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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redaeterrr: I. G. Hartmann. 108 I8S7 Mittwoch, de« 13. Mai Erscheint «1t Audnahme der Sonn, und Festtage tLglt» Abend» und ist durch alle Postaastalten zu beztrbrn. Preis für da» Bterteljabr 1 sü Tbaker. Insertion«. Gebübren für den Raum einer gesvaltenrn Zeile 1 Nrugroschen. Amtlicher Theil. Dresden, 4. Mai. Drm Maurer Gotthelf Dietze juo. -u Frauenhain und dem Mühlknappen Friedrich Rudolph aus JakodSthal ist für die mit eigener Lebensgefahr von ihnen bewirkte Errettung zweier durch das Eis d,S sogenannten Bad,teichS bei Frauenhain gebrochen gewesenen neunjährigen Mädchen vom Lode d,S Ertrinkens die Lebensrettungsmedaille in Silber verliehen worden. Sticktamtlichrr Theil Nedersicht. Ta-estgkschichte. Dresden: Zur Banknotenfcage. — Wien: Vertrag mit Belgien wegen Auslieferung der Verbrecher. — Prag: Preisausschreibung in HeizungS- angelegenhrtten. DaS Saazer Israelit,nauSweisungSedikt. — Berlin: Vom Landtage. Festlichkeiten zu Ehren deS Prinzen Napoleon. — AuS dem Königreiche Hannover: Ein, Denkschrift der reformirten Prediger- — Koburg: Prinz Alfred von England. Mangel an Bauarbeitern. Eine Kaltwasseranstalt. — Altona: Con fer,nzrath Heinzelmann zurück. — Hamburg: Missionär Heise nicht verunglückt. — Paris: Großfürst Konstan tin. Der Gesetzentwurf über die Verlängerung deS Bank- privilegiumS. DaS JahreSfest zu Ehren der Jungfrau von Orleans. — B ern: Arbeiterverbindungen zum Zwecke der Lohnsteigerung. — Turin: Veruttheilung.— Madrid: Finanzielles. Audienz deS römischen Geschäftsträger-. — Neapel: Briefe politischer Gefangener. — London': Die bevorstehenden Wahlprüfungen. Unglücksfall. Der Geldmarkt noch Immer beengt. Die Herzogin von Kent unwohl. Keine Abdankung Panmure'S. — Kopen hagen. Die Ministerkrisis. — New-Pork: Vermischte- au- der neuesten Post. Local- vud Proviuzialaugelegen-eiteu. Dresden: Der Mörder JaxkuS begnadigt. Baulich,-. — Leipzig: Sparkasse. — Zwickau: Da- neue Regulativ für Be erdigungen, Taufen rc. — Zittau: Der Turnunterricht für da-Gymnasium wieder eröffnet. — Mrerana: Kirch lich,-. — Falkenstein. Unglücksfall Oeffeutl. «erichtSverhaudlungeu. (Dresden. Bautzen) Frequenz der sächsischen Bäder. Feuilleton. Inserate. Tage-kalender Börsenvachrichten. Tage-geschtchte. Dresden, 12. Mai- Die „Berliner Börsenzeitung" so wohl al- die „Berliner Bank- undHandelszeitung" und nach bei den die „Deutsche Allg.Zeitung" sprechen davon, daß die k sächsische Regierung Bankdirectorien gegenüber die formelle Erklärung abgegeben habe, daß sie die freie Circulatioa der Noten der jenigen Banken nicht hindern werde, welche in Leipzig und Dresden RealisationScomptoirS errichten. W-r find ermächtigt zu erklären, daß eine solche formelle Erklärung oder Bischei dung selten der k. sächsischen Regierung nicht erlhetlt worden ist. Die Entschließung derselben über die Eirculation fremder Banknoten wird auch jedenfalls im Verordnung-Wege und nicht durch Bescheidung einzelner Bankdirectorien erfolgen- Sie falle aber aus, wie sie wolle, so kann von einer Erklä rung der Noten solcher Banken, welche gewissen Bedingungen genügen, zur Wechselzahlung, wie sie angeblich in Aussicht gestellt sein soll, in dieser Weise selbstverständlich keine Rede sein. Tüten, 10. Mai. Die „Wien. Ztg." enthält den Text der Abditionalconvention zwischen Oesterreich und Belgien zu dem österreichisch-belgischen StaatSvertrage vom 16. Juli 1853, betreffend die gegenseitig« Auslieferung der Verbrecher, welche am 18- März l. I. zu Brüssel geschlossen und da selbst am 24. April in den beiderseitigen Ratificirungen auS- gewechselt wurde. Die Additwnalconvention betrifft da- Uebereinkommen, daß al« politische» Verbrechen oder eine mit einem solchen Verbrechen zusammenhängende Handlung nicht angesehen werden soll ein gegen di« Person eine» fremden Souverän« oder gegen jene der Mitglieder seiner Familie verübte- Attentat, wenn diese» den Lhatbrstand eine- Mor de», Meuchelmorde- oder einer Vergiftung darstellt. 6 Prag, 10. Mai. Bereit- vor mehr al- zwei Jahren hatte der um Hebung unsrer landwirthschaftlichen und ge werblichen Interessen sehr verdiente Baron Riese-Stallburg eine Prei-bewerbung für die Construirung eine- solchen Ofen- ausgeschrieben, welcher im Vergleiche mit andern bei dem kleinsten Aufwande von Brennmaterial die größte Hitze in demselben Raume verbreiten würde. In der letzten Ver sammlung der deutschen Land» und Forstwirthe, welche be kanntlich hier abgehalten wurde, ward, da bis zu diesem Zeitpunkte noch keine Bewerber aufgetreten waren, der Termin aufein Jahr verlängert und die Vertheilung der Preise, deren erster 800 Gulden Conventionsmünze beträgt, der Koburger Ver sammlung Vorbehalten. Wie wir nun erfahren, sind be sonder- in letzter Zeit sehr viele PreiSarbeiten aus den ver schiedensten Orten der Monarchie und Deutschlands, unter Andern au- Pesth, Karolinenthal, Karlsruhe, Magdeburg und Kassel eingelaufen, mit welchen der zu diesem Zwecke von genanntem Baron eingesetzte Comite unter Vorsitz des Prof. Balling nächster Tage Probeversuche anstellrn wird, wobei rS sehr viel zu einer richtigen Beurtheilung und Ver gleichung beitragen dürfte, daß diese Versuche in einem für eine Mädchenschule adoptirte« Gebffude, dessen einzelne Zimmer gleich groß sind, gemacht werden. — In der Vertreibungs angelegenheit der Juden au» Saaz ist, wie ich Ihnen au- guter Quelle mittheilen kann, die Entscheidung höhern Ort- bereits erfolgt und dieselbe günstig für die Juden aus gefallen. Die man jetzt erfährt, war die trotz deS abschlä gigen gemeinderäthlichen GutcUhtenS erfolgte Ertheilung des HandelSgewerbefugnIfleS an zp-ei J-raeliten von Seite deS Bezirksamt,« die eigentliche Veranlassung de« famosen bürger- meisterlichen EdicteS, da« sich auf ein Privilegium Ferdi nand« I. stützt. ü Berlin, 11. Mai. Da« Geuxrbesteuergefttz hat bei den beiden Häusern unser« Landlos «In ganz eigene« Schick sal. Nachdem da« Herrenhaus btt Form, in welcher da« Abgeordnetenhaus die» Gesetz angenommen, wesentlich modi- ficirt hatte, ist von dem letzten in seiner heutigen 61. Ple narsitzung wieder Manche- von den Abänderungen de- Herrenhaus«- verworfen und ein neue- Amendement, be treffend den Mittel- «. niedrigsten Satz für den Handel mit kaufmännischen Rechten, uni» in dieser Form schließlich da- Ganze mit 127 gegen 81 Stimmen (Einer hatte sich der Abstimmung enthalten) angenommen worden. Bevor in dessen ein endgiltigeS Resultat beschlossen werden kann, ist nunmehr noch eine Berathuvg über diesen Gegenstand von Seiten de« Herrenhauses «rfouderlich. Der Präsident deS Abgeordnetenhauses, Graf zu Eulenburg, theilte heute mit, daß die Geschäfte des Hause» erledigt seien, forderte indessen zu einer letzten Plenarversammlung morgen Mittag um 1 Uhr auf, wo man die Beschlüsse deS Herrenhauses und die königl. Ordre über den Schluß empfangen würde. Letz terer erfolgt morgen oder Mittwoch im Elisabethsaale d,S königl. Schlosse» (der sonst dazu benutzte weiße Saal wird restaurirt). Es werden wegen de» beschränkten Raume- nur 20 BilletS für Zuhörer au-gegeben. Es ist noch nicht ge wiß, ob Se. Majestät der König die Session in allerhöchster Person schließen wird. — In welchem Grade der Prinz Napoleon da- allgemeinste Interesse in Anspruch nimmt, konnte man gestern Nachmittag wahrnehmen, wo sich derselbe nach Charlottenburg zur Tafel im dortigen königl. Schlosse begeben hatte. Von dem Opernhaus, bis zum Charlotten burger Schloß hatte sich die ganze Chaussee entlang eine doppelte dichte Chaine von Menschen hingezogen, während zwei Reihen Wagen gleich einem Corso sich die Chaussee hin auf bewegten. Bei der königl. Tafel in Charlottenburg wa ren außer Sr. kaiserl. Hoheit dem Prinzen Napoleon und seinem Gefolge die Prinzen von Preußen, Friedrich Karl, Albrecht, Albrecht Sohn, Adalbert, Friedrich und Georg königl- Hoheiten, ferner sämmtliche Minister, der General-Feldmar- schall v. Wrangel, eine große Anzahl von hochstehenden Mi litär- und Staatsbeamten, sowie ein großer Theil der Ge sandten gegenwärtig. Der französische Gesandte Marqui se Moussier war mit seinem gesammten Personal anwesend, hier waren auch die Damen geladen worden. Die Tafel ward um halb 7 Uhr aufgehoben, während derselben muss- cirte das gesammte Musikchor de» zweiten Garde - Regi ment-. Geraume Zeit nachdem sich sämmtliche Gäste ent fernt hatten, begab sich Se. Majestät der König mit seinem Gaste in einem vierspännigen Wagen, in welchem der Monarch dem Prinzen wiederum die rechte Seite ließ, in da- Opernhaus, wo die höchsten und hohen Herrschaften vom zweiten Act bi- zum Schlüsse de- Ballet- „Satanella" in der Mittlern königl. ProsceniumSloge verweilten. — Heute Vormittag fand die große Parade der P.otSdamer Garnison im Lustgarten vor dem königl. Stadtschloß zu Pot-bam statt. Der Prinz Napoleon hatte sich von hier au- um 10 Uhr nach Potsdam hegeben und erschien gegen 11 Uhr an der Seile Sr. Maj. de« König« und an der Spitze einer glän zenden Suite. Man bemerkte den kaiserl. Prinzen zum ersten Male mit dem großen Band« des preußischen schwar zen Adlerorden«, Se. Maj. der ^könig trug das Band der Ehrenlegion Das Commando führten bei der Parade Se. königl. Hoheit der Prinz Friedrich Karl und der General der Cavaleri« u. s. w. Graf v. d. Gröben. Nachdem die Parade abgenommen, folgte der Vorbeimarsch und zwar zweimal, in Zügen und in Compagnie- resp. EScadronS-Front in folgen der Weise: da- erste Garderegiment mit den bekannten Gre- nadiermützen, das Tarde-Jäger-Bataillon, da- Lehrbataillon und die Schulabtheilung, da- Garde-du-Corp--Regiment (mit den schwarzen Kürassen, welche nur zur Gala angelegt werden), da« Garde-Husaren- und endlich daS erst« Garde- Ulanen Regiment. Der Vorbeimarsch währte dreiviertel Stun den. Der Parade folgte ein groß,« Diner im neuen Palai« bei Sanssouci. Man sagt, der Prinz Napoleon werde Ber lin erst am Mittwoch verlassen. — Die mehrfach mir ziem licher Bestimmtheit gegebenen Mitthrilungen von dem aus schließlich politischen Zwecke der Reis« d,S Prinzen Napoleon möchten doch mit Vorsicht aufzunehmen sein- 1) Aus dem Königreiche Hannover, 11. Mai. Aus einer Conferenz, welche unlängst die reformirten Pre diger und Candidaten unser- Königreich- hielten, ist eine an da» Kirch,nregiment gerichtete Denkschrift hervorgegangen, welche vornehmlich folgende Punkte enthält: ,,E« möge das- Feuilleton. Dresden, 12. Mai. Hoftheater. Die gestrige Vor stellung begann mit dem neu rinstudirl«, Lustspiele „Voltaire'» Ferien" von B. R. Herrmann, und Fräulein Hess« gastirte darin al» Arouet. „DaS war ehemals parador!" könnt« man mit Hamlet sagen, wenn man den siebzehnjährigen Voltaire von einer Dam, dargestellt sehen soll in Habit habill« und E»car- pinS. Seitdem die DSjazet Großmutter und Charlotte v. Hagn Frau v. Owen geworden, wurde diese Freiheit der Bühne, die wir an sich nicht bestreiten wollen, da die Zuschaueraugen im Verlangen nach Abwechselung unersättlich sind, in viel größer» Maßstabt benutzt, al« bei diesem ersten Versuche, der über di« „kleinen Schülerschwänke" nicht viel hinauSgeht. Fräulein Hesse spielte den künftigen Philosophen von Ferne» zwar nicht mit drm ESprit, al» wenn sie di« „Heuriade" gelesen, geschweige geschrieben hätte, aber ihr Vortrag war nicht ohne Bildung, ihr Benehmen nicht ohne Leichrigkeit. Könnte man aber auch vorau-setzrn, daß sie eine ganz besonder» ge wählte Inspiration für diese Aufgabe besäße; daß sie z. B. die Feinheiten derselben auch in dem jeweiligen Abspringen vom Dorwegnehmen einer künftigen Unsterblichkeit zum Kindischen (als Ninon dem jungen Arouet ein Präsent mit Büchern macht) gnzubringen verstände: so würde der sonst fleißigen und sogar degagirt gehaltenen Darstellung doch da» Haupterfordrrniß im Organ fehlen. Fräulein Hesse leidet, Ivie wir schon nach ihrem ersten Auftreten andeutrten, an einem krankhaften Bruch der Stimme, welcher ihr ein au-gietige», ihrer Wirkungen gewisse- und wohlthuend ansprechende» Durchführen ihrer Aufgaben un möglich macht. Die Herren Quan ter, Koch und Ditt- marsch, Frau Mitterwurzer und Fräulein Wollenberg unterstützten di« „Neueiostudiruogdoch nicht ohne leise Andeu tung ihre» Gefühls, e» handle sich hier um eiaen unfruchtbaren Wiederbelebungsversuch. Nach einem von Fräulein Bose anmuthig belebten Tanz divertissement folgten Karl Blum » „ErziehungSresultate" mit Fräulein Hess« al» Margarethe Western. Diese dankbare Rolle wird immer b«i drm kleinen Kreise ve» Publicum-, welches so glücklich war, die« Stück noch nicht zu sehen, gern gespendeten Beifall gewinnen. Fräulein Hesse spielte sie mit höchst lebhaftem, munterm Naturell, gefälliger, gewandter Lournure und einer an sich intelligenten Auffassung; aber da- Lolorit diese- Gret chen- wurde zu derb und forrirt, ihrem Humor und ihrem un gebundenen naiven Wesen fehlte da- ursprünglich Natürliche, da- feinere, weiblich anmuthig« und edle Element. Liner dahin leitenden Durchbildung steht wiederum da» Organ entgegen, da-, ohne Schmelz und Klangfülle, nur bei angestrengter Er hebung au»giebiger, im gewöhnlichen Redeton aber oft tonlo» wird und stch gegen eine künstlerisch beherrschte Modulation un fügsam zeigt. L. B. Literatur der Naturkunde. Da- in Nr. 25 d. Bl. an- gezeigt« Werk: „Die gesammten Naturwissenschaften, populär dargestellt von Dippel u. A., bei Bädeker in Essen", hat bereit» allseitige Anerkennung gefunden, und wir freuen un», die ftattgrfundene Versendung der Lieferungen 3 u. 4 schon melden zu können. Dieselbe» stad der Physik und Meteorologie ferner gehörig und die wichtigen Abschnitte „Wärme" und „Llektricität" werden »eiter verfolgt und geschloffen. Zur physikalischen Technologie hat noch die Arbeit über die Dampf maschine vom Livil-Jngenieur Moll in der vierten Lieferung begonnen. E» ist nicht zu läugaen, daß diese- Werk in eben so inhaltreicher Gediegenheit, wie in gefälligem Anstand« in Hin sicht aus Ausstattung dem Leser sich darbietet, denn auch Papier und Druck, sowie die überaus zahlreichen und eben so deutlichen wie eleganten Figuren gewinnen ihm Beifall. Da ater da» Ganze einen reichen Inhalt so vieler al- gesondert betrachtbarrr Wissenschaften in Aussicht gestellt ha«, so wäre wohl der Wunsch nicht unbillig, auch insbesondere von den Abheilungen, welche der Kuude vou der organifirten Natur: Botanik und Zoologie, gewidmet sein sollen, recht bald auch neben d«n andern einige Lieferungen erscheinen zu sehen. Vorzüglich dürften Btrle der Zoologie von Mafiu»*) mit gespannter Erwartung entgegen sehen, da von diesem Verfasser wahrscheinlich einmal, nicht eine blo« anatomirente, sondern eine lebendige Zoologie gehofft werden darf. Rchb. Theater. In Wien auf dem Kärnthnerthortheater ist eine frühere Oper Verdi'-: „6iov»nnn ci'Xrco" (nach Schiller'» „Jungfrau von Orleans") gegeben worden und hat selbst den Freunden der jetzigen italienischen Musik wenig gefallen. Die „Oste. Post" sagt: „Man kann nicht einmal den Wunsch a«»- sprechen, daß diese Oper wieder vom Neperwir verschwinde. Denn wenn man nun einmal diese Polkaduetten, diese Schrei- Terzett-, diese gewissen Motive, die in einer Oper Verdi'» wie in der andern mit geringen Variationen wiederkehrrn, durchau» hören will, so ist e» doch im Grund« ziemlich gleichgiltig, ob die Primadonna dabei im spanischen Lostum oder im Panzer mit ^«gl. „Schiller-Album" IV.