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Auer Tageblatt : 03.11.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-11-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735688886-192211033
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735688886-19221103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735688886-19221103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auer Tageblatt
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-11
- Tag 1922-11-03
-
Monat
1922-11
-
Jahr
1922
- Titel
- Auer Tageblatt : 03.11.1922
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Rr. ik-7 »us« Tagevtatk und «nze»-»r sUr da» G»w»d»r-». yrstta-, d« I. Rovstzcht» Wß» >ol» Vermischtes. Ermordet und auf die Schienen gelegt. Wegen Ermordung seiner Geliebten, der ledigen Dienstmngd Marta Nödig aus Nerchau, die bei einen» Gutsbesitzer. in Neichen bedienstet »var, hatte sich der 1V Jahre alte Dtenslknecht Bruno Alfred Hom- niel aus Mutzschen vor dem Leipziger Schwurgericht zu verant worten. Er »var beschuldigt, die Nödig erdrosselt und den Körper aus die Schienen der Tevsener Kleinbahn gelegt zu haben, wo er überfahren wurde. Der Angeklagte »var in vollem Umfang geständig. Die Geschworenen verurteilten den Mörder zum Neuschnee in den Bergen. In allen Teilen der deutschen Mittelgebirge schneit eS fast ununterbrochen. Von» Oberharz melden Brocken, Bad Harzburg, Schierke, Elend, Braunlage, St. AndrcaSbcrg bet — 2—8 Grad Frost Nordwestwind, Schneefall, schöne Svortgelcgenheit und herrliche Winterland» schäft. Aus dem Thüringer! Walde berichten Oberhof, Ilmenau Don Staät uuä Laaä. «ue, s. November ISS». All» wand»rg»»verb«tr»ibend«n, insbesondere die Hausierer, werden darauf aufmerksam gemacht, daß eS sich empfiehlt, den Wandergewerbeschetn für das neue Jahr alsbald zu bestellen, wenn die Antragsteller vor Beginn des neuen JahreS noch in den Besitz des Wandergcwerbeschetnes gelangen wollen. Er folgt die Antragstellung erst Ende des Jahres, dann kann mit einer rechtzeitigen Ausstellung des Scheines nicht gerechnet werden, weil sich zu dieser Zett die Anträge häufen. Iba vaa Mark Belohnung! Bet dem am 2b. Oktober abends auf das Postamt tn Heegermühle verübten Raubüberfall, von dem wir bereits meldeten, sind über eine Million bare» Geld und mehrere Millionen Wertzeichen (hauptsächlich Einkommen- stvltermarkeiH entwendet worden. Für Ermittelung der Täter und Wlederherbeischassung der Werte ist eine Belohnung von 150 000 Mak ausgesetzt worden. Verdächtige Wahrnehmungen sind der Polizei mttzuietlen. Die neuesten Papierpreise. Holzfreie Papiere sind über Nacht erneut um bb Prozent erhöht worden. Der» billigst»' holz freie Kanzlöibogcn kostet setzt im Einkauf b Mark l DaS Schul schreibheft wird künftig nicht mehr unter bO Mark zu haben sein, während eii» Halbwegs aastäiidiger Briefbogen mit Umschlag im Kleinverknus fortab mindestens 1ü Mark kosten wird. 81U facher Zeitungü-DruikpapierpreiS. Halbamtlich wird mitgetellt: Nach. Berhundiungrn über den Druckpapierpreiü für November erklärte der Vertreter des Neichöwirschaslominnte- riums einen Preis von 102 Mark für das Kilo für angemessen. Somit hat der Papterpreiü das 810 fache des Friedenspreises erreicht. Nochmal»: keine Schlagsahne in Konditoreien. In der Zett der fetzigen Mtlchnot und Milchteuevung wirkt eS in» höch sten Grade erbitternd, wenn in Konditoreien und sonstigen öffentlichen Wirtschaften Schlagsahne bereitet oder sonst Sahne verabfolgt wird. Es ist übrigens seit April 1021 wieder ein ausdrückliches Verbot in Kraft, Vollmilch und Sahne tn Kon- ditoreien, Bäckereien, Gast- »v,d Schankwirtschaften zu verab reichen. Kostenlose Erneuerung des KonfirmandenzlnmwrS der Friedenskirche erfolgte durch die Malerabteilnng der Gewerbe schule unter Leitung ihres Lehrers Kunstmaler Hämmerling und Dir. Bang, Die Farbe stiftete Malermeister Freitag. Der Zwömtz-Auerthal-Gangerbund hielt nm Reformations fest seine zweite diesjährige Bundesauöschußsitzung im Brauerei restaurant ab. Sie »var von den Bundecivereinen sehr zahlreich besucht. Für 1023 ist eine Bundesfestlichkeit in Jühnsdorf geplant,' deren Ausführung in der nächsten Frühjahrösitzung noch näher beraten werden wird. Der Bundesschriftführer, Herr Louis Möckel in Aue, welcher sein Amt 2b Jahre treu ver waltet hat, wurde zum Ehren-VundeSschciftführer ernannt und außerdem erhielt er das silberne Ehrenabzeichen unte Dankes- warten und Beglückwünschungen ausgehändigt. Diebstähle. Zu unserer gestrigen Notiz, den Diebstahl im Laden der Geschäftsinhaberin Heinz betreffend, bemerken »vir, das» der Wert der gestohlenen Sachen nicht nur 60 000 Marl sondern weit mehr beträgt. > von Sen Aurr rlchWelbtlvnen. In den Larolatheater-Lichtspielen wird seit gestern der neueste Lya-Mara-Film der Zelntk-Mara-Gescllschaft „D i e Erniedrigten und Beleidigten" gezeigt. Nach der gleichnamigen ergreifenden Kindertragödie von Dostojewski ist unter diesem Titel Glück und Leid der kleinen Nelly mit sicherem Verständnis für Filmwirksamkett bearbeitet worden. In der Hauptrolle hat die graziös und zierliche Lya Mara reichliche Gelegenheit, durch ihre sensible Darstellungskunst sowohl rüh renden Kinderschmerz, wie schelmische»» Jugendübermut unv erstes LiebeSempfinden fesselnd zu gestalten. De beliebte Erich Kaiser-Tietz, der berühmte Charakterdarsteller Ralph Arthur Roberts, Albert Patry u. a. m. vervollständigen, daö große En- semble. Als zweites Film folgt der erste Teil deS großen Itnli- enischen Abenteurer- und SensationSschlngerS von Internatio nalem Gepräge „DaS gelbe Dreieck'. Italien, Spanien, Frankreich und England sind mit Original-Aufwahmen die Schauplätze atcmraubender Ereignisse. aus drei Si nähme von . . störte Nachtruhe wiederherzustellen. Bautzen. Ein Schl. oß durch Unvorsichtigkeit n i e d e r g e b r an n t. In Gröditz bet Weidenberg In Sach sen brannte beute früh das der Frau General v. Kraus» ge hörige, ans dem 12. Jahrhundert stammende, umfangreiche Schloß völlig nieder. Bei den Nettungsacbeiten wurde ein unger Mann verschüttet, der verbräunte. Die Entstehung des Inglücks ist auf Unvorsichtigkeit beim Umgehen mit einer elek trischen Plätte zurückzuführen. Gera. Jugend von heute. Hier sind der Sohn eines Pfarrers und der Sohn eines Fabrikanten durchaebranm, nachdem sie sich auf Ko st en tbrer Eltern aufs ele ganteste neu eingekletdet und aus den elterlichen Wohnungen alle» an Wertsachen mitgenommen hatten, waü ihnen erreichbar war. Einer der Flüchtigen soll die Eltern auf diese Weise um etwa 600 000 Mark geschädigt haben. Gl» werd» dies« vor französischen Richtern führen lassen. La indessen dem Reichsgericht eine entsprechende amtliche Mittei lung nicht zugegangen ist, muh diese» in der Abwicklung de« -Programm» fortsahrvn. So soll am 17. November gegen den Landsturmmann Grüner verhandelt werden, der de» Rückfalls diebstahl» und der schweren Plünderung tn Eharlerot beschul- dtgt ist. Spende» für de» am Rathenaumord beteiligten Dechow. Die Inhaberin eines Ladengeschäfts tn Charlottenberg war so tief gesunken, daß sie eine Liste zu Spenden für den wegen Bet- Me zum Rathenaumord zu 15 Jahren Zuchthaus Verurteilten Techow auslegte. Für die Verwirrung aller sittlichen Begriffe ist e» kennzeichnend, daß Geldspenden auf d ese Liste gemacht worden sind. Gegen die Ladentnhabertn ist ein Verfahren wegen Vergehen» gegen Ziffer P de» 8 7 de» Gesetze» zum Schutze der Republik eröffnet, die Zeichnung-ltste und da» ge sammelte Geld ist beschlagnahmt worbe»». Dt« Schweizer Wahlen. Die schweizerischen Nationalrat»- Wahlen haben keine gro,f»e Veränderung gebracht. Die Sozialisten haben ihre»» Besitzstand gewahrt. Die zum ersten Male als selbständige Partei auslretenden Kommunisten errangen nur. zwei Mandate. Bon bei» neuen neun Mandaten sielen fünf der Bauernvartet und drei den Katholisch- Konservativen zu. SngltschHranzvsische Einigung. Der franzbsisch.engltsche Meinungsaustausch über die Orientangelegenheit hat, soweit bis jetzt bekannt ist, bisher etwa folgendes Ergebnis gezeitigt: Frankreich und England sind einig in den» Wille», auf Erfüllung der WaffenstiNstandöbedinguugen von Mudauia zu bestehen und jedem türkischen Versuch einer Ueberschceiinng entgegenzutreten. DaS gilt besonders für die angebliche Absicht der Kemnllsten, in Ostthrazien die Bevölkerung zu den Fahnen zu berufen. Frankreich und England werden die Negierung von Angora davon tn Kenntnis setzen, das; ein solches Vorhaben dem Wafsen- stillstandSprogramm widerspricht. Die beiden verbündeten Mächte sind entschlossen, aus der Abhaltung der Konferenz tn Lausanne zu bestehen. GemeinderatSwahlen in England. Ain 1. November fan- den in ganz England und Wales die GemeinderatSwahlen statt, deren Ergebnis, wie die Blätter hervorheben, angesichts der unmittelbar bevorstehenden Neuwahlen von besonderem Jnteresse ip. Die bisherigen Wahlergebnisse zeigen eine sehr schwere Niederlage der Arbeitrrkandidaten nnd einen Erfolg der Konser vativen. Den „Times" zufolge haben nach den bisher bekam»» gewordenen Wahlergebnissen in der Provinz die Konservative»» 101 Sitze gewonnen und 12 verloren, die Liberalen 33 gewon nen und 11 verloren, die Arbeiter 5 gewonnen nnd 168 ve» loren und die unabhängige», Liberalen 37 gewonnen und 0 verloren. Mussolinis Deutschscindlichkeit. Mussolini hat das Ab schiedsgesuch des deutschfreundlichen Botschafters in Berlin, Frassati, sofort genehmigt, während er den Botschafter in Paris, Grafen Sforza, dem Erfinder der berüchtigten Sforza- Linie in Oberschlesien in einen» höchst ungnädigen Telegramm sein Mißvergnügen über dessen Abschiedsgesuch zu erkennen ge geben hat. Diese verschiedene Behandlung spricht Bände. Allerdings läßt auch die Art der Behandlung, die Mussolini dem Grafen Sforza hat nngedeihen lassen, außer Zweifel, daß dem neuen Herrn Italiens der Erfolg allzusehr in den Kopf gestiegen Ist. Di« Absetzung de» Sultan». Die Negierung von Angora bat auf Beschluß ihrer Nationalversammlung die Absetzung deö Sultans proklamiert und einen Generalgonvernenr nach Kon stantinopel entsandt. Bekanntlich hatte der Sultan bereits nach den ersten großen Erfolgen Kemal Pascha» seine Bereitwilligkeit erklärt, auf den Thron zu verzichten, wenn dadurch der großen Sache der Türket ein Vorteil geschehe. Angesichts der Schwie rigkeiten, die Kenia! Pascha ans den widerstrebenden Interessen der Westmächte vorauösieht, «hat er es offenbar für nützlich ge halten, dem Nebeneinander der Regierungen von Konstantinopel und Angora ein Ende zu bereiten. Mnn wird gut tun, die aus englischer Quelle kommenden Nachrichten mit Vorsicht zu ge nießen, die von der bevorstehenden Proklamierung einer iür« Äschen Republik sprechen. Mit der Möglichkeit einer durchgrei fenden Verfassungsänderung ist natürlich zu rechnen, aber die Männer, die zur Zeit die türkische Politik bestimmen, sind viel zu kluge Beurteiler der moralischen Bedeutung des Knlifaiö, als daß sie den MohnmmednniSninS dieser Spitze berauben wür den, in der er politisch wie religiös sein Höchstes sieht. ««ick«, »tnaemetnduna, In der am M«Uas ftckt- gefui!den-n Sitzung de, Stadtv.rordnAnrolligiun^Äi d,: Vertrag über di« Einverleibung tze» Vororte» Schedewitz in Zwickau mit allen «gen 10 Stimmen der Deutschnationalen und der Deutschen Volkspartet angenommen. «lingenberg - Colmnitz. Eröffnung der neu en Bahnlinie. Am 1. November wurde die zweite Teilstrecke der schmalspurigen Nebenbahnltnte Klst»genberg-Colmnttz— OberdittmannSdorf zwischen Naundorf bet Freiberg und Nieder schöna dem öffentlichen Personen-, Gepäck-, Erpreßgut- und Güterverkehr übergeben. Die neuen Stationen sind Naundorf bet -Freiberg (Htp.) und Falkenberg t. Sa. Gränna. EtnKletderzerstürer. Auf dem ver flossenen Jahrmarkt ist hier ein Kleiderattentäter aufaetr'.ten, der nach den bisherigen Anzeigen bei der Polizei tn 7 Fällen Mädchen di« Klelder teils zerschnitten, teil« mit Karbollneum oder einer anderen ölige»» Flüssigkeit bespritzt hat. Die Sachen sind bi» ans die Unterwäsche durchgebrannt und durch zahlreiche Schnitte so beschädigt, daß sie schwer wieder hergestellt werden können.' Man hat noch keine Spur von dem Verbrecher. Auf seine Ermittelung ist eine Belohnung von 1000 Mark au-gesetzt. Rochlitz. oÜiährtgeS.Juviläum de» Krieger- verein». Der hiesige Krtegervereiu, der über LOO Mitglieder zählt, beging an» 28. und 20. Oktober die Feier seine» 50- jährigen Bestehe»»». Dainlt »var verbunden dieWcihe eine» Ehrenmales auf dem Friedhöfe für die im Weltkrieg ge fallenen und gestorbenen 18 Kameraden de» Verein». Leipzig. Eine Botenfrau um 70000 Mark beraubt. Am Mtötwvch wurde auf eine Botenfrau der Firma Schüret und Sohn em Ueberfall^>crübt. Die Botenfrau war gerade im Begriffe, den Torweg dk Grundstück» zu passie ren, der nach der Gerberstrabe htndurchgeht, al» au» einer dunk len Nische zwei Männer aus sie zustürztcn, sie am Halse würg ten und über den Kopf schlugen. Die Frau brach ohnmächtig zusammen. Die beiden Unbekannten raubten ihr die Geldtasche mit einem Inhalt von ungefähr 70 000 Mark. Dresden. Wüste Schlägerei und Verhaf tungen. Aus einen» Tauzfaale in DreSden-N. entwickelte sich am letzten Tanzabend eine Schlägerei unter jugendlichen Per- fonen, die sich auf die Straß« ortsetzle. Den vielen Nausv. den gegenüber wann die anwe enden Pvlizeibcamten machtlos, eS »nachte sich die Heranziehung von »vetteren Polizeiaufgeboten ächerheitSÜezirken erforderlich, denen cs nach Fest fünf Lnuptskandaleuren gelang, die e. «.ich ge ruhe wiederherzustellen. Orißinal-Ramun »>v>» M. Herzberg, ^marllrsn »Y20 1.1», liue. äl. Glucke, Oresäv» H. »sa. giiiichdrucr v«.doiN!.- Wetdner fühlte das Ueberzeugende ihrer Einwürfe und es ergriff ihn wie ein Schwindel. Feurige»» Nädern gleich kreiste»» die Gedanke»» und Vorstellungen in fei nem glühenden Hirn. Luises Behauptung traf zu, da war nicht abzuleugnenl Daß der Baron ein großer grauenltebhaber gewesen, war ihm auch bekannt. Aber Llatre, Claire! Gr kouute und wollte sein herrliches Ideal nicht in de»» Staub getreten, wvtlte die holden Gltickesblttten seines GpätsrühUngS nicht vernichtet und vntbtüttert sehen. Mit aller Macht kämpfte er dagegen ans aber der dumpfe Druck ii» seiner Brust wich nicht; und das heiße Weh, das sei»» Herz zerriß, nahm zu und stieg ihn» bis an de»» Hals. Tie Kehle Wurde ihn» trocken nnd wie zugeschnttrt, so datz er nur mit Müh« zu rede»» vermochte i „Wo wohnt dieser Mensch, Luise? Ich .muß zu ihm; ich muß Beweise haben, bevor ich deinen Man,» zur Rechenschaft ziehen kann." „Ich Venne sein« Adresse nicht, Waldemar." „So werde ich sie selbst mir verschaffen l" Gr stand aus, um zu gehen. Jede» Glied schmerzte ihn, nnd wie Bist hing o« an seinen Füßen. Mit ge waltiger Snvrgt« aber schüttelte er die Last ab, ließ fttnen Chauffeur benachrichtigen und war, in wenigen Minuten zur Fahrt bereit. „Nimm mich mit, WaldH I" bat seine Schwester. „Nein, du würdest mir nur hinderlich sein. Weitz man zu Hau», wo du bist?" „Nein- Niemand hat, autzer den Leuten vielleicht, meine Flucht bemerkt. Götz war schon fort und — und sie von ihrem Morgenfpaziergang noch nicht zurückge- kehrt. In meiner ratlosen Verzweislung nach Empfang des schrecklichen Brieses habe ich mich, mit. fliegender Hast er,gekleidet, bin htnauSgelaufcn, in die erste Droschke gesprungen und zu dir gefahren, bet dir Hilfe zu suchen." „Sie soll dir werden, verlaß dich darauf l" erwiderte er ernst. ,,G» ist gut, datz man dich: hier vermutet, so kannst Hu meine Rückkehr ruhig abwarten." „Ich soll hier bleiben, untätig die ganze lange Zeit verharre»» mit dieser Pein, dieser Ungewißheit in dev Seele?" rief sie händeringend. „Das kann ich nicht, Wald»), da« ertrage ich nichtI" „Und doch mußt dl» es!" sagte er entschiede»:. „Du mußt dich beherrschen, Luise; ich — ich mutz er auch. Hier weiß ich dich in Sicherheit vor dir selbst. .Zlihrest du ohne mich Hein», so könnte deine unbesonnene Hef tigkeit alle» verderben. Du bleibst, du verspr chst e» mir?" Sie nickte stöhnend. Fünf Minuten danach sah sie ihn in rasenden» Tempo davonsahren. g. Als Claire an dem Morgen nach der Flucht Luise« tn da« Eßzimmer trat, sand sie den Frtihstlickstifch noch unberührt vor. In der Nietnung, daß Frau von Grö- utugeu, wie de» öftere»» schon, noch schlafe, oder tn ihrem Schlafzimmer bet der Toilette sei, frühstückte sie auch heute allein. Als e» aber immer später wurde, ohne daß dieselbe grschie», wurde sie doch besorgt und ging hinaus, Zch zu erki^idtgen, ob sie doch utcht etwa un päßlich fei und ihrer Dienste bedürfe. Dio Tür zu Frau von Gröningen» Ankleidezimmer staub offen und die Jungfer hantierte allein darin. „Schläft Frau von Gröningen noch?" fragte Claire. „Nein. Gnädig» Frau sind ausgegangen!" „Ausgegangen?" wiederholt« Claire erstaunt „Go früh?" ,La. Rur eben über den Morgenrock den langen Mantel geworfen, und fort war sie." „Hat Frau von Gröningen kein« Verfügung hinter lassen?" forschte Claire befremdet. „Nein. Sie hat auch keinem gesagt, wohin sie gehl." So auf sich angewiesen, benutzte Claire den unver hofft freien Vormittag zu einer gründlichen Gesangs übung, die sie schon lange beabsichtigt hatte, und bet ihrer L»eblingsbeschäfttgung verflossen ihr die Stunden so unbemerkt rasch, datz die Zett de» Lunch im Flug« herbeikam. Frau von Gröningen war noch immer nicht zurückgekehrt, und Claire wurde nun ernstlich besorgt und unruhig. Mu» diesem Zustande heraus zu kommen, da ste ja doch nicht» weiter tun konnte, begav Hie sich noch dein Ässen in» Btbliothekztmmer, um di« ängst liche»» Gedanken durch Leser» zu zerstreuen. Im Bann" eines interessanten Buches gelang ihr die» auch bald so vollständig, datz 'sie di« Wirklichkeit mit ihrer» Äreig- nissei» völlig vergatz. Tas Btbltothekzimmer lag im Hinteren Äckbau der Billa, und da» Anrollen der Wa ge»» etwaiger Besucher drang nur gedämpft in fein« ab geschiedene Stille. Es hätte aber.auch »mitten lär mendsten Stratzengeräusch«» befindlich ein können Llatre wäre bet einem spannenden Roman Ür di« vhron- zevreitzendsten Getöse taub gewesen. So überhört« she die unerwartete Ankunft de» Hausherrn. Gröningen hatte am Abend vorher feiner Frau den Vorschlag gemacht, fall« der folgende Tag schön sein sollte ft« und ihre Gesellschafterin zu dem erster» grüh^- jahrsrennen nach Hoppegavten zu führen. Und da der anfangs trübe, neblige Morgen sich zu e»n«m strahlend schönen Tag aufklärte, so hatte er sich Karten verfchM und war gegen zwei Uhr hetingefahren, di« Tarnen wie verabredet, abzuholen. Zu seinen» grenzenlose» Erstaunen vernahm er, datz fein« Fran feit einige»» Stunden bereits Haus« abwesend s«i und ft» kei nerlei Nachricht Über da« Ziel ihrs» Ausgange» hinter lasse,» habe. Ta« hatt- st« iq noch nie gemacht! welch' neue Verrücktheit steckte wieder dahinter? vielleicht vermochte Claire Auskunft z- geben. V» zog ihn so wt, so mit allen Fasern zu ihr. Rachdom er abgelegt, begab er sich, erst de» Dien«»» Entfernung abwartend, nach dem von ihm bezeichneten Raume, wo Claire noch lesend satz. Di« weichen Tep piche und schwer«» Portieren, durch di» er schritt, dämpften seine Trittes Claire hätte ihn aber auch ohne dies nicht kommen hören. Ein» ganz« Zeit stand er nun, ste beobachtend, unbemerkt, in der offenen Tür. Gröningen« Herz schlug. Mit trunkenen Auge,» genotz er ihre Schönheit. Und noch ein ander«» macht« feine Pulse klopfen. Seit jenem GeburtStagrnwrgen'sah er sich Mm ersten Male wieder mit ihr allein und hatte für die nächste Stunde keinen Lauscher, keine Störung zu fürchten. Die leichte Besorgnis für sein« Frchu ver sank tn nicht» vor dieser Verführerischen Aussicht. Gortwtzung wigt.)
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