Volltext Seite (XML)
Mlttwüch» äen 1. November W22 N. Jahrgang Nr. 2SS 'L K in ß >>- 1.^ d , .M 'M ß Deutschnalionaler Parteitag. Mm letzten Verhandlungstag« des Deutschnattonalen Parteitage» in Görlitz legt« der ReichSauSsckutz für den gewerblichen Mittelstand eine Entschließung vor. welch« die Regierungen des Reiches und der Sünder auf die überaus große Rotlage des gewerblichen und kaufmännt- fchen Mittelstandes aufme^sam macht. Jede Soziali sierung oder Kommunalisierung von Handwerk, Ge werbe und Einzelhandel wird abtzelehnt. Der etwa be absichtigten Wiedereinführung der Zwangswirt schaft sagt die Entschließung den schärfsten Kampf ans sie fordert die Berücksichtigung von Handel und Gewerbe in der Trage des Wtederanschasfungsprelse« beim Warenumsatz und di« Beseitigung der unerträg lichen Sonderbelastung Hurch Gewerbe- und .Ähnliche Steuern.^ Angenommen wurde fernereine Entschließung, nach der die Bildung einer großen Rechten das Ziel der Partei bleibe. Btt dahin müsse der vereinigten So zialdemokratie gegenüber der Zusammenschluß aller bür. gerltchen Elemente das Gleichgewicht -Uden. An der Wtederaufrichtung des Vaterlandes mitzuarbetten, sei dis Partei auch auf dem Bode» der asgenwärttgen HtaatSfor« alle Zeit bereit. O '-ML noch Schuldner! befriedigt. Lier richtige Weg seit erst die krank« Wirtschaft zu Heilen. Rur dann bestehe Aus. sicht, Leistungen aufzubringen. LiSHalb sei die Stabi lisierung der Währung das Kernproblem der Aufgabe. Die Stabilisierung der Währung werde von selbst das Gleichgewicht in den deutschen StaatSftnan-en herbei- führen. Lite Hauptaufgabe sei, schnell zu praktischen Vorschlägen zu kommen und sie mit raschem Entschlüsse durchzuführen. Nur eine schnell« Aktion könne die Lage retten und di« Leistungsfähigkeit Deutschlands wieder- Herstellen. . U-i . ! ü l Auf diese Ansprache des Reichskanzlers legte der Vorsitzende der ReparationSkommission Barthou die Gründe dar, die die ReparationSkommission veranlaßt hätten, sofort mit der deutschen Regierung in Verbin dung zu treten. In den Worten des Kanzlers liege ein Zeugnis und ein Programm. Die ReParationSkommis- sion schätze beide um so mehr, als sie von der durch ihre amtliche Stellung am meisten qualifizierten Per sönlichkeit herrührten. Was das Zeugnis anlange, das der Reichskanzler über die Lage Deutschlands abgebe, so nehme es die ReparationSkommission zur Kennt nis, ohne es für den Augenblick zu erörtern. Es werde das erste Blatt deS Aktenstückes sein, daS sie zu sammenstellen werde. Was das Programm Gr lange, so habe der Reichskanzler eher Fragen aufgeworfen als Lösungen gewiesen. Diese Fragen seien indessen durchaus diejenigen, die in dais Arbeitsgebiet der Rv- parattonSkommission spielen. Die Stabilisierung der Mark sei die erste Frage, deren Verbindung mit dem Gleichgewicht des Budgets niemand bestreite. Tie ReparationSkommission sei hergekommen, Um einen kranken Körper zu behandeln, urn den Ausdruck des Kanzlers zu gebrauchen. ES sei daher notwendig, daß diese die ganz« Ausdehnung und alle Anzeichen der Krankheit kennen lerne. Der Augenblick sei gekommen, ohne Umschweife zu sprechen und an die Arbeit zu ge hen. Von diesem Nachmittag ab heiße daher, di« PW- role: „Arbeiten wir!" ES ,wurde hierauf beschlossen, die Verhandlungen sofort zu beginnen. Die erste Sitzung der Reparations kommission mit den beteiligten deutschen Ressorts hat gestern nachmittag im Reichsfinanzmtnisterium stattge funden. ' . > ü - , i i LUeößts p-tttifstzs Melder Die! Staatsangehörigkeit der oerheiratrten Fra«. Di» Forderung, die Staatsangehörigkeit der verheirateten Fau tn deren eigenes Ermessen zu pellen, wurde schon lange vor dem Kriege von Frauenorganisationen erhoben. All die mißlichen Fostün, die sich daraus ergeben, daß die deutsche Frau mit ih-er Dnhetratuna die LtaatSavgehbrtasttt de» Manne» erwirbt, haben sich wahrend de» Kriege» und nach, demselben tn krassester Weis» gezettt. Itzhnlichtt hat sich a»ch In ander»« Staaten ergeben und di« Folg» davon ist, daß un französischen Senat M L Die Neparaiionskommission in Berlin. -egrü-uagsre-e -es Nelchskanzlers. Vie Antwort öarchous. Li« ReparationSkommission, die am Montag Berlin angekommen ist, wurde gestern mittag 12 Uhr vom Reichskanzler in Gegenwart der an den kommenden Verhandlungen beteiligten Staatssekretäre empfangen. Ter Reichskanzler begrüßt« die ReparationSkommission und insbesondere den neuernannten Vorsitzenden Bar. thou. Er wie» sodann auf, die Veränderungen Yin, die in der Lage Deutschlands seit dem letzten Besuch des Garantiekomttees im Juli eingetreten sind. Las deut sch« Volk, dem es an den notwendigsten RahrungSmtt. ttln und an Kohl« fehl«, steh« vor einem furchtbaren Winter» de» Hunger» und der Kält«. Di« bisherigen versuch«, au» der krank«» Kutschen Wirtschaft möglichst groß« L»tstung»n heraus»«-»!«^ Mt«n weder Gillkbig» Kampfloser Sieg äer faszisten. MoMnl MM-rp-M-nt. Mussolini ist vom König telegraphisch zur Kabi nettsbildung gerufen worden, nachdem er es abgelshnt hatte, die Kandidatur Salqndraj- zu unterstützen. Die Faszisten geben bekannt, daß sie in ganz Italien die Lag« beherrschen und in weitem Umkreis mit starken Kräften tn unmittelbarer Näh« d«r Hauptstadt stehen. Ihr« Mi«g«r kr«is«n über Rom, Mn« Abteilung hat das devwkratHch« Blatt „Paese", dchs Organ Ntttis, besetzt, i. > - > !, > ! i i« . i > Die Berufung MuMtntt war in dem Augenblick entschieden, wo der König den von der abtretenden Re gierung Facta verhängten Belagerungszustand ojufhob. Augenblicklich hefindet sich Mussolini auf dem Wege von Mailand nach Rom. Gr hat erklärt, er sei in der Lage, die Krise sofort lösen zu können. Es verlautet, daß Mussolini selbst das Ministerpräsidium sowie das Außen- und Innenministerium übernehmen werde. Mr di r Ressort des Krieges ist Generalissimus Tiaz, sür d >! der Marine Admiralstabsches Thaon de Nevel in Auf sicht genommen. Ferner bot Mussolini den Führcrn der Katholiken Portefeuille- an. Gr plant ein großes KonzentrationSkabinett, da» über eine kleine Mehrheit i« der jetzigen Kammer verfügt, womit er die Wahlre form und das Budgetprovisorium durchbringen könnte. Daraus würde dl« Kammer in konstitutioneller For.m aufgviM werden. Man erwartet tn Rom den Einzi g de» auswärtigen FaszistenheereS. Auf d n Einzug eine große Ovation vor dem Quirins . i. Der royaliftkschr Faszismü, Die abtrekende Regierung hatte beschlossen, den Bo- lagerungszustand über ganz Italien zu verhängen. DO Belagerungsdekret wmde jedoch nach zwei Stunden zu rückgezogen, nachdent der König sich geweigert Hatte, es zu unterschreiben. Die Faszisten bereiteten infolge dessen dem König vor dem Quirinal «tue große Huldi gung. Der König empfing am Sonnabend nachmittag noch einmal den Vizepräsidenten der parlamentarischen Grup pe de» Faszisten di Veechi, der. gleichzeitig General kommandant der Faszistenarme« ist. Bet der ersten Be sprechung legte dt Veechi die patriotischen Ziel« de« FasziSmuS dar. Dieser wolle di«, gesetzlrchen Einrich tungen nicht Umstürzen, ebensowenig das.monarchistisch« Regime, dem di« Faszisten treu ergeben seien. Aber de» FasziSmuS wolle das öffentlich« Leb«n Italien» reini gen und die italienisch« Keele Wiede» schwingen lassen!, die noch immer von den errungenen Siegen ergriffen sei. Dt Veechi Hatte, so wird berichtet, Tränen tn den Augen, als e» dies Wort sprach.. Auch der König war nach den Berichten sehr erschüttert, er umarmte di Veach» und «Märte ihm, daß er Pie Gefühle des Volke» teil«. Fasziftlsche Außenpolitik. Rach der »Chicago Tribüne" verfolgen die Faszisten fol gende Ziele in Bezug auf die äußere Politik: 1. Ablehnung alle» Verträge mit Jugoslawien, soweit die dalmatinische Küste und Wume tn Frage kommen. 2. Abänderung des Paktes von Washington, um Italien zu gestatten, seine Kriegsflotte zu ver größern. 3. Die Zuwendung eines größeren Teiles der deut schen Reparationen an Italien. 4. Angliederung des Dode kanes an Italien, ö. Vertagung der Konferenz von Lausanne, um der neuen italienischen Regierung zu gestatten, zunächst die Problemeides nahen Ostens sorgfältig zu überprüfen.. Selbstauslösung der Kommunisten. Wie die Zeitung „Nazione" erfährt, erhielten all« Kommunisten eine Mitteilung ihrer Partei, wonach diese ausgehört habe zu bestehen und alle ihr« Mit-« glteder von den Pflichten gegen die Partei entbind«. Man glaubt, daß daraufhin die kommunistischen Abge ordneten ihr Mandat niederlegen werden. Da» neue italienische Kabinett. Der König nahm die von Mussolini unterbreitete Liste des neuen Kabinetts an. Danach gehören von den neuen'Mtnistern vier zur Partei der Faszisten (Musfo-. ltni, vviglto, «dt Stefan!» Giukiati) zwei zu den Popu läre (Lavazzont und Tangorra), drei zu den Demokra ten (Earnazzo, di Eesrv, Rosst), ein Liberaler (dt Ta- pitano), ein Nationalist (Federhont) und drei Parte»- lose (Diaz, Thaon d« Revel, Genttl«). Ein Ultimatum äer Eisenbahner. Verdreifachung der Gehälter und Rücktritt Sroener» gefordert. Die vom Polizeipräsidenten in den Andreassälen verbotene Versammlung der unzufriedenen Berliner Eisenbahner hat in der Form von Betriebsversammlungen der Berliner Eisenbahn betriebe stattqefunden. In den fünf Versammlungen wurden einstimmig Resolutionen angenommen, die entsprechend der Teuerungswelle der letzten Woche eine Verdreifachung aller bis herigen Gehälter und Löhne verlangen, ferner die Entfernung des EisenbahnmtnisterS Groener und die Berufung eines Fach mannes auf den Posten des ReichsverkehrSministecs. Die Be triebsräte wurden aufgefordert, der Regierung eine Frist zur Annahme der Beschlüsse bis 1ö. November zu stellen. Slsenbahnerftrest in der Pfalz. Don der Reichsetsenbahndtrektion Ludwigshafen wird mit geteilt: Das Tclephonpersonal der Etsenbahndienststelle Kaisers lautern trat vorgestern mittag tn den Ausstand, weil die von ihm gestellte Forderung auf Auszahlung eine» Vorschusses von bOOO Mark vom Reicksverkehrsministerium nicht in vollem Aus maß genehmigt woroen war. Die Arbeiter der Hauptwerk stätte sowie der Betriebswerkstätten Ludwigshafen und Neu- stadt a. d. Hardt haben sich inzwischen dem Streik angeschlossen. Ursachen äer Teuerung. Eine von der sächsischen Regierung an dl« Reichs regierung und den Reichsrat gerichtet« Denkschrift, in der den Ursachen der Teuerung nachgegangen und diese in der Hauptsache auf übermäßige Preistreibereien der Erzeuger zurückgeführt wurde, nahm der Verband säch sischer Industrieller zum Anlaß, um sn einer bemerkens wert sachlichen Studie da» Problem der Teuerung, ein gehend zu behandeln. Diese Unter,suchmrg.basiert auf einem Gutachten, da» Geh. Reg.-Rat Tr,. Julius Wolf von der Technischen Hochschule in Charlottenburg bereits im September .1919 abgab. Danach wurde zunächst die Steigerung des PapiergeldumlauseS (In flation) als ausschlaggebende Ursache für das Steigen der. Preise angeführt. Als zweites Preissteigerndes Mo ment hat ferner die dauernde Zusammenschrum pfung des Warenangebotes gewirkt. Tse in zwischen weiter gewachsene Teuerung ist hauptsächlich auf die traurige weltwirtschaftliche und außen politische Lage und den sich daraus ergebenden fort schreitenden EntkrästungSprozeß zurückzuführen. den die deutsche Volkswirtschaft durch den Versailler V ertrag erfahren hat. Die Entkräftung der deutschen Volkswirtschaft mit ihren Symptomen der Geldentwer- tuüg und der damit unmittelbar zusammenhängen den Teuerung sind zurückzuführen auf oie Repara- tivnSlasten, auf die sich daraus ergebende Passi ve Zahlungsbilanz, aus die fortgesetzt steigen den Erzeugungskosten und die unzureichende Pro duktivität in Industrie und Landwirtschast. Man ist sich in weiten Kreisen des deutschen Volkes auch heute noch nicht klar darüber, daß die.grundlegenden Ursachen der Teuerung in der unerträglichen Belastung der . deutschen Volkswirtschaft mit wirtschaftlichen Lei stungen an unsere ehemaligen Feinde zu suchen sind. Allein an direkten Leistungen, die sich aus Vor- und Sachleistungen, Barleistungen, internen Besatzungsko sten, Auslandsschäden, Kolonialschäden, Verlust der deutschen Ansprüche an unsere Kriegsverbündeten und der Werte des deutschen im Ausland liquidrerten Eigen tums zusammensetzen, 'hatten wir bisher einen Betrag von insgesamt 38 242 970 000 Goldmari aufzubringen. Zu den indirekten Leistungen find zu rechnen: der dau ernde Verlust großer und wertvoller deutscher Gebiets teile, der dauernde Verlust dieser Gebiet« als zollfreies Absatzgebiet, de« dauernde Verlust an deutschen Volks vermögen durch zwangweis« Zerstörung von Kriegsma terial (Flotte, Luftschiffe, Waffen usw.), der dauernde Verlast deutscher Wertpapiere, deutschen Grundbesitzes, deutscher Mobilien an Ausländer, der systematische Aus verkauf überhaupt, die Verminderung der Produktiv- Und Konsumkraft durch überhöh«, vorzugsweise Repa rationen und Sachleistungen zugute kommende Steuern, und viele andere der laut dem Versailler Vertrag uns vuferlegte Leistungen. Diese indirekten Leistungen sind zunächst in Zahlen kaum abschätzbar, überschreiten <cher an Wert unzweifelhaft weitaus die im Londoner Steps- ration-plan mit 132 Milliarden Goldmark festgesetzte deutsche Reparationsschuld. All« Leistungen find ohne jegliche Gegenleistung erfolgt. D!er deutsche Wirtschaft-- körper muß sich so notwendigerweise langsam auS- bluten. Tie fortschreitende Entwertung der Mark ist da» Zeichen der nahenden Katastrophe. Tie furchtbare Belastung mit wirtschaftlichen Leistungen ohne Gegen wert wirkt sich leider auch darin aus, daß das Vertrauen des Auslandes in die deutsche Wirtschaft und Finanz kraft dauernd finkt. Ein Ende diese- Entkräftungs prozesses ist nicht abzusehen. Er kann zweifellos durch angestrengte Arbeit ausgehalten werden; ihn ganz^um Stillstand zu bringen vermag nur eine gründliche Revt- sion der unhaltbaren Forderungen unserer ehemaligen Gegner. > « > /luer Tageblatt MWZ Mzeiger für -as Erzgebirge »«,nf»r,ch.NnkhIuS -» - ßtzUlss«» „if,,,«,-»,« «,!,-,-mm«. Log,»,«« Fm»mwi»»». Enthalt»«- -la amtliche» Sekan»tmachaagra -es Nate» Sta-t««- -ea ftmtagerlchts M. p»W)»ck.n»m», F«, m. es«