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1 Montag, äen S. Oktober 1S22 Nr. 230 8 W wäre dann M H V ß U Die äreyahrige Tätigkeit äer Technischen Nothilfe. Mm '80. tzSepttmbev 1922 bÜMe di- Technische Not« Hilfe auf Da« dritte JÄH« WreS Bestehens Mr-Ück.; In weitaus größerem Mmfange als in den vorhergehenden Jahren mußte sie in diesem Jahre in lebenHvtchtigen Betrieben -um Wohl« de« Allgemeinheit eingreifen. Wäh rend im ersten Jahre 562, im »weiten 485 Einsatzstellen mit 20.281 vezw. 9727 Nothelfern gezählt wurden, mutzte im nunmehr abgelaufenen dritten Jahre die Tech- Nische Nothilfe an «und 890 Stellen mit Zusammen 28000 Nochelfern eingreifen. JnStzesamt hat ste dem« nach wahrend der drei Jahre ihre» Bestehens an rund 2000 Mellen mit rund 59.000 Nothelfern tätig fein Müssen und dabei di« Zahl von rund 8070000 Arbeit«, stunden tzeleistet. Während die Tätigkeit der Technischen Nothilfe in erster Linie dem Schutz« der Bevölkerung vor unmittelbar«« Folgen, eine« Streiks in lebenswich tigen Betrieben Hilt und sich nicht in Ziffern wusdrücken' läßt, lassen sich die Werte dtzr erhaltenen Lebensmit tel zu einem Teile zahlenmsttzig feststellem St« vetra« gen innerhalb der.dre< Jahre deS WestehenS folgend« Mengenr An Wetsch. ttmsvs« von de« Technische« NoGkst 57 >00 Zentner vor dem vrrvsrben bewahrt, an Kav- wffeln 9S1000 Zentner und an Zucker rund 150000 Zentner. Swstwsamt swllte die durch «nsa» d« Ttzch- MkAkigrr Mk öas EkWtdikAt WWW -einst,«h.ft»W»s Ü». Stz, «»«V«, «o„»,ett streniß'ttr-. EftthalttzK- -1, amMch«-tzk«aarmachim-tzK -I» Natts -W «a-i «»- -SS Bmts-«tchts M»s. P.M»e.«.»n. stmt «»So ISS - Polltlsche Wochenschau. Bom Oberbürgermeister D». Ktzlz, M. d. R. Mus dem Balkan fangen die Throne und die KrvA ken an zu wackeln. Konstantin mitt seinem vtelbeweg- ten Schicksal wird endgMttg den modernen Weg der Mo ttarchen gehen. Aber auch der .Sultan, der königlich« Herrscher von Jugoslawien und de« Zar von Bulgarien scheinen nicht «mehr ganz fest zu sitzen- Ueberall gärt es. Blutzer Aufruhr herrscht in Griechenland »in Bul garien und in Albanien, und niemand vermag zu sa gen welche Ausbreitung das an allen Ecken und Enden ausglimmende Feuer nehmen wird. Tie bevorstehende Friedenskonferenz wird schwer« und verwickelte Arbeit haben, wenn sie überhaupt-in absehbarer Zett zustande kommt. Wohl hat die Entente in Wer Einladung an die Türken nicht nur in der Form, sondern auch, im In halt ganz erheblich« Zugeständnisse an den National stolz der Türken gemacht, aber solche Versprechungen zur Erzielung eines Waffenstillstandes! stehen bei der En tente bekanntlich 'nicht hoch iM KurÄ, man braucht nur an dis 14 Punkte Wilson« zu denken... Kemal Pascha aber ist ein gelehriger Schiller Englands und Frank- reich-, das Zeigen die von ihm den Griechen gegenüber ! vorgeschlagenen WaffenstilfftandSbedingungen. ES ist deswegen durchaus wahrscheinlich, daß. zunächst einmal ^von türkischer Seite Pfänder für eine wirklich« Durch führung de« Zugeständnisses verlangt werden. Daß Rußland auch weiterhin im Einverständnis der Türkt sich -u den bevorstehenden Frtedensderhandlun- gen anmeldet, erleichtert di« Lage durchaus nicht. Die schwierigste Komplikation über ergibt sich au« der Tat sache, datz auch der Thron des ungekrönten Königs von England tzu wackeln beginnt. Llohd George sitzt nicht mehr fest rm Sattel. Wenn man auch Hie jüngsten Er eignisse nicht allzu tragisch zu nehmen braucht, bei de nen einige Oxforder Studenten den britischen Premier auf offener Straße insultierten, so zeigt sich doch sw einem erheblichen Teile der britischen Press« und damit der öffentlichen Meinung ein starkes Abrücken von Llohd -, George. Das englische Volk ist politisch zwar ausge zeichnet erzogen und diszipliniert, und «s gerät keimest, tve^r, wie so viele Kreis« bei unS, angesichts deS vor-, Übergehenden Mißlingens «irgendeiner politischen Aktion in Verwirrung. Wer was in den letzten Monaten die »ri tsche Politik vn Rückschlägen erlitten hat, geht doch , f löst dem Engländer zu weit. Ueberall ist in den letz, t Wochen <in dem AuseinandersetzungSoerfahren zwi- it ;en Frankreich ünd England Llohd George als offen- > ^--7 zweiter Sieger hervorgegangen, und das Prestige! , lands hat hierdurch außerordentlich, gelitten; dies ,u insbesondere von seiner jetzigen Haltung der Dür- - t gegenüber, die ein«, sehr unliebsame «Stimmung in n britischen Gebieten de» Islams ausgelöst Kat., Bet > rser Sachlage gewinnt die Wahrscheinlichkeit Raum, sich England in kürzester Frist vor eine Regie- ' - rtgskrisis Und vor Neuwahlen zum Parlament gestellt len wird. Wr Deutschland wäre eine solche Entwich- L - ng Um deswillen ungünstig- weil dadurch Lin neues oment der Ungewißheit in die außenpolitische Kvn- llation für Deutschland gebracht werden müßt«, und 'eil sich dann weniger denn je übersehen läM ob und i ,it welchem "Verlauf die erhoffte Konferenz zur endgül« ien Nachprüfung Unserer Reparationsleistungen zu- I .rd« kommen wird, t Unser Wirtschaftsleben drängt Mit immer stärkerer - ^Notwendigkeit zu einer endgültigen Lösung de« Repa- ? -ctionSProblemS. Die «einstweilen gewährte Stundung > rt zwar «in Nachlassen der sprunghaften Entwertung rserer Währung gebracht, irgendeine Besserung aber n Wirtschaftsleben ist nicht Ku verzeichnen., Die Unge- Weit über daS deutsch« Schicksal läßt die Welt nach k iie vor mit ihrem Vertrauen in die deutsch« Zukunft! hr sparsam umgchen. Unter diesen Umständen mutz ran nach ivte vor dem kommenden Muter mit größter ! ^orge entgegensehen.« > Schwerer noch und drängende« als bet unS sind fetzt ^'1e Sorgen in der benachbarten Tschechoslowakei gewor den. Die Industrie, vor allem der nordbühmtschen Ge biete, kommt täglich mehr zum Erliegen. Tie Industrie in du? Tschechoslowakei wird erstickt durch! die Valuta >eS Lande». ES ist aber anWnehmen, daß die Korrek- ur dieser widersinnigen wirtschaftlichen Verhältnisse doch au» ihnen selbst heraus erfolgen wird. Wenn die wirtschaftliche KristS anhält, werden politische Erschüv terungen nicht ausbleiben s schpn künden sich solch« an oereinzelten Orten an, treten sie dann erst deutlicher »kennbar auf, fo wird die tschechische Valuta zweifellos Rinken und bann wird ein neuer Antrieb für dile Ljn- kustrte zu exportfähiger Produktion gegeben fein. Trotz Ide« schweren Sorgen, in der gerade die Deutschen fetzt Rn Böhmen <leben, Haven st» doch gerade in der lichten Kett ein tüheendch Zeichen der Hilfsbereitschaft gegen über der reichädeutUen BdvW gegeben* Dal der 17. Jahrgang Nische« Nothfffe dem Verbrauch erhaltenen und zug* führten Nahrung»- und Futtermittel bei einem Dollar kurs .von >1400 einen Gesamtwert von IS Milliarden Mark dar.. In diese« Dumme sind die von der Techni- nischen NoMfe im Etsenbahnerstxeff geretteten Wert« noch nicht berücksichtigt. , . 1 Die Zahl de« OrtS- und Landeqgvuppen ist von 1100 im Jahr« 1921 auf 1500 in dtesem Jahre gestiegen. Der unpolitische Eharakter der Organisation kommt deutNch darin zum Ausdruck, datz die Angehörigen der arbei tenden Berufe, wip Arbeit««, Landwirte, Techniker, in steigendem Matze der Technischen Nothilfe beitreten. Das Gesetz gegen äie Not äer Presse Der Wirtschaftspolitische Ausschuß des Retchswirtschafts« rate» beschäftigte sich am Freitag mit dem Lntwurft der Verordnung gegen die wirtschaftliche Notlage der Press«. Einstimmig wurde folgende Fassung des 8 14 vorgeschlagen i Rückvergütungen auf Druckpapierpreise sind an die verleg«« der deutschen Zeitungen und Zeitschriften, die politischen und wissenschaftlichen Eharakter tragen, wie der deutschen religiösen Sonntagsblätt-r zu zahlen. Unterstützungsberechtigt sind ferner die offiziellen Organe der allgemeinen und sachlich«« Berufsvertretungen, soweit sie nicht durch Anzeigen oder ander« Quellen ihre Selbstkosten decken. Vn Zwrifelsfäll«» entscheidet der Derwaltungsrat über die Unterstützungsberech tigung endgültig. Ferner wurde beschlossen, daß außer den in der Verordnung Genannten der Börsenverein de» deutschen Buchhandels einen Vertreter und ferner der Reichswirtschafts rat im Einvernehmen mit den betreffenden Organen je «inen Vertreter der Fachpresse und der wissenschaftlichen Zeitschriften in den Verwaltungsrat zu entsenden hat. Mit allen gegen 5 Stimmen wurde folgend« Entschließung Bernhard ange nommen: Auf Rückvergütungen haben nur solche Verleger Anspruch, die di« Verpflichtungen aus den Lohntarifen der Arbeiter, Angestellten und Redakteur« erfüllen." Mit di«f«N Abändemngen wurde die Verordnung einstimmig gebilligt. Vertreter der Arbeitgeber und von der Regierung ernannt« Mitglieder brachten dabei zum Ausdruck, daß sie da» S«f«tz nach wie vor für «ine wirtschaftspolitisch verfehlt« Maßnahm« betrachten, weil ntchtwirtschaftlich arbeitend« Gewerbe durch Beihilfen nicht gehalten werden können. Wachsenäe Kriegsgefahr im Orient Mtimatn» des Generals Harrington an Kemal Pascha. Di« Lag« wird als sehr ernst angesehen- Angesicht» der Zusammenziehung türkischer Truppen vor Tschanak sind neu« Weisungen an General Harrington abgegangen, nach d«n«n er Kemal Pascha zum letzten Mal zum Zurückziehen seiner Truppen auffordem soll. Di« Regierung verspricht Harring ton ihre voll« Unterstützung bei allen Schritten, die er für» erforderlich hält. Harrington hat daraufhin an Kemal Pascha ein« ultimative Note geschickt. An Pari, wurde gleichzeitig aus London eine Mitteilung gesandt, in der di« Anweisung an Harrington gerechtfertigt und die gemeinsame Entsendung von alliierten Truppen ins Marmarameer vorgeschlagen wird. Lloyd Georges Privatsekretär hat Journa listen erklärt, daß England entschlossen sei, nicht zurückzu weichen und sich auch durch den französischen Widerspruch nicht beeinflussen lassen werde. Die englische Regierung steh« auf dem Standpunkte, daß die Türken den Waffenstillstand vom Oktober 1918 automatisch gebrochen haben, wenn st« nicht sofort die neutrale Zone räumen. Damit wäre dann der Kriegszustand zwischen Großbritannien und dH Türket wiederhergestellt. vl« ganz« nenttale Aon« besetzt. Nach einer Meldung der „Chicago Tribun«" au« Kon stantinopel haben die türkischen Nationalisten jetzt ihr« Be setzung der neutralen Zone am Südufer der Dardanellen völlig durchgeführt. Die gesamt« Gegend mit Ausnahme von Tschanak, sei besetzt. Die türkische Kavallerie sei durch Infanterie verstärkt und warte' di« weitere Entwicklung ab. Rußland, Interest« am vosponts. Der russische Delegiert« Litwinow, der von der ! Sowjetrrgierung gewöhnlich mit wichtigen Missionen ins Aus land betraut wird, ist heute in Berlin eingetrosten und hat «inen Mitarbeiter der Bossischen Zeitung zu einer Erklärung ermächtigt, in der hervorgrhoben wird, daß Rußland große» Interesse daran hab«, «inen Krieg im Osten zu vermeiden. Di« Gowjetregierung werd« alles daransetzen, ihren Einfluß ! im Sinn« einer friedlichen Beilegung de» Konflikte» geltend zu machen. Da» könne aber nur geschehen, wenn di« Groß- , mächt« da» stark« Jnterrss« Rußland» in dt«s«r Frag« an««- k«nn«n. Rußland könn« unmöglich «in«r solch«n Leb«n»frag«, wi« «» der Bosporus sei, gleichgültig gegenüberstehen, «» müsse vielmehr mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mit teln für «in« Teilnahme an der Lösung dieser Frag« ein treten. Di» Entscheidung von England, Frankreich und Stallen, di« in Pari» gefallen sei, hab« sicherlich dazu betgetraaen, daß di« Krist» sich schärfer zugespttzt hab«. Zwischen Moskau, Charkow und Angora herrsch, volles Einvernehmen üb«» di« Regelung d», Vo»poru«ftag«. deutsch-demokratischen Fretheitspartek angehörige Mit glied de» Abgeordnetenhaus«» Karl Kostka au» .Reichen berg Kat m einem öffentlichen Aufruf alle Deutschen in der Tschechoslowakei aufgefordert, zu einer Spende für rqichSdeutsch« Kinder in den Hauptstädten und in de« Grenzstädten. Weber di« endgültige Zuweisung soll Ger hard Hauptmann entscheiden, dem dieser Hilfsfonds zum SO. GeburMag zur Verfügung gestellt wird. Die hoch-i Herzige Gesinnung, die au» diesem Vorgehen spricht, ist der Veste Beweis, datz e» in Leutschböhmen doch wette Kreise von Volksgenossen gibt, die nicht nur für reich!», deutsche Waren, sondern auch für veichSdeutsche Gorgen volles Verständnis haben. Herzlicher Tank der aus dem Fonds Bedachten wird dem Urheber , des schönen Gedankens Und den Spendern sicher sein- Das Bild der innerpolitischen Entwickelung Deutsch lands wurde in der letzten Woche durch: die in Nürn berg vollzogene Vereinigung der MehrtzeitSsozialdemo- kratte und oer unabhängigen Sozialdemokratie zur ver einigten sozialdemokratischen Partei Deutschland» be herrscht. Es wird sich sehr bald -eigen, welche Auswir kungen diese Vereinigung aus Parlament und Regierung haben wird. ES wäre voreilig, nach der Paradedvrstel- lung der Vereinigung eine Kritik der Wirkungen schon jetzt abgeben «zu wollen. MS sine Verkürzung der po litischen Kampffront und al» eine Konsolidierung der Arbeiterbewegung darf diese Bereinigung jedenfalls schon heute Uttt Genugtuung begrM werden. Aktive äeutsche Hanäelsbilanz im August. Nach, den vorläufigen Feststellungen de» Statistischen Retchsamts über die Ergebnisse de» deutschen Außenhandels wurden im August eingeführt 40,8 Mi- lionen Doppelzentner im Werte von 56,6 Milliarden Mark, aus Deutschland ausgeführt 141 Millionen Doppelzentner im Werte von 60,3 Milliarden Mark. Gegenüber dem Vormonat ist mengenmäßig die Einfuhr um 1L Millionen Doppelzentner gesunken, wertmäßig um 10,7 Milliarden gestiegen. Die Aus fuhr ist mengenmäßig um 2Z Millionen Doppelzentner zurück gegangen, wertmäßig hat sie um 24,6 Milliarden Mark zuge. nonnnen. t Me Verschiebung im Verhältnis der Mengen und Werte zueinander und die zahlenmäßige Wertzunahme, die besonders auf der Aussuhrseite m Erscheinung tritt, beruht in erster Linie auf den Folgen der starken Markentwertung im August. In der Einfuhr weisen die verhältnismäßig hochwertigen Waren, besonders verschiedene Nahrungsmittel und Rohstoffe, einen erheblichen mengenmäßigen Rückgang aus. Zugenonnnen hat dagegen besonders die Einfuhr geringwertiger Waren, wie Bau- Und Nutzholz, Steinkohle, Koks usw. Bet der Ausfuhr betrifft der Mengenrückgang hauptsächlich geringwertige Waren wie Steinkohlen, Koks, Kalisalze, Eisenwaren, während höher- wertige Waren, von denen Automobile, Maschinen, Papier- waren und Mehl (dieses für das Saargebiet und Polnisch- Oberfchlesien) genannt seien, in vermehrtem Maße ausaeführr worden sind. Der wertmäßige Ausfuhrüberschuß ist außerdem noch besonders dadurch'hervoraerufen, daß die Entwertung der inländischen Valuta auf der Ausfuhrseite stärker und schneller zum Ausdruck kommt, als auf der Etnsuhrseite. Infolgedessen erscheinen in einer Zeit rasch gesunkener Jnlandswäbrung, wie im BerichtSmonat die Einfuhr wertmäßig kleiner und die Han delsbilanz aktiver, als fie tatsächlich waren. Die Tatsache, die besonders für die August-Ergebnisse infolge des starken Mark- sturzes von erheblicher Wirkung gewesen ist, darf bet Beurtei lung dieser Ergebnisse mit ihrem zahlenmäßigen Ausfuhrüber schuß von 3,7 Mtlltarden Mark nicht "außer Bettacht ge lassen werden.