nein«» Kreise befreundeter