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Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. ^148 Erscheint mit Au»nahme der Sonn, und Festtage täglich Abend» und ist durch alle Postanstalten zu bejtehen. Donnerstag, den 2. Juli. Prri» für da- Vierteljahr I'-Lrhaler. Insertion««Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile 1 Neugroschen. 1857 Nichtamtlicher Theil. Arbersicht. Tagetgeschichte. Telegraphische Nachrichten. — Dresden: Vom königl. Hof,. — Elster: Badegäste. --- Berlin: Fremdes Papiergeld. Deutsches HandelS- gesehduch. Katholisches Krankenhaus. Ausstellung Cor- neliusscher CartonS. Dänische Note übergehen. — Hannover und Darmstadt: Da» russische Kaiser paar. — Aus Thüringen: Die Eisenacher Kirchen- conferenj.— GunterShausen: HoheGäste.— Frank furt: SchwurgerichtSsihungen. Hohe Reisende. — Paris: Kaiserl. Decret über Eisenbahnconventionen. Graf Morny angekommen. Au- Algerien. OppositionScandi- daten für bi« Neuwahlen. — Tournay: Senatorwahl. — R o m: Aur Reise deS Papste-. — Nizza: Abreise der Großfürstin Helena- — London: Der Gemahl der Königin „Prinz Consort". Truppeneinschiffung nach In dien- Reise der Königin. — St. Petersburg: Kaiserl. UkaS über den Zolltarif. RegentschaftSrath. — New- Vork: Neueste Post. — Sandwichinseln: König Kameah-Meah- Local» und Vrovinzialangelcgevbeiten. Dresden: Feuer in Langebrück. Regen. — Leipzig: Nachruf an Oe. Grossmann. Missionöfeier. —-Meerana: Missions fest.— Stolpen: Brandunglück. — Großenhain: Feuer-brunst. Gewitter- — Altenberg, Wohla: Brände. Tagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. Paris, Dienstag, 30 Juni. Admiral Dubour- dien, Marine-Präfect zu Toulon, ist gestorben. London, Dienstag, 30 Juni. Der „Globc" meldet, daß der Kaiser und die Kaiserin von Frank reich im Anfänge des August eintreffen, aber nur der Königin auf Osborne einen Besuch abstatten werden. Die Revenuen des verflossenen Quartals weisen ein Deficit von 3ZO.OOO Pf. St. nach, welches durch mannichfache Steuerausfälle entstanden ist. Man erwartet bis zum 4. Juli Ausfuhr von Sil ber nach China und Indien im Betrage von mehr alö 700,000 Pf. St. Der fällige Dampfer aus Jamaica ist eiugetroffen. 06 Au« Algier wird vom 27. v. M. berichtet: Die Operationen in Kabylien Haden wieder be gonnen. Dresden, 1. Juli- Neuerdings eingegangene Nach richten über daS Befinden Ihrer königlichen Majestäten lau ten fortdauernd befriedigend. Allerhöchstdieselben werden am 8. Juli von Innsbruck abreisen, über Tegernsee und Possen hofen am 12. in München eintreffen und über Augsburg oder Nürnberg am 13. die Rückreise nach Pillnitz antreten. Dresden, 1. Juli. Bei den am 6. d- M- in Berlin zu eröffnenden Confer,nzen wegen der Rübenzuckersteuer wird Sachsen durch den geh. Finanzralh Lehmann vertreten werden. Elster, 29. Juni. Die nun ausgegebene 14. Curliste zeigt, daß die Zahl der hier eingetroffenen Curgäste jetzt auf 453 sich beläuft. Dieselben gruppiren sich in 308 Parteien oder Nummern mit einer Personenzahl von 496. Anwesend sind von denselben noch 293 Parteien. H Berlin, 30. Juni. Die von einzelnen Regierungen der ZollvrceinSstaaten ring,forderten Gutachten über die Pa- piergeldfrage sind bereits hier »ingetroffen und, wie man hört, in einer Weise ausgefallen, welche dir endgiltige Regulirung durch eine Conferenz außer Zweifel läßt. Diese Berathun- gen dürften vielleicht schon im Laufe d,S nächsten Monats und, wie sich annehmen läßt, hie: in Berlin stattfinden. Wie sehr erwünscht eine endliche Regulirung dieser Frage ist, wird auch außerhalb der Geschäftswelt Jeder beurtheilen kön nen, der auf Reisen in Deutschland von den Belästigungen des jetzigen Verhältnisse- sich hat überzeugen können. — Die zu Nürnberg tagende Versammlung zur Berathung eine deutschen Handelsgesetzbuches nähert sich ihrem Ende, wel ches man spätestens bis zu 15. Juli erreicht zu haben hofft. Wann die angeblich zu ^Hamburg abzuhaltenden Confer,n- zen zur Berathung eines allgemeinen deutschen SeerechtS stattfinden werden, ist noch nicht gewiß, dagegen wird un zweifelhaft der HandelSgesetzentwurf den Gegenstand der Be- rathung in dem nächsten preußischen Landtage bilden- — DaS hiesige katholische Krankenhaus, in welchem bekanntlich barmherzige Schwestern (aus dem Mutterhause in Nancy) die Pflege dec Patienten übernehmen, erfreut sich hier einer gesteigerten Theilnahme, besonders von Seiten der hiesigen Innung-Vorstände, deren Mehrzahl die erkrankten Handwer ker in das katholische Krankenhau» sendet. — Mit Geneh migung Sr- Maj. des Königs werden jetzt auf brsondern Wunsch Sr. Hoheit des Herzogs von Sachsen-Meiningen mehrere Cartons des berühmten Malers Peter v. Cornelius zu einer besonder» Ausstellung nach Meiningen geschickt. Die erste Anregung hierzu ging von dem Erbprinzen von Sachsen-Meiningen (Schwiegersohn Sr. königl. Hoheit des Prinzen Albrecht) aus, welcher bei seinem hiesigen Aufent halt sich ganz besonders für die CorneliuS'schen Werke in- teressicte.' Man hat bei dieser Gelegenheit hier wieder dar auf Bedacht genommen, für die Aufstellung dieser großarti gen Kunstwerke eine eigene Räumlichkeit zu beschaffen. — Die „Zeit" vernimmt aus „sonst gut unterrichteter Quelle", daß die an das preußisch« Cabinet gerichtete dä nische Antwortnote hier bereits übergeben worden ist. Hannover, 29- Juni. (N- Pr. Z.) Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Rußlau'd sind gestern Mittag von Hamburg hier »ingetroffen und haben nach einem kur zen Besuche am königl. Hofe die Reise nach Göttingen fort gesetzt. Ihre kaiserl. Hoheit die Großfürstin Konstantin ist vorgestern Abend von Bad EmS, gleichzeitig Se. Hoheit der Prinz Moritz zu Sachsen-Altenburg aus Bonn und Seine königl. Hoheit der Großherzog von Oldenburg vorgestern Abend von Oldenburg angekommen- Der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin königl. Hoheit ist heute Morgen wie der abgereist. Darmstadt, 29. Juni. (W T- B.) Se. Maj. der Kai ser und Ihr« Maj- die Kaiserin von Rußland nebst Gefolge sind heute Nachmittag 6 Uhr hier eingetroffen. L> Aus Thüringen, 26. Juni. Die durch mehrere Blät ter verbreiteten Nachrichten über die jüngst in Eisenach ab- g,halten« evangelische Kirchenconferenz dürften mit großer Vorsicht aufzunehmen sein. Wie wir aus sicherer Quelle vernehmen, enthalten einige dieser Nachrichten gar manches Schiefe, Halbwahr,, ja gänzlich Falsche; namentlich werden auch der Mehrzahl der in Eisenach versammelt gewesenen Ab geordneten Stimmungen und Tendenzen beigemessen, welche ihnen ohne Zweifel ganz fern gelegen haben. So will man unter Anderm wissen, die Abgeordneten wären in ihren Be- rathungen und Beschlüssen nicht sowohl ihrer eigenen Ueber- zeugung, als äußern Einflüssen gefolgt; man habe dort dehn bare Formeln erfunden, mit denen man klug den Umständen sich anpassen könne u. s. w. Solch, Notizen können nur von Correspond,nten au-gehen, welchen e» an jeder Kenntniß der Persönlichkeiten und der Verhältnisse jener Conferenz gebricht. GunterShausen, 29. Juni. Se. königliche Hoheit Prinz Leopold, Gras von SyrakuS, Bruder Sr. Majestät des König« beider Sicilien, sind-gestern Abend hier angekom- men, in dem reizend gelegenen Hotel „Bellevue" abgestiegen und haben heute früh 5 Uhr w!t dem Schnellzuge die Reise nach Baden-Baden fortgesetzt. — Mit demselben Zuge kamen Se. königliche Hoheit der Großherzog von Sachsen-Weimar an und stiegen im Hotel „Bellevue" ab, um die Mittags hier durchkommenden k. k. russischen Majestäten zu begrüßen. tz Frankfurt, 29. Juni. Heute hat der Asfisenhof unter großer Betheiligung de» Publicum« seine erste öffentliche Sitzung gehalten. Die Verhandlungen waren wenig inter essant. Mit größerm Interesse steht man dem Processe ent gegen, welcher übermorgen beginnen svll und wohl mehrere Tage dauern dürfte. Der Angeklagte ist rin Barbiergehilfe, welcher vor einigen Jahren schon festgenommen wurde, weil er eines an einem hiesigen Schlossermeister begangenen Raub mord« sehr verdächtig war. — Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Rußland haben heute Nachmittag unsre Stadt passirt, um nach Darmstadt zu reisen. Der kaiser liche Ertrazug wurde durch ein VerbindungSgeleiS von der Main-Weserbahn auf die Main-Neckarbahn hinübergeführt. Ofsicielle Aufwartungen der Behörden und der Diplomatie fanden während d,S kurzen Aufenthalt- Ihrer Majestäten nicht statt, da daS kaiserliche Paar inkognito reist. Se. kais. Hoheit Großfürst Michael von Rußland kam gestern von Berlin hier an und reiste nach einem Aufenthalte von einer Stunde weiter nach Karlsruhe. Se. k Hoheit der Groß herzog von Hessen, Ihre k. Hoheiten Prinz und Prinzessin Alexander von Hessen und die in Göttingen studirenden Prinzen Ludwig und Heinrich von Hessen befanden sich in dem ankommenden kaiserlichen Zuge. Prinz Alexander war dem Kaiserpaare bis Göttingen, der Großherzog bis Gießen entqegenqefahren. Ihre k. Hoheit die Großherzogin von Hessen befand sich bei der Ankunft Ihrer Majestäten hier und fuhr mit dem kaiserlichen Zuge nach Darmstadt zurück. Paris, 29. Juni. (K. Z.) Eine Depesche au- Marseille vom 29- Juni bringt folgende Nachrichten au- Algier, 27. Juni: „Am 24. nahm die Division Mac Mahon da« Dorf Scherinan. Zahlreiche Kabylen leisteten dort einen energi schen Widerstand. Man bewilligte dem Dorfe den Aman. Eine Straße wird für die Artillerie gebaut. Am 25. erstie gen die Divisionen der Generale Renault und Uussuf die Berge der Beni-Geni. Der Feind wurde überrascht und leistete geringen Widerstand. Zwei wichtige Dörfer wurden besetzt. Eine Depesche deS GeneralgouvrrneurS schließt mit den Worten: „„Wir sind die Herren deS Lande-."" — Nachrichten au« Kabylien vom 22. Juni melden, daß die 25 Kilometers lange Landstraße, die nach dem Gipfel der Berge der Beni-Raten führt, beendet ist. Der Commandanl diese» Fort» ist der General ChapuiS, der einige Bataillone zu sei ner Verfügung hat und die Bauten mit großem Eifer be treibt. — 30. Juni. (K. Z.) Der heutige „Moniteur" veröffent licht ein'kaiserliches Decret, welches die zwischen der Lvoner und der Mittelmeer-Eisenbahn abgeschlossene Convention, den Bau gewisser Eisenbahnen betreffend, genehmigt. — (Oest.Z.) Graf Morny ist au« St. Petersburg hier angekommen. — Auch die „Estaffette" nimmt jetzt die drei von „Press," und „Siecle" vorgeschlaqenen Canbidaten an. — Prinz Napoleon soll sich dieser Tage nach Manchester zur Ausstellung begeben. Feuilleton. Superintendent vr. Chr. G. L. Großmann, -s- König und Vaterland haben einen ihrer treuesten Diener, die sächsische Geistlichkeit eins ihrer ehrwürdigsten Häupter ver loren. Der durch umfassende Gelehrsamkeit ausgezeichnete, als wissenschaftlicher und praktischer Theolog gleich tüchtige, in der mannichsachsten Beziehung treu verdiente Superintendent zu Leipzig. Consistorialrath, Prof, der Theologie und Domherr deS HochstistS Meißen, vr. Christian Gottlob Leberecht Groß mann, ist nach länger« Leiden am 29. Juni verschieden. Er war 1783 zu Prießnitz bei Naumburg, wo sein Vater Pfarrer war, geboren und wurde, nachdem er in Schulpforte und Jena seine Studien vollendet hatte, im Jahre 180« Substitut seine» Vater-, wo er sich in schwerer KriegSzrit durch aufopfernde Treue den Dank seiner Gemeinde verdiente. Nachdem er vom I. 18l1 bi- 1822 noch da- Pfarramt zu Gröbitz in der Ephorie Weißen- sei» bekleidet hatte, wurde er zum Professor und DiakonuS in Schulpforte und im folgenden Jahre schon zum Generalsuperin- tendenten und Consistorialrath in Altenburg berufen. Hier wirkte er bi» zum Jahre 1828, wo er nach Tzschirner'S Tode und auf dessen Empfehlung auf dem Sterbebette von dem Rache zu Leipzig al- Pastor prim, an die dortige ThomaSkirche berufen und ihm zugleich die dortige Superintendentur und eine ordentliche Professur in der theologischen Facultät übertragen wurde. In demselben Jahre erlangte er die theologische Doktorwürde, ward nach Aufhebung deS dortigen ConfistoriumS, dem er al- Assessor angehörte, außerordentlicher Beisitzer der KreiSdirection und Mit- glird de» Ehrgericht», sowie auch Beisitzer de- evangelischen Lande-« consistoriumS in Dresden und rückte allmählich bis in die erste Professur der Theologie auf. Vor drei Jahren wurde er zum Consistorialrath im «vangel. LanveSconsistorium ernannt. Wenn man bedenkt, welche unermüdete, zum Theil in hohem Grade er folgreiche Thätigkeit er in allen diesen verschiedenen Aemtern entwickelte, daß er außerdem Mitglied der Gymnastalcommission für beide Leipziger Gymnasien war und der Ersten Kammer der Ständevrrsammlung al» Mitglied angehörte, in welcher Stellung er namentlich in früher» Jahren seine Obliegenheiten mit der grüßten Hingebung erfüllte: so erscheint e» beinahe unbegreiflich, daß er trotz alledem noch ernsten wissenschaftlichen Studien, namentlich über Philo, sich hingeben und der Gustav-Adolph- Stiftung, zu deren Urhebern und rastlosesten Förderern er ge- hörte, «ine so liebevoll eingehende und umfassende Thätigkeit widmen konnte. Die- wird nur durch seinen eisernen Fleiß und seine streng geregelte Lebensweise einigermaßen erklärlich. Seine Verdienste haben daher auch die vielseitigste Anerkennung ge funden : er war mit dem Ritterkreuz de- k. sächsischen Verdienst, und de» k. preußischen rochen AdlerortenS, mit dem Comthur« kreuz deS hessischen Orden- Philipp'- deS Großmüthigen und deS sächs. ernestinischen HauSordens geschmückt und Mitglied vieler gelehrten Gesellschaften. Seine umfassende Gelehrsamkeit, seine Biederkeit und unbeugsame Rechtschaffenheit, seine persön liche Liebenswürdigkeit haben allgemeine Anerkennung gefunden, und selbst Diejenigen, welch« auf politischem und kirchlichem Ge biete nicht ganz gleicher Meinung mit ihm sein konnten, haben gewiß einstimmig anerkannt: Er war ein Ehrenmann im voll- sten Sinne deS Worte»! Sein Andenken bleibe unter unS in Segen. Literatur. „Blicke in das Leben der Gegenwart und in die Hoffnung der Zukunft". Bon vr. L- Rei chenbach (Dresden, Woldemar Türck). DaS kleine Buch bat seit der Zeit seines Erscheinens bereits so viele Leser und so viele theilnehmende Besprechungen und seinen Werth anerkennende Beurtheilungen in auswärtigen Zeitschriften (kürzlich erst noch in der Königsberger und in der Berliner Zeitung) gefunden, daß die ganz eigenthümliche und sehr beachlen-werthe Originalität desselben dadurch ganz außer allen Zweifel gesetzt worden ist. Ohne daher nach solchen Vorgängern im Urtheil 'jetzk noch eine neue Besprechung hinzufügen zu wollen, glauben wir doch nicht unterlassen zu sollen, au» einer so ganz in den Geist de» Buche- eindringenden Recension in den (bei F. A. BrockhauS in Leipzig erscheinenden) „Blättern für literarische Unterhaltung" (S. 343) einige Stellen wiederzugeben. Auch hier, wie ander wärts, beginnt da- Urtheil mit den Worten: „R.'S Klicke in da-Leben der Gegenwart und in die Hoffnung der Zukunft" sind höchst beachtenswerth. — Wa» an dieser Schrift so ganz eigenthümlich ist und ihr den Reiz giebt, kann vielleicht am besten mit einem von der Kunst hergenommrnen Bilde al- Reinheit der Intonation bezeichnet werden. Sie ist das GlaubenSbekenntniß eine- ganz von der Hoheit seiner Wissenschaft durchdrungenen Naturforscher-, eben so sehr au» unmittelbarer Fülle eine- warmen Gefühl«, al- au- einer entschlossenen Consequen; deS Denken» entsprungen, und kann daher alü einer der muthgebenden Leuchtthürme wirken, welche in der Gegenwart für kämpfende Wiffenschaft-forjcher ihr ahnungsvolle- Licht von Höhenpunkten leuchten lassen, zu denen aus gebahntem Wege rmporzusteigen der wissenschaftliche Geist de« Jahrhundert« im Kampfe und in der Arbeit ist." — Di«