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Dresdner Journal. Verantwortlicher Nedaeteur: I. G. Hartmann. V 2S4. Erscheint mit Ausnahme der Tonn, und Festtage täglich Abends und ist durch alle Postanstalten zu beziehe». Dienstag, den 3, November. Preis für da« Vierteljahr 1^ Thaler. Insertion-«Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile 1 Ncugroschcn. I8S7. Amtlicher Theil. Dresden, 1. November. Ihre Königlichen Hoheiten der Kronprinz und der Prinz Georg sind beute früh 4 Uhr wieder hier eingetroffen. Bekanntmachung, die Verlegung des Sitzes der Sten Amtshauptmann schaft deS Regierungsbezirks Budisfia betreffend, vom 2. November 1857. Nachdem mit Allerhöchster Genehmigung auf Antrag der Provinzialständ, de« MarkgraftbumS Oberlausitz beschlossen worden ist, wiewohl mit Borbrhalt ein,« späteren Zurückkom men« auf diesen Beschluß, den Sitz der 2t,n AmtShaupt- Mannschaft de« Regierungsbezirk« Budissin von Zittau nach ködau zu vertegen, und diese Verlegung am heutigen Tage staltgefunden hat, so wird Solch,« anburch zur öffrntlichrn Kenntniß grbracht. DrrSdrn am 2. November 1857. Ministerium deS Innern. Fehr, von Beust. Nichtamtlicher Theil. Aebersicht. TagrSgeschichte. Telegraphisch, Nachricht,». — Wien. AeitungSstrmpel. Rückkehr d«S Grafen Buol. Uebernahme de« alten UniversttätSgebäude« durch di, Aka demie der W'ff.nschaften. — Mailand: Ueberschwem- mungen. — Berlin: Geschenk, der Stadt Berlin bei der Vermählung de« Prinzen Friedrich Wilhelm. Die „Zeit" über den Antrag wegen der Herzogthümer beim Bunde. — Potsdam: Befinden de« König«. — München: Reise deS Herzog« Max. Salzburger Eisen bahn. — Weimar: Brand. Gerichtsverhandlung. — Altenburg u. Gerg: WeißenfelS-Geraer Eisenbahn. — Frankfurt: Die Vorlage in der Herzoglhümerftage. — Paris: General Cavaignac -j-. AuS Compiegne- Neu wahl zum gesetzgebenden Körper. Bericht d,S Finanzmi nister« über das Budget von 1859. Armeereduction. Telegraphische Verbindung mit Algerien vollendet. — Brüssel: Ministerkrisi«. — Turin: Überschwemmun gen. Siccardi s-. — London: Ankunft der siamesischen Gesandten. Vermischte«. — Kopenhagen: Der König erwartet. Uniformveränderung beabsichtigt. — Stock holm: Die „Svenska Tidning" über die holsteinisch« Frag«. —Athen: Englische Flotte. — Konstantino pel: Neueste Post. — Tunis. Hauptbestimmunqen der neuen Verfassung. — Ostindien: Ausführliche Nach, richte» über die Einnahme von Delhi. — Amerika: Besserung der Finanzlage. Local- und Provinzialangelegevheitev. Dresden: Gemälde am Neustädter katholischen Pfarr- und Schul hause- Neues Mitglied deS SladtrathS. Brodpreise. — Leipzig: Frequenz der Universität. Jubiläum. Feuilleton. Vermischtes. Inserate. Tageskaleuder. Bvrseunachrichten. TageSgeschichk. Telegraphische Nachrichten. Laut soeben eingetroffenen Nachrichten au- New -Aork, vom SL. October, waren daselbst die Effecten bis zum 20. Oktober gestiegen, seitdem aber eine bedeutende Baisse eingetrete«. Der Dis kont steht auf monatlich 0 Procent. Ein neuer Freibeuterzug zur Eroberung Costa-Ricas wurde orgauifirt. * Löten, 31. Oct. Dir vielbesprochene Frage wegen Einführung des Zeitungsstempels ist nunmehr entschieden: die heutige „Wien. Ztg." veröffentlicht eine kaiserl. Verord nung vom 23. Oct-, infolge deren vom 1. Januar k. I. ab die nach der Preßordnung vom 27. Mai 1852 zum Cau- tion-,klage verpflichteten periodischen Druckschriften deS In landes der Slempelabgabe unterworfen werden, wenn sie täg lich oder wenigsten« einmal wöchentlich erscheinen. Die Stempelgebühr wird vom Hauptblatte entrichtet und beträgt 1 Kr. von jedem Exemplar desselben (also bei Blättern, die täglich erscheinen, etwa 6 Fl. jährlich). Dieselbe muß, bevor der Abdruck der periodischen Schrift erfolgt, entrichtet werden; der Stempel wird daher auf da« nech undedruckt zum Amte gebrachte Papier aufgedruckl «nd muß nach dem Drucke auf der ersten Seite de« gebührenpflichtigen Blattes erscheinen. Die ausländischen Zeitungen sind in Absicht auf die Gebühr wie die inländischen zu behandeln. — (W. Bl.) Die Rückkehr der kaiserlichen Majestäten von Ischl nach Wien wird heute erwartet. — Der Herr Minister des Aeußern, Graf Buol-Schauenstein, ist vorgestern (Donnerstag) Abend über Dre-den von Karlsbad zurückge- kehrt und übernimmt heute di, Leitung des Ministeriums wieder. Der Gesundheitszustand de« Herrn Minister« hat sich durch die Karlsbader Eur sehr befriedigend gestaltet. Gestern erhielt derselbe von dem größten Theil« de« diploma tischen CorpS Besuch,. . — Vorgestern hat die feierlich, Uebernahme des ehemali ¬ gen UniversitätsqebäudeS von Seiten der kaiserlichen Akade mie der Wissenschaften staltgefunden- Eine glänzende Ver sammlung füllte dtm weitere Ra« ^cs ^npokavteo. in seiner vollen Schönheit neu prangenden großen Saale«, um den solennen Act mitzufeiern, den der Herr Curator der kaiserl. Akademie, Se. Ercellenz der Minister deS Innern Freiherr v. Bach, mit einer längern Ansprache eröffnete. Die Auf gabe der eigentlichen Festrede war dem Vic,Präsidenten der kaiserl. Akademie der Wissenschaften, Vr. Theodor v. Kara jan, zu Theil geworden. — Die k. k. privilegirte StaatSeis,nbahnqesellschaft Hal in der Woche rom 22. bi« 28- Oct. eine Einnahme von 330,075 Fl., d. i. 67,860 Fl. mehr als in der entsprechen den Woche de« vorigen Jahre«, erzielt. Da« in der Ge- sammteinnabme diese« Jahre« gegen voriges Jahr noch er scheinende Minus ist dadurch bi« auf 57,803 Fl. verringert worden und wird in der nächsten Wochenübersicht wahrschein lich ganz verschwinden. Ot; Mailand, 27. Oct- Die Nachrichten aus den Provinzen Pavia, Lodi, Crema, Mantua in Betreff der Ueber- schwemmungen lauten noch immer betrübend, der Po hat an einigen Stellen sein Bett verändert. Der Ticino hat »in, bisher nicht erhörte Höhe erreicht. Se. k k. Hoheit der Erzherzog - Generalgouverneur hat sich von Pavia nach S. Chri stina und Chignolo begeben und trifft überall persönlich die nöthigen Anordnungen. In Ponte Lagos,nzo ist der Po am 25. Morgens nur einen Zoll gesunken, nachdem er auf 85 gestiegen war. Ein Dammbruch wurde noch nicht be fürchtet. In Turin regnete eS neuerdings 26 Stunden- — 28. Oct. Se. k- k. Hoheit der Erzherzog - General gouverneur ist von seiner nach den überschwemmten Provin zen unternommenen Reise in der verflossenen Nacht nach Monza zurückg,kehrt. Wie man aus Pavia meldet, stand daS Wasser um 3 Zoll höher, als bei der großen lieber- schwemmung im Jahre 1705. H Berlin, 1. November. Die aus Potsdam hierher gelangten Nachrichten über die erfreuliche Besserung in dem Befinden Sc. Maj. de« König« finden nach Mitteilungen, welche mir von Personen au« der Umgebung Sr. Majestät zugehen, ihre vollkommene Bestätigung. (S unten ) — Die Anwesenheit deS kais. russischen HofbankierS, Baions v. Siieg- litz, in Berlin stand, wie man in gut unterrichtet,n Kreisen hört, mit finanziellen Plänen in Verbindung. Ob die Zwecke, welche Herrn v. Stieglitz hierher geführt Haden, erreicht wor den sind, ist hier nicht bekannt geworden. — Zur Foer der Hochzeit Sr. königl. Hoheit des Prinzen Friedrich Wilhelm trifft die Stadt Berlin bereit« mehrfache Vorkehrungen. DaS auf die Einholung deS hohen neuvermählten PaareS bezügliche Programm hat Sr. königl. Hoheit dem Prinzen von Preußen Vorgelegen, Höchstwelcher bereits dem Ganzen seine Zustimmung ertheilt und einzelne Veränderungen vor geschlagen hat. Al« Geschenke überreicht die Stabt Berlin einen T'sch nebst Vase und zwei Candelabern aus massioem Silber. Die Zeichnungen zu diesen in aniik-römischem S'vl ausgeführten Gegenständen sind von dem hiesigen Professor Fischer, die äußerst kunstvolle Ausführung von hiesigen re- nommirten Bildhauern, die Silberarbeit wird durch galva nischen Niederschlag hervorgebracht. Außerdem werden, wie ich Ihnen bereits gemeldet habe, die hiesigen wissenschaftlichen und künstlerischen Kreise dem jungen fürstlichen Paare eine besondere Huldigung-gade in der künstlerischen Ausschmückung eines SialeS in dem Palais des Prinzen darbringen. Berlin, 31. Oct. Die ministerielle „Zeit" beleuchtet heute in einem umfänglichen Artikel daS neueste Stadium de« deutsch - dänischen Streites. Hiernach ist in Frankfurt von Seiten Preußens und Oesterreichs kein Antrag gestellt worden, welcher die Vermuthung erwecken könnte, als sollte dem Urtheil oder den Beschlüssen der Bundesversammlung «ine Richtung vorg,schrieben werden: di, Sache der H rzog- thümer ist einfach dem Deutschen Bunde zue gem-infamem ernsten Erwägung überwiesen worden. (S. unter Frank furt.) Dem Bunde liege eS jetzt ob, in vollster Unbefan genheit seine Entscheidung abzugeben und die nörbigen An ordnungen zu treffen, um seine Beschlüsse in W'rksamk.it zu setzen. Unsers Bedünkens — sagt die „Zeil" — kann nicht zweifelhaft sein, in welchem Sinne die Entscheidung der Frankfurter Versammlung ausfallen wird; aber wie sie auch lauten möge, sie wird jetzt vor Dänemaik und vor Europa als der freie Ausdruck deS deutschen Gesamnnwillens gelten. Wenn endlich Deutschland in vollster Eintracht und mit vereinter Kraft für die Herzogthümer in die Schranken tritt, dann wird es wohl den Ungläubigsten klar werden, baß eS sich nicht um «inseitiges Interesse Preußens, nicht um eine geheime Absicht O-sterreichs, nicht um eine Sonderbe- strebung irgend einer Art handelt, sondern um eine allen deutschen Herzen gleich theurre Sache, um die Wahrung eines NationalrechtS. Aus Potsdam wird dcr „Zeit" mitgetheilt, daß Se. Majestät der König am 29. Oct- Nachmittags seinen ersten AuSgang gemacht und ungefähr acht Minuten auf der ober» Terrasse von Sanssouci in Begleitung Ihrer Majestät der Königin und der Großherzogin von Mecklenburg königl. Hoheit umhergegangen sind. Auch am 30- Oct. Mittag« har Se. — Feuilleton. Nekrolog des Prof. vr. Heinr. David August FicinuS in Dresden. Vom Gymnafiallehrer Karl Er. Kachse. (Gelesen in der Gesellschaft für Natur- u. Heilkunde am 17. Oct. 1857.) Wer die Geschichte der Naturwissenschaften in Sachsen studirt, wird einen Namen finden, der weit über unser eigne« Vaterland hinan« wohlbekannt und hochgeachtet ist. FicinuS' Biographie ist eigentlich ein Stück Geschichte der vaterländischen Naturwissenschaft-, und doch hat bi« jetzt, so viel mir bekannt ist, weder eine vaterländische Zeitung, noch eine wissenschaftliche Ge sellschaft der Verdienste de« Gelehrten und Lehrer» gedacht, der _ am 16. Februar d. I. sein müde« Auge schloß. Bin ich in meiner Stellung auch am wenigsten dazu berufen, ein Lebens bild Le« Manne« vorzuführen, dem Tausende r on Schülern danken, der die Bahn zur Erforschung der heimatlichen Natur gebrochen, der vor LV Jahren die erste Flora von Dre-den schrieb, so treib» mich einerseits doch die dankbare Erinnerung an die vielfachen Belehrungen und Anregungen, die ich, ohne sein unmittelbarer Schüler zu sein, von ihm empfing, andererseits die Verehrung, die ich allen den Männern zolle, welche irgend ein Gebiet der vaterländischen Naturkunde mit Erfolg bearbeiten. Hätte der Verewigte zu unsrer Gesellschaft auch in gar keiner Beziehung gestanden, so würden wir ihm doch al» einem histori schen Namen ein Ehrengrdächtniß nicht versagen, so aber gehörte er zu den Begründern unsrer Gesellschaft; Seiler, Laru« und Ficinu« waren di« Drei, welche zur fünfzigjährigen Regierung«- jubrlfrirr Sr. Maj. de« König« Friedrich August de« Gerechten vor 39 Jahren die erste vaterländische Sammlung wissenschaft licher Arbeiten der neu gestifteten Gesellschaft für Natur- und Heilkunde darbrachten. Ficinu« gehört« bi« zum Jahre 1852, also 34 Jahre lang, al« ein« der thäiigstrn Mitglieder dieser Ge sellschaft an und ward, nachdem er von seiner amtlichen Stellung zurück in daö Privatleben trat, zum Ehrenmitglied« ernannt; aus un« ruht also wohl die unabweisbare Pflicht, sein Leben und Wirken im Geiste un« noch einmal vorzuführen. Nur die Be fürchtung, e« könne diese Pflicht unerfüllt bleiben, überwog jede« Bedenken, mit spärlichem Material, den Anstalten, an welchen der Verewigte wirkte, fernstehend, den Versuch nachfolgender LebenSskizze zu wagen. Ficinu« ward geboren den 18. September 1782 in Dresden und in der Kreuzkirche am 2V September getauft, wobei er die Namen Heinrich David August erhielt. Sein Vater, David FicinuS, war der allgemein geachtete und kenntnisreiche Besitzer der Mohrenapotheke in der äußern Pirnaischen Gaffe; die Mutter, Johanna Elisabeth geb. Mücke auS Sorau, verlor er frühzeitig durch den Tod. Da« Geschlecht der Ficinu« stammt au« Oberitalien; schon im 15. Jahrhundert lebte Marfiliu« FicinuS al« berühmter Arzt, Pvilosoph und Theolog und lehrte an der von EoSmo um da« Jahr 144V gestifteten Akavemi» zu Florenz die Platonische Philo sophie. Dieser Urahn flarb I4SS zu Coreggi bei Florenz. ES liegen mir zwei Zeichen frühester Familienerinnerungen vor; da« eine ist eine lateinische Uebersetzung der medieinischen Schrift de« Marstliu« Ficinu«. „Neber dir Pest" — „Tractatua »ingularis ckoctiuimi viri lck»r»ilii kicini cke epickiwiae mordo, er ltalieo in Tactinum vervu» 1516" —; da« andere eine Lithographie de« Denkmal« In Florenz, gefertigt nach einer Zeichnung, die Or. Robert FicinuS während seine« Aufenthalts in Italien davon genommen. ES ist mir nicht gelungen, zu ermitteln, welcher der Nachkommen sich zuerst nach Deutschland gewendet; Anfang de« vorigen Jahrhunderts finden wir den Gichßvaier nnserS FicinuS als OberamtSadvocaten in Guben ansässig. DaS Beispiel eines so überaus thätigen und wissenschaftlich regsamen ManneS, wie der Vater unser« FicinuS war, mußte auf den Knaben schon im zartesten Aller ermunternd und an regend wirken. Die Zeitgenossen schreiben über den Vater, daß er oft um Gutachten befragt, die zum Theil in den Schriften der ökonomischen Gesellschaft zu Leipzig enthalten sind; eS nahm ihn diese Gesellschaft am 16. Mai 1797 zum Mltgliede auf. Durch feine Geschicklichkeit im Analpflren neuer Arzneimittel erwarb er sich dir Zuneigung der Hof- und Leibärzte Pohl und Leonhardt und durch Letzter» Zujritt zu den chemischen Vor trägen in der Wohnung de« Fre,Herrn v. Räcknitz. Diese- Hau war Ende deS vorigen und im Anfänge diese« Jahrhundert- der Mittelpunkt der geistigen und wissenschaftlichen Interessen der kurfürstlichen Residenz; die vollständigsten Sammlungen von Kunst, und Naturprodukten waren hier zu finden und den Freunden und Männern der Wissenschaft zugänglich. Der Hau«- marschall Freiherr v. Räcknitz war al- naturhistorischer Schrift steller bekannt durch seine Briefe über Karlsbad und die Natur produkte der dortigen Gegend, Leipzig 1788, durch die mineralo gischen Abhandlungen über den Basalt, Dre-den 1790, und über Meteorsteine, Dre-den 1804. (Forts, folgt.) Dresden, 31. Oktober. Zweite« Theater. Neu ein- studirt wurde va« Originalcharaktergemälve von Elmar: „Unter der Erde, oder: Arbeit bringt Segen" gegeben. In volkSthüm-