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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redaeteur: I. G. Hartmann. ^V76. Erscheint mit «usuahme der Sonn- und Festtage tliglich Abend« und ist durch alle Postanstalten zu beziehen. Freitag, den 3. April. Pret« für da« Llerteljabr Lhaler. Insertion«.Tebührea für den Raum einer gespaltenen Zeile l Reugroschrn. 1857. Amtlicher Theil. Dresden, 20. März. Se- Majestät der König haben dem Kalkwerks - Inspektor Christian Gottlob Rübe zu Crottendorf bei Gelegenheit feiner Dienstentlassung die zum Verdienst-Orden gehörige goldne Medaille zu verleihen huld reichst geruhet. Dr-Sden, 31. März. Seine Königlich, Majestät haben den Aktuar bei'm Bezirksgerichte Dresden Detlev Karl Bal thasar Hübler zum GerichtSrathe bei dem Bezirksgericht Löbau huldreichst ernannt. Nichtamtlicher Theil. Nederstcht. Tagr-geschichtr. Dresden: Das Befinden der Prinzessin Sidonie. — Wien: Dit Abberufung de« sardinischen Ge schäftsträgers. Militärische Ernennungen. Erzherzog Fer dinand Max. Marchese Cantono verbleibt noch in Wien. — Berlin: Die Bestimmungen bezüglich der diesjährigen Truppenübungen. — Stuttgart: Di, Gräfin Theodo linde von Württemberg erkrankt. — Paris: Begründung eine« kais. französisch-arabischen Instituts in Algier. Prä mien für Baumwollenbau. Großherzogin Stephanie. Ver mischtes. — Brüssel: Aus der Deputirtenkammer- — Bern. Der Stand der neuendurger Angelegenheit. — Sadix: DaS spanische Geschwader gegen Mexico. — Kon stantinopel: Vermischtes. — Vom kaSpischrnMeere: Die Entwickelung der Verkehrs- und HandelSverhältnisie. Local« und Proviuzialaugelegeoheitnr. Dresden: Verhandlungen der Stadtverordneten. Die erste Börsen versammlung. Die Geschäfte der Sparkasse. Berichtigung. — Leipzig: Der Abgang des Prof. vr. Kreußler. — Chemnitz: Ehrenbezeigung. Conficmandenbekleidung. — Zwickau: Gaben für das Waisenhaus zu Geyer. — Freiberg: Bon der Handelsschule. — Zittau: Schul nachrichten. — Lößnitz: Viehmarkt. Oeffeutl. Gerichtsverhandlungen. (Dresden.) Mittheilung über die Auswanderung aus Baden. Betriebsübersicht der sächsischen Staatseisen- bahnkri vom Fehrnae 1857. Beilage. Da- Memoire deS Grafen v. Rayneval über die Zu stände de< Kirchenstaates. (Schluß.) Local- und Provinztalangelegen-rtten Chemnitz: Die Angelegenheit der Webschule. — Freiberg: Ver sammlung des landwirthschaftlichen Vereins. Tagesgeschichte. Dresden, 2. April. (Bulletin.) Es ist auch heute nur Gutes über da« Befinden Ihrer königlichen Hoheit der Prin zessin Sidonie zu berichten und hat der Uebergang in die ReconvaleScenz begonnen, vr CaruS. vr. v. Ammon. Wien, 31. März. Der gestern bereit- telegraphisch er wähnte Artikel der offictellen „Oesterr. Corresp." über di« Abberufung d,S sardinischen Geschäftsträger- lautet: „Der königl. sardinische Geschäftsträger zu Wien, Herr Marchese Cantono hat gestern dem Herrn Minister der auswärtigen Angelegenheiten dir Mittheilung gemacht, daß er infolge der dem Herrn Grafen Paar zugegangenen Weisung, Turin zu verlassen, durch Befehl seiner Regierung ebenfalls zurückbe rufen sei. Gleichwie die k. k. Regierung, bei der Abberufung der kaiserl. Legation von Turin, ihr« Willen-meinung zu er ¬ kennen gab, die Verhältnisse der nach den österreichischen Staaten reisenden oder daselbst sich aushaltenden sardinischen Unterthanen durch die ang,ordnete Maßregel durchaus nicht benachtheiligen zu wollen, so hat nun auch dir k. sardinische Regierung ihr Einverständniß mit dem Grundsatz« ausge sprochen, daß der Abbruch der diplomatischen Verbindungen dem Verkehr österreichischer Unterthanen mit Sardinien und den Rechtsverhältnissen derselben in keiner Weise zum Nach- theile gereichen solle. In der erwähnten amtlichen Mit teilung ist auf dir österreichische Beschwerde gegen Sardinien nicht ring,gangen. Die k. k. Regierung wird, unter den gegebenen Umständen, die Ergebnisse weiterer Wahrnehmungen erwarten, aus denen sich Herausstellen muß, ob die k. sar dinische Regierung sich fortan eine- bessern nachbarlichen Verhältnisse« befleißigen oder ob sie zu den bestehenden Be schwerden noch neue veranlassen wird." — (W-Bl.) Der Frldzeugmeister Franz Graf Wimpffen ist definitiv zum Commandanten der ersten Armee ernannt, der Commandant des vierten Armeekorps, Feldmarschallleut nant Eduard Fürst Liechtenstein, als Commandant zum zweiten Armeekorps und der Commandant deS zweiten ArmeecorpS, Feldmarschallleutnant Ludwig Ritter v. Benedek, al« Commandant zum vierten ArmeecorpS versetzt worden. — Der Herr Generalgouverneur im lombardisch-venetianischen Königreiche, Erzherzog Ferdinand Maximilian, wird am 8. April in Mailand erwartet. Von Mailand begiebt sich Se. k. Hoheit später nach Wien und dann zur VermählungS- feier nach Brüssel. — Der k. k. Geschäftsträger in Turin, Herr Graf v. Paar, beabsichtigte, nach den letzten Berichten von dort, am 3V. März nach Wien abzureisen. — Die sar dinische Gesandtschaft hat gestern früh ihre Firmataftl ab nehm,n lassen. Die GesandtschaftSkanzleien sind zur fran zösischen Botschaft übersiedelt, wo die laufenden Kanzlei geschäfte von nun an besorgt werden. Der sardinische Ge schäftsträger, Marchese Cantono di Ceva, hat die diplomati schen Verbindungen abgebrochen, seinen Aufenthalt in Wien aber verlängert und wird als Privatmann noch mehrere Tage, vielleicht bis nach Ostern in Wien verweilen. Berlin, 1. April. DeS Königs Majestät haben, nach einer Mittheilung der „Pr. C.", in Betreff der diesjährigen Truppenübungen bestimmt, daß vom 3. und 4. ArmeecorpS große Herdstübungen abaehaltrn werden, an denen die Land- wehrinfanteri« und die Landwehrcavalerie dieser CorpS Theil zu nehmen hat. Die Uebungen deS GardecorpS, an welchen * die drei Bataillone des 2. GardelandwehrregimentS Theil neh men sollen, sollen in der Art angeordnct werden, daß die Feldmanöver deS Garde- und d,S 3. ArmeecorpS combinirt werden können- Bei den übrigen ArmeecorpS, welche in die sem Jahre vor deS König- Majestät nicht Revue haben, wird die Landwehrinfanterie dergestalt einberufen werden, daß gleich zeitig nur zwei Compagnien als Bataillon die lätägigen Uebungen abhalten. Die Landwehrcavaleri« d,S 7. und d»S 8. ArmeecorpS hat in Regimentern, und die im Bereich de« 7. ArmeecorpS befindlichen vier Refervelandwehr-E-cadronen ein zeln zu üben. Außerdem sollen da- 1- Landwehr-Ulanenregi- ment und die Landwehr-E-cadron Wohlau die im vorigen Jahr ausgesetzte Uebung nachträglich abhalten. Die Uebungen der Landwehrartillerie fallen auch in diesem Jahre noch au«. Die Divisionen der nicht zur Revue vor Sr- Mejestät be orderten ArmeecorpS üben nach den darüber bestehenden Vor schriften. — Der k. dänisch« außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister am beseitigen Hofe, Baron v Brock dorf, hat sich nach Hamburg begeben. Stuttgart, 3l. März. Ihre Durchlaucht die Gräfin Theodolinde von Württemberg (Tochter de« Herzog- Eugen von Leuchtenberg, geb. 1814) erkrankte letzten Donnerstag mit den Zufällen heftigen Fieber« und Gliederschmerzen, woraus sich sofort eine Lungenentzündung entwickelte. Da« heute erschienene Bulletin lautet: „Nachdem im Laufe deS gestrigen Tage« der Krankheit«zustand bei Ihrer Durchlaucht der Gräfin Theodolinde von Württemberg den höchsten Grad der Verschlim merung erreicht hatte, hat sich im Laufe der Nacht eine so wesentliche Milderung sämmtlicher Krankheitsymptome ein gestellt, daß der heutige Morgen zu guten Hoffnungen für dir hohe Kranke berechtigt- StaatSrath v. Ludwig." II Part», 31. März. Der heutige „Moniteur" ver öffentlicht da« kaiserliche Decket über die Begründung eines kaiserl. französisch-arabischen Institut« in Algier. Der Zweck desselben ist die Herbeiführung einer engern Verbindung zwischen den durch Bildung und Religion geschiedenen Hälf ten der Einwohner dieser Provinz. E« sollen nämlich in dieser Anstalt 150 Kinder von eingebornen Offizieren, Be amten oder im Dienste getödteten oder verwundeten Unter offizieren ganz oder zum Theil auf Kosten deS Staate« er zogen und vollständig in der französischen und arabischen Sprache, Geographie, Geschichte, Mathematik, Naturwissen schaften, Zeichnen, Reiten, Schwimmen und Turnen unter richtet werden. Außer ihnen sollen gegen Entrichtung der vollen Pension von 800 Fr. jährlich auch Extraner und un ter diesen auch Europäer ausgenommen werden. Die Lei tung der Anstalt ist, außer einem mit bi« 8000 Fr. besolde ten Direktor, einem Unterricht«- und einem Disciplinarrath, die Administration der Fonds einem LerwaltungSrathe überge ben. Die ganze Anstalt steht unter dem KriegSmiaisterium. — Der Gouverneur von Algier verspricht im „Moniteur algerien" für dieses Jahr wiederum Jedem, der mindesten« 25 und höchstens 100 Are« mit Baumwolle bestellt habe, eine Belohnung von 20 Fr. — Die Großherzogin Stephani« von Baben ist heute hier angekommen und in den Tuilerien abgestiegen. — Die Thvnard'sche Gesellschaft zur Unterstützung armer Gelehrter, hat sich nunmehr constituirt, ihr« Statuten ent worfen und ihre Vorsteherschaft gewählt. — Die Dampffregatte „Cazike" ist mit Truppen au« Civitavecchia in Marseille eingetroffen. Brüssel» 1. April. Die Deputirtenkammer, schreibt der „Nord", har in ihrer heutigen Sitzung die Verträge mit Dänemark über di« Compensatio» de« Sund- u. SchelbezoLS genehmigt. Bei Beginn dieser Sitzung brachte der Minister des Auswärtigen »inen Gesetzvorschlag, die Ratification de« am 23. März mit Neapel geschloffenen Handel«- u. Schiff- fahrtSvertrag« betreffend, »in. Bern, 30. März. (K. Pz.) Der gewöhnlich gut unter richtet« Correspondent deS „Genfer Journals" sagt über die Verhandlungen der neuendurger Conferenz: Ja der ersten Sitzung wurde die Verzichtleistung Preußens auf Neuenburg, wie Kaiser Napoleon sie der Schweiz garantirt hatte, al« Ausgangspunkt angenommen. Ja der zweiten Sitzung er hielt Graf Hatzfeldt Mittheilung von diesem Beschluß und erklärte, an seine Regierung berichten zu müssen. Er eröff nete dann in der drittm Sitzung seine Zustimmung und legte d«r Conferenz zugleich folgende Bedingungen Preußen« vor: 1) Beibehaltung de« Titel«; Z) gesicherten Fortbestand der frommen Stiftungen; 3) di« Schweiz anerkennt, daß die durch die letzten Ereignisse geschädigten Rovalisten An spruch aus Entschädigung Haden; di« Bestimmung de« Br trag« dieser Entschädigung bleibt Vorbehalten; 4) General amnestie. Diese Bedingungen wurden in der vierten Sitzung Herrn vr. Kern mitgetheilt, welcher sofort seine Einweaduu gen dagegen erheben wollte. Man bemerkte ihm jedoch, die Commission habe die Bedingungen angenommen Er möge sich nun erklären, ob er sie acceptire oder weitere Weisungen Feuilleton. Dresden, 2. April. In dem gestern von Fräulein Amalie Dietrich gegebenen Toncert zeigte sich dieselbe al« eine recht gute Pianistin von sehr löblich fortgeschrittener, solid und fleißig ge bildeter Technik; ihr Spiel ist sauber, rein, mufikalisch, der Bor trag besitzt eine gewisse jugendliche Keckheit und hübscht Routine. Vielleicht gelingt e« ihr, sich noch eine feiner und tiefer eingehende, intelligentere Auffassung anzueignen, worau« sich dann eine reichere und entschiedener» Schattirung, volle Klarheit und ruhigere Beherrschung de« Vortrag« ergeben würden. Di« Spielerin brachte namentlich da« vielgehörte Capriccio (8 wall) mit Orchester von Mendelssohn, ein Präludium von I. G. Bach, Walzer von St. Heller und Perpetuum mobile von B. Rollfuß, von denen die Production der beiden letzten Piöcen am besten und lobrnSwrrthesten gelang. Der gespendete Beifall möge die fleißige Spielerin zu gediegenem Fortschreiten In ihren musika lischen Bestrebungen aneifern. Fräulein Th. Schmid unterstützte die Loncertgeberin mit Tesangvorträgen; ihr« Mezzosopran stimme ist namentlich in den höher» Mitteltünen recht klangvoll und kräftig. Aber um der Sängerin wahrhaft zu nützen, muß man fle aufmerksam machen, daß sie im Gesäuge auf dem Standpunkte der Anfängerschaft steht, der vor weitrrm öffent lichen Auftreten noch sehr bedeutende Studien verlangt, zu- vörderst in den Grundlagen de« guten Gesänge«: der Ton bildung und der Intonation. Um nur auf einige« Hauptsächlich» hinzuweisrn, so möge ihr Bemühen darauf gerichtet sein, den blökenden Lonansatz der tiefen Brusttöne, die Ungleichheit in den verschiedenen Stimmlagen, da« Tremulirrn und die völlig sorcirte und geschmacklose Behandlung de« Bortrag« abzulegen. Fräul. Schmid sang eine Arie auS „TituS", welch« sich gegen ihr Be mühen natürlich vollkommen widersetzlich verhielt, und Lieder von W. v. Ehrenstein: „Tragödie von H. Heine" und „Die Liebe kommt wie die Diebe". Da« hübschere und ansprechendere war da« letztere Lied, tiefer gedacht und empfunden di« erstere Tom- Position; doch würde sich dem Componisten die Tongestaltung feiner Auffassung bei weniger gesuchter und unmotivirter Be sonderheit der Modulation und Führung de« Satze« natürlicher und entschiedener ergeben. — Herr Medefind, Mitglied der Kapelle, trug ein Conrertstück für die Violine von Rode vor, eine gute Wahl, welch« Ton und Styl der Behandlung bildet. Herr Medefind hat einen sehr klangvollen, angenehmen und gleich- mäßigen Ton; Reinheit, Geschmack und au«druck«voller Gesang in der Lantilene und ein gewisser künstlerischer Aplomb zeich. neten seinen Bortrag au« und bekunden Talent und Fleiß. — Da« Concert schloß mit Variationen von Piri« für zwei Piano-, vom Herrn Pianisten Rollfuß und Fräulein Dietrich recht fettig und rract gespielt; so wie der Componist derselben, so hat sich auch der Geschmack für derartige Lompofitionrn in Ruhe gesetzt. L. v. Die Kurfürstin Mari« Antonia Walpurgis von Gachseu. Die erlauchte Großmutter unser« allverehrten König« Johann Majestät, Maria Antonia Walpurgis, Gemahlin de« Kurfürsten Friedrich Christian von Sachsen, ist bekanntlich ihrer Zeit im Gebiete der Wissenschaft und Kunst al« eine Celebrität angesehen worden, der selbst der große Friedrich von Preußen seine Huldigungen dargrbracht und fie bei ihrer Anwesenheit 'n San-souci in einem eigen« von ihm dazu verfertigten „kroiogue rle Oomüche*' gefriert hat. Di« Kurfürsti» galt bei ihren Zeit genossen al« eine im Fach« der Dichtkunst und Musik br- wundernSwerthe Größe, und die von ihr gedichteten und compo- nirten beiden Opern „7el«tri Legion ckelle Amaaaooi" und „ll IHoaio «lell» keckeltn", die unter ihre« arkadischen Schäfer namen „Lewelüxis ?nlen knntoreU» srcncke" (abgekürzt „L. 1s. k. A."*)s wiederholt im Druck erschienen find, waren al« Meisterwerke gepriesen. Um so unbegreiflicher ist e« daß Maria Antonia unter ihren Zeitgennssdn Skiemanden gefunden hat, der sich mit einer ausführlichen Darstellung ihre« Leben« und ihrer Verdienste um Kunst und Wissenschaft, namrnflich um Förderung der Kunst durch Unierstützong eine« Raphael Mengs, Hasse, Porpora, Naumann, Schuster, Seidrlmann, einer Mara und Ringotti, beschäftigt Hal. Außer Dem, was Becker und Roden in ihren Trauerreden auf den Lod der Fürstin und Finauer i» seinem „Allgemeinen historischen Verzeichnisse gelehrter Frauen zimmer" in dieser Hinsicht ziemlich fragmentarisch und dum-au« ungenügend mitgetheilt haben, trifft «an sonst Richt« an, au« dem man stch «in nur irgend genauere« Bild von de« Leben und dem künstlerisch «Utmnrischen Wirken Maria Antonien« machen könnt». Erst der nenern Zeit ist e« Vorbehalte» ge blieben, die Lücke, welche in der Literatur über Maria Anwnia