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Montag, äen IS. Februar IS23 Nr. 42 IS. Fahrgang «er Bedarfnisse vorzubeugen. Da- ist der neu« Weg,! se- wurde frühmorgens um acht Uhr vollständig geräumt, den die deutsche Soztalpoltttk in unserer Zett der wach. Lite Schwestern und die Kinder wurden sämtlich auf die Neue Wege cker Sozialpolitik. Der alt« Gegensatz zwischen Krankenpflege und So« zialpolitik beginnt sich in einer höheren Einheit aufzu. lösen Läe Vorkämpfer der sozialen Reform traten mit dem Anspruch jhervor, die private Wohltätigkeit und die staatliche Armenpflege gleichzeitig zu ersetzen durch eine systematische Förderung der unteren Stände, die ihnen Rechte an die Allgemeinheit gewährte, weil die Allgemeinheit selbst an der Heilung der notleidenden Stände das allergrößte Interesse habe. Diese Sozial politik hat sich in Deutschland durchgesetzt, und sie hat Jahrzehnte hindurch das politische Leben der Nation be herrscht und gestaltet. Aber sie hat auch die Grenzen ihrer Wirksamkeit erreicht. Auch sie würde allmählich zu einer Interessenvertretung bestimmter Klassen, wie eS die Sozialdemokratie schon lange geworden war. Al di« Sozialdemokratie nach der Revolution die Leitung de» Giaates übernahm, brachte sie die Ziele der sozialen Reform zur Verwirklichung, so wett es die finanzielle Lage des verarmten deutschen Volkes zuließ. LaS Er gebnis war eine einseitige Arbeitnehinerpolttik oder gar die Errichtung einer Klassenherrschaft dos Ar beiterstandes, in deren Menst man die gesamte staatliche Sozialpolitik zu stellen versuchte. Inzwischen waren aber die Arbeiter keineswegs mehr die wirtschaftlich Schwä cheren. Sie waren vielmehr mindestens in politischer Hinsicht, vielfach aber auch bereits auf wirtschaftlichem Gebiet die Stärkeren, die Herrschenden geworden. Dar aus ergab sich notwendig ein Mißbrauch der sozialen SiaatSfürsorge zugunsten einer den Staat beherrschen den Klasse, während andere S'.ände, deren Not inzwischen viel größer geworden war und viel mehr der Staatshilfe bedürfte. z. B. die Rentner, die Angehörigen der freien Berufe, die geistigen Arbeiter Stiefkinder dieser staat lichen Sozialpolitik wurden. Auch wenn man von einer finanziellen Ohnmacht des heutigen Staates ganz absteht, die ja auch dem Mttz^ brauch der Sozialpolitik im Dienst der Klassenpolttik gewisse Grenzen zog, muß scstgestellt werden, daß die ganze sozialpolitische Methode ganz auf die Interessen der Arbeitnehmer zugeschnitten ist und daher den Be dürfnissen der Angehörigen anderer, durch hie neueste wirtschaftliche Entwicklung notleidend und hilssbedürf'.ig gewordener Stände garnicht gerecht werden kann. Die staatliche Sozialpolitik in ihrer heutigen Gestalt will nicht so sehr da» Individuum um seiner selbst willen, als vielmehr in seiner Eigenschaft als Glied einer so zialen Klasse, als Teil des Ganzen fördern und heben. Aber diese Methode versagt notwendig, wenn sie vor Aufgaben gestellt wird, wo es zu individualisieren gilt, ivv dem Einzelnen, nicht der Klasse geholfen werden muß. Rmtnerfürsorge heißt nicht die Rentnerklasse heben, denn das wäre ja schließlich nur auf Kosten der Arbeit möglich, sondern den durch die wirtschaftliche Entwick lung ihrer Unterhaltsmtttel beraubten Rentnern helfen. Die Not der geistigen Arbeiter, der Schriftsteller, Künst ler, Privatlehrer, Gelehrten usw. ist erst recht eine höchst individuelle, die jeder klassenkämpserischen DtaatSfür- sorge spottet. Me frühere Armenpflege und Vrivatwohl- fahrtStätigkeit war individuell, denn sie suchte den not leidenden Einzelnen nach seinen besonderen Bedürfnis sen zu fördern. Aber sie ist durch da» Beschämende, Er niedrigende. da- mit ihrer Tätigkeit verbunden war, in Verruf gekommen. Sie ist zum Unterstützung sträger für die herabgesunken, denen eigentlich nicht mehr zu helfen ist. Man kann nicht mehr zu ihr zurückkehren. Aber man kann die Methode der individuellen Hilfe, der Be handlung de» Einzelfalls der moderne»! Sozialpolitik einverleiben. Dir. Weber schlägt in der ..Sozialen Pra- xi»^ eine Reform der Armenpflege durch Erweiterung zu einer planmäßigen Bekäinpfung der Armut vor. Hier zu scheint aber ein« völlige Verschmelzung von Sozial politik und Armenpflege notwendig zu sein. E» gilts, die Sozialpolitik so auszugestalten, daß sre eine vor beugende Tätigkeit der Allgemeinheit gegen die Ver armung ganzer Volksschichten wie einzelner StaatSbür, ger ermöglicht. Sin veifhk-l soll erläutern, wie da- gedacht ist: Die Angehörigen der meisten freien Berufe leiden heut« unter einem zu geringen Einkommen, wodurch sie gegenüber Handel und Industrie in- Hintertreffen ge kommen sind. Beamte und auch in gewissem Umfange die Arbetter haben vor ihnen wieder die staatlich orga nisierte «»«»Versorgung Vorau». Man kann sie den freien Berufstätigen heute nicht schassen. Aber man kany diesen Gesicht-Punkt bei der Verteilung der Steuer lasten berücksichtigen. Man kann »inen Teil ihre» Ein kommen» freilassen, um ihnen di« Schaffung einer Al- ter-rückla-e zu «leichtern. Sozialpolitisch in diesem Sinne ist Erziehung zur Selbsthilfe und Erleichterung d« Selbsthilfe, mit dem Ziele, der Not und Verarmung durch verückftchtigung individuell« od« gruvvonmäti- senden Verelendung, die den Umerschied zwischen den Ständen und Klassen vielfach verwischt und die Zahl der Notleidenden ins Ungemessene vermährt hat. beschreiten muß, um ihren sozialen, d. h. der VolkSgesamtheit die- nenden Aufgaben wirklich gerecht zu werden. Tr. Nansen. Revanche. Vas Programm. „... Unsere Aufgabe wird konstant bleiben. Wir müssen Deutschland de» Ruhrgebiet«» wirklich berauben und da» Ruhrgebiet muß zugunsten der Reparationen unter unserem Regime stehen . . (Pertinax im „Echo de Paris" vom 10. Febr. 1923.) Gefängnis für -io Oberbürgermeister. Das Kriegsgericht in Sssen-Bredeneh hat den Ober bürgermeister Havenstein aus Oberhausen zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Ter Direktor der Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerke Butzmann ist in einem zweiten Verfahren zu 6 Millionen Mark Geldstrafe verurteilt worden. In einem dritten Ver fahren ist der stellvertretende Oberbürgermeister von Es sen .Dr. Schäfer zu zwei Jahren Gefängnis und zu 5 Millionen Mark Geldstrafe verurteilt wor den. In dem Verfahren gegen Havenstein waren ur sprünglich 10 Jahre Zuchthaus beantragt und nur de», halb nicht die Todesstrafe (!), weil keinerlei Unglücks fälle vorgekommen seien. Oberbürgermeister Havenstein führte als ihm ein letztes Wort gestattet worden war, unter anderem fol gendes aus: Ich stehe vor Ihnen als ein aufrechter Mann und bin frei von jeder Schuld Ich bin Mr be wußt, nur meiner Pflicht und Schuldigkeit getreu ge handelt zu haben, getreu dem Lande, da» mich geboren, getreu der Stadt, die mich berufen hat und treu gegen meine rechtmäßige Regierung, die über mir steht. Des halb ist die Anklage gegen mich haltlos. Sie entbehrt jeder rechtmäßigen und gesetzmäßigen Grundlage. Tie Gesetze achten und schützen Vie Ehre des Menschen, sie schützen die Pflichttreue und Vaterlandsliebe. Es gibt kein Gesetz in der ganzen Welt, da» jemand zwingen kann zu handeln gegen da» Wohl deS eigenen Landes und gegen das Wohl der eigenen Volksgenossen ES gibt kein Gesetz, das einem Manne zumutet, zum Ver räter am eigenen Vaterland zu werden. S8S. Im ganzen sind bi« jetzt an, dem altbesetzten Gebiet S8S Personen ««»gewiesen worden. Mes Aollperfonal soll ausgewtrfen «erüen. Die Interalliierte Oberkommtssion hat den Beschluß ge faßt, sofort sämtliche Jollbureau» des gesamten besetzten De von interalliierter. Beamten und Militär besehen zu lassen. Nach hier vorliegenden Meldungen soll das gesamt« deutsch« Zollpersonal entlassen und durch alliierte Angestellte ersetzt werden. Gleichzeitig will man durch besonders günstige An gebote deutsches Personal wieder anwerben, das unter fran zösisch-belgischen Vorgesetzten in Dienst treten soll. Barbaren. Zu der Ausweisung des Beigeordneten der Stadt Trier, Dr. Versiegel, wird uns noch gemeldet, daß die Ausweisung «ine besondere Härte ist, da Dr. Beistegel ein geborener Trierer und seine Familie durch Generationen hindurch dort ansässig ist. Die Franzosen erlaubten dem Pusgewiesenen nicht, noch von seinen achtzigjährigen Eltern Abschied zu nehmen und untersagten ihm, an der Beerdigung seines in diesen Tagen verstorbenen Bruders tetlzunrhmrn. . Vic Versklavung von Gelsenkirchen. Der kommandierende General der 47. Division teilt durch Straßenanschlag mit, daß die Besetzung der Stadt erfolgt fei, weil Gelsenkirchen wegen de» Uebersall» auf di« beiden französischen Dendarmerieosjtzier« mit einer Geldbuße von 100 Millionen Mark belegt worden ist. Die Stadt bleib« solange besetzt, bi« da» Geld bezahlt sei. Bi» .dahin treten scharf« Bestimmungen in Kraft. Kino» unö andere öffentliche Lokale bleiben geschlossen, all« Lustbarkeiten sind verboten, d« Straßenverkehr von 7 Uhr abend» »1» 7 Uhr morgen» ist verboten. w»tt«e scharfe Maßnahmen behält sich der kommandierende Ge neral vor. Di« Franzosen haben di» Post, di« Eisen bahn und da» Finanzamt besetzt. gestände. Die Franzosen beschlagnahmten lm vahnhof-hotsl in Gelsenkirchen all« Koffer, in dem« sich angeblich vier zig Millionen Mark befanden. Wie brutal die Franzose« Vorgehen, beweisen di« Vorgänge tm Waisenhaus«, ivw- /luer Tageblatt WWZ /inzeiger für Sas Erzgebirge WM zemfpkich»stnschlaß u». ss . ... - , , E . — . . . NS!»»«» »-»«u. «ageRatt ftuee»,e»»«»«. Enthalten- -I- amtlich»« Vekanntmachonge« -»» Nair» -er Sta-t ua- -es fimt-gerlcht- stu». p»M«.g»at», ftmt 1»«»«» a». lee» Straße gejagt, viele davon barfuß und nur notdürftig bekleidet. Die armen weinenden und frierenden Kin der stehen im futzttefen Schnee herum? so weit möglich, werden sie von mitleidigen Bewohnern in ihre Wohnun gen mitgenommen. Di« Lage ist derartig gespannt, daß man mit Zusammenstößen rechnet, um so mehr, al» die Schutzpolizei von Gelsenkirchen in der Kasprne einge schlossen ist und sich dort verbarrikadiert hat, um d« Entwaffnung zu entgehen. . Di« Polen in Gelsenkirchen auf feiten d« Deutsche«. Die Gelsenkirchen« Stadtverordnetenfraktion der Polen hat, um jeden Zweifel an ihr« politischen Haltung zu den Vorgängen in Gelsenkirchen zu begegnen, folgen« des Schreiben an den Oberbürgermeister gerichtet: Di polnische Stadtverordnetenfraktion und dis polnischen Bürg« der Stadt erheben schärfsten Protest gegen die Besetzung der Stadt und die Verhaftung de» Ober bürgermeisters und der übrigen Herren. Sie treten für ihre sofortige Freilassung ein Und versprechen, mit den Deutschen ein» zu sein. > Ein Arbeiter erschossen. Sonnabend morgen erschien auf der Zech« Bring» regen! in Bochum ein Kommando von S Franzosen.um Holz auszuladen. Die Belegschaft verweigerte di« Ad- fahrt und schloß da» Tor. Die Franzosen gingen fort, kehrsen aber bald mit Verstärkungen wieder Da« Zechen tor wurde durch Maschinenqewehrfeuer zerstört. T»«t Kugeln trafen einen löjährigen Arbeiter^ dee bald dav« auf starb. Ein anderer Arbetter wurde verletzt. V« Belegschaft ist Sonnabend mittag nicht angefahren. Zusammenstöße in Essen. In Essen kam e« zu einem Wsammenststz »Wisches einem Schutzpoltzeibeamten und zwei französischen Offi zieren. Al» einer der französischen Ofjizrere den SHutz- polizetbeamten mit der Reitpeitsche in» Gesicht schlug, zog der Beamte seinen Revotver und feuerre einen Schütz auf den Offizier ab, wodurch dieser schwer verwundet wurde. Wie verlautet, sand ein weiterer Zwischenfall zwischen einem Schutzpolizeibeamten und vier franzö sischen Soldaten statt. Die Franzosen wollten den Tchutz- pollzeibeamien von der elektrischen Straßenbahn her unterziehen und entwaffnen. Ter Beamte setzte sich aber zur Wehr und feuerte einen Schuß ab. ovrawk sjch di» Franzosen zurückzogen. Französischer Esprit. Bei den Vorfällen am 25. und 2S. Januar waren von den die Straße säubernden Truppen zwei katholisch» Geistliche mit Säbeln verletzt worden. Darauf hat der Bischof.von Trier in einem Schreiben bei dem Bezirk»« delegierten Beschwerde erhoben, die folgendermaßen von diesem beantwortet wurde: .Lhr Schretben ist mir «in wertvolle- Dokument für die wahrhaft vornehm« Mäßi gung. mit der meine Elitetruppen bei den letzten Vor fällen vorgegangen sind." Man muß sich nur einmal recht überlegen, weichst infame Niedertracht in diesen Worten liegt! G» scheint zugleich, daß die Franzosen daran verzweifeln,,al» An gehörige der katholischen Kirche bei den gleich falls katholischen Rheinländern Sympathien erwarten zu wollen. . I Mich von --n G-lgi»m Wie den Blättern von zuständiger Seite mitgeteilt wird, ist Jülich von belgischen Truppen besetzt worden. »er Rhein--,rne-Kanal verstopft. Den Franzosen war e» gelungen, den Schleusend« trieb de» Rhein-Herne-Kanal» zu übernehmen. In der Stacht zum Sonnabend sank an dem wichtigsten Verkehrt punkt Köln ein großer Lastrahn. Auch am Stinnethastm sank ein Kohlenschtsf, so daß der ganz- vetried V-- Rhein-Herne-Kanal» eingestellt werben mußt«. Wie Fachleute berichten, werden VW Arbeiten zur B-settjgung der Verkehrshindernisse wenigsten» drei «och« daa-M. slbbau --r Iranzosnr in Gss-abn--. Di« Lag« im besetzten badisch«, Geöi-t hat PH wesentlich geändert. Nachdem schon in d«n letzten Ta gen die französischen Truppen au» einer ganzen Reche ländlicher Orte zutzüRg,eoge« worden waren, ist gestern auch in Oss-ndm- selbst an verschiedenen Sttllm di« Zurücknahme der Wachen-rfol-f. vett gestm» mittag kann man beobachten, daß die noch verdliebemn Wachen ohne Gew-Hrposten st-sten, während sie HW» mü ausgHslanztem Bajonett Hw« Dwnst verfahck. Man will anscheinend di» Beamten and Arbeit« M dw «tede-auftnchm- de» Berwhe», die von ß« WB« zofen anE-strck wickck«»B «HhM. - .. .. geeednlttenen dnung «Inge- itürper. >e 24 i. 8». lung ormlttüg eintrtti frei. DD »r ,e Sensation!! an". In 6 Episoden ie Polo. e SM". nsalionsfilme! ier-Groszsilm: ,is". dee von John .ivian Gibson, dwig Körner. Uhr. Hger Uatt. IstNN. n besten» vertraut, mgsarbesten bew., Stellung. innen )N Stärkwüsch« W, MM immer !en gesucht, l. Wohn- und i. T. 602" im iin sucht sofort nrner, gegen gute !ederhandlung, en. 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