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Anzeiger für öas erzgebirge WWW AO»»»»»««, S»»ch »ft« »»»«> ft>»I <»» tz«>, »»»«Ich »— »«I. >,»»» »I, ftesttl««» «nt ftt, ft„,»>^„ »I-Peftl»«»»« «Ich. -*n>sprich, ftnsthlu- N». _ .^7 . . . Ul«ss" kiiigrammii La-iftiatt Enthalt»»- -I» amtllchru Srkanntmachongra -r» Natt» -er Ska-t na- -»» Fmiogericht» stur. p»stM«k.ft»i,„, ftmt ttpzig n,.,«» Nr. 4S Irettag, cien 2S. Jebruar tS2S IS. Jahrgang rheophile DelcassS 's». Nltzza, K2. Aebr. Ter frühere Mtuiyex de» AuS- wärtigen Leleaffe ist plötzlich gejswrben. » Im fast vollendeten 71. Lebensjahre ist der frühere Minister des Auswärtigen Theophil« Delcasse au» den Reihen der Lebenden geschieden. Lev Verstorbene hat lange Zeit hindurch die Geschicke Frankreich» und mit, telbar auch Europas in unheilvoller Wctse beeinflußt und war einer der HaupttrLger der deutschfeindlichen Politik, die zum Bündnis mit England und Rußland und zum Weltkriege führte. Er hatte da» Ziel der Nie derwerfung Deutschland» mit englischer und russischer Hilfe unter Losretßung Italiens vom Dreibund von vornherein fest im Auge. Tie Bedeutung DelcasseS für die französische Politik liegt darin, daß er der Vater der französisch-englischen Entente wurde. Als er in den ersten Jahren des vorigen Jahrhunderts das Außen ministerium übernahm, waren die Beziehungen zwischen Frankreich und England fast so gespannt wie heute. Der Zwischenfall von Faschoda, wo auf Verlangen der Engländer die französische Flagge heruntergeholt werden mußte, hatte das französische Nationalgefühl auf das schwerste gekränkt. Delcasse, der unversöhnliche Revanchepolitiker, wollte antideutsche Politik trei ben und mit unleugbarem Geschick! gelang es ihm, den Zwischenfall auSzugleichen. Wenn es nach Delcasse ge gangen wäre. Hütte das europäische Verderben schon 1905 während der ersten Marokkokrise seinen Lauf ge nommen. Delcasse hatte damals die Tinge absichtlich aus Hes Messers Schneide gestellt, um den Bruch Mit Deutschland hvrbeizuführen, und nur dem Umstand, daß der besonnenere Ministerpräsident Rouvier im letzten entscheidenden Augenblick eingriss und den Sturz, des Friedensstörers herbeiführte, war e» zu danken, daß der Frieden, der nur noch an einem Haar hing, erhallen blieb. Daß Delcasse durch diese Vorgänge von eitzsm politischen Gegner Deutschlands zu einem persönlichen Feinde wurde, wußte Poincare geschickt auszunutzen. Eine seiner ersten RegierungShandlungcn, nachdem er die Präsidentschaft angetreten hatte, war, ihn nach. Pe tersburg al» Botschafter zu senden? mit einem besonderen Hinweis 1« einem persönlichen Handschrei ben an den Zaren, daß Delcasse gerade in BalkanMge- legenheiien besonder» bewandert sei, ein deutlicher Fin gerzeig darauf, daß Poincare sein bereit» 1912 gegebe nes Versprechen, Rußland auch, imj nahen Osten, d. h. gegen Oesterreich, betzustehen, als Präsident einlösen werde. Delcasse wurde dann nach einigen Monaten von Pateologue abgelöst, der in derselben kxiegö-treibenden Richtung wirkte. I, Der lot« velrasss und der lebende Poincarö. Der französische Ministerpräsident hat in dem Ver storbenen einen seiner würdigen Mitstreiter und Gesin nungsgenossen verloren. Wenn einmal die französischen und englischen Archive geöffnet sein werden und wenn die Geschichtsschreibung die Schuldigen des Welt kriege» feststellen wird, dann werden in erster Linie die Namen Delcasse und Poincare genannt wer den. ES war gewiß nicht sein eigenes Verdienst, wenn Delcasse verhindert worden ist schon im Jahre 1905 den Welrkrteg zu entfesseln. In den sieben Jahren, in de nen er da» französische Ministerium» de» Aeußern ver waltete .Hatte er alles getan, um den deutsch-französischen Gegensatz nach Kräften zu verschärfen und um durch systematische Einkreisung Deutschlands den großen Welt konflikt hervorzubrtngen, dev Frankreich die Revanche für 1870 und die politische militärische Vorherrschaft auf dem Kontinent verschaffen sollte. ES läßt sich schwer sagen, wie wett Delcasse nur ein Werkzeug Poincare» war und wie weit er diesen umgekehrt in seiner poli tischen Richtung beeinflußte. Er Hat jedenfalls mit ihm nicht nur im Ministerium zusammengewirkt, sondern ist von ihm immer wieder herbeigerufen und aus die wich tigsten und verantwortlichsten Posten gestellt worden, weil eben Poincare stet» bewußt dtp Politik der Re vanche und der Einkreisung Deutschlands verfolgte, die sich seit jeher kn Frankreich an den Namen Delcasse knüpfte. Diese Politik der Vernichtung Deutschland» um jeden Preis Macht« Poincare -um Hauptschuldigen de» Weltkrieges und führt ihn jetzt in den Ruhrkrieg gegen ein« friedliche und wehrlos« Bevölkerung.. Nus ä«m Nuhrgeblete. Lüg»»! De« wolffbures» meldet«, deß «in französischer 0ffl,l«r von «in«m Schmied mit dem Kammer «»schlagen «nrde, nachdem der Franzos« ihn mit der Reitpeitsche geprügelt Haien soll. Weiter meldet« da» genannt« Bureau, daß ln «esterholt «in fron,»lisch« «oldat, der betrunken «a, »en einem Deutsch«« erschoss«« wurde. Nach Erkundigung«« bei amtlich«, Ltelle ist s«stg«st«llt «ord«n, daß b«id« Meldungen r«in «rfund«n sind. Vas «cur Programm. In Düsseldorf Wurde ein« Konferenz zwischen Ge neral Degoutte. dem französischen Oberkommissar Ti- rard, seinem Generaldelegierlen Roucheliere, dem bel gischen Oberbefehlshaber General Bucquoh und dem belgischen Oberkommissar in den RHeinlanden abgehal ten. Zweck der Konferenz war, ein enges Zusammen arbeiten zwischen dem Ruhrgebiet unter Leitung Te- goutteS und dem Rheinland unter der alliierten Ober kommission zu erreichen. Auf der Tagesordnung standen ferner: Erhebung dev Zollabgabe, Organisation der Dienststellen, die an di« Stelle der deutschen Verwal tung treten sollen, Verteilung der Kohlen und der tzu erhebenden Abgaben. ES wurde beschlossen, daß da» System der Zolleisttziehung durch die französischen Aemier am 23. Februar in Kraft treten soll. Theuni»Poincare. Tie Verhandlungen zwischen TheuniS Und Poin care wurden vorläufig zu Ende geführt. Wie eS heißt, wird Poincare demnächst die seit langem angekündigite Reise nach der belgischen Hauptstadt unternehmet, um dort die Verhandlungen mit Belgien fvrtzusetzen. lieber die Besprechung der beiden Ministerpräsident- ten veröffentlicht da» Petit Journal folgende Einzel heiten: Ter wichtigste Gegenstand der Beratungen war die VerkehrSfrage. Die französisch« und belgische Regierung haben beschlossen- selbst den Bahnbetrieb iM Rheinland zu übernehmen. Hierzu soll der Verkehr au» der Hand der Militärbehörde genommen Und da durch wirksamer gestaltet werden, daß man da« Eisen bahnnetz de» Rheinlandes und de» Ruhrgebiets» wie ein vollkommen selbständiges Netz! verwöbe. Tie oberste Leitung behält General Degoutte, die technische Leitung wird der französisch« Unterdirektor der StaatSeisenbahk nen Breaud übernehmen, dem «in belgischer Direktor betgeordnet wird. Kr man glaubt sogar, daß da« Er gebnis der Besprechungen auf eine regelrecht« Beschlag nahme der deutschen Eisenbahnen tzinauSlaufe. WaS die Abriegelung Deutschlands von den Erzeugnissen de» Ruhrgebiete» anbetrifft, so. glauben die Ministerpräsi denten, daß die von der Ruhrindustrie infolge Absatz smangels aufgestapelten Vorräte e» den Alliierten er lauben würden, sobald sie es für nützlich halten, gegen den Widerstand Deutschlands diese Gefamterzeugung zu pfänden und tzu ihren eigenen Gunsten zu verkaufen. Sperrung der Srenzstraßen. TV» Rheinland-Zollkomitee in Koblenz hat eine große Anzahl von Straßen alS gesetzliche Straßen be zeichnet. Für den Verkehr zwischen dem besetzten und den« unbesetzten Deutschland ist'jeder Transport von Wa ren außerhalb dieser Strafen untersagt Selbst auf diesen gesetzlichen Straßen ist der Verkehr von 7 Uhr abends bi» 7 Uhr morgens verboten- Ebenso ist für Mainz der Nachtverkehr zwischen 9 Uhr abend» und 6 Uhr morgens verboten mit oer Begründung, daß an den Telegraphen- und Telephvnlettungen Sabotageakte be gangen worden seien. Di« v«nt« kn Bochum. Bet der Umschnürung Bochums sind den Fran zosen 28 Lokomotiven, 20 Packwagen, 167 beladene Kohlenwagen, 7K leere offene Wagen, 11 Personenwa gen und 2 Schlafwagen in die Hände gefallen, die über Wettmar nach Talhausen zu fortgeschaift wurden. dl» drohung gegen -le -eutschen Minister. General Degoutte hat einen Befehl erlassen, in dem er den deutschen Ministern den Aufenthalt im Einbruchs gebiet verbietet., Gr „befiehlt" den deutschen Polizei- und öffentlichen Organen, die Minister, fall» sie da» Vinbruchsgebtet betreten, festzuneymen (l) und den Mit- litärgerichten der BesatzungStruppen MMsÜhoen. Falls da» nicht geschehe, würden die angedrohten „Sanktionen" (Bestrafung der Städte und Ortschaften) durchgesltthtt werden. ' ' , i Der ,Befehl" de» Führer» der französischen Apachen ttn Ruhrgebiet beweist ihre oänzliche Ohnmacht, di« sitz zu einer lächerlichen Komödie nach der andern zwingt. Ein Schlag in» Neffe». Zu diesem Befehl General Degoutte» erklärte der preußisch« Innenminister Severing einem Pressevertre ter, daß dieser Befehl sowohl die Mich»' wie auch! diel preußisch« Staatsregierung vollkommen kalt lasse. Ihn persönlich würde ein solcher Befehl nie davon.aw -asten irgend«^" Mt.-dt im Ruhrgebiet auftuluch«» Reger «ne w«ftindi«n. Wie die Franzosen angekündtgt haben, sind gestern in Kupferdrey, Belbert und Werden französische Koloniattruppen eingetroffen. Jede dieser Städte ist mit einem Bataillon be legt, von denen di« größte Mehrzahl Schwarze sind- Le handelt sich um da» Kolontalregiment Nr. 7. Auf Befragen erklärten die französischen Offiziere, daß es Neger wären, dl« von der Insel Martinique stammen. Skandalös« Unterbringung de« Sff«n«r Bürgermeister». Bürgermeister Schäfer und Syndikus Dr- Duyenz find in Bredeney in einer Zelle untergebracht, di« 18 Kubikmeter Ausmaß hat. Das Mindestmaß für Zuchthäusler beträgt in Deutschland 25 Kubikmeter. Eine Delegation des deut' schen Roten Kreuzes wurde trotz mehrmaliger Vorstellungen bei dem General Fournier nicht zu einem Besuch« bet dm Gefangenen zugelassen. Französisch« Köderversuche. Die Franzosen versuchen an verschiedenen Stellen Alt» bester anzuwerben, die hauptsächlich zum Ausladen usr» mm wendet werden sollen- Im Eisenbahndirektionsbrzlrk Essen wurde zu diesem Zwecke ein Werbebureau errichtet- Deut» scherseits sind Maßnahmen dagegen getroffen worden Auch in Berlin weilen, wie verlautet, französische Agenten, di« in»- besondere Galizier für den Westen zu gewinnen suchen. KSuberhel-rntata«. Sinnlose Schießerei. Gestern vormittag besetzten di«, Franzosen neurrding« wieder da» Land- uud Amtsgericht Bochum. Gin Mädchen, das an dem Posten, der an dem Landgericht aufgestellt ist, zu nahe vorübrrging, wurde von diesem mit dem Kolbm tn rohester Weise zurückgestoßen. Aus der Menge erschollen Pfuirufe. Hierauf schoß der Posten in di« Menge, wob«k ein Arbeiter getötet und zwei verwundet wurden. Di« ein« der verwundeten Zivilperson ist gebürtiger Elsässer. lleberfahren und getötet. Del Jülich wurde aus der Landstraße ein Gymnasiast von einem Kraftwagen der Besatzung überfahr«». Gr stach im Krankenhause an den Verletzungen. (Das muß wohl jedermann klar sein» daß die Franzosen und Belgier absicht' llch die Passanten über den Haufen fahren. Sin« wich» Handlungsweise entspricht ja auch voll und ganz der belgisch französischen Volksseele.) wieder «kn Polizeibeamter erschossm. In de» vorletzten Nacht um 1 Uhr wurde Polizeiwache meister Luehrt, der vor dem Bahnhof Oberhausen Polizei posten stand, von den Franzosen ohne Grund erschossen. Der Polizeiwachtmeister Sappi wurde schwer verletzt und darauf von den Franzosen festgenommen. Sturmangriff auf «inen rrau«rzug. Unter ungeheurer Beteiligung fand am Mittwoch dt« Beerdigung de» von den Franzosen auf der Zech« Prinz«« gent ermordeten Bergmanns statt- Bei der Rückkehr von d« Begräbnisfeier wurde der Trauerzug von den Franzosen mtt Bajonetten auseinandergetrieben. Es entstand eine PantH wobei einig« Frauen leicht« Verletzungen erlitten. Ein« Per son soll durch einen Bajonettstich schwer verwundet «ordm sein Die Franzosen haben zahlreiche Verhaftungen vorge nommen. Sämtliche Gewerkschaften haben am Abend nach der Beerdigung an den General Degoutte «in Protestschreiben gerichtrt. Plünderungen in Essen. In Essen wurden wiederum verschieden« Geschäft« von den Apachen geplündert. Besonders da« Delikatessengeschäft Wernerus wurde aufs schwerste helmgesucht. Als Grund der Plünderungen sieht man allgemein ein Stocken in den Le- bensmittelzufuhren für die Truppen an. — Ferner wurden in den Abendstunden zwei Herren von französischen Offizieren angehalten und auf ihr« Geldbeträge untersucht- Di« tzerren verlangten, zu dem zuständigen Wachoffizier geführt zu «er den. Sie wurden daraufhin in einen Felsenkeller in der Röl- linghauser Straße geführt und dort bi» 11 Uhr festgehalten. Einem der Herren wurden unter Billigung des Wachoffizier» 12000 Mark abgenommrn, der andere besaß nur 1000 Mark, dir ihm belassen wurden. *7^ Nuhrüebatte im aagUsthra Uatarha«. Sm Untryhau» fragt» Veach («chettrrparwtz ßa» Premwrministar üö»r di« Uri und di« Dauar de» B» fetzung. vonar La» erwiderte, dt» britisch, Uggw, rung hab« kein Versprech«», s«Ven» der fran-öftßchanUg» girruna bezüglich d«r Dau« d«r Ruchlröesetzung echaltti^ Wa» die Art der B«s«tzung.bitrsff<, so hab« dwftanzKe sischo Regierung dar brkisthen «aawmng «tu» AvßHMft ihrer Rot« dom 10. Januar an die deutsch« R«gwwutzs übermliiwlt, worin dt« geplanten Schritt« mitgewltt WS» den. An dt«s«r Mitteilung Haiß» «a, daß der Lwack dar Besetzung sei, kw Durchführung, daß »on d« Mtzaraa ttonskommisfivn auftzeswllten Zahlung-plan»» Lu fichwS, Ponfonby fragt» de« Unter ftaatMoiftutär für auäwD^