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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redaeteur: I. G. Hartmann. 1««. Erscheint mit Ausnahme der Soun, und Festtage tLglich Abend» und ist durch alle Postanstalten zu beziehen. Mittwoch, den 22 Juli. Prei» für da» Bierteljahr Thaler. Insertion«-Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile l Reugroschen 18S7 Amtlicher Th eil. Bekanntmachung, den Besuch der Köniql. Antikensammlung, ingleichen der Sammlung der Gypsabgüsse betreffend. Nachdem die im Japanischen Palais befindliche Antiken- Sammkung geordnet und ein vollständiger Cataloq darüber abgefaßt, auch die Sammlung der Gypsabgüsse in dem dazu bestimmten Lorale im neuen Museum ausgestellt und ein Eatalog dazu gefertigt worden ist, wird über den Besuch der gedachten Sammlungen hierdurch Folgendes bestimmt: §. 1. Die Königliche Sammlung der Antiken ist vom 1- Mai bis Ende October, stets Mittwoch und Sonnabend, Vormit tags von 10 bis 2 Uhr und die der Gypsabgüsse jeden Montag und Donnerstag ebenfalls von 10 bis 2 Uhr, zum unentgeltlichen Besuche und zur Beschauung geöffnet, jedoch mit Ausnahme der Feiertage. §.2. Die Zahl der einzulaflenden Personen wird vorläufig nicht beschränkt, bei zu großem Andrang« bleibt aber Vorbehalten, den Einlaß nur gegen auszugebende BilletS zu gestatten- tz. 3. Auch an den übrigen Tagen der Woche, Sonn- und Feiertage ausgenommen, ist der Besuch der Sammlungen während der Vormittagsstunden von 10 bis 2 Uhr, jedoch nur gegen ein, am Eingänge zu entrichtendes Eintrittsgeld von 5 Ngr. für die Person, gestattet. § i- Wünschen Schüler der hiesigen Kunstakademie, Künstler und Kunstfreunde, zu anderen Zeiten die Sammlungen zu besuchen, auch zu copiren und zu zeichnen, so haben sie sich an den Direktor der Sammlungen zu wenden und dessen Genehmigung nachzusuchen. §. 5. Das Berühren der SammlungSgegenstände ist ausdrück lich untersagt. Stöcke, Schirme und dergl. sind am Ein gänge abzulegen. 5 6. DaS Mitbringen von Hunden ist verboten; auch sind §.7. Stiefeln und Schuhe vor dem Eintritt in die Samm lungen zu reinigen. Dresden, am 21. Juli 1857. Ministerium des Königlichen Hauses. v. Zeschau. Nichtamtlicher Theil. Nedrrsicht. Tagetgeschicbte. Dresden: Vom königlichen Hofe. — Wien: Einnahme der StaatSeisenbahn. — Berlin: Zollconferenz. Kaiser von Rußland. — München: Reise des Königspaares. — Hannover: Königliche Schenkung einer ethnographischen Sammlung.— Gießen: Professor Credner s. — Gera: Rückkehr des Fürsten. Luther- denkmaldeiträge. — Eisenach: Kaiser von Rußland. — Neustrelitz: Eisenbahnbau.— Frankfurt: Vom Bun destage. — Paris: Vertagung deü StaatSrathS- Nor- maischulprüfungen. Mazzini verwarnt. Herr v. Thouvenel vom Schah decorirt. — Brüssel: Rückkehr der königl. Familie. — Bologna: Papst auS Ferrara zurück. Nea politanischer Aufstandsproceß. — Genua: Mannschaft d,S „Cagliari" verhaftet. — Turin, Madrid: Kam- merschluß. — Stockholm: Hof nach Särö. Eisenbahn bauten. — London: Königin nach Aldershott. Russells Judenbill und Roebucks Tadelsvotum im Unterhause. Ne- gerwanderung nach Westindien und die indische Angelegen heit im Oberhaus. — New-Aork: Lord Nnpiers Erklä rung über die Bai-Inseln. Reeds Abreise. Local» und Proviuzialangeleftruheiteir. Dresden: Sommerfest zum Besten der Tiedgestiftung. Stadtver ordnetenersatzwahlen. AlbertSbahn. Legat. Einladung an die ElddampfschifffahrtSgesrllschaft. — Chemnitz: Versammlung wegen Verlängerung der Würschnitzer Ei senbahn. Orffentl. Gerichtsverhandlungen. (Dresden.) Feuilleton Inserate. Tageskalender. Börsennachrichten. Tagesgeschichte. Dresden, 21. Juli. Nachdem die Uebersiedelung des königl. Museums der Gypsabgüsse aus den zeitherigen Räum lichkeiten im alten Stallgebäude am Ncumarkte nach den prächtigen Räumen im östlichen Erdgeschosse de« neuen Mu seums vollendet und die neue Aufstellung der Sammlung durch deren Direktor, Prof. Nr. Hettner, erfolgt ist, geruh ten Se. Maj. der König nebst Se. königl. Hoheit dem Kron prinzen, in Begleitung des Ministers des königl. HauseS, Staatsministers a. D- v. Zeschau Exrellenz, und des königl. Flügeladjutanten Majors v. Falkenstein, gestern Mittag 1 Uhr das Museum, welchem bereits von nächstem Donnerstag an dem Publikum eröffnet werden soll, unter der Führung des Dr. Hettner in genauen Augenschein zu nehmen und ver ließen dasselbe erst gegen halb 3 Uhr unter dem Ausdruck Allerhöchstihrer Befriedigung. — DaS gestern ,m großen Gart«: ftattgefundene Fest zum Besten der Tiedgestiftung wurde durch die Gegenwart Ihrer Majestäten d,S Königs und der Königin, sowie Ihrer königl. Hoheiten des Prinzen Georg und der Prinzessinnen Sidonie und Spphie beehrt. ÄLien. Die Einnahme der k.k. privil.StaatSeisenbahn vom 9. biü 15. Juli betrug 300,273 Fl., d. h- 18,764 Fl. mehr als in dem entsprechenden Zeitabschnitte d,S Vorjahres. Die Gesammteinnahme des JahreS bis zum 15. Juli 6,536,197 Fl. Es ergiebt das Vergangene noch ein Minus von 685,971 Fl. Berlin, 20. Juli. (Z.) Di« jetzt hier tagende Zollcon- ferenz hatte ihre Sitzungen in der vergangenen Woche aus gesetzt- Auch heute wurde noch keine Sitzung abgehalten, und e« ist bis jetzt nicht bestimmt, wann die Conferenz ihre Verhandlungen wieder aufnimmt. — (Z.) lieber die Reisebestimmungen des Kaisers von Rußland sind, wie wir hören, gestern Abend neuere Nach richten «ingegangen, denen zufolge Allerhöchstdessen Ankunft hier erst am 25. oder 26. d. M. zu erwarten sein dürfte. München, 19. Juli. (A- Z.) Ihre Majestäten der Kö nig und die Königin werden bis Anfang August theil- in Kissingen, theilS in Brückenau verweilen und sich dann zum weitern Sommeraufenthalte nach Hohenschwangau begeben. Zu dem in der ersten Woche des September» bei München stattfindenden Uebungslager einer Brigade der ersten Armee division wird Se. Maj. der König hier erwartet. — Im Bade Brückenau, da« Ihre Maj. die Kaiserin von Rußland nach beendeter Cur in Kissingen auf drei Wochen besuchen wird, sind, nach amtlicher Anzeige, bereit» alle Wohnungen vermiethet, so daß im Bade selbst kein Unterkommen mehr zu finden ist. ES liegt diese- Bad bekanntlich eine halbe Stund, vom Städtchen Brückenau, in welchem indessen wohl noch Wohnungen zu haben sein dürften. Hannover, 18. Juli. Wie der „Hann. C." hört, hat der König eine schöne Sammlung von Waffen und Schmuck sachen der Bewohner der Insel Nia», östlich von Sumatra, welche Se. Majestät von dem niederländischen Residenten Netscher zu Fappanolu auf Sumatra erhalten hat, der ethno graphischen Sammlung des VereinSmuseumS unter Vorbe halt de- Eigentumsrechtes einverleibt. Glesien, 17. Juli. (Fr-I.) Gestern Nachmittag starb hierselbst Vr. Credner, ordentlicher Professor der Theologie, von langen, herben Leiden durch einen sanften Tod erlöst. §§ Gera, 20. Juli. Se. Durchlaucht unser regieren der Fürst ist am 16. d. M. Abends, aus Schlesien zurück kehrend, in Schleiz eingetroffen. Die durchlauchtigste Für stin bat sich von Dresden aus nach Guteborn begeben, um der Prinzessin Karoline Reuß-Ebersdorf, Höchstihrer durch lauchtigen Schwester, einen Besuch abzustatten. — Dir im Fürstenthume Reuß j. L- mit höchster landesherrlicher Erlaub- nifi veranstaltete Coverte für da» in WormS zu errichtende Luther-Denkmal hat einen Gesammtertrag von 465 Thlr. 26 Ngr. 8 Pf. ergeben.. Der Aufruf zur Unterstützung hilfsbedürftiger Schleswig-Holsteiner findet auch hier lebhafte Betheiligung. V Gtsenach, 20. Juli. Um sich der Zeit des Besuchs deS Kaisers von Rußland an unsrem Hofe in Wilhelmsthal zu vergewissern, hat man dort telegraphisch anfcagen lassen und die eigenhändige Antwort erhalten: „Ich reise den 23. Juli von Kissingen ab." ES geschieht dieses über Frank furt a. M. Der Aufenthalt in Wilhelmsthal wird nur einen Tag währen und dann direkt die Rückreise nach St. Peters burg (über Berlin) angetreten werden. Neustrelitz, 17. Juli. (H. C.) Der heutige „Officielle Anzeiger" enthält eine Bekanntmachung, betreffend die Vor arbeiten zum Bau einer Sisenbcchn von Güstrow über Neu brandenburg bis zur preußischen Grenze bei Straßburg. Frankfurt, 18. Juli. (Fr. Bl.) In der BundeStaqS- sitzung vom 16. d. M. zeigte der königl. hannoversche Ge sandt, an, daß das königl. OberappellationSqericht zu Celtt, nach Maßgabe des BundeSbeschlusse« vom 20. Mai b. I., angewiesen worden sei, als Compcomißinstanz in der Klag sache deS Fürsten und Altgrafen von Salm-Reifferscheid-Dyck wider die deutschen Rheinuferstaaten wegen dessen behaupte ten Anspruch» auf einen Antheil an der Rheinoctroirente nach vorgängiger Verhandlung der Sache, den Rechten ge mäß zu erkennen. — Der Gesandte von Holstein und Lauen burg zeigte die erfolgte Publikation de» BundeSbeschlusses vom 6. November vorigen JahreS, den Schutz des Eigen- thums an Erzeugnisses der Literatur und Kunst gegen Nach druck und Nachbildung betreffend, an. — Infolge von Vor trägen deS Ausschusses in Militärangelegenheiten ermächtigte die Versammlung die Militärcommission zur Ertheilung der Erlediqunq-beskheidt über di« Rechnungen der verschiedenen BerwaltungSzweige der Bundesfestung Rastatt für da- Jabc 1856 und beschloß dieselbe ferner, die von der Militärkvm- milfion vorg,legten Proviantbedarf-berechnungen der Bun- de-festunqen Mainz, Rastatt und Ulm zu genehmigen, die zur Anschaffung und beziehungsweise Sicherstellung der Ver- proviantirung der genannten Festungen erforderlichen Mittel theilS auS den admassirten Zinsen deS Ulm-Rastatter Bau fond» zu entnehmen, theilS matrirularmäßig umzulegen und Feuilleton. Hoftheater. Montag, 20. Juli: Egnwnt. Trauerspiel in fünf Acten von Goethe. Egmont: Herr A. Kökert vom Stadt- thrater zu Frankfurt a. M. als Gast. Herr Kökert zeigte sich in der Rolle deS Egmont als ein sehr schätzbarer Schauspieler von reiferer und routinirter Durch bildung; wohlbrgünstigt durch Gestalt und Mittel zu derartigen Partien, besitzt er auch dafür rin geistiges Erfassen und eine ver- ständnißvolle, wohlgeübte Beherrschung de» Ausdrucks der Rede. Doch stand die sehr lobenSwerthe und richtige Gesammtauf- faffung dcS ritterlich - «dein, leichtblütigen und in der sichern Kühnheit frohen, arglosen Lebensgenusses zu Grunde gebenden Eqinont seiner fpeciellen Ausführung weit voran. DaS Gravi- täusche, Vornehme, mehr männlich Selbstgefällige alS Selbst bewußte in Gang und Haltung stand damit nicht in Einklang; kgmonl'S Seelenadel muß sich ungezwungefl und poetisch auS dem Innern ergeben. Gleich beim ersten Auftreten fehlte die Entfaltung deS freien, feurigen Naturells, deö offenen, ein nehmenden Wesen», welche» zwar mit geistiger Ueberlegenheit, aber zugleich mit der Sympathie deS GemüthS die Herzen der Bürger beherrscht. DieS äußerlich Formelle, da» auch in die Behandlung der Rede übergeht, die bisweilen in den Conner-- sationSton fällt und durch ein Zuviel der Gesten verstärkt wird, stand der Wirkung, di« von innen heraus mit poetischem Schwung», warm und inspirirt zünden soll, oftmals entgegen. So sehr Herr Kökert mit Intelligenz uud trefflicher Nuancirung den Sinn der Rede zur Klarheit und ausdrucksvollen Geltung . bringt, so ,st doch die Ausbildung seines klangvollen Baritvn- organS nicht vollendet. ES markiren sich darin drei Register wechselnd, die nicht vollkommen verbunden sind und die Stim mung und den Cantilenstuß der Declamation unterbrechen; im Mittlern Register namentlich beschwert ein Gaumenklang den freien Airschlag deS ToneS, und der letztere erscheint überhaupt vorherrschender in die Höhe getrieben, als eS dem kräftigen, männlichen Organ von Vortheil ist. Die Spekiallrät dieser Be merkungen wird nur durch die sonst beifaklSwerthe Leistung und die Beachtung hervorgerufen, die der Gast als tüchtiger, gebildeter Schauspieler unter der kleinen Zahl der sich jetzt in der jugend lichen Bühnen-Generation AuSzeichnenden verdient. Seinem Talent dürfte eS nicht schwer werden, sich durch Abstellung mancher beeinträchtigenden Eigenschaften eine noch höhere Ent- Wickelung zu erringen. Frau Bayer-Bürck zierte die Vorstellung durch lieber« nähme des Llärchen, da für dieselbe eine vielgesuchte Repräsen« tantin noch fehlt. Im klebrigen wie» die Aufführung neben ein zelnem Gelungenen viel Schwächen auf. E. Banck. Dresdner Kunstausstellung von I8L7.*) (Schluß de« I. ArtikttS.) Au» dem Gedankengange trister Aschermittwochsideen reißt un» die enthüllte, in jugendlicher Fülle prangende Schönheit deS Weibe», welche unS Jacob» in seiner „Susanne im Bade" (Nr. LV) vorführt. In allen Bildern Jacob»' ist bloS auf den äußern sinnlichen Reiz hingearbeitet, alle sind vorwiegend unter dem Gesichtspunkte pikanten Aarbeneffect» behandelt, der sittliche Kern der Handlung oder da» Pathos ist ihm Nebensache. Die *) Dgl. Skr. 16L d. Bi. Figur der Susanne ist gut gemalt: aber ihr konventioneller, etwa» hölzerner Kopf sagt zu wenig dem übertriebenen Ausdruck verlangender Begier der beiden Richter gegenüber, deren Köpfe im Glanz der Gemeinheit wie zwei unreine runkelflammrnde Päonien der hüllenlosen Schönheit entgegenlodern. In dem ganzen Bilde, aber besonder» in der Jndivitualisirung der weib lichen Gestalt ist ein modernes Element, die Taille der Susanne trägt die Spuren de» SchnürleibeS. sie wird nicht nach den in großen Falten niederfließenden Gewändern deS Alierthums greifen, nm sich zu verhüllen, sondern nach der Cnnoline unsrer Tag,. Biblische Stoffe behandelten ferner Wichmann und Hemken. In dem von Wichmann gemalten Bilde (Nr. l l7) steht Maria in Lebensgröße (halbe Figur) in einer architektonisch begrenzten Landschaft ; in stiller Mutterseligkeit blickt sie verklärt auf den in ihren Armen schlummernden Knaben. Die ihr zur Seite stehende ehrwürdige Gestalt der heiligen Elisabeth nimmt mit gefallenen Händen Theil an ihrer Freude. Der schöne Fluß der Linien, die satte Klarheit und harmonische Einfachheit der Farbe, an die Benetianer erinnernd, heben da» Bild über da» Niveau der Mittelmäßigkeit empor. Der „Tod Abel'»" von Hemken, Schüler de» Prof. Schnorr v. EarolSfeld (Nr. 41), ist die ErstlinqSarbrit eines talentvollen Kunstjünger», die ein erfreulich wirkende» Streben, einen künstlerischen Ernst für dir Sach« bekundet und bei fleißigem Studium für eine weitere, selbstständigere Entwickelung Gute» in Aussicht stellt. Mit Gefühl für lineare Schönheit, . Streben nach Großheit und möglichster Klarheit deS Ausdrucks baut sich die Gruppe lebendig bewegt vor un» auf. Eva liegt mit schreckversteintem Antlitz, da» Räthfel de- Tode» noch nicht