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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. V««7 Erscheint mit Aufnahme der Sonn, und Festtag» tLgltch Abend« und ist durch alle Postanstalten zu beziehen. Donnerstag, den 23. Juli. Preis für da» Vierteljahr Ihaler. Insertion».Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile I Reugroschea. 1857 Amtlicher Theil. Bekanntmachuilg, eine Anleihe der Stadt- und Kirchengemeinde Oschatz betreffend, vom 26. Juni 1857. Da« für die Dauer der von Seiner Königlichen Majestät dermalen in da« Ausland unternommenen Reise zu Besor gung der immittelst vorkommenden Regierungsangelegenhei- trn mit Allerhöchstem Auftrage versehene Gesammtministerium hat, nachdem von der Stadt- und Kirchengemeinde Oschatz die Eröffnung einer Anleihe von Einhundertjwanzigtausend Thalern, gegen jährliche Verzinsung mit Drei und ein halb vom Hundert, und Ausgabe von auf den Inhaber lautenden, Seiten d,S Letzteren unauskündbaren, übrigen« in jährlichen Raten auSzuloosenden Schuldscheinen, beschlossen worden ist, hierzu unter den deshalb festgestellten Bedingungen die erforder liche Genehmigung ertheilt Auch hat Dasselbe demnächst den gedachten Schuldschei nen die rechtlichen Vorzüge der inländischen StaatSpapiere, welche diesen in Betreff de« Verfahrens wegen vernichteter »der sonst abhanden gekommener dergleichen Papiere, sowie der dazu gehörigen ZinSleisten und ZinSscheine in den Re- scripten vom Lösten Juli und 29sten November 1777 und vom 28st,n Juni 1791 (Ooü. äug. Forts. 1l., Abthl. 2, pog 23. 74. 901) ingleichen in der Verordnung vom 6. Oktober 1824 (Gesetzsammlung S. 195) zugestanden sind, dergestalt verliehen, daß diese Bestimmungen auch auf die Papiere der erwähnten Anleihe in Anwendung zu brin gen sind, und soll dießfall« da« Mortificationverfahren vor dem Gerjchtsamt im Bezirksgerichte Oschatz staltsinden. Hiernach Hatzen sich alle Eollegien, Gerichte und Obrig keiten, so wie sonst Jedermann, den ,« angeht, gebührend zu achten. Dresden, am 26. Juni 1857. (L,. 8.) GefammtministerillUl. sie. von Zschtnskv. Roßberg. Dresden, 16. Juli. Se. Majestät der König haben dem Finanz-VermessunqS- und Telegraphendirector Preßler dir Erlaubniß zu Annahme und zum Tragen des von Sr. Hoheit dem regierenden Herzog von Sachsen-Altenburg ihm verliehenen Ritterkreuz,« de« Herzoglich Sachsen - Ernestini- schen Hau«orden« allergnädigst zu ,«heilen geruht. Nichtamtlicher Theil. Nebersichl. LageSgeschichte Telegraphische Nachrichten. — Dre«den: Rückkehr de« StaalSminister« v. Falkenstein. — Leipzig: Durchreise de« Erzherzog« Max. — Wien: Großkreuz de« Stephanordens dem Herzog von Cambridge verliehen. Erzherzog Ferdinand Max abgereist. Ver mischt,«. — Pilsen: Von der Westbahn. — Ber lin: Die Wucherg,setze betreffend. Vom Hof,. Lo kal,«. — München: Seminarlehrerg,halte verbessert. — Nürnberg: Chevauxleger« - Regiment dem Kaiser Alexander verliehen. — Hannover: Landwirthschaftlich« Versammlung in Hameln. — Darmstadt: Kammerver- tagung. — Ko bürg: Licht,nfelser Bahn. Vorbereitung zum Empfang der Land- und Forstwirthe. Manöver. — Braunschweig: Landtag-Wahlen. — Sondershausen: Jagdgesetz. — Luxemburg: RegierungSorqanisation.— Frankfurt: Erzherzog Karl Ludwig. — Pari«: Tages ¬ bericht. Wahlen in den Donaufürstenthümern beschleunigt- — Bern: Franslini -j-.— Mailand: Unruhe in Genua. — Turin: Parlamentsschlnß.— Florenz: Bankprojert. — Madrid: Exekutionen. Ernteberichte. — London: MeereSsondirung auf der Lel/graphenlinie- Schatzüberschuß. Vom Cap. Angeblicher Av*stand der Bombay-Armee- — Kopenhagen: Kirchenversammlung. — Stockholm. Norwegisch, StaatSräthe in Gothenburg. — St. Pe tersburg: Volkszählung. — Japan: Gesandter in Europa. Local» nod Provinzialaugelegeuheitru. Dresden. Thierarzneischule. Vogelschießen. Neu,« Dampfschiff. Ver mischte«. — Leipzig: Stadtverordn,t,„Verhandlungen über die Parkanlagen am Roßplatz. Volksbibliothek. Eisrn- bahnfrachtänderung — Grünhain: Rindviehkrankheit. Tagesgeschichte. Telegraphisch« Nachrichten. Paris, Mittwoch, 2L. Juli. Der „Moniteur" enthält folgende Mittheilung: Seit länger alS einem Monat hatte die Polizei Beweise von einem zu London angesponnenen Complot gegen das Leben des Kaisers. Drei Italiener, welche mit der Ausführung dieses verbrecherischen Planes betraut waren, sind zu Paris verhaftet worden. Man hat Waffen bei ihnen gesun den Die Schuldigen haben die Namen ihrer Mit- versckwornen angegeben. Um etwaigen Einfluß auf die Wahlen zu vermeiden, hatte man die weitere Un tersuchung einstweilen sistirt. Jetzt ist dieselbe wieder ausgenommen worden. Die Namen Derjenigen, welche vor die Anklagekammer gewiesen wurden, find Tibadi, Barlotti, Grilli, Mazzini, Ledru Nollin, Massarenti und Campanella. 00 Paris, 21 Juki. Au« Madrid wird vom 20. d. M. gemeldet, Se Heil, der Pabst habe den frü her gemachten Verkauf der geistlichen Güler sanc- tionirt. * e: 06 Au« Kabylien wird vom 15. d. M. berichtet, der Feldzug sei beendet, dir Divisionen Renault und Uussuf seien schon unterwegs nach ihren Garni sonen. Dresden, 22. Juli. Se. Excellenz der Herr Staats minister v. Falkenstein ist gestern Abend von einer länger» Urlaubsreife wieder nach Dresden zurückg,kehrt und hat heute bi, ihm al« Vorstand de« Cultu«ministerium« obliegenden Geschäfte wieder übernommen. -n- Leipzig. Se. k. k. Hoheit der Erzherzog Ferdinand Max von Oesterreich ist heute Abend 7 Uhr nebst Gefolge hier angekommen, im „Hotel de Bavisre" abgetreten und wird morgen die Reise über Köln nach Brüssel fortsetzen.* Töten, 21. Juli. Die „W A." meldet: Se. k. k. apostol. Majestät haben Sr. königl. Hoheit dem Herzog von Cam bridge da« Großkreu; de« kais. St. Stephanordea« zu ver leihen geruht und die diesfälligen Insignien demselben durch Se. k k. Hoheit den Erzherzog Ferdinand Maximilian wäh rend Höchstdessen letzter Anwesenheit in London zustellen lassen. — (W. Bl.) Der Erzherzog Ferdinand Max ist gestern Morgen mittelst Nordbahn nach Brüssel abgerüst und wird anfang« August mit seiner Gemahlin wieder hier rintreffen. — Der Handelsminister Ritter v- Toggendurg hat sich gestern in Begleitung de« Herrn Ministerialrats»,« v. Ghega nach Triest begeben, um einer Probefahrt auf der Triest- Laibacher Strecke beizuwohnen, und wird morgen wieder hier «intreffen- — Der Bau de« neuen evangelischen Friedhof hat bereit« begonnen. Dir EinfriedigungSmauer ist zum Theil schon hergestrllt- Der für diesen Zweck ermittelte Platz befindet sich außer der Matzlein«dorfer Linie an der linken Seite der Eisenbahn, links von dem katholischen Friedhofes Pilsen, 19. Juli. Wie der „Pils. Bote", dessen dritte Nummer heute erschienen ist, vernimmt, wird die technisch administrative Prüfung des Bauprojekte« der Westbahn so wohl in dem Hauptzuge von Prag, beziehungsweise Smichow über Pilsen bi« Tau«, al« auch in dem Nebenzuge von Hallaubkau bi« Radnitz noch im Laufe diese« Monat« vor genommen werden, indem die die«fällige Commission am 27. d. M- in Smichow zusammentritt und von da au« die Be- gehung der Trace beginnt. ö Berlin, 2l. Juli. Schon in der nächstbevorstehen- den Legislaturperiode dürfte den beiden Häusern die Vorlage wegen Aufhebung der ZinSwuchergrsetze zugehrn, da die meisten der zu Gutachten aufgeforderten Gericht«- und Verwaltungs behörden wir der HandelSkörperschaften sich dafür ausge sprochen haben. Da« hiesige k. Stadtgericht, da« doch den größten Hypotheken»,rkrhr in der ganzen Monarchie hat, hält di, Bewahrung jener Gesetzt nicht einmal mehr für den Realcredit ersprießlich. — Da« Projekt, in Berlin ein groß artige« Fuhrwerkunternehmen auf Aktien zu begründen, so daß man in eleganten, fortwährend unter einander in Ver bindung stehenden Wagen von einem Ende der Stadt zum andern gelangen kann, ist keineswegs aufgegeben, sondern nur bi« zum September d. I. vertagt, wo e« wieder vor- qelegt werden soll, da die Regierung früher auf neue Actien- Emissionen nicht eingehen wollt,. Für dies,« neue Unter nehmen ist übrigens schon »in höherer Beamter zum Betriebs direktor bezeichnet, ein Beamter, von dessen Versetzung oder anderweitiger Verwendung zu Anfang de« vorigen Jahre viel die Rede war. Auch eine neue Commanditgesellschaft ist im Entstehen begriffen, die freilich nicht auf Bank- und Creditpapierg,schäfte berechnet ist und deshalb Aussichten auf guten Erfolg hat, eine Gesellschaft zu Fabrikation eomprimirter Gc müse und Consumtibilien aller Art, nach dem Vorgänge der in Pari« und Frankfurt a. M. schon bestehenden gleichartigen Fabriken. — Wenn au« einer, in den jüngsten Tagen statt gehabten militärischen Uebung unsrer hauptstädtischen Polizei mannschaft (Schutzmannschaft) Folgerungen gezogen wurden, so sind diese ganz irrig, im Gegentheil hat der Herr Polizei präsident sich so ausgesprochen, daß an eine militärische Or ganisation und Uebung nicht zu denken ist. Seit fast an derthalb Jahren war überhaupt ein solche« Exercitium mit Gewehren nicht vorgekommen. Berlin, 21. Juli. (Z.) Se Maj. der König, Allerhöchst weicher sich wieder de« besten Wohlsein« erfreut, wird heule Nachmittag in Potsdam den Vortrag de« Herrn Minister präsidenten entgegennehmen, der sich um 5 Uhr dorthin be- giebt. — Ihre kaiserl. russische Majestät die Kaiserin-Mutter gedenkt, wie man vernimmt, nach der Abreise de« Kaiser« von Rußland von Berlin, sich noch auf einige Zeil nach Schloß MuSkau, bekanntlich einer Besitzung Ihrer königl. Hoheiten de« Prinzen und der Prinzessin Friedrich der Nieder lande, zu begeben. — (St.-A.) Ihre königl. Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Friedrich der Niederlande nebst Höchstderen Tochter, Prinzessin Marie, sind auf Schloß San-souci ringetroffen. München, 18. Juli. Da« heutige Regierungsblatt enthält eine königl. Verordnung, der zufolge der König sich, in Anerkennung de« wichtigen Berufe«, welcher dem Lehrer, personal an den Schullehrerseminarien obliegt, bewogen ge. Feuilleton. Hvstheater. Dienstag, 21. Juli: Uobert der Teufet. Oper in L Acren von G. Meyerbeer. Isabelle und Alice: Frau Mar 1 ow vom Hoflheaier in Stuttgart und Fräulein Steeg er vom Hof- tbeater in Hannover al« Gäste. Frau Marlow genießt den Ruf einer ausgezeichneten Colo- ratursänqerin, und der Klang ihrer Stimme macht kein Hehl dar au«, daß sie denselben schon seit längerer Zeit zu bewahren wußte. Aber obwohl ihre hohe Sopranstimme in der liefern Lage schon be deutende Einbuße erlitten hat, so ist sie doch in der zweigestrichenen Oktave noch sehr klangvoll, und ihr weiches, zarte« Piano besitzt noch Schmelz de« Tone«, da« Forte ist durchdringend und auSgic- big, obschon etwa« scharf, die höchsten röne nur klingen zu forrirt, um dem schönen Gesänge noch anzugehören. Die Ausbildung unv Behandlung der Stimme, namentlich fürdenColoraturgrsang, ist eine vorzügliche, und die Beherrschung de« Organe« durch dessen leichte Ansprache wohlbegünstigt. Frau Marlow'« Technik zeich net sich durch große Korrektheit, saubere Deutlichkeit, Glätte und Reinheit der Figuren, Passagen und Verzierungen, gute Aus sprache und sichern Aplomb der Ausführung au«; ein spirituell belebter, mi» musikalischer Intelligenz und Geschmack gebildeter und in feiner Nuancirunq abgerundeter Vortrag »ritt hinzu, um ihr Im Genre de-eleganten Coloraturgesange« einevirtuoseStellezu sichern. Für Partien, wie dir der Prinzessin Isabelle, macht sich jedoch ein Mangel im Charakter und Au«druck de« Gesänge« fühlbar: der der Noblesse und der freien natürlichen Anmuth; dagegen tritt ein pefleetiv und kunstfertig gemacht,« Clement hervor, welche« dir künstlerische Sympathie auf rin kühlere« Maß zurückdrängt. Die letztere Bemerkung wurde namentlich auch durch die Ausführung der tief erregten Scene de« vierten Acte« bestätigt. Am meisten ercrllirte Frau Marlow durch sehr vollendete Ausführung in der ersten Arie de« zweiten Acre« , der Vortrag der Schlußarie dessel ben fordert noch mehr Klang und Bravour. Fräulein Steeg er zeigte zwar in der Alice die schon früher erwähnten Eigenschaften der Anfängerschaft in Hinsicht auf so bedeutende Aufgaben, e« glückte ibr aber weit mehr, al« in der Partie der Agathe, ihre wirk lich trefflichen, jugendlich frischen Stimmmittel mit Talent und bestem Bestreben in freierer Weise zur Geltung zu bringen ; be sonder« gelangen ihr manche Momente im dritten Acte höchst Io- benSwrrth in Ausführung und Ausdruck und mögen ihr Ermuthi- gung zu weitern Studien sein. Die Erwerbung einer festen, reinen Intonation und Bildung und Gebrauch der verschiedenen Schatti- rungen der Stärk» und de« Colorit« der Stimme möchten dabei der Beachtung zu empfehlen sein. Von der weitern bekannten Vor- stellung sei nur noch erwähnt, daß Herr Tichatscheck (Robert) Weichheit, Glanz und Kraft der Stimme, Schönheit ihre« Colorit«, Feuer, Energie und inspirirten Schwung de« Vortrag« und dra matischen Ausdruck« so bewunderungSweith al« wahrhaft künst lerisch entfaltete. C. Banckl Zur Eröffnung deS königlichen Museums der GypSabgüffe. Der hohen Intelligenz und warmen Kunstliebe unser« Fürstenhaus»«, der schon Winckelmann in seinen Schriften ein schöne«, ehrende« und bleibende« Denkmal gesetzt hat, der Pietät, mit welcher unsre königlich« Familie die von ihren vorfahren gesammelten Schätze ehrt und pflegt, verdanken wir einen der schönsten, würdigsten Tenzpel, die in Europa der Kunst gebaut wurden. Durch die Eröffnung de« k. Museums der Gypsatgüsse, welche heute, al« am 23. Juli, erfolgt, ist der Schlußstein eine« Nationalwerke« gelegt, auf welche« Sachsen stolz sein kann. Durch die Schwierigkeiten, welche eine zweckentsprechende Auf stellung mit sich bringt, und dadurch, daß ein an den Museum- bau stoßender Theil de« Zwinger«, der Saal de« ehemaligen Kupfrrstichcabinet«, mit benutzt werden mußte, welcher zu diesem Zwecke erst paffend zu decoriren und dessen zu schwacher Fuß boden zu einem festen» Halt umzubauen war, konnte die Samm lung erst jetzt dem öffentlichen Gebrauche übergeben werden. Wie di, Gemälde durch den Museumbau einem sichern Unter gang entzogen wurden und in neuer Pracht un« entgrgenleuch- ten, so erschließt sich auch durch die Aufstellung der GypSabgüffe im neuen Museum ein bi« jetzt nur wenig gekannter und ge schätzter Reichthum, da in der alten Behausung, in dem finstern, engen Raum», bei dem bunten Neber- und Durcheinander der Aufstellung weder rin Genuß noch ein Studium der Statuen, ja kau»» eine nur oberflächliche Kenntnißnahme derselben mög sich war. Wa« di» innere architektonische Ausschmückung de« Museum» betrifft, so hat man glücklich einen Fehler vermieden, der bei vielen neuern Kunstmuseen störend auffällt, nämlich den einer zu reichen, brillanten Decoration, welche den Besuchenden nur zerstreut, da« Interesse, die harmonische Empfindung für die antiken Bildwerk« stört. Da» Kunstwerk, dem da« Hau« doch nur dient, soll da« Interesse de« Besuchers ganz auf sich con- centrirrn und nur eine einfache, gemäßigt« und schmucklose Hal. tung de« Raume» kann diesem Zweck entsprechen. Diesem richtigen Prinrip« folgend, gab man dem Raume eine dunkle, gedämpfte Farbe, eine ganz zurückgrdrängtr architektonische Au«-