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Nr. 41 Sonnabend, äea 17. Februar 1S2S Mzeiger für Sas Erzgebirge WMW»W»WMWW»»M»WW 1». Fahrgang ftl la, ß«a «eelMich ttM »«». »iß,«,»,«, «»«« »1, oii-ne,« M MM M/^^M M MM M MM W» iw »»ite—VeM ss ,1I< 4-«att. — s«*»—« M» ßemspeech-stulchlu» Nr. » , , ..... WNff»» «ih,,»ch«»4e,»—N. Klegrammei Tageblatt ftueee»»»,»^. Enthalten- -I« amtliche« Bekanntmachung»» -«« Rata» -« Stabt aa- -e» Hmtagmsicht« chu«. Vochth^-Nmno» ft»1 GIG« M. ,ee« Wer verübt Lanäesverrat? r In der Chemnitzer Bolksistlmm« vom 10. Yevr. und dem Sächsischen Volksblatt in Zwickau vom 12 Febr. ist ein Rundschreiben eine» Berliner Ar beitgeberverbandes an di« Geschäftsführer in Schlesien veröffentlicht worden, welches dem Hauptbor- stand des Deutschen Tex'.ilarbeiterverbandes auf den Tisch geweht sein soll. Los Rundschreiben fordert die Ge schäftsführer in Schlesien aus. di« heutige politische Lage -u benutzen, um die freien Gewerkschaften zu schwächen und ist geeignet, in einer Zeit, in der die Einheitsfront -ur Durchkämpsung des schweren Existenzkampfes deS deutschen Volkes bis zum glücklichen Ende notwendiger denn je ist. Zwietracht und Mißtrauen zu säen. Es er scheint an sich unwahrscheinlich, daß derartige Aeuße» rungen von einem Arbeitgeberverband gemacht worden sein sollten. Das Rundschreiben trug außerdem von vornherein den Stempel der Fälschung an sich. Der ganze Stil ist so ungeschickt, daß, man nicht annehmen konnte, daß es von einem gebildeten Deutschen verfaßt ist. Nicht lzu verkennen ist jedoch daß es geschickt dar auf angelegt ist, 'möglichst v'el Zwietracht zu säen, da durch den freien Gewerkschaften neue Mitglieder zuzu führen und die alten Mitglieder, denen die heutigen Verhältnisse allmählich die Äugen öffnen, über die ho- !hen Beiträge 'zu beruhigen und bei der Stange zu hal ten. Sa hetzt es auch'die christlichen und Hirsch-Tunker- schen Gewerkschaften gegen die nationale Front auf- — Interessant ist der in dem Schreiben Vorkvmmende Aus druck „Velator", der im deutschen Sprachgebrauch nicht üblich ist und auf ausländische Mache htndeutet. Tie „Bereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände" in Berlin, als die berufene Vertretung der Deutschen Ar beitgeber in Deutschland hat sofort die entsprechenden Feststellungen eingeleitet und ermächtigt uns Zu folgen den Erklärungen: 1. ) Durch die linksstehende Presse geht eine voM „Vorwärts" übernommene Mitteilung über ein „Unter- neihmer-Zirkular", welches der „Deutsche Arbeitgeber verband für Industrie, Gewerbe, Handwerk, Land- und Forstwirtschaft, Handel und Verkehr" in Berlin vertrau lich am 21. Januar 1928 hergusgegeben haben und wel ches an Vie Geschäftsführer der örtlichen Arbeitgeberver bände Schlesiens gerichtet sein soll. Einen deutschen Arbeitgeberverband des oben ange führten Namens gibt es nicht. Der Inhalt des angeb lich versandten Rundschreibens entspricht nicht den in der Bereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände herrschenden Ansichten. Ttt die Veröffentlichung ganz augenscheinlich dazu dienen soll, Unruhen und Miß trauen zu erregen in einer Zeit, in welcher die Ueber-j brückung vorhandener Meinungsverschiedenheiten wehr denn je erforderlich ist, legen wir Wert auf pbtge Gest- stcllung. 2. ) Ter „Vorwärts" vom 10. Februar brachte in der Abendausgabe ein angebliche» Rundschreiben de» „Deutschen Arbeitgeberverbandes für Industrie, Ge werbe. Handwerk, Land« und Forstwirtschaft, Händel und Verkehr". Wir haben bereits mt.geteilt, daß es einen solchen Arbeitgeberverband Nicht gibt und daß die in dem wiedergegebenen Schreiben niedergelegten Ansichten und Anweisungen in direktem Gegensatz zu der Auffassung der Bereinigung der Deutschen Arbetlgeber- verbänds stehen. Inzwischen haben unsere Nachforschun gen Wetter ergeben, daß sowohl die Unterschrift des Rundschreibens als auch, der in seinem Text angegebene Name gefälscht sind. Mr stellen also fest, daß e» sich um einen großen Betrug Handelt, der offensichtlich hu dem sehr durch sichtigen Zweck veranstaltet worden ist, die jetzige Gin- heitSsront zu zerstören. Der Wortlaut de- Schreiben» mit seinen fremdsprachlichen Ausdrücken läßt die Ver mutung zu. daß es sich um ein ausländische» Mach Werk handelt. > Hierzu Haven die ist dem Schreiben genannten Her ren folgende Erklärung abgegeben r Mr nahmen Bezug auf di« von der Bereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände im „vorwörk»" und denjenigen Zeitung«», welche dessen Motiv „Die innere Unisteilung der Unternehmer" in Nr. SS (vom ä0. 2. abend») sowie in Rr. 7ö (v. 14. 2. abend«) abgedruckt haben, zugesandt« Berichtigung. Auch unsererseits stel len wir fest, haß «in „Deutscher Arbeitgeberverband für Industrie. Gewerbe, Handwerk, Land- und Forstwirt schaft, Handel und Verkehr" nicht besteht und daß unser« Namen in dem diesem angeblichen Arbeitgeberverband zur Last gelegten Rundschreiben gefälscht sind. Mr wts- sen weder von einem derartigen Schreiben noch stehen wir sonst mit der Verüfsentl'chung de» „vorwärt»" in irgendeiner Verbindung. Berlin, den IS. 2. INS. gez. Dr. v. Karger, Lr. Lrönner. Also «in« ganz grobe Fälschung ist «», auf die die sozialdemokrattsche Press« bewußt oder unbewußt her eingefallen ist. E» ist im höchsten Matz« leichtfertig, hieran» den Unternehmern Landesverrat vorzuwerfen. Dieser Borwurf fällt aus die Blätter zurück, die «s nun anscheinend einmal nicht leiden wollen, daß dal» deutsch« Volk sich zur Abwehr gegen den erbarmungslosen Feind zusammenschlietzt. Wer den Landesverrat verübt hat, wird jeder leicht entscheiden können. Jeder anständige Mensch wird sich mit Ekel von diesen Machenschaften ab wenden. l Markaufstteg unä Zrankensturz. Tas erfreulich ständige Steig«n der deutschen Mark beginnt den Pariser Finanzpolttikern nachgerade Be sorgnis zu machen. Und zwar erblicken sie darin viel weniger ein« innerpolittsche Stützungsaktion als einen Angriff gegen den Franken. Man gesteht zu, daß Deutsch land geschickt operiert habe, indem es die Operationen zur Hebung der Mark gerade in der Zeit einlettste, in der Frankreich gezwungen war, für seine Bedürfnisse im besetzten Gebiet deutsche Mark auszu'äufen. DileseS Eingeständnis sollte eigentlich davon schützen, die Festig keit der Mark der „verzweifelten Spekulation der deut schen Regierung 'zuzuschjvetberi. Um so lächerlicher wirkt es denn auch, wenn gesagt wird, daß die deutsche Re gierung durch die von chr veranlaßte Kurssteigerung den Wirtschaftskrieg gegen Frankreich mit allen Mit teln führen wolle. Umgekehrt wird ein Schuh daraus, und angesichts des frevelhaften Wirtschaftskriege», den Frankreick) an der Ruhr gegen Deutschland führt, soll man sich sticht wundern, wenn wir auf einen Schelm anderthalb setzen. In letzter Linie sollen natürlich Ml« diese Klügeleien nur dazu dienen, wieder einmal den Lösen Willen Deutschlands zu beweisen. Die Herren in Paris sind der Ansicht, daß Deutschland groß« Mengen von ausländischen Devisen vorrätig, gehabt Habs und daß demgemäß die Erklärung seiner Zahlungsunfähigkeit ein Blendwerk gewesen sei. Sie belieben dabei geflissent lich zu Übersehen, daß durch die Einstellung der Re parationszahlungen und der Sachleistungen naturgemäß eist gewisser Vorrat an Devisen sich ansammeln mußte, der nun zur Stützung der Mark verwandt werden konnte. Aber selbst dieses echt französische Taschenspiel Hilst über die Tatsache nicht wog!, daß inzwischen der französische Kranken immer weiter sinkt, und daß daran durchaus nicht nur das Steigen der deutschen Mark schuldig ist. Wenn der Franken an den ausländischen Börsenplätzen > immer niedriger bewertet wird, so ist das eben der Be weis dafür, wie man dort die französische RuhrMion mit ihren riesigen Geldbedürfnissen einschätzt. Immer wieäer ruchlose Gewalttaten Ver Nachezug nach Gelsenkirchen. Am Tage nach dem Zusammenstoß zwischen deutschen Schutzpolizisten und '.französischen Gendarmen, dem der deutsche Oberwachtmeister Hutmacher zum Opfer siel, Während die französischen Gendarmen mit leichteren .Verletzungen davonkamen. erfolgte «in Nachezug der französischen Besatzung von Recklinghausen gegen die ge samte Schutzpolizei von Gelsenkirchen. Mit Tank» und Kavalleriemassen wurden die Wachen der Schutzpolizei umstellt und die 'Mannschaften unter Mißhandlungen ab geführt. Gestern sind, wie bereit», kur- gemeldet, IS der verschleppten Schutzpolizisten nach! Gelsenkirchen zu rückgekehrt. Au» einer protokollarischen Vernehmung sefen folgende Einzelheiten mttgeteittr Mr mußten die Waffen ab legen und mit erhobenen Händen aus der Wache herauSgehen. Am Ausgang wur den wir von einem Spalter von Franzosen mit Schimpf rufen, Reitpeitschenhieben und Kolbenstüßen empfangen. Mt Hoch erhobenen Händen gingen wir unter diesen Mißhandlungen bi» Zur Ecke Kreuzstraß« durch, diese» Spalier hindurch. Dort wurde «n» aus Französisch der Befehl gegeben, die Händ« herunterzunehmen. Ta wir da» Kommando nicht verstanden, wurd« e» und mit dem Kolben übersetzt. Au dr«i«n mutzten wir antreten und durch die Kreuzstraß« und Hochstraße marschtrren, und zwar auf da» deutsch gegeben« Kommando «ine« fran zösischen Offizier» r „Parademarsch! Ihr wißt doch!" Ein anderer Offizier sagt«, „Ta» Kommando kennt Ihr deutschen Schweine doch gut!" Mt Fußtritten in» Ge- fätz und Kolbenstößen wurden wir gezwungen, zu mar- schirren. Auf beiden Flügeln und am Ende de» Zuge« gingen französische Soldaten und Offizier«, di« ihr« ge spannten Pistolen und aufgepslanzwn Bajonette auf un» richteten. Tie yrauzofen befahlen dauernd in gebroche nem Deutsch! „Parademarsch l Die Beine berch»«! Schritt halten!" La unspr, Beine narch Ansicht der Franzosen nicht hoch genug herauskamen, wurden wir ständig mit Fußtritten traktiert. Ich marschiert« al» letzter und be- > kam von hinten einen Kolbenlchlaggus den Klchf, so do- ich -usammensank und fühlte, wie mir da« Bewußtsein Ischwand. Al» die Franzosen da» Men. erhielt ich Kok- benstöhe in den Rücken , und Fußtritte in» Gesäß, die ! mich offenbar wieder aufrichten sollten. Bet diesem Zwi schenfall siel mir der Tschako vom Kopfe, und ich er* / hielt nun einen Kolbenschlag auf den Klotzen Kops, so ! daß ich von Blut überströmt«. Mühsam marschierteich unter Mißhandlungen weiter. In Recklinghausen kamen wir in da» Seminar, dessen Fenster verdrahtet wotrew Bor unserem Zimmer hing da» Schild „Gefängnis". An dem Zimmer war Strvh nur für drei Mann vorhanden. Decken fehlten vollständig. La» erst« Essen «hielte« wtr nach 36 Stunden. ES bestand au« drei Eßlöf feln Nudeln und Suppe, außerdem neun Stückchen Fletsch für alle, da- kaum genießbar war, für SS Mann IHV kleine Weißbrote. Ms Freilassung «fotzte nach dreitägiger Hash j /iuswelfunge« ohne En-e. Tie Rheinlandkommtfsion hat dis fotzenden Beam ten wegen Ntchtbefolgung ihrer Verordnungen mit so fortiger Wirkung ausgewiesen: Gümbel, Forstmeister iM Kreise Germersheim, Prteger, Assessor in Bergzabern, Meder, Direktor de» HauptzollamtS in Zweibrücken. F-s» , ner den Oberstleutnant a. D. Schopp au« Bergzetberch weil er angeblich, den Widerstand gegen die Besetzung ' organisiert haben «soll. Mit sofortiger Wirkung lind ferner ausgewiefen wegen Teilnahme an der Kundge» § bung der durchreisenden Industriellen am Sö. Jan«« der Eisenbahningenieur Glasmacher au» Koblentz, de» Kiscnbahnvorsteher Jsenwach und der Forstmeister in Kirchberg Fuchs. Tie Rhetnlandkommtsiion hat wett»» ausgewiesen den Eisenbahninspektor Sänger und dß» j Postdtrcktor Krieg au- Offenburg, lern« di« MudentM -! Müller und Behren», den Iusttzanwärter Dresio und den Archivar Hecker, alle au» Aachen. Au-gewiefrn wurden Wetter r der Bürgermeister Travers in wie »La den, der Oberregierungsrat Völker bei d« Regierung in wie»baden, der Direktor de» Versorgung«»mW* in Me»baden v. Löben, der Direktor der Vberrealschuktz ! in Wiesbaden und Führer der Wiesbaden« Demokrat»« Höfer, der Landrat de» Landkreise» Wiesbaden Schlitt. Vl» Vorgänge in Essen, Nathan» «nd Neichedank in Esst» besetzt l Seit Donnerstag durchfahren zahlreich« VamzerW» gen die Straßen der Stadt. Da» Rat hau« wurde in den frühen NachmittagSstunden umzingelt und besetzt, j Gegen 4 Uhr fuhren Panzerauto» zum TheaterplUtz« i Eine große Anzahl französischer Soldaten drang in da« i Theater ein, wo ein Doppelposten aufgestellt worden ist. Ferner wurde am selben Tag« gegen 12 Uhr mittag« die Reich-bankstell« Essen von einer Abteilung Soldaten besetzt. Eine kleine Menschenmenge fam- ! melte sich auf dem Platze vor dem,,Kaiserhof" an. Durch «ine in den Nebenstraßen berettgehaiwn« weiter« Abteilung wurde daraufhin der Platz sofort geräumt, s Obgleich die wenigen Passanten der Aufforderung zu« , Räumung sofort und ohne Widerstand nachkamen, wur den sie von den französischen Soldaten mit Fußtritten und dem Bajonett mißhandelt. Bei der BeseZnng d« Reichsbank handelt es sich um di« Besetzung de» Reich*« bankkeller». weil di« Franzosen der irrigen Meinung wa ren. daß vom Transformator in der Reichsbank der »letz' irische Strom »um Kaiserhof abgesperrt worden fei. (!) Donnerstag abend kam e» in ein« Wirtschaft in de» Turmstraße in Essen Zu einem blutige« Zusammenstoß -wischen deutschen Schutzpolizisten und französischem und belgischen Truppen. Ein« Grupp» französischer und belgischer Soldaten verlangte dort Speisen und Getränke, die ihr verweigert wurden. Li« Soldaten verschafften sich darauf die verlangten waren mtt Gewalt, vl* zwei Schupobeamw hinzukanwn, entstand eine Anaeimmde» fetzung. in deren Verlauf» di» deutsche« Beamw» d» den Franzosen mit den Revolvern gedroht wurden. Run» mehr zogen auch diese iHv» Revolver, und atz Sm ZV einer Schießer«!, wobei zwei französische und ztmi belgische Soldaten sehr erhebliche Verletzungen «Nfteu, da- sie in» Krankenhau» gebrecht werden mußten. Ban den deutschen Beamten erlitt der eine nur »in» Wh« Streisschutzverletzung. Diese» Vergehen veranlaßte den französisch-^ Kam» Mandanten, gestern mittag nicht nur die sämtlichen LuD» tiere der Schupo zu besetzen und die gesamte SchG« entwaffnen, sand«« auch unter Ausbietung metzee Panzerauto» und Revolverkammen dB Gebäude dchj sizeipräsivium» vollständig zu desetzen. Auch dßg s mtnaltsten wurden die Waffen fchttgummmmt. MW