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Dresdner JouriuL Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. ^95. Erscheint mit Au-nahm« der Sonn- und Festtage täglich «bend» und ist durch alle Postauftal«,a zu beziehen. Dienstag, den 28. April 'M » " Preis für da« Liertrljahr lfü Ibaier. Insertion». Sebahrrn für den Raum einer gespaltenen Zeile I Reugroschen. 1857 * » * Nachbestellungen auf das , für die beiden Monate Mai und Juni werden für Dresden zu dem Preise von 25 Rgr. bei uns angenommen. Nachbestel lungen für auswärts, welche an die nächst gelegenen Postanstalten zu richten sind, müssen auf das volle Quartal (Preis Thlr) lauten. im „Dresdner Journal" wer den für die gespaltene Zeile mit 1 Ngr be rechnet Dresden, 27. April 1857. König!. Expedition des Dresdner Journals. (Am See Nr. 35.) Nichtamtlicher Lheil. Nebersicht. Tage-geschicbte. Telegraphische Nachrichten. — Leipzig: Meßbericht. — Wien: Erzherzog Ernst Com- Mandant drS II. Armeekorps. Ein, kaiserliche Zusicherung für die Protestanten in Ungarn. Bevorstehende General versammlung der Staats,isenbahngeselischaft. — Prag: Mißstimmung üb,r den neuen Eisendahnfahrplan. Petition um Aufhebung der Eldzölle. Vermischtes. — Brody: Die Telegraphenverbindung mit Kieff. Ansässigmachung von Juden in Rußland. — Weimar: Errichtung eines Zuchthauses in Gemeinschaft mit Sachsen Aodurg-Gotha. — Koburg: Di« bestorstehende Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe.— Frankfurt: Aus der BundeS- tagSsihung. — PariS: Verlängerung der Session des gesetzgebenden Körpers wahrscheinlich. Die in Aussicht stehenden Gesetzentwürfe über die Besteuerung der Credit- papierr und die Vermehrung d,S BankcapitalS. Cesena'S Rücktritt. Ein glückliches Wort deS Kaisers. Credit- forderung. Vermischtes. — Bern: Ur. Kern und die Differenzpunkt« in der Neuenburger Angelegenheit. — Rom. Keine Unruhen in Bologna und Viterbo. — Nizza: Die Kaiserin von Rußland abgereist. — Turin: Annäherung an Rom. — Madrid: Marquis Viluma SenatSpräsidevt. — London: Die bevorstehend« Parla ment«,röffnung. Lord Elgin'« Abreise verschoben- — Konstantinopel: Di« türkisch-russisch, Grenzregulirung in Asien. — Alexandrien. Türkische Truppen. Dampf schifffahrt. — New-Vork: Keine Cooperation mit Eng land in China. Local- und Proviuzialaugelegenheiten. Dresden: Vermischtes. — Wurzen: Feuer. Beilage. Beiträge zur Gewerbcgeographie und Gewerbestatistik deS Königreichs Sachsen. AuS den sächsischen Schulprogrammcu. OeffrnUiche Gerichtsverhandlungen. (Dresden. Zittau. Bautzen) TagcSgeschichte. Telegraphisch»« Nachrichten. Paris, Sonntag, 26. April. Morgen wird Ur. Kern aus der Schweiz hier wieder eintreffen Der heurige „Moniteur" erstattet Bericht über den Aufenthalt deS Großfürsten Konstantin in Toulon. Heute findet für d«e russischen Offiziere auf dem Schiffe „Bretagne" ein Banket statt. z» Leipzig, 25. April. (Meßbericht.) Bei den hohen Preisen aller Rohstoffe, dem hohen DiScont, und weil seit der Neujahrmesse alle Fabrikorte so beschäftigt waren, daß sie wenig für die Messe arbeiten lassen konnten; endlich auch, weil dieselbe so spät fiel und Händler sich also schon vorher versorgen mußten, waren die Meinungen für dieselbe nicht eben günstig zu nennen. Und in der That hat sich auch im Laufe der vorigen Woche die Messe nur in einzelnen wenigen Artikeln ziemlich gut, in Leder aber brillant, ange- lassen. Die überseeische Kundschaft ist gut vertreten, und was auS andern europäischen Ländern nicht schon da ist, wird noch erwartet; dahingegen werden mehrer« von der deutschen Kundschaft, die ihren Bedarf anderweit gedeckt haben, auSbleiben. Die einzelnen Geschäftsbranchen anlangend, so war die nun bereits beendete Le vermesse überaus lebhaft, und die Preise schlugen unter der Hand auf, weil die Zu fuhren den Bedarf nicht zu decken vermochten. Hieraus geht hervor, daß Da«, was die „Deutsche Allg. Zeitung" darüber berichtet hat, völlig irrthümlich ist. Die Kauflust zeigte sich vielmehr sehr bald und in einigen Tagen war Alles geräumt, wie man sich solches in einer Messe noch niemals erinnern kann. Beim Sohlenleder beträgt der Preisaufschlag durch schnittlich 3 — 7 Thlr. per Cenlaer, mitunter auch noch dar über, wogegen Oberleder nur in einzelnen Sorten ansehnlich höher bezahlt wurde. Man bewilligte für Malmedyer Sohl leder erste Sorte 56—58 Thlr., rheinisches Wildleder erste Sorte 56—60 Thlr., Eschweger erste Sorte 56—60 Thlr., deutsches erste Sorte 52 — 56 Thlr., Vach, (Kuhleder) erste Sorte 54—58 Thlr., in leichten Sorten mitunter auch noch ein paar Thaler mehr. Brandsvhlenleder fehlte sehr und brachre auch 2 — 3 Tblr. mehr, als an der Neujahrmesse. Schwarzes Blankleder 15 — 17H Ngr. pr. Pfund, braunes 16'^—19 Ngr., Rindleder für Schuhmacher war 16 — 19 Ngr., Kipsrinbleder 15—17 Ngr., braun,« Kalbleder 27H—35 Ngr. pr. Pfd., schwarze« 1 — 1H Thlr. pr. Decher theurer, als vorige Messe. Braune Roßleder sehr gefragt und 5 bi« 7 Thlr. pr. Stück, wie auch Schafleder 3 Thlr. pr. 100 Stück höher bezahlt. — Die Tuchmesse bietet, obgleich die Fabrikanten den Winter hindurch stark mit Aufträgen für den Export beschäftigt waren, dennoch eine ziemlich gute Aus wahl; dagegen sind die Vorräthe für eine Ostermesse schwach, und die« ist die Ursache, warum der Verkauf bisher recht lebhaft war und 2—4 Ngr. pro Elle mehr al« an der Neu jahr«,sse bezahlt wird. Di« Sreßtzamdl« sind zwar bisher noch wenig im Markte gewesen; allein e« dürfte ihnen dies mal wohl kaum gelingen, später wesentlich billiger anzukom men , zumal jetzt schon in Sommerstoffen und Modefarben die Lager fast geräumt sind. Weiße und farbige Flanelle haben bereits eine gute Messe gemacht und auch in andern wollenen Maaren ist der Absatz recht gut — Ueder den Ver kehr in gemischten und baumwollenen sächsischen Manufactur- waaren sind die Meinungen noch getheilt; manche Fabrikan ten hatten bisher viel, andere wieder weniger zu thun. Für Seidenwaaren und englische Artikel wird das Hauptgeschäft noch erwartet, da die meisten großen Einkäufer aus der Mol dau und auS Polen erst noch eintreffen- LLien, 26. April. Wie die „Wien. Ztg." meldet, bat Se- k. k. apostolische Majestät S,. k. k Hoheit den Fcld- marschallleutnant und Truppendivisionär Erzherzog Ernst zum Commandanten des 11. Armeekorps zu ernennen geruht. — Wie man der „Allg. Ztg." schreibt, enthielt die von Sr. Maj dem Kaiser der protestantischen Deputation Ungarns huldreichst ertheilte Antwort di» kaiserliche Zusage: „sie dürfen auf Alles rechnen, waS im Rechte begründet ist," indem Se. Majestät den Repräsentanten zum Schluß noch di« be ruhigenden Worte zurief: „sie mögen in allen Angelegen heiten Vertrauen zu ihrem Kaiser haben." — Die priv. StaatSeisenbahngesellschaft wird die nächste Generalversammlung den 27. Mai im Geschäft-locale der Gesellschaft hierseldst abhalten. Die Gegenstände der Bt- rathung sind: 1) Genehmigung der IahreSrechnung und Be stimmung der Dividende; 2) Genehmigung der Abtretung der Strecke Czegled-Szolnok In der Länge von 3,72 Meilen an die k. k. priv. Theißeisenbahngesellschaft, und 3) Beschluß fassung über die Art und Weise der Aufbringung der Er gänzung deS Anlagekapitals bis zu der der letzten Generalver sammlung bekannt gegebenen Höhe, nach den Bestimmungen deS Art. 34 der Gesellschaftsstatut,n. — Auch hat die Gesell schaft eine weitere Einzahlung von 100 Fr. pro Aktie aus geschrieben, die in der Zeit vom 1. bi« 10. Juni zu leisten ist. (Vgl. die Inserate.) o Prag, 24. April. Durch die neue Eisenbahnfahrordnung hat sich di, k. k. privil. österr.-französische Staat«,isenbahnge- sellschast hier w,nig Freunde gewonnen; über die unzweck mäßige Vertheilung der Fahrstunden werden auS den an der Eisenbahnlinie gelegenen Ortschaften vielfache Klagen ver nommen. Viele Vortheile, welche sonst »ine Eisenbahn der Bevölkerung, besonders der Station-Punkte, bietet, werden durch die neue Fahrordnung geradezu aufgehoben. Die schon vor langer Zeit eingetretene FahrpreiSerhöhung für die zweite Klasse um 25 hatte daran glauben lassen, daß von nun an wenigstens der Bequemlichkeit deS reisenden Publicum- Rechnung getragen werden würde. Die neue Fahrordnung aber hat die Miltagszüge, welche besonder- im Sommer den Bewohnern Prag- zu statten kamen, eingestellt. Einem Ge rüchte zufolge sollen dieselben zwar wieder eingeführt werden; all,in di, Verstimmung über solch, Mißachtung de« Publicum- ist hier groß und bereit- wird zur Unterstützung der Con- currenz, die der Eisenbahn durch die hier neu eingesührte Dampfschifffahrt geboten ist, aufgefordert. — Die hiesigen Maschinen- und Wagrnfabrikanten haben sich ihren GeschäflS- genossen in Wien rücksichtlich der Beschwerden über die von unfern Eisenbahnbauunternehmern beliebte Praxis, ihren Be darf nur durch ausländische- Fabrikat zu decken, angeschlossen " und ist da- Minimum ihrer Wünsche dahin gerichtet, die Ermäßigung d,S Zollsätze« von Kesselblech auf den Satz jene« von fertigen Kesseln (von 4 st. auf 2 fl. 30 kr. CM.) zu erwirken. — Unsre Handelskammer hat in ihrer letzten Sitzung eine Eingabe an da« k- k- Handelsministerium betreffs der Eldzölle beschlossen, welche dahin geht, da« genannte Mini sterium zu bitten, ,S möge auf der bevorstehenden Zollcon- ferenz auf di« alsbaldige Aufhebung aller Eldzölle und de« StadrrzolleS dringen und von dieser Forderung nicht eher ablassen, bis die nicht nur von unserm Handelstanbe, son dern auch von jenem der deutschen Uferstaaten sehnlichst ge wünschte Maßregel in ihrem vollen Umfange zur Ausführung gebracht ist. — Die Lokalitäten für die Prager Creditanstalt- filiale sind in der Nähe unser« Bahnhofe« im sogenannten Leonhart'schen Hause qemielhet worden und umfassen die selben für den ersten Augenblick sechs Zimmer. — Die von mehrern Blättern gebrachte Nachricht, daß die durch den Tod de- Prof. Petrina an der hiesigen Universität erledigte Lehr kanzel der Physik von Prof. Bischof au« Bonn eingenommen werden sollte, enlbebrt jeder Begründung. Für dieselbe ist Prof. Dr. Pierre aus Lemberg berufen worden. Auch die Lehrkanzel für deutsche Sprache und Literatur ist jetzt endlich nach langer Zeil durch einen Privatgelehrten au« Berlin, Dr. Kelle, besetzt worden. Brodtt, 22. April. (Oest.A ) Die projectirt, Telegraphen leitung zwischen Kieff und unsrer Grenze ist so weit ge diehen, daß bereit« die Stangen zur Aufnahme der Dräkhe Feuilleton. Hoftheater. Sonnabend, 25. April: N-bert der Teufel. Oper in fünf Arien, Musik von Meyerbeer. Robert: Herr Auer- » bach, Bertram: Herr Dettmer als Gäste. Herrn Auerbach'« Talent war die Partie de« Robert günstiger, um nicht blo« die heroische Kraft, die gleichmäßige Energie und einen effectuirenden Aplomb seiner GesangauSfüh. rung zu zeigen, sondern auch im Einzelnen anerkennenSmerthe Beweise musikalisch geschmackvollen BortragS und guter Gesang studien he,vortreten zu lassen. Diese sind indrß nicht zu jener Beherrschung fein empfundener Tonbiltung, schöner Phrajirung und künstlerischer Behandlung der Caniilene und de« RecitativS gediehen, wie für eine immerhin so seltene, bis inS hohe v mit vollem Brustton reichrnve Stimmbegabung wünschenSwerth er scheint. Dadurch fehlt dem Organ, obwohl eS in der höhern L>qe bei gemäßigter Kraft sich oft einer zartern, wärmern Ton farbe günstig erweist, jene Sympathie, jene dem innersten Gefühl entströmende Nuancirung und Begeistigung de« Colorii«, welche allein Reichihum, Wahrheit und poetische Tiefe deS Ausdrucks giebt. Der Klang ist überwiegend kurz und hart, ohne schwellende, geschmeidig« Resonnanz und Rundung, der AuSdruck glänzend, spirituell, dramatisch effektvoll und belebt, aber typisch monoton und gleichmäßig ; in dieser Welse wirken auch Spiel und Mimik de« Gaste«, der, ohne volle Hingebung an die dramatische Ge staltung seiner Aufgabe, dir eigne Individualität zu sehr festhält und mit zu wenig Selbstvergeffenheit vorführt. So konnte denn allerdings der innere Eonflirt, da« Zerrissene, Schwankende der Robertnarur, welche, von zwei entgegengesehtrn Wesen auf- und abwärts gelenkt, jedem Einfluß derselben fich mit aller Leiden schaft der Jugend » Sinnlichkeit hingiebt, nicht in voller Schilderung hervortreten. Im Nebligen aber war die Gesangsleistung Herrn Auerbach'-einesehrlobenSwerthe, im Einzelnen vorzügliche, und - muß noch erwähn» werden, daß die Intonation rein, die AuS- spräche höchst deutlich war, und ein etwa« vibrirrnder, forcirt ge- preßter Tonansatz ist nicht bi« zu einer Manier au-geartet, die störend wirkte. Herr Deitmer stellte den dämonischen Papa und armen Teufel Bertram mit großem Ei folge dar. Traten in dieser Par- »ie manche Schwächen, z. 8 in der Tongebung und Bocalisation, stärker hervor, so kann daS Gastspiel de« von früher her wohl bekannten Gaste- nicht neue Veranlassung zu deren kritischer, specieller Erwähnung geben ; vielmehr zu der Anerkennung, daß Herr Dettmer den diabolischen Charakter, daS düstere, ironische, teuflisch verlockende Wesen und die infernalische Baterzänlichkeit dieser nach dem Parfum der Hölle stark duftenden Figur sehr charakteristisch, wirkungsvoll und doch mit löblichem Maß, ohne gröblichen Effert zur Darstellung brachte. Ein gewandte«, in telligente« Spiel und ein sicherer, dramatisch scharf gezeichneter Gesangau-druck einigten sich dabei mit sehr beifällig aufge nommenem Gelingen; namentlich in den beiden Duetten deS dritten Acte-, für welche Herr Rudolph (Raimbaut) und Fräulein Krall (Alice) treffliche Partner waren. Au« der genugsam bekannten Vorstellung fei nur noch die Leistung der Letztgenannten hervorgehoben, welche fich durch natürliche Ein fachheit, naive Innigkeit der Empfindung, sehr hübsche und gut markirt« Steigerung der Gefühl-affecte und eine künstlerische, für den rechten Moment aufgesparte Verwendung der Mittel auS- zeichnete. E. Banck. Hoftheater. Sonntag, 26. April. Wie Jungfrau v»n Srlean, Romantische Tragödie in sechs Acten von Schiller. Johanna: Fräulein BärndorfalS Gast. Auch al- Johanna stellte sich Fräulein Bärndorf'S Lei stung ihrer ersten in „Maria Stuart" weit voran; und wenn man die gegenwärtige Armuth an hervorragenden Darstellerinnen bedenkt, so verdient ein Talen», welche- in zweiten und in man chen ersten Partien deS höher» Drama- und zugleich in jenen d,S Lustspiel-, welche dir feine Tournure der Salondame ver langen, Vorzüglich,- leistet, eine wesentliche Beachtung. Wie schon bemerkt wurde, fehlt dem Fräulein Bärndorf die Unmittel- barkrit, der individuell schöpferische und geistvolle Au-druck tief- sten Gefühl», gewaltigen Srelenkampfe-, der hohe Patho-, die Energie der Leidenschaft: und da- vorherrschend sanfte Eolorit de- Organ» verhält sich zu mancher dahin neigenden Intention widerstrebend. Wohl aber erwie- fich ihr Naturell außerordent lich geeignet, die innig«, reine Empfindung und fromme, in» spiririe Schwärmerei der Johanna, die Verbindung de- religiösen Heroismus mit edler, zarter Weiblichkeit, die begeisterte Seherin, daS aufflammende Erwachen ihre- Herzen« und den inbrünstigen Glauben an ihr« Sendung darzustellen. Wohl läßt die Reci- tation de« Verse- «ine geistig freiere, im Detail vollendetere und schälfrr charakterifirende Behandlung wünschen, doch gab Kräul. Bärndorf de- Dichter- Gebilde mit Intelligenz, warmer, poetisch erregter Hingebung und mit Begeisterung-fähigkeit: ihre Leistung läßt öfter die höchste künstlerische Steigerung vermissen, doch bleibt sie dafür natürlich und ohne Sucht nach extravaganten Effecten: sie hinterließ nach jeder Scene einen sympathisch wohl» tbnenden, poetisch erhobenen Eindruck. Sehr wesentlich trägt dazu rin» weiche, geschmeidige Anmuth und Eurylhmik der Gr»