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Dresdner Journal. verantwortlicher Skedactenr: I. S. Hartwaun. .VII!» I8sr Mittwoch, den 27. Mai Preis für da« Vierteljahr I H LHaler. JnserttonS-SebShrea für den Raum «tnrr gespaltenen Zellt l Re»,röschen. Erscheint nttt Ru»nab»r der Sonn« »ud Festtage täglich «be°d« und <» durch alle Postaaftalten zu drztehen. Amtlicher Theil. Dre-de«, 25. Mai. Seine Königliche Hoheit der Prinz Gustav von Wasa ist heute Nachmittag 2 Uhr von Wien hier eingetroffen und im Königlichen Schlosst ab getreten. Dresden, 21. Mal. Seine Königliche Majestät haben dem OberzoUrath Major v- d. A. Adolph von Zeschau, zeitigen Inhaber de- Ritterkreuze« de« Verdienstorden- au« Anlaß seine« fünfzigjährigen Dienstjubiläum« und in Anerkennung seiner verdienstlichen Wirksamkeit, da« Eom- «hurkreuz zweiter Elaste de« gedachten Orden« zu verleihen geruht. Bekanntmachung des Ministerium« de« Innern, die Zulassung iuurudemerkter ausländischer Lerficher- «ngsanstalte« zum Geschäftsbetriebe im Königreiche Sachsen betreffend. In Gemäßheit §. 6 der Verordnung über de« Geschäft«, betrieb au«länbischer Versicherungsanstalten im Königreiche Sachsen vom 16. September 1856 wird von dem Ministerium de- Innern fernerweit andurch bekannt gemacht, daß nach benannte ausländische Versicherung-anstalten den Vorschriften in §. 2 bi« 4 dieser Verordnung Genüge geleistet Haden und daß in-brsondere Dresden von der Deutschen Leben«»,rsicherungS-Gesellschaft zu Lübeck, von der Feuer- und LebenSversicherungS-Gesellschast 6l»i»e in London, von der dlortbero ^»»nrance Oowprmjt für Feuer - und Lebensversicherung in London, Letztere jedoch, da sie zu Annahme von Feuerversicherungen tn hiesigen Landen nicht concessionirt ist, nur in Bezug auf Lrben-verflcherungen, Leipzig von der Preußischen Rentenversicherungs-Gesellschaft zu Berlin, zum Sitz ihrer Anstalt in Sachsen gewählt worden ist. Dresden, den 18. Mai 1857. . Mioistertuw des Zauern. Arhr von Benst. Demuth. Nichtamtlicher Lheil. Neberftcht. KageSgeschichte. Dresden: Cardinal v. Haulik durch- pasflrt. — Wien: Nachrichten vom Feldmarschall Ra- detzky. Eine Stimme über di« Donaufürst,nthümerfrage. — Berlin: Direktor Deichmann freigesprochen. Die Generalversammlung der katholischen Vereine. Die Maje stäten nach Schwerin. Der türkische Abgesandte. — Pari«: Die Feste zu Fontainebleau beendigt. Prinz Napoleon zurück. Vom gesetzgebenden Körper. Der per sische Friedensvertrag. Nachrichten au« Algerien- — Bern: Die neu,st,n Wahlen tn Neuenburg. — An- roaa: Ankunft de« Papst,«. — Neapel: Besuch im StaatSgesangniß. — Madrid: Der Preßqesetzentwurf. Die Abänderung der Verfassung. Herr v. Galitzin einge- troffen. — London: Den „Clarendon-DailaS-Dertrag" betreffend. Sir H. Herbert UnterstaatSsecretär für Irland. — Kopenhagen: Eine DiebstablSg,schicht,. Neue Ministerkrisi- b,fürchtet. — Stockholm: Der König wiederherg,stellt.— St. P,terSburg: Kaiserlich,« Hand schreiben an den Grafen Osten-Sacken. — Warschau: Erweiterung der Amnestie für Polen. Local - und Provinzialangelegenheiten. Leipzig: Aus der Generalversammlung der Leipziger Bank — Zit tau: Bevorstehende Eisenbahngrneralversammlungen. — Bautzen: Von der SonntagSschule. Eia Register aller Eisenbahnstationen. Oeffeutliche Gerichtsverhandlungen. (Leipzig.) Feuilleton, vermischtes. Inserate. LageSkaleuder. Börsenuachrichteu. Lage-geschlchte. Dresden, 26. Mai. Heute Mittag 12 Uhr ist Seine Eminenz der Cardinal-Erzbischof von Agram, v. Haulik, auf seiner Rückreise au« Pari« über Berlin hier ring,troffen und im „Vicioria-Hotel" abgetreten- Morgen wird Se. Eminenz über Prag nach Wien abreisen. 06 Wie«, 24. Mai. Laut de« gestern in Verona er schienenen ärzttichen Bulletin« über den Kcankheit-zustand d,S FelbmarschaUS Grafen Radetzky haben einige Stunden ruhi gen Schlaf,« erquickend gewirkt. Die Fiebersymptome sind verschwunden, der Patient ruhig, der Schmerz geringer al« in der verflossenen Nacht. — Die „Ostd. P." widmet in ihrer letzten Nummer der Unionsfrage der Donaufürstenthümer »inen längern Artikel, der nach mehr al« einer Tritt hin beacht,n-werth erscheint. „Da die Donaufürst,nthümerfrage die einzige ist — schreit t da« gedachte Blatt —, welche gegenwärtig einen palpablen Widerspruch unter den verschiedenen Mächten findet, so muß un« daran liegen, sie von den falschen Zukbattn zu befreien, mit denen sie von den Vorfechtern der Union umgeben wird. In der Walachei, wo die UnionSpartei einen TerroriSmu« gegen Alle auSübt, die nicht zu ihrer Fahne schwören, hat man für nöthig erachtet, die Freiheit der Wahlen vor der Leidenschaft der drängenden Agitatoren dadurch einigermaßen sicher zu stellen, daß man den Art verschob. In der Mol dau hingegen, wo e« kein« Exaltation qiebt, werden, wie wir hören, die Wahlen an dem richtigen Termin vor sich gehen. Dies« leidig, UaionSftage ist g» fick; tieril geworden. Nach dem die Hoffnung, einen fremden, durch Familienverbindun gen einflußieichen Fürsten auf den neu zu errichtenden Va sallenthron zu erheben, verschwunden ist, erkaltet auch bei dem ruhigen Theile der Unionspolitiker die Leidenschaft da für und erhält nur dadurch Nahrung, daß Frankreich so leb haft für diese Sache Partei nimmt und der „Moniteur" sich zu einem Organ der Unionisten derabläßt und seinen histori schen Charakter gegen den eines streitenden Parteigänger vertauscht. Wahrlich, di, Politik d,S Kaiser« Napoleon hat in letzterer Zeit so mannichfache glänzende Triumphe gefeiert, daß ,« Verwunderung erregen muß, wie Frankreich auf die Durchführung einer Idee sich steift, die seine unmittelbaren Interessen so wenig berührt, die mit der Natur der Sach lage so wenig harmonirt und di« nur den einzigen Anspruch auf Durchführung hat, daß — Frankreich sie befürwortet». Da« Scheitern der Unionsfrage wird auch nicht ein Haar von dem Ansehen rauben, welche« brr Kaiser der Franzosen und seine Politik bei allen Höfen und Staatsmännern sich erworben. Einen pikanten Gegensatz zu der UnionSfrage der Moldau und Walachei bildet in diesem Augenblicke die Unionsfrage der Länder Kodurg und Gotha. Diese beiden Länder, über welche einst eia Sohn der Königin Victoria herrschen wird, find nicht minder von einer und derselben Nationalität wie die Moldau-Walachen, sie haben vor diesen sogar den Vortheil voran«, von einem Staatsoberhaupt, nicht al« Suzerän, sondern al« Souverän regiert zu werden. Der Fürst, in beiden Ländern persönlich geliebt, ist für die Union. Der Hof zu Windsor hat ein reelle« Interesse daran, daß sie zur Durchführung komme. Dennoch fällt e« in und außer halb Deutschland Niemand ein, für die Sache Partei zu nehmen und sich in diese Sache zu mischen. Man steht so gar mit einigem Int,reffe, wie die Minorität der Kodurg,r alle gesetzlichen Anstrengungen macht, um von der Majorität der Gothaer nicht absorbirt zu werben. Uno man verargt eS jenen Moldauern, die von der Verschmelzung mit dec Walachei Nicht« wissen wollen, und verschreit den Kaimakam VogorideS, weil er den TerroriSmu« der UnionSrlubisten, di» von Bukarest und Pari« her agitiren und die Gegenpetitio- nen aus den Bureaux wegcap,rn, in dem Lande, da« seiner Verwaltung anvertraut ist, in die gehörigen Schranken weist l" H Berlin, 25- Mai. In öffentlicher Gerichtssitzung ist heute Mittag um 12 Uhr der Direktor unser« zweiten Theater« in der Friedrich-Wilhelmstadt, Herr Deichmann, von der wider ihn erhobenen Anklage de« Betrug« seiner Gläu biger durch zu geringe Angabe sein,« Vermögen«, in allen Punkten freigesprochen worden. Herr Deichmann war auf Grund einer, wie die öffentlichen Verhandlungen ergeben haben, anonymen Denunciation mit seinem Cassirer Arndt am 30. Juni v. I. verhaftet worden und hatten Beide »ine Untersuchungshaft von mehr al« vier Monaten (bi« zum 10. November) zu bestehen. Auch der Cassirer Arndt ist freigesprochen. Die Angeklagten haben die öffentlichen Ver handlungen auf ihre Kosten stenographiren lassen und wer den dies, höchst interessanten Berichte durch den Druck ver öffentlichen. Die Verhandlungen währten beiläufig gesagt 5 Tage und führten zur Vernehmung von 50 Zeugen. — Die diesjährige Generalversammlung der katholischen Vereine dürfte, trotz der entgegenstehenden Besorgnisse, in Köln statt- finden. Der früher gegen Abhaltung derartiger Versamm lungen zu Köln von Seiten der dortigen Behörden erhoben« Widerstand ist jetzt beseitigt und e< werden dem deSfallsigea Anträge keine Hindernisse entgegen gestellt werden. Berlin, 25. Mai. (B. Bl.) Heute Nachmittag sind Ihre Majestäten der König und die Königin von hier au« mittelst Eisenbahn-ExtrazugS auf der Hamburger Eisenbahn zu der am 26. d. M. stattfindenden Feier d,< Geburtstage« Ihrer königlichen Hoheit der Großherzogin von Mecklenburg- Schwerin und der zu gleicher Zeit beabsichtigten Einweihung deS neuerbauten großherzoglichen Schlosse« nach Schwerin abgereist und gedenken daselbst bi« zum 29. d. M. zu ver weilen. — Se. königliche Hoheit der Prinz Friedrich Wil helm ist gestern wieder nach BreSlau abgereist. — Der tür kische Großdeamte Divan-Bey, welcher hier ring,troffen ist, um im Auftrage seine« Souverän« Sr. Majestät dem Kö nige den Medschidsehe-Orden zu überbringen, statttte heute früh dem Ministerpräff^nkc» Krrlherra v. Manteuffel »inen Be such ab- » ss Parts, 24. Mai. Der „Moniteur" meldet au« Fon tainebleau, daß sich die sämmtltthen zu den dort stattgehabten Festen eingelabenen Personen am 23. Mai bet Ihren Ma jestäten verabschiedet haben. Nachmittag« empfingen der Kaiser und die Kaiserin die verschiedenen städtischen Behör- drn und die Offizier« der Garnison und machten hierauf noch einen Spaziergang zu Fuß durch die Gärten- — Prinz Napoleon ist von seiner Reise nach Deutschland am 23 Mai Abend» Hl 1 Uhr auf der Ostbahn wieder in Pari« «»getrof fen. — Der gesetzgebend« Körper hat in sttner gestrigen Sitzung den für da« Elementarschulwesen geforderten außer ordentlichen Credit verwilligt. Die Berathung über da« Bud get wurde fortgesetzt. Die DiScussion drehte sich nameatlich Feuilleton. Der Drache. Uyvrlle von Ferdnmnd AScnberger. (Schluß au« Xr. 118.) Al- der Dottor »ach Breitenau wieder zuräckkam, fand er ia der kurze« A«it di« Luft um Viele- gereinigt. Eine verdächtige Verso», der gewesene Flurschütz, hatte stch unsichtbar gemacht; «r war ohnedie- hier nicht heimaihberechrigt. Am meisten aber freute stch der «ackere Arzt über dir günstige Veränderung in Raiihmatzer'- Au-sehen selbst. Mochte auch da- geübte, wissen- fchaftliche Luge nicht ganz ohne Selbsttäuschung dabei bleiben — der Kranke schien wirklich in wenigen Stunden blühender, httebter. Und nun der vri«s! Sie ei» hungriger Geier fiel Vaithmatztt üb«r da« Bktt h.» und verschlang e«. Ein Eharakter- zug war e-, daß er stch «rl uibi < den ganzen Inhalt auf und ab zu lese», hlo- der wenig«« Aeucn wegen, di« ihn anqingrn. Vies« lernte er auswendig wir ein Evangelium. Alle» lachte und zitterte an ihm vor Freude und preisend ries er ein über da andere Mal: .Ja, der versteht noch da- Weltregiment da droben! — Rosa«! Äegeraufstand! — lauter Lügen. Der Kreishaupt- mann sagt» mir'- gleich. Aber «un hat er di« Schläge doch gekriegt, — nur wie jener Schuljunge dort, wo rr's am wenig sten vermnthend war. Siehst«, Du gelber Hallunk', ,s giebt »och Erdbeben — Schiffbrüche giebt'S noch, der liebe Gott hat v Wehr al- «in« Hand, Du »erlogenrr Strick!" Der Dottor stellt« stch unschuldig und fragte den Bauer: ob gr Hcht anch »och wünsche, daß di« Sach« verschwiegen bleibe -her »ß er sein Ehrenwort wieder zurück bekäme 1 „Lausend Spatzen lass' ich einfangen und hefl' ihnen - an Schwanz," sagte Raitoraher. Der Doctor trieb die Täuschung fast zu weit, indem er die ganze Wichtigkeit diese« Briefe- so lau und lang sam zu würdigen schien, da doch der Andere Feuer und Flamme war. Doch benutzte er da- erste Hochgefühl seine« Patienten klüglich, um nun auch die nöthige Leibe«.Diät von ihm au-zu- fechten. Denn der Herzpolyp, sagt« er, würde zwar nicht mehr wachsen, sollte er aber ganz und gar absterben, so müsse man ihn möglichst kurz halten u.s.w. D«r Bauer lächelte in sich und dachte: Er kann da- „Doctorn" nicht lassen, denn er fühlte sich schon wie rin Gesunder. Doch versprach er'« und rin merkliche« Zeichen seiner Genesung war e-, daß er mit Selbstbekenntuiß hinzufügte: er hätte ja nur au- DeSperaiion ein Uebrige- ge- than, er wolle künftig dabei bleiben, wie er ausgewachsen. Dem glücklichen AuSgange dieser Geschichte würde nun Richt- mehr hinzuzufügen erübrige», wenn nicht der Bauer im Drange seine- dankbaren Herzen- gleich von seiner „Schuldig- keil" gesprochen hätte. Diese Uebereilung, obwohl sie mehr wohlmeinend al- zanstnnig war, benutzte der allzeit gewandt» Doctor sofort, um sich neuen Dank zu verdienen und auch noch rin andere- Schicksal in- Günstige abzuschließen. Er bevor- »ortete seinen braven, verliebten Rudolph. Er stellte die Tüchtig keit diese- jungen Menschen mit seinem ganzen Ansehen in« Licht; er selbst habe ihm zu höhrrn Ehren und Würden die Bahn zu eröffnen geglaubt, aber seine Liebe sei größer al- sei» Ehrgeiz gewesen; um seiner Lieb« willen blieb er auf dem Lande. Er brdauer« ihn de-wegen nichts di« Landwinhschaft brauche auch gut« Köpfe und könne rationelle Bildung gar wohl ver tragen, doch stt e- billig, daß der Gacker« nun auch den Prri- sriner Entsagung erringe. Allerdings besitze der Aermste Nicht- auf der weiten Welt, aber an sich selbst habe er die bitterste Er fahrung gemacht, wie unglücklich man trotz Geld und Gut s«n könne; Reichihum würde er nun gewiß nicht zu strengt fordern von seinem künftigen Tochtermann. Und dann habe er doch dem Burschen sein Heil zu verdanken. Von der hiesige» Be- völkerung gequält, aufgegeben, verlassen — wer war «S, der ihm einen Doctor in seinen Leiden vermittelt, wenn nicht Rudolph? Möge er dem jungen, lebenSmuthigen Paare nun ein Gütchen überlassen, da« sei der Lohn, den er stch auSbme, und er stehe dafür: der arme Eidam werde mit einem anverirauten Pfund« zu wuchern wissen gleich jenem HauSvater, der daS seine ver hundertfachte. So redete der Doctor, und noch sprach er, da hätte «an vor der Slubeuthür einen schäkernden Zank, ein ernst- und scherzhafte« Kampfspiel, halb Güte, halb Gewalt— die Tbür that stch auf: man konnte nicht sagen, von einem ordentlichen Druck un» Griff, — und herein kamen Rudolph und Lenchen; man konnte nicht sagen: sie gingen o»er sie trugen, zerrten und wrhrten sich — e« war AlleS zugleich — und Rudolph nahm daS Wort: „Haben Sie schon solch' eine Patientin gesehen? DaS Lenchen thut scheu wie eine Felvlerch». Ich ritth ihr, weil der Doctor schon im Hause sei, sie sollt, stch ihre Suade am Handballen richtig verbinden lassen, da würden wir eS ablernen, denn die Stelle ist uncommod' und wir kriegen den Verband nie herau-, wie wir sollten." — „Wir! wir!" lacht« der Dottor; „darum eben sperrt stch da- Lenchen; hast Du nicht so viel Ver stand, Junge? Wie gehört denn da- Wir hierher? Wer hat Dich zu ihrem Wundarzt bestellt? findet fie sich nicht allein zu« Doctor? Müssen Wir überall dabei stt»? he!" E- «ar ei»