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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. 'N/» Lrschrtnt «tt «»«nah», der Sonn. « Preis für da« Vierteljahr l!ü rh-ler. ./Uv I I und F'ftt-g« u-ltch Abend. »ad ist Donneroma. den 20. Auaun. Insertion«. Gebühre, str den Rau» 1 KVL. d«ch »I« V-Kaustalte» .« b.it.hn>. ,in« gespaltenen Zeil. 1 Reugrosch.n. L^ZG « Amtlicher Theil. Bekanntmachung. In Folge d,S erfolgten plötzlichen Ablebens des Tele graph,n-Director- Preßler ist der Linien Inspektor Galle mit der interimistischen Verwaltung der Geschäfte bei der Direktion der Staatstelegraphen beauftragt worden, was zur Nachach tung für Alle, die es angeht, hierdurch bekannt gemacht wird. Dresden, am 19. August 1857. Finanz-Ministerium. Dehr. Opelt. Dresden, 28. Juli. Mit allerhöchster Genehmigung ist dem Maschinenmeister Anton Focke hierselbst für die von ihm am 1. Februar dieses JahreS mit muthiger Entschlossen heit und unter Lebensgefahr bewirkte Lebensrettung der in der Elbe verunglückten achtjährigen Pauline Lehninger dir silberne Lebensrettungsmedaille mit dem Befugnisse, dieselbe am weißen Bande zu tragen, ertheilt worden. Nichtamtlicher Lheil. Nedersicht. Tagksgeschichte. Wien: Die „Oesterr. Corresp." über die Verständigung in OSborne. Thrißschifffahrt eingestellt. — Berlin: Die Reise d,S Herrn v. Bismarck. Keine neue Zuck,rsteuerronferenz. Vermischtes. — Düsseldorf: Die Brautwerbung des Königs von Portugal. — Alten burg: Auflösung der Landschaft. Die landtagsfähigen Rittergüter. — Aus Schwarzburg-Sonders Hausen. Hypothekeng,setz. — Paris: Tagesbericht. Abreise des Kaiserpaar- nach Biarritz. Sitzung der Akademie. — Turin: Telegraphentau nach Afrika. — Madrid. Po- lizeidirektion. Einwohnerzahl Spaniens. Die päpstliche Anerkennung des Kirchengüterverkaufs. — London: Der „Observer" über den Srssionsschluß und die Ehescheidungs dill. Der Riß de« transattantischen Telegraphenkadels. — Zante: Orsterreichische Kriegsdampfer. Korinth,«lese. Erd stöße. — Bombay: Lage der Dinge vor Delhi. Capitän LöelleSley Kommandant der ostindischen Marine. — New- Uork: Zusammenkunft zwischen Sir CH. Napier und Staatssekretär Caß. Local- u. Provinzialavgelekenheitea. Dresden: Bei- träge zum BürgerhoSpital. Staatstelegraphendirertor Preß ler -f. Vermischtes. — Leipzig: Kleinkinderbewahran stalt. — Freiberg: Schadenfeuer. — Lichtenwalde: Fahnenweihe der „Pauliner". —Aus der Oberlausitz: DaS 200jährige Bestehen des Ortes Gersdorf gefeiert. Oeffentl. GerirLttverbaudlougeu. Dresden. Oschatz. Chemnitz (O-uartalbericht). Feuilleton. Vermischtes. Inserate. Tageskalender Börsennachrichten. Tage-geschichte. Wien, 18. August. Der gestern bereits erwähnte Ar tikel der offiriellen „Oesterr. Corr " über den Conflirt in Kon- stantinopel lautet: „Wir haben mit großer Befriedigung zu bestätigen, daß infolge d,S Besuchs, welchen der Kaiser der Franzosen Ihrer britischen Majestät in Osborne abgestattet hat, die In Konstantinopel jüngst entstandene bedauerliche Verwickelung, welche bis zur Unterbrechung der diplomati schen Beziehungen zwischen der Pforte und mehrern europäi schen Mächten geführt hatte, einer für alle Theile erwünsch ten Lösung entgegengeht. Es ist bekannt, daß der franzö sische Botschafter auf Grund verschiedener Einwendungen ge gen die Giltigkeit der in der Moldau vorgenommenen Wah len an dir Pforte das Begehren der Erneuerung dieser Wah len gestellt und daß die Vertreter Preußens, Rußlands und Sardiniens diese Forderung unterstützt haben. Diesem ohne Oesterreichs und Englands Theilnahme einseitig gestellten Verlangen konnte die Pforte auch bei dem lebhaftesten Wunsche, Frankreich zu befriedigen, nicht willfahren und ebensowenig konnten die Repräsentanten Oesterreichs und Englands der Pforte hierzu rathen und sich dadurch von der Regelung eines Gegenstandes ausschlirßen, den feierliche Ver tragsbestimmungen dem Gebiete einer allgemeinen Berathung und Vereinbarung zugewiesen haben. Der Gedankenaus tausch, welcher zwischen den Regierungen Frankreichs und Englands stattgefunden, hat nun dieses Mißverhältniß aus geglichen. Nachdem die Ueberzeugung gewonnen war, daß über principiellt Fragen keine Meinungsverschiedenheit vor waltete, konnte der Zwiespalt, der in Konstantinopel über blose Jncidentpunkte zu Tage getreten war, nur noch eine unter geordnete Bedeutung behalten und von dem Augenblicke an leicht seine Lösung finden, als Se- Maj. der Kaiser der Fran zosen sich an Oesterreich und England mit der Einladung wendete, den Stand der Frage in Konstantinopel in Erwä gung zu ziehen. Wenn beide Mächte es bisher nur billigen konnten, daß dir Pforte die ohne ihre Mitwirkung an sie er gangene Forderung adgelehnt hatte, so mußten sie nunmehr hohen Werth darauf legen, den Wünschen Frankreichs ent- gegenzukommen, indem sie zur Herstellung des guten Einver ständnisse- auf dem Boden der türkischen Hauptstadt die Hand boten. Was di« Pforte betrifft, so erlauben ihr so wohl ihre Würde, al» ihre Interessen, der Einstimmigkeit aller Mächte zuzugestehen, was sie im Bewußtsein ihrer Stellung al- Mitunterzeichnerin des Pariser Vertrags den Einzelnen nicht gewähren zu können glaubte. Von diesen Betrachtungen geleitet, haben di« Cabinete von Oesterreich vnd Großbritannien der Pforte Lte Revision der Wahllisten und die Vornahme neuer Wahlen in der Moldau nunmehr selbst angerathen, und ,S darf wohl erwartet werden, daß die Regierung des Sultans bei Erwägung der Frage die ihr von ihren Alliirtrn übereinstimmend auSgedrückten Wünscht be rücksichtigen werd,. Un» aufrichtig dieser Wendung erfreuend, knüpfen wir daran die begründete Hoffnung, daß die Auf gabe der Reorganisation der Donausürstenthümer, welche die Bestimmungen deS Pariser Vertrag» den Mächten gestellt haben, in der für da» Wohl und Gedeihen dieser Länder förderlichsten Weise und unter Beachtung der Rechte der suzeränen Macht in nicht zu entfernter Zukunft ihre voll- giltige Lösung erhalten werde." — Wegen niedern WasserstandeS sind auch die Dampf schifffahrten auf der Theiß von Tokay aufwärts wie schon früher in der Save bis auf Weitere» eingestellt worden. H Berlin, 18. August. Dir Reise des preußischen Ge sandten am deutschen Bundestage, Herrn v. BiSmarck-Schön- hausen, In den skandinavischen Norden zu einer Zeit, in wel cher sich in Dänemark und Schweden jedenfalls Dinge von hoher politischer Bedeutung vorbereiten, hat hier zu mannich- fachem Nachdenken Anlaß gegeben, und ,S werden von sonst gut unterrichteten Personen in unsrer diplomatischen Welt politische Nebenzwecke, und sollte es auch nur auf eine Beob achtung der Stimmung in den verschiedenen Richtungen ab gesehen sein, für sehr wahrscheinlich gehalten. — Es ist jetzt als bestimmt anzunehmen, daß die rrsultatlos gebliebene Con fer,nz zur Berathung der Auckersteuerfrage im Zollverein vorläufig nicht wieder zusamm,»treten wird. Dagegen ist man damit beschäftigt, Maßnahmen zu treffen, um die her- vorgetretenen Differenzpunkte auszugleicheu. Von dem Ge lingen dieser Unternehmung wird dann die Möglichkeit eines erneuerten Zusamm,»tretens der Conferenz abhängen, wofür sich unter solchen Umständen natürlich kein bestimmter Zeit punkt angeben läßt. — Se. Maj. der König hat an den Kaiser von Oesterreich zu Höchstdrssen heutigem Geburtstage ein eigenhändiges Glückwünschungsschreiben gerichtet. Di» Reise Sr. Maj. des Königs in die Provinz Sachsen, wo zwischen Halle und Weißenfels die großen Herbstmanöver stattfinden werden, steht nahe bevor. Düffeldorf, 16. August. Die „Düffrld. Ztg." schreibt: Die von der französischen Presse zuerst gebrachte und seit dem in deutschen Blättern mehrfach wiederholte Nachricht von der Bewerbung Sr. Majestät des Königs Dom Pedro V. von Portugal um die Hand Ihrer Hoheit der Prinzessin Stephanie von Hohenzollern-Sigmaringen hat ihre volle Be stätigung gefunden. Im Lauf« diese« Herbstes noch werden die zur Eingehung jener Verbindung nithigen Förmlichkeiten erfüllt werden, mit deren Einleitung und Vollziehung der königlich portugiesische außerordentliche Gesandte und be vollmächtigt, Minister am königl. großbritannischen Hofe, Ge neralleutnant Graf v. Lavradio, betraut werden dürfte, während die Vermählung wahrscheinlich erst im kommenden Jahre gefeiert werden wird. Wie wir hören, wird sich dem nächst Ihre Hoheit die Fürstin mit Hichstihrer Prinzessin Tochter zu Ihrer kaiserlichen Hoheit der Großherzogin Ste phanie von Baden nach Umkirch und von da in die Schweiz b,geben, wo nach Beendigung der diesjährigen Truppenübungen Se. Hoheit der Fürst sich wieder mit seiner Familie ver einigen wird. Altenburg, 18. August. Nach einer im heutigen Gesetzblatte erschienenen höchsten Verordnung vom 7. d. M. ist die zeither in Wirksamkeit gewesene Landschaft des Herzog- tbums aufgelöst worden. Glücklicherweise hat diesmal dieser Schritt der Regierung mit irgendwelchem Zerwürfaiß zwischen Gouvernement und Ständen Nichts zu schaffens es erfolgt dersrtbo vi-tm«hr noch dem eigenen Anträge der Stände, welche denselben nach Berathung des unter dem I.Mai d. I. publicirten neuen Wahlgesetzes hauptsächlich um deswillen stellten, weil dies Gesetz zum Theil von den bisherigen ganz verschiedene Wahlkörper einführt und man es nicht für ange messen fand, daß die Landschaft, welche ohnehin mit dem Schluss, des JahreS zur Hälfte hätte erneuert werden müssen, ihre Berathung,n mit zur Hälfte nach dem allen, zur Hälfte nach dem neuen Gesetze gewählten Abgeordneten fortsetze. Eine andere höchste Verordnung von demselben Tage bringt sodann ferner noch die Publication dreier Unterbeilagen zu dem Gesetzt vom 1. Mai d. I., welche die Verzeichnisse der nach diesem Gesetze allein noch landtagsfähigen Rittergüter, sowie derjenigen Rittergüter, deren Landtagsfähigkrit wegen Mangels des zur Landtagsfähigkeit erforderlichen Grundbe sitzes an 3000 Steuereinheiten bis auf Weiteres ruht, und der zur Bestellung von Wahlmännern für die Abgeordneten d,S Bauernstandes gebildeten Wahlbezirke enthalten. Wa da« erste Vrrzeichniß betrifft, so hat sich hiernach die Zahl der nach dem Grundgesetze von 1831 zur Landtagswahl be rechtigten Rittergüter von 110 (66 im Ost- und 44 im Westkreis,) bis auf 72 (48 im Ost - und 24 Westkreise) herabg,mindert. Ausfallen muß es dabei, daß auch von die sen 72 nur noch ungefähr die Hälfte (38) sich in den Händen Adeliger befindet. Di« Zahl der Rittergüter mit ruhender Landtagsfähigkeit nach der zweiten Beilage beträgt 22. Aus Feuilleton. Eine Flucht au» Delhi. (Fortsetzung au« Rr. 190.) Ich ließ mein Bett vom Bungalow herabkommen und nahm einige Nahrung zu mir. Einige unsrer Leute fingen an, un» zur Flucht zu drängen, wir weigerten un» aber, und ich schlief ein. Al» ich erwachte, bat mich mein Fahnenträger, zu gehen, und sagte, die Schurken kämen au» der Stadt heran». Jeder von un» nahm eine Fahne und wir gingen bi» an» Thor, allein die Mannschaft drängte sich an un» und riß un» die Fahne au» den Händen. DaS Feuern hinter un» nahm seinen Anfang; die Freude, von seinen eignen Truppen erschossen zu werden, ist aber nicht sonderlich groß. Ich begegnete dem Obersten im Thorwege, faßte ihn an der Hand und nöihigte ihn mit mir fort über den Paradeplah nach der Brücke bei unfern Schießmauern. ES war ganz dunkel. Wir erreichten sie unbehelligt und kletterten fort, bi- wir erschöpft an einem Baume niederfielen. Bald ging der Mond auf und in Flammen stehende Cantoniruuqen warfen ihren Glanz auf die Epauletten de» Obersten ; meine Säbel scheide fulrkrltr und weiße Kleider sahen au» wie Schnee. Wir duckten un» wie Hasen und brachten so diese ganze furchtbare Nacht zu, bald vorwärt» eilend, bald un» in Höhlen und Erd löchern verbergend, wenn Stimmen sich vernehmen ließen und man un» auf dir Spur gekommen zu sein schien. Wir hielten un» parallel der Straße, welche nach den Gchali»margärten fübrt, kreuzten dann den Dschumnacanal an einer Furt und tranken, wie wir vielleicht nie zuvor getrunken hatten. Der arme Oberst war im höchsten Grad« erschöpft; den ganzen Tag war kein Bissen über unsre Lippen gekommen. Der Morgen brach an, wir befanden un» unter einem Baume; der Oberst riß die Epauletten von seinem Rock und ver barg sie im Gebüsch. Ich wollte die Richtung nach der Kurnaul- straße einschlaqen, vertrauend auf irgend ein Fuhrwerk, da» un» begegne; der Oberst war aber gegen diesen Plan und so nahmen wir den Weg nach dem Dschumna-Ufer. In einiger Entfernung sahen wir eine niedergeriffene Erdhütte. Wir krochen hinein und legren un» nieder; während wir un», al» dir Sonne auf ging, daselbst befanden, sahen wir eine Abtheilung Sipahi» und andere Leute auf un» zukommen; sie schienen die Gebüsche zu durchsuchen und die Sonne funkelte auf ihren Gewehren. Ich spannte mechanisch meine Pistole, hatte aber nur Munition für zwei Schüsse. Der Oberst hatte nicht einmal seinen Degen. Ich brach in die Worte au»: „Oh, Oberst, der Tod ist besser al« diese entsetzliche Ungewißheit." Doch Gotte» Hand schwebie schirmend über un», wie immer. Die Sipahi» wandten sich nach dem Flusse, al» hätten sie geglaubt, wir seien durch die Furt ge- gangen, und verschwanden. Einige Brahminen entdeckten un», al» ste sich an ihre Arbeit begaben; einer nahm un» mit nach dem Dorfe, versteckte un» in einen Tope oder Baumklumpen und holte dann Tschuppatir» (Brod) und Milch. Unterweg» be« gegnetr un» der Handelsmann Marshall. Er hatte die Quartier wache unmittelbar nach dem Obersten und mir mit noch drei Andern verlassen; am Morgen aber sah sich Marshall allein, und wo die Andern find, lebendig oder todt, wissen wir nicht. Rach, dem un» unsre brahminischen Freunde mit Lebensmitteln ver sorgt hatten, brachten ste un» über die Furt eine» Arme» der Dschumna und verbargen un» in dem langen Dschungrlgrasr auf der andern Seite. Gleichzeitig aber kam ein Anderer zu mir mit der Nachricht, e» befinde sich eine Abtheilung Flüchtlinge gleich un» in geringer Entfernung im Grase. Ich folgte ihm; er führte mich ungefähr zwei englische Meilen weit, wo ich dann eine Anzahl Damen und andere Flüchtlinge verborgen fand. Die erste Person, welche ich sah, war Procter, den ich erschossen glaubte. Rach der ersten Freude de» Wiedersehen» schaute ich mich um und fand Mistreß Forrest, ihren Mann und drei Töchter, Mr». Fraser (Ingenieure), Herrn Salkeld, Vibart und Wilson (Artillerie). Ich schickte nach dem Obersten und nach Marshall, mit diesen waren wir unsrer IZ, und so hielten wir un», mit Gewehren und Säbeln versehen, einer herumstreifenden Meutererbande vollkommen gewachsen. Die Flucht der Geretteten von der Hauptwache in Delhi war wunderbar. Während de» Nachmittag» hatte Major Abbott am Kashmirtbore den Entschluß gefaßt, alle Damen, welche sich da- selbst befänden, nach den Eanlonirungen zu senden. Da keine Fuhrwerke da waren, bestiegen ste Kanonenwagen; plötzlich aber wurden ste daraus vertrieben, indem ein mörderische» Feuer auf alle dort Versammelten eröffnet ward. Alle» eilte nun die Wälle hinauf nach der Hauptwache. OSborne wurde durch den Schenkel geschossen ; er sagte: „Ich will nicht von diesen Sipahi» ermordet werden," ging voraus und stürzte fich über die Mauer in den Graben; Andere, darunter Mi». Forrest, welche durch die Schulter geschossen war, folgten seinem Beispiele, erreichten glücklich den Graben, kletterten die Böschung hinan und flüchteten fich in Sir T. Metcalfe'» Hau». Die Diener gaben ihnen etwa» Bier und Speise und führten fie, wenige Minuten früher al» da« Hau» beschossen wurde, an da» Flußufer. Sie verbrachten eine gleich« Nacht wie wir und waren mit noch knapperer Roth entkommen. Al« fie in ihrem Versteck lagen, kamen einig« Leute vorbei und sahen rin Band oder eine Flasche, gingen aber