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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartman«. —».>>' » -M/M Erscheint «tt der Sonn. M/Wv und Kestta,e täglich «den»» und ist durch alle Poßauftalten zu beziehen. Freitag, de« SS. December. Prei» für da« Vierteljahr l^ Thaler. JnsertionS-Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile 1 Neugroschen. 18S7 Abonnements - Lintadnng. Mit dem 1. Januar k. I. beginnt ein neues vierteljährliches Abonnement auf daS Dresdner Aoirrrral, auf welches für au-wärtS bei all« Postanstalten und für Dresden bei der unterzeichneten Crpedition Bestellungen angenommen werden. Der Preis ist in Sachsen vierteljährlich I X Thlr., wofür in Dresden den Abonnent« daS Blatt Abend- nach Erschein« frei ins HauS gesandt wird. Inserate aller Art »erd« für die ge spaltene Zeile oder deren Raum mit L Ngr. berechnet. Dresden, im Decbr. 1857. König!. Llptditios des Dresdner Journals. (Am Sk« Rr. AS.) Bekanntmachung, d« Eintritt der Wirksamkeit deS Weiten Nachtrages zum revidirten Post - Vereins - »ertrage vom Sten December L8SL betr. Der mittelst Berordnungvom27Aug»ifi1857(Sritt151 ff des Gesetz« und Verordnungsblattes vor» demselben Jahre) veröffentlichte jwrite Nachtrag zu dem revidirten Post-V,reins- Lertrage vom 5. December 1851 kann mit dem 1. Januar 1858, wie in Artikel 19 festgesetzt worden ist, noch nicht in Wirksamkeit treten, da die innerhalb des -esammtea Vereins« gediets hierfür erforderlichen Vorarbeiten nicht haben beendigt werde« können. Es bleibt daher die vrjtichnung des Zeitpunktes, von wel chem der gedachte Vertrags - Nachttag ins Leden treten wird, «nderwritrr Bekanntmachung Vorbehalten. Dresden, den 22. December 1857. . yMtlNz»VrMrsskNuM. B-Hr. Opelt. Lresd«», 15. December. Se. Königliche Majestät haben di« bei dem am 23. vor. Monats abgehaltenen oberlausitzer Provinzial-Laadtage auf den Regierungsrath bei der Kreis« directioa zu Budissin Franz Guido Hempel auf Ohorn gefallene Wahl zum Landesbestallten der Oberlausitz zu ge nehmig««» geruht. Richtamtlicher Lheil. Nedersicht. LageSgesechtchte. Telegraphische Nachrichten. — Wien: Lord Stratford eingetroffen. — Berlin: Der Postvertrag mit Frankreich. Erträgnisse des Chaussee-Grases. Herr v. Brunnow- Zum bevorstehenden Landtage. — Hannover: Verordnung bezüglich des Bereinswesens- — Sternberg: Aus dem Landtagsabschiede. — Aus Schwarzburg « Rudolstadt: Die Gerichtseinheit mit Weimar. Landtagsvorlagen- — Parts: Enthüllung der Bildsäule Napoleon's I. zu Auxonne. Gemälde Delaroche's. Schiffe nach China. Aollrinnahmen. — Brüssel: Nach forderung zu den Kosten des ThronbesteigungsjubiläumS. — Ancona: Das größte Schiff deS Kirchenstaat,-. — Flo» Feuilleton. Contraste. Bon Moritz Kartmann. (Korts, au« Rr. 2S7.) Die Banshee ward jetzt von Tag zu Tag erwartet, denn in ShaneS-Castle restdirt der grauhaarige letzte Lord O'Reil. Mit ihm stirbt da- letzte Stammhaupt, wenn auch nicht der letzte Sprosse aus dem Königshause von Ulster. Denn alle Bewohner dieser Gegend find O'Reil«, alle find sie Königssproffrn, selbst die wir in jener dantisch« höllischen Gaff« gesehen haben. Sie all« werd««, als zur Famili« grhörig, den Ruf der Banshee hören. Den Leuten im Schloff« selbst wird noch ein andere» Zeichen werden. Au- dem Gemäuer des Hofes blickt ein ur alter, in Stein gehauener Kopf mit buschigen Brauen, hohlen Augen und schmerzlich verzogenen Mundwinkeln; der Kopf wackelt und wackelt von Tag zu Tag mehr und mehr und wird endlich aus dem Gemäuer fallen und in Stücke brechen. Danir ist das End« des letzten Lords O'Reil gekommen. Dem armen Lord, der in dem alten halbverbranntrn Schlöffe, da- er nicht wahr aufbauen läßt, in Erwartung solcher Zeichen fitzt und den steinernen Kopf wackeln steht und im Kreischen de- Wetterhahne» den Lnf der Bnnshre zu hören glaubt, muß melancholisch zu Muth« srin. E- that mir leid um ihn. Die Gegend ist nicht gemacht, ihn aufzuhritrrn; da- fühlte ich, wie ich auf des letzten Spitze de» Damme- da saß und meine Blick« über den See schweifen ließ, immer tiefer in Brüten versank und meine Seele so dunkel renz: Materielle Hebung des Landes. — Neapel: Keine Geldkrtsis. Der Vesuv. Eisenbahnbauten. Erdbeben. — London: Abschaffung der indischen Doppelregierung erwartet. Ausflug der Minister. — Aus Bosnien: Gedrückte Lag« der Christen. — New-Pork: Aus der Botschaft des Präsidenten. Local« und Provivzialavgelegevheiten. Dresden: > Uaglücksfall im Hänichener Steinkohlrnwerke. Feuilleton, vermischte-. Inserate. Tageökalrnder. Börsennachrichtev. Beilage. Local - und Provinzialau-ele-enheiteu. Dresden: Vermischtes. —Freiberg: Recrutirung. — Hainichen: Die Gellert Rrttungshausangklegenheit. Die Bewegung des Personalstandeö in den Straf anstalten im Monat Oktober 1857. Feuilleton. EingesandteS. Inserate. Tageskalender. TageSgeschichte. Telegraphische Nachrichten. London, Mittwoch, 23. December. Nachmittag-*). Officielle Nachrichten au- Ostindien melden, daß Lucknow durch den Oberbefehl-Haber Sir Colin Campbell am 21. November nach einem sech-tägigen Kampfe glücklich entsetzt worden ist. Sir Colin batte hierbei 22,«0« Mann Truppen unter seinen Befehlen. Die verwundeten , sowie die in Lucknow eiugeschloffenet» Krau« und Kinder waren bereits in Kawnpur angrlangt. *) Für unser gestriges Blatt zu spät Angegangen. D Red. L6te«, 22. Dec. (W- Bl.) Das Geburt-fest Ihrer Mas. der Kaiserin wird übermorgen — Donnerstag — am Hofe im Familieizkreisr gefeiert. In. der Hofburgpfarrkirch« wird stiller Gottesdienst gehalten. Ihre Majestät tritt übermorgen in das 21. Lebensjahr. — Lord Redcliffe, der englische Ge sandte in Konstantinopel, ist heute Abend 5 Uhr auf der Durchreise von Konstantinopel nach London hier eingetroffen. U Berlin, 23. Dec. Au dem von der diesseitigen Re gierung mit Frankreich abgeschloffenen Postvertrage waren sämmtliche deutsche Bundesstaaten, so weit sie nicht bereit- Separat»,rträge mit der französischen Regierung eingegangen waren, beigetreten. Nur Hannover hatte seinen Beitritt noch nicht erklärt. Wie man hört, steht der Anschluß auch diese» Staates mit Nächstem zu erwarten. — Die jetzige Aufstellung de» Haushalt-Etat- hat aufs Neue herausgestrllt, aus wie unscheinbaren Quellen der Staat verhältnißmäßig bedeutende Einnahmen schöpft. Die Länge der Chausseen in Preußen beträgt 1787 Meilen, die Ausnutzung deS Grase», welche- an den Chauffeegräben und Böschungen wächst, lieferte in dem nunmehr ablaufenden Jahre 1857 eine Ein nahme von 20,800 Thlr., welche zur Besoldung der Chauffee- aufseher und Wärter verwendet werden. Für diese letzter« Beamten wird, wie ich bereit- früher gemeldet, eine Gehalt-, rrhöhung erfolgen. — Gleich nach der erfolgten Accrrditirung de- derzeitigen russischen Gesandten, Baron v- Brunnow, am hiesigen Hofe theilte ich Ihnen mit, daß das genannte her vorragende Mitglied der russischen Diplomatie hier nicht lange verweilen dürfte. Die vielfach verbreiteten Gerüchte wurde wie die Wellen deS „schwarzen WafferS". ES giebt traurige Erdpunkte, die so auf den Wanderer wirken; cS.giebt solche Momente auf einsamer Wanderung, da muß man sich schütteln und aufraffcn, sonst verliert man seine Zeit und bildet sich ein, man habe zu versteinern angrfangen. Man vergißt, daß man ein gebildeter Mensch ist, und man glaubt an all' die Sagen und brütet darüber; im besten Falle grübelt man und sucht nach ihrer traurigen Symbolik. Ich schüttelte mich und stand auf. DaS letzte Segel war verschwunden, vom Rebel verschlungen; die Wolken halten sich tiefer gesenkt und die Wellen und die Tannen am Ufer schienen mir schwärzer geworden. Auf der Höhe deS SeeS stand ein ein same« Fischerboot und darin ein Mann, der sich abmühte, ein große« Netz aus dem Wasser zu ziehen. Ich trat den Rückweg an. Wo der Damm sich den Baum gruppen nähert, denen ich entgegen ging, und wo er durch einen schmalen, grünen Rasenplatz von einer kleinen Secbucht getrennt ist, wurde mein Blick durch eine dünn aussteigende Rauchsäule angrzogen und durch sie auf eine rundförmige Erhöhung gelenkt, die stch an und au- dem Damme erhob. Bei näherer Betrach tung erkannte ich diese Bodenerhöhung als eine Art von Hütte, deren Wände au- rohen Steinen und schwarzem Erdreich, deren Dach »heil- au- Rasen, theil» au» getrocknetem Gezweig bestand. Der Eingang in die Hütte öffnete sich dem Rasenplatze und der Geebucht zu, und auS ihm stieg die Rauchsäule auf. Vor der Hütte an einem Weidenbaume hing ein Fischrrnetz ausqebreitrt. Ich wollte die Bewohner eine- solchen ursprünglichen Gehäuses kennen lernen und stieg den Damm hinab. Im Dunkel der Erdhütte, dir durch die Ritzen de- Dache», durch den offenen Eingang und die Flamme an demselben nur von einer Abberufung dieses Diplomaten von hier und seiner Versetzung als Gesandten nach London dürften sich dem nächst bestätigen. (Bgl. die bestätigende telegraphische Mel dung im gestrigen Blatt,. D. Red.) Hier ist Hr. v. Brunnow etwa seit einem Jahr,. In London, wo er vor dem letzten Kriege längere Zeit als Gesandter fungirte, hat ihm seine stets versöhnliche Politik viele Freunde erworben. — Wie verlautet, wird auch während der bevorstehenden Session des Landtages die katholische Fraktion deS Abgeordnetenhauses mit ihren Anträgen zur Wahrung und resp. Hebung der katholischen Interessen wieder hervortreten und zwar bei Ge legenheit der Berathung deS Etats des geistlichen Ministeriums. Die mit nicht geringem Interesse aufgenommene Annahme eine- Mandats von Seiten de- Appellationsgerichtsraths Peter Reichensperger, nachdem er in den letzten Jahren be harrlich die auf ihn gefallene Wahl abgelehnt hat, soll in dem Wunsche einer möglichst kräftigen Unterstützung der ka tholischen Interessen ihren Grund haben. Hannover, 21. Dec. Die „Hann. Z." veröffentlicht eine Bekanntmachung deS Ministeriums deS Innern, betref fend,Ausführung der k. Verordnung vom 7. August 1854 über dastVereinswesen. Zur Ausführung der k. Verordnung vom 7. August 1854, den BundeSbeschlußvom 13.Juli, 1854 über das'Vereinswksen betreffend, wird auf Grund jener Verord nung nach den inzwischen gemachten Erfahrungen unter Aufhe bung der 1 und 2 der diesen Gegenstand betreffenden Be kanntmachung vom 25. August 1854 und an die Stelle je ner §§. 1 und 2 in der Hauptsache Folgendes bestimmt: Der Vorstand eine« jeden schon bestehenden Vereins hat bis zum 31. Januar 1858, sofern ihm Solche- nicht bi- späte sten- 14 Tage vor dem Ablauf dieser Frist von der betref fenden Lanbrostei, beziehungsweise von der Berghauptmann schaft, erlassen wird, den Namen, die Vorsteher und sonstigen Beamten, sowie den Zweck deS Vereins der Ortspolizeibehörde (Amt, Magistrat, beziehungsweise königliche Polizeidirection) schriftlich anzuzeigen und derselben daneben die etwa beste henden Statuten einzurrichen. Ferner ist der Vorstand ei nes jeden Vereins gehalten, alle über die Zahl und dir Na men der Mitglieder, sowie über die Thätigkeit deS Verein- von der Polizeibehörde erforderlich erachtete Auskunft dersel- b n zu ertheilen. Die Versammlungen der in h. 3 deS v-rbezeichneten BundeSbeschlusseS gedachten politischen Ver eine, also namentlich auch die Versammlungen von Perso nen, welche auf Aufforderung oder Verabredung zu politischen Zwecken, wenn auch nur vorübergehend, zusammentreten, können für die Dauer von drei Monaten verboten werden, »renn durch die Vereinigung di, öffentliche Sicherheit und Ordnung gefährdet wird. Ein solches Verbot kann jedoch im Verwaltungswege nur von dem Ministerium deS Jnuern erlassen werden. Eine einstweilige vorsorglich, Schließung eines solchen Vereins und die Versiegelung seiner Papiere steht auch der OrtSpolizeibehörde zu, wenn Gefahr mit dem Verzüge verbunden ist. Versammlungen der im §. 5 des Bundesbeschluffes vom 13. Juli 1854 gedachten Ver eine, also auch Versammlungen von Personen, welche auf Aufforderung oder Verabredung, wenn auch nur vorüber gehend zusammentreten, um sich mit öffentlichen Angelegen« heilen zu beschäftigen, sind der Polizeibehörde von den Vor stehern des Vereins, beziehungsweise von den die Versamm lung Berufenden oder von einem sonstigen Theilnehmer min destens 24 Stunden vorher unter Angabe des Ort-, der Zeit und deS Zwecks der Versammlung zur Anzeige zu bringen. Sternberg, 21. Dec. Der Landtag, der am 17. Nov. eröffnet wurde, ist heute geschlossen worben. Die wichtigste Stelle des Landtagsabschiedes betrifft daS LehnSgesetz. Der schwach beleuchtet war und deren Hintergrund sich kellerartig und schwarz in einer Vertiefung verlor, saß auf einem Baum stumpf« eine Gestalt, die ich nicht erkannt hätte, wenn sie mir nicht überrascht entgegengekommen wäre. ES war ein schlankes, junge- Mävchen von ungefähr sechzehn bis siebzehn Jahren. Anstatt aller Kleidung trug sie ein Hemd, daS eben so viele Löcher hatte als daS Fischernetz, da» vor der Hütte hing, und einen dünnen Rock, der von der Höhe deS KnieS bis hinab auf geschlitzt und mannichfach auSgefranzt war. Kaum daß diese« Costume, daS überdies seit lange nicht gewechselt zu sein schien, den magern Leib genügend bedeckte. DaS verhinderte sie nicht, sich im vollen Tageslichte zu zeigen, da die Mangelhaftigkeit ihrer Bekleidung sie auS alter Gewohnheit nicht im geringsten zu geniren schien. Mit freundlichen, wenn auch anfangs etwa» überraschten, braunen Augen sah mich daS runde, echt irische etwas stumpfnasige Gesichtchen an. ES lächelte endlich und zeigte einen rosigen Mund voll der klarsten, schimmerndsten Perlen zähne; daS hellbraune Haar, daS ungeordnet und dick um den Scheitel hing, war rückwärts theilS in einen Knoten zusammen gebunden, theilS fiel e« frei und flatternd über den nackten, weißen Hal« herab. Die Wangen waren bleich und etwa« ein gefallen, wa« die, wie e« schien, diesem wie allen echt irischen Mädchengefichtern natürliche Rundung störte, ihm aber dafür einen überaus zarten Charakter gab. „Ein Fremder!" rief fie, als sie vor mir stand, und maß mich neugierig von Kopf zu Fuß. „Ich bin auS weiter Ferne hierher gekommen," sagt« ich mit Rücksicht auf den irischen Charakter, den ich seit Wochen kennen zu lernen Gelegenheit hatte, um Ihren wunderhrrrlichen See, Miß, den Laugh-Reagh, kennen zu lernen.