Volltext Seite (XML)
Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. ^1«S Erscheint mit Autnahmr der Sonn, und Festtage täglich Abend» und ist durch all« Postanstalten zu beziehen. Sonnabend, den 25. Juli. Pret» für da« Vierteljahr 1^ Lhaler. Insertion«. Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile I Reugroschen. 1857 Nichtamtlicher Thcil. Aebersicht. Tagrtgeschitbte. Telegraphische Nachrichten. — Wien: Rückkehr der k. k. Majestäten von Mariazell. Donauboote. Betriebsmittel der Staat-eisenbahn vermehrt. Kärthnerbahn. — Luxemburg: Regierungsorganisation. — Pari-: Die allgemein» landwirthschaftliche Versiche- rung-kaffe. Feruk Khan nach Brüssel- Wahlen in der Moldau beschleunigt. Reise des Kaiser«. Au« Algier. Vermischt,«. — Brüssel: Graf Nesselrode. — Bern: Au« dem Nationalrath. FranSrini'« Leichenbegängniß. — Rom: Graf v. Trapani. — Madrid: Einstellung der Execulionen. — London: Truppen nach Indien. Kai ser Napoleon erwartet. Parlament-Verhandlungen über die indische Post und Russell'« Judenbill. Aufstand in Dublin und Belfast.— Kopenhagen: Der Gutsbesitzer verein. Ritterschaftliche Vorberalhung in Kiel. Vom Hof,. — Konstantinopel: Straße von Damaskus nach Beirut. Rede de« Sultan« beim Diplomatrn- bankrt. Local» und Provinzialaugele-eu-eiteu. Dresden. Berichtigung. Stadtverordnetensitzung. veffentl. Gerichtsverhandlungen. (Dresden.) Aeuilleton. Inserate. Lagetkalender. Börsennachrichtrn. TageSgeschichte. Telegraphische Nachrichten. Frankfurt a./M., Freitag, 24. Juli. Der Kaiser von Rußland ist heute früh S Uhr, von Kissingen kommend, Hierselbst ringetroffen und nach Wilhelms thal writergereist. Paris, Freitag, 24. Juli. Der „Moniteur" er klärt, daS Gerücht, eS würden französische Truppen Nach Ghiua geschickt werde?, entbehre 'jeder Brqrün- dang. Die Bank von Frankreich- hak den DiScont für Vorschüsse auf StaatSpapirre gleichmäßig von « avf ermäßigt. Kopenhagen, Freitag, 24. Juli. Laut könig lichen Patent« sind die hvlsteinschen Provinzialstände auf den RS. August einberufcn. Wien, 23. Juli. (W. A.) Se. k. k. apostolische Ma jestät und Ihre Majestät die Kaiserin sind gestern, den 22. d. M., Mittag von Allerhöchstihrer Reise wieder in Laxenburg angekommen. — Die „Gr. Ztg." meldet: Am 16. Juli Nachmittag« um 4 Uhr trafen Ihre Majestäten ohne alle« Gefolge, nur begleitet von dem Grafen Grünne und einer Palastdame Ihrer Majestät, in Mariazell ein. Ihre Majestäten hatten sich ausdrücklich alle Empfangsfeierlichkeiten verbeten und woll ten nur al« Pilger den Gnadenort besuchen; nichtsdesto weniger verbreitet« sich da« Gerückt der bevorstehenden An kunft de« geliebten Herrscherpaar,« ungemein schnell und große VolkSmasten erwarteten bei dem Posthause, welche« zum allerhöchsten Absteigequartier vorbereitet war, da« Eintreffen Ihrer Majestäten. Nacht»,», Allerhöchstdi,selben kurze Zeit hin durch Sich von der Anstrengung der Reise erholt hatten, erschienen Sie schon um H7 Uhr Abend« in der Gnadenkirche, von dem gesammten Cleru« feierlich empfangen. Nach dem Besuche de« Gotteshaus,« wanderten Ihre Majestäten ohne alle Begleitung noch zum Kalvarienberge. Am andern Mor gen früh um H8 Uhr legten Ihre Majestäten die Beichte ab und nahmen in stiller Andacht da« heilige Sakrament de« Altar«. Längere Zeit verweilten Ihre Majestäten im heißen Gebete, auf den Knien liegend, Ihre Wünsche und Bitten zum Throne der Gnadenmutter emporschickend. Noch ein mal vor Ihrer Abreise über Admont und Äusser besuchten Allerhöchstdi,selben da« Gott,-ha»« und wohnten einer stillen Messe bei, dann traten Sie Ihr, Weiterreise nach Ischl an. — (W. Bl.) Im Auftrage de« Handelsministerium« wird im statistischen Bureau eine au« 120 Blättern bestehende Donaukarte angefertigt. — Nach einstimmigen Berichten au- all,n Gegenden Ungarn« ist daselbst eine sehr reiche Trauben ernte zu erwarten. — Die k. k. privilegirte Staat-eisenbahn« gesellschaft hat Einleitungen getroffen, um die Betrieb-mittel der nördlichen Linie bedeutend zu vermehren. E« sind 24 Lo komotiven und bei 90 Persou-nwagen im Baue, die dem nächst an ihren Bestimmung-orten eintreffen werden, um der von Jahr zu Jahr sich mehrenden Frequenz zu genügen. Klagenfurt, 18. Juli. (Oest. A.) Heute wurde der Be ginn der Erdarbeiten der kärnthnerischen Eisenbahn in feier licher Art ^begangen. Die Eröffnung der Arbeiten selbst wurde durch den k. k. Statthalter Herrn Freiherr» v. Schloiß- nigg mittelst eine« silbernen, zu diesem Ende eigen« verfer tigten Spaten« vorgenommen. Berlin. Wie der „Düss. 3 " geschrieben wird, soll mit der Wiederaufnahme de- hiesigen Dombaue« nun in nächster Zeit vorgegangen werden. Die Gesammtkosten die se« Baue« nach dem Plane, wie derselbe allerhöchsten Orte« jetzt genehmigt sein soll und wonach der neue Dom eine Kuppel und vier Thürme erhalten würde, seien dem Verneh men nach auf 3 Mill- Thlr. veranschlagt. Der geheime Oberbaurath Stüler, von dem die Entwürfe zu dem Bau angefertigt sind, werde auch da« Technische der Ausführung leiten., Luxemburg, 19. Juli. (N.-Z.) lieber die bereit« er- wähnt« neue Organisation der Regierung ist nach dem offi- ciellen Blatte de« Großhrrzogthum« noch Folgende« nachzu tragen. Jede« b Hot die Leitung eine« ministeriellen Departement«. Der Staat-Minister überwacht den allgemeinen Gang der Angelegenheiten und wacht über die Erhaltung der in den verschiedenen Zweigen de« Staats dienst,« anzuwendenden Einheit. Jede Angelegenheit, die dem Könige vorgelegt werden soll, wird im Conseil beratben. Unter den Angelegenheiten, deren Entscheidung den Mit gliedern der Regierung direkt gehört, behält der König sich vor, diejenigen zu bestimmen, welche im Conseil zu berathen Landmann au-gesetzt sei und vor denen er sich auf keine Weise sicher zu schützen vermöge, zu erleichtern. Wohl seien schon seit 50 Jahren Versuche gemacht, dem Einzelnen die Einbußen durch Hagelschlag und Viehsterben durch gegenseitiqe Ver sicherung minder fühlbar zu machen. Der Erfolg habe jedoch immer da« Ungenügend, der getroffenen Veranstaltungen be wiesen. Auf solchem Gebiete de« Versicherungswesen«, wo di, Privatthätigkeit bereit« hinlänglich wirksam sei, den Feuer-, Tran-port - und Lebensversicherungen gegenüber wolle die Regierung kein rivalisirende« Institut in« Leben rufen. Sie halte die« jedoch für ihre Pflicht bei den zahlreichen den Landmann bedrohenden Unglücksfällen, gegen welche die bis herigen Institute gar keinen oder doch keinen hinreichenden Schutz gewähren. Von einem Zwange zur Betheiligung solle übrigens nicht dir Red, sein. — Da- kais. Dekret vom 30- Mai d. I., die Akquisition der Wohnung und der Grab stätte Napoleon'« I. auf St. Helena betreffend, wird heute durch den „Moniteur" veröffentlicht. — Von Chülon« beabsichtigt man, wie dem „Nord" ge schrieben wird, für den Dienst de« dort zu errichtenden Lager« eine Eisenbahn nach Suippt zu bauen. Dieselbe soll 16 Kilometer lang werden. Brücken und Viaducte, einer über die Marne und einer über den Marneranal, werden in Zim- merwrrk au-geführt. Bi« zum 1. September muß die Bahn, deren Bau jetzt noch gar nicht einmal angefangen ist, fertig sein. — Feruk Khan wird am 23. nach Brüssel kommen, um der Vermählung der Prinzessin Charlotte mit dem Erzherzog Maximilian beizuwohnen und zugleich die Verhandlungen über den Abschluß eine« Handelsvertrag« mit Belgien zu Ende zu bringen. Da« Projekt, stehende persische Gesandtschaften in Europa zu errichten, soll, wie dem „Nord" geschrieben wird, in seiner Ausführung vertagt sein. — Au« Pari« wird dem „Nord" telegraphirt: E« be stätigt sich, daß die aus Reklamation der Viermächte verfügte Aufschiebung der Wahlen in der Moldau bi« zum 27. Juli vom Kaimakam, Fürsten Vogoride«, zurückgenommen worden sei. Die Wahlen hätten nunmehr statt am 27 , am 19. Juli stattgehabt. Die Abstentionen seien sekr zahlreich gewesen, namentlich unter den Mitgliedern der Geistlichkeit. — Die nach Pari« gebrachten sterblichen Ueberreste de« Vetter» de« Kaiser«, >-< Printer» J^cöm« Napoleon Ki ' sind gestern im Beisein de« Hofstaat,« de« Kaisers und k-- französischen Prinzen in der Jnvalidenkircke beigesetzt worden. — Der Generalgouverneur von Algerien, Marschall Randon, wurde, da die Expedition gegen die Kabylen beendet, am 18- Juli zu Algier erwartet. Parts, 22. Juli. (K. A.) Der Kaiser trifft am Sonn abend hier ein. Der Muniripalrath von Havre Kat die nöthi- sind. Die Beschlüsse deS Ministerium« werden mit Majori tät der Stimmen gefaßt. Im Falle der Gleichheit entscheidet die Stimme de« Präsidenten. Wenn Gefahr im Verzüge liegt, genügt die Anwesenheit zweier Mitglieder zur Fassung eines gütigen Beschlusses. Im Fall außerordentlicher Dring lichkeit kann der Präsident allein über die Angelegenheiten entscheiden, welche zur Competenz d,S MinisterratheS gehören. Bis zur Bildung der neuen Regierung behalten die jetzigen Generaladministratoren ihre Befugnisse. Parts, 22. Juli. Außer dem (bereit- vor zwei Tagen telegraphisch mitgetheilten) Artikel über die von flüchtigen Italienern gegen da- Leben de« Kaiser» geschmiedeten Com- gen Fond« zu seinem Empfange volirt. Der Marine-Mini ster Hamelin wird den Kaiser und dessen Gemahlin auf ihrer Reise nach England begleiten. Brüssel, 22. Juli. Der ehemalige russische Staatskanz ler und Minister de« Auswärtigen, Graf Nesselrode, ist, nachdem er sich hier einen Tag aufq,halten und vom Könige empfangen worden war, diesen Morgen nach Pari« ad- ger,ist. Bern, 21. Juli. (F. Pz.) Eine ziemlich belebte Dis kussion rief im heutigen Nationalrath der Antrag hervor, zum Bau einer katholischen Kirche in Bern eine Beisteuer von 50,000 Fr. zu verwilligen. Mehrer, Mitglieder der plote bringt der „Moniteur" eine Vertheidigung der pro- jeetirten allgemeinen landwirthschaftlichen VersicherungSkaffe gegen die in mehrern Zeitungen dawider laut gewordene Oppo sition. Da« beabsichtigte Institut bezwecke nicht« al« die Verluste durch schädliche Naturereignisse aller Art, denen der Versammlung trugen auf Verwerfung de« Antrag« an, weil man die Finanzlage in Betracht ziehen müsse und eine neue Kirche in Bern noch kein dringend,« Bedürfniß sei. Da gegen wurde bemerkt, daß an dem Orte, wo die eidgenös sischen Behörden sammt ihren Angestellten, wo fremde Ge. Feuilleton. Dresden, 24. Juli. Se. Majestät der König haben Allerhöchstihre gnädige Theilnahme für da« naturhistorische Mu seum abermal« durch einen Art von hoher Gnade bewiesen, durch* welchen der zoologischen Bibliothek desselben ein« der kostbarsten und wichtigsten Werke, ein Prachtexemplar von Audubon'« berühmten „tzusörupecls sn6 Virei» ok diortk ^merics", in zehn Bänden mit KLO illuminirten Abblildungen aller bi« jetzt ent deckten Säugethiere und Bögel der Bereinigten Staaten, durch da« Ministerium de« k. Hause« einverleibt wurde. Der lebhafte Verkehr mit Amerikanern, welcher eben hier in DreSven besteht, und der von Zeit zu Zeit immer wechselnde Aufenthalt amerika nischer Naturforscher hierselbst erhöht noch die allgemeine Be- deutung und den von Bielen tief empfundenen Dank für diese wahrhaft königliche, höchst erfreuliche Gabe. — Da« hier errichtete Conservatorium der Musik hat sich neuerding« einer Auszeichnung von allerhöchster Stelle zu erfreuen gehabt, indem Se. Majestät der König mehrere Frei stellen an demselben zu gründen und deren Dotirung auf die Civilliste zu übernehmen die Gnade gehabt hat. Dir Besetzung derselben bleibt dem Direktorium de« Institut« überlassen. Literatur. „Der Gerichtshof. Zeitschrift für da öffentliche Strafverfahren. Eine Sammlung der wichtiger» und interessanter» Strafrecht«fälle au« den sächstschen Landen. Unter Benutzung der Arten herau-gegeben von W. Th. Kritz, stellver tretendem StaatSanwalt bei dem k. Bezirksgerichte Leipzig. Erster Band. Erste« und zweite« Heft. Leipzig, Roßberg." — Wenn die von dem Herrn Oberstaatsanwalt Ritter vr. Schwarze herauSgegebene „Gerichtszeitung" die vorzugsweise Tendenz ver folgt, theoretische Abhandlungen über die jetzige Strafgesetzgebung und Strafrechtspflege zu lirfrrn, sowie Präjudirien de« königl. OberappellationSgericht« über bestimmte Rechtsfragen zu be sprechen, auch sich über Gegenstände de« ausländischen RechtS- verfahren« zu verbreiten, mithin e« lediglich mit der Theorie de« öffentlichen Recht« zu thun hat, so verfolgt da« vorliegende Unternehmen einen wesentlich verschiedenen Zweck, indem e« sich vorzugsweise an gegebene interessante Fälle hält, dieselben den Acten entsprechend mitthrilt und nicht nur über einzelne dabei vorkommende Recht-fraqen und Lontroversen der neuern Straf gesetzgebung sich auSspricht, sondern auch und vornehmlich über die Richtigkeit der gefällten Erkenntnisse, Räsonnement« und Ur- theile anknüpft. Da« vorliegende Werk hat e« daher lediglich mit der Praxi-, mit dem konkreten Falle zu thun, die „Gericht-- zritung" mit der ganzen Theorie der neuern Strafgesetzgebung. Beide gehen daher selbstständig neben einander und ergänzen sich gegenseitig in mehrfacher Hinsicht. Wenn man nun an da« Kritz'sche Unternehmen den Maßstab anzulegen hat, daß e», ohne, wie die Borrede sagt, „novrllenartig auSgesponnenr Criminal- geschichten für Lrihibliotheken und da« Boudoir der Damen zu liefern", den konkreten Fall erschöpfend und klar darstelle, die ausgesprochenen Urtheilr mit Geist, Schärfe und GesetzeSkenntniß motimre, dabei aber auch sich eine« sowohl den Juristen al« den gebildeten Laien ansprechenden Style« bediene, so glauben wir, in dem Namen und der Gelehrsamkeit de« Herausgeber« Bürg schaft genug zu besitzen, daß solchen Anforderungen hinlänglich genügt werd«. Wenigsten« legen dir in den vorliegenden ersten zwei Heften, deren vier einen Band bilden, gegebenen Proben dafür einen ehrenvollen Beweis ab. Die Darstellungsweise ist allenthalben eine sehr anziehende, die Kritik eine scharfe und prägnante, und e« kann nicht fehlen, daß sich dem zeitgemäßen Unternehmen sehr bald rin ansehnlicher Leserkreis öffnen wird. Die ersten beiden Hefte behandeln folgende RcchtSfallr: I) Haupt verhandlung beim k. Bezirksgericht Leipzig am IO. Dec. 1856 (den Cigarrenhändler Franz Alex. Sperling betr.). 2) Ein Beispiel eine« sehr geringfügigen und doch sehr schwierigen RechtSfalleS. 3) Actenmäßige Darstellung der in der Sitzung deS k. Bezirksgerichts Leipzig vom 2. Januar 1857 verhandelten Untersuchung wider Joh. Gottfried Schroth (Raub betreffend). 4) Ein Mordversuch, verhandelt am 26. Nov. 1856 vor dem k. Bezirksgericht Meißen. 5) Qualificirte Unterschlagung oder Diebstahl? 6) Ein Fall eigenthümlicher Thierquälerei. 7) Schul dig oder unschuldig? Eine Hauptverhandlung beim Bezirks gerichte Leipzig. 8) Zu Art. 56 Abschn. 2 und Art. 349, I, 1 der Strafproceßordnung. 9) Zur Lehre von den Rechtsmitteln. Musik. Zu den in Nr. 165 d. Bl. mitgetheilten allgemeinen Bemerkungen über de» verstorbenen L. Czerny musikalische Thätigkeit sei noch nachgetragen, daß 849 Werke von ihm edirt wurden, aber eine weit größere Anzahl von Lomposilionen, unter andern Symphonien und Streichquartetten unedir« blieben; den noch verwendete er eine lange Zeit seines Lebens hindurch, den Tag über Unterricht ertheilrnd, nur die abendlichen Mußestunden mit unerklärlicher Ausdauer zum Componiren. Die „Wiener Ztg." »heilt noch als wohlverbürgt von ihm einen Zug und eine im Umlauf befindliche Anekdote mit, beide im hohen Grade ge- eignet, den Dahingeschirdrnrn nach der einen Seite seine« Wesen«