Volltext Seite (XML)
Anzeiger für öas Erzgebirge »«ch «sn, »»« -ULM /inzerger für oas vrzgeoirge WWW »«rnspttch.^nfihIuS Nr. tt. E«».«'.. «.!.u r,l»aramm„ Lagrbiatt fturrrrorbir-,. Enthalten- -le amtlichen Sekanntmachvngen -e» Nates -er Sta-t an- -es Amtsgericht» ftne. p,stjch«k.a,»t», ftmt L»tpzts Nr. 1„» Nr. 209 Donnerstag» äen 7. September 1922 17. Jahrgang Das Wichtigste vom Tage. 8m Reich-ia« trat der vom WotznungSauSschutz eingesetzte Unterausschuß, zusammen, um sich U. a. mit den Fragen deSKleiüwohnungSba us zu beschäftigen. Tie Beratungen werden vorau-sichtlich 10 Tage in Anspruch nehmen und vertraulicher Natur sein. » Wie dem Politischen Berichterstatter des Wvening Standard zuftlge verlautet, wird eine interalli ierte Konferenz über die Gesamtfragen der Reparationen und interalliierten Schul den zu einem Zeitpunkt vordem 1. November ver einbart werden. - D » Senator Lucien Hubert Hat in der franzö sischen Kammer eine Interpellation über die Anwendung einer wirksamen Reparation-- Politik im Ruhrgebiet eingebrachr. Der Dollar notierte heute vormittag in Ber lin mit 1310. ' Die (Zeutsch-belgischen Verhandlungen. Günstiger Abschluß -er Garantlekonferenzs Die belgischen Delegierten Delacroix, und Be nt elm an n sind gestern vormittag zu kurzem Besuche beim Reich-ftnanzminister Tr. Hermes aervesen. Um r/,12 Uhr begaben sie sich zum Reichskanzler Tie Un terhaltung mit diesem dauerte etwa eine xalbe Stunde und fand in Gegenwart do» Berliner belgischen Ge sandten statt. Tann begaben sich die Delegierten in Begleitung des Finanzsachverständigen Phklippson wie der zum ReichMnanMinister Tr. Hermes, wo eine Be- sprechung von etwa IVs Stunde Taner in Gegenwart der Staatssekretäre Bergmann und Schröder stattfand. Im Verlaufe dieser beiden ersten Zusammenkünfte wurde die Frage der Ausstellung deutscher Sch atzwech»- sel an Belgien zunächst einmal in großen Zügen durch gesprochen. Von deutscher Seite sind aber hierzu, wie verlautet, zunächst noch! -einerlei Vorschläge unterbrei tet worden. Gestern nachmittag fand eine weitere Sit zung der Delegierten mit Tr. HermeÄ und den genann ten Staatssekretären im Reichsftnanzministerium statt. Ter Boss. Ztg. zufolge ist vorauSzuschjen, daß die Ver handlungen zu einem befriedigenden Abschluß Uhren dürften. Ein neuer deutscher Vorschlag. Di« Neue Berliner Zeitung will gehört haben, daß von deutscher Seite ein Vorschlag auSgearbettet sei, Mer den man bisher strenges Stillschweigen bewahrt habe, da man erst die Wünsche und etwaigen Anregun gen der Belgier hören will. Der deutsche Vorschlag soll geeignet sein, die Forderungen vier Belgier nach einer Diskontiierung!smbg.li,chkett der Schuldschei ne zu erfüllen, ohne indessen die Herausgabe der Goldreserve der Meschsibank, eine Garantieuw- tevschvift des «Reichspräsidenten oder eine Ga rantie der D-Banken nötig, zu machen- Veutschlan- un- Englan- als Sürgen. Vor den amtlichen Besprechungen hätte der Staat», sekretär Tr. Bergmann, der bekanntlich in London gewesen ist, eine längere Unterredung mit dem Retch-i- kqnzler. Dieser empfing um 12 Uhr den belgischen Gesandten, dann erschienen die belgischen Telegterten mit dem ihnen beigegebenen Bankier Philippsohn^ Im Anschluß daran folgte eine Besprechung der drei Herren mit dem ReichSstnanzminister, an der auch die Staatssekretär« Tr. Bergmann und Dr. Schröder teil- nähmen. Die eigentlichen Verhandlungen sollen im Laufe de» heutigen Tage» beginnen. Vorläufig handelt es sich um informojtoriM» Besprechungen. Die positiven Vorschläge werden erst im Laufe de» heuttgen vormittag» gemacht werden. Staatsse kretär Dr. Bergmänn dürfte darauf aufmerksam ge macht haben, daß es wichtig ist« wenn wir sofort in Ver handlungen über die Gesamtsumme, die wir 1922 an Belgien zu zahlen haben, eintreten, d. h. e» sollen nicht! bloß die beiden Raten vom 1ü. August und 1ö. Sep tember besprochen und darüber ein« Verständigung.Her betgeführt werden, sondern über die gesamte Schuld, di« wir an Belgien zu entrichten haben. E» steht fest, daß Deutschland allein nicht in der Lage ist, die Bürgschaft für die Schahwechsel zu Mernehmen. von deutscher Sette wird dccher dahin gearbeitet, daß für den ersten Teil der Rai en, die Deutschland zu tragen hätte, da» Reich, für den zweiten Teil England und für den dritten Teil die Retchsbank die Bürgschaft überneh men würde. Außer den ReparattonSbesprechungen er- folgten auch Besprechungen im. Vorstände des Reich» verbände» der deutschen Industrie." Sie drehten sich le diglich um den sogenannten Winne-Vertrag. Innerhalb der Industrie begrüßt man ihn lebhaft. Diese Stellung nahme dürste auch in der BorstandSsttzung -um Ausdruck gekommen sein. Die Bedeutung des Stinnes-Dertrages. Staatssekretär Müller über -en Stknnes-Vertrag. Ter Leiter des WiederaufbauministeriumS Staats sekretär Wälter Müller sagt« einem Berichterstatter de» B D., daß der Abschluß des zwischen Stinnes und dem französischen Zentralverband der Aufbauorganisa tionen geschlossenen Privatvertrags entschieden Ku be grüßen sei. Der Vertrag werde auch zur politischen Entgiftung delr Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich beitragen. Auch die Reichsregierung könne den Vertrag im allgemeinen nur günstig beurteilen, liege et. doch in der Lin« p«y von jeher von der deutschen Regierung betriebenen E r füllung SPvlitlk und sei dazu geeignet, die Wun den aM Körper Europa- zu heilen, wie Rathenaul ein mal gesagt hat. Ter Vertrag' bedürfe insofern der Zu stimmung der deutschen Regierung, als diese feststellen mutz, ob da- Abkommen den Bestimmungen des Wies badener, des Bemolman- und des Gillet-BertrageS ent spricht. Eine besondere Frage, die sich aus dem Stin- ncSV-erlrag ergebe, sei die Freigabe eine» be stimmten Prozentsatzes von Kohlen zur Ver stärkung der Lieferungen der Kohle-nmengen, die Deutsch land monatlich an Frankreich zu liefern habe. Hier werde es noch besonderes Verhandlungen bedürfen, da vorher noch gewisse Schwierigkeiten beseitigt werden müßten. Was die Bekohlung der an VW französi schen Wiederaufbauorganisattvnen gelieferten Waren be trifft^ so gehe sie nicht etwa in der. Weise vor sich«, wie sie sich Vielleicht der Lade vorstellen könnte, .nämlich, daß enva der entsprechende Geldbetrag! von Frankreich so gleich auf den Tisch gelegt werde; der Betrag für die Lieferungen werde vielmehr von der deutschen Regierung an dis d«uts.chen Liefe ranten nach .Eingang der französischen Rech- nungeU iü Pähiepmark bezahlt. Diese Sum men werden dann der deutschen Regierung aus da» Re- Paratio «Skonto gutgeschrieben. ES ist anzunehmen, schloß Staatssekretär Müller, daß sich der auswärtige Ausschuß, der morgen zusammentritt, auch mit ' dem Sttnnes-Abkommen beschäftigen wird. Einer Zustim mung de» Reichstages oder einer sonstigen parlamenta rischen Körperschaft bedarf diese Vereinbarung nicht, da st« ja ein Prtvatvertrag ist. In Negierungskreisen findet man «S unverständlich, daß die spzial- demäkraitsch« Presse, die früher selbst den Aus bau der Sachlieferungen, der zum Wiederaufbau der zer störten Gebiete Frankreichs notwendig ist. .gewollt hat, gegen den Sttnnesivqrträg Sturm läujt. Man sagt daß gs nicht von Weitschauender Außenpolitik zeugt, wenn aus rein innenpolitischen Gründen da» immerhin wichtige erste Dokument, das eine praktische Mitarbeit de« deutschen Industrie am Wiederaufbau ermöglicht, bekämpft werde, weil naturgemäß der Unternehmer sich einen Gewinn gesichert hat. Ta auch, die Arbeiterschaft; an der Jntakthaltung der deutschen Industrie in großem Matze interessiert ist, so müsse nach Ansicht nicht nur de« industriellen, sondern auch der rein wirtschaftlich! denkenden Kreise geprüft werden, wann der deutschen Industrie auf diesem Weg« die Möglichkeit neuer Arbeit und zu Gewinn für die Volkswirtschaft gegeben werde. Eine Nede Rahrs- Zurück zur ethischen Weltanschauung. — Stabilisierung -er Mark. Regierungspräsident von Kahr hielt bet der KveiS- Versammlung de» landwirtschaftlichen Verein» von Ober bayern «ine Rede über die wirtschaftliche Lage de» deut schen Volke», in der er ausgehend von der letzten ge waltigen Teuerungswelle einen vergleich zog mit der Entwicklung Oesterreich» und sagte .er sehe nicht», was un» mit dem österreichischen Schicksal ver ein« und eine ähnlich« Entwicklung der wirtschaftlichen) Log« gewährleiste, er sehe aber, manche«, wa» un» ein noch schrecklicher«» «nd« erwarten lasse. Unser« Wirtschaft hab« di« Tendenz, .im» abwärts statt in di« Höh« zu ziehen. Taher dürfe die Wirtschaft nicht unser Schicksal uns vorschreiben, wir müssen zurück zu der napol«vntfch"- Auffassung de» Tat. Malftik s«t unser Schicksal. Da- könne aber nur geschehen durch Abkehr von der mechanischen Weltanschaumw und Rück« kehr zuv ethischen W-ltanschauung. Auf un sere Lage angewendet, heiße da», «S gebe kein Natur-, gesetz, daß mit jedem Steigen deS Dollar» die Preise für alle unser« Waren steigen und di« Löhne ebenfalls. Wenn wir un» in letzter Stunde vor dem Abgrund retten wollen, müssen wir unsere MavH stabilisieren Und keine höheren Preise nehmen; aber auch keine höheren Produktionskosten mehr. Lite» müsse unsere Losung sein. Niemand brauche dabet -u Schaden zu kommen. Ob da für ein Gesetz notwendig sei, wag« er nicht.zu entschei den. ES würde schließlich allein auch nichr genügen. Notwendig aber sei ein starker geschossener. Wille de» Volkes. / . > Der Völkerbund und Deutschland. Lor- Robert ^eclls Sesorgnisie für Veut-chlan-. Zn seiner gestrigen großen politischen Rede berührte Lord Robert Cecil u. a. eine Anzahl Deutschland be treffend« .Fragen, so di« vderschlestsch« Frag«, dis Saar- und dis Danziger Fvage, sowie den deutschen Markstück Er sprach lein« Bewunderung Über den Abschluß de» deutsch-polnischen Abkom mens unter der Leitung !CalonderS au», ging auf bi« Verhältnisse im Saargebiet «in ünd erklärte, daß an der Neubestäitgung Dr. Heetdr« im saarländischen Gebiet s charfe Kritik geübt würde. Dies erregte all gemeine» Aufsehen. Endlich regte er an, daß zur Be handlung Per besonders schwierigen Danziger Frag« «in besonderer Ausschuß eingesetzt werden möge. Im Weh« teven Verlauf der Red« ging «r auf di« schwere wirk schädliche Krisis ein, die gegenwärtig die Welt, vor allem Deutschland erschüttere, und wie» auf den Ernst der durch den Markstück geschaffenen Lag- Hin, di« nach Ansicht unterrichteter Leute dazu führen könne, datz Deutschland in einigen Monaten dort sei, wo heute sich Oesterreich! befindet. Dazu komm« di» Überaus verwickelte Reparativntzfrage. Er könne aber keine bestimmte Lösung Vorschlägen. Er fordert« di« Versammlung auf, alle diese Fragen, die da» öffentliche Leben betreffen, mit äußerster Aufmerksamkeit zu ver folgen. < ' Der zerbrochene Frieden von SLvres. lvo« milerr« vrrlwtt Mitarbeiter.) Zn Gevre», der Werkstatt de» feinen französischen Porzellans, halten die vier Weltrichftr gleichwie in Ver sailles und in St. Germain einen Friedensvertrag konstruiert. Ihre Gewalttätigkeit und ihre profund» Unkenntnis in ethnographischer Hinsicht ließ.sie Mr po litische Filigranarbeit am wenigsten geeignet erscheinen. Tie KriegSeveignlsse in Kleinasien haben jetzt den Frieden von SevreS zerbvpchen. Eigemlich ist er ja nie richtig Zustande gekommen, Tenn di« Türken zogen sich einfach in das Inne« von Kleinasien zurück. Ten Sultan mit seiner Herrlichkeit ließ man im Kon stantinopel ein dekoratives Schattendasein wetterfühven. Die politische Gewalt in der Rest-Türkei ging auf den verwegenen Kemal Pascha über. Dieser berief eine Nationalversammlung nach Angora, und gestützt auf de ren Beschlüsse, lehnte er nach langwierigen Verhandlun gen die Ratifizierung de» Frieden» ab. Gleichwohl ver stand er e», die Entente, zu trennen. Tie imperialisti sche Gier der Franzosen nach neuen Eroberungen wußte er in der geschicktesten Weise politisch zu benutzen Er» machte ihnen Tonderversprechen in Kleinasien und hin sichtlich der Bagdadbahn. Frankreich ließ sich sogar berettfinden, einen besonderen Vertrag mit den Angora türken abzuschlteßen. In England erregte dieser Son dervertrag Staunen und Entrüstung. Tie Engländer haben im Lauft der Zeit sich hinter die Griechen ge steckt, und schließlich lagen die Ding« so, daß der grie chisch-türkische Krieg al» «in Kampf der Entente unter, einander angesehen werden konnte, wobei nur v«tde Teil« sich damit begnügten, zwei kleine Völker für ihre Pariser und Londoner Hintermänner bluten zu lassen. Jetzt scheint der Krieg entschieden zu sein. Auf ihrem ureigenen Territorium hat di« Türkei «ine Kraft entfaltet, die an ihre besten Ueberlftftrungen erinnert. Wt« «inst Osman Pascha am Schipka-Patz der Welt be wies, daß der wank« Mann noch «ine sehr widerstands fähige Konstiiutton hat. so zeigen auch jetzt di» türki schen Sftge in Kleinasien, daß die 'Kraft der Türkei durch den Weltkrieg ckeine-fall» gebrochen ist. Sie Haden nach «tnvm für sft nun doch sieben Jahre währenden Krieg« dft Schlüssel der grftchischen Stellungen gestürmt und im rasch«« Vormarsch sind sft, dft Grieche», vor sich U»rtreibend, bft an dft Küste Kleinasien» gelangt. Ms