Volltext Seite (XML)
ßk. ß10. Nun Tagsblatt und >nz«ig«s sv, dal Fnttag, dm I. Aeptemß«, Stt u« «IN' dir Die türkischen Horäerungen» die sie als Siegespreis für einen abzuschließenden Frie den anmelden werden, sind sehr ho ch. Sie verlangen die Durchführung der Bedingungen, die die National versammlung von Angora bereits im ersten Rausch über ihre SelbständigkeitSerklärung schon vor Beginn de« Feldzuges ausgestellt Hatte: Türkische Oberhoheit über Smyrna, das westliche Kleinasien und Lstlhrazien! so wie Konstantinopel, Herabsetzung der türkischen Schuld an dem Weltkriege, völlige Abschaffung der Kapitula tionen und unbeschränkte Aufrechterhaltung der türki schen Armee. Schon hieraus geht hervor, daß keines wegs nur Griechenland, sondern auch die Alli ierten gewaltige Opfer bringen müßten, wenn sie solchen Forderungen restlos zusttmmten. Es kommt aber noch hinzu, datz die Angoratürken die Meerengen für die internationale Schiffahrt nur dann freigcbon wollen!, wenn ihnen die Sicherheit Konstantinopels und der Küste des Marmarameeres in irgend einer Form ge währleistet wird. ES hieße nicht nur Einzelbrstimumn- gen, sondern die Grundlage des Vertrages von Sevres' Preisgeben, wenn die Türken wieder Herr von Kon stantinopel und den Meerengen würden. Dagegen wer den sich Engländer, Franzosen und Italiener voraussichtlich geschlossen wehren. Die Friedens verhandlungen sollen schon in den nächsten Tagen ausgenommen werden, was um so notwendiger erscheint, als nach den Berichten vom Kriegsschauplatz die grie chische Niederlage immer mehr zu einem militärischen Zusamnwnbruch a««nächst, Dagegen bedürfen di» Ge rückte von dsr Flucht dm König» Konstantin au» «Han wohl noch dm Bestätigung. ' Pastra ««fang««» Nach einem bisher unb»stätiat«n > soll der Führer der Unversdhnlichen in Irland, de Va- mgrn worden sein. Wenn sich die Nachricht vewnhrh'i- ht die Aussicht, datz der Ausstayd der Republikaner grünen Fnsel ein End« nimmt und da« Land nun )ie Ruh« findet, di« v« so nötig braucht. strtiasschulden nicht srsolasn kbnns, wärtiae Rmtuna«' und Reparattol aller Wglischen Arbeitslosen in der allen Teilen England« sollen sich V nach London begeben, um dort ei, zu veranstalten. ' Anzahl Getcht D» Patera Gerüchte soll der lera gefn tet, besteh» vi» » anf.dvr grünen endlich di« Ruhe Don Staät unü Lnnä. »US, 8. September 1888. Sirokassrnumsatz. Bei der Ttadtgirokass« An« betrugen im vergangenen Monat August dis Bareingänge 80 Lis VH Mark in 1700 Posten, die Barausgänge 81 100000 Mark tu »80 Posten. Im Ortsverkehr wurden auSgrführt 1880 Gutschriften und 1878 Lastschriften in Höhe von je 1? 884 000 Mark. Im Fernverkehr betrugen die Mwetsungen 17 888 Ole, Mark in 1082 Posten, die Ueberweisungen 17 824 000 Mark m 1887 Posten. Der Gesamtumsatz stellte sich auf 170 414 00V Mark in 13 278 Posten gegenüber 31 878000 Mark tn 11220 Posten im gleichen Monate des Vorjahre«. Ueber die vrnteaussichtrn im Erzgebirge äutzert fich eln Landwirt, der Gelegenheit hat, den ganzen Bezirk Aue- Stol 1 b e r g zu überschauen, dahin, datz sämtliche Körner- früchte eine gute Ernte erbracht haben. Der Roggen war etwas verregnet, aber gelitten hat er nicht. Weizen und Hafer steht noch an, aber durchweg sehrgut. Kartoffeln lassen hier und da zu wünschen übrig; wenn aber nicht anhaltender Regen eintritt, wird hier im Gebirge eine gute Mittelernte. Heu und Grummt ist allerdings in diesem Jahre nicht so reichlich wie 1921. i Die gegenwärtige Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt, die durch das sprunghafte Steigen aller Preise, die dadurch beding ten Lohnforderungen und die schwierige Rohstoffebschaffung infolge des Valutastandes hervorgerufrn wird, hielt in Sach sen auch in der letzten Woche an. Allgemein ist ein Zurück- halten in der Anforderung von Arbeitskräften zu bemerken, namentlich in der Metall- und Textil-Jndustrie. Im übrigen war di? Lage nicht wesentlich verändert. Förderung des Handwerks durch die Regierung. DaS säch sische Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts bringt in seinem neuesten Verordnungsblatt folgenden Hinweis: Angesichts der Schwierigleiten der Berufswahl der Schüler und Schülerinnen höherer Lehranstalten scheint es ratsam, daß t e ck- nischund künstlerisch begabte Knaben und' Mädchen nut mindestens Obersekundareife oder entsprechendem Abgangszeug nis sich in größerer Zahl als bisher dem Handwerk zuwen den. Da dies bei der zunehmenden Bedeutung des Handwerks und handwerkerlichen Könnens auch für das deutsche Wirt schaftsleben förderlich ist, werden auf Ersuchen des Wirtschafts ministeriums die Leiter und Lehrer der höheren Lehranstalten veranlaßt, bei jeder geeigneten Gelegenheit die Schüler und Schülerinnen sowis deren Eltern auf die ethische, wirtschaft liche und soziale Bedeutung der Handwerkerlichen Berufe und die darin gegebenen Ausstiegmöglichkeiten hinzuweisen und das leider noch vielfach bestehende Vorurteil gegen handwerkerliche Betätigung nach Möglichkeit beseitigen zu helfen. Nähere Aus künfte können bei den Berufsberatungsstellen und Gewerbe kammern eingcholt werden. Gegen den Ausverkauf Sachsen«. Vom Hauptzollamt Zwickau wird uns geschrieben: Die Ueberflutung der Grenze durch ausländische, namentlich tschrthische Staatsangehörige, die in Massen nach Sachsen kommen, um hier billig etnzukau- sen und die mit einem Ausverkauf für jeden Einzelnen im In land verbundenen schweren wirtschaftlichen Schäden zwingen zur nachdrücklichsten Abwehr. Es scheint nicht'allenthalben gr- nügend bekannt zu sein, daß Geschäftsinhaber, die an Aus länder verkaufen, sich unter Umständen der Beihilfe zur verbotenen Ausfuhr schuldig und damit strafbar machen. Auch das Publikum kann in weitestem Maße' dazu beitragen diesen Ausverkauf zu verhindern, denn nach 8 1-7 der Strafprozeßordnung ist jedermann berechtigt, einm auf frischer Tat betroffenen oder Verfolgte»» auch ohne richter lichen Befehl vorläufig festzunehmsn, wenn er der Flucht ver dächtig ist oder seine Persönlichkeit nicht sofort festgestellt werden kann. Der Verdacht der Flucht bedarf nach 8 112 ebenda keiner weiteren Begründung, wenn der Angeschuldigte ein Aus- vttitzßikdung nu» zu «rtztslsn seien, wenn wir zu Vsssiruna unserer Währung kämst». r»n«bsn mützivn o!be» auch and««« Maßnahmen duvchg«stthrt w«rb«n, di« ««stlmst wärsn, MldssUngsn «tntrSwn zu lafssn und den grödp«n Auswüchsen mit Entschied-nhett «ntgegen» Miwwn. Ds» Wuchs» sst des Schrittmach«» der Zwang«, wwtschaft. An die R«vs dtz» Minister« knüpft« sich sm« gütiger« Dsbülts, kn ds» dw «nergtschswn Maßregeln ü«- gsn den Luxus und ua!m«ntltch für dich Hebung der land' Wirtschaftlich«» Erzeugung gesvrdert wurden. Oesterreich unä äer Völkerbunck. In einer bemerkenswerten Red« hat der vsterretchi« sch« Bundeskanzler Seidel vor dem Völkerbunvsra« noch einmal die ver-wetfells Laa« fetne« Lande» vln>- dringlich dara«l«gt. Er deutete dabei «ine letzt« Ver- zweiflungsaktlon de« unglücklichen Volke» für den Fall an, datz hie Hoffnung auf Hilfe vom Völkerbund trügen sollte. Aber alles« was de« vertrete« Oesterreich» er reichte, war die Ernennung einer Kommission au« ««riretern Frankreich«, England», Italien», der Tsche choslowakei und Oesterreich» zur Untersuchung der Lage. Al» ob es einer solchen langwierigen Untersuchung über haupt noch bedürfte! Um den finanziellen Zusammen bruch .abzuwehren, verlangte der Vertreter Oesterreich» vom Vvlkerbundsrat einen Kredit tn Höhe von 60 Mil lionen Dollar. Auch diese Frage soll genau nachge« prüft werden, und man läßt bereit« durchblicken, daß dtü Voraussetzung für eine namhaft« Finanzaktion eine scharfe finanzielle und Militärische Kontrolle über Oester reich sein werde, die durch eine internationale Gendar merie auszuüben wäre. Dabei hat Seipel in seiner Rede immer wieder betont, daß Oesterreichs Souveränität un ter keinen Umständen angetastet werden dürfe. Er hat Wohl guten Grund 'M dieser Forderung, da seine Scha- cherpolttik tn Oesterreich selbst mit steigendem Mißtrauen verfolgt wird und insbesondere den heftigsten Wider spruch der österreichischen Sozialdemokratie herausge fordert hat. Nach alledem..ergibt sich! noch kein Licht blick kür die Rettung Oesterreichs durch! den Völkerbund, und es ist eine mehr als optimistische Auffassung, wen»» Seipel vor Pressevertretern erklärt hat, in längstens zwei Wochen werde das österreichische Problem gelöst sein. rrlBßß»O pOlMfshs ZusammuitrÜt bw GstaMSgirichttchost«. Der Stantsge- rlchtsyvs In Leipzig wird am l 1, Leb t e mb« r zu seiner ersten Sitzung zttsmnm.'iitretett. Er wird über Anklngen vnljch.'wen, die gegen drei Studierende süddeutscher Universitäten wegen Beschtmpsnttg der deutschen Republik erhoben worben inb. Wann der Mordprozeß gegen den Rat Heu au- Nörde «zur Verhnndlung konmn'n wird, ist noch nicht be- timmt. Die Ankinneschrist ist jeriiggestellt und dem Staat«- gerichlshos zngeieiivt worden. , August Müll« und dl« Staatsgewalt. Staatssekretär a. D. Dr. August Müller vvrössentlicht im Berliner Tageblatt znm ersten Male einen Artikel ans einer folgenden Artikelreiye, die die Ursachen der Teuerung und die Mittel zu ihrer Bekämpfung zeigen »voller». Dr. Müller schreibt, das tzmiptübel, an dem »vir leiden, sei die Schwäche der Staatsgewalt, die sich nicht mehr durchznsetzen vermöge gegenüber den Svnderinteressen der organisierten Wirtschafts gruppen und Bevölkerungsklysscn. Die sitzt« Retorsion gefallen. Die Sperre der MöbelauS- snhr mis Elsnß-Lolhringen ist wieder aufgehoben »vorbei». Da mit Ist die letzte der seinerzeit verhängten Retorslonsmaßnahmen gefallen, von den Ausweisungen uns Elsaß-Lothringen abgesehen, dje nun nichts mit den Retorsionen zu tun haben sollen. Herabsetzung der britischen Besatzung. Daily Mail mel det aus Köln: DaS britische Oberkommando traf Vorberei tungen, die englische Besatzungsarmee an» 1. Oktober um ein Viertel ihres Bestandes herabzusetzen. DaS Kriegsmini, slerium in London habe in den letzt?»» Tagen,die Zustimmung zu dieser Maßnahme ausgesprochen. Die Zuständigkeit der Amtsgerichte ist auf 10 000 Mark am 8. Juli 1922 erhöht worden. Bet der fortschreitenden Geld- entwertung reicht, namentlich bei ländlichen Gerichten, diese Erhöhung nicht mehr aus. Schon der Kaufpreis für ein Schwein oder eine Ziege muß beim Landgericht eingeklagt wer- den. Der demokratische Abgeordnete Korell hat daher in einer Kleinen Anfrage eins die Notwendigkeit einer Erhöh ung der Zuständigkeit der Amtsgerichte hingewiesen. Die Leistungen der Notenpresse. Auf eine Anfrage wegen der Zahlungsmittelnot hat die preußische Finauzv-rwaltung initgeteilt, daß in den letzten zehn Tage»» für 2 3 M i l l t ar de n Zahlungsmittel gedruckt und in Umlauf gesetzt worden sind; das sind insgestiMt 10 Prozent des gesamten Notenum laufs Deutschlands. Die Tagesleistung der Reichsdrur- kerei ist jetzt ans 2,6 Mi ll i a r d e n P ap i e rm ar k gestiegen; sie wird noch iin Laufe des Monats September auf nahezu 4 Milliarden Papiermork täglich gesteigert werden, wodurch man dann die ZnhlunqsmittUnot endgültig zu beheben hofft. Die Verschmelzung der sozialdemokratischen Parteien., Di? Unterkommission, die die Mehrheitssozialdemokraten und die Unabhängigen auch organisatorisch verschmelzen soll, ist zusammengetreten. Die Mehrheitssozialdemokraten haben in sie Wels und Bartels, di? Unabhängigen Dittmann und Lud wig-Hagen entsandt. Eine Schlemmereistcuer in Berlin. In der Berliner Stadiverordnetenversaniinlung legte der Oberbürgermeister eine Vorlage von 2 0 0 Millionen Mark vor zur Linde rung der Nahrungsmittelnot. Die Summe soll durch die ange- kündigte S ch le m r» e r e i st e ue r aufgebracht werd?«. Die Kommunisten machten den bei solchen Gelegenheiten üblichen Lärm. EiuL Ansammlung auf der Straße versuchte tn das Haus einzudringen. Auch Poinare geht nach Genf. Nachdem Lloyd George die Absicht geäußert hat, nach Genf zur V ö l ke r b u n d s t a - g u n g zu reise», will auch Poincare die erlauchte Versamm lung mit s?iuer Gegenwart beehren. Natürlich treibt nur die Sehnsucht, seinen englischen Freund wieder einmal zu sprechen, den französischen Minister in die Schweiz, nicht etwa irgend welches Mißtrauen in die Absichten des englischen Premiers. Den» zwischen England und Frankreich besteht ja die Entente cordiale, aus deutsch, ein herzliches Einvernehmen. Verlangen nach brutaler Wahrheit. Eine Gruppe englische» Parlamentarier hat, dem Newyork ls^erald zufolge, den ameri kanischen Senator Borah ringelnden, nach Europa zu kom men, um in einer Reihe von Vorträgen den ?iiropäischen Völ kern die brutale Wahrheit in den Fragen der R e pa ra ti on e n, der internllii e r t e »i Sch nlde n und der A b r ü st u n g klar zn machen. Diese Einladung ist eine Folge der letzte,» Erklärungen BorahS, daß eine Annullierung der allilerlen Vavsnetz Llrrtv«. Original-Roman von M. Herzberg. -lmerlkkn. Lopyrlgkt 1920 by l,!t. Our. dl. Dlncke, Dresden 2t. slS Yorg<«ung.) (Nachdruck vrrdotm.) „Gewiß nicht!" war die ernste Antwort. — „So hätte eine Musiklehrerin in Berlin also wenig Aussicht?" fragte sie nach einer gedankenvollen Panse ziemlich beun ruhigt. „Die Spree können Sie mit solchen füllen!" rief jetzt, sich zutraulich in das Gespräch mischend, ClaircS Nachbarin, ein« untersetzte, volle Blondine. „Aber, Elfriede — so schlimm ist'S doch nicht I" ent- aegnete Jifi mit bedeutungsvollen Blicken auf Claire und sagte dann zu dieser; „Elfriede übertreibt gern. Geben Die Unterricht?" fragte sie dann direkt, die schlichte, schwarze Kleidung der ihr GegenÜbcrsitzenden musternd. „Noch nicht!" erwiderte Claire errötend, aber doch wahrhaftig, mit der ihr angeborenen Scheu vor der Lüge. Die muntere Kapellmeisterin besaß Takt, und so lenkte sie gleich ab lind brachte das Gespräch auf ein allgemeine« Gebiet. Die übrigen jungen Künstlerinnen steuerten ge fällig allerhand Schnurren und unterhaltende neutrale Begebenheiten und Erlebnisse bei, und so blieb der Nede- fluß, bet dem Elatre jetzt wieder mehr Zuhörerin war, fast unausgesetzt im Gange, bis der Zug auf dem Pot«- oarner Bahnhm »tnltef. Aus dem Nebengleise stand schon ein ander«« zur Ab' fahrt bereit und so gab es hier volle Bahnsteige, Gewirr« und Rufen s und im Gewühle der sich drängenden Menge entschwanden nach kurzer Verabschiedung die jungen Geige, rinnen von Claire« Lette, nachdem diese ausgestiegen und unwillkürlich mit jenen dem Ausgang zugesteuert war. Schade, daß sie sie nicht nach ihrem Absteigequartier, oder wenigsten« dem Lokal, tn dem st« zu konzertieren g«dacht«n, gefragt! Schad« noch mehr, daß sie ihnen nicht gesagt, wie fremd und unbekannt sie tn Berlin war! St« hätten ihr doch praktische Wmke und Anleitung über die nächsten Schritte geben können. In diesem Gefühl plötz licher Hilflosigkeit und Berlassenheit, inmitten einer ge schäftig cutcileuden, zielbervußten Menge, stieg leidenschaft licher Groll wieder in ihr auf gegen den, der sie in diese Lage gebracht. Bald jcooch faßte sie sich nud dachte ans > Handeln. Sie fragte sich zurecht, löste von dem am ' Ausgang postierten Schutzmann eine Droschkenmarke nud > begab sich zur Gcpackexpedition, ihren Kosser zu erhalten. . i 'S.,. , ES war. noch holl, erst gegen vier Uhr nachmittag», al« sie im Wägen saß und durch die Straßen Berlin» dey ihr durch Adolf milgeteilten Wohnung Gros Stief vater.» zusnhr. Die vielen neuen Eindruck«, die sich ihrem. Geiste in der großen, unboksanMen. Stadt auf- dränglen, verscheuchten vorläufig jede« andere Gefühl. Was gab es nicht alle« zu sehen! Im! Fluge nahm sie ätleii Schöne. Fremdartige, Prächtige tn sich ans. Tie kannte wohl große Provtnzstädte, die sie mit ihrer Mut- tey in früheren Zetten, alsi diese noch bewegungsfähig gewesen, besticht hatte, aber an die imposante Pracht die se« Banlen und Läden, an> die Großartigkeit de»! Rts- senverkehrs, de» Straßengetriebe» reichten jene Städte doch nicht heran, Dor Kutscher hatte sie zur Markgrafenstraße und in diese hinein bi» zu einem' herrschaftlichen Hause in di« Nähe de» Gchtllerplatzos gefahren, wo iHv Stiefvater wohnen sollte. Mitten in ihrem Staunen noch hielt die Droschke, viel zu früh für, Elatre» trunkene, ntmmer- falte Augen. Langsam verließ sie den Wagen, .hieß den Kutscher warten und stieg die breiten, tepptchbel-gten Treppen bis zum dritten Stockwerk enipor. „Frau Schobert, Prtvatlogi»" stand, anstatt de» er- erwarieten Namen» de- Baron», auf einein Schild über de« elekirischen Glock«, , Elatre zögerte betroffen. Endlich beruhigt» sie sich damit, datz e« hier ja trotzdem lvohmn. könnte, und st» klingelte energisch. SS gab einen so schrillen, häßlichen Klang, daß sie unwillkürlich zusammenfuhr. Ein Dienst mädchen öffnete. > „Wohnt hier Baron Schild zu Brandenstein?" fragte Claire nervös. Die sehr einfache Kleidung der jungen Dame mu sternd, htetz sic das Mädchen statt aller Antwort warten i»nd ging, die Tür offen lassend, tn den Korridor zurück.! Flüsterndes Sprechen drinnen. Kurz darauf seidenrau- schende Schritte. E« erschien eine stattliche, elegant ge- kleidete Frau mit gepudertem Gesicht und auffallender semmelblonder Haarfrtsur. Durch, ihr Mädchen wahr scheinlich vorbereitet, betrachtete sie Claire zunächst mit geringschätziger Neugier, unter der dieser, da» Blut zu Kopfs stieg. s , „Was wollen Sie vom H«rrn Baron?" war aVS- dann ihre mißtrauisch unverschämte Frage, di« Claire nun sofort entflammte und kampfbereit lverdsn ließ. „Ich möchte nur wissen, ob er hier wohnt," entgeg net« sie hochfahrend. „So? Nun, da bemühen St«, sich wohl gefälligst weiter. Hier wohnt er nicht mehr. Und w«nn St« ihn gefunden Haben, so seien Sie dach auch so freundlich, ihn an deU halben Monat Miete zu erinnern, d»n «r »ntv noch schuldet und bet feinem Auszug zu zahlen vergessen hat!" lautet di« gereizt« und bös« Antwort-' Elatre sah «tu, daß ihr« Heftigkeit ihr zum Scha den gereicht«. f „Ich bitt« um sein« jetzig« Adr-sse," sagt» st«, sich gewaltsam beherrschend, ruhiger. Gr ist nach Moabit übergesiedelt, in »inen herr lichen roten Palast," erwidert- di« Dam« mallttM ,Hvute aber hält er, glaub« ich, Sprechstunden nicht wchir ab, selbst nicht für so hübsch«, jung« Damen," Damit schlug st« di« gluetttv krachend zu und! ließ Slatr« verblüfft draußen stehen« lSortsstzung folgt.l