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Mittwoch» äen 21. Februar 1923 Nr. 44 IS. Jahrgang 'elbe, »ßakUt Pft«»ftU H, «ft ft» «U ft»««,«» >ft «»ft, «ftft-lU« I»» «,ft, U«U-»«VftU» »ftl,«ft».ft. »ft ,ft»—» ft« -»I-S«- ».»«ft. PolncarS über ckie Ruhraktion. Poineare gab nun endlich die so lang« verweigert« Erklärung im französischen Kammerausschuß für au«» wärttge Angelegenheiten über die Ruhraktion ab. Ter darüber vorliegende Bericht au» Part» bringt freilich wenig oder gar nicht» Interessante«. Poineare sprach natürlich zuerst über die Verfehlungen Deutsch landss, die die Besetzung de» Ruhrgebiet«» veranlaßt hätten. Er sprach über die Abschließung der neutralen Zone, um die Ausfuhr von Kohlen, Kok«, metallurgischen und an, deren Erzeugnissen zu verhindern- Gr gab Kenntnis von dem Widerstand, der durch die deutsche Regierung veranlaßt worden sei, und von den Sanktionen, welche ergriffen wurden. Nach dreieinhalbstündiger Ausein andersetzung unterbrach Poineare sein Exposee Über das Ruhrgebiet und schlug dem Ausschuß vor, eS nächste Wo che in einer neuen Sitzung fortsetzen zu dürfen. Die ser Vorschlag wurde einstimmig angenommen. — Der Vorsitzende de» Ausschusses Abg. LehgueS dankte dem Ministerpräsidenten für seine umfassenden Erläuterun gen, die es nunmehr dem Ausschuß gestatteten, sich Re chenschaft abzulegen von der auswärtigen Politik der Regierung unid von den klaren, festen Methoden, die sie angewandt habe, um Frankreichs Interessen zu schützen Tie offiziösen Versicherungen, datz es Poineare in der AuöschuWtzung „gelungen sei, die Sorgen der Aus- fchuHmitglieder wegen der Ruhraktion zu beschwichtigen", werden in französischen politischen Kreisen mit Achsel zucken und bedeutungsvollem Lächeln abgetan. Allem Anschein nach haben die meisten Teilnehmer an der Sit zung den Eindruck gewonnen, daß die Angaben de» Mi nisterpräsidenten den ! Mißerfolg der Ruhraktion im vollen Umfange bestätigen. Die meisten Ausschuß- Mitglieder haben nach der Sitzung jede Auskunft abge« lehnt. Tardieu beschränkte sich darauf, den Pressever tretern, die ihn mit Fragen bestürmten» zu erwidern: „Tie Unterhaltung ist noch nicht zu Ende." Ein ande rer Abgeordneter antwortete auf die Frage, wa« in der Sitzung vorgegangen sei. unter Hinweis auf die von Poineare verlesenen Aktenstücke, lächelnd: „Nicht»! 1ö Kilogramm Papier!" Auch Poineare harte natürlich nach der Sitzung den Ansturm der Pressevertreter zu überstehen. Er lehnte jede Mitteilung mit dem Bemer ken ab. daß alle Teilnehmer an der Sitzung sich^Mum Schweigen verpflichtet hätten. Poineare geriet in gro ßen Zorn, als er hörte, daß trotz des Schweigegebot- Indiskretionen begangen wurden. Er versicherte den Pressevertretern, die angegebenen Ziffern seien „falsch". Er habe überhaupt keine Ziffern mitgeieilt, und nach dieser Verletzung der Schweigepflicht würde er. nicht mehr vor dem Ausschuß erscheinen. Mess Ziffern sind von dey meisten Blättern veröffentlicht worden. An diesen Veröffentlichungen finden sich aber Abweichung gen, die beweisen, daß die Zahlen mit einer gewissen Vorsicht ausgenommen werden müssen, da Irrtümer nicht ausgeschlossen sind- So wird die Kohlenmenge, die seit der Ruhraktion nach 'Frankreich geschafft wurde, von den einen auf 1026 „Züge", von den, anderen auf 1026 „Waggons" geschätzt, von wenigen sogar auf 1026 „Tonnen" angegeben!. ' ! Vom Cinbruchsgebiet. L«-o«tte verordnet. General Degoutt« hat in einer Anordnung di« be reit» erlassen«« Ausfuhrverbote ausgedehnt auf tzüttensabrikate, Halbfabrikate, Nebenfabrikche so wie Fabrtkerz«ugnisse aller Art. Die Lebensmittelaus- fuhr wird bi» aus weitere» bestehen bleiben. Ferner hat der General eine Verordnung Über die Sperrung de» etwa erbauteü dder im Bau befindlichen Schifstztzerät«. da« auf Grund der Wiederherstellung den verbündeten Regierungen auSgeltefert werden muß, erlassen. Zuwiderhandlungen gegen dtefe Verordnung werden mit Geldstrafe von 100 Millionen Mark und Gefängnis von v Jahren oder mit einer dieser Strafen geahndet. Die Verordnung 'tritt sofort ln Kraft. »er vderhürger« ister von Buer »«rhesttt. Der Oberbürgermeister Zimmermann von Buer ist vnhqftet und wach Recklinghausen gebracht worden, weil er di« Abgabe von Ga» an den von den sranzöft- Wen Truppen besetzten Bahnhof Buer-Nord verweigert hatte. Der Bürgermeister von Osterfeld ist auSgewielsn worden. . - . - I . Gkan-alSfe Laß» -er Vorhastair«. Ueber die Unterbringung der von den Franzosen ge fangen Gesetzten in Bredenev wird bitte» geklagt. Am Bredeneher Gymnasium ist sHr dte Gefangene» em Raum hergerichtet worden, in dem für 80 Personen Platz Der Vorstoß äer Opposition im Unterhaus. !. E Au« da.i ! ' I Red« Lloyd Georg«»: ,/Vie englische Freundschaft für Frankreich und seine Bevölkerung ist nach wie vor vorhanden. Tie französi sch« Aktion hat sich al« eine falsche Rechnung^ erwiesen. Frankreich wird das selber früher oder später einsehen. Die französische Politik ist auf falschem Wege. England konnte sich unmöglich dieser Operation anschließen und die einzige Haltung, die eS emnehmen konnte, war die, die unsere Regierung tatsächlich eingenommen hat, ohne gleichzeitig die guten Beziehungen zu Frankreich zu ge fährden. Es fällt mir jedoch schwer, zu glauben, daß Frankreich bei der Besetzung .der Ruhr einzig und allein den Gedanken hatte, sich bezahlen zu lassen, denn die Bezahlung der Reparation wird dadurch nicht erreicht werden. Ich glaube im Gegenteil, daß Frankreich an dere Absichten verfolgt. So ist gegenwärtig die politi- i sche Aussicht meiner Ansicht nach, und das ist.sehr zu bedauern. , , ! Frankreich kann natürlich Deutschland den Hals zu schnüren. Wer aber glaubt, daß diese Politik irgend welche positiven Resultate zeitigen wird, irrt sich ge waltig. Wenn in Deutschland Unruhen ausbrechen wür den. so wäre dies eine größere Gefahr für England und Frankreich als für Deutschland selbst. Es wäre die größte Gefahr für Europa. England hatte vorgeschlagen, daß Frankreich mit Deutschland sich einigen soll. Frankreich hat dies aber abgelehnt. Dessen ungeachtet würde na türlich England an Frankreichs Seite stehen, wenn Deutschland eS mit Waffengewalt angreisen würde. Die Ruhraktion hat den nationalistischen Reranchegeist in Deutschland, der seit vier Jahren schlummerte, erneut wachgerufen. Dieser Nationalismus ist sei: dem Waffen stillstand zu Boden gedrückt gewesen. Frankreich hat sich selbst geschadet. ' ' . Man dachte, Amerika würde eingreifen. Die ein zige Hilfe, die uns kommen könnt«, wäre von Amerika, und wir müssen Hilfe von Amerika bekommen, Amerika hat den größten Goldbestand der Welt. Amerika müßte eingreffen und die Spannung zwischen Deutschland und Frankreich .klären.' Amerika kann die Schwierigkeiten Frankreichs au» der Entfernung nicht richtig beurteilen. Was uns anbetrifft, müssen wir mit dem Zustand de» deutschen Volkes Mitleid haben und der deutschen Na tion unsere Hilfe nicht versagen. ', s vonar Law, der al« einziger Minister da» Wort ergriff, führt« u. a. au«: Tie Regierung glaube nicht, daß eS den englischen Interessen oder den Interessen der Welt zum Nutzen ge reiche, wenn sie gegenüber Frankreich eine feindliche Haltung einnähme. Tie wesentlichste Frage sei, ob ir- gendetne Intervention zweckmäßig sein würde oder nicht. Angesicht- der Feindseligkeit Frankreichs und der wahr scheinlichen Feindseligkeit Belgien- und Italiens gegen über dem Vorschlag einer Intervention des Völkerbün de» würde ein solcher Vorschlag den Ruin de« Völker bunde» bedeuten. Wetter erklärte der Premier, er könne auf der anderen Sette auch nicht der Anschauung derjenigen Kreise zustimmen. die meinten, daß bet einer Teilnahme England- an der Ruhrokkupatton Deutsch land die Bedingungen Frankreich« «»nehmen werde. Tenn die jetzige französische Politik besteh« darin, Sank, tionen zu ergreifen und unmögliche Bedingungen zu stellen. Er glaube, datz Deutschland seine jetzige Hal tung au- Verzweiflung eingenommen hab«, weil e« die Unmöglichkeit dieser Bedingungen eingesehen habe (Gro ßer Beifall bet der Opposition.) Indessen, so suhr Bg- nar Law fort, würde eine Intervention England« im gegenwärtigen Zeitpunkt von Frankreich al« «in feind seliger Akt angesehen werden. G» ist also besser, wenn man mit einer solchen Intervention wartet, bis sich eine günstige Gelegenheit bietet. Bonar Law schloß, er wolle noch einmal wiederholen, daß di« Regierung zur Schluß folgerung gelangt s«t, daß e» im Interesse der Entente liegen würde, di« englischen Truppen so lange wi!e Mög lich in Deutschland zu belassen. Vor Eintritt in die Debatte wurde vonar vaw um Abgabe einer Erklärung über di« kürzlichen Verhand lungen zwischen England und Frankreich ersucht. Er lehnt« ein« Mitteilung ab und sagt« nur: wir haben der französischen Regierung gewiss« Vorschläge gemach«, aber ihre Antwort noch nicht erhalten, und ziehen e», solange diese Antwort nicht etngettofsen ist, vor, die Angelegen heit nicht zu ervrtern. ist, während tatsächlich dort zeitweise bi- zu öü Personen untergebracht wurden. Oberbürgermeister Haven- stein, Bürgermeister Schäfer und andere befinden sich in Etn-elzellen im Rathause 0» Bvedeneh. In diese Zellen wurden früher nur gewöhnliche Verbrecher ein gesperrt und zu deren Schutz bestand schon damals! die Vorschrift, datz eine Person höchsten» 24 Stunden.in einer solchen ZeN« untergebracht werden dürfe. Jetzt sitzen diese Herren schon «ine Woche und länger immer in demselben Raum. Montag vormittag -ersuchte di« Gattin de» Bürgermeister» Eckäfer, ihren Gatten in Bre- deneh zu besuchen. Der französische General lehnt« ihre Bitte ab. e >. velglsch« Roheit. Ein belgische« GanttätSauto stieß auf der Straß» Moers—Düsseldorf mit einem Fuhrwerk zusammen, wo bei der Kutscher schwer verletzt wurde. Der sückstchtSto» weiterfahrende Kraftwagen überfuhr noch an einer Kurv mehrere deutsche Personen. Ter Führer de» Auto», -in belgischer Soldat, wurde selbst htnauSgeschleudert, ev- litt aber keine erhebliche Verletzung. ! ' die täglich«« Elsrnbahnunfäll». In Dahlhausen sind zwei Kon französischem Perso nal geführte Züge zusammengestoßen. Drei Soldaten wurden getötet, 13 schwer und eine Anzahl leicht ver» letzt. Der Sachschaden ist bedeutend. In den Bahnhof Brühl war ein französisch« Pro viantzug eingelaufen. Al» da» französisch« Personal die Maschine zurückfahren wollte, fuhr dies« auf einen französischen Personerqug aus, wodurch die Lokomotive und vier Wagen des Personenzuges stark beschädigt wur den. Durch da» Unglück wurde die Strecke Brühl—Vo m völlig gesperrt. - l i i ! I Au? der Kupferhütte in Tui-Vurg fuhr ein« Lokomo tive gegen ein eiserne» Tor. Diese» stürzt« ein und da» grub drei Arbeit« unter sich, die soforti getötet wurden^ dl, täglich,« Virbstähl, -rr -großen Natloa* Tn die Franzosen dazu übergegangen sind, nach dem unbesetzten Teutschland bestimmt« Postpaket« au» de« Zügen zu werfen und zu beschlagnahmen so in Hen nef und Oberkassel, nehmen di« Postanstalten de» besetzten Gebiete» von jetzt ab keinerlei Postpaket« nach dem unbesetzten Deutschland, nach dem Etnbruchtzgebi-et sowie dem Ausland möhr an. Sin« Halde Kompagni« flaut sich» SchreiLweschlnr» l Am Sonntag nachmittag rückte ein« halbe Kompanie vor da- Rathaus von Recklinghausen, drang Mit Gewalt in die Büroräume und raubte sechs Schreibmaschinsn Ai Werte von sechs Millionen Mark, Enttäuscht« Lied«. Französische Gendarmen drangen in da« Hauptzvkk- amt Koblenz ein und verlauten Geld untz di« Kaffen schlüssel. Dem Zollsupernumerar Wanderschetdt gelang e», b Millionen Mark zum Fenster hinau-zuwerfen urü» den Kassenschrank zuzuschlagen. Ein anderer Zolkbv- amter, der sich draußen aufhielt, fing da» Geld aus und brachte e» in Sicherheit. Tie Franzosen schlugen Mit Fäusten auf Manderscheid ein und schleppten ihn g» fesselt in da» Gefängnis. i ! ! Unglaublich -oh« viraubung. Die Franzosen haben im Hafen Matthias StinneB in der Näh« von Karnay mehrer« Schiff« beschlagnahmt und die Insassen mit Gewalt daraus vertrieben. Zum Teil haben fte da» Eigentum dar Schiffsleute in den den Kanal geworfen. > Go springen di« Franzosen mit un» um. Die Welt aber schweigt. Amerika Weitz nicht, ob sein Eingreifen auch erwünscht ist. Hie und da ein vereinzelt«, d« gegen die gallischen Mordhunde wettert, spnst seierlicha» Schweigen. Nur Amerika macht etwa» . Besonder«». Amerika filmt französische Heldentaten» »er g«fil«te St«». Als da» Poltzeipräfidtum von Essen besetzt wurde, sind die Franzosen direkt krttgß-nüßig vorgeganaen. Di» Soldaten kamen t« Sturmschritt »rr« warf«» sich mch di« Erde und stürmten wieder weit«, bi» sie da- P»A zetpräsivtum «reicht hatten. Oie defüochftnm» Wetzls daß Pia Beamten ihnen bewaffneten Widerstand leisten würden. Montag nachmittag wurd- zum allgemeine« Erstaunen d« Umwohn« de» Polizechräiidtum» diese Erstürmung noch einmal wiederholt. E» war nämNchein amerikanffcher Mlmoperateur erschienen, der um Wie« : Verholung dieser .Heldentat" gebeten hatte, die von den Franzosen bereinvuligst zugesagt wurde. Man wikd sich kn Amerika freuen, daß die Ke genoffen den KMeg endlich nach Deutschland selber «ingetrazen haben (nachdem mm, vorher du MW Anzeiger für das Erzgebirge ragirtatt ftu,,»,Enthalten- -l, amtllchttu Vekaanttnachrmgea -EG Rat»- -Ak Sta-t UN- -e» Pmta-Aklchta Pa». ftNi^p^^k'iee»