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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. V 177 Erscheint mit Audnahme der Sonn« und Festtage täglich Abend« und ist durch alle Postanstalten zu beztrhen. Dienstag, den 4. August. Preis für da« Lterteljabr lH Thaler. Insertion«'Gebühren für den Rau« einer gespaltene» Zeile I Reugrosche». 18S7 Amtlicher Lheil. Dresden, 2 August. Se. Königliche Hoheit derKron - Prinz ist heute Vormittag von Altrnstein hierher zurück gekehrt. Dresden, 2. August. Ihre Kaiserlich Königlichen Ho heiten der Erzherzog Carl Ludwig und Hichstdeffen Frau Gemahlin, die Erzherzogin Margaretha, find heute Nachmittag H5 Uhr nach Prag abg,reist. Dresden, 1.August. DaSGesammt-Ministerium, Welche« auf die Dauer der Abwesenheit Seiner Majestät de« König« zu Besorgung der inzwischen vorkommenden RegierungSgr- schäfte mit Allerhöchstem Auftrage verseh,n worden, hat den zeilherigen Grricht-amtmann zu Lauenstein Carl Heinrich von Elterlein zum Gerichtsamtmann bei dem Gerichts amt Radeberg ernannt. Bekanntmachung de« Ministerium« de« Innern. Nachdem für die auf da« Jahr vom 1. September 1857 bi« dahin 1858 gültigen Jagdkarten »ine hellgrüne Farbe gewählt worden ist, so wird Solche« namentlich zur Beachtung für diejenigen Beamten, denen nach §. 31 der Verordnung vom 13. Mai 1851 die Ausübung der Jagd betreffend, und nach §14 der Verordnung vom 28. Juni 1852 einige Abänderungen und Ausätze zu obiger Verordnung betreffend, die Aufsichtsführung auf di, gehörige Beobachtung der Vorschriften dieser Verordnungen obliegt, andurch be kannt gemacht. Dresden, am 30. Juli 1857- Ministerium des Innern. Für den Minister: Körner. Weiß. Richtamtlicher Lheil. . , Aedersicht. kagetgefchichte. T«legraphisch« Nachrichten. — Dresden: Vom königl. Hof,. Stenographenversamm lung. — Wien: Die Eindrücke der Eröffnung der Triester Eisenbahn. — Innsbruck: Excess« italienischer Eisen- bahnarbeiter. —e Berlin: Abreise der Kaiserin-Mutter von Rußland. Die wahrscheinliche Beförderung Vr. Leh« nerdt«. Königliche« Geschenk zu einem katholischen Kirchen baue. Projekt einer Eisenbahn von Damm nach Küstrin. — München: Bulletin Vertagung der Gesetzgebungs ausschüsse. — Stuttgart. Der König nach Biarritz ab gereist. — Ko bürg: Da« UnionSproject vom Landtag« venvorfen. — Pari«: Der Tod de« Prinzen Karl Bo naparte. Der Vertrag wegen des Baues einer Rhein brück, bri Kehl. Dir Reis« d«S Kaiserpaar,«. Di, Wah len in der Moldau. Ausweisung italienischer Flüchtlinge. — Brüssel: Handelsvertrag mit Persien. — Haag: Die Ministerkrise beendigt. — Florenz: Beschickung d,S statistischen CongresseS in Wien. Furcht in Genua. — Lissabon: Rücktritt d,S Herzogs von Saldanha. — Madrid: Kein« Ministerveränderung. Die Sanctioni- rung drS Kirch,ngütervrrkaufS- — London: Trupp,nver- stärk»«»,,« für Indien. Au« dm» Parlament,. Prinz Napoleon. Protestatio« de« Agenten de« König« von Aud.— Stockholm: Anträge auf Abänderung de« Grundgesetze«. — Ka lisch: Der Kaiser in Warschau erwartet. — Kon stantinopel: Nachrichten au« der nemsten Post. — Bombay. Einzelnheite« über die Meuterei. General Outram angelangt. Epgrb«»HM--dress«n angesehener Hindu«. Herat soll noch nicht geräumt sein. — Hongkong: Ar tillerie eingetroffen. Local- u. Provinzialangelegenheiteu. Dresden: Vom Vogelschießen. Sparkaffe und Leihhaus Vermischtes — Leipzig: Selbstmord. — Zwickau. Urlaubsreife d,S KreiSdirectorS. — Freiberg: Geschäftsbetrieb deS Leih hauses. Feuilleton Inserate. Tageskalender. Börsennachrichten. Tagesgeschichte. Telegraphisch« N a «H r t «h t « n. Wien, Sonntag, 2. August. Laut hier ringe- troffener Nachrichten auS Konstantinopel vom 31. v. M. hat daselbst ein Ministerwechsel stattgefun- den. Mustapha Pascha von Kreta ist zum Groß wesir, Reschid Pascha zum Präsidenten deS Tansi- matS, Ali Pascha zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten und Alt Galib zum Minister der frommen Stiftungen ernannt worden; der Präsident deS ReitbsrathS und der Kapudan Pascha verbleiben dagegen in ihren bisherigen Aemtern AuS St. Petersburg wird telegraphisch die gestern Abend erfolgte glückliche Ankunft Sr. Maj. deS Kaisers Alexander gemeldet. Kürst Gortschakoff war gleichzeitig daselbst eingetroffen. Paris, Sonntag, 2. August. Der heutige „Mo niteur" enthält das Programm zu dem am IS. d. M. statthabenden Napoleonöfeste. — Ein Decret ernennt, au Stelle Bernes, Andouillet zum Untergouverneur der Bank. Dresden, 3. August. Se. Majestät der König werden Sich heut, Abend halb 7 Uhr nach Leipzig begeben. — Ihre königl. Hoheit di« Kronprinzessin hat Sich von Altenftein aus zum Gebrauch einer mehrwöchentlichen Cur »ach dem Bad« Bockltt bei Kissing,« beiden — Am heutigen Namen-feste Ihrer königl. Hoheit der Prinzessin Augusta waren Ihre königlichen Majestäten mit den Gliedern der königl. Familie bei Ihrer Majestät der Kö nigin Mari« zum Diner vereinigt. — Ihre k. k. Hoheiten der Erzherzog Karl Ludwig und die Erzherzogin Margarelha haben gestern von der Pillnitz gegenüberliegenden Eisenbahnstation Niedersedlitz au« Ihre Weiterreise nach Wien ang,treten. Die königliche Familie begleitete Höchstdieselben bis zur Eisenbahn. Dresden, 3. August. Wie bereits von unS gemeldet wor den, ist vor einiger Zeit hierselbst «ine Commission von stenogra phischen Celebritäten in der Absicht zusammengetreten, eine Ausgleichung der unter den Jüngern GabelSberger'S entstan denen wissenschaftlichen Differenzen herbeizuführen. Dir Ar beiten dieser Commission sind beendet und dürfen sich d,S günstigsten Erfolges rühmen. Um von diesen Resultaten den übrigen Kunstg,»offen Mittheilung zu machen und zu gleich unter denselben durch eine persönliche Zusammenkunft daS Bewußtsein der Gemeinsamkeit d,S Zieles zu befestigen, sind dieselben zu einer in hiesiger Stadt abzuhaltendrn allge meinen Versammlung der Gabrlsberger Stenographen ein- g,laden worden, welche gestern mit mehrer» geselligen Zu sammenkünften und ,irrer gemeinsamen Exkursion nach der Bastei ihren Anfang genommen hat. Dir eigentliche Haupt versammlung fand heute Vormittag in dem festlich derorirten Saal, der Ersten Kammer im Landhaus« statt. Näheres werben wir unser» Lesern in einer der nächsten Nummern dieses Blatte« mittheilen. Wien, 1. August. (Ostd. P.) Die Ehrengäste, welche der Eröffnung der Triester Eisenbahn beiwohnten, sind nun sammt und sonder« wieder zurückgekehrt. All« sind voll von den tiefen Eindrücken, welche dies, Reise von wenigen Tagen bei ihnen zurückgelaffen. Die Fahrt von Wien nach Triest bietet den Anblick einer Reihe von Wunderwerken der Bau kunst und Technik. So großartig der Gedanke war, welchem die Eisenstraße über die norischen Alpen ihre Entstehung dankt, eben so großartig ist die Ausführung, durch welche dieser Gedanke in der Gestalt einer vollendeten Thal der Mit- und Nachwelt überliefert wurde. Angesicht« dieser Riesen bauten, angesichts dieser der wildesten Natur abg,trotzten Ver kehrswege muffen wahrlich die Klagen über die kleinlichen An läufe und über di, geistige Verkommenheit unser« Geschlecht- verstummen Wo mit so kühner Conception rin, weltver- bindende Idee erfaßt, wo mit so zäher Ausdauer die gewal tigsten Schwierigkeiten überwunden werden, wo ein Staat mitten in bedrängten Tagen sich selbst die eiserne Pflicht einer großen Arbeit auferlegt und dieselbe so energisch zu er füllen vermag, da kann wahrlich von einer Verkommenheit der Generation nicht die Rede sein. WaS jedoch speciell Oesterreich« große« Verdienst an diesem Werk, betrifft, da hat mit bereitwilliger Anerkennung ein brutsch,r Staatsmann bei Gelegenheit de« EröffnungSfrste« mit den einfachen, aber treffenden Worten bezeichnet: diese« Werk ist eine deutsche Arbeit. Ja wohl, eine deutsche Arbeit — nur dem idealen Schwünge des germanischen Geiste« dankt sie ihre Entstehung; nur dem Streben, bi, Ideen, die Cultur, da« Güterleben Deutschlands zwischen dem Norden und Süden Europa« zu vermitteln und nach den sich verjüngenden Staaten de« Orirnt« zu tragen, nur diesem Streben war es möglich, die Hinder nisse zu überwinden, welche sich einem Schienenwege über die Felsenschluchten deS Semmering«, über di« öden, winter lichen Höhen de« Karst und über die schwankenden Moor flächen bei Laibach entgegenstellten. Und deutsche Arbeit ist e«, welche sich an der unerschütterlichen Ausdauer, womit der Bahnbau geführt wurde, und an den sinnreichen Com- binationen kund girbt, durch welche Stein an Stein, Bogen an Bogen und steile Felsenpfade an kunstvolle Viaducte gefügt wurden. Mit Stolz kann nun Oesterreich auf die Mission blicken, welche eS auf diesem Gebiete für ganz Deutsch land erfüllt hat. Innsbruck, 30. Juli. (A. Z.) In der Nacht vom 26. auf den 27. d. M. verließen mehrere italienische Eisenbahn arbeiter, welche in einem Kaffeehaus« zu Neumarkt bei Botzen gezecht hatten, dasselbe mit der Drohung, den ersten ihnen begegnenden Deutschen „kalt zu machen". Der dortige Be- zirkSamtSdiener fiel al« da« Opfer dieser Drohung unter den Messern der wüthenden Rotte. Noch vier Personen, die den Italienern später in den Weg kamen, erhielten schwere Verletzungen. Gendarmerie, Finanzwache und Feldhüter mußten requirirt werden, um dieser wohl von Streit und Spirituosen erhitzten Wüthenden Meister zu werden. Bei zwanzig der Gravirtesten wurden verhaftet. Die gerichtliche Voruntersuchung hat bereit« begonnen und diese gefährlichen Individuen werden ihrem verdienten Schicksal nicht entgehen. H Berlin, 2. August. Die Kaiserin-Mutter von Ruß land ist gestern abgerrist (s. unten). Se. Majestät der Kö nig wollte seine erlauchte Schwester biL Swin,münde beglei ten, wurde aber durch rin leichte« Unwohlsein, auf ärztlichen Rath, daran verhindert. — In den betreffenden geistlichen Kreisen wird die bevorstehende Beförderung de« Consistorial- raths und ordentlichen Professor« in der theologischen Fakul tät unsrer Universität, vr. I. C. Lehnerdt, zum General» superintendenten der Provinz Sachsen, vielfach besprochen. DaS Ministerium der geistlichen Angelegenheiten und der Aentlleto». Dresden, 2. August. Hoftheater. Bei der gestrigen Aufführung von Mozart'- „Zauberflöle" trat Herr Wild vom Stndtthratrr zu Aachen al« Tammo auf. Sein Tenor ist namentlich in der Mittlern Höhe klangvoll und angenehm, in der liefern Lage schwach; überhaupt aber fehlt dem ungleichmäßigen und mit Kehlklang wechselnden Tone vollständige Klärung und Noblesse. Line musikalische Routine der Behandlung verdeckt nicht den Mangel an fester Schule und feinerer Durchbilvung, und die Wirkung lobenSwerth gelungener einzelner Stellen, be- sonder« im Eautilenvortrag«, wird durch mindere« Gelingen anderer wieder aufgehoben. Offenbar hat die Thätigkeit an kleinern Stadttheatern Herrn Wild von einer umfaffendern künstlerischen und geschmackvollen Ausbildung seine« Talent«, auch hinsichtlich de« Spiel«, zurückgehalten. Doch macht, die Ausführung dieser Partie im Allgemeinen einen günstigrrn Ein druck, al« die Leistung in seiner ersten Gastrolle als Edgard. Fräulein Steeg er führte die Pamina (al« Debutrolle) nach Maßgabe ihrer Fähigkeit recht anerkennenSwerth au«, namentlich wa« de« Eindruck ihrer sehr hübschen materiellen Mittel betrifft, deren Frische und Wohlklang diesmal, von einer guten Into nation gehoben, in den einfacher» Aufgaben de« Gesänge« an genehm wirkte. Die Leistung der drei Damen hat sich durch den Hinzutritt de« Fräulein Anschütz wesentlich verbeffert. lieber- Haupt aber ist die musikalische Ausführung vorzugsweise dieser Oper auf unsrer Bühne seit lange in einem seht vernachlässigten, wenig befriedigenden Zustand«, worauf schon früher mehrfach aufmerksam gemacht wurde. Manche Tempi schleppen so sehr — ich erwähne nur z. B. das Finale de« ersten Actes und die Arie „In diesen heil'gen Hallen" — und verlieren sich mit Nach- giebigkeit an dir langsam herauSpreffende Tonbildung deSSaraftro in solche Ungebundenheit drS Rhythmus, in so beliebige Rita» dando», daß die musikalische Form völlig aufgelöst erscheint und der Hörer die beängstigend« Erwartung fühlt, als würden die Klänge bald ganz abreißen, eS werde wohl bald alle Musik auf hören und eine Schlummerpause eintreten. Der Begleitung und d«n Zwischensätzen der Recitative fehlt alle« energische Leben, alle« Feuer. Hier eine durchgreifende musikalische Reform ein treten zu lassen und Mozart'« Musik zu ihrem eigenthümlichen Recht zu verhelfen, wird für eine spätere Aufführung ein ver dienstliche« Unternehmen deS Dirigenten sein. L. Banck. Zur Schilderung deS neuen Paris. (Fortsetzung au« Rr. 176.) ... Die Pariser Bauspeculanten waren keck, tollkühn; aber sie machten die Rechnung mit dem Wirth, d. b. mit der steigenden Begehrlichkeit unsrer Zeit. Die Sitten und Ansichten haben sich geändert: Einfachheit und Mäßigkeit sind nicht mehr an der Tagesordnung, und der unbedeutendste Krämer würde heute er- röthen, einen Laden zu haben, wie ihn ehemal« der Hofjuwelier hatte. Der Budrnluru» ist seit «inigrn Jahren zu einer Höhe gediehen, di« schwerlich überstiegen werden kann. Er erstreckt sich nicht blo« auf die eleganten Kaffee- und Speisesäle, die Bi jouterie- und Galanteriegewilbe, sondern auf die ordinärsten Schenk, und Kramläden ; ja die Comptoir«, wo di« allergewöhn- lichsten Dinge verkauft werden, find oft die, wo Gold, Silber, Bronze, Krystall und kostbare« Holz am meisten verschwendet worden. In der Thal ist die Pracht dieser Läden so außerordent lich, daß sie selbst in Pari« den Fremden überraschend bleibt. Eben so Ausfallend ist, wie sehr der Aufwand in Wohnungen und Ameublement« gegen die frühere Zeit zugenommen hat. Da geht bi« zum kleinen Bürger herab; der bei seinen ordentlichen netten Wohn- und Arbeit-zimmern durchweg ein außerordent liche« Plunkzimoier hat. Dringt man in das Innere der neuen Häuser, nicht bloS in die großen Wohnungen de- Herrenstock- werk«, sondern in die obern Etagen und bi« in die entlegensten Quartiere, so meint man in lauter Millionärwohnungen zu treten. ES giebt deren einige, die den fürstlichen Luru« von Kunstschätzen aufzuweisen haben ; doch sind die« seltenere Aus nahmen. Bei den meisten besteht die innere Ausschmückung in einem eleganten Ameublement, welche« besonder« dadurch sehr lheuer kommt, daß eS mit jedem Wechsel der Mode verändert wird. ES ist außerordentlich, wie schnell und allgemein die Möbelmode ihre Verwandlungen in Pari« hervorbringt. Ran kann annehmen, daß sie in einem Zeiträume von drei Jahren die Hälft« aller Pariser Haushaltungen von Grund au« um schafft. Nicht blo« die Mode allein, selbst die Jahreszeiten be wirken einen Wechsel de« Ameublement«. Im Winter verzieren schwere Vorhänge au« damastenen and seidenen Stoffen die Fenster und Thüren, und dicke Teppiche bedecken de» Boden; im Sommer werden die Fußböden und Thüren u»verkleidet gelassen und die Fenster mit leichten Gardinen au« feinen persischen und indischen Zeugen behangen; die Fenstervorhänge find immer doppelt und von zwei Farben. Zn jeder eleganten Pariser Woh nung muß Alle«, bi« aus die kleinste Geräthschafr, den modischen Stempel tragen. Eben darin besteht mehr al« in allem Andern der große Luru« der Gegenwart. Oft ist freilich der Zimmer schmuck bei aller Eleganz mit Flitterstaat untermischt und auf