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Mnzeiger für öas Erzgebirge ME Anzeiger für oas vrzgevlrge ZWZZ -erefprech-v». «, . .. ... . fthltff,,«-»-«. r»l»o»«m«„ Lag»»latt stu,»»»»»»leg,« Snthaltrn- bie amllichtzst Btkaststtmachuckßgst -<O aatss öer Stabt UN- -es flmtrgerichtO /los. peggtz^,K,«w, ftmt Leteztg1«» Nr. 212 Donnerstag, äen 14. September 1S22 17. Jahrgang Das Wichtigste vom läge. Ulm heutigen Donnerstag fältt im sächst- scheu LaUdlast di« Entscheidung über die Auflösung. An dem ABlösungDbeschlutz dürste »icht zu »Weilern sein. l * Lite Reichsregierung wird voraussichtlich Heu« t« zu einer KabiniettSsitzung zusammentretrn, um zu der belgischen Not« Stellung LU nehmen. » In Berlin rechnet Man damit, daß Vie erste Ta gung der ReparaiivnKkoMmission am 15. Septemberstattstnden werde, und daß also am Ende der Woche schon «ine Entscheidung vor liegen iwnne. s l ' >> > Entgegen dem Antrag der Sozialdemokraten hat der Sozialpolitische Ausschuß des Reichstages die Höhe der Beamtendersicherungsgrenze aus 200 000 Mark festgesetzt. Eine Athener Depesche berichtet, daß die Demo bilisation der griechischen Truvven sofort nach Beendigung des Rückzuges beginnen wird. Der Dollar notierte heute vormittag an der Berliner Börse mit 15'90. Die unmögliche Goläforäerung. (Boa uaserem Berliner Mitarbeiter.) Während der Kriegszeit machte man ven Alldeut schen in Deutschland den Vorwurf, daß sie Ihre Annek- tivnÄpolitik je nach der Kriegskarte und der Kriegslage einrichteten. Auch andere Leute haben diese Angewohn heit gehabt, tznd die Entente treibt diese Krieg Skarten- polttik soeben wieder gegenüber der Türkei. Man kann auch getrost behaupten, daß die Erfolg« der Waffen bis zu einem gewissen Grade den Ausgang jedes Krieges bestimmt haben. Deutschland mutzt jetzt aber erleben, daß auch rein sachliche, streiig ökonomische Fragen nach der Krtegskarte beurteilt werden. Ter Erfolg "der Türken ist ein französischer Erfolg. Frankreich hat den Kemaltsten Waffen, Tanks und Munition geliefert. England setzte mit der Kriegsmateriallieferung an Grie chenland zögernd und später ein- Jetzt sind die Griechen völlig geschlagen, und Frankreich triumphiert so Über England. Tas englische Kabinett hät sich in tönenden Verkündungen dafür festgelegt, daß Konstantinopel und die Meerengen neutralisiert bleibew. Tas britische Pre stige, das durch Vie Dürkensiege schon einen empfind lichen Stotz erlitten hat, kann keine neue Minderung ver tragen. Tie mohammedanische Welt in Aegypten, Ma hirn und Indien ist sowieso Über die türkischen Erfolge erregt. England braucht jetzt Frankreichs Zustimmung Mr seine Meerengenpolitik. Frankreich ist in der glück lichen Lage, sich wieder einmal teuer verkaufen zu kön nen. Die Bvulevardpresse proklamiert deutlich zwischen den Zeilen Mer Stegesartikel die Losung: Freiheit per Meerengen für Handlungsfreiheit in der Reparations frag«. Kompromiß im nahen Orient auf Kosten Deutsch land» aM Rhein. Lite Reparationsfrage ist somit wie der völlig unter den unsachlichen dein machtpolttischew Gesichtspunkt gelangt. . ' Nur im Hinblick auf diese weltpolitischen Vorgänge ist die Entscheidung des Brüsseler Kabinetts in der Frage der Goldfischerünge.n verständlich. Bel gien hatte zwar die Freiheits sich Über die Garantie rung der Gchatzwechfel mit uns direkt zu verständigen, aber e» ließ keinen Zweifel! darüber, daß «s nur i n enger FÄHlungtrahm« mit Paris, Vorgehen würde. Während die belgischen Delegierten die Trage einer Prolongierung, der Schatzwechsel für diskutabel hielten, hat das belgische Kabinett diese Vorschläge rund weg abgelehnt. ES hat sie auch nicht der Reparations kommission zur erneuten Beschlußfassung vorgelegt, son dern von sich aus stellt die belgisch^ Regierung an uns die Forderung, für die fälligen Raten Schatz wechsel auszustellen und sie durch Golddepot« zu garan tieren. Am 15. August waren SO Millionen Gold- mavk fällig, am 1b. ^September ist der Verfalltag einer gleichgroßen Summe. Die Berliner Verhandlungen er streckten sich Über die Gesamtzahlungen des Jahres 1922 im Betrage von 250 Millionen. Optimisten sprechen fetzt davon, daß man über di« restlichen 150 Milli onen Gold weiter verhandeln könne und daß schließlich di« ,100 Millionen Mark etwa in der Weise geleistet werden könnten, dah die ReichÄbank sie zu einem be-i sonderen Fonds abzweigt. Tabei wird aber vergessen daß Belgien die Deponierung in einer ihm grnehMen Bank fordern kann, und e» ist Sei der neuen Kriegs- kartenpolttik, di« die Entente betreibt, völlig ungewiß, ja sogav unwahrscheinlich, daß nun di« deutsch« Retchsbank unter einer Belglen Senehmen Bank 1» Brüs sel verstanden wird. Aber die Belgier wissen auch daß Hav^nstein, der Präsident d«r Reichsbank, ausdrück lich .erklärt Kat, er könne sein« Unterschrift nur geben, wenn di« Lauffrist der Schatzwechsel auf anderthalb Jahr« festgelegt würde. Die Reichsregierung hat keine Machtmittel in der Hand, gegen den Willen des Reichs- Hankpräsidenten über da» ReichSbankgold zu verfügen. Dieser Zustand ist ausdrücklich von der Entente Herbei geführt worden. Er wurde uns, sozusagen verordnet. Man hat die Reichsbank unabhängig gemacht, damit sie imstande wäre, der Nvtenflut Einhalt zu gebieten Jede Aussicht aus eine Stabilisierung, der deutschen' Valuta müßte Mr immer schwinden, wenn man dieses Pro gramm jetzt wieder durchkreuzt Und auf den GolddePotS bestehen würde. Lite belgisch« Regierung erwartet so gar eine Ablehnung Deutschlands. Das geht aus alben maßgeblichen belgischen Musterungen hervor. Tie ReParalionSkommission wird vermutlich Hre Entscheidung von der deutschen Antwort abhän gig machen. Diese kann garnicht anders, als ableh nend lauten. Daraufhin wird die Reparationskom mission Deutschlands Verfehlung feststellen. Der große Unterschied hier wird nur der sein, ob man uns eine absichtliche oder eine unabsichtliche Verfehlung nach sagen wird. Mr den Fall einer absichtlichen Ver fehlung sieht der Friedensvertrag vor, daß dann jede Regierung zu ihr geeignet erscheinenden Maßnahmen schreiten könne, so ist das darum Vicht richtig, weil «S sich bei den nichtbezahlten Raten um Summen handelt, die zur Abgeltung der belgischen Priorität dienen sol len. Wenn ich Herrn Miller nicht bezahl«, so steht doch Herrn Schulze kein Pfändungsrecht an mich zu. Das jst die Rechtslage iM Privatleben, und sie sollte «S auch im Völkerleben sein. Freilich, der.Jurist Poin- care hm bisher nur bewiesen, daß tzr das robusteste Ge-i wissen in Fragen des Rechts besitzt.. Man wird bet ihm sich immerhin stets auf das schlimmste gefaßt machen Müssen. Die Frage ist eben dis, ob die Engländer ge willt sind, ihrer Prestigepolitik iM Orient alle wirt schaftlichen Vernunftserwägungen in Europa zum Op fer zu bringen. „ ' -elgkea besteht auf sofortiger Solözahluag. 100 Millionen Goldmark al» Sicherheit in di« belgisch« Nationalbank. Die belgisch.« Regierung hat dem deutschen Geschäftsträger in Brüssel gestern nachmittag eine von dem belgischen Minister des Auswärtigen Jasper ge zeichnete Note folgenden Inhalts Übermittelt: Nach den Bestimmungen der Entscheidung der Ne- parationekommlssion vom 81. August sollte di« deutsche Negierung zur Abdeckung der Fälligkeiten vom 18. August und 18. Sept. 1922 der belgischen Negierung deutsch« Schatzbond« ««»händigen, welch« durch zwischen den beiden Negierungen vereinbarten Garantien sichergestellt «erden sollten. Mangel» einer Einigung sollten di« Bond» durch «in Golddepot sichergestellt Werden, da» in ein« der belgischen Negierung genehmen Bank zu stellen war- Di« Besprechungen, di« in Berlin zwischen den Vertretern der deutschen Regierung und den Delegierten der belgischen Regierung über di« von der deutschen Re- gierung bereitzustellenden Garantien erfolgt sind, haben zu keinem Ergebnis geführt. Di« belgisch« Regierung bittet die deutsche Regierung daher, ihr unverzüglich zw «i deutsche Schatzbon», zahlbar in Gold in einem Betrag«, von je 80 Millionen Goldmari, für di« Füllig keiten vom 18. August und 18. September zukommen zu lassen und in der belgischen Nationalbank 100 Millionen Goldmark als Sicherung für diese beiden Bond» einzulegen. Ueber dis Haltung der Reichsregierung zur Frage der belgischen Forderung nach Auslieferung.von Gold deckung für di« beiden nächstfälligen Raten der, Schatz, wechsel an eine Belgien genehme Bank, schreiben die Blätter, daß daß Verlangen der belgischen Regierung mit der Begründung ab gelehnt wird, daß die deut- sche Regierung über, den Goldbestand de» autonomen Reichsbank nicht verfügen könne. Mehrere Blätter glau ben, datz die Tür zu weiteren Verhandlungen noch nicht geschlossen fei. So hält es der Vorwärts Mr denkbar, daß Vas belgische Ansuchen, wenn es als Do- kument formuliert und in mancher Beziehung ergänzt wird, für Deutschland nicht ganz undiskutabel sei. Vas Blatt hält es auch Mr gut, vorerst einmal das Ergebnis der Reis« der beiden deutschen Staatssekretäre nach Pari» abzuwarten. 'I Vtztteri -rutsche Sol-zahlungrn. wie wir erfahren, hvt di« deutsch« Regierung der britischen und der französischen Regierung mitteyen lassen, daß aM 18. September »ine Wetter« Zahlung von 500000 Nkvnd LtsrNng auf dts Ckarinw rat« vom 15. August erfolgen wird.. Di« Bereitstellung diese» Betrages ist durch datz Entgegenkommen der Retchsbank ermöglicht und geschieht mit Rücklicht auf dag von der deutschen Regierung, den Alliierten früher ge machte Angebot, einen derartigen Betrag für da« Clea ring monatlich verfügbar zu machen. Der verbleibende Restbetrag der Eleartngrate vom 15. August wird den Alliierten übermittelt werden, so bald es Vie Verhält nisse zulasfen. Von deM am Freitag fälligen Betrag von 40 Millionen Goldmavk Mr Ausgletchs- zaHlungen hat die deutsche Regierung bereit» «in Viertel gezahlt. Ttie übermorgen fälligen 30 Mil lionen werden, wie B. Z. erfährt, infolge inzwischen getroffener anderer Maßnahmen rechtzeitig aufgebracht werden können. Die Aleinrerttner an äenReichstag. Ter Deutsche Rentnerbund, e. D., darunter auch der Verein der Kl'efn- und M ittelrentner Sachsens, Hai an den Reichstag eine Eingabe geeicht tet. in der es u. a. heißt: Die katastrophale Entwer tung der Mark und daS durch sie hervorgerufene lawi nenartige Steigen der Preise für alle Lebensbedürfnisse ha: die Rentnerfrage auf einen Punkt gebracht, der untz zwingt, die Reichsregierung und Ven Reichstag üm so fortige Schritte zu ersuchen, die der jetzigen furichtt-j baren Notlage der Kleinrentner schleunigst.Einhalt gebieten können. Di« meisten unserer ISO 000 Mit glieder und der übrigen an uns noch nicht angeschlosse nen StandeSgenossen, mit ihren erwerbsunfähigen An gehörigen gegen eine Million deutscher Bürger, ver» hungern, und wer von Viesen den jetzt kommenden schrecken-vollen Winter noch erlebt, dem droht Ver Er- frievungStod; haben' doch diele von ihnen kein Hemd mehr aus dem Leibe. LWS ist buchstäblich zu neh men; Zahlen beweisen : Ein Ehepaar braucht im Jahre jetzt schon für Brot 3220 Mark (da» aber demnächst um das Doppelt« erhöht werden soll), Mr acht Zentner Kap« löffeln 2400 Mark, Mr 30 Pfund Margarine 4000 Mk^ für Wohnung-Miete mindesten» 800 Mark, Mr Kohl« und Licht 2580 Mark, zusammen also Mr die aller not wendigsten Lebensbedürfnisse 13000 Mark. Wo bleibt das übrige? An den Ersatz von Kleidern und Wäsch«, an Arzt und Apotheke usw. gar nicht zu denken! Der größte Teil unserer Mitglieder i hat nicht einmal 8000 Mark Einkommen, viele nur 1000 Mark und noch weniger, da» ist.nicht so diel in einem Jahre, wie Beamte, Arbeiter und Ruhe- stänhler Mr jede Woche bekommen. Alles, wa» bisher Mr die Kleinrentner geschehen ist, war völlig unzurei chend und ist heute bei den sich immer verschlechternden Zuständen nicht einmal mehr ein Dropsen aus dem hei ßen Stein! Für 1922 wurden! vom Reich« K50 Mil lionen Mark zur Abhilfe dieser Notlage bewilligt^ auf obige eine Million verteilt kommt auf den einzelnen 650 Mark, für hte jetzt im günstigsten Falle nur vier Pfund Margarine !zu erlangen sind l Werden nicht auf dtese Weise ein« Million Menschen erbarmungslos kn den Tod gejagt? Treibt Verzweiflung sie nicht -um Selbstmorde, der dem fürchterlichen Elende und dem Jammer mit einem Male ein Ende Macht? Dem kürzlich^gesatzien Gesetze zum Schutze der Re publik mutz schleunigst ein Gesetz zum Schutz« der sterbenden Kleinrentner folgen, weil das Reich uns gegenüber eine dreifache Verpflichtung hat r 1) «ine gesetzlich«, denn di« Verfassung des Deut schen Reiche» sagt im Artikel 151: Die Ordnung -etz Wirtschaftslebens mutz den Grundsätzen der Gerechtig keit mit dem Ziele der Gewährleistung eines Menschen? würdigen Daseins für alle entsprechen, und tm Artikel 163 hettzt «» Wetter: Jedem Deutschen soll die Möglich keit gegeben werden, durch wirtschaftliche Arbeit seinen Unterhalt zu erwerben. Soweit ihm angemessene Ar beitsgelegenheit nicht nachgewtesen werden kann, wird Mr seinen notwendigen Unrertzalt gesorgt; 2) «ine recht liche; 3) eine moralisch«. Gestützt auf oben angeführte beide Artikel der Ver fassung dürfen wir somit mit voller Berechtigung vom Reich« jetzt fordern r 1) Angemessene Arbeitsgelegenheit für die jenigen von uns, die noch arbeiten können, aber bisher beim besten Willen keine Arbeit finden konnten; 2) «in Existe'NzMinimum, da» ein bescheiden«» Da sein ermöglicht, steigend und fallend nach der Index ziffer, ha» vom Reich« allen Kleinrentnern gewährt werden soll, deren Einkommen, unter oer Grenz« de» jeweiligen Ertstenzmiinimum» liegt und die, Männer über SO Jahre, Frauen üb«r 50 Jahre alt oder purch Srwerbsmvgltchkett behindert sind, ihren Lebensunter halt durch eigenen Erwerb zu bestreiten. Die hierzu