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I«N»spr«ch - stnsthluß N». -» , , ßhUtff,, Lasrdlatt Entholtan- Air ammchra Srkanntmachnngan öl- Kal-- ö-E Eta-t UN- ö-- Hmt-gerlcht- Hu-, p»stM»ck.e,n<», -«ipzt- n». IO-G RWWZ ^NA-iger für -as ErZgeblkge ZMZ- Nr. 47 Sonnabenck, cken 24. Februar 1923 IS. Jahrgang Englische Politik. Bon Anton Erkelenz, M. d. R. Der Abg. Erkelenz, der schon lm November zu politischen Stubienzwecken «ln« Reise nach London geplant hatte, ist erst jetzt in der Lage gewesen, sie aus^uführen. Wir bringen unser» Lesern seinen ersten Reisebrief, den er für die Hilfe geschrieben hat, im Vorabdruck. D. Echristl. Sieht man von London aus die europäische und ins besondere die deutsche Lage, so wird der volle Ernst der derzeitigen Krisis womöglich noch klarer, als von Essen oder Düsseldorf aus. Die Öffentliche Meinung Englands befindet sich in einem Zustand der Gährung und damit der Umbildung. Sie ruhte bis vor kurzer! Zett auf den Gefühlen aus, die der Weltkrieg entwickelt hatte. Jetzt drängen sich die neuen Tatsachen der Nach- krregseniwicklung auf. Besonders in den letzten Mona ten pochen sie sehr laut an die Tore des britischen Welt reiches. Aber die öffentliche Meinung in demokratisch regierten Ländern bewegt sich fast immer sehr langsam! und braucht viel Zeit Und Geduld. Sie scheut zurück vor dem Eingeständnis von Irrtümern. Deshalb ist die U m- Wälzung in der öffentlichen Meinung auf den bri tischen Inseln erst im Anfang. Dabei muß man sich, noch daran erinnern, daß in der englischen Außenpolitik auch die überseeischen Beziehungen eine durch den Krieg stark gewachsene Rolle spielen. Die Außenpolitik von Towntngstreet kann keine entscheidenden Schritts tun ohne die Dominions. Sie ist deshalb auch noch abhän gig von der öffentlichen Meinung dieser Länder, und dort gehl der Umbildungsprozeß wahrscheinlich um so langsamer vor sich, je weiter sie von Europa entfernt sind. Reihen wir kurz die Tatsachen der neuen Entwicklung der Weltpolitik aneinander! Ter Krieg hatte die En tente zusammengeschweißt und sogar das Kunststück voll bracht, daß.aus Amerika Hunderttausende junger Män ner nach Europa zogen in dem Glauben, es gälte auf den Schlachtfeldern Frankreichs einen Kreuzzug zu führen gegen Raub, Mord und Gewalt, für Freiheit, Gerechtig keit und Demokratie. Durch Millionen Lote, durch noch mehr Millionen Verwundete, durch gewaltige materielle Opfer und Verluste wurde dieser Bund zusammenge- schweißl. Und der einfache Mann in all diesen Ländern hat geglaubt, es sei damit ein ewiger Bund für die Zrei- Heit der Welt geschaffen. Schon mit dem Ende des Krieges begannen sich, un ter Führung Frankreichs neue aktive Verbindungen her- i zustellen, die über die lalle Entente hinauswuchsen, sie! Mshöhlren und wahrscheinlich zerstören werden. Fußend a ff der Schwäche Rußlands, auf der Entwaffnung Deu.schlands, auf der Kriegsmüdigkeit Englands und Amerikas, baute Frankreich .eins neue machtpolitische Kombination auf, die von ihm selbst, den bekannten Nach folgestaaten Oesterreichs und den 'Randstaaten Rußlands gebildet wird. Diese neue Verbindung verfügt Wer ste hende Heere, die um >600 000 Mann stärker sind, als vor dem Kriege die gesamten stehenden Heere Europas waren. Und unter Führung 'Frankreichs beginnt hier eine neue europäische Konttnvntalpolit.k: die in diesen Tagen sowohl von dem sozialistischen „New StateSman", wie von dem konservativen Schriftsteller Garvin im „Observer" als gefährlicher bezeichnet wurde, als die napoleonische Kontinantalpolitik. Während die große Masse der öffentlichen Meinung. Englands noch, in den Gefühlsverbindungen der alten Entente verharrt, sehen die wirklich politischen Köpfe des Landes die neue Ge fahr. Und die französische Gewaltpolitik im Ruhrgebiet tut von Tag zu Dag mehr, die Schlafenden zu wecken. Aber der Weg ist wett und schwer. Und selbst wo dtp Erkenntnis klar ist, sind die Ansichten über die Schluß folgerungen noch sehr geteilt. Besonders ein Teil der TorhS sieht den besten Schutz vor der französischen Ge fahr immer noch in einer Freundschaft mit Frankreich. Jnnerpolitische Gründe wirken zur Zett allerdings stark mit nach der anderen Sette. Die konservative Mehr heit ist im Lande eine Minderheit. Sie ist innerlich auch nicht sehr stark. Nach dem! unruhigen, allzu tem peramentvollen Lloyd George war der phlegmatisch«, kränklich« Bonar Law zunächst «eine Erleichterung für den Tnrchschnitt-engländer. Aber, schon wehren sich die Grimmen, die kundtun, daß in dieser Zeit der Gäh- rungen eine Politik des Abwarten» sehr bald verhäng nisvoll werden kann. ES Helgen sich Anzeichen von Un ruhen in konservativen Kreisen. Und nicht wenige Men schen rechnen damit, daß diese» Parlament mit seiner konservativen Mehrheit nicht alt wird. Di« Arbeiter partei hat mit unleugbarem Geschick und Erfolg die Ruhraktton der Franzosen vor dem Parlament und dem Londe in» rechte Licht gesetzt. Ti« französischen Gewalt taten, darunter nicht zuletzt jene sentimentalen Kleinig keiten, wie die Beschlagnahme von Milch, von Geldern, die.Wohlkätigkeitsorgantsationsn gehören, von Lebens mitteln usw- haben beträchtliche Teile England» «regt. Sie haben den Vorstoß der Arbeiterpartei begrüßt. DK Liberalen schlossen sich., wenn auch mit größerer Reserve, an. Und da die Regierung nur die Politik des Abwar ten» empfiehlt, da sie also, wie ihre Gegner sagen, über haupt keine Politik hat, so steigen im Land« die Aus sichten der Arbeiterpartei, was sich bei mehreren Nach- Wahlen unangenehm bemerkbar gemacht hat. Von die sem Gesichtspunkte aus gesehen, d. h. aus Angst vor einer Arbeitermehrheit, gerät ein Flügel, der konserva tive, in Unruhe, sucht nach einer aktiven Politik! gegen die französische Ruhrinvasion, sucht einen aktiveren Pre mierminister. ' , ! > ! Die täglichen französischen Brutalitäten. Raubzug nach Sochum. Am Donnerstag vormittag kurz nach 10 Uhr un ternahmen starke französische Truppenabteilungen einen Raubzug von Essen nach Bochum. Das große Waren haus Alsberg und die in der Nachbarschaft befindlichen Gebäude wurden von den Truppen umzingelt. Zugleich fuhren Tanks mit Begleitmannschaften auf. Starlr Truppenaufgebote drangen in das Warenhaus AlSbcvs und in die umliegenden Geschäfte ein und stahlen, was ihnen in die Hände 'fiel. Vor allem' wurden 'siib.rne Bestecks. Teppiche, Vasen, Porzellan aller Art gestohlen. In anderen Geschäften wurden namentlich Stühle, Ti sche, Sofas, Kredenzen Usw. gestohlen. Die Gegenstände sollten, wie es 'heißt, zur Einrichtung von Offiziers- Kasinos dienen. In der Zwischenzeit umzingelten wei ters Truppen das LandgertchtSgebäude und drangen dort ein Tie Beamten wurden in einem Teil des Gebäudes zusammengedrängt. Oberstaatsanwalt Eiteldinger wur de verhaftet und abgesührt. Gegen 2 Uhr war der Raubzug beendet. 'Im Verlauf der „Aktion" hatte sich eine große Menschenmenge angesammelt, die sich aber in einer Entfernung von zehn Metern hinter den Truppen hielt. Ein Mädchen ging zu nahe an einem französi schen Posten vorbei und wurde von dem rohen Patron mit dem Gewehrkolben szurückgestoßen. Als darauf au» der Menge Pfui-Ruse erschollen, schossen die Franzosen ohne weiteres in die Menge; ein 25 Jahre alter Arbei ter wurde getötet, zwei andere schwer verwundet. Wie ein weiteres Telegramm weidet, wurde von der Räuberbande über Bochum der verschärfte Belagerungs zustand verhängt. Im Laufe des Nachmittags rückten die französischen Plünderer mit ihrer Beute ab unter Zu rücklassung von Wachen. 600 Personen verhaftet. Wegen dieser Vorkommnisse wurde von den Fran zosen über die Stadt der verschärfte Belagerungszustand verhängt. Von 8 Uhr abends bis 6 Uhr morgens darf niemand die Straßen betrete,». Wirtschaften und Ge schäfte müssen geschlossen bleiben, und das Theater kann nicht spielen. Abends begaben sich große Truppenmen gen mit minbes.LnS 15 Tanks nach dem Sladtinnern und besetzten den Stadtkern. Die Straßen wurden abge- sperrt und die Franzosen verhafteten 600 Personen. Sogar die Straßenbahnschaffner, die ihre Wagen fuh ren, sollten verhaftet werden. Man ließ sie aber schließ lich ihre Wagen in Vis Depots fahren- Ber den Verhaft Lungen wurden einem Mann '15 000 Mark geraubt. Die beiden noch erscheinenden Zeitungen in Bochum', da) sozialdemokratische Organ und das Zentrumsblatt, wurden unter schärfste Zensur gestellt. Kurz nach den Vorgängen in der Stadt wurde ein französischer Dol metscher von der Menge verprügelt. Die Schutzpolizei nahm ihn in Schutzhast. Zn einem anderen Falle wur de ein französischer Soldat, der ebenfalls von der Po lizei ist Schutz genommen werden mußte, von der Menge bedrvht. Welche Absichten die Franzosen haben, geht daraus hervor, daß sie in den Artikeln der beiden ge nannten Zeitungen gerade diejenigen Absätze unterdrük- ken, die die Menge auffordern, sich ruhig zu Verhalten, um den Maschinengewehren nicht wettere Opfer zuzu- führen. !. ' l Sin« -an, besonder« Heldentat. Am selben Tag» ststd 15 FortbUdungsschüler verhdft tat worden. Sie wurden nach ihrer Verhaftung stünd lich mit Reitpeitschen geschlagen. Unglaublich« Roh«lt«n -«-«» «in«n Invalid««. Wie jetzt durch genaue Feststellung bekannt wird, wurde der kriegSbeschädtgt, Schreiner Gsor^ W. von einem französischen Posten am 18. Februar zwischen V,11 und 11 Uhr abend« in Essen auf dem Fahrwege in der Gildenhofsttaste angehalten und mit dem Kolben vor dk Brust geschlagen, so daß der Mann rücklings auf die Straße fiel. To er «in künstliche» Vein hatte, mach te es ihm Gchwkrigketttn, allein auftustehen. VW der Mann tich auttu^ versuchte wurde er von dem Ho ¬ st rn von neuem mit Kem Kolben geschlagen, worauf er abermals hinstürzte. Ter Posten schlug den auf dem Boden Liegenden so heftig gegen da» künstliche Betin, daß der Riegel der Stelzschiene zur Stellung de» Bei ne» mehrfach brach. Der Kriegsbeschädigte wurde hier auf in ein dunkles Zimmer geschleppt und nach einiger Zeil wieder auf die Straße gebracht, wo er hilflos lie gen blieb. ' > . ' j , ' Sürgerquartiere für -as schwarze Sesia-el. Tie Einquartierung de» zur größeren Hälfte Nutzt Negern bestehenden 7. KolonialregimerNS in werden, Kupserdreh und Velbert ries in diesen Ortschaften tn aß- len Klassen der Bevölkerung liefst« Erbitterung und Erregung hervor. Al» besonder» empörend wird empfunden, daß die Schwarzen nicht in geschlossenen Km fernen und Schulen Usw. untergebracht sind, sondern in Privatquartieren. Tie Bevölkerung ist da», über erregt daß die Neger auf den Straßen Dienst tun. Die französischen Offiziere 'lassen sich vor. schwarzen Soldaten begleiten. ?n Velds u wurde gestern da« Postamt dort Kolonial- n b Ter Postdirektor wnrds. angeblich wegen ->'irae an -n. ' von den Franzosen V«W»LNqhchw« i'ui' erhaskt und nach Bredenty gebracht. Lagrlohn von 60000 Mark. ir Strecke Neuß—Düren Pst von französischem Per? sonnt be< >1 worden. In Düsseldorf sotten, wie den Zsi.u» -en mitgeteilt wird, Arbeitslose zu einem Lage» ttyn von 60000 Mark sich, al» Erz- und Bergarbe!tM ^aben anwerben lassen, darunter sollen Gali-tev fei7t. die tn Berlin von französischen Agenten angeworben worden sind. Maßnahstren hegen Vkse Zustände sind getroffen. In Mose »weiß M Hk Station-kaffe Mit einer Summe von Über 100 MMivnen Mark, di« -N Lohnzahlungen bestimmt waren, wegKsnommen Word««. Warnung vor Lan-esocrrot. Tie interalliierte Rhelnlaudkowmissivn Und vk B'esatzungsbohürden hüben ein ganze» Sy stem von Verordnungen erlassen, di« LaS Gkffchasktk leben im besetzten Gebiet und im Einbruch »gebiet -k» drosseln und gleichzeitig Zahlungen erpressen sollen. Diese Bedeutung hat die Beschlagnahme der Kohle, der Forsten, der Zölle, der AuSfuhrabgab«, der Devisen ustv. sowie die Knebelung der Ein- und Ausfuhr Diese B«r» Ordnungen sind völkerrochiSwidM vnd rr-chtSun^Utig, ihrs Befolgung ist verboren. Wer fich '»n Verord nungen unterwirft, macht sich 'zum Heiser der geIuerk schen Gewaltpolitik. Jede Zoll- und Srsuerza^üng, jede Devise, jede AuSfuhrabgab«, vk der» Kassen der interalliierten Organe zuflktzt, feder Antrag, der beiz einer solchen Behörde auf Grund jener Verordnungen gestellt wird, bedeutet ein Verbrechen am deutschen Va terland«. Wer von den Gegnern beschlagnahmt« Waren an sich bringt, erwirbt kein Eigentum, wird vkimehr wegen Hehlerei bestraft und hat außsrven dem r«-?-- Mäßigen Eigentümer Schadenersatz zu leisten Wer Mft den gegnerischen Behörden und Stellen tn Aerbindun- trttt, liefert den Gegnern Material für HandelSspivnag« tn die Hände. Ein solche» Verhalten ist LandeStierrat. Dis ReichSrogierung verbleiet daher hiermit ausdrücklich jede Befolgung dieser Anordnungen. Lor- Leckt über -le Nuhrbrfehung. Roberi Cecil, der Vorsitzende des Vollzugsausschus ses der VölkerbundSveretnigung, verüffen.ttcht »ins Mit teilung, worin dk tgewaltmäßige Besatzung deutsch«» Ge bietes al» eine «extrem unmittelbare Gefahr de-tzriedea- und der wirtschaftlichen Wohlfahrt «unter de» Bblkern hervorgehoben und der Wunsch geäußert »vird, inter national« Fragen, deren 'Mittelpunkt die Reparation-- frage sei. baldigst Dein Bölkrbund Vorzulegrn. Skkknr in London. Tas Vorstandsmitglied der Deutschen demokratischen Partei, der Retchsiagsabgeordnete und Gewerkschafts führer Srkelen», ist in London mit englisch«» Wirtschaft lichen und industriellen «reift«, vtst denen «r schon Vvr dem Kriege tn Verbindung stand, zusannnengßtroff«». Erkelenz nahm mit Mehreren Führern der Liberalen und Arbeiterpartei Fühlung, hatte jedoch bisher noch nicht Gelegenheit, einen Parteiführer der bonftrvattven «d» gkrung-mehr-eit zu sprechen. > « Stall,« lehnt SÜn-nt» mlt Zrankrrlch ab- Tie vom Messagers begonnen« lind von ,,yds« «ta- -tonale" unterstützte Kawpogn« für et« italienisch-fran zösische- Bündnt» ftstdrt kn Rom Wnerlst Zustttrmmng- „Popolo d'Jtalia" und „Nuova Pa«s«" «Harm»! hin, daß dl» Kampagne von Satten FrankMch, «um d« «a»i-«al^ lchM do« Wan '